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OherlmgWitzs MgMM Gersdorier Tageblatt Anzeigenpreis die ggespaltene KorpuSzetl« 75 Pfg., Reklame zeile 3.— Mk.; bei Mederholungen tarifmäßiger Nachlaß. — Auskunftserteilung und Vermittlung von schriftlichen Angeboten 80 Pfg. — Anzeigenaufgabe durch Fernsprecher schließt jeden Ersatzanspruch au«. — Bei zwangsweiser Einziehung der An- zeigengebühren durch Klage oder im KonkurSfalle gelangt der volle Betrag unter Wegfall der bei sofortiger Bezahlung de- willigten Abzüge in Anrechnung. — Fernsprecher Nr. 151. — Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Rüsdorf, Bernsdorf, WüstenbraM Mittelbach.Grüna,Ursprung,Kirchberg,Erlbach,Meinsdorf,Langenberg,FalkemLangenchursdorfAs«- . M „HW.«' 1—m I mr II. IUIIII«I> >1 WI I ! I, , Z ' N. LZ? MstW dell 11. MBer 1SM U SDßW WWW dtt ZNßVßßEMHO ill MW. 1 Nachdem die Bewirtschaftung von Frischfleisch mit Rcichsverordnung vom 19. September 1S2S ab 1. Oktober 1320 aufgehoben worden ist, erledigen sich alle vom Bczirksverüand hierüber - erlassenen Bekanntmachungen und Verfügungen, insbesondere die vom 16. 10. 1318 über Haus- ! schlachtuvgen und vom 27 11. 19! 8 üner Viehperänderungsanzeigen. In Geltung bleibt nur nur noch die Bekannwmachung vom 24 August 1S2V über die Führung einer Kundenliste zwecks einer gleichmäßigen Verteilung der Auslandssleischzuweisungen. 2 Die sächsischen Ausführungsbestimmungen zur Verordnung vom 19. September 1920 über die Maßnahmen zur Sicherung der Fleischoeisvrgung in der Uebergangszeti noch Aushebung der Zwangswirtschaft sind in Nr 236 der Glauchauer Zeitung vom 9 Oktober 1S2S abgediuckt und liegen zur Einsichtnahme bei allen Artsbehöroen aus. Vordrucke für Schlußscheine und die Buch führung können van den Viehhändlern und Kleischein, von der Wilhelm und Bertha von Baensch- Stiftung, Dresden-A, Waisenhausstraße 34, bezogen werden Bezirksverband Glauchau, den 9 Oktober 1S20. Frhr. »»» Welck, Amtshauptmann. K-L.-Nr. 771b II Freibank. Dienstag rohes Wndsleisch, jede Berson 125 Gramm. 1 Pfund kostet 8 Mk. Lebensmittelkarten-Nr 7lS1—7330 und 1—1S0: 8-S; 1S1—431: 3-10 Uhr. Landbutter, jede Person 50 Gr. " Mk. 110 4171—4S75: Schmidt, 1351—2147: Beyer. Bekanntmachung. Infolge Lohnstreitigkeiten tritt möglicherweise die städtische Arbeiterschaft der Gas- und Elektrizitätsversorgung unter Umständen schon morgen in den Ausstand. Für diesen Fall kann auch das Gaswerk den Betrieb nicht aufrechterhalten und mnß die Gasabgabe an die Bevölkerung gänzlich eingestellt werden. Alle Beschwerden und Anfragen hierüber bei der Direktion des Gaswerks bitten wir zu unterlassen, da sie nicht erledigt werden können. Vor allen Dingen richten wir an unsere Abnehmer die dringende Mahnung,.alle Auslaßpunkte wie Lampenbrenner, Kocherbrenner, Plättenbrenner usw. sorgfältig ge schlossen zu halten. Unterbleibt diese Borsichtsmaßregel, so können bei Wiedereintreten der Benutzungszeit des Gases schwere Unglücksfälle und wirtschaftliche Nachteile für de» Gasabnehmer entstehen, da er auch für allen Schaden, der dadurch verursacht wird, ve» antwo'rtlich ist. Sobald die Gaslieferung wieder ausgenommen wird, wird der Einwohner schaft davon Kenntnis