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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.09.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-192009169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19200916
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19200916
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-09
- Tag 1920-09-16
-
Monat
1920-09
-
Jahr
1920
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.09.1920
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flucht angenemnien. — Der deutsch > pol nische Gefangenenaustausch schrei- tet befriedigend fort. — Nach einer Meldung aus Kowno ist der Waffenstillstand zwischen Polen und Litauen m Kraft getreten. Angeblich haben die Litauer ihn wieder gebrochen. — Die Polen machten in Kowel 3000 Gefangene und erbeuteten 36 Geschütze. — Der deutsche Ge schäftsführer Sthamer in London wurde zum Botschafter ernannt. — Das Budapester Kriegsgericht verkündete das Urteil im Prozeß gegen die Mörder des Grafen Tisza. Tobo und Sztankovsky wurden zum Tode durch den Strang, die anderen Angeklagten zu Kerker- und Gefängnisstrafen verurteilt. — Der Luft- verkehr zwischen Skandinavien und Deutschland wurde gestern eröffnet. — Wegen Rückgabe b c - schlag n ahmten belgischen Tele- Phonmaterials sinden Verhandlungen zwischen Deutschland und Belgien statt. — In Bolivia wurden 12 Einwohner wegen eines M i- litärkomplotts gegen die Regierung er schossen. — In Südbayern soll ein zwei st ii n- diger Proteststreik wegen der Verhaf- tung des kommunistischen Abg. Eisenberger statt- sinden. LtfftMche SmeWMrflMs in Oberlungwitz. Herr Gemeindevorstand Riedel macht Mit teilung von einem Dankschreiben des Werkfüh- rers Löffler für die überreichte Ehrenurkunde an läßlich seines 25jährigen Dienstjubiläums. — Mit Herm Tr. nied. Brock ist ein Vertrag ab geschlossen worden, demzufolge für die Unter suchung sämtlicher Schulkinder eine Entschädi gung von 3000 Akk., in Einzelfällen 3 Mk., als Armenarztberatung 3 Mk., bei Besuchen in der Wohnung des Erkrankten 5 Mk., als Kranken hausarzt 500 Mk. jährlich gewährt werden. — Die Erlbacher Straße soll mit 60 Birncnbäu- men, das Gelände am Hochbehälter mit 20 Ap felbäumen bepflanzt werden. — Nach einer Ver fügung steht es den Gemeinden srei, bis 30. September Gemeindesteuern zu erheben. Von dieser Verfügung soll kein Gebrauch gemacht werden. — Die Ausbesserungsarbeiten im Post gebäude sind vollendet. Sie verursachten 650 Mk. Kosten. — Die Straßen- und Schlcusenarbcitcn hinter der Egidy-Mühle sind in Angriff genom men. Es hat sich der Ankauf eines Streifen Land vcm Walterschen Grundstück zum Preise von 5 Mk. je Quadratmeter notwendig gemacht. Es kommen 400 Quadratmeter in Frage. — Bedürftige Kriegerwitwen und Arbeitslose waren mit je einem Zentner Holz bedacht worden. Hiergegen erhoben die nicht berücksichtigten Krie- gerwitwen Beschwerde. Der Gemeinderat beschloß aber, von dem Entscheid, nur bedürftige Krieger- Witwen zu berücksichtigen, nicht abzugchen. Es sind 271 Zentner Holz verteilt worden. — Am 28. September findet in Lichtcnstein-Callnbcrg «in Gemeindetag statt. — Herr Gemeindevorstand Riedel kommt hierauf auf die am 6. September im „Goldenen Löwen" von kommunistischer Seile einberufene Einwohnerversammlung zu sprechen und erklärt, da die Versammlung nur zu Putschzwecken einbcrufcn gewesen sei, in Zukunft Einwohnerversammlungen, wenn sie von Parteien einberufen werden, nicht mehr zu be suchen. Am Schluffe der Versammlung sei man gegen die GemeindeLeamten beleidigend vorgc- gangcn. Der Einwohner Keil, der erst kürzlich wegen ähnlicher Beleidigung zu 100 Mk. Geld strafe