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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.11.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191911139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191113
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-11
- Tag 1919-11-13
-
Monat
1919-11
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.11.1919
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Erhöhung der Strompreise. Herr Gasinspektor Martini hat hierzu eine Niederschrift eingereicht-, in der die Erhöhung der Strompreise als unumgänglich dargelegt wird. Besonders einschneidend war die Erhöhung der Kohlcnpreise. Der Antrag geht dahin, den Preis für Licht von 80 auf 91 Pfg. und für Kraft von 36 auf 47 Pfg. fe Kilowattstunde ab 1. Oktober zu erhöhen. Außerdem soll in Zu kunft die Regelung der Strompreise automatisch je nach dein Sinken oder Steigen der Kohlen preise erfolgen. Das Kollegium stimmt dem zu. Erhöhung der Gaspretse. Hierzu hat Herr Gasinspektor Martini eine ausführliche Berechnung ausgestellt, aus der hervorgeht, daß das Kohlenkonto allein eine Mehrbelastung von 154 000 Mk. aufweist. Da neben sind außerdem die Ausgaben für Gehäl ter, Löhne, Frachten und Material zum Teil er heblich gestiegen. Der Vorschlag geht nun da hin, den Preis für Einheitsgas auf 75 Pfg., Automatengas auf 76 und zwei Drittel Psg-, Mvtorengas auf 72 Pfg. und Gas für städtische Gebäude auf 70 Pfg. ab 1. November zu er höhen. Um eine Ueberteuerung des Gaspreises zu vermeiden, hatte Herr Stadtrat Lahritz diese Berechnung nachgeprüft und festgestellt, daß die geforderte Erhöhung eher zu niedrig als zu hoch sei. — Herr Stadtv. Richter nennt den Sprung einen zu großen, er diirste aber durch die Kohlenpreise gerechtfertigt sein. Die kommu nistische Fraktion habe einen schriftlichen Antrag eingereicht, dein er zuzustimmen bitte. Andern falls müsse seine Fraktion die Vorlage ablehnen. — Herr Vorsteher Eichler bringt den Antrag zur Verlesung. Er verlangt Gaspreise nach dein Einkommen gestaffelt mit progressiver Steigexung. — Herr Riedel bittet um nähere Aufklärung über die Notwendigkeit einer solchen Erhöhung durch Herrn Gasinspektor Martini. — Herr Stadtrat Lohse hält den Antrag kaum für durchführbar, vor allem dürften ganz bestimmt die Leute nicht getroffen werden, die die kom munistische Fraktion im Auge habe. Die lei stungsfähigen Steuerzahler haben uHisl eigene Lichtanlagen und deshalb leinen höheren Gas verbrauch als jeder andere Haushalt. Eher be freunden könne er sich damit, daß der Gaspreis in geringerem Maße erhöht wird und ein Fehl betrag daun aus die allgemeine Steuer abge- wälzt werde. Arif diese Weise würden dann auch die bemittelten Kreise getroffen. Im übrigen legte Redner in längeren Ausführungen dar, daß eine öOprozentige Erhöhung des Gasprcifes im Hinblick aus die nur etwa 30—35prozentige der Kohlen und Gehälter entschieden zu hoch sei.. 30—35 Prozent Erhöhung wären ausreichend gewesen. — Herr Stadtrat Layritz erklärt die Kalkulation für so gewissenhaft angelegt, wie sic ein Kaufmann nicht besser aufstellcn könne. Ne- -ben der Deckung der Ausgaben müsse bei einen, solchen Unternehmei'., wie es die Gasanstalt sei, auch auf Rücklagen zum