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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-192005031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19200503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19200503
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-05
- Tag 1920-05-03
-
Monat
1920-05
-
Jahr
1920
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.05.1920
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lernationalen Rechts dem Antrag auf Ausliefe« rung des BandensührerS Hölz Folge leisten werde. Die He«1sch«a1io»ale Liste. Ueber einzelner deutfchnationale Kandidaturen in den sächsischen Wahlkreisen haben wir bereits vor einiger Zeit Mitteilungen gemacht. Heute liegt die vollständige Liste für den Wahlkreis Themnttz-Zwickau-Plauen vor, die folgende Na men aufweist: Biener, Bäckerobermeister, Chem nitz, Barth, Dr., Amtsgerichtsrat, Zwickau, Hänke, Adolf, Rittergutspächter, Dcbeneck, Bräuer, Oberlehrerin, Chemnitz, Schneider, Rein hard, Fabrikant, Plauen, Palitzsch, Georg, Guts besitzer, Zwickau, Kaula, Ludwig, Kaufmann, Zwickau, Fischer, Guido, Kaufmann, Buchholz, Kohler, Hermann, Holzbildhauer, Oelsnitz, Hüb ner, Oswin, Stadtgutsbesitzer, Zschopau, Költzsch, Sanitätsrat, Frankenberg, Schreiber, Max, Ge schäftsführer, Plauen, Robert., Oberveterinärrat, Annaberg, Berger, Telegraphensekretär, Aue. A«Sschl«ß Erzbergers? Entgegen einer durch die Presse gegangenen Nachricht, daß Erzberger nicht aus dem ReichS- tagSzentrum ausgeschlossen sei, stellt der Mün chener Korrespondent des Lckalanzeigers fest, daß Erzberger doch tatsächlich ausgeschlossen worden ist. Der Beschluß wurde vom Reichsausschuß der Zentrumspartei mit 47 gegen 11 Stimmen vollzogen. Beibehaltung der Todesstrafe i« Bayer«. Die unabhängigen Sozialisten hatten im baye rischen Landtage im Verfassungsausschusse den Antrag eingebracht, daß die Todesstrafe abge- fchafft werden, daß eine vollständige Amnestie für die pclitrsch Verurteilten stattfinden und daß die Volksgerichte beseitigt werden sollen. Die De batte erstreckte sich auf fast zwei Tage und en dete damit, daß der Antrag von allen Parteien, abgesehen von der U. S. P., abgelehnt wurde. Die Papier»ot der Zeitunge«. Da der Papier- und Zellstoffpreis steigt, tre ten die Papierfabrikanten in der zweiten Mar- Woche im Reichswirtschaftsministerium zur Preis festsetzung zusammen. Es soll für die Folge mit rückwirkender Kraft vom 1. Mai ein Papierpreis von 4,50 Mk. beantragt werden. Der Verein Deutscher Zeitungsverleger hat für den 5. Mai eine Versammlung nach Dresden cinbcrufen, wo beantragt werden wird, keinen Pfennig über den bisherigen Preis zu bewilligen. Wenn dennoch ein höherer Preis festgesetzt wird, würde über eine sofortige vollständige Schließung der Zeitungsdruckereien beraten werden. — In Berlin stehen zwei der bedeutendsten Lohndruckereien im Begriffe, ihre Betriebe zu schließen rind das Geschäft auszulösen. Kleine politische Nachrichten. Ter amerikanische Dampfer „Milli O'Brien", mit etwa 7000 Tonnen erstklassiger amerikanischer Gaskohle für Deutschland bestimmt, ist auf der Reise von Hampton Rcads nach Rot- terdam in Brand geraten und gesunken. — Churchill teilte im englischen Unterhause mit, daß bei den Unruhen in Jerusalem ungefähr 250 Personen getötet oder verwundet wurden, davon 90 v. H. Juden. — Das sapa- nische Kriegsministerium meldet, daß die j a p a- n i s ch - r u s s i s ch e n Verhandlungen am 26. April zu Ende gingen. Rußland