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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.12.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191912171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191217
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-12
- Tag 1919-12-17
-
Monat
1919-12
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.12.1919
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Rundschau. Sei« Steuerprivileg der Beamte« mehr. Ela» bisher bestehende Steucrvorrccht der Be amten wird, wie die- „Deutsche Allg. Ztg" schreibt, nach dem Inkrafttreten der neuen Steuergesetze in Fortfall kommen. Trotzdem wird damit eine Verschlechterung nicht verbunden sein, denn die Beamtenbesoldungsreform dürfte eine so wesentliche Erhöhung der Beamtengehälter er geben, datz ein Ausgleich für da» in Fortfall kommende Steuervorrecht gegeben ist. Regier««gSlrise wegen der Betriebsräte k Aus parlamentarischen Kreisen wird geschrie ben: Die Sozialdemokratie hat sich vorgenom men, das Betriebsrätegesetz unbedingt! noch in dieser. Woche zu verabschieden und will dem Zentrum und den Demokraten in dieser Beziehung ein Ultimatum stellen, da diese beiden Parteien bisher einer beschleunigten Verabschiedung Widerstand leisten. Auch die Forderungen des Reichsministers auf sofortige endgültige Verabschiedung des Umsatzsteuergefetzes und des Neichsnvtopfergesetzes in den nächsten drei Tagen haben stark bei den Demokraten ver schnupft. Man hat in diesen Kreisen vielfach das Gefühl, die Sozialdemokratie suche einen Konflikt zur Schaffung einer Wahlparole. Es ist nicht ausgeschlossen, datz die nächsten Tage doch noch eine Regierungs krise bringen, zumal die Zentrumsforderungen im Preutzenparlarkicnt zur Schulfrage in gewis sen sozialdemokratischen Kreisen als günstige Ge legenheit zur Schaffung einer neuen Koalition betrachtet werden. Derttscher Wahlsieg i« La«zig. Bei den Wahlen zur Stadtverordnetenver sammlung in Danzig wurden in 132 Bezirken insgesamt 89 000 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf die deutsch-nationale Volkspartci 18 351 Stimmen und 14 gewählte Abgeordnete, die Polen 7391 Stimmen und 5 Abgeordnete, die Vereinigte sozialdemokratische Partei 26 854 Stimmen und 20 Abgeordnete, die Zentrums partei 11 271 Stimmen und 8 Abgeordnete, die Deutsche demokratische Partei 12 032 Stimmen und 9 Abgeordnete, die Wirtschaftliche Vereins gung 13 101 Stimmen und 10 Abgeordnete. Die Tch«lvirektore« i« Sachse«. In der Nationalversammlung haben die Deutschnationalen die folgende AnsraW» ringe- bracht: tz 9 des Uebergangsschulgesetzes für den Freistaat' Sachsen bestimmt, datz die bei Inkraft treten des Gesetzes im Amte stehenden Schul direktoren nach Ablauf einer dreijährigen Frist sich zur Wiederwahl stellen sollen. Diese Bestim mung steht in Widerspruch zu den amtlichen An stellungsurkunden der sächsischen Schuldirektoren. Nach Artikel 129 der Reichsverfassung sind die wohlerworbenen Rechte der Beamten unverletz lich. Ist die RcichSregierung bereit, gemätz dem Grundsatz: „Reichsrecht bricht Landrecht" darauf hinzuwirken, datz die der Neichsverfassung wider sprechenden Bestimmungen des § 9 des sächsi- schen Uebergangsschulgesetzes beseitigt werden? Das Ergebnis der SparprSmienanIeihe. Das vorläufige Ergebnis der Zeichnungen auf die deutsche Sparprämienanleihe 1919 beträgt, entgegen der gestrigen Mitteilung, und soweit fich aus den bisher eingelaufenen telegraphischen Meldungen feststellen lätzt, rund 3,8 Milliarden Mark. Ein abschlietzcndes .Ergebnis kann erst nach Einlaufen der