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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.11.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191911068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191106
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-11
- Tag 1919-11-06
-
Monat
1919-11
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.11.1919
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rung aufgehört hat, wird es noch weniger Mich geben als bisher. Und dabei soll Sachsen jetzt noch 3720 beste Milchkühe und 1034 junge Rin der, .die Milchkühe der nächsten Jahre, an die Entente abliesern. Eins ist nur möglich, Fleisch oder Milch. Regierung Und Verbraucher werden wieder an fleischlose Wochen denken müssen. Aber wäre es nicht noch möglich, die Viehlieferung an die En tente wenigstens hinauszuschieben, bis sich unser Viehbestand etwas vermehrt hat? Wir hören auch, daß in den Vorjahren große Viehmengen aus Schleswig-Holstein nach Sachsen geliesert worden sind, die dies Jahr noch ausstehen. Wenn wir ein Recht auf dies Vieh haben, war- nm wurde es nicht angefordert, ehe ein Teil der Provinzen verloren geht? Diese 5000 Rinder für die Entente könnten dann aus diesem Be stand entnommen, das heimische Vieh geschont werden. Was die Milchversprgung angeht, so werden Millionen für ausländische Kondensmilch ausge- geben. Könnte man nicht statt dessen Futter mittel beziehen, die die heimische Milchproduktion fördern? Man hätte die Milch, zugleich aber hätte man der Heimat zur Verbesserung der Viehzucht geholfen, statt dem Auslande. Die Negierung sagt, daß sie und die Bevöl kerung stets Verständnis für die Schwierigkeiten gezeigt habe, unter denen die Landwirtschaft seit dem Ausbruch des Krieges zu leiden hat. Wir stellen die Aeußerung jetzt mit Genugtuung fest'und knüpfen daran die Hoffnung, daß sich dieses Verständnis nun auch in der Tat zeig'eu wird. Bisher ist es nur selten zum Ausdruck gekommen, sonst hätte die bestehende Entfrem dung zwischen Stadt und Land nicht eintreten können, sonst könn'e man sich auch das wach sende Maß von Vorschriften, .Eingriffen, Kon trollen, Nachprüfungen nicht erklären. Nun wird das gewiß alles besser werden. Wenn in dem Artikel auf die höheren Schlacht- viehpreise, die erhöhten Milchpreise und die Kon junkturgewinne an Häuten hingewiesen wird, so vermissen wir allerdings noch dies Verständnis, denn ein Rind kann nur bei 2000 Mk. Aufwand gegenüber dem Schlachtpreis ersetzt werden, und auch die Häute-Konjunktur, an der der Erzeu ger jetzt nur zu einem Drittel beteiligt wird, bringt deni Landwirt nur einen kleinen Bruch teil der Differenz herein. Die Milchpreise sind zwar erhöht, aber sie machen noch immer nur einen Teil der Erzeugungskosten aus, sie bleiben zurück^ sogar noch hinter der von allen Prak- t-kern als viel zu niedrig erklärten theoretischen Berechnung des Negierungssachverständigen. Bewillige man den Landwirt angemessene Preise, lasse man auch für sie den Grundsatz, gel ten „jede Arbeit ist ihres Lohnes wert", befreie man sie von den Fesseln des Zwanges, so wer den sie den Verlockungen des Schleichhandels ein flaues „Nein" entgegensetzen, so werden sie den jetzt von der Regierung selbst als berechtigt emp fundenen Unwillen verlieren, so wird sich die Prodnktiou heben; es wird Fleisch und Milch ge- I en, nicht nur zum Nutzen der Landwirtschait, sondern vor allem des Verbrauchers, insbeson dere der Kinder und Kranken. Oertlichcs und LächstscheS. * — Früherlegung der Polizei- st u u d e für das Reichsgebiet? In einer gestern in Dresden abgehaltenen Grün dungsversammlung eines Verbandes der. Unter- baltungsslättenbesitzer teilte ein- als Regierungs