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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.12.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191912101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191210
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-12
- Tag 1919-12-10
-
Monat
1919-12
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.12.1919
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sorgfältig verheimlicht, daß Cäcilie bereits ver lobt war, und hatte Frau von Foerster überredet, ebenso zu handeln. Denn sie wichte recht wohl, daß ihr Sohn, wenn er etwa? von dieser Verlo bung erfahre» hätte, sofort seine Bewerbungen abgebrochen haben würde, während sie ebenso überzeugt war, daß er, sobald er nur ernstlich einen Antrag machte, seines Erfolges auch sicher sein würde. Und sie hatte sich nun doch einmal in de» Kopf gesetzt, dcch er Cäcilie und keine andere hei raten sollte, weil ihr das junge Mädchen persön lich angenehm, und sie auch der Ansicht war, daß sie dieselbe ganz beherrschen würde, und von ihr keine Entfremdung ihres SohneS zu befürchten brauchte. Trotzdem Frau von Foerster ihr alle Einzelheiten der Unterredung mit Hugo niitge» teilt, hatte sie doch keine Lust, sechs Monate zu warten, sondern beschloß, jetzt, wo ihre Freundin von den Nachwirkungen des nächtlichen Ueberfall- sich erholt hatte, die Angelegenheit zur entgülti- gen Entscheidung zu bringen und ihren Sohu zu veranlasse», daß er Cäcilie seinen Antrag mache. So begann sie denn schon beim Frühstück i» freund licher Teilnahme den Angriff auf ihren Sohn mit der Frage zu eröffnen: „WaS hast Du eigentlich heute vormittag für Pläne, Alexander?" „Darüber habe ich mich wirklich noch nicht entschlossen. Etwa- Besonderes habe ich heute nicht vor, doch, aber erst um vier Uhr nachmittag- habe ich eine Verabredung mit einem Freunde we gen eines Pferdekaufs." „Dann bist Du heute vormittag also frei?" „Ja, weshalb?" „Weshalb ich Dich danach fragte? Weil ich denke, daß eS am besten sein würde, wenn Du heute vormittag Cäcilie besuchtest und ihr Deinen Antrag machtest." Ihr Sohn starrte sie fassung-lo» an und rief verwundert: „WaS? Heilte?" „Weshalb nicht? S» hat gar keine» Zweck, di« Sache noch länger hinau-znziehen." „Meinst Du nicht, daß e» etwa- übereilt sein würde?" fragte er, sich nicht ohne Bedenken der abweisenden Haltung erinnernd, die Cäcilie ihm gegenüber in Sorrent gezeigt hatte. „Nein, seit wir in Berlin sind, hast Du sie jede Woche vier- bis fünfmal gesehen, und sie weiß recht gut, daß Du sie liebst, und erwartet zwei fellos schon seit einiger Zeit, bet jedem Besuch von Dir, daß Dir ihr Deinen Antrag machst. Kein Mädchen liebt eS, über solche Frage» lange in Zweifel und Ungewißheit gelassen za werden." Graf von der Pforten war sich dessen durchaus nicht so sicher und gab seiner abweichenden Mei nung auch rückhaltlos Ausdruck. „So oft ich versuche, die Unterhaltung auf meine Empfindungen zu lenken, gibt sie ihr ge schickt eine andere Wendung, so daß ich wirklich noch keine Gelegenheit gehabt habe, überhaupt von Liebe zu-ihr zu sprechen. Da-scheint mir eigentlich ein schlechtes Zeichen, und ich halte e- deshalb noch für verfrüht, jetzt schon meinen An trag zu machen." „Torheit I Cäcilie ist et» zurückhaltendes Mäd chen und besitzt Selbstachtung genug, um die Lie- beswerbung ausschließlich Dir zu überlassen. Ich hoffe doch, daß Du nicht etwa von ihr erivartest, sie sollte Dir sich selbst fast in die Arme werfen, wie es die andern junge» Mädchen getan haben, die Dich bisher zum Manne zu gewinnen suchten, und vor denen ich Dich noch bei Zeiten warnte." „Nun