Volltext Seite (XML)
Handel und Industrie bieten ein anderes Bild. Die Einfuhr beträgt zurzeit ein Fünftel der Friedenseinfuhr. Die Ausfuhr be- trägt jetzt ein Sechstel der Friedensausfuhr und bat denselben Wert. Die Rohstofsetnsuhr jache ich nach Möglichkeit zu begünstigen. Ein« Vorlage wird dem Hause demnächst zugehen wogen eines schnellen Verfahrens gegen t c n W u ch e r. Die Kohle nproduk- 1 ion wird gesteigert werden durch Erhöhung l r Belegschaften. Die Brauntohlenförderung > mimt zu. Wir werden aber den Perj^önen- aerkehr noch mehr einschränken ässen, run möglichst den Güterverkehr zu heben. - ie Arbeitertvohnungsfrage wird durch Baracken- lou vorläufig zu lösen versucht, wenn wir un- irrer Industrie nur Stoffe geben könnten. Ta- ! r wird die Regierung allen politischen Streiks der Bergarbeiter scharf ablehnend gegenüber stehen. Abg. H o ch (Soz.): Wir mahnen dringend, d s; es im Innern nicht wieder zu einer Aus- i -utung des Voltes durch wenige Begünstigte !ommt. Abg. Dr. Braun (Zcntr.): Das Ministe rium soll praktische Wirtschaftspolitik treiben und i aß sich in drei Gruppen gliedern: Landwirt- i baft, Gewerbe und Handel. Die Vorsteher die ser drei Abteilungen müssen einander gleichbe rechtigte Fachmänner sein. Abg. Hermann- Reutlingen (Dein.): Amerika fürchtet die Konkurrenz Deutschlands > "gen des hohen Standes des Dollars. Hosfent- Nh gelingt es bald, unsere Wirtschaft durch Valutaanleihen zu stützen. Abg. Dr. Rö ficke (D.-N.): Die Sonn- > osruhe muh in Kleinstädten iin Interesse der Landbevölkerung beschränkt werden. Eine große Erbitterung wird bei der Landwirtschaft geschaf- s u durch die unsachgemäße Kontrolle der Ab- 'j äerungen. Der Anbau kann nicht zwangsweise trieben werden. Wenn die Verhältnisse sich i äht ändern, sind wir gezwuirgcn, immer inehr an intensiven Betriebe abzugehen. Hierauf Vertagung auf morgen. SWWt VolWsMtt. Dresden, 27. Okt. Auf der Tagesordnung steht der Entwurf - meS Gesetzes betr. die Errichtung des Gebüh- > nverzeickmisses zum Kostcngcsctz vom 30. April 1906. Vor Eintritt in die Tagesordnung wird bc- htäossen, das Direktorium um zwei stcttvcrtrc- t ade Schriftführer zu verstärken. In diese Aem- > r werden gewählt die Abg. Fiedler (Unabh.) > ad R a in m e l s b e r g (D.-N.). Abg. Dr. Beutler (D.-N.) beantragt die ' anahme des Gesetzentwurfes und ersucht die »gierung, die vorliegenden Gesuche der Aktien- Fllschaficn zur Genehmigung der Kapitals- ' whnng wohlwollend und möglichst rasch zu - ledigen. Die Vorlage wird ohne weitere Aussprache < den Finanzausschuß A überwiesen. Nächste Sitzung Mittwoch. Tagesordnung: . edaffung einer militärischen Hilfspolizei. Eltemitrmßl. — In der Altstädter Schulturnhalle in Ho- ' nstein-Ernstthal hatten sich am gestrigen Mon at abend die Eltern der Altstädter Schulgc- : einde eingcfunden, uni zu der Frage der El- n enrätc Stellung zu nehmen. Herr Schuldirektor ' - a l st e r gab nach Begriißung seiner Freude Ausdruck, daß die Anteilnahme der Eltern an d r schweren Erziehungsarbeit der Schule groß i i. Liebe zu unseren Mitmenschen sei das vor nehmste Gebot der Stunde. In diesem Sinne arbeite die Schule, um den Kindern das Beste u geben, sic heranzubildcn für das Leben. Herr Lehrer Georgi verbreitete sich sodann iu großen Zügen über das Wesen der Eltern- üe: Der 22- Juli d. I. brachte dem sächsischen wlk ein neues Schulgesetz, kein, endgültiges, son- vrn nur ein vorläufiges. Damit habe man ^rund genug, sich zu freuen, dcnp das neue ! esetz räume mit den Vorteilen einzelner Per nen sowie ganzer