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Gefühls geben mus, von der aus wir nach zwei entgegen» gesetzten Richtungen fortstreben und durch eine Reihe non inten» siven 2littelstufen zu einer äuzersten renze gelangen. Don völliger Gleichgiltigkeit aus, einem ustande des Gemüts, Öen mir vielleicht nie ganz erreichen, öer aber doch jeder Seit sic anbietet, Fönnen mir zu Zufriedenheit, Dohlbehagen, Heiterkeit, Rosenlaune, Sreude, Wonne, Eustigkeit, Entzücen bis jur Ause gelassenheit übergehen. Ebenso ist aber auch öer fortschritt von Gleichgiltigkeit zu Unbehagen, 21liszstimmung, übler Eaune, Schmer, Eeid, Deh, Traurigkeit, Angst bis zu vollster lieber» geschlagenheit, Entsetzen, Jammer, Xot und Elend möglich. Es zieht sich demnac zwischen Eus unb Unluft eine Grenze ber „3ndifferenz“ (ber Xlichtverschiedenheit ober leeren Gleichgiltig- feit) hin. Dafür spricht zugleich eine anbere Eigenschaft ber Gefühle: Eust unb Unluft schlagen, auf bie Spitze getrieben, in einanber über. Höchste Süszigkeit einer Speife erzeugt Dider- willen, ja Ekel. Dohlige Badewärme geht bei Steigerung ber Wärme in unangenehme itze über. Es ift vorzugsweise biefer Übergang von Eust in Unluft ber weitaus häufigere. Wie mir mehr zur Kälteempsindung neigen, fo auch mehr zum Unluft» gefühl; im Deutschen scheinen auch mehr Worte für ustände ber Unluft jur Verfügung zu stehen als für Eust. Jedoch fommt auc ber umgekehrte Gang vor. 3m Übermaß ber Derzweiflung unb des seelischen Schmerzes packt uns zuweilen bas Sachen mit unwiderstehlicher Macht, unb zwar vermag bies Personen zu begegnen, bie fonft ganz ruhig unb nüchtern sind. 2ancher Eumorist hat behauptet, das ber umor aus raurigkeit ge» boren merbe. Der verbissene Sarkast, ber eine „boshafte freude" — eigentlich ein Diderspruch — an ben Derkehrtheiten bes Sehens hat, ift wohl ursprünglich ein verbitterter Dulber gewesen. Unb sicher treibt uns jebe Unluft dazu an, uns ihrer zu entledigen unb bann kehren mir gern statt zur leich- giltigkeit zur Eust zurück. Wenn nun and; im Gegensatz jur allmählichen inüberleitung ber Gefühlsqualität ber „Umschlag“ bes Gefühls ohne Dazwischentreten von Uiittelftufen erfolgt, beren Qualität ziemlich unbestimmt unb unbestimmbar märe, fo zeigt doch bie Heftigkeit bes jät] erfolgenben Umschwungs an, dasz auch hier nicht bas ruhige (Eintreten einer Qualität für eine anbere statfsindet, fo mie 3. 3. beim Betrachten eines Blumenbeets sich im Bewusztsein Rot an bie Stelle von Blau Syr off, Pivchologie, 7