wohl. Daun will ich eS wagen. Wenn Cäcilie mir ihr Jawort gibt, werde ich der glück lichste aller Menschen sein." „Schön, dann mache Du nur Deinen Antrag, an ihrem Jawort wird «S nicht fehlen. Pünktlich um zwölf Uhr werde ich Helene besnchen und st« «inladen, mit mir «in« klein« Spazierfahrt zu machen. Meine Viktoria hat nur für zwei Perso nen Raum, Cäcilie muß also zu Hause bleiben. Dann bietet sich Dir di« beste Gelegenheit. Nm die Zeit des Tages wird sie gewiß nicht allein auSgehen. Mache also pünktlich um ein Viertel auf ein Uhr Deine Aufwartung in der Regenten» straße, laß Dich bei ihr melden uüd gewinne sie Dir zur Gattin." „Sehr wohl. Dein Plan ist ausgezeichnet, und ich werde Deinem Rate folgen." Graf Alexander machte mit außergewöhnlicher Sorgfalt Toilette, begab sich dan» gegen yvölf Uhr nach der Regentenstraße und ließ sich bei Fräulein von Heldberg melden. Cäcilie saß allein im Boudoir, in Gedanken an Hugo versunken, all ihr die Karte des Grälen gebracht wurde. So» wohl infoHe der Tagesstunde, die er zu seinem Besuch gewählt, als auch des Umstandes, daß. er von ihrem Alleinsein wissen mußte, wurde es ihr sofort klaH tn welcher Absicht er kam. Zuerst em pfand sie nlir Entrüstung, daß er es wagte, ihr zu einer Zeit, wo ihr Verlobter sich in so trauriger Lage befand, ihr seinen Antrag zu Machen. Dann sagte sie aber sich selber, daß sie mit ihren bishe rigen Vermutungen doch wohl recht gehabt hätte, daß dem jungen Grafen ihre Verlobung bisher verheimlicht morde» wäre. Und so schwand den» auch bald wieder ihr Zorn, und sie beschloß, ihit über die Sachlage aufzukläreN und seiner Unge wißheit «inEside zu machen. 'S Mit einer starke« Willensanstrengung gelang eS ihr, ihr« nervöse Erregung zn.verbergen und «ine äußere Ruh« und Gelassenheit bei seinem Empfange zu zeigen, die sie durchaus nicht em pfand. Sie begrüßte ihn mit den Worten: „Meine Tante ist anSgefahren, und das Wetter ist so schön, daß di« frische Luft ihr voraussichtlich wohl tun wird." ' - 236,1» „DaS hoffe ich auch. Ich wußte, daß ineuie Mutter sie zu einer Spazierfahrt abholen wollte." ' bereit- ausgestellt, di« jedoch geheim gehalten werden. Von unterrichteter Seite wird gemeldet, daß die Bolschewisten folgende Bedingungen als unumgänglich aufstellten: 1. Anerkennung der Sowjelregierung. 2. Zurückziehung aller Trup pen von der russischen Grenze. 3. Amnestie für politische Gefangene. 4. Wiederaufnahme der diploma uchen Beziehungen und Wiedereröffnung der Handelsbeziehungen. 5. Auflösung aller Truppenteile, deren Anwesenheit für den . Frieden gefährlich werden könnte. Außerdem verlangen die Bolschewisten, wie die „BerlingSke Tidende" hört, freien Handelsverkehr durch das estnische Gebiet und bestehen darauf, daß der Fried« gleichzeitig mildem Wafs«nstill- stand geschlossen wird. Prszeß Mmlsh. Wider Erwarten wurde am Montag vormit tag die am Sonnabend bereits abgeschlossene Be weisaufnahme noch einmal ausgenommen, da der ehemalige Intendant der Kommandantur, Dr. Bongarts, über die inneren Zusam menhänge, die zur Abhaltung des Löhnungs appells in der Französischen Straße führten, nähere Angaben machte und dabei die Lei tung der Volksmarinedivision heftig angriff und auch ein anschauliches Bild der Zusammensetzung der Volksmarinedivi sion gab. Dr. Bongarts führte etwa aus: Die Angaben des früheren Kommandanten der repu blikanischen Soldatenwehr Müller über das Zu standekommen des Appells in der Französischen Straße können den Tatsachen nicht entsprechen. Ich stelle hier fest, daß die Volksmarinedivision ebenso wie die Republikanische Soldatenwehr stets wie ein rohes Ei behandelt worden