gegeben. Hohenstein-Ernstthal, 11. Oktober 1920. Der Stadtrat. Jie Dein Reichstag ist jetzt der Entwurf eines neuen Gesetzes gegen die Kapitalflucht, dein der Reichsrat zugeslimmt bar, zur Beschlußfassung »orgelegt worden. Der neue Gcsetzeutwlw ist dadurch nctwendig geworden, das; das frühere Gesetz von: 8. September 191!» mit dem i Ok tober 1920 außer Kraft ge reten ist. Bei der Festsetzung des Dermins vom l. Oktober >920 hatte inan seinerzeit angenommen, daß dir Vcr- anlagung der hauptsächlichsten neuen Dienern, des Neichsnmopfers und der Vermögensznwach.- Ueurr, bis dahin abgeschlossen sein wurden. Dien' Voraussetzung ist nicht emgetrcten Solange aber diese Peranlagnngcn, so beißt es in der dem Entwnrf beigcfiigten Begründung, noch nn ! Birchgcstihrt und, müssen die Abwcürmaßnahmen gegen die Kapitalslncht anfrcchtcrüalicn werden. Die bisherigen Maßnahmen gegen die Sch c der aller Arten haben, das dürsten sich die Be hörden rnliig cingesiehcn, vollständig versagt. Wc> fein Schäfchen vom Kricgsgewinn ins Trockene bringen ivollte, der hat cs getan. Immer noch werden Millionenwerte über die Grenze geschmug gelt, per Schiss oder per Schiffchen, im einfachen Kahn bei Nacht nnd Nebel. Nur die Flucht im Flugzeug hat etwas uachgciasseu, ivcil die Kon- nolle über die vorbandeneu Apparate infolge der Ablieferungspflicht an dis Entente verfchärf! wurde. Aber die Tatsache, daß bei dcutfcheu Juwelieren kann: noch ein großer, hochwertiger Brillant oder Smaragd zn sindcn ist, besagt ge nug. Alles ist vou dcu Kriegs- uud Ncvolu- tionsgcwinuleru aufgekaust, in Kleidern uud Dchuhen hinübergcschmuggelt und mit Nutzen zn ausländischem Gelbe gemacht. Wie will man diese Kapitalabwanderung fetzt, wo überhaupt die Zeit verpaßt ist, unterbinden, nachdem die Grenz- Überwachung glänzend versagt hat? Die An hebung des Briefgeheimnisses, d. h. Durchschnns- fclnng der Auslandspost, bat zwar liier nnd da sinen kleinen Stcuerdicb znm Hängen gebracht, für die großen aber ein wahres Wundersustcm von Gcldvcrschlebungcn ausgebildet lind uun zur Kapitalvcrbergnng im Jniandc Da? riesige Anwachsen der Geschäfte der Stcuc Verwaltungsbehörden, das Hcransziehcn der ge schulten Beamten, der Ersatz durch Neuliuge, die der Fülle des GcschäftszuwachfeS erst recht ralloS gegcniiberstanden, haben dazu geführt, daß die Steucrbiutcrziebuugeu geradezu groteske Fermen angenommen haben, Formen, die wirklich SO s zn Lustspielen geben könnten. Hat doch, wie kürzlich von uns mitgctcilt, der Bürgermeister im benachbarten Lichtenstein erklärt, es sei un erhört, welcher Schwindel allein bei der llmsa ßeuer getrieben würde. Wer im Leben siebt, also die Finanzpolitik nicht mir ans Büchern und Bicrrcdcn kennt, der weiß, daß es besonder s ln de» Großstädten, aber auch in tleinen Orw», zablreiche Leute gibt, die vou ihrer Privatwo > mmg aus Ricsengcschäfte abwickclu, ohuc auch nur die Tatsache, daß sie eiu Geschäft betret ben, wenigsten? der Gewerbestencrbchörde zn nie! den. Unter diesen Schiebern gibt cs wieder sot ehe, deren Geschäfte den Umfang einer mittleren Aktiengesellschaft erreichen. Wer zählt die Schic bnngen, die mit frechem Hob» durch die Aus Nutzung der Lücke in der gesetzlichen