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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 12.12.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191912128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191212
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-12
- Tag 1919-12-12
-
Monat
1919-12
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 12.12.1919
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Das Notopfer ia -er Natioaalversa«»lsag. Berlin, 10. Dez. President Fehrenbach eröffnet die Sitzung. Das Reichsnotopfer. Abg. Braun-Franken (Soz): Dergestrig« Tag hat bewiefen, daß die Herren von der Rech ten alles tun wollen, um dar Zustandekommen des Reichsnotopfers zu verhindern. Sie sind be- müht, die Steuergefetze zu sabotie ren, mit allen Mitteln »vollen sie die Verhand- lungen stören. Wir werden aber dafür sorgen, daß ihre Pläne nicht gelingen, daß die K r i e g-- gewinne erfaßt werden und ein gerechter Ausgleich im Volke hergestellt wird. Für die Rechte gilt das «-geänderte Wort Bismarcks: „Wir Deu sche fürchten nichts so sehr, als Steuer zahlen.* ES gibt leinen ärgeren Antinationa lismus als denjenigen, der es uns unmöglich machen will, den Wiederaufbau zu vollziehen. Das ist die Drückebergerei des Ka pitals. So ist eS immer schon gewesen. Das Kapital hat sich immer vom Steuerzahlen ge drückt, seit Gründung des Reiches. Alle Lasten -mutzten von den breiten Massen getragen werden. Der Kampf gegen Erzberger ist nichts weiter, als ein Kampf gegen die Belastung des Besitzes. Man will diesen Mann fällen, weil er im Ge gensatz zu seinen Vorgängern die grötzte Tat kraft bei Lösung der Finanzfragen zeigt. Ich mutz Herrn Hugenberg ins Gedächtnis ru fen, daß er in dem Bestechungsprozetz gegen die Firma Krupp nicht vereidigt worden ist', weil er dem Richter der Teilnahme verdächtig erschien. Dieser Mann redet hier von Korruption, der selb st das preuhischeBeamtentum im Kriegsministerium und im Reichs marineamt durch Bestechung korrumpiert hat. Präsident Fehrenbach: ES geht nicht an, daß Sie einem Abgeordneten vorwerfen, er habe Beamte korrumpiert. Abg. Braun (Soz.) fortfahrend: Von der Firma Krupp, deren Generaldirektor Hugenberg bis zur Revolution gewesen ist, sind die inter essantesten internationalen Beziehungen gepflogen worden Dann bat Dr. Hugenberg den Finanz. Minister einen Landesverräter genannt. Dabei hat er selbst de« ärgsten Landesverrat begangen, indem er der Entente deutsche- Land geradezu angeboten hat, Präsident Fehrenbach: Ich kann nicht zulassen, daß einem Mitglied des Hause- Lan desverrat vorgeworfen wird. Abg. Braun (Soz.) fortfahrend: Der Stabl- werksverband hat 1915 die Notlage des deut- schen Volkes in der unerhörte ft enWeise a u S g e n u tz t. Der Untersuchungsausschuß wird sich hoffentlich gründlich mit der Frage be- sckiäfligen, warum die Stahlindustrie sich 10 Mil lionen Wuchergewinne monatlich verschaffen konnte. Merkwürdigerweise ist ein großer Teil dieser Akten aus dem Kriegsmini sterium verschwunden. (Hört, hört!) In Massen wurden deutsche Stahlschienen über die Schweiz nach Italien geliefert, damit Ita lien daraus Waffen gegen Deutschland machen konnte. (Hört, hört! links.) Helfferich duldete diese Geschäfte. Er war ein Finanzminifler nach dem Herzen der Rechten. Abg. Farwich (Zentr.): Wir billigen den Gesetzentwurf und stehen in allen Hauptsachen auf seinem Boden. Es ist von einer Vermögens abgabe gesprochen worden. Meine politischen Freunde sind der Ansicht, daß eine dauernde Vermögensabgabe leicht zu einer