sind. Wenn bei einer anderen ordnungsmäßigen Truppe derartige Sachen vorgekommen wären, wie bei diesen beiden Formationen, so hätte ich keinen Augenblick gezögert, gegen die Führer Strafver fahren zu beantragen. Der Fehler lag freilich nicht an den Führern selbst. Herr Müller war früher Schneider. Er soll nun auf einmal 15 000 Mann kommandieren und einen verwickel ten Verwaltungsapparat leiten. Eine geordnete Leitung fehlte aber der Truppe vollständig. Bei der Volksmarinedivision konnte man drei Grup pen unterscheiden: Die erste Gruppe bestand aus braven, ehrlichen Menschen, die sich zur Volksmarinedivision gemeldet hatten, um einen anständigen Erwerb zu haben. Die zweite Gruppe waren Leute, die lediglich politische Ziele verfolgten, denen häufig Idealismus nicht abzusprechen war. Die dritte Gruppe bestand aus reinen Verbrechern, die Verhandlungen mit der Pistole in der Hand führten, bei denen Drohungen an der Tagesord nung waren, deren Wortführer «S sogar versucht hatten, von nur das Dreifache der Ausrüstung für die Volksmariiiedivision zu erhalten, als nach der Kopfzahl zustand. Diese Gruppe der Volks marinedivision hat sich auch nicht gescheut, mit Maschinengewehren die Wachen der Magazine zu überrumpeln und sich herauszuholen, was sie brau chen konnten. Von den guten Elementen ist die ses Treiben aufs schärfste verurteilt worden. Der Zeuge kommt dann auf die Vorgänge in der Französischen Straße am Vormittag des 11. März zu sprechen und meint, daß die höheren Kom- mandoslcllen durch falsche Berichte irregeführt und voreingenommen worden seien. Im weiteren Verlaufe der Vormittagsitzung gibt Oberst Reinhardt eine neue Erklärung ab. Er erklärt, daß er am 10. und 11. März keine Abnnng gehabt habe, war in der Franzö sischen Straße eigentlich von den Matrosen ge- plant war. Hütte er auch nur ahnen können, daß ein Löhnungsappell slattsinden sollte, dann hätte er auf keinen Fall solche Befehle gegeben. Es liege eine Verkettung von Umständen vor, die nicht vorauSzuschen war. Es sind hiergegen Herrn von Kessel zahlreiche ehrenrührige Vor würfe erhoben worden. Ich halte eS als der Vorgesetzte für meine Pflicht, diesen Vorwürsen entgegenzutreten. Ein vert»idtger fragt: Kann Oberst Reinhardt die vom Hauptmann von Kessel nicht genannte hochstehende Persönlichkeit bezeichnen? Oberst Reinhardt: Ich habe den Haupt mann von Kessel nach dem Namen gefragt. Er hat mir geantwortet, er könne, auch mir das nicht sagen. Zu dieser Erklärung deS Obersten Reinhardt nimmt General von O « rtz « n das Wort: Mir ist -klar, daß Hauptmann von Kessel unter den hoch stehenden Persönlichkeiten nicht den Oberste» Reinhardt, sondern den ReichSwehrmintster NoSke meint. Auf die Frage deS Vorsitzenden an Haupt mann von Kessel, wer denn die Persönlichkeit fei, die die Flucht MarlohS veranlaßt habe, ant wortet von Kessel, daß er darüber nichts sagen könne. Auf die Frage des Kriegsgerichts rat M e y e r , ob es der Reichsminister wäre, erwidert Kessel: Mit dem Wort „hochstehende Persönlichkeit" sind hier Uebertreibungen gebraucht worden. Ich bin der Ansicht, daß NoSke und Ebert damals Wichtigeres zu tun hatten, als sich mit der Flucht Marlohs zu befassen. Damit tritt nun endgültig Schluß der Be weisaufnahme ein. Es beginnt das Plädoyer des Anklagevertreters, Kriegsgerichtsrat Meyer. Der Strafantrag des Anklagevertreter». Im Mariah-Prozeß beantragte der Anklage vertreter Kriegsgerichtsrat Dr. Meyer gegen den Angeklagten Oberleutnant Marloh wegen Tot schlags, unerlaubter Entfernung und Urkunden fälschung eine Gesamt st rase von drei Jahren zwei Monaten Gesängnis, von denen zwei Monate durch die erlittene