habe sozusagen alle von Japan gestellten Bedingungen angenommen. — Die politischen Parteien in Äser- beidschan haben sich geeinigt, die Regierungsge- Walt von Persien in die Hände einer Sow jetbehörde zu legen, worauf die Bolschewisten die Republik anerkannt haben. PMtiwchstl. Die „Demokratische Parteikorrespondenz" schreibt f u. a.: Eine Anzahl Berliner Herren veröffent licht in der Presse eine Erklärung, daß sic von der Deutschen Demokratischen Partei zur Deutschen Volkspartei übergetreten seien. Es handelt sich dabei um die engeren Kreise, die sich im Berliner Par teileben um die Herren Mugdan und Wie- mer gruppierten. Eine Anzahl von ihnen trat bereits zur Zeit des politischen Unischwunges im Reiche vor mehr als einem Jahre in die Deut- sche Volkspartei ein, schloß sich dann aber über raschenderweise der Deutschen Demokratischen Par tei wieder an. Es war natürlich, daß sie kein rechtes inneres Verhältnis inehr zur Deutschen Demokratischen Partei finden konnten. Taher wurden Verschiedene in ihren Bezirksorgamsatio- nen auch nicht mehr in Vcrtrauensämter beru fen, und besonders lehnten die Parteiorganisatio- neu es ab, ihnen Kandidaturen anzubieten. Einige Stadtverordnete haben sich ihnen ange schlossen. Die Namen der Politiker, die sich Mugdan und Wieiner angeschlcssen haben, sind Pfarrer Angar, Fabrikbesitzer Bauer, Marinebaurat Berg hoff, Geh. Vanitätsrat Prof. Dr. Brandenburg (nicht der Leipziger), Fabrikant Dönges, Bank direktor Dr. Gelpcke, Kaufmann Guttfeld, Kauf mann Gramsch, Kaufmann Hackbusch, Rentner- Heinze, Kaufmann Jahn, Baurat Körte, Fabrik- besitzer E. Lüderitz, Reichsbankkalkulator Laden dorff, Obermeister Menzel, Karl Michelct, Ehren bürger von Berlin, Fabrikbesitzer Schwan, Fa brikbesitzer Stärke, Prof. Dr. Tropfke, Pfarrer Vehse, Prof. Dr. Wechselmann. Wie die „Deut sche Ztg." behauptet, sollen noch einige weitere Anmeldungen vcn bisherigen Mitgliedern der De mokratischen Partei zum Eintritt in die Deutsche Volkspartci aus Leipzig, Wurzen, Nürnberg, Halle, Dortmund und anderen Orten vorliegen. Der M HMWt Im Falle Helmhake fällte Freitag das Ober- kriegsgericht Berlin, den; der Prozeß des Ober leutnants Hiller in zweiter Instanz vorgclegt war, das Urteil, nachdem seit zwei Tagen eine überaus eingehende nochmalige Beweisaufnahme, die viel neues, den Angeklagten belastendes Ma terial Alltage gefördert hatte, vorausgegange.» war. Hiller hatte bekanntlich während des Kne- ges den Soldaten Helmhake an der Front aus geringfügigem Anlaß derart mißhandelt, daß er an den Folgen der Mißhandlungen starb. Der Anklagevertreter wies darauf hin, daß man Wohl die schwierigen Verhältnisse in den Karpathen berücksichtigen müsse, daß aber hier so außer ordentlich schwerwiegende und ungerechte Miß handlungen Untergebener vorlägcn, daß man die sen Mißbrauch der Vorgesctztengewalt exemplarisch bestrafen müsse. Das Urteil der Vorinstanz habe dem nicht entsprochen und wäre diese in der Be weisaufnahme selbst nicht allen notwendigen Quellen nachgegangen. Der Anklagevertreter be antragte schließlich eine Gesanustrase von 3 Iah- ren 6 Monaten Gefängnis und Dienstentlassung, sowie mit Rücksicht auf die hohe Strafe vorläu fige Festnahme. Das Urteil lautete: Auf die Berufung des Gerichtsherrn wird das Urteil vom 29. Dezember 1919, so- weit cS den Angeklagten von der Mißhandlung des Hclinhake frcispricht, aufgehoben und der Angeklagte wegen Mißhandlung eines Untergc- denen in fünf Fällen, davon in einem Falle