vertreter anwesender früherer Polizeibeamter mit, daß infolge der Kohlennot die Frühcrlegung der Polizeistunde für das ganze Reich auf Anord nung des Neichskehlcnkommissars für die- nächsten Tage zu erwarten ist. * — Die Erwerbslosen? ürsorgc. Der Rcichsarbeitsminister hat unter dem 27. Ok tober 1919 eine Verordnung erlassen, durch die die geltende Reichsverordnung über Erwerbs- losenfürsorae in wesentlichen Punkten geändert wird. Die Verordnung bringt die näheren Be stimmungen über die Winterbeihilfe für besonders bedürftige Erwerbslose der großen Städte, die schon kürzlich airgekündigt wurde. Sie enthält weiter die ersten Bestimmungen über eine pro duktive Erwerbslosenfürsorge. Der Reichsarbeits- ministcr wird ermächtigt, Maßnahmen der Ge meinden, die eine Entlastung der Erwerbslosen fürsorge bedeuten, mit Mitteln der Erwerbslosen fürsorge zu unterstützen. In den gleichen Ge dankenkreis gehört die weitere Bestimmung, daß den Erwerbslosen die Erlernung eines neuen Berufes durch Zuschüsse aus Mit teln der Erwerbslosenfiirsorge erleichtert werden kann. Auf der anderen Seite bringt die Verord nung die Bestimmung, daß der Reichsminister der Finanzen ermächtigt ist, Gemeinden, die die zulässigen Höchstsätze der Erwerbslosenuntcr- stühung überschreiten, die Neichsbeihilfe zu ent- zieben. Die gleiche Befugnis ist den Landcs- zentralbehördcn für die Landesbeihilfe ein geräumt. - * — K r a f t w a s e n l i n i e Zwickau- Li ch t e n st e i n — O c l s n i tz i. E. Wegen der Betricbseröffnung der Kraftwagenlinie hat die Gcneraldireklion der sächsischen Staatscisen- vahncn folgenden Bescheid erteilt: Die Annahme, daß es der staatlichen Kraftwagenverwaltung möglich gewesen wäre, in der letzten Zeit" seit Eintritt der Betriebsstoffnot neue staatliche Kraft- wagenlinien in Gang zn bringen, trifft leider nicht zu. Die Betriebsstoffnot hält vorläufig noch unvermindert an. Es ist deshalb nur mit äußer ster Anstrengung und unter erheblichen betrieb lichen Einschränkungen bisher möglich gewesen, den Betrieb auf den bereits bestehenden Krast- wagenlinien aufrecht zu erhalten. Nach einer uns im Neichswirtschaftsministerium erteilten mündlichen Auskunft besteht jedoch Hoffnung, daß in einigen Wochen eine Erleichterung der gegenwärtigen, äußerst gespannten Betriebsstoss lage eintreten wirb. Bevor bestimmt erkennbar wird, daß diese Hoffnungett sich verwiMchen, bedauern wir, einen Zeitpunkt für die voraus- sichtliche Eröffnung der Linie Zwickau—OelSnitz i. E. nicht angeben zu können. *— Mehr Fahrgäst-e in die Eisenbahnabteile. Amtlich wird ge schrieben: Bei den Reisenden bestehen vielfach Zweifel, ob bei starkem Verkehr mehr Personen als sonst üblich in den Abteilen untergebracht werden »dürfen. Es wird uns dazu mitgeteilt, daß das Zugbegleitpersonal berechtigt und aus drücklich angewiesen ist, im Bedarfsfälle qM; gößen den Willen der Fahrgäste die Sitzplätze über die sonst übliche Zahl hinaus mit Reisen den zu besetzen. *— Ein neuer Titel. Den Wald- Wärtern im sächsischen Staatssorstdienst wurde der Titel „Forstwart" verliehen. g. Hohe«steiu-Gr»stthal, 5 Nov In unserer Stadt hat die Arbeiterschaft aus sich her aus einen Volksbildungsausschuß ins Leben gerufen. Dieser hat die Vorarbeiten zur Aufnahtne von Volksbildungskursen soweit gefördert, daß in Nächster Woche ein Lehrgang in Buchführung und eine Vortragsreihe über „England, dein Vaterlande der Demokratie und des Sozialismus" einsetzen kann. Später sollen Vorträge über Sozialisierung und Volkswirt- schäft folgen. Vorbehältlich der Genehmigung der städtischen Körperschaften werden diese Kurse im Unterrichtszimmer der Handelsschule (Alt- stüdter Schule) abgehalten werden. Die Teil- nähme ist