verurteilt worden sei, habe sich dabei be sonders hervorgetan. Gegen ihn fei bereit? er- neuter Strafantrag gestellt. Herr Bennewitz erklärt, die sozialdemokratischen Gcmeindevertreicr würden wegen der Radauversammlung die A c m- ter nicht n i e d e r l e g e u, wie gesordert worden sei. Den Entschluß des Gemeindevor- standes bitte er nur dann durchzuführen, wenn von vornherein ein rüpelhaftes Benehmen der Versammlungsbesucher zu befürchten sei. — We gen Anschlusses an den Deutschen Gemeindetag sollen erst weitere Ermittelungen angestellt wer den. — Angenommen wurde ein Ortsgesetz über Kleinhausbauten. — Parallel mit der Hofer Straße, hinter den auf der südlichen Seite des Ortes gelegenen Gütern, ist für spätere Zeit eine 36 Meter breite Verkehrsstraße (EntlaslungSstraße) geplaiit. Die Kreishauptmannschaft ersucht nun um Feststellung, welche Parzellen siir die An legung von Spielplätzen und gewerblichen An lagen an dieser Straße in Frage kommen könn ten. Der Gemeinderat ist sich der Bedeutung dieser Feststellung bewußt und gibt die Ange legenheit zunächst dem Bauausschuß zur näheren Beratung. — Die Nnterbringungskosten für Auf nahme eines kranken Kindes einer Kriegelwitwe in eine Heilanstalt werden zur Hälfte aus die Gemcmdekasse übernommen — Das Gesuch um einen Beitrag zur ArLeiterjugendfürsorge wird der Folgen halber abgelchnt. — Ebenfalls ab gelehnt wird das Gesuch um Unterstützung eines durch Feiler geschädigten Einwohners in Neu- dörfchcn. — Der Beitrag zur Volksbücherei wird von 10 auf 100 Mk. erhöht. — Das Gesuch der Heimbürgin um Erhöhung der Gebühren und Gewährung einer Teuerungszulage wir8 abge lehnt. — Für die Unterbringung eines Kindes im Bethlehemstift werden die 120 Mk. betragen den Kosten übernommen. — Dem Hospitalver- walter wird ein Dicnstaufwand von 000 Mark jährlich bewilligt. — Tas Gesuch eines Beam« ten-Anwärtevs um Fortzahlung des Gehaltes für die Tauer eines sechsmonatigen Kursus bei der Gcmeindelchranstalt wird bedingungsweise geneh migt. — Mit der Entfernung von Bäumen an der Straße nach Ursprung soll sich zunächst der Bauausschuß beschäftigen. — Für den zum Ge- mcindevorstand gewählten Herrn Gcmeindeältesten Riedel wird der bisherige 2. Gemcindcälteste Herr Paul Voitel und an dessen Stelle Herr Moritz Scheibner gewählt. — In den Ausschuß zur Steuercinschätzung werden gewählt die Herren Robert.Saalmann und Johannes Spindler als Unansässige, Gutsbesitzer Albin Löbel und Ge- meindeältester Fabrikant Paul Voitel. — In den Schulausschuß wird für den durch Fortzug aus- geschiedenen Herrn Emil Tippmar Herr Mar Petzold, Nr. 350, gewählt. — Auf Antrag wird eine Reibe Steuerreklamationen in öffentlicher Sitzung behandelt. Herr Gcmeindcvvrstand Rie del bemerkt, daß vielfach bei den Gesuchen nicht wirtschaftliche Not der Anlaß gewesen sei, al? vielmehr in den Gesuchen Methode zu liegen scheine. Von den Gesuchstellern hatten eine Reibe z. T. bedeutend höhere Einkommen, als versteu ert waren. - Es handelte sich um den 2. Termin für das 1. Vierteljahr 1920- Es wurden bei den Gcsuchstcllern Einkommen von 2000 bis 3300 Mk. im ersten Vierteljahr 1920 feslgestellt. Ta könne von einem Steuernachlaß nicht die Rede sein. Von 15 Gesuchen werden 6 genehmigt, 9 abge- lebnt. Schluß der öffentlichen Sitzung 11^ Nbr. ES folgt noch eine geheime Beratung. OerMches UE Gsichstsches. Freie Kartoffelwirtschaft. Mit dem gestrigen Tage ist die freie Kartof- felwirtschast im ganzen Deutschen Reiche in Kraft getreten. Damit tritt ein Wendepunkt für die Landwirtschaft ein. Jetzt soll cs sich zeigen, ob die von Erzeugern und Verbrauchern gleichmä ßig verlangte Beseitigung der Zwangswirtschaft die