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„DDort" und „(Seift" hat sich uns demnach auch in anderer Richtung als zutreffend erwiesen, als er es dachte: bas he- paar verträgt sich nicht immer, und gewisz ift bas Wort mit ber WDortvorstellung launig, gefühlvoll, für ästhetische Gesetze fein empfindlich, gan wie man früher bie Srau zu schildern pflegte, unb ift ber Gedanke ftarr, feft, schwer beweglich, wie nach ben Frauen heute noch ber MTann gelten soll. Es ift so- mit ein reizvolles Problem bie Srage, wie bas Denken auf bas Sprechen unb auf bie Sprache unb wie umgekebrt bas Sprechen unb bie Sprache auf bas Denken wirken mag. Dielleicht greifen mir nicht fehl, wenn mir ben Einflusz ber Denkgesetze überall ba erblicken, wo mir fefte Gliederung unb Hnterscheidung im Sprachleben vorsinden; bie Gesetze ber Dorstellungen unb Sinneswahrnehmungen bringen wenigstens nicht barauf, unb vor adern sind MTusik, Craum unb alluzination ohne solche Sliederung. Eogisch bebingt sind sicher auch alle die «Entgegen» setzungen unb Verneinungen ber Sprache, so bie Wörter „Xein", „Xicht" unb bie hundert Wörter mit ber Dorsilbe „un", wie „unnütz", „Unluft". Serner ber prinzipielle Segensat von Sub- stantiv (Hauptwort) unb Adjektiv (Eigenschaftswort), von Cätig- keits, unb Eeideform (Aktiv — Passiv), bie Beziehungswörtchen (Konjunktionen), bie bie gebuchten Derhältnisse zwischen Sat- gedanken miebergeben wollen. So mar benn ber Dersuc ber zu Unfang des 19. Jahrhunderts erstandenen vergleichenden Sprachwissenschaft, aus ben gemeinfamen Eigenschaften aller Sprachen bie allgemeinen formen bes menschlichen Geistes, aus ber „Struktur" ber Sprache bie Struftur bes Seistes ablesen zu moHen, nicht ohne tieferen Grund. Aber ein solches Unter» nehmen mus nach bem Sesagten einfeitig bleiben. Das Sprache leben ift nach feiner eigenften Xatur ein emiges Wanbern unb Wogen. Der mittelalterliche Dichter Dante (um 1316) hat bies wohl erkannt, mie bereits einige Denker bes AItertums, wenn- schon er sich auf andere Gründe stützt, als fte hier angeführt merben. Unb mürbe bas etma gelungen fein, mas verschiedene Männer, bie halb einem logischen Jdeale nachjagten, halb mehr praktisch-üchterne verfolgten, anstrebten unb anstreben, eine auf ftrenger Eogik aufgebaute Deltsprache zu ersinden, unb unter ben Dölfern allgemein zu verabreben, nach einigen 3wan- zig Jahren märe ber Unterschied mieber ba. Die Dialektbildung