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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.02.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-192002216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19200221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19200221
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-02
- Tag 1920-02-21
-
Monat
1920-02
-
Jahr
1920
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.02.1920
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nicht geeignet, die entstehenden Unkosten zu decken. Heute haben wir aus der einen Seite eine un erhörte Steigerung aller Leben-miltelprcise, die ihren Ausdruck findet in den zu zahlenden Löhnen. Die neuen Tarifveränderungen und die Besol- dungsordnung erfordern wesentliche Mehrausga ben. Auf der anderen Seiie kommen dazu die anormalen Steigerungen der Preife für alle Jn- dustrteprodukte, die die Eilenbahn braucht. Der Jahreshaushalt der Eilenbahn von 1920 zeigt Betriebsausgaben in der außergewöhnlichen Höhe von 11 250 Millionen Mark. Es bleibt ein Fehlbetrag von nicht weniger als 8698 Millionen. Es bleibt also nichts übrig, als das unerwünschte Miltel der Tariferhöhung. Wenn aber die Preise für Kohlen und alle anderen Betriebsmittel so ungemein in die Höhe gegangen sind, muß durch Erhöhung der Tarife ein Ausgleich geschaffen werden, trotz allen Strebens, sie niedrig zu hal ten. Eine Tarifkommission ist bereits tätig, um die Tarife den Sonderfällen des Wirtschaftslebens anzupassen. Der Durchgangsverkehr nach dem Auslande wird unter den Tarifen nicht leiden, da der Seeweg viel teurer ist, und deshalb be sonders die nordischen Länder nach dem deut schen Durchgangsverkehr drängen. Der innere und der Aussuhrverkehr werden aber empsindlich gctrosfen. Trotz allem sind wir bei der Eisen bahn über den schwierigsten Punkt bereits hin aus und hoffen, daß das Jahr 1920 uns die Wiedergeburt des Wirtschaftslebens bringen wird. Verwaltung der sSchfi cheu LandeS- ftfvekn. Ter sächsischen Volkskammer ist ein Gesetzent wurf über die Verwaltung der sächsischen Lan dessteuern zugegangen. Tie Reichsstcuern werden künftig von Neichsfinanzbehörden verwaltet, näm lich von den Finanzämtern nebst Hilfsstellen und von Len Landesfinanzämtern, deren Errichtung in der nächsten Zeit erfolgen wird. Brs zur Er richtung dieser Reichsbehörden gelten in Sachsen die Hauptzollämter und die Bezirkzsteuereinnah- men als Finanzämter und die Generalzolldirek- tien und Kreissteuerräte als Landesfinanzämter. Die^e Stellen hatten bisher nicht nur Zölle und Neichssteuern, sondern auch Landesabgaben zu verwalten. Ta nach der Errichtung der Reichs finanzbehörden sächsische Beamte zur Verwaltung der sächsischen Landessteuern nicht mehr zur Ver fügung sieben, soll die Verwaltung dieser Abga ben auf die zu errichtenden Neichsbehörden über- tragen werden. In dem Gesetz, das der Volks kammer zur Entschließung vorgclegt worden ist, wird bestimmt, in welcher Weise während der Uebergangszeit bis zur Errichtung der Reichs finanzbehörden sowie spater die Verwaltung der Landessteucrn erfolgen soll AufheöKvtz sächsischer Sonderfererta^-. Im Nechtsausschusse der sächsischen Volkskam mer wurde der Antrag der Demokraten auf Auf hebung des HolmeujahrS- und des sächsischen FrühiabrsbußtageS erörtert. Die Regierung nahm den Beschluß an. Der Hohneujahrstag und der F r ll b j a h r s b u ß t a g werden also künftig nicht mebr als landesge