endgültigen Meldungen, die Ende dieser Woche zu erwarten sind, bekanntge- geben werden. Falls durch nachträglich ein gehende Zeichnungen der Betrag von 4 Milli arden Mark nicht erreicht werden sollte, so wird das Reich die Summe, die zum Zeichnungscr- «I« »elgtscher „HMtmmm Iw» SSpE". Ein frecher Bankraub ist in Aachen verübt worden. Im Bankhaus Brob <8? Co. erschien ein Mann in belgischer Hauptmannsuniform in Begleitung von Schutzleuten und sechs bewaff neten belgischen Soldaten. Er gab an, er fei vom belgischen Justizministerium beauftragt, eine Prüfung vorzunehmen, ob sich in dem Besitz des Inhabers des Bankhauses Wertpapiere befinden, die in Belgien im Jahre 1915 gestohlen worden seien. Er zeigte auch eine Urkunde vor, die den Stempel des belgischen Justizministeriums trug. Er befahl dem Bankier Brob, den Kassenschrank zu öffnen.Etwa 370000 Mk. in deut schem Geldc und 7 5 000 belgische Franken wurden beschlagnahmt. Da der Bankier jedoch den Verdacht eines Rau bes hatte, lieh er. seinen Direktor mit einem deutschen Schutzmann dem belgischen Hauptmann folgen. Vom Direktor und dem begleitenden Schutzmann wurde dann der angebliche Haupt mann festgenommen und der belgischen Behörde zugeführt. Er gab an, Franzose zu sein. Das geraubte Geld wurde der Bank ivieder zuriick- crstattct. , . »ebn'» von 4 Milliarden Mark fehlt, selbst , zeichnen. »«» Urteil i« «Lechner M»r»»r»zeh. Der Angeklagte Lintner wurde wegen versuchten und begangenen Totschlags zu 14 Iah ten Zuchthaus, der Angeklagte Frisch wegen Totschlagversuchs zu 3 Jahren 6 Monaten Ge fängnis, der Angeklagte M e r k c r t zu 1 Mo nat 15 Lagen Gefängnis und der Angeklagte Schlund zu 6 Monaten Gefängnis.verurteilt- Bolschewistischer Massenmord. Nach einer Depesche des „Temps" aus Odessa sollen die Bolschewisten säst die gesamte jüdische Bevölkerung der Stadt Kursk, die sie besetzt hal ten, ermordet haben. Die jüdischen antibolsche wistischen «Intellektuellen sowie die begüterten Bürgerleute seien vor ein revolutionäres Gericht gestellt und nach einein kurzen Verfahren füsiliert worden. Pirttitag der Dmsbrote». Ueber den Schluß der Sonntagstagung wird > noch berichtet: In der sechsten Abendstunde be gann die Generaldebatte über da» Parteiprogramm. Dr. Gerling. München bezeichnet die An nahme des Schulprogramms für konfessionell Gläubige als unmögli ch. Tas Programm,. das er dann nach längeren Ausführungen vom naturrechtlichen Standpunkt aus behandelte, solle! entweder der Nationalversammlungsfräktion oder einer neuen Kommission überwiesen werden. — Der Redner fand stürmischen Beifall bei einem großen Teile der Versammlung. D o r n b l ü t h - Halle ist für baldige Ver abschiedung des Programms, dem Programm fehlt der große werbende Gedanke für die De- mokratie. Worte, wie „Herrschende" und „Be herrschte" dürfen nicht darin enthalten fein. Ferner müsse darin mehr über den deutschen Bauernstand enthalten fein. Man solle die Parteigenossen, die draußen in der Praxis die Arbeit leisten müssen, bei weiterer Beratung mit beranziehen. Nach st ü r m ische r Geschäftsordnungsde batte wurde entgegen dem Wunsch auf Verta gung bis Montag die Weiterbcratung beschlossen, um über das Schicksal des Programms möglichst Klarheit zu schaffen. Professor Dr. Quidde- München: Es ist unberechtigt, z» sagen, daß der Programment- wurf nur ein negativer ist. Er ist nur in man cher Beziehung zu professoral. Wir mutz ten den Gedanken der Gleichberechtigung aller Bürger des Staates an die Spitze des Pro gramms stellen. Das Programm sei in den Grundgedanken gut, und der Demokratie