Bundes und den Herrnworten« als Apostelbriefe zu Ansehen gelangten; aber schließlich fanden sich doch die hochgeschätzten und immer wieder verlesenen Schriften des Neuen Bundes zu Sammlungen zusammen, deren früheste in der Hand des Gnostikers Marcion zu Rom um das Jahr 150 bezeugt ist, bestehend aus einem Evangelium, dem des Lukas, und zehn Briefen des Paulus, nämlich allen außer seinen drei an Timotheus und Titus gerichteten. Gerade die Abwehr gegen die um sich greifenden Ketzereien, wie die Gnosis, jene höhere, über die volkstümliche hinausgreifende „Erkenntnis“, und den Montanismus, den Rückschlag der hochgehenden urchrist lichen Begeisterung gegen das abflauende katholische Christentum, nötigte dann die Kirche, auf die Sichtung der heiligen Schriften bedacht zu sein, und so erschien denn schon dem im Jahre 177 zum Bischof von Lyon bestellten Irenäus das „viergestaltige Evangelium“ mit unseren vier Evangelien als so selbstverständlich wie die Vierzahl der Himmelsrichtungen. Im zweiten Jahrhundert wurden neben den Evangelien und sämtlichen Paulus- Briefen auch die Apostelgeschichte, der erste Petrus- und der erste Johannes-Brief und endlich das Offenbarungs buch in dem Kanon vereinigt, der nun auch als neu- testamentlicher von dem alttestamentlichen unterschieden ward; und im dritten und vierten Jahrhundert nahm die griechisch-römische Reichskirche den zweiten Petrus-, den Jakobus- und Judas-Brief, die beiden kleinen Johannes- Briefe und endlich als Paulinisch den Hebräer-Brief dazu. 30 ) Der Beweggrund für die Aufnahme in den Kanon war mithin die Rücksicht auf die Reinheit des Glaubens, welche oft recht äußerlich durch das apostolische An-