setzliche Ruhetage gelten. Die Negie rung soll scdoch ersucht werden, bei der ReichS- rcgierung auf Einführung von Arbeiterfericn hin zuwirken. Die Unabhängigen traten für eine sechstägige Ferienzeit ein. Der nächste Früh- jabrsbußtag wird von diesem Beschluß, der von der Volkskammer zu bestätigen ist, noch nicht be troffen. Berha»-l»vge» mit Rutzla»tzf Gestern wurde, wie von uns berichtet, amt lich die Einleitung von Verhandlungen über die Kriegsgefangenen mit der Sowjetregierung be kannt gegeben Wie ver.autet, hat die deutsche Negierung sich weiter entschlossen, Verhandlungen über die Aufnahme des Handels verkehrs zwischen Deutschland und Räteruß- land zu beginnen. ES sei bereits eine Kommis sion in Vorbereitung, die sich unter Führung eines deutschen Sozialisten — in erster Linie wird der Name Eduard Bernstein genannt — nach Rußland begeben soll, um dort die Ver hältnisse an Ort-und Stelle zu studieren. — Auch England steht init Rußland in Verhandlun gen über den Frieden. GkgLasd ms- Ament« wolle» helfen. Das Pariser Blatt „Le Soir" will aus an geblich sicherer Quelle erfahren haben, daß Deutschland die finanzielle Hilfe Englands und Amerikas zu seiner wirtschaftlichen Wiederherstel lung und zur Erfüllung der finanziellen Frie densbedingungen nachgcsuchl habe, wobei es weit gehende außenpolitische und wirt schaftliche Konzessionen in Aussicht gestellt habe. Deutschland wolle sich u. a. ver pflichten, die kommerziellen Expansionen Eng lands und Amerikas in Mitteleuropa, am Bal kan und in Rußland nicht zu behindern. Dieses Vorgelien Deutschlands hätte in englischen und amerikanischen Kreisen günstige Aufnahme ge- funden. Das Blatt letzt hinzu, daß die sranzö- fische Regierung über diese Verhandlungen auf dem laufenden gehalten werde. Dieses Vorgehen laufe letzten Endes darauf hinaus, Frank reich wirtschaftlich zu isolieren. Tie Verhandlungen im Reichsfinanzministe rium zu Berlin über die Frage der Abstoßung der schwebenden Schulden dürften sich bis zum Ende der Woche uisdehnen. In der gestrigen Sitzung unter Vorsitz des Reichsfinanzministers wurde über eine neue Anleihepolitik gesprochen, und eS wurden Maßnahmen zur b e schleunigtenEinziehung d « rSteu- « rn erwogen. PetilisveN su d^e Nslivsarverssmmruvg. Der Nationalversammlung ist eine Eingabe zugegangen, die um Maßnahmen zur Verhinde rung der unrechtmäßigen Verkäufe von HeereS- gut bei den Truppenübungsplätzen durch die Baltikumtruppen bittet. Eine andere Eingabe befürwortet die Einführung der Prü ge l st r a f e für Vergeben des Diebstahls und der Hehlerei. Die deutschvöltische Arbeitsgemein schaft in Charlottenburg bittet für den Fall der Einführung neuer Lehrbücher für Ge schichte rn den Schulen, die deutsche Geschickte für die deutsche Schuljugend von ein- wandlreien deutschen Fcrschern und deutschen Lehrern bearbeiten §u lassen. Eine andere Ein gabe macht einen Vorschlag für die Aus nutzung der Ebbe und Flut zur Kraftgewinnung. Ein furchtbares Miueuunglück. Einem Londoner Telegramm aus Konstan tinopel zufolge lind zwei große Dampfer mit einigen Tarsend Fliichtlin- gen aus Odessa bei der Einfahrt in den Bos porus auf Minen gestoßen und gesunken. Man meint, daß alle Personen umgekommen sind. 6WW WWksmmer. sz. Dresden, 19. Febr. In den parlamentarischen Lebensmittelbeirat wurden einstimmig die von den Fraktionen vor- ge'chlagencn Abgeordneten Langer, Nitzsche, Eve Gnglis. Novelle von Lotte Gubalke. 21. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Mamsell schüttelte den Kopf. „Bleib' daheim — daheim ist daheim - ich ging' schon aus dem Grund nit nach Amerika, weil, wie ich ge nau gehört habe, daß dort die Blätter ganz verkehrt an den Bäumen wachsen und die Leut' eine ganz falsche Religion haben, keinen Kurfürst und nichts dergleichen — ich danke." Aber Eve sagte: „Mamsell, ich hatte einen Vater, der ist bei lebendigem Leib in einer Strobdieme verbrannt — es fand sich nichts als ein Fetzchen von seinem Rock und ein paar Kno chen. Das haben sie nachher begraben vor Son nenaufgang an der Kirchhofs mauer. Er war ein Selbstmörder, denn er hat Aufzeichnungen arif einer Schiefertafel hinterlassen, die krmdtatcn, daß er sich ein Leid antun wollte wegen meiner Mut ter, die schlecht war. Ich kann nicht einmal wie andere Leute an einem Grabe weinen, und wenn ich heimlich hinschlciche an die Marler, dann muß ich an die paar Knochen denken, die da liegen — kein Bild von einem guten Vater steigt dann vor mir auf. Wenn Fritz mich freit, so ist's schon besser, wir sind an einem Orte, wo keine Seele diese Zustände kennt, und sollten auch die Blätter verkehrt an den Bäumen wach- sen . . ." „Ja, das tun sie. Aber deine Geschichte, das ist wohl mehr, als ich erlebt habe — lind dar um sage ich nichts mehr gegen das AuSwandern." Und nun sollte die Eve schlafen und auf Gott vertrauen. „Ich werde dir einen Boten besorgen, oder besser, noch einen Brief dem Briesbotcn mitgc- ben, der morgen um sieben Uhr hier durch kommt." Und Eve schrieb auf ein Blatt, da» Mamsell aus ihrem Kochbuch riß: „Lieber Fritz, ich liege hier im Eichhos - und habe einen schlimmen Fuß. Ich bin ge- j laufen, weil ich das Geld so schnell wie mög- l ljch für die Ameri-'areise holen wollte von ' meiner Stadtbase. Aber der Herr gibt unS das übrige. Komme doch noch heute abend, ich habe eS hier wie im ewigen Leben. In treuer Liebe und bis in den Tod Deine Eve EngliS." Dann schlief sie ein und schlief die ganze Nacht einen festen, liefen Schlaf, und als sie am anderen Morgen erwachte, war eS schon fast Mittag. Cie dachke, sie könne Bäume ausreißcn und wäre vollkommen gesund. , Aber Doraline und Mamsell Rischen litten nicht, daß sie auf stand, und sagten, Ruhe sei der beste Arzt. Am Nachmittag kam Doraline und brachte ibr Wein und Kuchen und setzte sich ans Fen ster und sah zu der Kranken hinüber, wie sie von dem ungewohnten Trank rote Wangen und glänzende Augen bekam Dann fragte Doraline nach Eichrodt und dem Elbhof, und da sang Eve David Scholanders Loblied. Und Doraline lauschte traumverloren lind wunderte sich, daß es möglich sei, daß sic ibn liebe, heiß und tief, und hatte ihn kaum zweimal gesehen. Und sie dachte, das macht der Ritt über die Wiese im Wald, und daß er ein Mann ist, so ein ganzer, echter Mann, hart wie der blaue Basalt der Heimatbcrgc und weich in seinem Gemüt wie die sanft geschwungenen Li nien der Waldberge. Und sie verglich ihn mit allem, was sie liebte und schön fand. Und fal tete ihre Hände um ihre Knie und sah in die untergehende Sonne. In jene Sonne, die ge stern abend die Wipfel der Waldbäume vergol det hatte, als Kantor Voßhardt Engelbrecht Hartmann das Gilt der Verleumdung in das kranke Herz geträufelt hatte * An diesem Morgen, do Eve den Genesungs schlaf schlief, waren im Hirlenhau» in Eichrodt Schembom (Soz.), Clauß, Hartmann (Dem), Dennhardt (Unabh.), Schmitt (D-N.) u,ü> Blüher (Dtsch. Vp) gewählt. Abg. Hofmann (D -N.) kennzeichnet den Rechenschaftsbericht über den Staatshaushalt der Jahre 1916 und 1917. Das Zahlenmaterial gibt «inen Begriff von der ungeheuren Verschuldung des Staates, die allerdings, verglichen mit den Ausgaben seit der Revolution, wie der Abg. Anders (Dtsch. Vp.) später bemerkt, immerhin noch ein erfreu liches Bild bietet. Abg. Dr. Reinhold (Dem.) hält den Rechenschaftsbericht für zu wenig aktuell, als daß man ausführlich dazu Stellung nehmen könne. Der Sprecher kritisiert die Langsamkeit der Arbeit an dem Bericht Es müssen Vorkeh rungen getroffen werden, daß wir die Rechen schaftsberichte spätestens sechs Monate nach Jah- resschluß erhalten. Nachdem der ?lbg. Anders (Dtsch. Vp.) die Rechenschaftsberichte näher beleuchtet hat, ver teidigt Ministerialdirektor Geheimer Rat I u st die Arbeit der Regierung an den Berichten und weist die Bemängelungen des Abg. Dr. Reinhold zurück. Die Berichte werden dann in der beantragten Form den Finanzausschüssen A und B über- wiesen. Die nächste Sitzung findet am 2. März statt. Oertliches und Sächsisches * — Ueber die geschlossenenZei- ten hat das Ministerium des Innern im Ein verständnis mit dem Kultusministerium eine Ver ordnung erlassen, nach der die bisherigen Be stimmungen mehrfach abgeändert werden. Sie sollen demnächst eine grundsätzliche und gesetzliche Neuregelung erfahren- AIS geschlossene Zeiten für Tanzveranstaltungen gelten zunächst weiterhin die Bußtage, der Karfreitag und der Sonnabend vor dem ersten Osterfeierlage, der Totensestsonn- tag rmd dessen Vorabend sowie die Tage vom 22. bis 24. Dezember. Das Verbot des Ab haltens von „Konzertmusilen" mit Ausnahme sol cher, die dem Ernste des Tages entsprechen, so wie anderen geräuschvollen Vergnügungen bleibt auf die Bußtage, die letzten beiden Tage der Karwoche und den Tctensestsonntag beschränkt. Theatralische Vorstellungen dürfen am Karfreitag, am Sonnabend vor dem ersten Osterfeicrtage und an den Bußtagen nicht stattsinden. Am Toten festsonntage sind solche Vorstellungen gestattet, doch müssen angemessene, ernste Stricke gewählt werden. *— Ueber den Beginn össent - licher Versammlungen an Sonn- und Feiertagen schreibt die „Sächsische Staatszeitung": In den Tageszeitungen ist in letzter Zeit mehrfach zu öffentlichen Versamm lungen an Sonn- und Feiertagen ringelnden worden, deren Beginn vor 11 Uhr vormittags angesetzt war. Es wird daraus hingcwiesen, daß nach § 8 des sächsischen Gesetzes vom 10- Sep tember 1870 über die Sonntagsfeier derartige Veranstaltungen erst nach beendetem Dormittags- gotteSdienst beginnen dürfen und Zuwiderhand lungen nach ß 11 des genannten Gesetzes straf bar sind. *— Die Ernteergebnisse in Sachsen 1919. Du Ernteerträgnisse des Wirtschaftsjahres 1919 für Sachsen stellen sich, wie wir hören, folgendermaßen: Brotgetreide 4 740 000 Doppelzentner nach den Feststellungen der Neichsstatistik, 4 788 000 Doppelzentner nach den Feststellungen des sächsischen statistischen Lan desamtes; Gerste 543 763 Doppelzentner (Reichs- statislik 519 812 (Neichsstatistik) und 519 812 (sächsisches statistisches Landesamt); Hafer 2 754 000 Doppelzentner; Kartoffeln 7)^ Millio ¬ nen Doppelzentner (Reichskartoffslstelle) und acht Millionen Doppelzentner (Feststellungen der Kom- inunalverbände). *— Verleihung von Verwunde tenabzeichen. Ehemalige Angehörige de» alten Heeres, die noch nicht im Besitze deS Ver- wundetenabzeichenS sind, den Bestimmungen zu folge