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bedarf keines Beweises. Im übrigen erklär« ich, daß General Ludendorff rind ich bei allen gro ßen Entschließungen der gleichen Auffassung ge- wesen sind und in vollster Uebereinstimmung seit dem 29. August 1918 gearbeitet haben. Auf die Frage, von welchem Zeitpunkte' ab und aus welchen Gründen die Oberste Heeres leitung die Erklärung des uneingeschränkten U-Bootkrieges am 1. Februar 1917 für unaufschiebbar hielten, erklärte Hindenburg u. a.: Wir hielten den uneingeschränkten U-Bootkrieg schon bei unserein Eintritt in die Oberste Heeres leitung für geboten. Schon anfangs 1916 durf ten wir nicht mehr zulassen, daß unsere braven Soldaten mit amerikanischer Munition beschossen rind in der Heimat durch die Blockade Weib und Kind hungern sollten. Da war der U-Bootkrieg das einzige Mittel, dem entgegenzutreten. Die näheren Ausführungen hierüber wird General Ludendorff machen. General Ln-kv-orff: Als Generalfeldmarschall von Hindenburg und ich in die Oberste Heeresleitung eintraten, war die Lage sehr ernst. Wir standen an der Front dem Feinde gegenüber wie 6 : 10. Un genügende Materialausstattung und zu geringe Munitionsansstattung bedeuteten mit klaren, dür- ten Worten schwerste Verluste an Menschenleben und Werten. Für den Generalseldmarschall uw mich war bei der Stellungnahme Ende August gegen den U-Bootkrieg lediglich als Grund maß gebend gewesen, daß der Reichskanzler eine feind selige Haltung Dänemarks und Hollands unter dem Drucke Englands in den Kreis seiner Be rechnungen zog und wir keinen Mann übrig hatten, um die Grenzen zu schützen. Alle Maß nahmen, das H indenburgprogram m, das Hilfsdienstgesetz und schließlich der Aufklä rungsdienst, die Aufnahme einer starken Propa ganda gegen den Feind bezweckten nur, den Kamps für das deutsche Volk so gut wie mög lich zu mildern!.- Als im September 1916 der Reichskanzler an uns mit dem Gedanken einer Friedcnsvermi'telung durch Wilson herantrnt, stimm en wir zu. Mit Spannung, aber auch mit Skepsis, warteten wir, ob Wilson wirklich den Frieden vermitteln würde. Als nichts kam, wa ren wir nicht überrascht Ms der Reichskanzler dann das Friedensangebot der Mittelmächte machte, machten wir gleichfalls loyal mit und dies um so lieber, als wir den Willen des ober st en Kriegsherrn kannten, seinem Volke den Frieden zu ge- ben und dem Heere einen neuen Winterfeldzug zu ersparen. Die Lage zu Anfang Dezember 1916 Ivar trotz unserer glänzenden Siege in Ru mänien und der heroischen Haltung an allen Fronten überaus ernst. Der Krästeverbrauch war groß. Dazu kam die Ueberlegenheit des Feindes an Material. Das Schlimmste war aber die phy sische Abspannung der Truppen. Der Geist an der Front war noch ungebrochen. Immerhin war die Lage schon so, daff wir zu Lande allein auf den Sieg nicht rechnen konnten. Wir konnten allenfalls hoffen, in der Verteidi gung den feindlichen Siegeswillcn zu lähmen. Wir mußten, um unser Ziel zu erreichen, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden suchen, etwas zu tun, wenn- unser Friedensangebot kei nen Erfolg haben sollte. Am 12. Dezember ging unser Friedensangebot dann in die Welt. Be tonen muß ich, daß wir dauernd in vollster llebereinstimmung mit der Neichsrcgierung ge arbeitet Häberl, deren Politik nach Pflicht und Gewissen wir nach außen unterstützten. Mu» der Antwort der