männlichen und weiblichen Personen vom 17. Lebensjahre an gestattet. Die Teilneh mer zahlen für den Abend 50 Pfg. Zur Fest- stellung der Tcilnehmerzahl liegen in den Be trieben und in den Konsumverkaufsstellen Listen zum Einzeichnen aus. Zum ersten Male ver sammeln sich alle Teilnehmer am Montag, den >0. November, abends ^8 Uhr im Handels schulzimmer. * —- Die gute alte Zeit! Die völlige Einstellung der Personenzugverkehrs an den Sonntagen hatte Herrn Spediteur Schott hier veranlaßt, an Sonntagen drei Omnibussahrtcn mit zwei Wagen von hier nach Siegmar zu un terhalten. Hierdurch ist den Sonntags-Ausfliig- lern Gelegenheit gegeben, nach Chemnitz, das doch von jeher das Reiseziel Vieler gewesen ist, zu gelangen, denn von Siegmar aus kann man bequem mit der Straßenbahn Chemnitz erreichen. Jetzt regt nun die „Glauchauer Zeitung" an, in Glauchau ein Unternehmen zu errichten, das Sonntagsfahrten nach Hohenstein-Ernstthal un terhält, um von hier aus mit dem „Anschluß- Omnibus" weiter nach Chemnitz zu gelangen. Offenbar ist in Glauchau die Zahl derer, die gern einen Sonntagsbummel nach Chemnitz un ternehmen, auch nicht gering. Die Idee wäre gar nicht so übel, denn auf diese Weise wäre Gelegenheit gegeben, Sonntags auch nach Glau chau zu gelangen. Nur vergessen die Glauchauer zu sagen, in welchem Zeitraum sie auf diese Weise von Glauchau nach Chemnitz und wieder zurück gelangen wollen! Aber schließlich ist das ihre Sache! Jedenfalls hätte es sich wohl nie mand träumen lassen, daß im Zeitalter des Ver- kebrs die gute alte Zeit mit der gemütlichen Postkutsche wieder zu Ehren kommen würde! * — Der Beschwerde- und Peti tion sau sschu.ß der Volkskammer ließ die »Petition des Stadtverordneten Andreas Bornschlegl hier um Aufhebung des Be- lagerungszustandes und der Schutzhaft auf sich beruhen. Die Petition erfolgte bekanntlich an läßlich der Verhaftung des Mitgliedes Krauß der diesigen kommunistischen Ortsgruppe. l.— Der Präsident der Schwei zerisch-Deutschen Mission der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage hat ein Telegramm von dem amerikanischen Staats sekretär Lansing erhalten, das ihm erlaubt, von den amerikanischen Behörden in Koblenz Lebens mittel für die deutschen Mitglieder obiger Kirche zu kaufen. Diese Waren werden in den ver schiedenen Gemeinden Deutschlands verteilt. Auch die Mitglieder in unserer Stadt werden, wie uns geschrieben wird, ihren Anteil erhalten. ):( Oberlungwitz, 5. Nov. Ms Vertreter im Bezirkstag wurden aus unserem Orte die Herren Gemeindeältester Riedel und Gemein deratsmitglied Bennewitz gewählt. (*) Gersdorf, 5. Nov. Wie bekannt, hatte eine in Zwickau abgehaltene Versammlung von Vertretern der Regierung, der Werke, sämtlicher Betriebsräte und des Bergarbeiterverbandes zu nächst auf die Dauer bis zum 31. März 1920 die Einführung der achtstündigen Arbeitszeit im sächsischen Steinkohlenbergbau beschlossen. Die endgültige Durchführung der Maßnahme wurde' jedoch von der Zustimmung der einzelnen Beleg schaften abhängig gemacht. Daraufhin wprden auf sämtlichen Werken des Gersdorf.Lugau-Ools- nitzer Kohlenreviers für Sonntag vormittag Be- legfchaftsversammlungen einberufen, in denen über die fragliche Arbeitszeit abgestimmt wurde. In diesen Versammlungen herrschte besonders die Meinung- vor, daß die an den Ueberstunden geförderten Kohlen den Minderbemittelten trotz Kontrolle nicht zugute kommen, sondern im Schleichhandelswege verloren gehen. Auch wurde befürchtet, daß die 8stündige Arbeitszeit, einmal wieder eingefllhrt, nicht - wieder abgeschafft würde. Das Gesamtergebnis der Ab- stimmung hat im ganzen Gersdorf. Lugau-Oelsnitzer Revier, soweit die Ab stimmungen stattgefunden haben, eine Ableh - nung