aber Anspruch daraus haben, können ihre Forderung bei der zuständigen VersorgungSstell» (dem früheren Bezirkskcmmando) geltend ma chen. Das Abzeichen ist bestimmt für die, di» in diesem Krieg als Heeresangehörige verwun det wurden. * — Kerzen sind teurer geworden, und wir' haben zu befürchten, daß sie mit jeden» Monate im Preise steigen werden. Die Vereini gung deutscher Kerzenherstcller G. m. b. H. jetzt nämlich, „im Einverständnis mit dem Reichs- Wirtschaftsministerium", die Preise für jeden Monat neu fest. Gegenwärtig kostet das 500- Gramm-Paket 7,15 Mk., der 6er Einzelkerze 1,20, die 8er Einzelkerze 90 Pfg-, das 330-Gramm- Paket 4,72 Mk., die 6er Einzelkerze 79 Pfg., die 8er Einzelkerze 59 Pfg. Nachtlicht«: Schach tel mit 250 Gramm 6 Mk., mit 220 Gramm 5,30 Mk., mit 200 Gramm 4,80 M. Zugleich mit dieser Mitteilung gibt die Vereinigung den betrübten Konsumenten einen guten Rat mit auf den Weg, nämlich, sich aus höhere Preise nicht einzulassen und Händler, die mehr verlangen, der Polizeibehörde anzuzeigen. Das Publikum wird diesen Rat mit „gemischten Gefühlen" hören und so befolgen, wie Ratschläge dieser Art be folgt werden. Vor allem aber wird es fragen: Bürgt die Vereinigung dafür, daß es in allen Läden Kerzen zu den genannten Richtpreisen ge ben wird? Und darauf kommt es an. *— Die neueste Epidemie. Nicht ganz mit Unrecht spricht man in zahlreichen Städten mit einem Anfluge von Humor von einer Heiratsepidemie, gegen die es nur eine einzige Medizin gibt, die Beschaffung von Woh- nungen. Aber wie die Dinge liegen, ist dieser Nat bekanntlich leichter erteilt, als ausgeführt, auch wenn die neu zu beschaffenden Wohnungen auf zwei Zimmer für den Haushalt beschränkt werden sotten. Tie heiratslustigen Pärchen müs- sen also unbedingt an den „Raum in der klein sten Hütte" denken. Für die Bauarbeiter sind ja für die diesjährige Baujaison die Tarifab- machungcn gesichert, aber mit den Baumateria lien steht es unverändert trübselig. Mauerstein», Zement fehlen oder sind sehr teuer. — Hohenstein-Ernstthal, 20. Febr Di» gestrige Hauptversammlung des Erzgebirgsvereins wurde vom Vorsitzenden, Herrn H. H. E b e r s- b a ch, mit einem Rück- und Ausblick auf das Wirken des Vereins eingeleitet. Ter Verein siebt im 37. Lebensjahr- und hat in diesem Zeitraum eine Fülle von Arbeit geleistet. Uni so mehr muß es, wie del Vorsteher betonte, stö- ren, wenn gewisse Kreise den Bestrebungen des Vereins mit wenig wohlwollenden Maßnahmen begegnen. Das sei z. B. bei der geplanten Be seitigung der Birken am Nöhrensteig der Fall, die sich doch sicherlich wirkungsvoll dem Land schaftsbilde anpassen. Mehr Sinn für Heimat iind Natiir, mehr rege Mitarbeit an den Auf gaben sei angebracht. Zu Ehren der 1919 ver storbenen Mitglieder erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. — Herr Kassierer Paul Held erstattete sodann den Kassenbericht, dem u. a. zu entnehmen war, daß der Einnahme des Jabres 1919 in Höhe von 12 221,28 Mk. eine Ausgabe von 10 611,02 Ml. gegenübersteht. Der TurmbaufondS A. bat 951,95 Mk., der Turm baufonds B 2971,01 Mk., die Ebersbach-Stif tung 3244,39 Mk. und die Bismarckstistung 194,53 Mk. Bestand. Nach Abzug der Schulden in Höhe von 67 000 MI. verbleibt ein Endver mögen von 45 934,59 Mk Die oon den Herren Ziermann und Weigert geprüfte Rechnung wurde Streit und Unfriede. Engelbrecht hatte am Abend vorder seinem Bruder Kantor Voßhardts Bericht wiederholt. Triumphierend und hämisch. Aber