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angewendet, die fähigkeit mit eigener Kraft tätig zu fein: „3d; kann sehen, der Blinde nicht", „3c fann gehen, der Eahme nicht". Und doc haben and; diese beiden Worte ihre Beziehung auf den Willen. 3d; mus, was ic nicht will ober lieber nicht wollte. 3d; fann, wenn mein Körper und die äußeren Lmstände mei- nem Dollen entsprechen, und ich habe ein Können mit Aluse zeichnung, ich tiabe eine Kunft, wenn meine übrigen psychischen Kräfte, vor allem Phantasie und Denken, den vom Willen ge- setzten Sielen erfolgreiche Dienste leiften. Alus diesen Derdeut- lichungen ber Ausdrücke „2us“ und „Kann" erhellt, baß bie Sprache mit ihnen zwei verschiedene Derhältnisse ber Aluszenwelt und des übrigen Seelenlebens zum Dillen festhält. Sie zeichnen ben Willen wie er den ihm eigenen Bereich nac außen 511 überschreiten sucht. Xac ber andern Seite abhängig sehen mir ben Willen, wenn mir ben Dörtchen: „3d; soll” und „3d; darf“ auf ben Grnnd gehen: Hier gibt sich uns bas Wollen im Derhältnis zu einem gesetzgebenden Willen über ihm zu er- kennen. 3c „soll" bas, mas mir durch bas sittliche Geset ober durc einen höhern menschlichen Willen geboten ift, id; „darf" bas, mas mir nicht verboten ift. Das „du sollst" stellt eine Anforderung an ben Willen, bas „bu darfst" läßt ihm freien Eauf. Aber bas: „Du sollst" ift fein wang, sondern eine Pslicht. Jhre Erfüllung hängt von mir ab. Der Gebietende möchte eine TCätigkeit sehen, aber mein Wiße foll als besondere Bedingung ins Wittel treten, bamit bas Beabsichtigte geschieht. Das Sittengesetz unterscheidet sich demnach vom ilaturgefeß burd; bie größere Sreiheit, bie es übrig läßt. Will id; freilich dem 3beal ber Persönlichkeit entsprechen, fo ift es notmenbig, baß id; ber Pflicht gehorche: Aber biefe Zlotwendigkeit ift nicht mie bie des „Wnß" eine reale („phvsische"), gegen bie id; nichts tun fann, sondern eine ibeale („moralische"), bie id; tatsächlich ver- letzen fann und nur unter Doraussetzung eines Sittengesetzes als logische Solge anerkennen muß. Es leuchtet ein, baß uns bei dieser eigeritümlichen Stellung des Wollens alle Dergleiche des psvchischen Derhaltens mit ber äußeren Xatur im Stic lassen, aber nicht minber erhellt aus biefer «Erörterung, baß bie bisher zergliederten Wortbedeutungen zwar von ber Psvchologie aus« gehen, aber von ihr ab« unb in bie Gebiete ber ZTetaphvsik (ber £ehre vom realen Sein) unb ber Sittenlehre hineinführen.