der achtstündigen Schicht er geben. Auf fast allen Gruben war man gegen die Achtstundenschicht. Auf der Grube „P l u t o" stimmten 389 gegen und 161 Mann der Beleg schaft für ,-ie Ueberstunde. Auf „Kaiser- grübe" hat man sich formell für die Acht- I stundenschicht erklärt, eine endgültige Abstimmung I hat nicht stattgefunden. „Hm Zwickauer »Revier hatten di« Abstimmungen dasselbe Ergebnis. Nur die Belegschaften der Brückenbergschächte stimmten für die achtstündige Schicht, die bereits verfahren wird. (:) Gersdorf, 5. Nov. Bet der am Sonn- tag stattgefundenen Beztrksvrrtreterwahl wurden aus unserem Orte die Herren GemeindevorstanL Scheunemann und Brauer Reichert gewählt. )( Börnsdorf, 5. Nov. Bei den Wahlen zur Bezirksversammlung wurde der Geschästssüh- rer Ernst Fankhänel von hier gewählt. h. Wüstenbrand, 5. Nov. Während der Einstellung des Personenzugverkehrs vom 5. bis 15. November treten auf der Linie Wllstenbrand- Limbach bezw. Stollberg Veränderungen nicht ein. Sämtliche Züge verkehren wie bisher. p. OelSnitz t. E., 5. Nov. Justizminister Dr. Harnisch aus Dresden sprach hier in einer Versammlung über die gegenwärtige politische Lage. Zu den Errungenschaften der Revolution zählte er die deutsche Republik, die Dolksgemein- schäft, die Demokratie. Neber das Errungene herrsche aber jetzt keine Freude, keine Begeiste- rung. In bezug aus die schwere wirtschaftliche Lage dränge sich die Frage auf: Ist es über- Haupt möglich, eine Besserung aus der Notlage heraus zu schaffen? Mt der Demokratie sei be reits viel erreicht worden. Sie sei Voraussetzuna für den Sozialismus und bilde die Grundlage für den Fortschritt. Die Demokratie müsse Herr- schen und nicht die Diktatur einer Minderheit. Die 'Sozialisierung könne nicht über Nacht kom men. Alle Betriebe müßten vor allem erst wie der arbeitsfähig gemacht, die Produktion gestei gert, überhaupt mehr gearbeitet werden. Ein Vorwärtskommen sei- nicht möglich durch Forde rung höherer Löhne. * Lichtenstein, 5. Nov. Der für Donners, tag und Freitag vorgesehene Jahrmarkt fällt aus. — In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde über die geplante Kraftwagen- linie Wüstenbrand—Oberlung- Witz — Lichtenst. ein beraten. Vorsteher Mehlhorn verlas ein Protokoll über die am 17. Oktober in Oberlungwitz gepflogenen Verband- lungen, an der Vertreter der Gemeinden Ober lungwitz, Bernsdorf und Lichtenstein teilgenom- men haben. An dem Projekt soll Oberlungwitz mit 70, Lichtenstein mit 20 und Bernsdorf mit 10 Prozent beteiligt sein. Die Linie soll näch stes Frühjahr eröffnet werden. Die Stadtverord- neten beschlossen, dem Abkommen beizutreten und auch den Vertrag mit der Eisenbahn-General- direktion gutzuheißen. * Glauchau, 5. Nov. Das Landespreis, amt hat, wie die „Volksst." mitteilt, gegen den Gutsbesitzer und Volkskammerabgeordneten Leit- hold in Tettau wegen Verdachts öffentlicher Auf- forderung zum Ungehorsam gegen Gesetze (tz 110 Reichsstratgesetzbuches) Anzeige bet der Staats anwaltschaft Zwickau erstattet. Es handelt sich um einen Vortrag Leitholds in einer Versamm- I lung des „Klubs der Landwirte". * Chemnitz, 5. Nov. In der Lohn- und Tariffrage der hiesigen Metallarbeiter ist inso fern eine Aenderung eingetreten, als gestern Ver handlungen unter Teilnahme des Geheimen Rc- gierungsrates Haack aus Dresden begannen, die heute fortgesetzt werden; sie werden hoffentlich zu einem beide Teile befriedigenden Ergebnis führen. Am meisten umstritten ist bekanntlich die Einführung der Akkordarbeit, die von den Ar beitern abgelehnt, von den Unternehmern befür wortet wird. Desgleichen steht die Beratung über den neuen Lohntarif im Mittelpunkt. Die Zahl der gegenwärtig streikenden und teils