förderlich. Dr. Rausch- Dessau setzt, sich für die all- 'gemeine Berücksichtigung der körperlichen und staatsbürgerlichen Erziehung der. Jugend im Pro- gramm ein. Stadtrat Wiemer- Berlin will die Land- wirtschajts- und MittelstandSsragen entschiedener berücksichtigt wissen. Im übrigen müsse man daran festhalten, daß der Parteitag di« höchste Instanz der Partei sei. Tr. Dove-Berlin begründete einen, mit vielen Unterschriften versehenen Ansrag, wonach sich die Versammlung mit' den Grundsätzen des Programms einverstanden erklärt und die end gültige Festsetzung hem Parleivorjtand und der Fraktibn det Nationalversammlung überträgt. A l s b e r g - Düsseldorf: Wir müssen in einem Parteiprogramm die mittlere Linie der Partei festlegen. Der Redner spricht in län geren Ausführungen für eine endgültige Ent- scheitung. Ohne ein Programm könne man kein. Jahr lang mehr zusammenhalten. Schließlich wurde der Schluß der Generalde- batte über das Parteiprogramm beschlossen. Un- ter großer Unruhe löste sich in der neunten Abendstunde die Versammlung aus. Zu Beginn der Verhandlung erstattete Prof. Troeltsch ein großangclegtes Referat über das Kulturprogramm. Die Demokratie habe uns, er klärte er, vordem Bolschewismus ge rettet. In Deutschland schlagen wir uns we- gen aller möglichen Ideen herum und nennen das den geistigen Kamps. Kaum ist dieser furcht- bare Krieg zu Ende gegangen, noch sind die Wunden offen und schon sprechen gewisse Kreise wieder von der geistigen Führung, die Deutsch land vor der Welt in die Hand nehmen müßte. Ausführlich setzte er sich mit. dem sozialistischen Gedankengang auseinander. -Das Zentrum/ das dürfe man nicht verkennen, sei eine Kutturpar- tei: Ein großer Kulturwert stecke in der katho lischen Kirche. Sie habe ein großes -soziales Perständms Wenn wir das verstehen, was aus dein katholischen Lager kommt, so würden wir davor bewahrt bleiben, an einen neuen Kultur- kampf zu denken. Man gehe in die älteren deut- schen Städte nach Würzburg, Weimar usw., da stecke, unser geistiger Schatz. Was uns heut^, als neuer Geist empfohlen werde, 'sei weder neu noch Geist. Es wäre das Dümmste-von uns, wenn wir glaubten, die Revolution verpflichte uns nun zu einem ganz neuen Geist. Denrokratie, wo sie hingehore, in die Politik und Wirtschaft. Aber in der Bildung entscheide das Talent, Selbstbe- wußtsein und Wille. Prof. Troeltsch ging dann auf die wichtigsten Fragen des Kulturprogramms ein und warf 4 Probleme auf: Die Zensur, die Schule, das Verhältnis von Staat und Kirche und den Religionsunterricht. Die Zensur in der Kunst lehnte' er ohne weiteres ab, hielt aber einen gewissen Einfluß auf das Kino: für notwendig und eine Kommunalisie rung für annehmbar. Die politische Zensur- sei nicht gänzlich zu entbehren, sonst gäbe es eine grenzenlose Vergiftung. Die Ein heitsschule verstehe sich heute von selbst. Es könne sich nur darum handeln, wie man sie gestaltet: möglichst gehobene allgemeine Volksbil-. düng, Erhaltung der höheren Bildung. Die jetzi gen Schultypen müssen gehörig verlebendigt wer den. Nicht so viel Wissens-, sondern mehr Cha rakter- und Willensbildung. Die Trennung von Staat und Kirche sei bereits durch die Verfassung gegeben. Er ermahnt die Demo kraten, sich in der Kirche zu betätigen. Die bis herige Stellung der Religion in der Schule sei theoretisch nach der Trennung von Kirche und Staat nicht mehr aufrecht zu erhalten. Praktisch sei der Religionsunterricht aber nicht ausznmerzen. Das Volk wolle ihn in der Schule behalten. Dem habe die Verfassung auch in dem bekannten Kompromiß Rechnung getragen. Dann