mit Todeserftlg, zu zwei Jahren Gefängnis und Dienstentlassung verurteilt. Irr Saitl aus Amerika... In Amerika ansässige Personen, die ihre Freunde und Verwandten in Deutschland mit Lebensmitteln versorgen wollen, können dies jetzt durch eine großzügige Einrichtung in die Tat umsetzeu. Der amerikanische Lebensmitteldiktator Hoo ver hat nunmehr, wie in anderen Ländern Mitielejuropas, auch für Deutschland sein System der Versorgung mit Liebesgaben« paleten aus Amerika durch ein groß- zügiges Unternehmen begonnen, das den Namen führt: American Relief Administration Ware- house European Chlldren Fund. Auf seine An regung hin erklärten sich etwa 22 000 amerika- nische Bankinstitute für ihre Mitglieder bereit, entweder ganz unentgeltlich oder doch gegen eine verschwindend geringe Gebühr dem amerikanischen Publikum Gelegenheit zu geben, für 10 bis 50 Dollars „Frod-Drafts", das heißt Lebensmittel anweisungen zu kaufen, die von dem Käufer nur an Verwandte oder Freunde in Deutschland ge- sandt werden, wo dann der Empfänger von einem zu diesem Zweck eingerichteten Warenlager in Hainburg unentgeltlich ein Paket Lebensmittel erhält. Die Pakete zu 10 Dollars umfassen 24^ englische Pfuiid bestes Weizenmehl, 10 Psd. Bohnen, 8 Pfd. Speck und 8 Dosen kondensierte Milch. Die Pakete zu 50 Dollars ent halten 140 Pfund Mehl, 50 Pfund Bohnen, 10 Pfund Speck, 15 Pfund Schmalz, 12 Dosen Corned Beef und 48 Dosen Milch. Die deutsche Negierung, mit deren Einvcr- ständnis die ganze Aktion unternommen wird, hat die Zusicherung gegeben, dah diese Lebens rnittel zoll- und steuerfrei eingcführt und den Empfängern nicht auf die rationierten Lebens mittel angerechnet werden. Die Anweisungen können nur irr Amerika mit amerikanischem Geldc gekauft werden, damit nicht die deutsche Valuta durch das Hilfswcrk geschädigt wird. Die nähe ren Angaben über die Organisation werden durch die im Deutschen Zentralausschnß für die Aus landshilse zusammengeschlossenen Organisationen mitgelerlt, die Zweigstellen vom Roten Kreuz, sowie die Wohlfahrtsausschüsse, die als Unter- organisationcu des Deutschen Zentralausschusses für die Auslandshilfc gebildet werden. Hilfswerk für Europa. Einer Meldung aus Atlantic City zufolge richtete Sir Auckland Geddes während einer Rede einen eindringlichen Appell an Amerika, ein großzügiges Hilfswerk für Europa zu crganisic- ren. Er wies seine Zuhörerschaft darauf hin, daß die europäischen Unruhen sich unweigerlich über Amerika ausbreiten werden, wenn nicht un verzüglich Maßnahmen ergriffen würden, um Europa zu beruhigen. Ferner erklärte er, daß die Demokratie in der Welt erst dann gesichert sein würde, wenn Deutschland u n d R u ß- land wiedcrhergestellt sein würden. Oerttiches und LächfischeS. *— Keine Vordatierung mehr. Unser „Anzeiger" wird von heute an insofern eine Aenderung cintrcten lassen, als die jeweilig nachmittags zur Ausgabe gelangcuden Tages nummern nicht mehr das Tatum des nächsten Tages tragen, sondern mit dem Tag der wirklichen Ausgabe versehen sein wer- den. Die bisherige Vordatierung führte zu man chen unliebsamen Fehlbestettungen und Verwechse lungen. So manche Anzeige z. B. wurde für die „Sonnabends-Nummer" ungesagt rind dem entsprechend auch abgedruckt, während der Auf traggeber die Sonntags-Nummer gemeint hatte usw. Wir biltcu unsere Leser, das beachten zu wollen. * — Eine einmalige Beihilse an die ehemaligen Veteranen von 1 8 70/ 7 1. ES besteht die Absicht, auch in diesem Jahre den ehemaligen