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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.12.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191912190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191219
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-12
- Tag 1919-12-19
-
Monat
1919-12
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.12.1919
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Nach einem Schlußwort des Berichterstatters nimmt die Kammer den Mehrheitsantrag de» Ausschusses gegen die Stimmen der Unabhän gigen an. Hieraus kommt ein Bericht des gleichen Aus- schusses über Kapitel des Zwischen plans aus dem Bereiche, des Ministeriums des Innere, Arbeits- und Wirtschastsministeriums, der vom Abg. Wilde (Soz.) erstattet wird, zur Besprechung. Der Ausschuß hatte der Re gierung dabei eine Reihe Fragen unterbreitet in bezug auf die Zusammenlegung des Arbeits- und Wirtfchaftsministe- riums, Aufhebung des Belage rungszustandes und anderes. Ferner war die Vorlage eines Gesetzes über das Recht und die Pflichten der Arbeiterräte gefor dert worden. Die Regierung erklärte hierzu, erst abwarten zu wollen, in welcher Weise das Be- triebsrätegcsetz angenommen wird. Abg. Dressel (Unabh.) behauptet, daß die Horch-Werke in Zwickau große D e r m ö g e n s v e r s ch i e b u n g e n und Betriebsverlegungen nach Böhmen beabsichtigen. Der Arbeiter- und Angestellten ausschuß hätte Material gesammelt und dieses zur Intervention und Weitergabe an die Regie- rung Geh. Nat Haack übergeben, der dieses aber an die Firma Horch weitergegeben hätte und dafür Wein, Geld und die kostenlose Reparatur eines Autos erhalten habe. Minister Heldt ersucht um Uebergabe des Materials. Was die Reparatur des Autos an belange, so handele es sich um einen Wagen des Reichsverwertungsamtes, sür das Geh. Rat Haack Vertreter sei. Die Kammer bewilligt die Einstellungen die ser Kapitel gegen die Stimmen der Unabhängigen. Den nächsten Punkt der Tagesordnung bildet folgende Interpellation der Deutschnationalen: „Welche Stellung nimmt die Staatsregierung ge genüber dem der Deutschen Nationalversammlung vorliegenden Entwurf eines Gesetzes über B e - triebsräte ein?" Wie Arbeitsminister Heldt erklärt, ist die Re gierung nicht in der Lage, die Anfrage zu be antworten, weil die Verhandlungen über den Entwurf im Ausschuß der Nationalversammlung noch zu keinem Abschluß gekommen sind. Abg. Dr. Wagner (D.-N.) beantragt aus Grund der Geschäftsordnung Besprechung. Der Antrag findet Unterstützung, und Abg. Beut- ! e r (D.-N.) begründet die Interpellation. Zahl- reiche Zuschriften aus dem Lande verlangen, daß wir von der Regierung eine Stellungnahme zu dem Betriebsrätegesetz fordern. Wir erwarten, daß die Regierung dabei nicht nur die Vorteile der Arbeiter, sondern auch die Interessen der Arbeitgeber ins Auge faßt. Wir lehnen das Betriebsrätegesetz nicht strikte a b. Auch wir wollen eine organische Weiterent wickelung des Rechts der Arbeiter- lind Angestell tenausschüsse. Aber eS geht nicht an, daß ein 20jähriger Arbeiter dem Un- ternehmer Vorschriften macht. Nicht nur die größten Betriebe, auch die klei nen, von einem vorwärtsschreitenden Gewerbetrei benden begründeten Betriebe, können durch da? Gesetz zum Absterbcn gebracht werden. Unsere schwersten Bedenken richten sich gegen den tz 35 Absatz l und 2, der den Unternehmer zur Vor lage der Lohnbücher, Betriebsmcthoden und Bi lanzen verpflichtet. Heute werden vielfach Ge winne gemacht, zu denen die Arbeiter gar nichts geleistet haben. Sie werden unter dem