müsse der Kirche auch ein gewisses Volksrecht zu- gestanden werden. Der Beifall, der dem Prof. Troeltsch wurde, wollte kaum enden. Hierauf trat man in die Spezialdebattc über den Pro- grammentwurs ein. Pros. Ra de-Marburg wies aus den Satz im Programmentwurf hin, daß kein Kind durch die Schul« gehen solle, ohne mit den Grund lagen dfr Religionsgeschichte bekannt zu werden. Da solle keiner sagen, daß die Demokratie reli- gionSseindlich sei. Zu dem Religionsunterricht sollen keine Lehrer gezwungen werden. Was den Satz anbelange, der konfessionelle Unterricht solle den Kirchen überlassen bleiben, so müsse die Kirche dankbar für dieses Recht sein. Schulrat Weiß betonte, die politischen, wirt schaftlichen und sozialen Bestrebungen müßten unterbaut sein von Weltanschauungen. Solange der Literarismus die geistige Grnndlage gehabt habe, sei er die weltüberwindende Gewalt gewe sen. TaS Kulturprogramm hätte vom Persön lichkeitsgeist durchsetzt sein müssen. Man solle es an den Ausschuß zurückgeben. Die Demokraten hätten : die Aufgabe, den freien deutschen Geist in Schule und Volk zu pflegen. Pfarrer Graue-Berlin betont die Grund sätze -der Vereinigung der Kirchensreundc in der Partei.- -E Geheimrat Prof, Dr. Brandenburg, Rektor der Universität Leipzig, brachte solgenden Antrag des Vereins Leipzig bei: „Die Kultur kann sich nur bei voller Freiheit der geistigen Kräfte entwickeln. Die demokratische Partei er kennt die Pflicht des Staates zu äußerer Rege lung nnd den Schutz des geistigen Lebens zur Sicherung eines gewissen Bildungsgrades für alle-völlig an. Sie verwirft jedoch alle Bestre bungen, -die ihm das Recht zur Beeinflussung von Schule, Wissenschaft rind Kirche im Sinne einer geistigen Gleichförmigkeit aller Bürger ein- räumen wollen. Sic tritt für eine Milderung der Erziehung nach den mannigfaltigen Anfor- derungenrz. der verschiedenen ^Berufe, sür volle Freiheit -der wissenschaftlichen Forschung und Lehr«i?sowiS Innenlebens-- der Kirche und Reli gionsgemeinschaften ein. Die Wiederherstellung und - Kräftigung der sehr erschütterten sitt lichen Werte kann nur ein Werk des deut schen Volkes selbst sein. Der Staat kann sie mit vorsichtiger Hand fördern und stützen, aber nicht zwingen. In seiner Begründung kam Branden burg auck^ auf die Bestrebungen der-Volksschul- lehrer, auf Ausbildung im Rahmen der Univer sität, zu sprechen. Die Volksschule habe eine andere Aufgabe als die Schule, die aus die Wis senschaften vorbcreiten soll. Die Volksschule bildet für das praktische Leben vor. Es sei deshalb auch eine verschiedene Leh rerbildung notwendig. Tie V o l k s s ch u l - lehre r- würden a» der Universität nicht finden, was sie brauchen. Tie Uni versität habe die Aufgabe, die Wissenschaft zu pflegens ihr würden dann ihre Ausgaben unmög lich gemacht. Jetzt sei die Lehrerschaft der ver- fchiedencn Schulen für jede Schulgattung gleich wertig, bei Beschreitung des neuen Weges würde der -Stand der Vvlksschullehrer herabgedrängt werden - zu einer minderwertigen Lehrerschaft. Alle tüchtigen Lehrer würden Kann noch das Examen zum höheren Lehramt machen und für den Unterricht sür die Massen des Volkes wür den nur die schlechten Kräfte Verwendung fin den. .Das sei unsozial. Dr.- Gertrud B ä u m c r erklärte, daß sie Prof. Brandenburg in seinen Ausführungen nicht folgen könne. Sie tritt für die Lehrerausbildung an den Uni versitäten ein. Der von Brandenburg be gründete Antrag Leipzig wird airgenommen. Schließlich wurde das Progra m m mit sämt lichen Anträgcki angenommen und zur end gültigen Nedigierung dem Vorstand und der Programmkommission überwiesen, worauf der Parteitag geschlossen wurde. Niim-iltrmssimlW in Hohenstein-Ernstthal. — :,Dic Moirtag abend im Schützenhaus ab- gehaltene „Einwohner"-Vcrsammlung war von ganzen -75 „Einwohnern" besucht, ein Zeichen . i Sein Verhängnis. Roman von Gottfried Bruckner. 