Reservefonds gesehen werden. Redner geht auf verschiedene Posten ein und nennt 'n. a. eine sich notwendig machende Ofcnrcparatur, die 3l 000 Ml. erfordere. Außer- dem müsse der Ausfall getragen werden, der durch die Kohlenpreiserhöhung ab 1. Oktober eingetretcn sei. — Herr Stadtv. Richter be merkt, daß die progressive Saigerung bereits in zwei sächsischen Gemeinden cingcführt sei. Für untere Stadt müsse dies doch auch möglich sein. Die Belastung der unteren Kreise sei fast uner träglich geworden. — Herr Stadtv. Freitag fragt, warmn man nicht auch bei Elektrizität und Wasser eine progressive Steigerung sorderc. Mit der Abwälzung des Fehlbetrages auf die allgemeinen Steuern könne er sich letzten Endes einverstanden erklären. — Herr Stadtv. Wen- z e l befaßt sich des näheren mit der progressiven Steigerung des Gaspreises. Wenn ein Familien vater von mehreren Kindern etwa 8000 Mk. Ein kommen habe, würde er durch diese Steigerung melir belastet als ein anderer mit nur 5—6000 Mark Einkommen und keinen oder wenigen Kin dern. Das bedeute zweifellos eine Härte. Redner verweist des weiteren auf den ablehnenden Be scheid der Negierung auf eine Eingabe der Stadt um staatliche Beihilfen. Hier fei gerade auf die Gasanstalt als Geldquelle mit hingewiesen wor den. — Herr Stadtv. Riedel hält den Sprung für eine große Anzahl von Familien für uner träglich. Eure Milderung sei eine strikte Not wendigkeit. Jeder könne sich allein ausrcchnen, was der kleine Mann allein an Kohlen und Gas verausgaben müsse. — Herr Vorsteher Eichler erklärt, daß seine Fraktion dcni Antrag auf pro gressive Steigerung ablehnen würde, auf der an deren Seite würde sic aber jedenfalls auch eine 50prozentige Erhöhung des Gasprcifes nicht mit- machcn. — Herr Gasinspektor Martini geht auf das Zahlenmaterial näher ein, das in ollen Einzelheiten stimme. Tie Zahlen feien so knapp gehalten, daß, wenn noch irgendwelche Zwischen fälle eintretcn, mit den Einnahmen nicht auszu kommen sei. — Herr Bürgermeister Dt. Patz führt eine Reihe von Städten an (Döbeln, Crim mitschau, Frankmberg, Leisnig, Oelsnitz, Oschatz, Planen), wo der Gaspreis bisher schon 60—65 Pfg. betrug. Die Staffelung des Gaspreises fei gewiß etwas Verlockendes, aber er müsse davor warnen. Wenn die Staffelung wirklich eine so einfache Sackte sei, dann hätten sie sicher schon mehr sächsj^he Städte eingeführt. Das Problem sei nicht so schnell Zu lösen; die Erhöhung des Gasprcifes würde sich verzögern und die Allge meinheit wäre durch den Ausfall der Einnah. inen der leidtragende Teil. Es müsse erörtert werden, welches Einkommen zugrunde gelegt werden, soll. Man solle sich nicht täuschen, die hohen Einkommen seien nicht so zahlreich vor- Händen. Die Frage bliebe auch noch offen, wie- viel Klassen eingerichtet werden sollen. Er bitte den Beschluß nicht zu überstürzen, ohne einen anderen Weg zu suchen, um der minderbemittel ten Bevölkerung zu helfen, iin Interesse des Vor wärtskommens dem Ratsbeschluß aber zuzustnn- men. — Herr Stadtrat Lohse vertritt noch mals seinen Standpunkt, daß die Erhöhung zu tveitgehend sei. Er verurteilt auch, wenn zu einer Zeit, wo das Volk bitterste Not leidet, die Gas anstalt einen übermäßig hohen Gewinn abwerfe. Redner nennt Zahlen, die die