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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.10.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191910243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191024
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-10
- Tag 1919-10-24
-
Monat
1919-10
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.10.1919
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tötet. Ter 19jährige Angeklagte Fritz Krei ner, zuletzt Schütze der Freiwilligenabteilung Bayreuth, soll sich ebenfalls an der Tötung der (befangenen beteiligt und einen der Ueberleben- den namens Anton Wolf, der unter einem Hau sen Toter und Verwundeter lag, schwer miß- Imndelt und ihm mehrere Messerstiche versetzt lmben. Auf Grund dieser Feststellungen beschuldigt die Staatsanwaltschast die vier Angeklagten Mül ler, Makowsky, Grabat und Kreiner, gemeinsam und vorsätzlich die Gefangenen getötet bezw. ver- nmndct zu haben, ohne jedoch die Tötung bezw. die Verwundung mit Neberlegung ausgesührt zu laben. Einen dramatischen Höhepunkt brachte die Vernehmung des Fischcrgescllen Achcr in die Verhandlung. Er wurde von den Hinterbliebe nen zuln Wortführer ihrer Ansprüche an die Garde-Tivision entmint. In seht pathetischer Weise bckimdct der Zeuge unter gleichzeitigen heftigen Angriffen gegen die Division, ihre Füh rer und Soldaten, daß die Zusammenkunft kei neswegs politischer Natur gewesen sei. Tie Sol daten hätten bereits >im -Hof ihre Revolver ge zogen und Schüsse abgegeben rind auf dem Transport mit den Fäusten aus die Mitglieder des Vereins cingeschlagen. Der Feldwebel Ma kowsky habt sich besonders gemein betragen. Bei der Durchsuchung nach Waffen habe der Zeuge dem Hauptmann von Sutterheim wiederholt er- ilärt, das; ein Irrtum vorlicge, da man keine Spartakisten, sondern Gesellen vor sich habe. Der Hauptmann habe jedoch erklärt, das ginge ihn nichts an. Der ganze Transport sei begleitet worden von den Rufen der aufgeregten Solda- len: „Ihr werdet alle erschossen." Auf die Erklä rung, das; sic Mitglieder des Katholischen Gc- 'ellenvereins seien, habe man sie mit Ausdrücken, wie „katholische Schweinebande" tituliert. Im Hof des Hauses am Karoltnenplatz seien gleich- Hlls Schüsse gefallen. „Ich wußte nicht," so erklärt der Zeuge, „das; in diesem Augenblick bereits einige meiner Freunde getötet wurden. A» der Kellertür stand Makowsky. Wir wurden auf seinen Befehl nach Waffen durchsucht. Da bei bekam ich einen Schlag ins Gesicht, daß mir die Oberlippe platzte. Ich machte Makowsky darauf aufmerksam unb bekam als Aittwort einen Stof; ins Gesicht, daß ich in den Keller flog. Ich bildete mir nun ein, daß wir dort verhört werden würden. Ich rief: „So weit ist cs doch mit uns noch nicht gekommen in Deutschland, das; man uns ohne Untersuchung ctschießen wird". Aber in diesem Augenblick knallten bereits mehrere Schüsse und ich sah, wie meine Freunde nach und nach umsankfn. Der Hauptmann Sut- «erben» war in der Brienncrslraße zurückgeblie ben. Er rief noch wiederholt, man scM uns doch vernehmen, aber dic Leute waren wie w ahnsinni g. Makowsky hat auch mit dem Revolver in der Hand den Befehl zu ' unserer Niederschießring 'gegeben. Ich biy es meinen freunden schuldig, daß die ganze Schießerei hier aufgeklärt wird, Die Situation iin Kettet sei schaurig gewesen, und die Soldaten seien den Acuten mit den Stiefeln auf den Köpfen und auf dem Rücken crumgetreten und haben dreiugsschlagcn und mit den Seitengewchren zugcstochen, was sie nur Ginnten. Nach den ersten Schüssen seien sie vom Boden aufgeßandcu imtx mußten nun sehen, wie mncr naw dem anderen niedergeschossen oder ihm ber Kopf gespalten wurde. Er selbst hatte be reits mit dem Leben abgerechnet, da sei ein vreußischcr Gefreiter auf ihn zugekommen und habe ibn gerettet. Auf die Frage dcS Vorsitzen den erklärt der Zeuge wiederholt