Bevölkerungsschichten aus. ie Umgestaltung von der Lern- zur A rbeitsschule sehe die Mitarbeit der El- u-rn im öffentlichen Erziehungswesen vor. Red- r wendete sich dann zu der inneren Bercchti- ung derartiger Einrichtungen, erläuterte Wesen - nd Wirken des EltcrnrateS und zog dem letz- n ren recht weite Grenzen. Der Eltcrnrat, - di Fortschritt im Erziehungswcsen, solle kein B c s ch w e r d e a u s s ch u ß , sondern ein E r- i c h u n g s b c i r a t sein. Berechtigte Klagen > >ärden jederzeit Gehör und Abstellung finden, ' 's Vertrauensverhältnis zwischen Schule und -ans gewahrt bleiben. Sei die Schule bisher > st ausschließlich Trägerin der öffentlichen Er- äehung gewesen, so würde künftig die Schul- . mcindc diesem Werk vorstehen. So sei es u. auch Aufgabe des Elternrats, sich mit dem Schulneubau, der Anlage von Schulgärten usw. m beschäftigen. Er (Redner) könne im Namen '>-r Lehrerschaft Mitteilen, daß bei einem ctwai- m n Schulne u b a u als beste Lösung die an- ' eschen werde, wenn im Wessen der Stadt eine Witte Schule errichtet würde (womit cs wohl mit Rücksicht auf die städtische Finanzlage — vergleiche unseren gestrigen Leitartikel — noch ceraume Zeit haben dürfte. Schriftltg.), ferner wüßten Schulbädcr, Schulgärten und Spielplätze -erschaffen und die schulärztliche Beratung weiter - usgcbaut werden. Tie Bekämpfung von Schund und Schmutz in Wort und Bild, die Unter- bützung wahrer Kunst müsse größere Förderung -nähren und u. a. Ferienwanderungen veran- ' altct werden. Die Kostenfrage dürfe bei alle- Wm nicht abschreckcn, wenn man auch Gemeinde- ichule bleibe und sich die Einführung der Staats schule noch nicht habe ermöglichen lassen. Red ner faßte zum Schluß seine Ausführungen in Leitsätze zusammen. Die nachfolgende längere Aussprache ergab die Wahl der Herren Paul Brenner, Emil Krauße, Otto Grabner, Curt Uhlig, Richard Maher, Sekretär Gehler und der Frauen Harlaß, Vogt, Kleeberg sowie Fräulein Perschke als Mitglieder des Elternrats, der in Gemeinschast mit dem Lchrerrat (5 Mitglieder) und dem Schul- leiter als Vorsitzenden den eigentlichen Eltern rat bildet. Die Gewählten werden gleichzeitig der Stadt für den S ch u l a u s s ch u ß vorge schlagen und für letzteren Ausschuß weiterhin noch Frau llnger, Herren Paul Riedel, August Be cher, Hermann' Lange und Lehrer Pentzold in Vorschlag gebracht. Schließlich einigte sich die Versammlung (gleichfalls wie die kürzlich in der Neustadt abgehaltene) auf Einführung des durchgehenden Schulunterrichts von 8—1 Uhr im Winter. Mit einem Schluß wort des Versammlungsleiters fand der Eltern abend sein Ende. Oertliches nndLächstsches. * — Eine W i n t e r l a n d s ch a s t hat uns die vergangene Nacht und der heutige Vor- mi tag beschert. Seit Stunden wirbelt der Schnee in kleinen, aber dichten Flocken vom grauen Himmel, Stadt und Dorf, Wald und Flur in ein weißes Kleid hüllend. Die Aeste der noch nicht vom Hcrbststurm des BlätterfchmuckeS >craubten Bäume biegen sich unter der Last und der Sperling schaut besorgt nach der Straße, die ßim Nahrung bot. Die Hausfrau aber drückt die Sorge uni Kleidung, Schuhwcrk und — Koh len. Ein strenges Regiment wird der Winter vorläufig aber kaum führen, milde Temperatur laßt den Schnee bereits wieder zu Wasser wer ben — Schnupfen und Husten bilden dann den Rest der ganzen hoffentlich vorwinterlichen Herr lichkeit. c . — Der Eisenbahnverkehr am R c f o r m a t i o n s f e st. Da das Resorma- tionsfest in Sachsen als besonderer Feiertag be gangen wird, im übrigen Reiche aber als Werk