Entente auf unser Friedensangebot sprach der Vernichtungswille Lloyd' Georges, uüd das Angebot konnte sehr Wohl als gescheitert gelten. Noch während wir auf Antwort warte ten, machte Wilson seine Vorschläge' auf einen Frieden ohne Sieger und Besiegte., Bezüglich des Verbaltens 'Amerikas stellte sodann Generalseldmarschall v o n' Hinden - b u r g fest, daß durch die Vernehmung des Grafen Bernstorfs dargclegt wurde, daß A m e - rila auch ohne den 11 - B o o t k r i e g entschlossen war, mit üns in den Krieg zu treten. Auf die/ Frage des Vor- sihenden, ob dies nur für den 'Füll galt, daß nur die Friedcnsvermitteluug alllehnten, äußerte sich Hindenburg: Die vom Reichskanzler ange führten Gegengründe wurden von uns voll be- wrrlet, aber die militärischen waren uns stich- halliger. Der Entschluß des U-Bootkrieges war wodl der schwerste Entschluß, der von uns bis dahin gefaßt wurde. Schwerer nur noch war der Entschluß am 26. September 1918 zum Waffen stillstände. ' (General Ludendorff stellte sodann sest, daß in einem Telegramm des Herrn von Lers- ner an das Auswärtige Amt, wonach Hinden burg erklärt habe: „Ich halte das Wilfonsche Angebot für von England hervorgerufcn" ein halber Satz fehlte. Es muß heißen: Ich halte das Wilfonsche Angebot für von England hervorgerufcn, um uns hintanzuhalten . . . Generalseldmarschall von Hindenburg: Wir haben geglaubt, daß das Angebot Wilsons nur aus dem Wunsche heraus entstand, um uns hintanzuhallen und um eine Verschärfung des U-Bootkrieges, vor dem England schwere Sorge empfand, zu verhindern. Im Anschluß an die Verlesung eines Brief wechsels zwischen von Bethmann Hollweg und Hindenburg über die Aeußerungen des Prof, von Schulze-Gävernitz bezüglich des Vorwurfes des Doppelspiels erklärte General Luden dorff, .der Artikel des Abgeordneten von Schulze-Gävernitz hätte nur Bedeutung, weil in ihm betont würde, wir hätten gespielt. Das sei eine der infamsten Lügen. Aus den Vorhalt des Vorsitzenden, daß Graf Bernstorffs hier Bekun dungen gemacht habe über seine Miterredung am 1. Mai 1917, wobei Ludendorff' erklärte, daß jetzt durch den U-Bootkrieg die Sache in drei Monaten zn Ende geführt werde, erwiderte der General: Wenn Graf Bern storff sagte, feine Tätigkeit hinsichtlich des Frie dens wäre hier unerwünscht gewesen, so ist das falsch, aber allgemein war mir .die. Tätigkeit des Grafen allerdings unsympathisch: Ich halte es für möglich, daß er den Reichskanzler über Wil- son nicht unterrichtet hat und daß er dadurch das Schwanken in der U-Bootfrage veranlaßte, was schließlich zu dem Kriege mit Amerika und den Neutralen führen mußte. Des Grafen Tä tigkeit gefiel mir auch deshalb nicht, weil er in Amerika der englischen PropagcWa so gut wie nicküs entgegengesetzt hat. Auf hiesd Propaganda allein führe ich es zurück, daß amerikanische Sol daten den Krieg gegen uns als einen Kreuzzug bezeichnet haben. Wenn Bernstorff bekundete, daß wir Amerika vom Eintreten in den Krieg nur hätten abhalten können dadurch, daß. wir Wilsons Vermittelung annahmen,. so frage ich, ob er davon auch dem Reichskanzler früher dienst- . lich Mitteilung gemacht hat. Hingegen hat vdn s Bethmann Hollweg hier festgestAlf, daß Graf j Bernstorff min wohl mitgeteilt habe, daß Wil son unmittelbar nach dev Gusfeznote durch Oberst House wissen ließ, er körckne gögen England Nichts machen, weil die öffeirtliche