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10 Das Seelenleben im allgemeinen. 2Tlitte fenen lehrt und die Phvsiologie mir nachweist, daß der vermutete krankhafte Vorgang nur in eben diesem laskörper stattsinden Fann, so sagt mir indes doch feine von beiden, baß es gerabe ein Schwar3 ift, was ich bei jenen Deränderungen im lasförper sehe; bas mußte ich ja vorher unb eben darum fragte ich. Es gibt also ein eigenes Reich in ber Dirklichkeit, bas vor aller Xaturwissenschaft uns befannt ift, bas Reich des Bewusztseins. Das ich schwar3 sab, baß sich etwas veränberte unb bewegte, war mir bewußt, während ich „bie fliegende Mücke" hatte; nicht bewußt war mir bas Dorhandensein eines Glaskörpers im Auge, nicht bewußt ber Amstand, baß ber Glaskörper zuweilen krankhaft veränbert ift. Unb wie weiß ich benn jetzt davon, nachdem Anatomie unb Phrsiologie mic belehrt haben? Dodi nicht fo, baß ich mein eigenes Aluge auseinanderlege; ben Glaskörper meines Aluges erblicke unb vielleicht gar eine mückenähnliche schwarze Gestalt barin wahr- nehme? ZXein, ich habe gehörte Worte in meiner «Erinnerung, ich bin mir ber Bedeutung biefer Worte bewußt, inbem ich fie mit ber «Erinnerung an gesehene Augen, gesehene Slaskügelchen von unregelmäßiger form im Bewusztsein verbinde, ich benfe mir etwas Bestimmtes bei ben Worten. Don «Erinnerungen, Derbindung von «Erinnerungen, Denken fagt mir aber fein Ana- tom unb fein Phvsiologe etwas, offenbar, weil man wohl bas Auge unb feine Heile unb ebenfo Deränderungen im Glaskörper sehen unb vorzeigen, nicht aber meine «Erinnerung unb mein Denken mir vor Augen stellen kann. Das Bewusztsein ift dem- nach eine ganz eigene Sad^e. Unb bie Alufeinanderfolge von solchen Dingen, wie es «Erinnerung, Denken, Wollen sind, fpielt sich sozusagen in einem ganz besonderen Bezirke ab. Darum spricht man fo gerne von einem „Seelenleben", zu bem man in vorzüglichem Sinne bas Geistesleben ber inzelmenschen rechnet. 3n ber Cat, ein „Eeben“ ift es, biefes scheinbar ewige Wogen von inneren Bildern, Gefühlen, Entschlüssen, über« legungen, bas uns ben Tag über erfüllt unb felbft im Schlafe in unsere Cräume hinüberströmt. Wenn wir verbittert durc eine trübe, lieblofe Behandlung unfern eigenen Sedanken nach- hängen, wenn wir, erschüttert durch eine ernfte 2ahnung des Schicksals, Einkehr in uns felbft halten, wenn wir erwachend