Strangulierung des wirtschaftlichen Lebens führen wird. Nun hat Herr Hugenberg gestern ein ganz neues Nii tel angedeuter, daß in einer Steuerdebatte, wo es sich um lumpige Millionen handelt, hi«: von teutschem Land und deutschem Volk als Tau ch- objekt gesprochen wird. Dafür habe ich nur eine Kritik. (Zuruf des Abg. Hugenberg: Ist ja unwahr! — Groß« Unruhe.) ' Der gestrige Lag war ei« schwarzer Lag in unserem parlamentarischen Leben, und ich er kläre namen» sämtlicher Parteiangehörigen aus dem besetzten Gebiet, daß wir uns mit flam mendem Pretest gegen einen derartigen Gedanken verwahren. Abg. Dr. Petersen (Dem.): Die demo- kratische Fraktion ist bereit, der Not der Zeit entsprechend dem Besitz da- größtmögliche Opfer aufzuerlegen. Indessen ist die Frage, ob da- in Form einer «inmkligen Vermögensabgabe oder in der Form einer im Ertrag gleichen, aber jähr lich zu erhebenden Abgabe geschehen soll, noch nicht geklärt. Die Fraktion wird daher ihre A b- stimmung in zweiter Lesung nur als vor- läufig an sehen. In der Nationalver- sammlung sind wir darin einig, daß der Besitz in großem Maße herangezogen werden muß. Wenn die deutsche Volksvertretung nicht schnell ihre Pflicht tut, dann haben wir den Staatsbankerott, der ein unsägliches Elend heraufbeschwören würde, gegen da- die bisherigen Zustände ein Kinderspiel sind. Aus nationalen und internationalen Erwägungen muh die Frage deS ReichSnotopserS ernstlich geprüft werden. Abg. Becker. Hessen (Dtsch. Vp.): Ich freue mich, daß die demokratische Fraktion die Bedenken gegen das Notopfer so hoch einschätzt, daß sie sich die Entscheidung noch vorbehält. Der Redner empfiehlt dann die Zwangsan leihe. Der Weg, den Sie mit dem Reichsnot- opfer beschreiten, wird in das Grab der deutschen Wirtschaft führen. Reichsfina«zmi«ister Erzberger: Natürlich kann man gegen das ReichSnotopfer ebensogut wie gegen jedes Steuergeseh Bedenken vorbringen. Der Abgeordnete Hugenberg hat gestern das Hoh«. Lied des Egoismus' gesungen. Dagegen stelle ich das hohe Lied der Solidari tät, des sozialen Interesses. Das deutsche Volk erträgt nicht solche ungeheuren An sammlungen von Vermögen, wie sie vor dem Kriege und leider noch während des Krieges erfolgt sind. Wenn das ReichSnotopfer nicht zur Verabschiedung kommt, kann kein« Re gierung unser Wirtschaftsleben ruhig und sicher aufwärts führen. Die ZwangSanlethe, die von der Rechten gewünscht wird, würde nach dem Urteil von Börsensachverständigen einen Kurs von 20 bis 22 haben. Sie würde die Summe von 25 Milliarden innerhalb von sechs Monaten au- dem deutschen Volke h«rauSzieh«n, während das ReichSnotopfer dem deutschen Volke jährlich 2,8 Milliarden Mark auferlegt. Der Familien stand wird berücksichtigt werden. Die kleinen Rentner bis 100 000 Mk., die also 5000 Mk. Einkommen haben, haben keinen Pfennig zu zah len. DaS Vorhandensein von vier Kindern und mehr wirb bei einem Vermögen bis zu 200 000 Mark betont erS berücksichtigt werden. ES wird dafür gesorgt werden, daß die Gewerbe- und landwirtschaftlichen Betriebe lebenskräftig und lebensfähig bleiben. An der Vernichtung der Betriebe haben wir gar kein Interesse. Abg. Wurm (Nuabh.): Bei den Demokra ten herrschen noch Unstimmigkeiten. Es hat sich ein großes Schachergeschäft entwickelt. Damit schließt die Aussprache. Eö folgen persönliche Bemerkungen. Abg. Hugenberg (D.