Gesetz bei Vorlegung der Bilanz auch davon ihren An teil erhalten. Abg. Dressel (Unabh.): Die Interpella tion ist eigentlich nach der gründlichen Arbeit des sozialen Ausschusses der Nationalversammlung überflüssig geworden. Die Aufregung der Her- ren von der rechten Seite des Hauses ist unbe gründet. In längerer Rede kennzeichnet er wei ter die Stellung seiner Partei. Abg. Dr. Niethammer (Dtsch. Vp.) hegt Zweifel, ob es angebracht ist, in diesein Hause über das Betriebsrätegesetz zu sprechen. Er teflt mit den Interpellanten die Ansicht, daß da« Betriebsrätegesetz zum Schaden unseres Wirt schaftslebens, letzten Endes zum Schaden der Arbeiter selbst wird. Abg. Fleißner (Unabh.) beantragt Schluß der Debatte. Abg. Ryssel (Unabh.) bezweifelt di« Be schlußfähigkeit des Hauser, und damit wird die Sitzung geschlossen. Nächst« Sitzung: 18. Dezember. Rundschau. Die mündliches Berhandlunge«, die in Paris über die noch strittigen Fragen er- folgen, werden hoffentlich erheblich zu einer Klä rung der Lage beitragen. Die baldige Freigabe der deutschen Gefangenen einschl. der noch in England zurllckbehaltenen Besatzung der Scapa- Flow-Schiffe ist von dem günstigen Verlauf der Besprechungen abhängig. Laut „Telegraaf" meldet „Daily Chronicle", daß die Antwort des Obersten Rates auf die deutsche Note kurz und formell sein wird. Es wird darin em Zeitraum festgesetzt, innerhalb dessen die Ratifikation des Friedensvertrages und die Unterzeichnung des Protokolls stattgefunden haben mutz. Wir bezweifeln die Nichtigkeit dieser Mel dung, hoffen vielmehr, daß die mündlichen Ver handlungen, wenn überhaupt sie einen Sinn ha ben sollen, anders aussallen. Die Sparpramienavleihe bezw. die Reklame für dieselbe, die von angeb lichen Bestechungen und Preisüberforderungen ge tragen worden sei, gibt dem „Vorwärts" Veran lassung, rücksichtslose Untersuchung zu fordern. Gegen Erzberger. In der preußischen Landesversammlung hat der Führer der demokratischen Fraktion, Staats minister a. D. Dr. Friedberg, eine Anti- Erzberger-Rede gehalten, die in der Schwere ihrer Vorwürfe kaum mehr zu überbieten ist. Friedberg wirft Erzberger vor, wiederholte ungünstige G u t a ch- t e n des Justizministeriums hinsichtlich des Not- opferS willkürlich abgeändert bezw. ge fälscht zu haben. Redner kam weiter auf die Vergnügungssucht gewisser Kreise zu sprechen und meinte zum Schluß: Gegen diese Personen erscheint mir irgendeine Form deS A r- beitSzwanges dringend erwünscht. Wo durch ist die Verschwendungssucht grotzgezüchtet worden? Durch die Art der steuerlichen Gesetz gebung des Herm Erzberger. Die Leute sagen sich: Was hilft cs, daß wir sparen, Herr Erz berger nimmt uns doch wieder alles weg. Der Reichsfinanzminister hat mit der Spar Prämienanleihe eine Nie derlage erlitten, die so eklatant ist, daß sie jeden anderen Politiker an seiner Stelle veran lassen würde, sich in das Dunkel des Privat lebens zurückzuziehen. Das Ergebnis der Spar prämienanleibe ist die Quittung für die schlechte Finanzpolitik. Wl«s Deutschland 8vch Miefem soll. Eburchill teilte im englischen Unterhause mit, daß Deutschlaird, den Bestimmungen des Wassen- stillstandeS zufolge, noch ausliefern müsse: 5000 Gesätzitze, 25 000 Maschinengewehre, 3000 Lauf grabenmörser und 1700 Flugzeuge. An Eisen- bahnmaterial seien noch auszuliesern 43 Lokomo tiven und 400 Waggons. Churchill fügte hinzu, er sei der Ansicht, das; die Deutschen sich aufs ä u tz e r st e bemüht hätten, die schweren Bedingungen, die ihnen auferlegt wurden, a u ö z u f ü h r e n. Kür die Reichseinheit. In der gestrigen