verschiedenen wer benden Anlagen früher erbracht haben. Er wird bierbei von den Herren Stadtv. Freita.gund Stadtrat Layritz unterbrochen, woraus Redner erklärt, daß dem Reservefonds der Elektrizitäts werkskasse in den letzten vier Jahren nicht we niger als 70 000 Mk. überwiesen werden kann- len. Das sei eine indirekte Steuer, die eine Ver günstigung für die hohen Einkommen bedeute. — Herr Stadtv. Fankhänel hält den Gas preis im Verhältnis zu dem für Elektrizität für nicht zu hoch, mit der Staffelung könne er sich io lange nicht befreunden, bis bestimmte Vor schläge unterbreitet würden. — Herr Siadtrat Grießbach hält die Staffelung für dieses Fahr als das größte Unrecht, da das Einkom men bei Vielen im Lause des Jahres gestiegen ci. Abgesehen davon sei es auch technisch nicht nnchführbar. Er glaube aber, wenn z. B. der für den Ofenumbau, der sich erst nächstes Jahr notwendig mache, angesetzte Betrag zur Hälfte nuf den diesjährigen, zur anderen Hälfte aus den nächstjährigen Etat gesetzt würde, der Gaspreis sich noch um etwas ermäßigen ließe. Außerdem 'ci der für' unvorhergesehene Betriebskosten ange- etzle Betrag von 40 000 Mk. zu hoch. Dadurch werde natürlich der Reingewinn aufgezehrt. Be züglich der Antwort der Regierung auf die Ein abe der Stadt uin eine Beihilfe könne er nur aaen, daß derjenige, der die Antwort gegeben habe, jedenfalls noch nicht aus Dresden heraus- -ckommen sei; anscheinend habe der Betreffende eine Ahnung, wie es in den Gemeinden aus sicht. Die Antwort habe im Nat Erstaunen her- v'rgerufen. — Nach weiteren Ausführungen der Zerren Stadtrat Layritz und Stadtv. Rie- > e l schlägt Herr Stadtrat Schneider vor, nm den Minderbemittelten zu helfen, den Preis ivr Automatengas zu ermäßigen. — Herr Gas- nspeltor Martini bemerkt hierzu, daß sich >mn jedenfalls eine starke Nachfrage nach Auto- ma'en bemerkbar machen würde. — Nach Ent- egnungen der Herren Stadträte Grießbach vud Schneider wird der Antrag des Herrn Stadtv. Richter auf Staffe lung der Gaspreise gegen neun stimmen a b g e l e h n t. — Nach einer persönlichen Auseinandersetzung der Herren L e- g.ere und Eichler einerseits und Riedel, R ichter und Arthur Meier anderseits über >n Besuch der Ausschußsitzungen stellt Herr ?tadtv. Fankhänel anschließend an einen Vorschlag des Herrn Bürgermeisters Dr. Patz beu Antrag, den für unvorhergesehene Betriebs- 'osten angesetzten Betrag (Teuerungszulagen) durch eine Sondcrsteucr auszubringen und dafür >ie Erhöhung auf 70 Pfg. (Einheitspreis), und zwei Drittel Pfg. (Automatcngas), 67 Pfg. (Motorengas) und 65 Pfg. (Gas für städtische Gebäude) festzusetzcn. — .Herr Stadtv. Riedel kann sich mit den Zugeständnissen nicht einver standen erklären. Die Abstimmung ergibt ein stimmige Ablehnung der Ratsvorlage und A n - nähme des Antrages Fankhänel gegen die Stimmen der kommunistischen Fraktion. Nachprüfung einer Rechnung. Tie Rechnung der Mineralbadkasse 1917 wird Herrn Stadtv. Freitag zur Nachprüfung über- acben. Die Wahl de» Schulnorstande» wird von der Tagesordnung abgesetzt; sie soll in der nächsten Sitzung Erledigung finden. Für die Web- und Wirkschule ' werden 2000 Mk. zur Anschaffung von Mate rialien bewilligt. Riederlegung eines Mandat». Frau Stadtv. Glöckner bittet