Fritz hatte nur immer ungläubig den Kopf ge schüttelt. Er wollte nicht an Eve zweiseln, die er mit der ganzen Kraft seiner ungebrochenen und unverbrauchten Jugend liebte. Er hatte mit zusammengebisscnen Zähnen die Hohnreden der beiden, der Base und des Engelbrechts, über sich ergehen lassen — hatte schlaflos die Nacht an seinem Kainmerfenster gestanden und nach der Bo'inenlaube hingestarrt. Aber Eve war nicht gekommen, nur das weiße Wiesel war über den Garten weggebuscht, und der Drellcheck hatte mit seinen fun'eluden Augen in die Hecke gestiert, Ivo eine Grasmücke ihr Nest hatte. Erst gegen Morzen war Fritz in seinen Kleidern einge schlafen. Nun hatte ihm Albert Laspe, der alte Post bote, Eves Zettel gebracht. Er stand am Gar- tcnzaun und las chn immer wieder und trium phierte im stillen. Dann hatte er ihn Engelbrecht schweigend hingcreicht, als er heimkam zum Morgenkaffee. Engelbrecht lachte lauf auf und meinte: „Deine Dummheit ist ebenso groß wie David Scholanders Schlechtigkeit Nun ist er besorgt, den leichtsinnigen Affen loszuwcrden, und bietet ihr Geld nach Amerika! Och natürlich — so wie die Ev' ist, könnte sie nachher etwas ausplau dern, die Reise nach Amerika ist eine gute Ab findung — uh je!" Die Base hetzte getreulich mit. Nur mühsam hielt der Schmied an sich. Er ließ die erhobene Faust wieder sinken und ging an seine Arbeit. Die Verdächtigungen und Schmähungen scmeS Bruders klangen ihm unausgesetzt im Ohr, wäh rend er seinen Hammer schwang und das Eisen bearbeitete. Er sah finster drein, und Meister Henkel mußte ihn immer zwei«, dreimal an rufen, ehe er antwcrtete. Manchmal ließ er sekundenlang den Arm sinken und stierte ins Leere. Endlich riß dem Alten die Geduld, er packte ihn unwirsch am Arm und schrie ihn döse an: „Was ist denn in dich gefahren, Fritze? Hast am End' Weibersachen im Kopf — war das mit deni Strumpfband am Ende doch eine brenz liche Sache? Jetzt red' oder mach', daß du fortkommst, einen faulen Gesellen kann ich nit dulden!" Fritz faßte sich ein Herz und erzählte Mei ster Henkel seine ganze Leidensgeschichte. Tas war Wasser auf dem Alten seine Mühle. „Diese Weibsen! Alles Schiefe in der Welt, alle Angelegenheiten kommen von ihnen. Gut — diese Eve. Sie ist sicherlich ein feines Tier — etwas, was man nit alle Tage sieht. Sie ge mahnt an eine Nicke, die am Feldrain äst. Sie trägt auch immer den Kopf etwas seitwärts und schaut ein wing unterm Berg hervor — diese Sorte ist gefährlich — ich kenne sie genau! Meinst, ich hätte nie mit so einer gekramt? Och — ich, ich war nit immer so — so schlecht zu sprechen auf die Unterröcke!" Fritz sah trostlos vor sich hin. Der Alte überlegte einen Augenblick, dann sagte er: „Fritze, eS wäre jammerschade um dich, du bist ein so tüchtiger Kerl und wirst ein bra ver Schmied. Ich hatte meine ganze Hoffnung auf dich gesetzt und hab' dich oft genug vor den Weibern gewarnt. Siebste, an den Schmieden, da finden sie von jeher so einen sonderlich Ge fallen. Die Schmiede - das sind starke, mach- tige Kerle. Sie hantieren mit Feuer und Eisen, und das gefällt diesen Schmachtseclen. Sie wis sen genau, es ist ihnen am wohlsten, wenn ein Starker seine Faust über ihnen hält. — Ja — so, Ivas ich sagen wollte — aber der Starke wird von diesen verschlagenen Kreaturen mit Listen verdorben und umgebracht — da hab' ich an dir nun wieder ein neu' ,Exempel!" (Fortsetzung folgt.)
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