Sitzung der preußischen Landesverfammlung wurde der Antrag der Mehr- heitSparteien, betreffend deir deutschen Einheits staat, mit 210 gegen 32 Stimmen angenommen. Verschärfung der AwangSwirtschast —SoziaUfierung der Landwirtschaft. vsz. Der GesetzgebungsauSschutz der Sächsi schen Volkskammer beschäftigte sich erneut mit dem deutfchnationalen Antrag auf Abbau der Kriegswirtschaft. Wie wir bereits in dieser An gelegenheit berichteten, stellen ».die Unabhängigen dieser Forderung einen Antrag gegenüber, der aus eine Verschärfung der Zwangs wirtschaft und Sozialisierung der Land wirtschaft zukommt. Der Ausschuß lehnte, nach dem auch der Wirtschaftsminister erneut versichert hatte, daß an eine Aufhebung der Zwangswirt schaft nicht zu denken sei, den deutschnationalen Antrag gegen die Stimmen der Antragsteller ab und nahm den von unabhängiger Seite eingebrachten Antrag gegen die Stimmen der bürgerlichen Parteien an. Schwere Msuttivuserploston bei Wilhelmshaven. .Im Munitionsdepot bei Mariensiel ereignete sich emx schwere Munitionsexplosion. Soweit sich das Unglück übersehen läßt, sind dort lausende und Abertausende von Granaten, teils aller- schwersten Kalibers, explodiert.. Es steht fest, daß auf dem Gelände des Werftartilleriedepots Ma rinesoldaten damit beschäftigt waren, Granaten zu entladen. Dabei muß auf eine bisher noch nicht aufgeklärte Weise ein Geschoß explodiert sein, woturch das ganze Marinedepot allmählich in Brand geriet. Die angerichtete Schaden ist ungeheuer Nach den vorliegenden Berichten gab es am Ort der Katastrophe 2 0 Tote und 60 Verletzte. Eiue englische Garnison in Persien nte-ergemetzett. „Telegraaf" bringt eine Meldung aus Moskau, wonach die 13 000 Mann starke englische Garni son Mesched in Persien von den Persern voll kommen hingerichtet worden sei. Beim englischen KriegSamt ist bisher eine Bestätigung dieser Mel dung nicht eingetroffen. Furchtbares Glntbab in Indien. „Telegraaf" meldet aus- London, daß die Ver öffentlichung des amtlichen Berichts übr die Un ruhen in Amritsar (Indien), wobei General Dyer auf eine Menge von 5000 unbewaffneten Eingeborenen Schnellfeuer eröffnen ließ, mit dem Erfolg, daß 450 Personen getötet und dreimal so viel verwundet wurden, großes Aufsehen er regte. — „Westminster Gazette" fragt, was man gesagt hätte, wenn ein deutscher Offizier so auf getreten wäre. — Die „Times" schreibt, man verstehe nicht, daß diese Tatsache neun Monate lang geheim gehalten wurde. — „Star" spricht von einem entsetzlichen Schlachtfelde. Oberst Bermoud in Berlin. Der als Führer der wesirufsifcheu Armee viel genannte Oberst Bermondt (Awaloff) ist gestern in Berlin eingetrofsen. Er wurde vom Reichs- Wehrminister empfangen und dürste voraussichtlich noch diese Woche nach Neisse, wo er mit seiner 8000 Mann starken russischen Armee interniert ist, zurückkehren. Der Friede» zwischen Deutschiaud nnd Amerika. Senator Knox brach!« im Senat folgend« Ent schließung ein: Der Senat der Vereinigten Staa ten von Amerika empfiehlt und beschließt, alle Bestimmungen des VeUrages von Versacktes, so weit dieser VeUrag den Frieden zwischen Deutsch, land und den Vereinigten Staaten zustande bringt. Im Unterhaus und Kongreß wurde fol gende Entschließung eingcbracht: Der Kongreß erklärt, daß der Frieden zwischen den Vereinig ten Staaten und Deutschland geschlossen ist. Se nator Hitchock wehrte sich gegen eine sofortige Abstimmung, so daß die Entschließung vorläu fig verschoben ist. Ne Kvlomnstner flr 1M Der Steuerausschutz der Nationalversammlung nahm einen demokratischen 'Antrag an, wonach