Kriegsteilnehmern, welche die Veteranenbeihilfe von jährlich 150 Mt. beziehen, daneben einmalige Beihilfe zu gewäh ren. Der Haushaltausschuß der Nationalver sammlung hat sich bereits der Reichsregierung gegenüber damit einverstanden erklärt. Die Bei hilfe, welche im Vorjahre 50 Mk. und in den vorhergehenden Jahren 25 Mk. betrug, wird vor aussichtlich auf 80 Mk. erhöht werden. Als Stich tag ist der l. Mai 1920 vorgesehen. * — Die Reichswehr verläßt in den nächsten Lagen ganz Westsachsen. Kleinere Trup- ! penteil« verbleiben noch einig« Tage im Vogt land. Der Abtransport erfolgt mittel» Bahn und durch Fußnwrfch. * — Die Postgebühren für Aus landssendungen. Die erhöhten Auslands gebühren und die Nebengebühren der Post sind jetzt vom Reichspostminister festgesetzt worden. Vom 6. Mai ab kostet der Ausländsbrief bis zu 20 Gramm 80 Pfg., je weitere 20 Gramm 60 Pfg., Postkarten 40 Pfg., Drucksachen, Geschästö- papiere, Warenproben und Mischsendungen je 50 Gramm 20 Pfg., Geschäftspapiere mindestens 80 Pfg., Warenproben mindestens 40 Pfg-, ebenso Mlschscndungen. Für Sendungen nach dem Frei staat Danzig, Luxemburg, dem Memelgebiet, Oesterreich, Ungarn und den an Polen abgetre- nen deutschen Gebieten gelten im allgemeinen die Jnlandssätze. Die Einschreibegebühr beträgt 50 Psg., so datz der eingeschriebene Brief mindestens 90 Pfg. kostet. Die Vorzeigegebühr für Nach nahme beträgt für Briefsendungen 50 Pfg-, für Pakete 1 Mk. Ein Postkreditbrief, eine Postvoll macht, eine Postausweiskarte, eine Postlagerlarte, eine Abholungsarklärung und eine Zeitungsüber. Weisung losten 2 Mk. * — Titeländerungen bei der sächsischen Bahn. Durch die Angleichung an preuhische Verhältnisse haben sich im Bereich der sächsischen Eisenbahn eine Reihe Titelände rungen notwendig gemacht. Danach führen in Zukunft die Eiscnbahnaufseher den Titel Assi stent, Aufseher 1. Klasse den Titel Betnebssekre- tär, Vorsteher den Titel Obervorsteher, Obervor steher den Titel Bahnhofs-Inspektor, Schirrmei ster den Titel Rangiermeister, Weichenwärter 1. Klasse den Titel Stellwerks-Aufseher, Feuermän ner den Titel Lokomotivheizer, Oberschaffner den Titel Zugsführer und Schaffner, welche die Prü fung zum Zugsführer abgelegt haben, den Titel Oberschaffner. * — Das kirchliche Jahresfest des Krcisvereins für innere Mission wird am 9. Mai in der St.-Christophori-Kirche abgehalten. Die Festpredigt hält Pastor Herrig-Lugau, während in der Nachversammlung im Gewerbehaus Pastor Peissel, Direktor der inneren Mission in Chem nitz, sprechen wird. * — Noch keine b i l l i g e r c n S ch u h- Ware n. Voin Verband Deutscher Schuhwaren händler wird geschrieben: In letzter Zeit sind häusig Berichte durch die Tageszeitungen ge gangen, die ein Billigerwcrden der Schuhe mit dem Sinken der Häute- und Festpreise auf den Auktionen und dem Steigen des Markkurses be gründeten. Diese Mitteilungen sind geeignet, falsche Hosfnungen zu erwecken. In Wirklichkeit ist die Lage so, daß eine Rohhaut etwa Jahr und länger braucht, ehe sie als Leder zu Schuhen verarbeitet werden kann. Wenn ferner die Roh häute wirklich um vieles billiger werden sollten, als sie es bisher sind, so wird diese Preismin derung durch die ständig steigenden Löhne unk Gehälter, die sich der allgemeinen Teuerung an passen müssen, wieder mehr als ausgeglichen Dazu kommt, daß heute noch gar nicht zu über sehen ist, daß die teueren Preise für Futterstoffe, Garne, Seide, Oesen, Schnürbänder und sonsti- gen Zutaten erheblich