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7000 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher TeU. ^ 131. 8 Juni 1912 gesetzliche Vorschrift über Zuschußkassen und zwei ganz verschiedene Systeme der »Zulagekassen« erörtert, bei denen es möglich ist, daß die Pensionskassen ohne unmittelbaren Zusammenhang mit der reichsgesetzlichen Angestelltenversicherung weiterbestehen. Auch der Weg der Zuschußkassen ist durch die gesetzlichen Vorschriften mit zahlreichen Schwierigkeiten verknüpft, die aber — wie der Vor tragende meinte — doch wohl vielfach überschätzt werden. Er kam zu dem Ergebnis, das; zwar durchaus nicht in allen Fällen, aber doch unter bestimmten Voraussetzungen der Weg der Zu schußkassen zu empfehlen sei. Kunsthatte P. H. Beher L Lohn in Leipzig. — Die Juni-Ausstellung ist soeben eröffnet worden. Ausgestellt sind größere Sammlungen von Prof. N. Hellwag-London und H. Bing-Paris, Zeichnungen von M. Just-Dresden, ferner Einzelwerke von Max Klinger, Buchholz, Gussow, Fr. Voltz, Andreas Achenbach, Z. Schlumberger, C. Rott- mann, Naph. Mengs u. a. In der Graphischen Abteilung ist die vollständige Sammlung der von der Nsäiei-Sooiet^ seit 1906 veröffentlichten Medici drucke, farbiger Wiedergaben nach alten Meistern von höchster technischer Vollendung, ausgestellt. Internationaler Kunstkougres; in Paris. — Vom 14. bis 16. Juli wird in Paris der zweite internationale Kunstkongreß tagen. Auf dem ersten Kongreß im vorigen Jahre in Nom, auf dem mit Liebermann, Hodler und anderen eine Reihe der an gesehensten deutschen Künstler vertreten waren, wurde ein ständiges Komitee für die Abhaltung solcher Kongresse be gründet. Und dieses ladet jetzt mit Unterstützung der fran zösischen Regierung und im Verein mit den vier großen Künstlervereinigungen, der Loeiäts ckos ^rt>i8te8 I'raoyaie, der Looiotö Nation als ä68 Lsaux ^rt8, cler Looiöts Lsntiais äk8 ^robitset68 und der ^88oeiation la^lor, die Künstler vereinigungen, die Akademien und die Künstler aller Nationen nach Paris. Maler, Bildhauer, Architekten und Graphiker werden vertreten sein. Zur Verhandlung sollen kommen: Die gemeinsame Veranstaltung internationaler Ausstellungen, die Festlegung der Bedingungen der allgemeinen Wettbewerbe, die Begründung des internationalen Schutzes des geistigen Eigentums, das Verviel fältigungsrecht an Werken lebender Künstler. Vielleicht wird sich in Paris ein deutsches Lokalkomitee konstituieren. Als Vertreter der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft wird Professor Ernst Berger-München an den Verhandlungen teilnehmen Zum Weltpostverkehr. — Der nächste Weltpostkongreß findet 1913 in Madrid statt. Bei der Wichtigkeit dieses Kongresses für die Allgemeinheit ist es klar, daß sich schon jetzt weitere Kreise, insbesondere die Handelswelt, für denselben zu interessieren beginnen und ihre Wünsche kundgeben. In erster Linie zielen diese auf eine Verbilligung des Weltpostportos hin. Der Deutsche Handelstag schlägt vor, daß die Portosätze des inneren Verkehrs auch für den Weltpostverkehr gelten sollen. Solange dies Ziel nicht erreichbar ist, sollen zunächst mit den Nachbarländern engere Postvereine gebildet werden, innerhalb deren das Inlandsporto einzuführen ist. Für Deutschland wird das Porto für den einfachen Brief mit 8 <H, für die Postkarte mit 4 c) vorgeschlagen. Ferner wird das ermäßigte Porto für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika nicht nur für den direkten, sondern auch für den indirekten Weg gewünscht. Die auf dem letzten Kongreß geschaffene Verschiedenheit des Portos in den einzelnen Ländern des Weltpostvereins soll beseitigt und ein einheitliches Porto nach einheitlichen Gewichtssätzen für alle Post verwaltungen (20 Gramm -- 25 Centimen und jede weiteren 20 Gramm — 15 Centimen) eingeführt werden. In dieser Hinsicht herrscht zurzeit allerdings noch eine große Buntscheckigkeit. So haben viele Länder immer noch das Einheitsgewicht von 16 Gramm beibehalten, u. a. Griechenland, Italien, Montenegro, Rußland, Brasilien, Persien, Ecuador, Paraguay usw., eine Zahl dieser und an derer Länder haben auch die Herabsetzung des Portos für die höheren Gewichtsstufen abgelehnt, z. B. Mexiko, Uruguay, Venezuela usw. Aus dieser Ungleichheit entstehen im Geschäftsverkehr natürlich vielerlei Unzuträglichkeiten, so daß eine einheitliche Regelung dringend