Un tersuchungshaft als verbüßt angesehen werden sollen. Der Vertreter der Anklage führte aus: Es hat erst des zermürbenden Einflusses eines schreck lichen Krieges bedurft, um solche Vorgänge mög lich zu machen. Ich bin zu der Ueberzeugung gekommen, die Erschießung ist unge setzlich. In einen: einzigen Falle liegt ter Verdacht vor, daß ein Erschossener ein Plünderer war und auch Unterschlagungen von Kassengel dern verübt hat, die meisten waren ehr liche, anständige Menschen. An der traurigen Entwickelung der Ding« und dem trau rigen Erfolg hat das unheilvolle Nebeneinander arbeiten der leitenden Stellen mit die Schuld. Der damalige Apparat hat vollkommen versagt und Schiffbruch erlitten. Möchte das deutsche Volk aus diesem Prozesse lernen! Ich stelle hier fest, daß die Leute, die erschossen wurden, u n- schuldig erschossen worden sind. Viele Angehörig« der Erschossenen sind mit der Bitte an mich getreten, sie zu. entschädigen. Das scheint mir eine moralisch« Pflicht deS StaateS. Nun zur Frage: Wer ist der Schul- dige? Marloh selbst bestreitet, bewußt rechts widrig gehandelt zu haben. Er berust sich aus die beiden Befehle oder vielmehr Anweisungen der Zeugen Schröter und Wehmeyer, die er er halten hat. Ein Befehl ist überhaupt nicht er gangen, sondern nur Verhaltungsmaßregeln sür Marloh. Ich neige zu der Ansicht, daß Ober leutnant von Kessel nur den Befehl hat über bringen lassen wollen, energisch und ohne Schlapp heit und Weichherzigkeit vorzugehen. Oberst Reinhardt hat sich in keiner Weise strafbar gemacht. Er hat nur scharfe Ver haltungsmaßregeln gegeben. Kriegsgerichtsrat Meyer legt dann weiter eingehend dar, daß dem Angeklagten Marloh offenbar die Ueberlegung, nicht aber das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit gefehlt haben und daß dem Angeklagten mil dernd« Umstände zugebilligt werden müßten. 9effmli-e BMWstlMlllvg Ser HMflMMll zv Cheimg am 3. Dezember 1S1S. Der Vorsitzende, Geheimer Kommerzienrat Gulden, eröffnet die Sitzung ZH1 Uhr.' Punkt 1 betraf den RcichsarbeitSnachweis für Offiziere M P.) Zweigstelle Sachsen. gusammeawtrke» mit der «utzeuhaudel»stellr bei« A«»wSrtig«v Amt. Der Vorsitzende berichtet zu dieser Angelegen- heil, daß die Frage der Umgestaltung des Aus- wärtigen Amtes und die Tätigkeit der bei die sem bestehenden Außenhandelsstelle die Kammer bereits häufig in Ausschußsitzungen, durch Vor- träge usw. eingehend beschäftigt habe. Der Krieg habe unsere weltwirtschaftspolitische Stellung zer trümmert. Der Wiederaufbau unseres Außen handels werde uns von de»' Feinden in Zu kunft mit allen denkbaren Erschwernissen belegt werden. Wir könnten nicht damit rechnen, daß der feine Apparat unseres Außenhandels nach dem Kriege wieder in der bisherigen Weise in Tätigkeit treten werde. Um den Außenhandel wieder in Gang zu bringen, sei zunächst eine Nachrichtenvermittelung einzusetzen. Dem Mntrag des Vorsitzenden entsprechend billigt die Versammlung die Zuwendung von jährlich 25 000 Mk. auf die Dauer von 5 Iah- ren an die- Außenhandelsstelle des Auswärtigen Amtes. Hebung und Besteuerung de» Ausfuhrwertes. Der Berichterstatter Sekretär Dr. Brune weist zunächst auf die Tatsache hin, daß der ge waltige Sturz der deutschen Valuta zur Folge gehabt habe, daß das Ausland in immer stei gende»! Maße deutsche Waren kaust, ja, sie uns gewissermaßen aus der Hand reißt. Die Schuld hieran trügen die vielfach zu niedrigen Ausfuhr preise, die der deutschen Valuta im Auslande in keiner Weise entsprächen. Es ständen deshalb zwei Maßnahmen zur Erörterung, mit denen inan auf eine Hebung und eine Besteuerung des Ausfuhrwertes glaube hinwirken zu