in einem Schrei ben um Entbindung von ihrem Mandat wegen Krankheit. Tas Kollegium gibt dem statt. Herr Vorsteher Eichler spricht der Zurückgetretenen dcn Dank des Kollegiums für die geleistete Ar beit aus. — Schluß de: Sitzung ^11 Uhr- OerMchrS und Sächsisches. * Hohenstein-Ernstthal, 12 Nov Ein für den Geldbeutel der Einwohnerschaft wenig erfreulicher Beschluß wurde in der gestrigen Stadtverordnetensitzung gefaßt. Der Preis für elektrischen Strom wurde von 80 auf 91 Pfg. für Licht und von 36 auf 47 Pfg. für Kraft je Kilowattstunde erhöht. Desgleichen erfolgte eine weitere Steigerung des Gaspreises. Das Kubik meter kostet vom 1. November ab 70 Pfg-, Auto matengas 71 und zwei Drittel Pfg. und Moto rengas 67 Pfg. Die letztere Vorlage löste eine lange Aussprache aus. Der Antrag der kommu nistischen Fraktion aus Staffelung der Gaspreife wurde abgelehnt. Ihr Stadtverordnetenmandat niedergelcgt hat wegen Krankheit Frau Glöckner. An ihre Stelle tritt der nächste auf der Vorschlags liste Verzeichnete: Herr Otto Degenhardt, Schlos ser, Karlstrabe 23c. ----- Die deutsche demokratische Partei hielt gestern abend im „Gewerbehaus" eine gutbesuchte Mitgliederversammlung ab, in der nach Begrüßung durch den Vorsteher, Herrn Fabrikbesitzer Redslob, Frau Anna Crü well aus Annaberg über „Die Entwickelung der deutschen Frauenbewegung bis zum Frauen stimmrecht im neuen Vollsstaat" sprach. Die Vor tragende führte u. a. aus: Mit dem Warte Frauenbewegung verband sich bis 1914 die Nor- stcllung von verstiegenem, an alte heilige Gesetze rüttelndem Wesen. Man stellte sich mehr wie einen Blaustrumpf unter einer Frauenrechtlerin vor, und war meist keineswegs geneigt, die Be wegung als sittlich und sozial berechtigt anzu- schcn. Es fehlte an dem rechten Verständnis der * Männer für die menschliche Berechtigung der Be wegung, die bis in die 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückreicht. Vorkämpferinnen wa- rcn u. a. eine Bettina von Arnim, die Freun din Goethes, und Malwida von Meysenbug, während als Mutter der Bewegung Louise Otto Hus Meißen angesehen werden kann. Besonders letztere hatte volles Verständnis siir die soziale Not der Frauen, und sie war es auch, die schon I848 die Förderung der Frauenarbeit neben der Männerarbeit beim sächsischen Ministerium sor- derte. Die Keime der Frauenbewegung hatten ihren Ursprung in durchaus demokratischen For derungen. Die freie Idee und die soziale Not gaben ihr Nährkraft und Boden und aus ihnen entsprang auch die Forderung des Frauenstimm rechts. Die Möglichkeit, daß alle Mädchen hei- mtcn und als Frau und Mutter restlose Betäti- gung finden, fei nicht mehr gegeben, das Stre ben nach zusagender Berufsarbeit deshalb voll auf berechtigt. Ter Mangel an Bildungsmög lichkeiten früherer Jahrzehnte sei inzwischen aus geglichen, die Organisation der Frauen habe vie les erreicht. .Ende der 60er Jahre entstanden die ersten Schulen für gewerbliche AusbildungSmög- lichkeit, doch auch damals hielt man die Frauen noch nicht reif zur Selbständigkeit. Die 1865 in Leipzig erfolgte Gründung des Frauenblldungs- vereinS war die eigentliche Geburtsstunde der Frauenbewegung Deutschlands mit dem Ziel: Erhöhung der sittlichen Werte in der Menschheit. Auguste