-N.): Ich habe Herrn Erzberger vorgeworfen, daß diese Politik zur Besetzung deS Ruhrgebietes führen könnt«. Ich habe dies nicht gewünscht, das glaubt mir doch niemand. (Lärm.) Nach weiteren Bemerkungen der Abg. Dr. Heim (bei keiner Fraktion), Dr. Strese mann (Dtsch. Vp-), Dr. Braun (Soz.) und Katzenstein (Soz.) folgt die namentliche Abstimmung über ten Antrag Becker-Rietzer auf Rückverweisung der Vorlage an den 10. Aus- schuß. ES stimmen ab 279 Abgeordnete. Der Antrag Becker^iietzer wird mit 236 gegen 43 Stimmen abgelehnt. § 1 des Gesetze- wird nach Ablehnung «irres Zusatzantrages Arnstadt in der Kommissionssas- sung a n g e n o in m e n. Ohn» längere Aussprache werden eine Reche von Paragraphen nach der Fassung des -1uZ- schpsseL und unter Annahme einiger AbäaÄe- rungSantrgge Dr. Blunck (Zentr.) angenommn». Bet ß 5 will Abg. Gruber (Soz.) die K - r- chen und ihr Vermögen unter das Notopfer bringen. Von den Sparkassen sol len nur die.den Gemeinden und Gemeindev.r« bänden gehörenden Einlagen, abgabefrei sein. Reichsfinanzminister Erzberger: We m Sie den politischen Vereinen, Turnvereinen usw. Steuerfreiheit geben, so müssen Sie sie auch r.r Kirche geben, sonst wäre dies ein ausgespro hm antikirchlicher Akt. Ein Gesetzentwurf über die allgemeine Besteuerung der toten Hand w>rd demnächst fertiggestellt. Der sozialdemokratische Antrag, die kirche mit dem Notapfer zu besteuern, wird abge - lehnt. Nächste Sitzung: Donnerstag. Eni-tlW M RmMtti ft Suchst». Nachdem die bisherige sächsische Verwaltung der direkten und indirekten Abgaben an das Reich übergegangen und das Gebiet des Frei staates Sachsen zwei Landesfinanzämter (Dres den und Leipzig) unterstellt worden ist, beab sichtigt die ReichSftnanzverwaltung dem Verneh men nach, in den Bezirken der beiden Landes finanzämter ftir die Erhebung und Verwaltung der Steuern vom EinkonMen 7 unb' Vtrfttögen einschließlich der Umsatzsteuer und Erbschaftssteuer sowie der Stempel- und Verkehrsabgaben F i - nanzämter zu errichten. In solche werden in erster Linie -die bestehenden Bezirks steuer ein nahmen umgewandelt werden. Da indessen die Finanzämter einen we« sentlich kleineren Umfang erhalten sollen als jene, werden die Bezirke der größeren Bezirls- steuereinnahmen aufgeteilt werden müssen. Es kommt (infolgedessen di« Errichtung von F i n ach zämtern auch in solchen G e- meinden in Frage, die bis jetzt nicht Sitz einer staatli ch e n Steuer behördewaren. Bei den Schwierigkeiten, die gegenwärtig für die Unterbringung der Aem- ter, namentlich aber der diesen zuzuteilenden Be- amten bestehen, wird «s manchen Gemeinden, die den Wunsch haben, Sitz eines Finanzamtes zu werden, schwer fallen, der Reichsfinanzvcrwal- : tung mit dem Nachweise der erforderlichen Räum- - lichtesten an die Hand zu gehen. Immerhin i wird es sich für solche Gemeinden dringend emp- > fehlen, schleunigst mit etwaigen Vorschlägen über i die Unterbringung von Amt und Beamten an die beiden Landesfinanzänuer heranzutreten. Denn für manch« wird sich vielleicht später keine Gelegenheit bieten, mit einem Finanzamt bedacht zu werden, weil entweder eine Nachbarge- m «In d e rühriger gewesen oder aus r einem sonstigen Grunde eine Organifationsände- ' rung nicht mehr möglich ist. Bis auf weiteres befindet sich die Leitung beider Landessinanz- ämter noch im Finanzministerium in Dresden. s« LMeMlttrm hielt seine 63. Gesamtsitzung in Dresden ab. D«r Vorsitzende Geh. Rat Dr. Hähnel -Kupp ritz begrüßte die Versammlung und legte dann dar, daß das zurückliegende landwirtschaftliche Betriebsjahr als eins der schwierigsten bezeichnet werden müsse. Wurde toch schon in den Niede rungen die Ernte um zwei bis drei Wochen ver zögert, in den Gebirgslagen noch weit mehr! Selbstverständlich seien die Nachwirkungen auf