Verbilligung dieses wichtigen Lebensmittels bringen wird. Eine Enttäuschung würde sehr unliebsame Folgen haben, namentlich würde dann an eine Aufhebung der Zwangswirtschaft für Ge treide nicht zu denken sein. Landwirtschaftliche Verbände sind bereits für eine Herabsetzung des KartosfelpreiseS eingetreten. Ter Höchstpreis sollte im September nur 25 Mk. für den Zentner sein- Der Präsident des deutschen LandwinschastSratS Freiherr von Schorlemer schlägt einen Preis von 15 bis 20 M k. für Herbstkartofteln vor. Es ist dringend zu wünschen, daß diesem Vor schlag entsprochen wird. Tie Landwirtschaft hat cs in der Hand, die gegenwärtig herrschenden harten Zeiten zu mildern. Ter freie Handel wird sicher allmählich dem Notstände in der Be schaffung der Lebensmittel abhelfen, dazu gehö ren- aber auch Verkehrserleichternngen rind Ver billigungen. Das sehr ertragreiche Karioffelge- biet, die Provinz Posen, ist dem Deutschen Rei che verloren gegangen; wir wissen auch nicht, ob die Polen uns Kartoffeln liefern wollen. Die Kartoffelmcnge, die in Deutschland geerntet wer den wird, dürfte aber ausreichen, wenn nicht ab sichtlich ein Teil zurückgcbalten oder ins Vieh verfüttert oder zu industriellen Zivecken verwen det wird. — Wie aus Weimar gemeldet wird beschäftigte sich der Deutsche Bauernbund in einer Vertrauensmännerversammlung mit der Kartof- felpreisfragc. Schließlich fand folgende Entseblie ßung einstimmige Annahme: „Die Versammlung .des Deutschen Bauernbundes, Abteilung Thü ringen, hält einen Kartoftelpreis v on 2 0 M k. frei Stadt oder Bahnstation für angemessen. * — Ne n e r u ng bei Aufgebote n. Nach einer Verfügung haben bei Erlassen von Aufgeboten die Angaben über den Namen, Stand und Wohnort der Eltern zu unterbleiben. Das Ansgebot enthält also nur die Namen, Stand und Wobnort de? nufgebotenen Paarc-s. Eben falls in Fortfall gekommen ist die Angabe der Religion auf sämtlichen standesamtlichen Papie ren (GeburtS-, Tran- und Todesschein). sz. A u S d c m Partcilebe n. Ter bis herige demokratische VolkSkammcrabgcordncte Fa brikbesitzer Posern wird, wie er in einer Sitzung des Demokratischen Bürgerbundes in Meerane erklärte, bei den kommenden Volkskammerwahken nicht wieder kandidieren. sz. D i e F ordcrungcn der s ä ch i i - s ch c ii Texti l avbciter für die Be triebsräte. In einer dieser Tage in Dres den abgcbaftenen Betriebsrätekonserenz der orga nisierten T.e> tilarbeiter Sachsens wurde nach ver schiedenen Referaten die Forderungen für die Ausgestaltung der Betriebsräte in einigen Ent schließungen festgelcgt, von denen die erste sich für Einführung der Betriebsräte in die gewerk schaftlichen Organisationen und gegen selbstän dige Belriebsräte-Organisationen erklärt. Die zweite fordert Ausdehnung der Reckte der Beü triebsräte und empfiehlt rasilosc und kräftige Ar beitsbiNe. Tie dritte wendet sich gegen polni sche Sonderbündelei innerhalb des Gewerkschaft? verbände? und die vierte forderte Entschädigung der Betriebsräte für Arbeit und Zeitverlust außer halb der gesetzlichen oder vereinbarten Ar beitszeit. * — K r i e g S gefangene bet r. Tas Wehrkreiskommando teilt mit, "daß Auszeieh- nungsvorsckläge für nach dem 3l. 7. 19 zurück« gekehrte Kriegsgefangene an Abwickeluugmmt!9. A.-K. Leipzig cingereicht werden können. Alle anderen Auszcichnungsvorschläge und solche, die nach dem I. 10. 