mit Bestimmt- bcit, daß Makowsky derjenige sei, der die Leute mißhandelt hat. Nebcr den Angeklagten Müller behauptet der Zeuge, er habe blindlings in die Ocittc hineingeschlagen und mit dem Seitenge wehr nur so umeinander gefetzt. Er sei auch der erste gewesen, der geschossen habe. Der Vorsitzende des damaligen AktionsauS- bhnsses Hoffmann bekundet, daß damals Klagen über Willkürlichkeiten seitens der Negierungs truppen einaelaufcn seien, die dem Ministerprä- pdenten Aofnnann Veranlassung gaben, mit dem Oberkommandierenden wegen Mstelluug der Miß stände ins Benehmen zu treten. In der Vormittagssitzung dcS zweiten Ver- Handlungstages (Mittwoch) wird zunächst Rcchts- nnwätt Albert Nußbau m als Zeuge vernom men, der in den Maitagcn Mitglied des Aktions- uSschusses der sozialdemokratischen Partei war. Er habe in; Auftrage des Aktionsausschusses Ine llntcrredung mit General Oven und Gene ral Möhl gebabt und ihnen die Beschwerden unterbreitet und darauf gedrungen, daß Abhilfe erschaffen werde. Es wurde auch zugesagt, daß üEort ein Befehl an die Truppen hinausgehcn v'erdc, daß ohne ein formelles Verfahren eine Erschießung nicht vorgcnommen werden darf. Tiefe llntcrredung war am 3. Mai.. Es sei bei Am Unterredungen ausdrücklich betont worden, baß unter allen Uinstö»dcn nur . solche Leute Hstaenommen werden dürfen, die wirklich Gc walttätiakeiten begangen oder zu solchen aufge reizt haben. EN sei in jenen Tagen cmßcr- "rdcntlich viel dekmnziert und angezeigt worden. Bei der Regierung- habe der Wunsch bestanden, das; überhaupt keine standrechtlichen Erschießun gen vorgenommcn werden sollten; man hoffte mit Verhaftungen durchzukommen. Rechtsanwalt Kaufmann bietet sodann Beweise durch den früheren Staatskommissar Ewinger an, das; sich bei ihn, die Uebcrzeugung gebildet habe, daß in weiten Kreisen der Regie- rungstruppen daS Bewußtsein der Nechtswidrig- teit der Erschießungen bei Verhaftung van Spar- wkistcn verloren gegangen oder doch stark gc- ichwächt Ivar. Zeuge Schütte berichtet noch über einen Besuch bei dem Major des Gardekorps, bei dem such Hauptmann Sutterheim erschien und in Ge ¬ genwart des Zeugen dienstliche Meldung von den Vorgängen machte. Die Aussagen des Hauptmanns hätten die Lache derart entstellt, daß der Zeuge dem Hauptmann zurief, er solle endlich mit seinen Lügen aufhören. Ter Zeuge iußerte auch, er verstehe nicht, warum man ge- geu Makowsky die Anklage wegen Totsäsiags und nicht wegen Mordes erhoben habe, was -inen Protest des Staatsanwalts hervorrief. Der nächste Tatzcuge, Otto Buchhuber, 'erichlct über die Vorgänge im wesentlichen das üe'che wie die vorhergehenden Zeugen. Auch er gekündet, daß Hauptmann Sutterheim auf die Aufforderung des Acher hin, die Leute zu ver nehmen, gesagt habe, das gehe ihn nichts an. Im Keller sah der Zeuge, daß einzelne seiner Kameraden schon, wie sie herunterkamen, ' stärk 'tuteten. Der Zeuge bekam einen Streifschuß mn Kopf. Er sah auch, wie der Angeklagte Mütter init dem Seitengewehr auf die Liegenden instach und dabct schrie: „Erstecht sie! Eine Kugel sind sie ja nicht wert!" Dann begann die Ausraubung. Einei! der Soldaten, der sah, daß "-er Zeuge noch lebte, sprang ihm ein tzaarMal auf den Bauch, ließ aber schließlich von ihm -w, als sich der Zeuge tot stellte. Der Zeuge Anton W o l f berichtet, Makowsky abc während deS ganzen Transportes den Ne- wlver in der Hand gehabt. Ein Geselle, der inen kurzen Fuß hatte, sei unterwegs zusam- mcngebrochen uiid öon Mäkotvskh durch Fuß- tiittc wieder aufgeiricben worden. Häüptmann sutterheim babe den Mißhandlungen zugesehen, v'me cinzuschrcitcn. Nach der Schießerei sah der Zeuge, der noch bei Bewußtsein war, wie sich -in Mann über ihn beugte und ihm Stiefel, Wickelgamaschen und Strümpfe auszog. Wolf laubt in Kreiner diesen Mann zu erkennen. Als iner der Soldaten in bezug auf Wolf äußerte: ..Dem schlägt ja der Puls