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4722 Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 123, 31. Mai 1904. der sortierenden Beamten. Daß daraus keine festen, vor Be schädigungen sicheren Briefbünde gefertigt werden können, liegt auf der Hand. Schlimmer noch als die verschiedenartige Form der Briefe ist die Verwendung von Umschlägen aus brüchigem oder leicht einreißendem Papier, die einen langen Weg über See oder mehrfache Umarbeitung nicht aushalten. Die Be schädigungen der in New Dort eingehenden Einschreibbriefe bestehen den Meldungen zufolge außer in dem Äufplatzen oder Einreißen der Briefränder nicht selten darin, daß der ver wendete Siegellack abgesprungen ist, oder daß sich die Verschluß klappe der Briefe gelöst hat, Mängel, die aus der Benutzung schlechten Materials entstehen. Auch aus Oesterreich und Italien her-rührende Briefe sotten vielfach beschädigt nach Amerika gelangen. Hierdurch wird die Richtigkeit einer Beobachtung bestätigt, die man täglich im Postbetriebe machen kann, daß im Gegensätze zu den Briefen aus England, Frankreich, der Schweiz und den nordischen Staaten, die durchweg fest und unversehrt sind, die Briefschaften des inneren deutschen Verkehrs und solche aus Oesterreich-Ungarn und Italien häufig mit Umschlägen aus ganz minderwertigein Papier versehen sind. In England gibt die Postverwaltung amtliche Briefumschläge zu Einschreibsendungen heraus. Obwohl ein Zwang zu ihrer Verwendung nicht besteht, ist die überwiegende Zahl ein geschriebener Briefe aus England mit solchen Umschlägen versehen. Nach den Erfahrungen, die in Deutschland mit den Postbrief umschlägen und neuerdings mit den Kartenbriefen gemacht worden sind, möchten wir indes eine Nachahmung des englischen Vor gehens nicht empfehlen, sondern der Hoffnung Raum geben, daß ^ich bei unserem Publikum nach und nach doch die Erkenntnis Bahn brechen wird, daß es ein Mangel an Rücksicht gegenüber den Briefempfängern ist, wenn zu den Umschlägen Papiersorlen Botschaft ihrem Ziel in tadellosem Zustande zuzuführen. Der Universitätsbesuch in Deutschland und Frank reich. (Vergl. Börsenbl. 1904, Nr. 51.) — Nach der Statistik des letzten W i n tersemesters waren an deutschen Universitäten im ganzen 37854 Studenten immatrikuliert, darunter 3093 Aus länder, die höchste bisher je erreichte Zahl. Werden alle Zuhörer mitgerechnet, so ergibt sich die Ziffer von 47041. An der Spitze stand Berlin mit 7503 immatrikulierten Studenten und im ganzen denten, nämlich München mit 4609; eine über 3000, nämlich Leipzig mit 3772, eine über 2000, nämlich Bonn mit 2294, zwei über 1500 (Breslau und Halle), neun weitere über 1000 (Tübingen, Güttingen, Heidelberg, Straßburg, Freiburg, Würzburg, Münster, Marburg und Gießen). Weibliche Zuhörer fehlten gänzlich nur an den Universitäten Münster, Greifswald und Rostock. 2620 der ausländischen Studenten kamen aus anderen europäischen Ländern, 473 aus anderen Erdteilen. Unter den ersteren stellte Rußland mit 986 das größe Kontingent, dann folgten Öster reich-Ungarn und die Schweiz. Bemerkenswert ist aus der Statistik noch die Tatsache, daß an der Universität Berlin d^e nicht immatrikulierten ^Zuhörer 42^ v. H. der Gesamtzahl Zal)l nirgends 100 erreicht. — Es ist von Interesse, mit diesen Angaben die neueste Besuchs-Statistik der französischen Universitäten zu vergleichen. Die Gesamtzahl der Studierenden 30 405. Von diesen entfielen auf Paris 12 948. Bordeaux zählte 2320, Toulouse 2191, Montpellier 1707, Nancy 1327, Rennes 1190, Lille 1164, Aix-Marseille 1080, Dijon 880, Poitiers 863, Caen 752, Grenoble 705, Vesanyon 333 und Clermont 299. 