können, näm lich entweder durch Wiedereinführung der Aus- suhrgenehmigungSpflicht sür qfle wichtigen Aus fuhrartikel, verbunden mit einer Preiskontrolle, oder durch die Einführung von Ausfuhrzöllen. Gegen beide Maßnahmen beständen zwar erheb liche Bedenken, doch werde man sich zu einer der beiden Maßnahmen Wohl oder übel entschließen müssen. Die im Bezirk der Handelskammer Chemnitz »»gestellten Erhebungen hätten ergeben, daß die Kreise der Industrie der Wiedereinführung der Ausfuhrbewilligung und der Preisprüfung aller Ausfuhrwaren durch den Ncichskommisscrr bezw. durch die Außenhandelsstellen im allgemeinen den Vorzug geben. Der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen der Handelskammer sei der Ueberzeugung gewesen, daß unbedingt ' Maßnahmen ..getroffen werden müssen, um eine Verschleuderung deutscher Wa ren in das Ausland zu verhindern. Die Ein führung von Ausfuhrzöllen habe, er als geeignete Maßnahme, um dies zu erreichen, nicht, ange sehen, da sie ein äußerst grobes Mittel sei, wel ches im Auslande auf Widerstand stoßen müsse. Für zweckmäßiger habe der Ausschuß die Wiedereinführung der Ausfuhr genehmigung für alle Export artikel erachtet, so hart und lästig diese Maßnahme namentlich von den Branchen emp funden werden dürfte, die glücklich sind, daß ihre Waren für die Ausfuhr wieder freigegeben sind. Die Durchführung der AuSsuhrüberwachung, ver bunden niit einer Preiskontrolle, müßte durch den Reichskommissar bezw. durch die Außenhan- delsstellen unter Mitwirkung der in Frage kom menden Fachverbände und amtlichen Handelsver tretungen erfolgen. Der Aufschlag bei Verkäufen in d « s Ausland aus die Inlandspreise sollte nach Auffassung des Ausschusses fiir Zoll- und Steuerwesen der Handelskammer nicht in vollem Umfange dem Exporteur zufließen, sondern etwa zur Hälfte dem Reiche überwiesen werden. In Berücksichtigung aller Ausführungen erach tet es die Vollversammlung einstimmig sür un bedingt erforderlich, daß Maßnahmen getroffen werden, um eine Verschleuderung deutscher Wa ren in das Ausland zu verhindern, verwirst aber grundsätzlichste Errichtung von A u S f u h r z e g , da sie als ein äußerst? grobes und dem Auslande in die Augen stechendes Mittel airgesehen. werden, das unbe dingt zu Gegenmaßnahmen herausfordern muß. Die Festsetzung der Ausfuhrzölle würde zudem äußerst schwierig. und einer ständigen Verände- rung unterworfen sei». Für praktisch durchführ bar und zweckmäßig Aber erachtet die Kammer di« Wi « d «^ « ins Ühru n a. der Geneh mig u n g Spfli ch t,. und Preiskon trolle bei Abschluß Aufträge für alle Ausfuhrwaren durch den Reichskommissar für Ms- und Einfuhrbewilligung bezw. die Außen« handeWellen unter Heranziehung der zentralen bezw. lokalen Fachverbände in Gemeinschaft mit den amtlichen Handelsvertretungen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß,' wenn der Export nicht direkt seitens der Industrie erfcllgt, - sondern seitens, einer Mittelsperson, der Industrie ein entspre chender Prozentsatz zugebilligt wird, ü Außerdem erscheint eine scharfe Ueberwachung des Grenz verkehrs -Mben einer solchen Aussuhrkontrolle geboten. Die Handelskammer hält -es weiter sür ge rechtfertigt, daß deni Reiche von den erhöhten Auslandspreisen^ ein angemessener Anteil zufließt. ?bif die Ausfuhr von Erzeugnissen, die aus aus ländischen Rohmaterialien hergestellt -sind, die durch, die Valuta bereits verteuert sind, ist be sonders Rücksicht zu nehmen. ' Vorfahren bei Arbeitsstreitigkeiten und Tarifverträgen. Der Referent, Tx.. Hillig, kommt aus «ine Verordnung des Rxichsarbeitsministers zu, in der dieser die Aufforderung ergehen läßt, bei Arbeitsstreitigkeiten stets die tarifmäßigen oder gesetzlichen Schlichtuiigsinstanzcn anzurusen und sich deren Schiedssprüchen zu unterwerfen. Soweit ,es sich uin Streitigkeiten aus Tarifverträgen oder um solche seitens tarisgebündener Parteien han delt, ist für die Schlichtung, derselben, wenn nicht der Gesetzgeber, wie z. B. in der Verordnung vom 3. September 1919, ausdrücklich die Zu ständigkeit des gesetzlichen Schlichtungsausschusses vorsieht, entsprechend der Verordnung vom 23. 