Bcstimnnm gcn begangen werden, nach denen man zwar eine Wohnung polizeilich anmelden mnß, nicht ober ein GeschäftSlo'al. Bei Ladengeschäften führe fa die Polizei aus anderen Gründen < Firmenbe zeichnung nsw.) eine gewisse Kontrolle, aber der Etagenschieber ist jedem derartigen Zwirns voll kommen entrückt. Solche s rnpeliose Elemente haben während des Krieges keine Bücher geführt nnd ihre Kriegsgefchäfle ohne Fakinra geniacht Ihr Barvermögen wissen sie dnrch Ueberschrei bnng ans Fran nnd Kinder nnd durch Aufbe wahrung an den seltsamsten Orten so zu vor- steckeu, das: mir durch Zufall ihre Eutiarvuug möglich ist. -Hier ist uoch zu bemcrlen, daß Vie e Ageuteu und Kanfteutc, die ivährend des Krie ges und tnrz nach dem Kriege Gelegenheit hat ten, ins neutrale Ausland, meist in die Schweiz zn regen, die Gelegenheit benutzt haben, nm ihre Kinder bei den dertigcn Versichernngsgesclstchaf- tcn einznkausen, — die Prämien haben sie im voran? voll bezahlt Die Stencrgcsctzgcbung ver sucht zwar, diesen Manipulationen Rechnung zn tragen, aber mich liier ist der Nachweis nicht immer leicht zu führe», da die ausländischen Gesellschaften »mürlich zu Aussage» nicht ge zwungen werden können. Aber mich in gewiß sen Geschäftskreisen wird zum Zivecke der Steuer hinterziehung unendlich viel geslnnkcrt. Sie hal ten eS für praktisch, ihr gesamtes verfügbare.? Kapital in außerordentlich großen Warenmengen anzulegen. Ani Jahresschlüsse bei Aufteilung der Bilanz schätzen sie dann diese Waren nach lanftnännischem Gebrauch uud Borftbrift zum cm- gcblich wirtlichen RcalisanonSwcrt ein, den sie natürlich niedriger entstellen als den Anschaf- snngsprcis. Sind z. B die Waren nm den Preis von 800 000 Mark erworben werden, io werden sie in der Jahresbilanz nnnmebr mit dem Werte von 200 000 Ml. geführt. Wenn die Steuerbehörde bei Prüfung der Bücher diefe Dif screnz bemängelt, so weisen sic darans bin, das; cS sich hier um Konjnnktnrvellnftc haudlc, die sic selbst am meisten bedauern, die aber nick» m verhindern gewesen wären. Wie die Praxis lebn, ist der Beweis der beabsichtigten Täuschung schwer zu führen, da man den böftn Willen, kamn sest- stellcn kann- Wie will man dieser rassinicrt ansgcbildclcn Steuerflucht-Technik ans die Schliche kommen? Tie Beratung des neuen Gcsctzcntwnr'cs im Reicks- tag wird erweisen, daß die Bnrcankratie wieder einmal weit hinter dem wabrcn Leben nachhinkt. Sitz GrchlWW «Wer. Der sächsische Wirtscha lSminislcr Schwarz änfßcrie in ciiiem Bär krage in Döhlen bei Dres den allerlei Os cnhcrzigkeüen. Die heutige Lc - b c n S Haltung sei trotz höheren Löhnen ge genüber dem Frieden wesentlich schlechter. Die wirt'obaftliche Krise sei international. Ans die Solidarität der französischen Arbeiter zu rcchueu, sei e i n T r u g s ch l u ß, schon des- ivegen, weil selbst die radikalste französische Ao- beitcrgruppe der Tcinokratischen Partei in Denlsoh- land gleichtonnne. Gerüchte über die marschi?