Meinung dagegen Wäre. Auch"chiervow^wutzk« ich bisher dienstlich nichts. Dann sollte ich gesagt haben, i ch wollte den Frieden nicht; in drei Monaten wäre die Sache ohnehin durch den U - Bootkrieg beendet. (Mit steigender Erregung und mit der Faust aus den Tisch schlagend): o Stese Worte habe ich nicht gesagt. Ich verlade, daß der Generalseldmarschall und meine salnflichen Mitarbeiter darüber ver nommen werden, daß ich jemals gesagt habe, daß ich dem deutschen Volke keinen Frieden brin gen wollte. Das ist ein Hohn aus die Verantwortung, die ich im Her zen füh l t.e. Ich verlange,,' daß durch die Vernehmung aller Mitarbeiter auch hierüber vollste Klarheit geschaffen wird. Hierauf nimmt wieder Generalseldmarfchall v o n Hinde n b u r g das Wort: Ich wollte nur aussprechen, daß auch ich e n t k ü ft e t bin über das, was meinem treuen Gehilfen und Mitarbeiter hier nachgesagt wurde. Er war stetsfür den Frieden e i n g e t r e t e u, allerdings aber nur für einen ehrenvollen Frie den, und den hofften wir damals durch einen deutschen Sieg zu erringen. In dem Sinne ha ben wir Tag und Nacht gearbeitet. Jedenfalls weise ich den Vorwurf gegen meinen Mitarbeiter aufs schärfte, und mit Entrüstung zurück. General L u d e n d o r f f erklärte zum Schluß: Die Lage war anders, als Graf Bernstorff sic ansah. Wir habe» Gegenbeweise; daß wir den Frieden wollten. . Als in Rußland die Revolution ausbrach und der Erfolg am Stochod überraschend groß war, bat Bethmann Hollweg mich, wir möchten von diesem Erfolg möglichst wenig machen, um die Friedensverhandlungen mit Rußland nicht zu stören. Dieser großen Härte gegen unsere Trup pen stimmten wir zu. Auch dem -Wunsche des Reichskanzlers pflichteten wir bei, in jenen Ta gen die Russen nicht durch weitere Angriffe zu reizen. Damit unterstützten wir die Politik des Reichskanzlers, zum Frieden zu kommen. In jenen Tagen babe ich auch die Bedingungen für den Waffenstillstand mit Rußland entworfen, die so mild waren, daß kein Pazifist dagegen etwas einwenden konnte. Das sind doch schlagende Be weise! Darauf werden die Verhandlungen auf u n - b » st i m m t « . Z e i t vertagt. RmrNchE SWstsKe B»U«l<n-mer. In der: DicuStag-Sitzung befaßte sich die. Kammer mit den vom Nechcnschaftsausschuß vor- gelegtcn Entwürfen der Volkskammer ordnung und der GcschäftSord- n u n g der Volkskammer, also mit einer rein internen Angelegenheit. Der GefchäftSordnungS- entwurf wurde dem Ausschuß nochmals unter Berücksichtigung^ der vorgebrachten Wünsche zur Wenerberatung überwiesen. Die nächste Sitzung wird am 25. November abgehaltcn. VoikskamWer-ANf^ae«. Der deutschnationale Abgeordnete Beutler- Chemnitz hat mit Unterstützung der anderen Mit glieder seiner Fraktion in der Volkskammer fol gende Anfrage eingebracht: i „Ist di«. Regierung imstande und gewillt, über ' die Vorgang?, die sich am 8. August 1919 aus i dem E Innitzer Hauptbahnhose zugetragen ha- '.den, weiteren Aufschluß, als bisher geschehen, zu geben?" — Ferner „Welche Stellung nimmt die Staatsregierung gegenüber dem der deutschen Nationalversammlung vorliegenden Entwurf ^mes Gesetzes über Betriebsräte ein. Wie stellt sie sich insbesondere zu den Bestimmungen in ß 34 Zif fer 9 und"12 und tz 31 Abs. 2 des Entwurfes?" Die in der letzteren Interpellation angezogc- nen Bestimmungen des Betriebsrütegesetzes sor« dern das Mitbestimmungsrecht