12. 1918 Z 20 Abs. 2 die tarifmäßige Schlich- tnngsinstanz anzurufen. Erst wenn diese Stelle nicht tätig wird, erlangt der mit gleicher Ver ordnung eingesetzte ' gesetzliche Schlichtungsaus- schuß Zuständigkeit. Den Vorschlägen, des Berichterstatters sich an schließend, beschließt die Versammlung einstim mig, daß dem Ersuchen des Reichsarbeitsministe- riums entsprechend, aus die bezirkseingesessenen Firmen und Perbände dahin einzuwirken ist, daß bei Arbeitsstreitigkeiten stets die tarifmäßi gen o d e r g e s e tz l i ch e n S ch l i ch t u n g S- i n st a uze n a n g e,r u s e n und .Heren Be schlüsse durchgesührt werden, unter der Voraus setzung, daß eine solche Einwirkung vom Reichs- arbeitsministermm im gleichen Sinne auf die Arbeitnehmer ausgeht. Hierauf wird die öffentliche Sitzung ge schlossen. Örtliches und Lächsifches. * — Das St o l l e n b a ck e n in de» H a u s h ä ltungen ist, wie wir schon mel deten und wie nunmehr aus einer Verordnung des sächsischen Wirtschaftsministeriums vom 4. Dezember, zu ersehen ist, Wieder gestattet. Da gegen bleibt, wie ebenfalls schon gemeldet, die Herstellung von Stollengebäck in gewerblichen Be trieben verboten. Auch wird das Verbot auf recht erhalten, wonach Teigs -und Massen, die außerhalb der gewerblichen Betriebe hergestellt sind, in diesen Betrieben nicht ausgebacken wer den dürfen. "—..Verlegung des Hoh neu- jahrstages. Die sächsischen Handelskam mer» haben sich sür Verlegung des HohneujahrS- tageS auf den folgendem Sonntag ausgesprochen. Dagegen soll der Reforniationstag und der No- vember-Bußtag bestehen bleiben. Sein Derhcingnis. Lou-on von Gottfried Bruckner. 6Ü „Ich glaube doß sie irgeudwie an dem Der- l>.> . u, dessen Cie beschuldigt merden, beteiligt isi Siu.eu Sü- mir olles, was Sie von ihr wissen," l öi gie itm Gäsivoldt. Itzt voll überzeugt,daß das Versprechende- CllwngenS il in zn dein Ziveck entlockt worden wme. ein Gebeimuis verdecken zn helfe», dessen 6 > ibüllnng für ihn eine Lebensfrage war, er» zählte Hugo alles, was zwischen ihm und Emilie L äowstn vmgeialleii war. Gillwaldt hörte ihm in atemloser Spannung, aber mit einem immer wachsenden Empfinden innerer Entrüstung zu, sodaß er schließlich zornig ausrief: „Aber wes- halb haben Cie das alles vor mir geheim gehal ten ?" „Ich dachte nicht, daß sie irgend etwas mit dem Morde zn um hätte. Wie hätte ich auch von einem anscheinend soliden nnd fleißigen, jungen Matchen so etwas denken können?" „Sie gehört zn der Diebesbande, darauf kön nen Sie sich verlassen." „Kanin. Cle scheint mir doch ein feines, ge bildetes nnd reich begabtes, junge- Mädchen zu sein." „Die sind die schlimmsten, wenn sie einmal ans böse Wege geraten. Ich muß sie ohne Verzug persönlich kennen lernen. Ich werde schon Mittel und Wege finde», mich unverzüglich bei ihr ein- znsühren, und dami können Eie sich darauf ver lasse». daß ich mich »icht eher vo» ihr treime, al- biS ich etwas mehr »berste in Erfahrung gebracht habe," erwiderte Gillwaldt und erhob sich -um Abschied. 40. Kapitel Graf Alexander- Antrag. Krau Gräfin von der Pforten batte ihren» Lohn
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