Nachlassen könnten. ES ist also aus alleii diesen Gründen an ein Billiger- werden des Schuhwerkes in diesem Jahre leider gar nicht zu denken. sz. Flachbau, nicht 5 - StockWerk- Häuser! Die Freie Arbeitsgemeinschaft sür Kricgersiedelungen protestiert gegen den in der Volkskammer eingebrachten Antrag Arzt (Soz.) und Gen., der den Geschoßbau dem Flachbau vorziehen soll. Den Kriegsteilnehmern ist das Anrecht auf eine eigene Scholle immer und im mer wieder versprochen, und es gilt, den Dank des Vaterlandes wahr zu machen. Aber auch vom volkswirtschaftlichen und volksgesundheitli chen Standpunkte ist es notwendig, dem Kaser nenbau im Staate Einhalt zu gebieten. Die obengenannte Arbeitsgemeinschaft, die über 3000 Mitglieder vertritt, erwartet, daß die Antragstel ler ihre Eingabe revidieren. Ser Wauer vom Wald. Novelle von Anton v. Perfall. 8 Fortsetzung (Nachdruck verboten.) Der Matthes war etwas unsicher auf den Beinen. „Auf wen wart'st denn du no heut?" fragte der Bursche lachend. „Aus di, Matthes!" sagte Johannes. „Da setz di her." Der junge Mann schwankte, von seiner Hand berührt, und ließ sich aus die Bank nieder. „Tu hast di ja recht guat unterhalt'n, wia i merk," begann Johannes. „Prächti! Ganz prächti'! Die höchst'» Herr- schäft'n aus der Stadt, von der Fabrik der Di rektor, Damen, die schönsten —alles war da! Nobel halt, nobel! Ja, ja, da drauß'n geht a aird'rcr Wind als bei uns da. — Da wird g'rad Geld g'macht — g'rad Geld g'macht und g'lebt. A wahre Freud is zum Zuschau'n. Nc, mi haben s' ncuürli' wied'r tllchti' auf'zog'n. Was wir denn elgentli' im Sinn hätt'n mit unserem Holz, in'n Himmel wachsen tät'n die Bäum do net, und wie man nur sich sclb'r so feind sein könnt und seine Zeit gar net begrcis'n." „Seine Zeit!" Johannes lachte auf. „Und hast ihna denn net g'sagt, daß anders iS, das; der Wald 's Herz is von an Bauernanwes'n, 's führnehmsl, was ma hab'n kann, a ewig'r Wert, über den all's z'Grund geb'n kann, dem nix ankann." Matthes lachte überlegen. „Nix ankann! Da kommst schön an! Das iS ja, daß man nix hört da herob'n von der Welt; willst es ja selb'r nel anders!" Johannes überkam eine sonderbare Bangig keit. „Ja, wer soll ihm kenn ankönna? Von was sollt ma' den» g'hörl hab'n? So red' do!" „Damit is ja anganga, das G'rcd," fuhr Matthes scrt. Da steht's drin in der Zeilung," er schlug auf seine Lasche, „der Verwalter hat mir's eigens ausg'hoben für di." „Was steht drin in der Zeitung? Red, Matthes!" Matthes gähnte. „I had's selb'r net recht verstand'n. A Naup'n, glaub' i, hat scho ganze Tagwerk z'sammg'fress'n drauß'n un Land. Ganz schiach soll's hergeh'n, all's ratzenkahl g'fress'n. Jetzt geh'n ma schlaf'». I bi» müd. Was tümmert »»s a Raup'»!" Er lachte u»d er hob sich. Johannes faßte seinen Ari». „Die Zeitung! Her mit der Zeitung!" „Tu!" Matthes warf die Zeitung auf d;c Bank. „Les' morg'n zum Kaffee die Raup'n- /schicht'. Mir frcss'n s' guat — lang guat." Er wankte in das Haus. Johannes hielt sich die Slime. „A Ranp'n, a kleine Raup'n soll mein' ganz'» Wald — allerdings, der Borkenkäfer is »o klaner. Aber wer für sein' Wald richti' sorgt, der laßt's halt »et auslomma das Unzief'r. A was! Für an Narr hab'» s' ib» halt g'habt, den Matthes, oder mir hat's golt», den; Bauern von; Wald." Das Papier branme förmlich in seiner Hand. Vergebens strengte er sich an, in; Mondschein de» Artikel zu lesen; dann ging er hastig in seine Kammer und zündete das Licht an. Er sand sich gar nicht zurecht in dem