Paragraph 56 folgende Fassung erhält: „Die erstmalige Veranlagung auf Grund die ses Gesetzes erfolgt für das Rechnungsjahr 1920 nach dem Jahreseinkommen, das der Steuer pflichtig« im Kalenderjahr 1920 oder in dem vom Kalenderjahr abweichenden WirtschastSbetriebSjahr bezogen hat, dessen Ende in dieses Kalenderjahr fällt. Die Veranlagung erfolgt nach Ablauf des Kalenderjahres 1920. Die Vorschriften des Para graphen 29 werden hierdurch nicht berührt. Bi» zur ersten Veranlagung auf Grund dieses Ge setzes ist vorläufig die Einkommensteuer zu ent richten, die sich nach den Vorschriften der Para graphen 18—27 für das bei der letzten Veran lagung festgestellte Einkommen berechnet. Der Reichsfinanzminister wird ermächtigt, von der Erteilung eines vorläufigen Steuerbescheides an diejenigen Steuerpflichtigen Abstand zu nehmen, deren Einkommen zur Hauptsache aus der Ar beit im Sinne des Paragraphen 9, 'Ziffer 1 und 3 besteht. Macht der Steuerpflichtige glaub- Haft, datz gegenüber deckt hiernach zugrunde lie genden Einkommen sein steuerbares Einkommen üch in; Jahre 1920 voraussichtlich um mehr als den fünften Teil vermindert, so hat das Finanz amt die Steuern dein mutmaßlichen Einkommen .entsprechend zu ermäßigen." Neue Erhöhung der Reichsbeamtenbezüge. Im Haushaltsausschuh der Nationalversamm lung chürde. ein Nachtragsetat von 300 Millionen Mark angenommen zum Zwecke der Durchführung des Elektrizitätsgesetzes. Ferner wurden außer etatmäßig die Summen für eme 50prozen- tige Erhöhung der Teuerungszu lagen der R e i ch s b e a in t e n bis zur Fertigstellung der Besoldungsordnung bewilligt. Erhöht»»- -es Vrot- M KaMWrüstt. Im Reichsrat wurde Bericht erstattet iiber den Entwurf einer Verordnung über die Zahlung von Abliefcrungsprämien für Brotgetreide, Gerste und Kartoffeln. Danach betrug die Ablieferung von Brotgetreide im vergangenen Jahre 2 030 000 Tonnen, ini laufenden Jahre erst 1 lOO 000 Tonnen. Die Ursachen- für den Rück gang sind in der verspäteten Ernte wie in der Verkehrsmiltelnot zu sehen. Die Kosten für die Abliefcrungsprämien betragen schätzungsweise eine Milliarde, di« durch Erhöhung des Mehlpreises eingebracht werden sott. Der Mehlpreis wird daher um 46,50 Mk. für den Doppelzentner erhöht werden, so daß der P r e i s für ein Brot im Gewicht von 2 3 5 0 Gra m m auf 2,4 5 M k. st e i g c n w i r d. Dadurch wird die große Masse der Bevölkerung sehr schwer belastet. Die Deckung der Kosten für die Abttcferungsprämien für Kartoffeln ioll ebenfalls der Verbraucher tra gen, und zwar soll der Preis für den Zentner um 2,50 M k. erhöht werden. Der Reich»- rat stimmte den Beschlüssen des Ausschusses zu. Nach dem Bericht des zweiten Ausschusses über den Entwurf einer Verordnung über Kleie au» Getreide soll an der öffentlichen Bewirtschaftung der Kleie festgehalten werden. Die Folge dieser Beschlüsse ist eine neue Ver teuerung der Lebenshaltung, die nur in neuen Lohn- usw. Forderungen Aus gleich finden wird. Die Schraube ohne Ende . . . Stffe»tW SmeWerattfiMZ i» Oberlungwitz. In der gestrigen Gemeinderatssttzung beschSf- tigte man sich zum wiederholten Male mit der Wasserversorgung auf dem sogen. „Steinberg". Dieser Ortsteil ist oft ohne Lettungswosscr, und um die Ursache des verminderten Druckes in der Sein Wrhängnis. Roman von Gottfried Bruckner. 