71 „Still!" rief er und streckte seine eine Hand bei- nahe befehlend nach ihr auS. Jetzt bemerkte sie, daß er augenscheinlich auf irgend etwas lauschte, und bemühte sich, ihre angstvolle Erregung soweit zu beruhigen, um zu emdecken, was seine Aufmerksamkeit in so seltsa mer Weise geweckt hatte. In dem Schweigen, wel ches nun folgte, vernahmen sie die leisen, melodi schen Laute einer Flöte, welche nicht weit von ihnen gespielt wurde. Wie aus einem Tranm erwachend, atmete Hugo erleichtert ans und flüsterte ihr zu: „Cäcilie, weißt Du, jetzt eben ist Gillwaldt in dem Atelier der Person, die in irgend welcher Weise mit meinem Schicksal geheimnisvoll verknüpft sein muß." „Emilie OrlowSky?" fragte sie überrascht. „Ja, Geliebte. Diese Töne unterbrachen un» <n einem entscheidenden Augenblick unseres Le bens. Nehmen wir sie alS ei» günstiges Vorzeichen. Wenn ich auch warten muß, bis meine, Unschuld erwiesen ist, werden wir nnS hoffentlich schon bald heiraten können. Cäcilie, bete darum, daß mein« Befreiung von diesem dunklen Argwohn bald er folgen niöge." „Tag und Nacht ist dies mein Gebet," antwor tete sie, sich erhebend, mrd Tränen schimmerten in ihren Augen. „Gott segne Dich I" flüsterte er ihr innig zu. „Du wirst unS doch bald besuchen? Lebewohl, Hugo, auf Wiedersehen I" Mehr vermochte sie nicht zu sagen. „Lebe wohl, Geliebte!" erwiderte er und be oeckt« dabei ihre Hände mit heißen, leidenschaft lichen Küssen, sie aber blickte ihm innig in die Au gen, und freudig schloß er sie in seine Arm«, sein« Lippen mtf die ihren drückend. 43. Kapitel. Ein wichtiger Brief. Je mehr Gillwaldt von Emilie OrlowSky sah, desto stärker wurde seine Ueberzeugnng, daß sie irgendwie mit den Verbrechen, deren Hugo Mark wald beschuldigt wurde, im Zusammenhang stand. Es war ihm nicht gelungen, sie dazu zu verlocken, irgend welche weiteren Einräumungen zu machen, nnd er unterließ eS absichtlich, den Mord oder den nächtlichen Ueberfall auch nur andeutungsweise zn erwähnen, um sie nicht etwa vorzeitig zu er schrecken, so daß sie auf ihrer Hut wäre und «S ihm unmöglich machte, die Beweise zu finden, nach de nen er suchte. Es war etwas Eigenartiges und Seltsames im Wesen dieser Malerin, welches ihn befremdete und verwirrte. Seinen Gehiilfen Wagner hatte «r beauftragt, alle» ihren Gängen nachznspüren und insbeson dere zu erforsche», wo sie wohnte. Der Bericht lau tete dahin, daß sie in der Nähe des Bahnhofs Bellevue eine kleine Wohnung geinietet nnd selbst möbliert hätte. Sie benutzte dieselbe ganz allein ohne Dienstmädchen, die notwendigsten Hausar beiten ließ sie von der Fra» deS Portiers verrich ten, und diese wie der Portier selber hielten sie für eine sehr solide, fleißige und anständige, junge Dame. Also alles, was sie Hugo Markwald über ihre Wohnung im Vorort nud ihre Angehörigen erzählt hatte, war nichts als Lüge, und schon die ser Umstand allein war sehr verdächtig. Nachdem Gillwaldt seinem Gehiilfen Ordre gegeben hatte, die Beobachtung der Malerin fort zusetzen, begab er sich zu seinem früheren Vorge setzten, legte demselben die ganze Sachlage dar und erbat die erforderliche, amtliche Autorität, mp im Atelier nud der Wohnung HanSsnchung vorzn- nehmen, und falls er es für augezeigt hielte, die sofortige Verhaftung zu bewirken. Nachdem er dies erledigt