71 nachgerühmt wurden, warum sei er denn von dem jüdi schen Volke nicht als sein Messias anerkannt worden? Die Urgemeinde antwortete darauf: Jesus wollte gar nicht als solcher anerkannt werden; darum lehrte er in unverständlichen Gleichnissen, darum wirkte er in heim lichen Heilungen! Allerdings — und das macht den Ursprung der Ver stockungstheorie, aber nicht ihr törichtes Mittel und Ziel begreiflich — weicht die Auffassung Jesu über die Bestimmung des Messias von der volkstümlichen ebenso ab, wie seine Frömmigkeit von der landläufigen seiner Zeitgenossen. Gewiß ging Jesus nicht darauf aus, das Gesetz zu verletzen; aber sowie die Satzungen, welche nach seiner richtigen Erkenntnis von Menschen, seinen unversöhn lichen Feinden, den Pharisäern und Schriftgelehrten, auf gestellt waren, mit dem Kern und Sinn des Gesetzes in Widerspruch zu kommen schienen, trug er kein Be denken, sich selbst darüber hinwegzusetzen, bzw. die Über tretung durch seine Jünger zu dulden. Er selber speist mit den von den jüdischen Frommen peinlich gemiedenen Zöllnern, weil es ihm darauf ankommt, die Sünder zu bekehren (2,17); unbekümmert um die strenge Heiligung des Sabbats, wie sie nach dem Gesetze üblich war, heilt er am Sabbat einen Gelähmten (3,1—6), nimmt er seine Jünger in Schutz, welche zur Stillung ihres Hungers am Sabbat Ähren ausraufen (2,23—28). Die selbstquäleri schen Fastengebote setzt er ebenso für seine Jünger außer Kraft (2,18—20), wie die übertriebenen Reinigungs vorschriften beim Essen (7,1—23), das letztere mit dem Grundsatz verteidigend: der Mensch könne sich so wenig durch Speise und Trank, durch etwas Äußeres verunreini-