73 Gillwaldt überzeugte sich jedoch, daß die Riegel, welche den einen Türflügel von innen festhieltrn, ausreichend stark und widerstandsfähig waren, so datz er in dem zweiten Türflügel nur einige starke Nägel von innen einznschlagen, daran ein Ende kräftiger Schnur sicher befestigen und die Enden derselben straff in seiner Hand zu halten brauchte, nm auch gegen das Oeffuen dieses zwei ten Türflügels von außen, nachdem er vorher den Schlüssel herausgezogen, sicher zu sein. Falls die Malerin, wie kaum wahrscheinlich war, während der Unterredung mit ihrem Freunde etwas auS dein Schrank berauSuehmen wollte, würde sie daun denken, sie hätte den Schlüssel verlegt, und sich «eiter nicht darum bekümmern. Nach Beseitigung des Brettes und Bekestigung der Schnur trat Gillwaldt in den Schrank, um sich zu überzeugen, ob die Vorrichtung auch seinen Er wartungen entspräche, fand, datz alles befriedigend funktivnierte, und wandte sich dann zur gründ lichen Untersuchung deS übrigen Räume» in der Hoffnung, vielleicht noch irgend welche weiteren Bewcismvmenle gegen den würdigen Stötzer und vielleicht sogar den Schmuck der Frau von Foey. ster zu finden. Zuerst wandte er sich zu einem großen Schreib tisch mit einer Reihe Schubladen ans jeder Seite. Dieselben waren sämtlich fest verschlossen, aber GillwaldtS reiche Auswahl von Dietrichen hatte sie bald obne Mühe geöffnet. Die erste Schublade enthielt eine größere Zahl Photographien, die Gillwaldt deshalb interessierten, weil ein« davon die de» ermordeten Karl von Foerster, eine andere die de» Sänger» Donati war, und etwa ein Dutzend «in«» hageren, weibisch au-sehenden, jungen Mann in verschiedenen Kostümen dar stellte, der zweifellos Reginald Stößer sein mußte. DaS waren gewiß die Photographien, nach denen der Diener in Donati» Wohnung vergeben» ge sucht hatte. Die zweite Schublade enthielt ein Bündel Briefe von dem Sänger Donati, worin derselbe seinemFreunde mitteilte, daß erihn seinemWunsche gemäß an bekannten Orten und zu bestimmten Stunden treffen würde. Der älteste dieser Briefe war vom 19. Oktober des vorigen Jahres datiert und enthielt die Mitteilung, daß er ihn nach elf Uhr abend» im Seepark an der Kreuzung deS gro ßen Wege» und der Lichtensteinallee treffen wollte. Der neueste, vom gestrigen Tage datiert, enthielt dis Mitteilung, daß Schreiber desselben am Frei tag abend etwa gegen halb zwölf Uhr sich im Ate lier einfiiiden wiirde. „Der brave Mensch hat keine Ahnung, wer ihn hier empfangen wird," murmelte Gillwaldt mit einem befriedigten Lächeln vor sich hin. Die weitere Durchsuchung der Schubladen för derte nicht» von Wichtigkeit zu Tage; Soweit hatte sich noch keine Spur des BrillautschflnnckeS gefun den, aber GillwaldtS Arbeit hatte eben erst begon nen, und er fühlte sich durchaus hoffnungsfrendig. So untersuchte er denn mit seinem Begleiter auf da» sorgfältigste alle Gegenstände, Winkel und Ecken deS Zimmers, bis er sich schließlich zn einem großen Diwan wandte, den er sich unwillkürlich als das verheißungsvollste Objekt bis zuletzt auf- gespart hatte. Derselbe erwies sich aber al» ganz unbeweglich. Wahrscheinlich war er von innen her mit eisernen Haken und Schrauben im Fußboden befestigt. Bei näherem Zusehen zeigte sich, daß der eigentliche Diwan etwa dreiviertel Fuß weit von der Wand entfernt stand, während dieser Zwi schenraum durch eine in ihrem oberen Teil reich drapierte Rückwand auSgcsüllt war. Diese war weder am Boden, noch au der Wand befestigt und ließ sich nach einigen Versuchen ohne Mühe her- aushebeu, so daß dann der eigentliche Diwan frei dastand. Dieser hatte so viel inneren Naum, daß Gillwaldt fest überzeugt war, derselbe müßte zu irgend welchen Zwecken benutzt sein, und der obere Teil sich irgendwie abheben lassen, um zum In halt gelangen zu können. Auch der ganze untere Teil war mit Stoff