hatte, aß er in einem nahe gelegenen Restaurant zu Mittag und begab sich dann nach seiner Wohnung, noch immer in feiner Verkleidung des würdigen, alten Gutsbe sitzers Harry von Western. AIS er die Treppe zu seiner Wohnung Hinaufstieg, hörte er schwere Tritte dieselbe herunterkonnnen und erkannte in dem Menschen, der auf ihn zukam, sofort DonatiS Die ner. AlS derselbe, natürlich ohne ihn zu erkennen, au ihn« vorbei eilen wollte, schlug Gillwaldt ihm kräftig auf die Schulter und rief ihm dabei freund lich zu: „Sie wollten wohl zu mir, mein Lieber ?" „Nein," antwortete der Diener erstaunt und et was beleidigt. „Doch wohl," meinte Gillwaldt, dabei seinen Hut abnehmend und sich zugleich seiner weißen Perücke entledigend. „Ah, Sie sind eS!" rief der Diener freudig überrascht. „Ja, ich wollte Sie gern sprechen." „Sie haben also etwas sür mich." „Ja; «inen Brief, oder wenigstens die Abschrift eines Briefe»." „Bon Herrn Stößer." » "Kommen Sie mit nach oben," antwortet« Gillwaldt, nur mühsam das Gefühl deS iHv, er füllenden Triumphes verbergend, und eilte ihm voran. Jy seinem Zimmer angelangt, zündete er schleunigst die Lampe an und verschlang dann förmlich den Inhalt des Blattes, welches der Die ner ihm reichte. Der Wortlaut desselben war: „Mein lieber Harold! Willst Du mich nicht an» Freitag Abend, wenn Du voin Theater kommst, in meinem Atelier besuchen? Wit haben so lange nicht mit einander geplaudert, weil ich infolge Deine» Wunsches, die äußerst« Vorsicht zu üben, Dir ja gar nicht mehr nahe gekommen bin und Dich auch nicht mehr eiugeladen habe, mich zu be suchen. Wie Du aus gewissen ZeitmigSnotizen wohl geschlossen haben wirst, habe ich Dir etwa» Wichtiges mitznteilen. GS kann auch nicht di« ge lingst« Gefahr dabei sein. In meinem Atelier werden wir sicherer sein als im Tiergarten. Alia komme, damit ich Dir bericht«, wie trefflich mir dieser letzt« Streich gelungen ist. Schicke mir so fort Antwort, damit ich weiß, ob Du kommst, und ich am Abend vor der Haustür sei» kann, um Dich hereiuzulaffen. Mit bestem Gruß Dein Regi nald." Gillwaldt legte den Vries vor sich hin und schlug dann heftig mit geballter Faust auf den Tisch: Das Geheimnis, welches Emilie OrlowSky bisher umgeben, war enthüllt. Mancherlei, was er sich bisher nicht hatte erklären können, lag jetzt offen vor ihm. Dann ergriff ihn mit aller Gewalt das Empfinden de» Triuinphe», bald würde der Mörder in seiner Gewalt und Hugo von Mark- wald in wenigen Tagen von dem entsetzlichen Verdacht gereinigt sein, der ihm in letzter Zeit sein Leb eit Io verbittert hatte. „Wann kam der Brief?" fragte er den Diener, der ihn inzwischen voll gespannter Erwartung be obachtete. „Hsute.früh. Ich sah, daß e» Stößer» Hand schrift ivar, und dachte sofort an Ihr Versprechen. Donati lag noch im Bett und schlief, und so nahm ich dein, schleunigst den Brief, hielt ihn über hei ßen Wasserdampf, öffnete ihn, schrieb ihn ab, steckte ih» dann wieder ein, klebte da» Kuvert zu und glättete cS. Ich war eben fertig, als Donati nach seinem Frühstück, Zeitung und Briefen klingelte." ,,Er argwöhnte doch nicht, daß sich jemand da mit zn schaffen gemacht hatte?" „Dachte gar nicht daran. Kein Mensch hätte dem Brief «tma» ansehen können." „Antwortete er darauf?" 236,18 „Das kann ich nicht sagen. Wenigstens gab er mir kein« Antwort in den Kasten zu stecken." Gillwaldt erwog, daß Donati augenscheinlich bedeutend vorsichtiger war, al» sein Freund, und demnächst«« Antwort nicht dem Diener anvce- irautn, sondern Helder in den Kasten stecken würde.
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