Schmidt war eine der führenden Persön- üchkciten der Bewegung, deren Gegner haupt sächlich Männer konservativer Kreise waren. Nach Aufhebung des Sozialistengesetzes erfolgte die Bildung von Arbeiterinnen-Erwerbsvereinen, die sich von der bürgerlichen Frauenbewegung ab- wendeten lind mehr im sozialdemokratischen Par teilichen aufgingen. August Bebels 1879 erschie nenes Werk „Die Frau und der Sozialismus" 'orderte u. a. die Aufhebung der Ehe, die freie Liebe, Erziehung der Kinder durch den Staat und setzte sich damit in Gegensatz zur bürger lichen Frauenbewegung. 1908 wurden die ersten entscheidenden Erfolge hinsichtlich der Zulassung zum akademischen Studium erzielt, für die He lene Lange seit Jahren eingetreten und die eine Hedwig Dohm schon längst gefordert hatte. Das Nietzsche-Wort „Nicht fortpflanzeü, sondern hin- nnspflanzcn sollst du dich", müsse jedem jungen Ehepaar mit auf den Weg gegeben werden. Die Wohlfahrts-, Sittlichkcits-, Mäßigkeit?- lind Nechtsschutzbewegung gab den Frauen neue Aus gaben uni» Erfolge. Der Bund deutscher Frauen vereine, die offizielle Vertreterin der Frauenbe wegung, mit seinen 60 Verbänden, 4139 Ver einen und 834 000 Mitgliedern, habe heute ein reiches Arbeitsfeld. Vieles habe man erreicht, doch manches sei noch zu bessern. Das sei das Bestreben des Verbandes, dem u. a. Marianne Weber, Dr. Gertrud Bäumer, Dr. Marie Baum, Tr. Elise Lüders als Kämpferinnen angehören. Tie bürgerliche Frauenbewegung erstrebte keine Resolution ini Sinne des 9. 11. 18, wenn sic sich auch sofort den neuen Erfordernissen der Zeit an paßte. Rednerin streifte die Forderungen der trauen nach Einführung des obligatorischen Pflichtfortbildungsschulunterrichts für Mädchen (NeichSfchulgcsetz), Mutterschutz, Kinderschutz, Ju- gcndfchutz, Sittlichkeitsschutz, Kampf gegen dcn Schmutz in Wort und Bild. Nicht nur StaatS- bürgerrechtc wolle die Frau besitzen, sondern auch Staatsbürgerpflichten erfüllen, zum Besten unse res jetzt so tief herabgedrückten geliebten deut schen Volkes. — An den beifällig ausgenomme- ncn Vortrag schloß sich eine Aussprache, an der sich u. a. die Vortragende und die Herren Henn. Hertel, Louis Bahner und der Vorsitzende be teiligten. * — Aus der Schutzhast entlas- sen wurde das Mitglied der hiesigen kommu nistischen Partei, Herr Hermann Krauß. Tas sächsische Gesamtministerium hatte sich in seiner letzten Sitzurcg mit der Frage der weiteren Fest- Haltung der in Schutzhaft befindlichen Personen beschäftigt. Es handelte sich dabei um sieben Personen im ganzen Gebiete des Freistaates Sqchsen. Es wurde allgemein anerkannt, daß die Verhaftungen durch den Militärbefehlshabcr in allen Fällen hinreichend begründet waren. Das Gesamtministerium gelangte aber zu der Meinung, daß im Hinblick auf eine gewisse Be ruhigung, die in der Stimmung der Bevölke rung zu bemerken ist, die Fortdauer der Haft nicht mehr unbedingt notwendig ist. Die Regie rung ist bei der Entlassung von der Erwartung ausgegangen, daß die zu entlassenden Personen ihre Freiheft nicht zu Schädigungen der ruhigen Entwickelung des demokratischen Staates und des Wirtschaftslebens mißbrauchen werden. Für dcn Fall, daß sich die Negierung in ihren Erwar tungen täuschen würde, muß sie sich alle weite ren