überzogen, derart, baß zwei Einschnitte in der Längsrichtung deutlich vortra ten. Der obere dieser Einschnitte bezeichnete höchst wahrscheinlich die Verbindung zwischen Uuter- und Oberteil, aber vergeben» versuchte Gillwaldt den Sitz empor zu heben oder irgend «in Verbin dung»- oder VerschließungSmittel, sei eS HaSpeu, Schlüssellöcher oder sonst etwa« derartiges zu ent decken. Alle seine Bemühungen waren vergeblich. Schließlich fuhr er langsam mit den Fingerspitzen drückend auf das sorgfältigste den ganzen oberen Ausschnitt entlang, bi» er endlich an eine Stelle kam, wo er deutlich ein metallische« Klirren, wie von dem Auslösen einer Feder, hörte. Nochmals drückte er stark auf diese Stelle, hörte dasselbe Ge räusch noch deutlicher, stemmte sich gleichzeitig ge gen den Rand des Diwan», und langsam hob sich die ganze Sitzfläche, bis sie gegen die Wand ge lehnt hoch anfgerichtet dastand und den Junen- ranm den Blicken Gjllwaldt» und Wagner» frei gab. DaS erste, was dieselben sahen, waren drei starke Sperrhölzer zu beiden Seiten und in der Mitte deS Diwans, die sie unverzüglich anfrich- teten, um damit den Oberteil vor dem Wieder« herunterfallen zu sichern. Dann wandte sich ihre Aufmerksamkeit dem Inhalt zu. Das Tageslicht war jetzt beinahe völlig verschwunden und tiefes Dunkel erfüllte den Räum, aber Gillwaldt mar viel zu vorsichtig, eine der vorhandenen Lampen anzuzünden, damit nicht etwa die Künstlerin nach her bei ihrer Rückkehr ans der Wärme der Zimmer- luft oder einer Spur von Lampendunst oder der etwa noch vorhandenen Erhitzung de» Eylinder» auf den Argwohn gebracht werden könnte, daß jemand die Lampe in ihrer Abwesenheit gebrannt hätte. Er zündete nnr eine Blendlaterne au, die er mit sich gebracht hatte, und deren Licht kräftig genug war, um dabei die weitere Untersuchung vornehmen zu können. Bei ihrem Schein erblickte er in dem Innern de» Diwan» zwei Handkoffer mit den aufgemalten Buchstaben R. S., eins schwarze Reisetasche, mehrere Herrenanzüge, Hüte, Socken und Stiefel, wohl «in halbe» Dutzend Ioa» zierstöcke und eine leere Flasche mit der Aufschrift: „Thloroform" auf dem Etikett, aber weiter nichts. Auch in den Handkoffern und in der Reisetasche war nicht» weiter von Bedeutung zu finden, und Gillwaldt blickte voll Enttäuschung in das leere Innere de» jetzt gänzlich anigeräumten Diwans, der gar nicht» mehr enthielt außer einem Haufen schmutziger Wischtücher, welche nachlässig in die eine entferntere Ecke desselben geworfen waren Dann streckte er seinen Arm ans, um diese Wisch tücher fortznnehmen und sich zu überzeugen, ob vielleicht zufällig noch etwas Hürter ihnen läge, aber sobald er sie berührte, ward er gewahr, daß nur die oberen los« lagen, während die darunter befindlichen fest -usammeugebnnden waren nnd harte Gegenstände nmhüllten. In heftiger Erre gung zog er das Bündel heran, knotete es anf und im nächsten Augenblick sprlihte ihm daran» in dem Licht seiner Laterne ein wahrhaft blendendes Strah leugefunkel entgegen. Endlich hatte er gefunden, was er suchte: zahlreiche Stücke eines kostbaren Brillantschmuckes lagen vor ihm, Broschen, Ringe und andere Schmuckstücke, auch da» große Kollier, welche» Frau von Foerster nach der Beschreibung an jenem Abend getragen hatte. Außerdem aber noch «in großer Siegelring und an schwerer, gol dener Kette eine kostbare, goldene Uhr, auf dersn Anßendeckel da» Monogramm K. o. F.nebstKcouc graviert war, während di« Innenseite, als er sie öffnet«, di« Eingraot«rung Karl von Foerster zetgtL NS,10
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