ausgesperr ten Arbeiter und ^Arbeiterinnen betragt ca. 3000. t z Chemnitz, 5. Nov. Eine kommunistische Gefangenenbefreiung beschäftigte das Chemnitzer Landgericht. Am 9. August, am Tage nach dem blutigen Chemnitzer Freitag, erschienen der Stein- setzer Max Schneider und der Maschinenschlosser Johannes Erich Güldner an der Spitze einer bewaffneten Abordnung und verlangten die Frei lassung von« einigen Gefangenen, die am Tage vorher Reichswehrsoldaten entwaffnet hatten. Dem I Verlangen wurde jedoch seinerzeit von der Staats- I anwaltschaft nicht stattgegeben. Schneider wurde I zu 2 Jahren, Güldner zu 1 Jahr Gefängnis I verurteilt. * Freiberg, 5. Nov. Die Volkszählung I bat für die Stadt Freiberg 33 143 Personen « einschließlich Garnison ergeben, das sind 3000 I Personen weniger, als die Volkszählung im I Jahre 1910 ergab. — Nach Feststellungen der I Vereinigten landwirtschaftlichen Vereine im Frei- I bcrger Bezirk sind noch über 50 000 Zentner I Kartoffeln, der große Teil der Rüben und teil- I weise auch noch Getreide zu bergen. — Die I Wobnnngsnot ist in Freiberg so groß, daß der I Ausschuß der Studierenden der Berg-Akademie I sich in einem Aufruf um Wohnungen für die I Studenten an die Bürgerschaft wendet. * Dresden, 5. Nov. Mit der Einstelluna I des Gaswerkbetriebes muß hier gerechnet werden. I da die Belieferung des Gaswerkes mit Kohlen I in den letzten Tagen fast vollständig eingestellt I wurde. Die vorhandenen Vorräte reichen nur I noch für wenige Stunden. * Leipzig, 5. Nov. Die Großstadt Leip- I zig steht vor erheblichen Einschränkungen im I Lichtverbrauch. Von 4 Ubr nachmittags an darf I in Geschäften sowie in Kontor- und Geschäfts- I räumen keinerlei Gas oder elektrischer Strom I verbraucht werden. Lebensmittelgeschäfte dürfen I bis 5 Uhr Licht brennen. Der Verbrauch von I elektrischem Strom zum Betrieb von Motoren I außer in Bäckereien und im Zeitungsgewerbe ist I ab 4 Uhr nachmittags verboten. Die Poli - I zeistun de für Gastwirtschaften i st! auf 1 0 Uhr festgesetzt. Kinos, Räume, in I denen Schauspiele stattsinden, sowie öfsentliche I Vergnügungsstätten sind spätestens abends 10 Uhr I zu schließen, Die Leipziger Große Straßenbahn teilt mit, daß sie mit Rücksicht auf die verkürzte Polizeistunde die letzten Bahnen bereits in der Zeit von 10 Uhr bis 10,25 Uhr fahren läßt- h. Meeraue, 5. Nov. Die Stadtverwal tung setzte den Preis sü» Kartoffeln aus 15 Pfg. je Pfund fest und trägt «inen Teil der entstehen den Mehrkosten. * Reichenbach, 5. Nov. Hier kam nachts im Grundstück des Tischlermeisters Otto Keßler Feuer aus; wobei Dächer und Hintergebäude schwer beschädigt wurden. Wertvolle Möbelstücke, Hölzer und Farben sind Mitverbrannt. * Plaue», 5. Nov. Die Einwohnerzahl ist von 121 272 im Jahre 1910 auf 104 928 zurückgegangen. * Adorf, 5. Nov. Bei den StadtratSwah- len siegten die bürgerlichen Kandidaten über di« der Unabhängigen. vsz. Löbau, 5. Nov. Die Wiederbelebung des Kasperletheaters im Dienste der Jugendpflege und des Jugendgedankens war der Gegenstand einer Besprechung mit den Vertretern der Orts ausschüsse sür Jugendpflege und der OrtSgrup- pen des Jugenddankes der Amtshauptmannschaft Löbau. Die Versammlung erklärte sich damit einverstanden, daß die Amtshauptmannschaft zu gunsten der Jugenddank-Aufführungen ein Ver zeichnis der für das Puppen- und Schattenthea ter geeigneten Stücke anlegt. * SeifbeunerSdorf, 4. Nov. In der Blaßschen Maschinenfabrik untersuchte der als Vorarbeiter tätige Schlosser Täubrich aus Pfaf- ^enstein während einer Störung im elektrischen Strom die Drähte im TranSformatorenbauS, batte aber den Strom nicht auSgeschaltet. Plötz lich kehrte der 10 000 Volt starke Strom zurück und tötete ihn auf