Maßnahmen Vorbehalten. * — Tanzabend Grete Wallen burg. Auf den heute Mittwoch im. Schiitzen haus stattfindcnden Tanzabend sei nochmals emp fehlend hingewiesen. Neber die Leistungen der Künstlerin urteilt die „Breslauer Zeitung" wie folgt: „Grete Wallenburg tanzte sich Sonntag abend im Kammermusiksaale in die Herzen ihrer zahlreichen Zuschauer und — vor allem — Zu schauerinnen, die sie am Schlüsse nicht ohne meh rere Zugaben entließen. Die junge Künstlerin zeigte einen biegsamen Körper, der sich allen In tentionen anmutsvoll fügte, ohne durch Sen sationen, Ausartungen und Verzerrungen zu stören." —r. Aus dem Metallarbeiter verband. Die hiesige Verwaltungsstelle hält am kommenden Sonnabend im Meisterhaus ihre Generalversammlung ab. Auf der Tagesordnung stehen u. a. Neuwahl der Ortsverwaltung, Be richt von der Hauptversammlung in Stuttgart, Anschluß an das Gewerkschaftskartell sowie ein Antrag der Belegschaft Schubert L Salzer, Zweigwerk Th. Lieberknecht, bctr. den Anschluß an Chemnitz. Angesichts dieser wichtigen Tages ordnung seien auch an dieser Stelle alle Metall arbeiter auf diese Versammlung hingewiesen. —g Der Wanderverein „Einig keit" hielt an» Sonntag im BcrggasthauS sein zweites geselliges Beisammensein ab. . Trotz - des ungünstigen Wetters waren Mitglieder und Gäste >ebr zahlreich erschienen. Alles Dar^cbotene fand guten Anklang und wurde begeistert ausgenom men. Besonders guten Eindruck erweckte die Vor lesung über die Vorteile der Fußreisen. Der Abend, der hoffentlich für jeden einige genuß reiche Stunden der Unterhaltung gebracht hat, endigte init einem kleinen Tanz. * — Besihwechsel. Tas Meifterhaus wurde von einer auswärtigen Firma für Jndu- striezwccke angekauft. In demselben soll Metall fabrikation errichtet werden. a . Oberlungwitz, 12. Nov. Aus der Gc- langenschaft kehrten in den letzten Tagen in die Heimat zurück: Hertel, Mar, Nr. 368, Eberlein, Fritz, Nr. 467, Pilling, Paul, Nr. 329, Nad- lcr, Kurt, Nr. 565, Petzold, Willy, Nr. 375. ( :) Gersdorf, 12. Nov. Tie Einführung der Achtslundenschicht im Bergbau zwecks ver mehrter Kohlenförderung stößt, wie uns ver sichert wird, auf starke Abneigung nicht nur in nerhalb der Belegschaften des Lugau-Oelsniher Reviers, sondern auch bei den Belegschaften des Zwickauer Reviers. Ob es noch möglich ist, sie angesichts der unverhohlenen Passivität des größ ten Teils der Bergleute allgemein durchzuführcn, muß füglich bezweifelt werden. Die für Montag in Zwickau vorgesehene Konferenz der Vertreter der Belegschaften mit Negierungsvertretern hat nicht stattaefunden. * Chemnitz. 12. Nov Am Montag fanden in Chemnitz abermals Verhandlungen -wischen den Vertretern der Metallarbeiter und dem Chem nitzer Bezirksverbande der Metallindusttiellen in Gegenwart des Geheimen Regierungsrats Haack aus Dresden statt, nachdem die Arbeiter in ge heimen Betriebsabstimmungen den in der ver flossenen Woche getroffenen vorläufigen Verein barungen -ugestimmt hatten. Bei den Verhand lungen wurde von den Parteien endgültig der neue Tarif iestgelegt. So wird u. a Mr den Chemnitzer Bezirk versuchsweise für einzelne Ar- beitergruvpen die Akkordarbeit wieder eingeiührt. Die Wiederaufnahme der Arbeit inallenBetriebenerfolgteheuteMittwoch Den For