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^ 20S, 7. September 1912. Nichtamtlicher Teil. VSrI-nblaü ». d. Dtlchn »uch-and-r 10 SS 3 Hier ist man sich nicht nur seiner vollkommenen Hilf losigkeit bewußt, sondern auch der Notwendigkeit, Alles durch Neues zu ersetzen. Während früherem diesem Reiche alles seit »erdenklichen Zeiten sestsland, ist .heule Bewegung und Fluß in die bis dahin trägen Massen gekommen, und cs ist nicht anzunehmen, daß die der politischen Revolution ge folgte geistige Umwälzung so bald zur Ruhe kommen wird. Denn da das Reich der Mitte einst die führende Stellung im Geistesleben des Ostens einnahm und Kunst und Kunst fertigkeit der Chinesen wie nicht minder ih-e Philosophie, Mathematik, Astronomie und Physik Asien und Europa be fruchteten, so können nicht Anlagen, sondern nur Erziehungsfehler schuld an einer Entwicklung sein, die ein geistig so reges Volk in starren Formalismus versenkte. Ob deutsches und chinesischer Wesen tatsächlich die von vr. Freiherrn von Mackay heroor- gehobenen Berührungspunkte besitzen, ist viel weniger von Belang als die Tatsache, daß der Sohn des Himmels einsehen gelernt hat, daß nur theoretische und praktische Kenntnisse ihn auf der einmal beschrittenen Bahn vorwärts bringen können und daß ihm dieses Wissen deutsche Bücher zuverlässige» und gründlicher vermitteln als andere. Daher hat dei Vorstand des Börsenocreins nicht mit Unrecht zunächst sein Hauptaugenmerk auf die Förderung des Exports deutscher Lehr- und Lernmittel nach China gerichtet, so wünschenswert auch weitergehend die Einsührung geeigneter belletristischer Literatur wäre, durch die dem budungsbeflissensn chinesischen Schüler ein Ersatz für die jetzt beoorzugteenglisch-ame- rikanische Unterhattungsletlüre geboten werden könnte. Dis Ge danken wohnen eben auch hier leicht beieinander, während sich die Dinge hart »m Raume stoßen. Denn es handelt sich zu nächst nicht darum, neue Quellen des Verdienstes zu erschließen sondern Mittel und Wege zu finden, die unbedingt notwen digen Kosten der Kriegführung gegen die englisch-amerikanischen Einflüsse auf geistigen und wirtschaftlichen Gebieten zu beschaffen. Mit Empfehlungen durch Zirkulare und Kataloge allein ist nichts getan, da die Engländer und Amerikaner sich durch persönliche Vorlage um den Absatz ihrer Artikel inChina bemühen. Berücksichtigt man,daß jedes deutscheBuch im Auslande ein Werbemitlet für deutschen Geist und deutsche Arbeit ist, so folgt daraus, daß nicht nur Buchhandel und Buchgewerbe, sondern alle, denen an der Ausbreitung des Deutschtums im Sinne friedlicher Eroberungen gelegen sein muß, an dieser Frage interessiert sind. Sie kann daher auch nur in zufriedenstellender Weise gelöst werden, wenn der Börsenverein außer der verständnisvollen Mitarbeit in den Kreisen des Buchhandels die Unterstützung der amt lichen Stellen findet, denen die Vertretung und der Schutz des Deutschtums im Auslande obliegt. Die Reformbewegung im Deutschen Buchhandel 1888—1889 gewürdigt von R. L. Prager. (Fortsetzung zu Nr. 207 u. 208 d. Bl.) Noch einmal kam die Frage vor die Versammlung des Berliner Sortimenter-Vereins am 12. November 1888. In einem ausführlichen Referat schilderte der Vorsitzende Prager die bisherigen Verhandlungen und teilte zugleich mit, daß er auf Wunsch des Herrn Paul Parey eine Besprechung mit ihm gehabt habe, in der versucht werden sollte, die An schauungen des Börscnvercins und des Berliner Sortimenter- Vereins miteinander in Einklang zu bringen. Der Vorsitzende hatte Herrn Pareh nicht verhehlt, daß bei der Abneigung der Behörden einerseits und dem Konkurrenzkampf andererseits es augenblicklich unmöglich sei, einen Höchstdiskont von 57» «inzusllhren, und daß, wenn ein solcher