tag gilt, wird, wie schon mitgeteilt, an diesem Tage auch in Sachsen der Personenverkehr auf- rcckit. erhalten. Im Tirektionsbezirk Chemnitz verkehren die Pcrsonenzügc wie an den bisheri gen Sonntagen. Am Tage vor dem Rcjorma- lionsFst werden die Züge nicht wie an Sonn abenden, sondern wie an den übrigen Werktagen geführt. * — Bezirksausschuß - Sitzung. Am 21. Oktober fand unter dem Vorsitze des AmtSbauptmanns Freiherrn von Wclck Bczirks- ansschußsitzung statt. Zugestimmt wurde: a) den Veslimmungcn des Mühlen-Vertrages l919/20, b) den neuen Mehl- und Brvtpreisen, c) der Satzungsänderung des Verbandes der Bezirksver- 'ändc Sachsens, d) der Erteilung von Belobi- gungsurkundcn für Treue in der Arbeit, für die der Hcimatschutz künstlerische Entwürfe liefern will, e) dem Schlüsse des Bezirks-Genesungs- Heims „König-Georg-Stift" für Ende Oktober, s) dem Beschlusse der Stadtvertrctung Callnbcrg betr. Vereinigung mit der Stadt Lichtenstein und den hierüber abgeschlossenen Verträgen. Weiler nahm der Bezirksausschuß Stellung zur Frage der Einrichtung eines Bezirkskran- kcnhauscS in den derzeit lceiltehendcn bei den neuen Siechenhäusern der Bezirksanstalt Lich tenstein. Nach einer allgemeinen unverbindlichen Aussprache wurde zur Prüfung der Frage zu nächst ein Unterausschuß, bestehend aus dem AmtShauptmann und dem Bezirksarzt, sowie den Ansschußmitgliedern, Bürgermeister Prahtel, Ge- mcindevorstand Lieberknecht und Kommerzienrat Pfefferkorn gewählt. Ein Anlagenrekurs aus Oberlungwitz wurde zwecks weiterer Prüfung abgesetzt. vsz. Tie a u f ll r l a u b befindlichen Angehörigen der noch im Balten- l a n d e st e h e n d e n Truppen diirsen, wie das Reichswehrkommando mitteilt, nicht zu die sen zurückkehren. Sic melden sich bei der näch sten Reichswchrbehörde, die sic den Truppen zu führt, mit denen ihre Truppenteile nach Rückkehr aus dem Baltenlande verschmolzen werden soll ten. Die Angehörigen der 35. und 36. Ncichs- wehrbrigade können sich bei der Sanimelstelle in Hannover melden. Urlauber, die aus der Reichs wehr ausschciden wollen, können unter Berück sichtigung ihrer Perpflichtungsdaucr entlassen werden. * — Verlängerung der Einlö - s u n g S f r i st für 5 0 - M a r k - Sch eine. Das Ncichsbankdircktorium hat die Rcichsbank- anstaltcn ermächtigt, die 30er Noten vom 20. Oktober 1918 noch bis Ende dieses Jahres zur Einlösung anzunehmen. vsz. Ter Versand von Saatkar - toffcln ist nach einer Verordnung der Reichs- Kartoffelslellc mit Rücksicht darauf, daß infolge unzureichender Wagcngestcllung und mangelhafter Ablieferung die Versorgung der Bevölkerung mit Spcijckartoffeln für die Winterguote sehr im Rückstand ist, bis zum 31. Dezember d. I- ver boten. . i Hohenstein-Ernstthal, "28. Okt Eine Freude bereiten konnte jetzt die hiesige Wcbcr- innung 10 bedürftigen Meistern der Neustadt, in- dem sie die Zinsen der von dem verstorbenen ehemaligen Obermeister und Friedensrichter Fritz Thiele errichteten Stiftung jetzt an seinem Ge burtstage verteilen ließ. Mit Rücksicht auf die ernste Zeit nahm die Webcrinnung von der vom Stifter alljährlich festgesetzten Perteilungsfestlich, kcit auch Heuer wieder Abstand. * — Der W o ch c n v c r t e i l u n g s p l a n des städtischen LebenSmittclamtes lautet wie folgt: Dienstag: 7 Pfund Kartoffeln. Mittwoch: 125 Gramm Erbsen. Donnerstag: Pfund Marmelade, 50 Gramm Schweineschmalz als Ersatz für Butter, Fleischkonservcn bei Egerland und Kieß. Freitag: Ausländischer Rindertalg, 100 Gramm Nudeln, Puddingpulver, Zwieback oder Keks für Kinder bis 4 