derungen der Arbeiter, daß die Ausgesverrten, Streikenden und bereit» entlassenen Arbeiter wieder eingestellt werden, wurde von den Unter nehmern entsprochen. * Flöha, 12. Na». Die Schließung sämt- lichzr Schmieden in der Amtsbauptmannschast Floba steht bevor, da von seiten der Amtshaupt- Mannschaft abgelehnt wird, die Schmieden mit Ko dien -u beliefern. * Meerane, 12 Nov. Wucher und Preis treibereien stehen trotz aller gesetzlichen Verord nungen und Strafandrohungen noch immer in schönster Blüte. Nicht nur in den Großstädten, sondern auch in den Mittel- und Kleinstädten, ja sogar auf den Dörfern suchen krasser Taoismus, Selbst- und Gewinnsucht die Notlage ihrer Mit menschen auszunützen, um sich die eigenen Taschen immer mehr zu füllen. Alle hiergegen ongewendeten Machtmittel der Regierung sind bis jetzt wirkungslos geblieben Von privater Seite soll jetzt, wie die „Meer. Zig." hört, hier wiederum Weizenmehl zu 400 Mk den Zentner »erkauft worden sein, auch fall der betreffende Verkäufer, der nebenbei Landwirtschaft betreibt, anderen angeraten haben, ja keine Kartoffeln -u verkaufen, da sie im nächsten Frühjahr 40 Mk. sür den Zentner erhalten würden I — Hier wurde ein Zigarettenschleichhändler verhaftet, der etwa 1OOOO Zigaretten verschieben wollte. * Dresden, 12. Nov. Tin blutiges Drama hat sich in der Schutzhülle am Wolisbügelturm im König-Albert-Park abgesvielt. Dort wurden zwei Personen, der SS jährige Schirrmeister Knauthe und die 31 jährige Ida Huhn, mit Schußwunden auigesunden Die Frau gab alsbald ihren Geist auf, auch der Mann starb bald darauf. * Leipzig, 12. Nov. Der Tarif mit den Metallarbeitern ist -um Abschluß gekommen, für Leipzig mit dem Leipziger Verein, für die Um- gebung mit der Hauptstelle Dresden. Im Durch schnitt sind Lohnerhöhungen von 30—SO Pfg. die Stunde erreicht worden. — Nachts find die beiden am Sockel des Schiller-Denkmals leh nenden nackten Gestalten mit schwarzer Farbe besudelt worden. Tin vom Rate entsandter Bildhauer hat vergeblich versucht, die Flecke durch Säure abzuwaschen. * Neustadt, 12 Nov. Der Stadtrat hat es abgelehnt, die 72 500 Mark zu bewilligen, die -ur Gewährung »on Beschaffungsbeihilfen für Beamte, Lehrer und Arbeiter erforderlich wären. Das Stadtverordnetenkollegium hat sich der Be gründung dieses Beschlusses angeschloffen * Kamenz, 12. Nov. Einem Schleichhänd ler wurden von der hiesigen Polizei nicht weniger als 41 Stück Butter abgenommen. Tin anderer Schleichhändler, der ebenfalls von der Polizei sestgeftellt wurde, hotte 4 Gänse, ö Enten, 2 Hühner und S Stück Butter bei sich. Letzte NMtHrithtett. Berli«. Die Franzosen haben, wie ver schiedene Berliner Blätter berichten, mit dem Abtransport der deutschen Kriegsgefangenen be gonnen. Ein erster Zug mit solchen lief gestern mittag in Essen ein. Inzwischen ist — so wird weiter berichtet — von Pari» aus plötzlich der Befehl ergangen, dm weiteren Abtransport einst weilen einzustellen. Etwa 10 Transporte, welche sich noch auf französischem Voden befin den, seien angehalten und -mückgeleitet worden. Welche Vorgänge diese Maßnahme veranlaßt hätten, ließ sich noch nicht ermitteln — Eine Bestätigung der Nachricht liegt noch nicht vor.
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