135 des Umsturzes beigekommen ist: man nimmt ihnen aus ihrem Programm die tatsächlich neues Leben wirkenden Forderungen heraus und läßt sie an ihren übrigen un ausführbaren Bestrebungen zugrunde gehen. „Unsere Schule ist unsere Kirche“ und „Religion ist Privatsache“, diese beiden wichtigsten Sätze des sozialdemokratischen Programms hätten schon längst von deutschen Staats männern benutzt werden sollen, um der Sozialdemokratie den Wind aus den Segeln zu nehmen, noch ehe hier durch eine historische Kritik des Bekenntniswesens nach gewiesen wurde, daß der Liberalismus gar nicht anders kann, als dieselben Sätze sich zu eigen zu machen. So trifft es sich glücklich, daß der Liberalismus mit der Auf nahme dieser Sätze dem Ultramontanismus den Todesstoß versetzt, ohne gegen die katholische Kirche einseitig vor zugehen (denn das evangelische Kirchentum wird geradeso getroffen) und zugleich die Parteigänger der Sozialdemo kratie mit sich fortreißt, um sie durch die bessere Volks bildung dem nationalen Staate zu gewinnen. Den Ultramontanismus zu vernichten und die Sozial demokratie unschädlich zu machen, das ist das große Problem unserer inneren Politik —: nur der Liberalismus kann es lösen! Und andererseits: Nur im Zeichen der neuen Reformation, im Zeichen der in ihr beschlossenen Fülle sozialer Reformen wird der Liberalismus, der Sozialliberalismus, siegen, und nicht bloß den Sieg erringen, sondern auch die ihm gebührende Herrschaft im Staate und im Reiche dauernd behaupten!