bei Einstellungen und Entlassungen von Arbeitern für die Betriebs räte, die Entsendung von Mitgliedern der Be triebsräte in den Aussichtsrat und Vorlegung der Bücher und Bilanzen. Nitzschke gegen Hrzßerger. Reichsfinanzmiuister Erzberger hat die wich tigsten Gesetzesvorlagen. über die Einkom mensteuer, über die Kapitalertragssteuer und die Landcsabgabcuordnung fertigstellen lassen. Für Donnerstag früh hat er telegraphisch die Finanz minister der Einzelstaate,n zu einer Besprechung nach Berlin gebeten. Der sächsische Finanzmini, sler hat ihm darauf telegraphisch eine ziemlich deutliche Absage erteilt. Er weist dara'uf hin, daß es wegen des Bußtages schon technisch un möglich ist, bei den gegenwärtigen Verkehrs schwierigkeilen am Donnerstag früh ^-in Berlin sein zu können. Außerdem aber macht er dar auf aufmerksam, daß es richtiger gewesen wäre, derartig wichtige Vorlagen vor der Beratung den Einzelstaaten zur Kenntnisnahme zu über mitteln, damit diese mit fachkundigen und In teressentenkreisen-darüber Rücksprache zu nehmen in der Lage gewesen wären. Man wird diese Stellungnahme des Finanz- ministers Nitzschke im Volke durchaus verstehen und billigen. Es geht schlechterdings nicht an, daß der Neichsfinanzminister Galopparbeit leistet, deren Schäden letzten Endes das Volk in seiner Gesamtheit Iu büßen hätte. -er Arbe 1erErtrag. In einer in Düsseldorf abgehaltenen -Ver sammlung, der Dr. Stresemann und General- direktor Noeglcr beiwohnten, wobei letzterer aus führlich auf den Gedanken einer Arbeitsgemein schaft ciiWng, wurde u. a. angeregt, das Aktien gesetz zu' ändern und kleine Aktien einzuführen. Wir wollen unseren Arbeitern Aktien geben und jeden unserer Arbeiter individuell behandeln, ihnen etwas mehr Anrecht für ihre eigene Arbeit geben und sie in ein Gefühlsverhältnis zum Werk bringen. Dr. Stresemann be tonte: Wir hoffen, daß dadurch das Interesse an ihrem Werk größer wird und dadurch auch die wichtige Frage der Akkordarbeit geregelt wird. Es fragt sich nun, ob man bei der Akkordarbeit, die heute darin besteht, daß für eine gewisse Ar- beit ein bestimmter Lohn bezahlt wtrd^ an Stelle des Lohnes ein Interesse am ganzen Betriebe setzt, so daß man den Arbeitern für gute Lei- stunden auch einen Anteil am Gewinn zubilligt. Tie Arbeitnehmer dürfen nicht mehr die Idee des Klassenkampfes in die Masse tragen. TsrifbkweßUNH -er Assteftettte» in -er vsz. Der Wunsch der Angestellten, einen ein heitlichen Tarif für ganz Westsachsen (Kreis hauptmannschaften Chemnitz, Leipzig, Zwickau) zu schaffen, nimmt insofern greifbare Gestalt au, als in den am 14. November in Chemnitz ab- Sein Verhängnis. Roman von Gottfried Bruckner. 48 Dabei kamen sie dann schließlich auf die diesjährige KuustauSstelluug in Berlin und auf das Gemälde zu sprechen, welches Hugo für die selbe bestimmt hatte, und au dem er jetzt noch ar beitete. So wurde es beinahe dreiviertel zwölf Uhr, ehe er sich zum Aufbruch erhob. Sein Herz schlug schneller, als er, nachdem er sich von seiner Wirtin verabschiedet, auch Cäcilie innig die Hand drückte und einen Blick in ihren Angen las, der ihn mit sicherer Zuversicht einer glücklichen Zu kunft erfüllte. Iran von Foerster klingelte dem Diener, da mit derselbe ihn ans dem Hause ließe, aber der Mensch war vermutlich eingeschlafen und erschien nicht. Als Hugo die Treppe herunter in die Halle des Erdgeschosses kam, fand er auch dort nieman den, zog sich allein seinen Ueberzieher an und ging durch die noch nicht verschlossene HnnStür in den Vorgarten hinaus und von dort auf die Straße, während die Gasflammen im Hausflur noch hell brannten. 