hie späteren Arbeiten nicht ausgeblieben. Von großem Einfluß sei'he»^ Schneefall. . Es sei un ter den gegenwärtigen Verhältnissen Pflicht des Landeskulturrates, darauf hinzuweisen, daß die Produktion durch Zwangsmaß nahmen nicht noch mehr erschwert werde. ES gelt« die Produktions- und ArbeUS- freudtgkett auf dem Lande zu erhalten und zu stärken und die Gegensätze zwischen Erzeuger und - Verbraucher auszugleichen» Es erfolgte darauf durch den Generalsekretär Hofrat Ar.. Sch die Vorlegung des sehr umsangrrichen Berichtes über die Tätigkeit des L a n d.e s ku l t u r r a t e s seit der letz ten Gesamtsitzung. Die Haupttätigkett des Lan deskulturrates habe sich auf die Milderung der Zwangswirtschaft erstreckt. Wohl hätten die Regierungsstellen die Förderung der Produktion in Aussicht gestellt, aber es sei im mer nur bei dem Wort geblieben. Die Land- arbeitsordnung habe dem Landeskulturrat Be schwerden eingebracht, der aber gar nicht in der Lage sei,,«m solches Gesetz zu verhindern. Er habe sich gegen die Festsetzung der Arbeitszeit ausgesprochen, da die Verhältnisse in der Land wirtschaft eine andere Behandlung rechtfertigen. Würde der Grundbesitz zerschlagen, so sei es nicht mehr möglich, unsere Großstädte mit Nahrungs mitteln zu versorgen. Der Landeskulturrat habe sich weiter sehr energisch gegen das Betriebs- rätesystem gewandt, das nur nachteilig für die Landwirtschaft wirken könne. Was die S o- ziisie 1 ung anlange, so hätten die maß gebenden Stellen kein Hehl daraus gemacht, daß auch die Landwirtschaft einbezo gen werden solle. An die Frage der Hebung derBe- wirtschaftung von Privatgrund- stii7ck,cn knüpft« sich , eine lebhafte Besprechung. Die Not der 0 b e r e r z g e b i r g i f ch e n L anL,yo.t.§ durch Exzellenz Dr. Meh nert' auf Grund vorliegender Eingaben .mit eindringlichen Wort«« zum Ausdruck. Er bean tragte, das Wirtschäftsministerium zu ersuchen, in Rücksicht auf die schweren Schädigungen, die insonderheit die obererzgebirgischen, und obervogt ländischen Landwirte durch die so ungünstigen Ernte- und Witterungsverhältnisse erlitten haben, diesen Landwitten Saatgut in größeren Mengen vorzugsweise zu mäßigen Preisen zur Verfügung zu stellen. Der Antrag wurde einstimmig ange nommen, nachdem Geh. Regierungsrat Dr. Fritzsche dessen schleunige Behandlung zugesagt hatte, Von verschiedenen Rednern wurde nachdrück lich die Freigabe des Schweineviev- te 1 s bei Hausschlachtungen gefordert. Geh. Rat v. . .Hübel .erklätte hierzu, daß das Ministerium diesxm'Verfangen vorläufig nicht stattgeben könne. Erfolge jetzt die Freigabe des Schweineviertels und danut zugleich eine Anregung zur Schweine zucht, so würden zweifellos die Kattoffelvorräte noch, mehr als bisher zusanunenschrumpfen. Eine lebhafte Besprechung fand die Frage der Tarifverträge in der Landwirt schaf t, Sie wurden einerseits als Ursache be zeichnet, daß die Arbeitsleistung auf die Hälfte gesunken sei, anderseits wurde betont, daß sie dazu dienten, den ArbeitSsrieden zu erhalten. Geh. Regierungsrat Dr. Sala äußerte hierzu, daß die Regierung keinen Druck ausübe, Tarif verträge abzufchließen, sich vielmehr darauf be schränke, die Verhandlungen zu führen. Ueber die gegenwärtige Lage sprach sodann Gutsbesitzer Friedrich- Hirschfeld. Im An- - schlich hieran wurde folgende Entsch lie st u n g angenommen: „Die Lage der sächsischen Landwirtschaft wird immer unerträglicher. Die Fesseln, die die Zwangswirtschaft den einzelnen Betriebsleitern auferlegt, ersticken alle Schaffens- freiidigteit und verhindern ihn, den Betrieb zur