aufgezwungen werden Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. Würde, eine heimliche Schleuderet über ganz Berlin herein- bcechen müßte, welche die frühere öffentliche weit in den Schatten stellen und alles das, was in zehn Jahren mit Mühe und unter Opfern geschaffen worden sei, in Frage stellen würde. Der Vorsitzende legte Herrn Parey einen Antrag vor, der fol gendermaßen lautete: »Die Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsen vereins der Deutschen Buchhändler beschließt übereinstim mend mit den übrigen Nreisvereinen auch für den Berliner Buchhandel einen Höchstdiskont von 57»; nur im Verkehr mit den in Berlin domizilierten Behörden, öffentlichen Bibliotheken, Universitäts- und Beamtenkreisen wird sich die Reduzierung des jetzt erlaubten Rabatts von 10"/° auf den Höchstdiskont von 57° erst allmählich herbeisühren lassen.« Herr Parey erklärte sich mit diesem Antrag einverstanden und ermächtigte den Vorsitzenden, für ihn folgende Erklärung abzugeben: »Herr Parey bedauert, daß es bei den tatsächlichen Berliner Verhältnissen nicht möglich erscheint, rund den Höchsldiskont von 57° anzunehmen. Er erklärt demgemäß, sich mit der ihm vorgelegten Resolution, welche den Höchsl diskont von 57» nur im Prinzip annimmt, für die Ausfüh rung aber eine Anzahl Ausnahmen zuläßt, begnügen zu müssen, sowie ferner, daß seiner Überzeugung nach der Börsenvereins-Vorstand keinen Anstand nehmen wird, diesen Antrag zu genehmigen. Die Berliner Sortimenter können somit darauf rechnen, daß bei Einhaltung dieser Aus nahmebestimmungen irgendein Einschreiten gegen sie nicht zu besorgen ist.« Der Vorsitzende erwähnte ferner, daß der Börsenvereins- Vorstand die auf Grund des Behcendschen Antrags gerichtete Anfrage folgendermaßen beantwortet habe: »Die bestimmte Frage, welche der von der Vereinigung angenommene Antrag an den Börsenvereins-Vorstand rich tet, kann ich heute nicht anders beantworten, wie im Vor- staudsbricf vom 25. September. Das preußische Staats ministerium lehnt es ad, aktiv in die Rabattangelegenheit einzugreifen, und die Einzelministerien, welche geantwortet haben, beziehen sich auf den Bescheid des Staatsministe riums. Aus allen persönlichen Verhandlungen ergibt sich als Standpunkt der Preußischen Behörden der in dem Vor standsbrief mit den Worten gekennzeichnete: ,Sorgt dafür, daß inan uns leinen Rabatt anbiete'.« Der Sortimenter-Verein konnte sich nicht entschließen, die Resolution des Vorsitzenden, die einen Höchstdiskont von 57° scstsetzte, zu der seinigen zu machen. Er lehnte sie schlank ab. Inzwischen war auch die Antwort des Berliner Ma gistrats auf die Eingabe des Börsenvereins einge troffen, die durchaus ablehnend lautete, und in der sich der Magistrat aus denselben Standpunkt stellte, den er einem ähnlichen Anträge der Korporation Berliner Buch händler aus dem Jahre 1885 gegenüber eingenommen hat, » daß, solange leistungsfähige Buchhändlcrfirmen sich bereit finden, den aus städtischen Kassen zu bezahlenden Bllcherbedarf gegen geringere Preise, als unter Festhaltung der normalmäßigen Ladenpreise und bedingungsweiser Ge währung von höchstens 57° Rabatt zu liefern, wir ohne Ver letzung der finanziellen Interessen der Stadt außerstande seien, auf die geringeren Preise freiwillig zu verzichten«. Am 16. November 1888 fand eine außerordentliche Ver einsversammlung der Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins statt, in der von den inzwischen mit dem Sortimenter-Verein gepflogenen Unterhandlungen Kenntnis gegeben wird. Herr Parey bittet, heute abend zu einem klaren, bestimmt ausgesprochenen Entschluß zu kommen. Diesem Wunsch gibt die Versammlung durch Annahme eines von Georg Bath gestellten Antrags statt, in dem der zu- iz«7