31. Kapitel. Der nächtliche Ueberfall. ES war schon etwas nach Mitternacht, als Fran von Foerster in ihr Schlafzimmer trat und sich vor dem von vier Kerzen hell beleuchteten Spiegel ihres Toilettentisches mit einem befriedig ten Seufzer in einem bequemen Arinstuhl nieder lieh, während ihre Kanunerjnngfer mit gewandten Fingern ihr die verschiedenen Schmuckstücke ab nahm und dieselben in die sür sie bestimmten Kästen auf den Tisch legte. Die Kästen wurden für ge wöhnlich in einem kleinen, aber sehr schweren und einbruchsicheren Geldschrank aufbewahrt, der nuten in einem der Parterrezimmer seinen Platz hatte. La die Kammer'nngfer dies wußte, fragte sie, so- bald sie fertig war: „Wollen gnädige Frau jetzt mit nach nuten kommen und den Schmuck fort- schließen?" „Nein, heute Abend nicht, ich bin zn müde. Bis morgen früh werden sie auch hier in meinem Schlafzimmer ganz sicher sein." „Zu Befehl, gnädige Fran, dann werde ich die vier Kästen hier auf dem Toilettentisch lasten," ant wortete die Kanunerjungfer und stellte dieselben nebeneinander hin, nachdem sie zuvörderst jeden einzelnen geöffnet und ihrer Herrin hingchalteu hatte, damit dieselbe sich überzeugte, daß auch je des Stück auf seinem richtigen Platz wäre. Frau von Foerster nahm die Kästen einzeln lökder auf, öffnete sie und betrachtete nachdenk lich den Inhalt derselben, mit welchem sich so viele Erinnerungen ihres Lebens verknüpften. Im Ker zenlicht funkelten und schimmerten die Brillanten, bis das Farbenspiel fast ihren Augen weh tat, und sie die Kästen schloß und sich zur Ruhe be gab. Die Ereignisse der letzten Woche, besonders die Unterredungen mit ihrer Freundin, der Gräfin von der Pforten, und später mit Hugo hatten sie erregt, und die heutige Abendgesellschaft hatte auch uicht dazu beigetragen, ihre überreizten Ner- . ven zu beruhigen. So müde nud abgespannt sie sich auch fühlte, konnte sie doch keinen Schlaf fin den. Sie hörte die Uhr auf dem Kamin ihres Schlafzimmers schlagen und dann die Turmuhr vou St. Matthäi, aber sie fühlte sich.völlig außer stände, ihre Augen auch nkir zu schließen, geschweige denn zu schlafen. Dabei schien der Vollmond di rekt auf die Fenster, und wenn auch die Vorhänge zugezogen waren, erfüllte doch eine Fülle von Licht das Zimmer, denn Frau von Foerster hqtte ein für alle Mal verboten, die Jalousien in ihrem Schlafzimmer herunter zu lassen, weil ihr ein völ lig verdunkelter Naum unerträglich war. Allmäh lich schlossen sich ihre Augen und ihre Gedanken verwirrten sich, tranmähnliche Bilder zogen vor ihrem Geist vorüber, jetzt saß sie wieder an der Tafel mit Cäcilie, dem General und Hugo, aber plötzlich verwandelte sich der letztere in ihren ge liebten Neffen, dann war sie im Theater nud ihr Neffe und Fräulein Orlowsky neben ihr, aber als sie ans die Bühne blickte, trat dort Gräfin von der Pforten auf und erklärte mit lauter Stimme, ihrem armen Jungen wäre schweres Unrecht ge schehen und Herr von Markwald müßte schleu nigst auf Reisen geschickt werden und lebensläng lich im Ausland bleiben. Dazu applaudierte däs Publikum und rief, sie hätte vollständig recht. Dann wandte Frau