20 liier ciutrefsen, sinden keine Berücksichtigung mehr. 8 Hohensteiu-LrnstlhKk, 16. Dcpt An der Plünderung der Glauchauer Kas-rnr kei!gni»wmin hatte der L2jährige Nudclmochcr F von hicc, der Riemen, SchiLffee, Kochgeschirre, Mützen, Decken, Hosen, Jacken, Hemden usw. im Werte von 1500 Mark erbeutet hatte. Er wurde jetzt von der Zwickauer Strafkammer zu drei Mona ten Gefängnis Verurteilt. s. Oberlungwitz, 16. Sept. Für die Auf- bringung des einmaligen Beitrages, den die Inhaber von Fewsprcchanschlüssen der Reichs- poftverwaltnng zu entrichten haben, stellen sich auch die Spar- und Girokaffen zur Beifügung. Sie gewähren jedem hiesigen Teilnehmer aus Verlangen ein entsprechendes, nach Befinden tilg bares Darlehn auf 10 Jahre fest gegen Abtretung der Ansprüche, die dem Fernsprechteilnehmer aus der Beitrogsleistung an Zinsen und künftiger Rückzahlung gegenüber der Postveiwoltung zu stehen. Der Fernsprechteilnehmer hat der Spar- odr Girokosse sür die Darlehnsgewährung eine Vergütung (Zuschlagszins) in der Höhe zu ge währen, daß die Sparkasse mit Einschluß des ihr von der Reichspoftverwaltung zufolge der Ab- treiung zufließenden Zinses insgesamt den je- weiliaen Diskontsatz der Nelchsbank erhält. Auch die hiesige Spur- und Girokaffe nimmt Anträge auf Gewährung von Fernsprechdarlehn entgegen; sie erteilt gern jede weitere Auskunft. Interessierte Teilnehmer, denen in diesen Taven kein dies bezügliches Schreiben der Giwkasse Oberlungwitz zugegangen ist, können im Rathaus — Zimmer Rr. 1 — Auskunft erhalten. )( Oberlungwitz, 16. Sept Vergangene Nacht ist Herrn Gutsbesitzer Olto Walter ein zweipserdigcr Motor, der hinter der Scheune in einem klein-n Schuppen auibeivahrt war, ver- dachtlos gestohlen morden. Zum Fortschaffendes Motors ist ein Handwagen, Spw weite 47 Zen timeter, benutzt worden. Vm Ankauf des Mo tors wird gewarnt. Beim Anbieten wolle man die Gendarmerie benachrichtigen ):( Oberlungwitz, 16 Sept. Ein Kriegs gefangener Russe, der bei einem hiesigen Guts besitzer zur Arbeit eingestellt war, stahl einem ebenfalls dort beschäftigten Knecht den Sonntags anzug und verduftete damit. Bisher gelang es nicht, den Flüchtigen zu soffen. ):( Oberlungwitz, 16 Sept. Zu einer wider lichen Szene kam es dieser Tage auf einem im oberen Ortsteil gelegenen Felde. Ein Gutsbe sitzer hatte seinen Hund auf mehrere auf seinen Felde-n Aehren lesende Flauen gehetzt und die Frauen mit Beleidigungen belegt. Des Weges kommende Arbeiter ergriffen gegen den Landwirt Partei und prügelten ihn durch. Der Auftritt dürste jedenfalls noch ein gerichtliches Nachspiel haben a. Oberlunswitz, 16. Sevt. Der Obst« und Gartenbauvercin hält nächsten Sonntag und Montag in Eichlcrs Gasthaus seine Obst- und Gartenbau-Ausstellung ab. r. Gersdorf, 16. Sept Nem Bergarbeiter Kurt Bonitz wurde aus-seiner elterlichen Be hausung, Haus-Nr. 65H, ein wertvolles Fahrrad, das erst neue Gummibereifung erhalten hatte, gestohlen. Die Nummer des gestohlenen Rades ist 48896. Etwaige Wahrnehmungen wolle man der Polizei melden. * Ursprung, 16. Sept Dos Ergebnis der ärztlichen Untersuchung unserer Schuljugend aus d n Ervährrmgszvstsmd ist nrchr ungünstig zu nennen Al- völlig norm«! g.'neihrt befunden wurden 47 Kinder, nicht voll befriedigten 57 Kinder, als unftrernAhrt galten 43 Kinder, während 9 Kinder, denen dringend Güse nottut, als stark nnlerrri'ähA bezeichnet wurden * Oelsniß, Erzg, 1k. Sept. Infolge Strek- kkneindrucüs find aus einem hft sigen Slcinkohlcn- wcrke mehrere Bergarbeiter verunglückt. Wie w r erfahren, crfflt dabn der Bergarbeiter Ernst Schüppel ans Callnberg eine schau re Brustkorb- qm schling, so i atz cr m hoffnungriojem Zustande nach dem Kranken!,muse gebracht werden mußte. KoldeLfe. Roman von E. M a r l t t t. SV. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Er lächelte. „Mein Belisar ist wild und eigensinnig, Sie kennen ihn ja," sagte er. „Er geht nur mit mrr und würde es sehr übel ver merken, wenn ihn ein anderer als sein Herr nach Hause bringen wollte . . . Jener feige Mensch wird übrigens, wie ich Ihnen schon gejagt habe, heute auf keinen Fall einen zweiten Angriff ge gen mich wagen . . . Nun, und wenn auch, ich bin ja gefeit! ... Ist nicht heute ein' guter Stern über mir aufgegangen!" Er blieb stehen. „Was meinen Sie," fragte er plötzlich mit gedämpfter Stimme, während fein Auge aufleuchtete und das ihre forschend suchte, „soll ich wohl den entzückenden Wahn festhalten, daß er mich durch mein ganzes Leben begleiten werde?" „Wenn Sie Wagestücke in diesem Sinne aus führen wollen, dann ist cs freilich besser, Ihr Glaube cm jenen Stern ist kein so unbedingter." „Tas größte Wagestück war wohl dieser augenblickliche Wahn selbst," murmelte cr sür sich, während ein sinslercr Schalten über sein Ge sicht flog. „Ich verstehe Sie nicht," sagte Elisabeth erstaunt. „Das ist ganz natürlich," entgegnete cr bitter, „Ihr Denken und Wünschen hat ja eine ganz entgegengesetzte Richtung . . . Bei aller Strenge gegen sich selbst begegnet cs cmem doch manch mal, daß man sich von einem lieblichen Traume beschleichen läßt . . . Nein, nein, sagen Sie nichts mehr! ... ich bin, ja schon bestrast, denn ich wache." Jetzt beschleunigte er seine Schritte und ging nun an Miß Mertens Seite, während Elisabeth stumm folgte und sich den Kopf darüber zer brach, warum er wohl fo plötzlich wieder in je nen rauhen Ton verfallen war, der sie stets sc tief verletzte. Er sprach kein Wort mehr, und als endlich die Mauern des alten Schlosses durch die Büsche blickten, empfahl cr sich in ausfallend kurzer und knapper Weise und schritt rasch den Berg wieder hinunter. Miß McrtenS sah ihm erstaunt nach. „Son derbarer Mann!" sagte sie endlich und schüttelte den Kopf. „Und wenn auch wirklich das Leben sür ihn sehr wenig Wert hat, wie ich in diesem Augenblick cmnehmen muß, so meine ich doch, wäre ein Wort des Tankes beim Auseinander- gehen nicht gerade überflüssig gewesen, wenn man bedenkt, daß Sic Ihr Lcbcn uni scincttvillcn in Gefahr gebracht haben." „Ich sehe diese Notwendig eit durchaus nicht ein," entgegnete Eli'abeth. „Sic legcn übcrhanpt meinem Anteil Lei dem Vorfälle viel zu viel Gewicht bei . . . Ich Habe einfach eine Pflicht gegen den Nächsten erfüllt und würde," fügte sic mit cincm eigentümlichen Trotze in Ton und Gebärden hinzu, „ganz ebenso gehandelt haben, wenn der Fall ein, umgekehrter und Linke der Bedrchte gewesen wäre ... Es ist nur sehr erwünscht, daß auch er die Sache in der Weise auffaßt; denn bei seinem Hochmute müßte ibm das Gefühl eurer uicht cinzulösenden Verbind lichkeit einem anderen menschlichen Wesen gegen über jedenfalls ein höchst peinliches werden, ich aber möchte um alles dieses Wesen nicht sein." In diesem Augenblick stritten zärtliche Angst und Bitterkeit in ihr. Sie verfolgte in Gedan ken den Hinabsleigenden Schritt um Schritt rind schüttelte sich vor Entsetzen, wenn sie daeLte, er gehe vielleicht gerade jetzt an der Stelle vorüber, wo der Rachedürstende ans ihu lauere . dann meinte sie, indem sie hastig vorwärts schritt, cS sei doch recht töricht, alles Denken und Empfin den an einen Mann zu verschwenden, der ihr geflissentlich die rauheste Seite seines Wesens zeige . . . Selbst der Baronin gegenüber, die ihm doch in tiefster Seele zuwider war, verlor er keinen Augenblick seine Ruhe, setzte cr nie die Formen der allgemeinen Höflichkeit ans den Augen, wenn er ihr anch seine Nebcrzeugung stets ungescheut ins Gesicht sagte. Seine ganze Umgebung kannte ihu uicht anders, als von dein Nunbns der Ricke und Würde umgeben; mir im Gespräch mit ihr hielt er es nicht dcr Millie wert, sieh zu beherrschen . . . Wie heftig konnte er da werden! Wie flammten serne Angen auf und hingen mit verzehrender Ungeduld an ihren Lippen, wenn sie nickt rasch oder Leftunnll genug aiuwortcte! . . . Tabei verlangte er, sie solle ibn womöglich sckon verstehen, noch Lever cr gcsprockcn, und doch Ivar cr ihr völlig un- verftändlick, wcnn cr fertig zu sein meinle. Viel leicht waren alle anderen scharfsinniger als sie und fanden sieh rascher in seine Sprech- und Denkweise, die sür sie nun einmal ein unlösba res Näßel war und blieb . . . Nun, zum Glück Ivar ja seine Abreise nahe . . . zum Glück? . . . Der niiltqls Trotz und Stolz aufgerichtete Bau der Selbstbetrügerei zerfiel plötzlich vor diesem einen Gedanken; ja, er versank so spurlos, daß sie zu Miß Mertens Verwunderung eilig m den Weg einLog, der von der Waldblöße Himmler nach dem Schlosse führte . - - Sie mußte sich überzeugen, ob Herr von Walde unangefochten zurückkehre. Miß Mertens folgte ihr willig Lis in ein Gebüsch, nahe leg der Tür, wo er abzu- steigen Pflegte, und anch ihr fiel ein Stein vom Herzen, als er gleich darauf aus dem Walde Ler- vorsprengtc. 14. Abends saß die Familie Ferber im Garten unter der Brnnnenlinde: Fran Ferber und Miß Mertens arbeiteten an einem warmen Fußteppich aus lauter Tuehslückchen, der im Winter unter das Klavier gelegt werden sollte. Tie Mutter hatte ein bedeutendes Teil der gleichmäßigen Nnhe eingebüßt, die ihre äußere noch immer schöne Erscheinung so wohl kleidete. Sie konnte sich ncch immer nicht beruhigen über depi Vorfall am Nachmittag; denn obgleich ihr Kind wohlbehalten und unverletzt vor ibr ge standen hatte, Ivar sie doch außer sich gewesen Lei Miß Mertens Erzählung. Ihr Blick suchte seitdem unablässig die Tochter; der leiseste Far benwechsel auf Elisabeths Waugeu beunruhigte sie uud ließ sie eine Erkrankung infolge der ge ¬ habten Aufregung befürchten . . . Anders dachte der Vater. „Sv recht, mein tapferes Töchterchen," hatte er mit strahlenden Angen gesagt, „nur küh lem Blute überlegt uud dauu flink und uncr- sckrocken mir Hand und Fuß bei der Teil — so wollle ich Tich haben." Frau Ferber sah in ihrem Gatten stets dar Ideal eines Mannes. Noch jetzt, nach so und so viel Ehestandsjahren, schwur sie blindlings ans seine AnSsprüehe als auf etwas Unfehlbares. Heute aber, Lei feiuer väterlichem Belobuug, war ihr doch eiu Seufzer entschlüpft, und sie halte gemeint, eine Mutter liebe ihre Kinder doch un gleich mehr als der Vater. „M e h r sicher nicht — nur anders," war Ferbers ruhige Antwort gewesen. „Gerade, weil ich sie liebe, erziehe ich sie zu Menschen, die selbständig und mutig denken und handeln, da mit sie nicht später einmal zu jenen unglückseli gen Unülergestoßenen gehören, die an? Maiigel an Tatkraft die unausgesetzt Leidenden sind." Etuabeth brachte auch eine Arbeit mit in den Garten; allein der kleine Ernst machte ein selir ungnädiges Gesicht, als sic das Nähzeug cmspacktc. „Na warte uur, Else!" sagte er enlrüster. „Herr vou Walde kanu mich zehumal fragen, ob ich Dich lieb Hobe — ich werde ganz gewiß nicht wieder ja sagen ... Du spielst ja gar nickt mehr mit mir und bildest Dir wohl gar ein, T>t seiest auch nun auf riumal ein so großes Mädchen Ivie Miß Mertens? . . . Ach, das lasse Dn ja bleiben — das bist Du noch gar lange nicht." Ein allgemeines Gelächter erscholl über die Verwechslung des Alters und der Größe. Elisa beth aber erhob sich eilig, um den Vorwürftn zu begegnen, schürzte ihr langes Kleid und zählte mit dein Kleinen ab, wer zuerst der Haschende sein müsse — dann ging es pfeilschnell den Dannii hinauf und herunter. (Fortsetzung folgt.)
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