73 läßt, betätigt sich in der menschlichen Gesellschaft durch eine Nächstenliebe, welche der Eigenliebe gleich ist (12,31); und der Nächste ist nicht der leibliche Verwandte, sondern wiederum derjenige, „wer da tut den Willen Gottes“ (3,35). Dieselbe Verinnerlichung hat Jesus auch mit dem Messiasbegriff vorgenommen. Die Zukunftshoffnungen des jüdischen Volkes waren teils nationale, dem Diesseits zugewandte, teils uni versale und als solche auf das Jenseits gerichtet. Im Mittelpunkt der nationalen Hoffnungen steht der von David abstammende Messias, von welchem der sieb zehnte Salomonische Psalm folgende Schilderung ent wirft: 64 ) „Er soll die Heiden besiegen und aus dem Lande treiben, er soll das Land reinigen von allen Gottlosen; er soll über ein heiliges Volk herrschen und kein Unrecht in ihrer Mitte dulden; die Völker wird er von Jerusalem beherrschen, sie werden kommen und Tribut zahlen; sein Vertrauen werden nicht Kriegsheere sein, sondern Gott selbst, mit dem Wort seines Mundes soll er die Erde schlagen; er wird stark im heiligen Geist sein, ohne Sünde, mächtig von Tat, stark in der Furcht Gottes wird er seine Herde weiden.“ Die universalen Erwartun gen, welche das Weltgericht und die Auferstehung der Toten, die Besiegung des Teufels und der Dämonen, den Weltuntergang und die Welterneuerung zum Gegen stände haben, sind an ein engelartiges Wesen geknüpft, welches als „Menschensohn“ bezeichnet wird: der Men schensohn, welcher von jeher unter den Fittichen des Höchsten im Himmel gewohnt hat, erscheint als der Ver- treter Gottes im Weltgericht und bei allen folgenden kosmo logischen Ereignissen, welche zur Welterneuerung führen.