- rendc W e l t r c v o l n t i o n seien falsch. Eben w babc Deutschland von Rußland nichts zn er warten. Das Sowictsvstcm lvcrdc iibcr knrz oder lang znsaninrcnbrechen. Tentschland sei vollstän dig ans sich selbst angewicsen. Die Sozia lisier u n g, zn der im übrigen die deutsche Arbeiterschaft n o ch g a r u i ch l reif sei, lönnc vorlänsig keine Besserung des Wirtschaps lebens bringen. Sie müsse allmählich cinsetzcn, und zwar beginnend bei der Kohlen-, Kali- nnd Stickstoff-Gewinnung. Die Enteignung der übri gen wichtigen Betriebe ergebe sich dann von selbst. Die Kartosfelpreise seien wahnsinnig. Tie Schuld daran trage lediglich die Anreizpolikik der Reich mcgierung. Gegenüber außerfächsischen Land wirten seien die hiesigen noch als vernünftig zn bezeichnen. Ein Machtwort in der Kartoffelpreis srage zn sprechen, sei ilnn nnmöglich, da er fei nen Worten nicht den nötigen Nachdruck ver- lciheu köuue. Denjenigeu Landivirten, die trotz der befchloffenen Kartofselpreisermäßlgung ihre .Kartoffeln tenrer verkauften, könne nnd werde dv Regiernng nicht helfen, wenn das B o l k zur Selbsthilfe ihnen gegenüber fckmtte. Da? EinheitSbrvt, das demnächst in ganz Sa - sen zur Einführung gelangt, habe er gegen die Vorwürfe nnd Beschwerden der Arbeiterschaft m den Ueberschnßbeziricn dlircksetzen müssen. Daran erlcnue man, daß auch unter der deutschen bezw. sächsischen Arbeiterschaft von Solidarität oigent uh wenig die Rede sein könne. Dasselbe zeige fick bei den landwirtschaftlichen Arbeitern. Ihm hät ten z. B. Verträge vorgelegen, wonach m man- ! chen Bezirken landwirtschaftliche Arbeiter jährlich 52 Zentner Getreide als Deputat erhielten. Daß ! dieses Getreide den Weg des Schleichhandels gebe, sei klar. Mit der Milch und anderen land wirtschaftlichen Erzeugnissen sei es ebenso. Die Aufhebung der F l e i s ch b e w i li sch a f t u n g, gegeik die Sachsen im Reichsrate sich allein einge etzt habe, bezeichnete Minister Schwarz als e i >i Verbrechen a in Volk e. Künf tig werde die minderbemittelte Bevölkerung statt mehr, weniger Fleisch bekommen, das wenige aber niit dem dreifachen Preise bezahlen müssen. — Weiter erklärte Minister Schwarz, daß sich die Mehrheitsiozialdemokratie für die Tarier nicht vou derRegierung a u s s ch I i e- ß e n könne. In der Opposition zu verharren, sei zwar nützlich sür die Partei, das Wohl des Volkes aber stelle dabei auf einem anderen Blatte. Einer nenen Rcvolutwn sprach Minister Schwär; die Lebensfäbigkeit ab. Nach vier Wo chen würde sie znsammenbrechen, da das inter- nanoncke Kapital dasür sorgen würde, daß Tcmsckland wirisoba stich zugrunde ginge. GmMhtSktzÜ?ttMls ü» dW,tZ. Am Sonnabend sind in Et.emnitz die in den städtischen GaS- nnd Elektrizitätswerken beiob f rigten Arbeiter in den Ausstand getreten. Pun t st Ubr lvnrde der elektrische Strom für das ge- iamle städtische Licht- nnd Krastnetz abgefchaltet. Nachdem der Straßenbabnverlebr zum Stillstaild uud die elektrische Beleuchtung zum Veblöschcn gebracht wo rdeu war, lies; vou jZ ist llhr au auch der Gasdruck nach, so daß bald darauf die Stadt völlig iu Tunkleu lag. Tie Arbeiter verlangen Ausbesserung der Stnndcnlöhnc nni 20 Prozent, ivährend die Stadt die Lome nnr von i,8ttan! 5 Ml., 4,01 ans 4,80 nnd ßU ans 4,90 Mar nnd die Kindcrznlagen von Ost ans 40 bezw 50 R>k. erhöben ivollte. Ter angernsene Schlich- inngsauSschns; blieb noch unler dem Angebot der Stadt. Verhandlungen, die gestern Sonntag