noch", bekam der Zeuge zwei Bajonettstiche in die Brust. Kreiner n'lärt gegenüber den Aussagen des Zeugen, er ci die von Wolf gemeinte Person nicht. Zeuge Feldwebel Boller gibt eine Schil derung der damaligen Vorgänge aus eigener An- chauung. Die Gefangenen hätten wiederholt ge- -chrien, sie seien keine Spartakisten, man solle >ic nicht so schlagen. Zm MllWtWM. Der Verband der Landwirte iw Erzgebirge, G m. b. H., Themnitz schreibt: 3720 bester Milchkühe und 1034 junge Rin- der soll Sachsen jetzt ati die Entente abliefern. Die Ausbringung ist im Gange Dellit iiachdem der unheilvolle Friedensvettrag einmal unter schrieben worden ist, bleibt dem gesamten Volke nichts mehr übrig, als die Folgen zu tragen Da die jungen Binder im nächsten Jahre als Milchkühe gedient hätten, wird Lachsen für die kommende Heit um den Wilchertrag von rllnd 5000 Stück Rindvieh geschädigt. Bei S Litern täglichen Milchertrag — es soll ja bestes Vieh abgeliefert werden — fehlen also künftig gegen über der jetzigen Milchmenge täglich 26000 Liter, die bei der jetzigen Rationierung etwa 75 V00 jungen und kranken Landesbewshnern zur Kräftigung dienen kann Der Milchertrag des uns üerbleibenden Restes an Milchvieh wird jetzt nätürgemäß beim Aufhören der Grünfütterung noch abnehmen, so daß eine weitere Verringerung der Milchgewtnnung unvermeidlich ist. Dem können nur folgende Maßnahmen entgegen wirken: 1. Verschiebung der Ablieferung an die Entente aufs Frühjahr, wenn die ver bleibenden Reste durch die Grünsütterung wieder mtlchergiebiger werden, 2. Vermeidung aller sonstigen Eingriffe in die Mtlchoieh-Bestände, Die Fleischaufbrin- gung wird nur noch durch starke Heran ziehung des Milchviehs ermöglicht. Soll das Milchvieh angesichts des demnächst bedrohlichen Milchmangels geschont werden, so wird sich die zeitweilige Wiederein führung von frischfleischlosen Wo chen nicht umgehen lassen. Da der Be- völkerung schsn vom vorigen Jahre her diese Einrichtung bekannt ist, wird sie ihr, wenn sie über den Zweck, die Sicher stellung der notwendigen Milch für Kin der und Kranke, aufgeklärt ist, Verständnis- voll gegenüber treten. 3. Durch Gewährung höherer Milchpreise würde die Landwirtschaft einen Anreiz zur Erhöhung der Milch-Produktion erhalten. Sie wäre dann auch in der Lage, die milchfördernden, aber heute außerordentlich teueren ausländischen Kraftsuttermittel zu beziehen Allerdings müßte die Preis erhöhung erheblich sein, denn zurzeit muß die Landwirtschaft die Milch zu den halben Erzeugungskosten abgeben. Sie hält ihr Milchvieh nur noch aus zwei Gründen: Das Vieh liefert den für den Getreidebau notwendigen Dünger, denn infolge des herrschenden Kohlenmangels sind künstliche Düngemittel zurzeit nicht zu haben und dann hofft die Landwirtschaft, daß sie innerhalb einiger Jahre durch Nachzucht den großen Viehmangel mit seinen ver derblichen Folgen für Fleisch- und Milch- gewinnung zum Wohle der Gesamtheit wieder ausgleichen kann. EWtlW derPtlsMnoktkthn 0« SMtIM Die von uns bereits angekündigte Einftel- ung des gesamten Personenverkehrs an Sonn tagen wird in Sachsen, sowie in ganz Preußen vom nächsten Sonntag (26. Oktober) ab durch geführt. Es fallen daher bis auf weiteres an Sonntagen im «Ügemeinen alle der Personenbe- sörderung dienenden Züge Nu». Lediglich für einige wenige Arbeiteroerkehre werden einzelne Aüge gefahren, doch ist die Benutzung dieser Züge ausschließlich den Inhabem von Arbeiter- und Zeitfahrkarken gestattet. Ein Verkauf von Fahr karten findet an Sonntagen (mit Ausnahme der Arbeiter, und Zeitfahrkarten) nicht statt. Die für den Arbeiteroerkehr abzulassenden Züge werden durch Schalteranschlag bekannt gemacht, auch er teilen die Stationen nähere Auskünfte hierüber. Bezüglich des Verkehres der Nachtschnell züge ist folgende» besonders heroorzuheben: Die Nachtschnellzüge 0 26/l) 21 zwischen Berlin- Leipzig—München und v 120 