78 raten läßt: Jesus schläft im Hinterteil des Schiffes, während das Fahrzeug schon vollgeschlagen wird und zum Schrecken der Besatzung unterzugehen droht, d. h. er ruht in seinem Glauben an sich und seine göttliche Sendung so sicher, daß er durch die allgemeine Furcht nicht angesteckt werden kann, ja sogar die durch Sturm und Not verängstigten Schiffer durch sein zuversichtliches Wort mit neuem Vertrauen zu erfüllen vermag. Auch das Wandeln über die Seeoberfläche (6,45—52), das, wörtlich verstanden, aus Jesus ein „göttliches Gespenst“ macht, 65 ) soll Jesus in seinem Glauben so kräftig zeigen, daß er davon hochgehalten wird, mögen andere auch in dem Meer der Kleingläubigkeit und Verzagtheit ver sinken; und dieser Gedanke ist sogar in der späteren Überlieferung des Matthäus-Evangeliums (14,28—32) noch weiter ausgeführt: Petrus versucht das Seewandeln seiner seits und bringt es auch fertig, solange er gläubiges Vertrauen zu sich selber hat; sowie er aber Angst verrät, sinkt er unter und muß von Jesus emporgezogen werden. Endlich kann auch das als Naturwunder erzählte Ver dorren des Feigenbaumes auf Jesu Verwünschung (11,12—14.20—24) nur bildlich verstanden werden, wie schon die Darstellung und die daran angeschlossene Be trachtung lehrt. Jesus hätte gern von einem Feigenbaum die Früchte genossen, obgleich es gar nicht die Zeit der Fruchtreife war, und kleidete seine — damit als un begründet gekennzeichnete — Unzufriedenheit in die Verwünschung: „Nie mehr in Ewigkeit soll jemand von dir Frucht essen.“ Als nun nach einigen Tagen der Baum einging, nahm Jesus gerade die Unmöglichkeit eines ursächlichen Zusammenhanges zwischen seiner Ver wünschung und dem Verdorren des Baumes zum Anlaß,