höchstmöglichen Leistung zu bringen. Dabei wird von Tag zu Tag offensichtlicher, daß die Zwangs- Wirtschaft die ihr gestellte Aufgabe, die Vorhände- nen Ncchrungsmittel gerecht zu verteilen, nicht zu erfüllen vermag; die ErnährungSvcrhältnisse wer den im Gegenteil immer trostloser, zudeni sinkt Sein Verhängnis. Roman von Gottfri«d Bruckner. S7 Gillwaldt erzählt« ihr, daß am folgenden Tage ein alter Herr, der Kinder gern hätte nnd sehr freundlich gegen sie wäre, vom Lande ankom- wen und sie mit sich nehm«»» würde, damit eine 2 nm« ihr Bild male. Eie müßt« Großpapa zu i m sagen, sehr gnt und artig sein und vor allen H >>oen auf nicht- antworten, waS die Dam« ste rru-o »ragte. 2 »e Kind war sehr entzückt über dies« nette ivi einen, neuen Großpapa zu bekommen > > d sich abmalen lassen zu sollen. Ain folgenden Morgen üihr dann vor dein Hotel ein« Droschke vor. aus der eiu alter Herr sehr behutsam auSsticg. k ein Gesicht, welche- die gesunden, bräunlichen Fmbeu eines MauneS zeigte, der fein ganze- Le be» lang oni dem Laude geweilt, strahlte förm lich von Wohlwollen nud Gutmütigkeit, sein S lUimt nud ieiue Angeubranen waren grau, und sein langes Haar schneeweiß. Sein magerer, et- n a« runzlicher Hals war oön hohen, steifen, ge- funkle» Bmcrwördern und einer gewaltigen, io Warzen ANaekrnwatte halb verdeckt. Seine B este war Net ausgeschnitten und ließ ein präch- l a gcsuckicS Bmhcmd schen, nnd sein dimkel- I »er Anzug von feinstem Luch zeigte einen r NUt etwa ans der Milte deS Jahrhunderts, u 1 end ein breinüiidiger Zylinder sein ehrwür» t :s, wohlhabendes AnSsehen noch vermehrte. H u kam ein kostbarer Siegelring, eine schwere n - nv goldene Uhrkelle mit zahlreichen Anhäng- win und eine goldene Brill«, nm die Erscheinung b>« i'net en Gutsbesitzers zu vervollständigen. Sich fest auf sein spanische- Rohr mit großer, si'l einer Kläcke lehnend, trat er in daS Hotel nnd st gle noch dem Besitzer. Derselbe erschien sofort uns l egnißle einen so viel verheißenden Gast mit d" cmiprecheuden Ehrerbietung. Der alte Herr fragte, ob er einen guten Salon und ein geräumiges Schlafzimmer im ersten Stock werk neben einander haben könnte, und der Be sitzer führte ihn die Treppe hinauf, ihm dabei eif rig versichernd, daß er in seinem Hotel die ganze Ruhe, Behaglichkeit einer Privatwohnung finden würde, während die Preise, die ja allerdings in dieser guten Etadtlage nicht so sehr gering sein könnten, durchaus angemessen wären. Sobald di« beiden oben im Zimmer allein waren, unterbrach jedoch der Fremde die beredte Auseinandersetzung de« Wirte» durch ein lustige« Lachen und di« mit seiner natürlichen Stimm« gesprochene Frag«: „Kennen Sie mich denn nicht?" „Nein, so etwas!" rief der Wirt. „Nicht wahr, eS ist nicht so leicht, den Gott fried Gillwaldt in dem Herrn Harry von Western zu entdecken? Nun, ist alle« bereit?" „Vollständig." „Schön, dann will ich mich ohne weiteren Zeit verlust auf den Weg machen." Während der Fahrt nach der Fasanenstraße gelang e« Gillwaldt, den da« kleine Mädchen durchaus nicht al» den Herrn, der gestern mit ihr gesprochen, wiedererkannte, daS volle Vertrauen deS KindeS zu gewinnen und ihre Schüchternheit zn liberwinden, so daß ihr beiderseitige« Verhal ten zu einander, al« ste in Fräulein OrlowSky» Atelier anlangten, durchaus dem eine« liebevol len Großvaters und einer artigen kleinen Enkelin entsprach. „Habe ich di« Ghre, Fräulein OrlowSky zn se hen ?" begrüßte ste Gillwaldt mst höflichem Lüf ten feilte- Hute«. „Ja," antwortete sie knrz, „und Sie find ver mutlich Herr von Western?" „Allerdings, und