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^ 209, 7. September 1912, Nichtamtlicher Teil. VSYenSIatt f. S. Dtschn. vuchhandel. 10335 Börsenvereins verstößt, im amtlichen Teil des Börsenblatts zum Abdruck gelangt ist, ohne daß der Vorstand des Börsen vereins gleichzeitig Verwahrung dagegen einlegte. In Leipzig war inzwischen ein Zirkular mit dem Post stempel Berlin und der Aufschrift »Wichtig für alle Bücher käufer« eingetroffen, das darauf hinwies, datz die Berliner beschlossen haben, auch ferner am Platz den bisherigen Rabatt von 10 Prozent zu gewähren, und datz es sich deshalb empfehle, seinen Einkauf von Büchern bei Anwesenheit in Berlin oder durch einen dortigen Be kannten zu machen. Ich glaube nicht versichern zu brauchen, datz keine füh rende Persönlichkeit in Berlin mit dem Rundschreiben in irgendwelche Verbindung gebracht werden kann oder von ihm Kenntnis gehabt hat. Ebensowenig, datz jeder anständige Ber liner Buchhändler ein solches Vorgehen als unanständig ver urteilt; mir ist bis heute der Absender unbekannt; ob er an deren bekannt geworden ist, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. In Leipzig erregte natürlich dieses Zirkular großen Un willen und rief die Freie Vereinigung Leipziger Sortimenter auf den Plan, die unter dem 5. Januar 1889 an den Vorstand des Vereins der Buchhändler zu Leipzig den Antrag richtete, sofort die nötigen Schritte einzuleiten, um auch in Leipzig die Zulässigkeit eines Maximalrabatts von 10 Prozent zu erklären. Unterm 10. Januar 1889 erlichen 36 Firmen, die der Freien Vereinigung angehörten, die Erklärung, sich, solange Berlin 10 Prozent gibt, einem Beschlüsse des Vereins der Buch händler zu Leipzig, der nicht ebenfalls 10 Prozent für Leipzig erlaubt, nicht unterwerfen zu wollen. Inzwischen hatte sich in Berlin die Schwierigkeit des Difserentialrabatts hcransgestcllt. So ehrlich die Berliner es gemeint hatten, als sic den Maximalrabatt von 10 Prozent für den Berliner Lokalverkehr forderten — in der Versammlung der Vereinigung vom 16. November 1888 wurde noch aus drücklich der Zusatz beantragt und angenommen: »Im Berliner Lokalverkehr« —, so schwer erwies sich die Durchführung. Die langjährigen Verbindungen, die einzelne Berliner .Häuser nach auswärts unterhielten, die Schwierigkeit, bei einem größe ren Personal alles zu überwachen, in einigen Fällen vielleicht auch übelwollen, schufen Schwierigkeiten, denen ein Mitglied des Börsenvereins zum Opfer fiel. Es war dies der Inhaber einer großen Handlung, und die Sperrung dieses Kollegen er wies sich für die Verleger als recht unvorteilhaft. 14 Mit glieder der Vereinigung beantragten die Einberufung einer Hauptversammlung zur Besprechung und Beschlußfassung über den K 3 Absatz 5 der Satzungen des Börsenvereins im Anschluß an denAustritt dcrJnhaberderGselliusschenBuchhandlung aus dem Börsenverein. Vor allen Dingen forderte man in der Ver sammlung, die am 3. Mai 1889 stattfand, eine mildere Praxis in der Handhabung der Satzungen während der Übergangszeit. Während der erste Vorsteher des Börsenvereins auf die An frage von Albert Goldschmidt, ob er in der Lage sei, nach 8 8 der Satzungen Milde walten zu lassen gegen Mitglieder, die nach außerhalb mehr als 5 Prozent, jedoch nicht über 10 Pro zent, wenn auch nur iibergangsweise, gewährten, erwiderte Paretz, datz er unter allen Umständen die Satzungen zu beachten habe, überall und gegen jedes Mitglied. Der von Mühlbrecht gestellte Antrag: »Die heutige Versammlung der Vereinigung der Ber liner Mitglieder des Börfenvereins erklärt, daß die durch 8 3 Absatz 5 der Satzungen des Börsenvereins stipulierte Herabsetzung des Rabatts auf höchstens 5 Prozent nach außerhalb für den Berliner Buchhandel nach den bisher ge machten Erfahrungen sich als undurchführbar herausge stellt hat. Die Versammlung ersucht deshalb den Börsenvereins- Vorstand, die durch die Satzungen vorgesehenen Maßregeln zu ergreifen, die nötig sind, diesen Paragraphen dahin ab zuändern, datz der Maximalrabatt auf 10 Prozent wieder hergestellt wird« wird mit allen gegen drei Stimmen angenommen. Durch diese Erklärung, die der Vorstand der Berliner Vereinigung unter dem 4. Mai 1889 veröffentlichte, sah sich der Börsenvereins-Vorstand vor eine vollkommen neue Situation gestellt. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen« Die Nnqeudschriften.AuSIchüsse der Lehrrrvereinc. — Herr Georg W. Dietrich-München schreibt uns: »In Nr. 204 des Börsenblattes findet sich eine Notiz über die Herbstversammlung des Verbands der Kreis- und Ort-Vereine in Bayreuth. Ich erlaube mir nun, Sie daraus hinzuweisen, daß ei nicht meine Absicht ist, eine Verständigung mit den Lehrer- vrüsungsausschüssen zum Scheitern zu bringen; zu wiederholten Malen habe ich meinen Standpunkt gekennzeichnet, der erkennen läßt, daß mir eine Verständigung unter gewissen Voraussetzungen erwünscht wäre. Also nicht durch Zeichen und Wunder, sondern durch meine eigenen Bestrebungen hoffe ich, daß die Versamm lung sich einer Verständigung geneigt zeigen wird.« Wo ein Wille ist, wird sich auch ein Weg finden, und wir brauchen wohl nicht hinzuzusügen, daß uns eine Verständigung mit der Lehrerschaft als der schönste Gewinn dieser Tagung er scheinen würde. Red. A«S dem Antiquariat. — Am 17. September u. folg. Tage kommt der letzte Teil der Sammlung Lanna-Prag in Rudolph Lepkes KunstauktionS-HauS, Berlin IV. 35, zur Versteigerung. Dieser Teil enthält die Bibliothek, die sich hauptsächlich aus kunft- wissenschaftlichen Büchern und Mappenwerken zusammensetzt. Besondere Anziehungskrast besitzen die Reproduktionssammlungen von Gemälden und Zeichnungen, Werken der Plastik und Archi tektur. Zeitschristenreihen und größere Sammelwerke wie der »Pan«, »Vervielfältigende Kunst der Gegenwart», »Onckens Welt geschichte« und viele andere wechseln mit seltenen Holzschnitt- und wertvollen numismatischen Werken ab. Die Besichtigung findet am Sonntag, den 15., und Montag, den 18. September in der Zeit von 10—L Uhr statt. Deutsche Iknusthändler - »ilde. — Die vielfach totgesagte Kunsthändler-Gilde lebt also wirklich. In den Tagen des 22. und 23. August hat sie in München ein frohes Wiederauserstehen gefeiert, und wenn die alte Prophezeiung, daß Totgesagte gerade recht lange leben sollen, sich auch hier bewährt, dann kann es um die Zukunst der Gilde nicht schlimm stehen. Die unermüdliche Werbearbeit des I. Vorsitzenden Arnold Spieckermann in Köln hat ihre Wirkung nicht verfehlt, und er konnte mit dem Erfolge wohl zusriede» sein. Freilich wurde man das Gefühl nicht los, daß es noch manchem deutschen Kunsthändler möglich gewesen wäre, in den ruhigen Augusttagen aus ein paar Tage abzukommen und die Gelegenheit, das Gute mit dem Nützlichen zu verbinden, wahrzu nehmen, in erster Linie sich aber einmal um seine Berufs- und Existenz fragen zu kümmern. Der Zustand der Gleichgültigkeit und Wurschtigkeit ist also noch keineswegs ganz überwunden, und es sei hier besonders festgenagelt, daß sich auch Münchner Firmen, die doch keine Reise erst notwendig hatten, darin gefallen haben. Aber die anwesenden Herren werden gern an diese zwei Tage gemeinsamer Arbeit gedenken, und es ist sicher, daß die hier auSgestreute Saat gute Früchte tragen wird. Daß die Stadt München der Tagung der Kunsthändler-Silde verständnisvolles Interesse entgegenbrachte, bewies ein Dank schreiben des Oberbürgermeisters von Borscht für die Einladung. Noch mehr aber, daß man in Herrn Magistratsrat Hörburger einen offiziellen Vertreter entsandt hatte, der nach der Begrüßung durch Herrn Spieckermann selbst in äußerst sympathischen und verständ nisvollen Worten sein warmes Interesse sür die Sache kund gab. Die hier seinerzeit bekanntgegebenen 8 Punkte der Tages ordnung wurden unter reger Anteilnahme aller Anwesenden und insonderheit des Herrn E. Schultze (Stiesbold L Co.) als 2. Vor sitzenden der Bereinigung der Kunstvsrleger erledigt. Lebhafte 1347«