10 972 gehörten der juristischen, 6686 der medizinischen, 4765 der naturwissen schaftlichen, 4384 der philosophisch-philologischen und 3014 der pharmazeutischen Fakultät an. Die Zahl der Ausländer belief sich auf etwa 2000. Von ihnen waren 450 Russen, 200 Perser, 175 Rumänen, 165 Deutsche, 109 Bulgaren, 113 Türken, 83 Ägypter, 57 Amerikaner, 35 Engländer. Die Gesamtzahl der Studentinnen betrug 1125, wovon 677 Französinnen und 448 Ausländerinnen, letztere fast sämtlich Russinnen waren. Verein der Leipziger Buchhändler. — Der Verein hat einen Geschäftsführer angestellt und ihm ein Geschäfts zimmer in der Vestellanstalt im Erdgeschoß des Vuchhändlerhauses (Eingang Platostraße) angewiesen, wie aus einer Bekanntmachung im Amtlichen Teile der heutigen Nummer hervorgeht. Stuttgarter Buchhandlungs-Gehilfen-Verein (E. V.). — Der Verein wird sein diesjähriges Frühlingsfest am Sonn tag den 5. Juni in gewohnter Weise in Form eines Tanz-Aus luges im Saale des Gasthauses »Zur Krone- in Untertürkheim eiern. Für gesangliche, instrumentale und deklamatorische Vor träge bei dem Zusammensein ist wie immer gesorgt. Hallenser« zu Berlin feiert am 4. und 5. Juni ihr vierzehntes Stiftungsfest mit folgendem Programm: am 4. Juni Fest kommas im Vereinslokal, Königgrätzerstr. 111, und am 5. Juni Familien-Ausflug nach Jagdschloß Stern bei Neubabelsberg. Die befreundeten Vereine, besonders die ehemaligen »Daheimer« sind zur Teilnahme freundlichst eingeladen. Allwöchentlich Dienstags indet Sitzung im Vereinslokal statt, bei denen Gäste stets will kommen sind. Beschlagnahme. — Durch Beschluß des Berliner Amtsgerichts ist die Beilage zu Nr. 21 der in Berlin erscheinenden Zeitung »Die Welt am Montag» wegen des unzüchtigen Inhalts der Artikel mit der Überschrift »Sonne« und »Sehnsucht« auf Grund des § 184 Ziffer 1 des Neichsstrafgesetzbuchs beschlag nahmt worden. Personalnachrichten. ier Universität zu Freiburg i/Br., Alfred Hegar, ist auf sein Ansuchen zum 1. Oktober 1904 unter Ernennung zum Geheimen Rat 1. Klasse (Exzellenz) in den Ruhestand versetzt worden. Hegar steht im 75. Lebensjahre. — Der Oberingenieur der Siemens- Schuckert-Werke in Berlin, vr. in§. Walter Reichel, ist zum etats- mäßigen Professor in der Abteilung für Maschinen-Jngenieurwesen Reichel, der am 13. Februar 1903 an der Berliner Technischen Hochschule promovierte, übernimmt mit dem 1. Juli d. I. die neuer richtete Professur für Elektrotechnik. — Als Leiter der an der Leipziger Universität ins Leben tretenden Theoretisch physikalischen Anstalt wird Professor vr. Des Coudies (früher in Würzburg) tätig sein. — Der Lehrer am Berliner- Orientalischen Seminar und Privatdozent an der Universität Berlin Professor vr. Bruno Meißner ist als außerordentlicher Professor für semitische Sprachen und Assyriologie nach Breslau berufen worden und wird diesem Rufe im Herbst Folge leisten. Dieser Lehrstuhl war durch Berufung des Professors Brockelmann nach Königsberg schon mehrere Jahre lang unbesetzt geblieben. — Ebenfalls im Herbst wird der Psychiater Professor Karl Bon- höffer, der erst zu Ostern von Königsberg nach Heidelberg be- fessor Karl Wernicke nach Breslau übersiedeln und die Leitung der dortigen Psychiatrischen Klinik übernehmen. Königliche Akademie der Künste in Berlin. (Vgl. Börsenblatt Nr. 107.) — Die vom Senate der Berliner Akademie fessors Johannes Otzen zum Nachfolger des Präsidenten der Akademie H. Ende hat die Bestätigung des Königs erhalten. Otzen wird demgemäß diese akademische Würde zunächst bis Ende September 1905 inne haben. Als Vertreter Otzens im Präsidenten- amte wird der bisherige Vertreter des Präsidenten, Professor (Sprechsaal.) Erklärung. (Vergl. Börsenblatt Nr. 120.) Das unter der Überschrift: Bücherbetteleien iin Börsenblatt Nr. 120 vom 27. Mai mitgeteilte Rundschreiben der Direktion der Handelshochschule zu Köln an die Heraus geber von Zeitschriften veranlaßt uns zu nachstehender Erklärung: Nachdem die Buchhändler Kölns mit Rücksicht auf die ge fährdeten Interessen des Gesamtbuchhandels der Handelshochschule die Gewährung eines 5 Prozent übersteigenden Rabattes haben verweigern müssen, sind von der Verwaltung der Handelshoch schule alle bis dahin von einer Kölner Handlung gelieferten Zei tungen und Zeitschriften abbestellt worden. Wir dürfen nach Veröffentlichung dieser Erklärung den Herren Verlegern ruhig die Entscheidung überlassen, ob sie durch Gewährung der verlangten Freiexemplare ihre berechtigten Interessen fördern oder schädigen. Der Vorstand des Kreisvereins der Rheinisch-Westfälischen Buchhändler.