da» ist meine Enkelin, deren Porträt ich wünschte." Fräulein OrlowSky sah da« Kind prüfend an und meinte: „Ei« wird «in hübsche» Bild abgo- b«n." „Ja, ja," stimmte der alte Herr ihr bei, „und deshalb wünsche ich auch, daß ihr Porträt gemalt würde, so lang« noch die Rosen auf ihren Wan gen blühen, und «he st« sich verändert hat." „Pastell oder Oelfarbeu?" fragte die Künstle rin geschäftsmäßig. „Meine Honorarsorderuugen find je nachdem —" „Wegen de» Honorar« brauchen Siebei mir keine Schwierigkeiten befürchten," unterbrach st« der Herr Gutabesttzer anscheinend etwa» beleidigt. „Ich wünsch«, daß da» Porträt in Oel auSge» führt iGird. Di« dadurch erzielten Effekte sind für «in Kinderporträt entschieden vorzuzi«hen." „Darin stimme ich Ihnen bei. Bon vorn oder Dreiviertel-Profil?" „DaS überlasse ich Ihrem Ermessen." „Dann würde ich Dreiviertel-Prostl Vorschlä gen, Hal» und Schlütern de» Kinde« sind schön geformt und anmutig," antwortet, Fräulein Or- lowSy und rlickte unterdessen die Staffelei zurecht. Dabei zeigt» st« auf da« von ihr gewählte Format de« Bilde«: „Etwa drei zu zwei Fuß, entspricht da» Ihren Wünschen?" . „Ausgezeichnet," erwidert« «r befriedigt. - Darauf bemüht« sich die Malerin, daS Kind, welches sie auf eilt« Art Plattform in einen Sehn- stnhl gesetzt hatte, in «ine günstige Stellung zu bringen, bi» st« damit endlich zufrieden war und die Ulnriff« de» Kopfe» mit Kohle zu zeichn«» be gann. Gillwaldt hatte sich fo gesetzt, daß er im stand« war, die Künstlerin bei der Arbeit zu beobachten, ohne daß ste die» merkte. Schon der erste Blick hatte ihm gezeigt, daß ste ein anßergewöhnltche» Mädchen war, und ihn mit lebhaftem Interesse für ste erfüllt. Ihr Gesicht mit seinem unreinem Teint, scharf ausgeprägten Zügen und kleinen Augen konnte nicht angenehm genannt werden, während ihre Gestatt mit den breiten Schultern, der flachen Brust und auffall«nd«u -ckigk«tt Bt- neSweg» anmutend war. Ihr« Hände betrachtend, sah er, daß dieselben groß und kuochia, von brei ter Form und durch heroorstehende Knöchel ver unziert waren. Gern hätte er die Hände genaue» uutersucht, tröstete sich aber mit der Hoffnung, daß sich ihm di« Gelege»cheit dazu schon noch bie ten würde. Dabei hatte er ein« Zeitung an« der Tasche genommen, anscheinend, um sich mit der Lektüre derselben di« Zeit zu vertreiben, in Wirklichkeit, um die Malkin unter dem Schutz de« Blatte» unablässig beobachten zu können, ohne daß ste et wa» davon merkt«. „Wi« heißt Du den», mein liebe» Kind?" fragt« jetzt Emili« OrlowSky. „Margaret«, "antwortete die Klein« und ver- stnmwte daun plötzlich, sich deS ihr eingeschärften Schweigens erinnernd, und blickt« ängstlich auf Gillwaldt. - „Sage der Dam« nm Deinen Namen, liebe» Kindchen," meinte er frenndlich, ihr dab«i »nit einem liebevollem Lächeln zunickend. „Margarete Götze." „Ein hübscher Nam«," bemerkte die Künstlerin mit einer Stimm«, die Gillwaldt gleich von An- fmig an unnatürlich h«is«r und anscheinend ver stellt »orkain. „Sie ist da» Kind meiner ältesten Tochter," erklärt« er. „Sie ist sehr schüchtern, weil ste nicht daran gewöhnt ist, viel Fremd» zu sehen. Wir le- den dort auf dem Lande an den Abhängen der Riesengebirge» sehr einsam. Vielleicht waren Sie auch einmal in der Gegend, FräuleinOrlowSky ?" „Nein, nach dem Niesengebirge kam ich noch nie? „Nun, freilich, man findet da» oft bei unseren Künstlern, daß st« mit aurländischen Gegenden besser al» mit der Heimat Bescheid wissen." «Ja, da» kommt ost genug aas." L3S.11
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