Jahre. Außerdem markenfreies amerikanisches Noggenmehl bei Reu ter, Bismarckstraße. Ernennung. Herr Rechtsanwalt Böhm, ViSistenWrätze, ist vom sächsischen Justiz ministerium zum Notar ernannt worden. * — Heim gekehrt, und zwar aus eng lischer Gefangenschaft sind erneut: Heinig, Max Bruno, Bismarckstraße 6-1, Löbig, Emil Oskar, Landgraffstraße 3. Sonntags-O mn ibus-Vcr- k c h r. Wegen Andranges zu den von Herrn Spediteur Karl Schott nach Siegmar eingerich teten Sonntags-OmnibuS-Verkehr empfiehlt sich rechtzeitige ..vorherige Anmeldung. Jede Fahrt wird mit zwei Wagen ausgeführt. Haltestellen sind am Gasthof Wüstenbrand und am Hotel Claus-Grüna eingerichtet. —n. Die Riege F. - A. Friesen des Turnerbundes hielt am Sonnabend im Bergmaunsgruß eine Wanderversammlung ab, bei welcher Gelegenheit die Sieger des am. 19: Ok- tober stattgefundenen Wetturuens bekannt gegeben wurden. Die Veranstaltung war ein würdiger Abschluß der praktischen Sommerarbeit und die Neberlcituug zur theoretischen Ausbildung im Winterhalbjahre. Mit dem Eichenkranz als Sie ger wurden geschmückt: Vierkampf: a) Mitglie der: 1. E. Eichler, 2. M. Münch, 3. E. Kreul, 4. O. Kanis, 5. K. Schumann, 6. H. Dörnick, 7. F. Wendler, 8. K. Pöhlmann, b) Zöglinge: I. A. Keller, 2. H. Lorenz, 3. F. Geiler. 1500- Metcr-Lauf: a) Mitglieder: 1. E. Kreul, 2. M. Münch, 3. W. Rauschenbach, -1. K. Schmidt, 5. K. Schumann, b) Zöglinge: 1. A. Keller, 2. H. Lorenz. i. Oberlungwitz, 28. Okt. Die dem Erz- gebirgischen Sängerbund angehörenden Gesang vereine von Oberlungwitz, Gersdorf und Hohen stein-Ernstthal veranstalten zum ersten Male seit einigen Jahren am Reformationsfest wieder eine Sängerzusanimenkunft im Gasthof „Zum Lamm" hier. Bei dieser Gelegenheit dürfte das deutsche Lied wieder zu Ehren kommen. )s Gersdorf, 28. Okt. Gestern fand in Awickau unter dem Vorsitz der Regierung eine Revierkonferenz sämtlicher Betriebsräte, Werks- Vertreter, sowie Derketern des Deutschen Berg- arkeiterverbandes statt. Aur Verhandlung standen die Fragen: »Sind die Bergarbeiter bereit, zur Milderung der entsetzlichen Kohlenkalamität bei- zutragen und in welcher Weise könnte dieses geschehen?" Nach eingehender Aussprache, in der allgemein die bestehende Kohlennat an erkannt wurde, erklärten die anwesenden Betriebs räte einstimmig, grundsätzlich zur Behebung der Kohlennot deizutragen. Gegen 3 Stimmen wurde beschlossen, durch Ginlegen einer Ueber- stunde die Arbeitszeit von 7 auf 8 Stunden zu erhöhen. Einstimmige Annahme fand der Vorschlag, die Frist der zu machenden Ueberstuvden bis auf den 31. März 1920 zu begrenzen. Am 18. Februar 1820 treten die Betriebsräte wieder zu einer gemeinschaftlichen Sitzung zusammen und prüfen die weitere Be- dürfnisfrage. Wird eine solche nicht mehr an erkannt, so fallen diese Ueberstunden schon mit Ende Februar «eg. Für diese müssen nutzer dem verdienten Prozentsatz noch 28 Prozent Ausschlag gezahlt werden. Ein stimmig wurde weiter beschlossen, an den drei Feiertagen Reformationsfcst, Butztag und Hoh neujahr ebenfalls zu fördern Da dieses auch als Notstandsaktion gilt, sollen für diese drei Feiertage 25 Prozent gezahlt werden. Ale diese Beschlüsse sind nur vorbehältlich der Zustimmung der Belegschaften gefaßt worden. Es solle» sofort auf allen Werken Beleg schaftsversammlungen stattfinden, wo über die gefotzten Beschlüsse beraten und abgestimmt »erden soll. Um zu verhüten, daß mit den mehrgeförderten Kohlen Unfug getrieben wird, sondern dieselben auch nur an die ärmere und notleidende Bevölkerung gelangen, werden