großen Blatt, alle Buchslabei; tanzten ihn; vor den Auge,;. Er mutzte sich setzen. „Wahret eure Wälder!" las er. Das war's! Seine knorrigen Finger rückten langsam den Zeilen nach. „Es lan» nicht mehr länger verschwiegen wer de,;, datz unseren, Wald die höchste Gefahr droht. Der Nouncnsratz ü, den Forsten in der Nähe der Hauptstadt nimmt erschreckende Dimensionen an. Bereits smd mindestens 10 000 Tagwerk völlig kahl gefressen, unk die völlig cntnadelten, der sicheren Vernichtung Preisgegcbenen Bäume bie ten ein trostloses Bild der Zerstörung. Und noch stehen wir erst an; Anfang dieser furchtbaren Waldkatastrophc. Tie Raupe fängt bereits an, sich zu verpuppen, und es ist zu fürchten, datz, wenn im August der Ausflug der Schmcttcr- liuge beginnt, die »ahrungsuchenden Schwärme weiteres Unheil anrichten. Man hat schon mit Fällung mblgesressener Flächen begonnen, und cs werde» nächste»s weitere Verordnungen zur Verhüumg der allgemeinen Gefahr veröffentlicht werden, obwohl man, offen gesagt, der Gefahr völlig rat- und hilflos gegenüberstcht, welche be sonders für Privatwaldbesitzungen eine dcohe,nde ist. Nur wer das Bilk der Verwüstung mit eigenen Augen gesehen hat, wie der Schreiber dieser Zeilen, kann sich einen Begrifs davon machen. Darum hütet eure Wälder." Johannes stand der Schwcih auf der Stirne, als er mit vieler Mühe die Zeile» e»tzifsert Halle, »»Itter von neuem sing er an. Ja, Ivar denn das möglich? Ei» ganzer Wald lählgefrcssen, vernichtet von so einen; Wurm? Zehntausend Tagwerk! Ja, wie weit is den» hm i» d' Hauptstadt? Bei klaren; Wet ter sicht man dic Auchtüm. Und wem; ihm d' Flügel wachs'» im August — heiliger Gott! Wenn so ein Schwarm den Weg heraussind't, das wär' ja g'rad ein Frühstück, sein bißl Wald! Und kci' Rat, kei' Hilf! Die Herr'», die sonst all's wtjs'n, das Gras wachs';; hör'» — ke;' Rat und kei' Hilf! Was soll denn nachher er mach'», ein »»wissender Bauer? Ter Kops brannte ihm, er eckte hinaus in das Freie. I» eriister Ruhe lag der schwarze Wald, darüber die ewigc» Zterne. Ein furcht- bares Weh packte ihn, ein Grauen vor dunkel waltenden Mächten, vor ihr selbst, der unerbitt lichen Natur, die ihn in schweigender Größe umgab. „Mem lieb'r Herrgott, nur das net, g'rad mein' Wald nimm mir net!" Tann raffte er sich wieder aus. „A was! Wer wird denn glei' so kleinmüti' sein. So an Schmetterling wird net Herr werd'n! Und wenn inan glei' jeden einzeln fanga müatzt — wenn's mi a Vermög'n kost! Jetzt zeig's, Bauer vom Wald, daß d' dein Nam' »et umsonst führst, daß dein' Wald so liab hast, wia dein eigenes Kind." Noch einmal warf er einen zärtlichen Blick über die dunklen Höhen, dann ging er hastigen Schrittes, seinen Steck wie ein Schwert schwin gend, in das Haus. 2. Des Bauern erster Gang des anderen Tages, ehe jemand wach war im Hofe, war nach der Holzerhütte. Er hatte den Alten gestern etwas zu hart angelassen, das wollte er wieder gut machen, und dann konnte man ja bei der Ge legenheit auch über die seltsame Geschichte mit der Raupe rede». Johannes traf den Holzer allein, der Ferl war fort. „Er sott dir »et länger in d' Weg umgeh'n," mciiite der Alte; „auf d' Nacht no hab' i ihn tortg'schickt." Vergebens erklärte der Bauer, er habe eS nicht so schlimm gemeint, „g'rad in d'r erst'» Hitz' sagt ma' allerhand." Der Holzer zuckte die Achseln und meinte. „A jung's Blut wie der Ferl find't überall sei» Brot." ' i k < Fortsetzung folgt.) ... ..
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