der Stelle. * Zittau, 5. Nov. Eine große Razzia auf Kettenhändler, Schleichhändler und Valuta- Schieber wurde im benachbarten Reichenberg in dem Kaffee „Zur Post" vorgenommen, während in dem Kaffee gegen 200 Personen anwesend waren. Es wurden etwa 80 Personen, die sich nicht ausweisen konnten, der Polizei übergeben. Größere Summen Geld, auch ausländischer Va luta, wurden beschlagnahmt. Während der Raz- zia war das Kaffee von einer großen Menschen menge umlagert. Hetzte Nachrichten. Berit». Der „N. B. Z." zufolge werden sich die Vernehmungen des parlamentarischen Untersuchungsausschusses mehrere Monate hin- ziehen. Die Regierungsparteien erwarten davon ein günstiges Ergebnis. Berit». Wie der Metallarbeiterverband mit teilt, sind dem Aufruf der Gewerkschaftsversamm lung zum Solidaritätsstreik 32 000 Arbeiter gefolgt. Flensburg. Staatsminister Bauer und Minister Heine sind hier angekommen. Sie mach ten eine Fahrt auf der Föhrde, wobei sie sich davon überzeugten, daß die Grenze der 1. Zone durch die Föhrde geht. Reichsminister Bauer hielt eine Ansprache, in der er ausführte, Deutsch land rechne zuversichtlich damit, daß Flensburg aus dem Kampfe um seine nationale Zugehörig keit siegreich hervorgehen werde. Er könne mit Freude feststellen, daß Deutschland sich wirtschaft lich allmählich erhebe. Unser gesamtes Wirt schaftsleben wäre wieder vorwärts gekommen und auch die Aussichten fiir Industrie und Land wirtschaft seien durchaus gut. Sens. Die Schweizerische Depeschen-Agen- tur meldet: Ein Zusammenstoß ereignete sich zwischen Pont-sur-Rmme und Sens. Der Simp- lonzug fuhr in den ngch Genf fahrenden Zug hinein, nachdem er die Sianale am Bahnhof überladren hatte. Es wurden 12 Tote unter den Trümmern gefunden. Nach der Erklärung eines Augenzeugen soll es ungefähr 30 Tote und -100 Verwundete gegeben hgben. Mir «inlendmign« unter »tr»^ »u»rU «»rrntmm« »te »rd.M.u «r dir dreß«esrtzN«r Neruntuiorlunq l Der Unterzeichnete bringt im Interesse der Allgemeinheit in der Streitsache zwischen Schü lers Erben und dem Logenhausbesitzer Wette in bezug auf Beseitigung der anstehenden Bäume und überragender! Aeste nach den Schülerschen Feldgrundstücken folgendes zum Vortrag: Das Logenbausgrundstück war vor etwa 100 Jahren im Besitz des Fürsten Otto von Waldenburg. Derselbe schenkte das Grundstück der jetzigen Freimaurerloge zur „Harmonie" in Chemnitz, die 1825 ihren Sitz nach dort verlegte. 1837 wurde eine unwiderrufliche Schankkonzession «r- teilt, wodrrrch die Bäume einen besonderen Wert flik das Loaenbausarundstück erhalten hatten. In der Streitsache hat sich der Landesvercin Sächsischer Aeimatschutz mit einem Gutachten . beteiligt, dem folgendes entnommen sei: „Das Logenbausgrundstück ist in seinem Garten mit hoben, zum Teil 80—90 Jabre alten Bäumen dicht bestanden. Die schattensvendenden Bäume sind nicht nur für die Art als GartenaastbauS notwendig, sondern der Baumbestand ist auch landschaftlich von allgemeinem öffentlichen Werte. Eine derartige, der Erholung dienende Garten« einkebrstätte zu hesitzen, von der man das schöne Stadtbild im Schatten grünender Bäume sitzend und durch deren Vordergrund gehoben besichtigt, liegt im Interesse der Stadt,, deren Fremden verkehrs und jeden Heimatfreundes. Zu dieser Sachlage kommt, daß die Gebäude des Loaen- bauseS, die Nebengebäude und die Umfassungs mauern vom Standpunkt heimatlicher Bauweise wertlos sind, vom Baumbestands aber wirkungs voll verdeckt werden. Ein Ausästen würde nicht nur die Häßlichkeiten zum Teil bhoßlegen, son dern auch die Bäume zu einseitigen Krüppeln machen und das Landschaftsbild empfindlich- schädigen," Wilh. Weise, LogenhauS.
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