von Foerster sich nach Hugo um und sah ihn auf sich zukommen, ihre Brillan- len in der Hand hallend und ihr dieselben als Preis für ihre Erlaubnis anbielend, daß er doch bleiben dürfte. Dann wurde sie sich plötzlich bewußt, daß sie in ihrem eigenen Hause war und sicher in ihrem Belt läge, bald aber schwand dies Bewußtsein wieder und ähnliche Traumbilder wie vorhin ge wannen von neuem Gewalt tiber sie und zogen in ununterbrochener Reihenfolge an ihr vorüber. Wie lauge sie in diesem unruhigen Schlummer gelegen, konnte sie später nie sagen. Sie erinnerte sich nur, nüe sie plötzlich erschreckt aufwachte, nud alle ihre Sinne in einem Augenblick i» voller Schärfe wieder tätig waren, wie ihre Glieder vor Entsetzen krampfhaft zitterten, und wie das Ge fühl von etwäSi Schrecklichem, Nahen und doch ihr Unklaren sie völlig beherrschte. Eine oder zwei Minuten lag sie ganz still, so still, daß sie deutlich daS Pochen ihres BluteS in ihren Schläfen hörte. Unverwandt starrte sie vor sich hin, konnte aber nichts sehen, der Mond war untergegangeu und daS Zimmer dunkel geworden, wenn auch nicht völlig ckichtlos. Paun kam ihr der Gedanke, sie wäre wohl von irgend einem Geräusch draußen geweckt worden, welches aufgehört hatte, ehe sie völlig wach war, aber daun vernahm siLplvtzlich einen Laut im Zimmer, als ob jemand am entgegengesetzten Ende desselben dahinschliche. Sie wagte nicht sich zn bewegen und hätte am liebsten nicht einmal geatmet, wenn das möglich gewesen wäre, so lähmend wirkte die Angst una daS Entsetzen, welches sie packte, ein Entsetzen una ein Grauen, welches dadurch nur noch verstärkt wurde, daß sie sich über die Ursachedesselüeu nicht ins Klare zu kommen vermochte: Jetzt herrschte wieder völlige Stille im Zimmer, eine so ticke Stills, wie sie nur in den Stunden der Nacht mag- lich ist. Daun wurde Fran vonFoelstsrüch wieder einer gleitenden Bewegung bewußt, eines so lei sen Geräusches, das; es kaum noch zu unterschei den ivar, zumal es sofort wieder verstummte. Sie zitterte an allen Gliedern ihres Körpers, kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn, und es schien ihr, als ob daS Herz ihr still stände. Denn ein neuer Gedanke, entsprungen der Stille und dem Dunkel der Nacht und dem Gefühl ihrer völligen Einsamkeit, hatte sie jetzt ergriffen, und eins kurze Zeit lang glaubte sie sicher, daß ein Wesen aus dem Jenseits ihr zn erscheinen im Begriff wäre. Sie hatte wohl schon davon gehört, daß die Toten, gezogen von dem Empfinden starker Liebe und in nigen Sehnens, zeitweise zu denen zurückkehrten, die noch auf Erden wandelten. War vielleicht ihr Neffe, der ihr so plötzlich entrissen wurde und ihr fast wie ihr eigener Sohn gewesen war, jetzt in der Stille der Nacht zn ihr zurückgekehrt? Zu gleich von „angstvollem Grauen und sehnender Liebe erfüllt, starrte sie in das Dunkel und erwar tete jeden Augenblick eins weiße Gcistergestait vor sich auftänchen zn sehen, und während sic so ge spannt hinblickte, hörte sie wieder einen Laut, dies mal deutlicher, wie jemand leise über den dicken, weichen Teppich dahinschlich. Sie wandte ihren Blick nach der Stelle, woher dieser Lant kam, und unterschied baulich die Umrisse einer Gestalt, die sich von der helleren Fläche des von ihr am wei testen entfernten Fensters abzeichuete. 236.1S G Li IIIIMIMVIV Vic roliäe clcktrizckc Tnmpe mit LäetgarküUung UWWWUU cM/