geboten erscheint. — Für Geschäftspapiere wird das Drucksachenporto gewünscht (5 Centimen für je 60 Gramm); die Bestimmung, daß Geschäftspapiere mindestens 26 Cent, kosten, soll wegfallen. Als Warenproben sollen auch Gegenstände von Handelswert zugelassen werden, soweit sie den Bestimmungen für Warenproben entsprechen. Für Pakete bis 1 Kilogramm wird eine neue Versendungsart ohne Paketadresse, unter Ver zicht auf die Haftpflicht der Post zu ermäßigtem Porto vor geschlagen. Das Zuschlagsporto für unzureichend frankierte Briefe soll auf 6 herabgesetzt werden. Die in verschiedenen Staaten bereits eingeführte Frankierung ohne Verwendung von Postwertzeichen (Barfrankierung) soll auch im Weltpostverkehr eingeführt werden. GoetheS Haudzelchuungen sind gegenwärtig in dem für solche Zwecke bestimmten und eingerichteten Christianenzimmer des Goethe-National-Museums zu Weimar ausgestellt und fesseln das Interesse der zahlreichen Goethefreunde auf das regste. Aller dings ist es vorläufig nur ein kleiner Teil dieser reichen, weiteren Kreisen bislang unbekannten Schätze des Goethe hauses, aber nach und nach wird man sie alle zu sehen bekommen, die wertvollen Blätter von der Hand Goethes. Bereits unter der Leitung des früheren Direktors des Goethe-National- Museums Hofrats Prof. vr. Koetschau hatte man mit der Neu einrichtung, Sichtung und Katalogisierung des von Goethe hinter- lassenen Materials begonnen; unter Geheimrat v. Dettingen sind verschiedene Abteilungen zu Ende geführt worden. Die große An zahl GoethescherHandzeichnungen, die bislang ineinemKonvolutun- geordnet aufbewahrt wurden, sind geordnet, ihre Entstehungszeit aus sorgfältig geprüften Zeichen bestimmt und die einzelnen Blätter mit einem schützenden Karton umgeben worden. Unter Glastafeln kann man jetzt die Schätze in Muße betrachten; es sind Zeich nungen von der Donau, dem Brenner und eine Anzahl Skizzen aus dem alten und neueren Rom, von den Seen von Albaniund Remi, den Grabdenkmälern der Horatier und der Metella, dem Vesuv und Sizilien ausgewählt und dem Besucher zugänglich ge macht worden. Der «und Deutscher Verkehrs-Vereine, der auf ein zehn- jähriges Bestehen zurückblicken kann, hält seine diesjährige Haupt versammlung vom 12.—16. Juni in Kassel ab. Auf der Tages ordnung stehen neben verschiedenen internen Beratungsgegen ständen, wie z. B. Erstattung des Jahresberichtes, Rechnungs berichtes, Satzungsänderungen, interessante Vorträge über die »Wege und Ziele des Bundes«, »Fremdenverkehr und Volkswirt schaft« und »Die ethische Bedeutung des Fremdenverkehrs«. Mit der Tagung sind eine Reihe festlicher Veranstaltungen verbunden. Den Schluß macht eine Weserfahrt am 16. Juni von Hann.- Münden nach Holzminden. Personalnachrichteu. Gestorben: in Mailand in der Nacht vom 5 zum 6. Juni der Musi kalienverleger Herr Giulio Ricordi, Leiter der Kom- mandit-Gesellschaft G. Ricordi L Co. daselbst. Der Verstorbene war am 19. Dezember 18L0 geboren, stand also im 72. Lebensjahre. Mit 18 Jahren trat er in begeisterter Liebe für sein Vaterland in das Piemontesische Heer ein, das sich zum Kriege gegen Österreich rüstete (1859). Bald wurde er zum Unterleutnant der Bersaglieri und bald darauf zum Oberleutnant beim Generalstab unter dem Befehl des Generals Enrico Cialdini befördert. Er mußte jedoch diese vielversprechende Karriere auf geben, weil ihn der leidende Zustand seines Vaters Tito zwang, diesem in der Verwaltung seines großen Musikalienverlags beizustehen. Im Jahre 1887 wurde das Geschäft in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt, deren Leitung Giulio Ricordi übernahm; ein Jahr darauf erfolgte die Verbindung mit Lucca Strazza und damit die Vereinigung der bedeutendsten Musik firmen Italiens zu einer einzigen: G. Ricordi L Co. Giulio Ricordi hatte noch Verbindung mit den be rühmtesten Künstlern und Meistern: Rossini, Liszt, Rubinstein, Ponchielli, Catalani u. a. Sein intimster Freund war Giuseppe Verdi, der schon seinem Großvater und Vater nahegestanden hatte. Ausgezeichnet mit großen Geistesgaben, durch die er das von ihm geleitete Unternehmen zu höchster Blüte gebracht hat, war Ricordi von einer großen Bescheidenheit, die zur wirklichen Abneigung wurde gegen alles, was man zu seiner Ehre sagen oder tun wollte. Es bedarf dessen auch nicht, sein Werk ehrt ihn, und das von ihm Geschaffene wird ihn noch lange überleben.