Kan- trolausschiisse eingerichtet. f. Langenberg, 28. Okt. Einen Rückgang von ctwa 100 Einwohnern hat unser Ort zu verzeichnen, der 1909 1020 Einwohner zählte. Ain 8. Oktober wurden in 2-10 Haushaltungen 131 männliche und 486 weibliche v.Einwohner ge zählt, insgesamt 917. t. Langenchursdorf, 28. Okt. Durch Fallen in einer nicht beleuchteten Hausflur zog sich am Sonntag abend in Chemnitz eine 55 Jahre alte Händlerin von hier einen Bruch des linken Handgelenks zu. — Unser Ort zählt in 439 Haushaltungen 793 männliche und 921 weibliche, insgesamt 1714 Einwohner. * Glauchau, 27. Okt. Unsere Gasanstalt sicht sich infolge des Nichteinganges von Kohlen gezwungen, eine verschärfte Gassperre cintretcn' zu lassen. Das Gas wird nur während 5 Stun den täglich verausgabt, und zwar früh von 7—8, mittags von 11—1 und abends von- 6—8 Ubr. * Chemnitz, 28. Okt. Eine aussehcner- rcgcnde Szene im Cscrichtssaal ereignete sich hier. Ter mit einigen Angeklagten wegen schweren Diebstabls verurteilte Schlosser Berger sprang nach dem Nrteilsspruch durch das Fenster und flüchtete. Er wurde später auf dem Hauptbahn hof wieder ergriffen. — Heute ging von hier ein Sonderzug ab, der etwa 600 bedürftige Kin der aus Arbciterkreisen aus allen Teilen Sach sens zu längerem Erholungsaufenthalt nach der Schweiz bringen soll. — Die Chemnitzer Mctall- arbeiterschaft, die die Einführung der Akkord arbeit nach wir vor ablebnt, wünscht jetzt eine neue Festsetzung des Lohnes, ansteigend bis zu 3,40 Mk. für die Stunde. Die Arbeitgeber da gegen wünschen die Mordarbeit, nachdem diese schon in einem großen Teile der sächsischen In dustrie eingcführt worden ist, auch in Chemnitz wieder einzuführcn. Es ist bereits zu Teilstreiks gekommen. * Dresden, 28. Okt. Die Geburtenzahl' steigt wieder stark an. In Dresden ist sie jetzt wieder größer als die Todeszahlen; «S wurden im ersten Halbj. 1919 durchschnittlich monatlich 500 Kinder geboren, im September aber 1007, just 9 Monate nach der Rückkehr der Feldgrauen. „Die Hoffnung auf Segen" bleibt bestehen, denn auch die Heiratsziffern steigen: in Dresden bis Mitte Oktober über 5000 Trauungen gegen 3415 im Jahre 1918. — Gestern haben die kaufmänni schen Angestellten zu dem Scheitern der Tarif verhandlungen mit den Arbeitgebern des Groß handels und der Industrie Stellung genommen. Man einigte sich dahin, von den Arbeitgebern bis Donnerstag eine Erklärung zu verlangen, ob sie aus Grund der Forderungen der Angestellten in weitere Verhandlungen eintreten wollen. Falls die Arbeitgeber ablehnen, werden die kaufmänni schen Angestellten in den Streik eintreten. — In der Zeit von Sonntag mittag bis Montag früh sind bis jetzt noch unermittelte Einbrecher in die Geschäftsräume des Jnvalidendank, Ko- nig-Johann-Straße 8, eingedrungen, haben dort einen Geldschrank erbrochen und daraus Geld und Wertpapiere im Gesamtbeträge von etwa 10 0O0 Mk. gestohlen. — In einem großen Ho tel Nntcr den Linden in Berlin ist einem Dresd ner Ehepaar eine Kette aus Smaragdperlen ge stohlen worden. Die Perlenkette hat einen Wert von 300 000 Mk. * Leipzig, 28. Okt. Im Hause Univer sitätsstraße 12 wurde der 62 Jahre alte Otto Ungelenk tot unter Umständen aufgefunden, die auf einen Mord schließen lassen. Ungelenk lebte im zweiten Stockwerk des Hauses für sich allein in einer Wohnung und betrieb Agenturen. Seit Mittwoch wurde er von den Hausbewohnern nicht-mehr gesehen, so daß diese glaubten, er sei verreist. Sein Hund machte die Hausbewohner durch starkes Heulen und Winseln aufmerksam. Man erbrach die Stubentür und