ein- gelciret wnrdc», blieben ergebnislos, da die Arbeiter einen Abbruch des Streikes ablehnten, wenn ihnen ihre Forderungen nicht bewilligt würden. Das „Ehemn. Tgbl." bemerkt hierzu u. a.: Damit haben sich die. Verhandlungen sürs erste, zerschlagen, nnd eS ist zurzeit noch nicht abzistebcn, wann ihre Wiederausnahme möglich sein wird. Die Parteien werden sich zunächst niit ibrcn Zentralstellen in Verbindung setzen. Wir bedauern, das; der Lolmlampf der städtischen Ar beiterschaft zu diesen schweren Folgen geführt hat. Seine Wnknngcn bestehe» ja nicht allein in den llnbegnemlich'eftcn, die der einzelne in seinen dunklen oder behelfsmäßig schlecht erleuch teten Wolmränmen zu spüren bekonimt. Viel ernster sind die Folgen, die sich in der K r a s t- Versorgung der I n d u st r i e bemerkbar machen und die naturgcmäß zur Stillegung ver schiedener Betriebe führen wird. Geradezu ver- lumgnisvoll aber sind die Auswirkungen, die dieser Streik in hygienischer Be ziehung haben mnß. Weite Stadtgebiete wer- den vom Wasser abgeschnitten sein. Tic Tbea- tcr und Gaststätten haben sich gestern mit Not- bcleuchlnng geholsen, das Wasser wurde gegen Bezahlung ans tiefer gelegenen Stadtteilen ent nommen, der Straßenbahnbetrieb steht still. Sine Kundgebung der Aerzte. Welckk überaus schweren Folgen der Ausstand vor altem auf gesundheitlichem Gebiete haben kann, ergibt sich aus der Kundgebung, die vom Aerztlioben Bezirksvercin Ehemnitz-Stadt sowohl an die Streikleitung, wie auch an den Rat der Stadt gerichtet worden ist. Das Schreiben lautet: Die hculigc Versammlung des ärztlichen Be- zirlsvcrcins Chemnitz-Statt, an der über 100 Aerzte teilnahmen, hat einstimmig beschlossen, Ihnen von folgendem Schreiben und Beschluß umgebend Kenntnis zn geben: Im Namen der Kranken der Stadt, der Schwangeren, die mit Sorge ihrer Entbindung in diesen Tagen entgegensehen, der Operierten und Gebrechlichen fordern wir dringend den Ab bruch des Streikes der städtischen Arbeiterschaft und die Wiedervcrsorgung der Stadt mit Gas, Elektrizität, da durch Abschueidcn von Licht, Gas, Wasser und Fortkommen in unverantwort licher Weise Menschenleben gefährdet sind und verloren gehen, die gerettet werden könnten. Wir niachen nachdrücklichst darauf aufmerksam und führen cs auf das Ernsthafteste vor Ihr menschliches Oiewissen, daß die ärztliche Hilselei- stung völlig nnmöglich ist, wenn tie Entkeimung der Iustrumcntc und Verbandstoffe nicht erfol gen kann, wenn die Operationen wegen nngc- nngcndcr Beleuchtung nicht ausgefiihrt werden können, wenn lebensretlende Operationen unter bleiben müssen, weil der Arzt die Perantwortung wegen mangelhafter Keimfreiheit nicht tragen kann, zn schweigen von der Verzögerung der ärzt lichen Hilfeleistung durch Stillegung der Stra ßenbahn u. a. ni. Am II. März 1919 'chrieb die „Volksstim me" in Betrachtung eines Streiks der lebenswich tigen Berufe: „Das Streikrecht endet moralisch dort, nn da? LebenSiniercsse der Allgemeinheit beginnt." Man darf anch die Elektrizität--, Gas- und Wasserwerke nickt stiltegen, denn mich das ist M ord, besonders au Kindern und Frauen. Wir fordern daher den sofortigen Abbruch des Streikes zum Wohle, unserer Patienten, die An-