fand das hun gernde Tier und die blutüberströmte Leiche des Ungelenk. Unzweifelhaft liegt Raubmord vor, jedoch sind weitere Einzelheiten bis jetzt noch nicht bekannt. * Meerane, 28. Okt. Am Sonntag abend geriet mehreren in einem Hause am Rotenberg spielenden Kindern, eine Handgranate in die Hand. Diese explodierte und riß einem 12jäh- rigen Knaben den Leib auf, so daß die Einge weide heraustraten' Ein anderer 11jähriger Knabe erlitt leichtere Verletzungen. Die Fenster scheiben der Wohnung wurden durch die Gewalt der Explosion zertrümmert. — Tie hiesigen An gestellten der Textilbranchc sind in eine Tarif bewegung eingctreten. Sie haben einstimmig den Anschluß an den Zentralverband der Angestellten beschlossen und eine Entschließung angenommen, in der sie von den Firmen der Stadt Meerane fordern, daß den Kontoristen, Expedienten, Lage risten nsw., rückwirkend vom 1. September, ein Monatsgehalt von nicht unter 400 Mk. und eine Entschuldungssumine in gleicher Höhe gezahlt wird. * Plauen, 28. Okt. Der NeberwachungS- dienst des Oberkommandos — Heerespolizei- Zweigslelle Chemnitz — hat bei dem Agenten Georg Biedermann (bekannt als „Wurstbieder- mann"), Liebigstraßc 38, ein großes Lager von Lebensmitteln (Fleischwaren und Schokolade) ent deckt und beschlagnahmt. Es handelt sich um einen Wert von 230 000 Mk. Diese Waren soll ten durch Handel und Preiswucher den Käufern zugeführt und nach anderen Orten weiterverscho ben werden. Der Agent hat .die betreffenden Fleischwaren ohne vorherige Untersuchung durch den Fleischbeschauer in den Handel gebracht. * Bitterfeld, 28. Okt. Durch den Streik der Belegschaft der Grube „Leopold", die Bit terfeld mit elektrischem Licht versiebt, war die Stadt einige Zeit ohne Lickt und Kraft. Die Lage hat jetzt durch das Eingreifen der Not- Hilfe und durch das Einrücken der Reichswehr truppen von Eilenburg und Torgau eine andere Wendung genommen. Der Nothilfe gelang eS, die Stadt und einzelne Fabriken bereits am Sonnabend wieder mit Licht und Kraft zu ver sorgen. Die Grube „Leopold" wurde militärisch besetzt und der Vorsitzende des Betriebsrates, der Unabhängige Rauchfuß, um den sich der < ganze Streik dreht, verhaftet. Da der größte Teil der Arbeiterschaft der Grube von einem Generalstreik nichts wissen will, nahmen die Ar beiter nm Montag die Arbeit wieder auf. Letzte Nachrichten. Lhemnitz. Di« Montag abend im Volks- Haus abgehaltene Generalversammlung des Me tallarbeiterverbandes beschloß nach längerer Be ratung in später Nachtstunde, daß die Metallar beiterschaft zu Verhandlungen mit den Unter nehmern bereit ist, unter der Voraussetzung, daß die Untemehmer fich bereitfinden, auf die jetzigen Löhne zunächst 25 Prozent Aufschlag zu ge- Währen, bis ein Tarifvertrag zustande kommt. Die jetzt bestehenden Teilstreiks werden nicht aufgehoben, bis die Berhandlungsgrundlage ein Bild ergibt, das mit der Möglichkeit einer Ver ständigung rechnen läßt. In bezug auf die Akkordfrage bleiben die Vertrauensleute der Metallarbeiter auf dem bisherigen (ablehnenden) Standpunkt stehen. Hindenburg. Infolge einer Erderschütterung drangen gestern nachmittag gewaltige Wassel massen, die auf 40000 Kubikmeter geschätzt werden, in die Großbrandgrube bet Nula Schlesien) ein, zerstörten die Wasserhaltungs maschinen und legten dadurch den Betrieb still. Bas Bedienungspersonal der Maschinen konnte ich nur mit knapper Not retten. verantwortlich für die Schriftleitung: Dagobert «ulp, für dertlicheS u. Anzeigen: Bruno «erlag und Druck: Gustav Hohenstein, Hohenstein-Ernstthal.