v 101 zwischen Dresden und München verkehren sowohl in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, als auch vom Sonntag zum Montag, während die Nacht schnellzüge zwischen Leipzig und Görlitz v 1/v !21 und v 120 l) 20 nur in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag abgelassen werden und in der Nacht vom Sonntag zum Montag ausfallen. Oertlich.s und Sächsisches. * — Die Z u ck e r lj ä n d t e r werden noch mals ans die von ihnen am 25. Oktober abends "vrznnehmcnde Zuckerbestandsausnahme hinge- micsen. Die hierzu erforderlichen Bestandskartcn sind bei den Ortsbehörden zu haben. i Hohenstein-Ernstthal, 23 Okt Wie wir schon berichteten, sind seit einiger Zeit in den Eisenhöblen at» sogen. Kicfernberg im fürstlich Schönburgischell Wälde eine größere Anzahl Arbeiter für zwei Firmen tii Hainichen und Zöblitz i. Erzg. mit dem Brechen von Scr- pcntinstcin tätig. Gegenwärtig läßt nun die Forstverwaltung einen großen Teil des Kieser»- berges abholzen, um die Gewinnung von Scr- pcntinstein Zu fördern. Ter Stein wurde in letz te? Zeit in ausgiebigen reichen Adern vorgc- ßmden. Um die edlen Steine, die bisher in rohem Zustand nach Hainichen und Zöblitz transportiert wurde», besser ausnützen zu kön nen, hat die Firma Gebrüder Uhlig aus Z)5- titz am Fuße der Steinbruchsanlagen ein Ge bäude erbauen lassen, in dem ein großer Stein- Whrer nebst Beiizinmotor ausgestellt wurde. Die liier gcfntldcnen Icrpentinsteine sollen über 20 Farben answeisen und von vorzüglicher Beschaf- ßmheit sein. i . D e r K on s u »ivcrc^u .erzielte im Wücn Berichtsjahr einen Umsatz von 702 972 Mark rmd einen Reingewinn von 58 393,02 Mk. Letzterer soll in einer Rückvergütung von 7 Pro zent zur Verteilung kommen. Dem Reservefonds wurden 2500 Mk. und dem Baufonds 2500 Alk überwiesen. An Stäckts-, Gemeinde- und Um- 'atzstruer wurden 6473,87 Mk. gezahlt. Der Mit gliederbestand war am 31. Juli 1919 1691. Dein Völkerringen fielen 54 Mitglieder zum Opfet. * — Die Bäcker-J n n u n g hielt ge stern im Gewerbshatts eine Ouartalssitzrmg ab, in der »eben verschiedenen internen Angelegen heiten eine Neuwahl des Vorstandes vorgcnom men wurde. An Stelle des Herrn Bäckcrober- mcisterS Kreher, der sein Amt wegen Aufgabe des Geschäfts niedergelegt hat, wurde Herr Bäckermeister Uhlmann gewählt. * — Besseres Brot. In verschiedenen Bäckereien unserer Stadt' hat cs gcstern zum erste;; Male das bessere Brot gegeben. Tas neue Gebäck erhielt aber einen bitteren Beigeschmack in Form eines Pretsanfschlages von 11 Psg. je Pfund, der mit Mehrkosten tür Anschaffung und Ausmahlung begründet wird. — r. L o t t c r i e g e w i n n. In die Kollek tiv» von Fr. Zeuner hier fiel auf die Nr. 50 242 der Slaatslotierie ein Gewinn von 1000 Mark. * — D» r ch Einb r u ch wurden einein hiesigen Spediteur zwei Kassetten, enthaltend 6 Vankbücher und ein Buch der Gcwerbcbank zu Grüna gestohlen. Bei»; Porzeigen dieser Bücher «volle man die Polizei benachrichtigen. ---- E x P e r i m e u t a l v o r t r a g. Im ziemlich gutbesetzten Saale des SchUtzenhauscs hielt gestern abcnd der Hypnotiseur Tenagore einen Vortrag über Hypnose, Suggestion und Somnambulismus. Ten Hauptinhalt des Abends bestritt weniger der vortragliche Teil, er war mehr den Experimenten gewidmet. „Aus der Welt des Uebersmnlichcn", hatte der Redner sei nen Vorcrag überschrieben, doch, wer da glaubte, nun vielleicht wesentlich Mitteilungen des „Neber- sinnlichen" zu höre;;, der wurde ziemlich ent täuscht. Die Hypnose, die schon in dein Worte „Uebersinnlich" steckt, hat zwar auch gcstern ihre Anziehungskraft bewiesen, aber sonst .... Eine Reibe von Experimenten, mehr oder weniger gut gelungen, schlossen sich den erläuternden Aus führungen an. In der Wach-Hypnose erzielte der Vortragende seine Haupterfolge, die in einem Sondersatt von Willcnsübertragung lebhafte Be wunderung hervorriefcn. Den Beschluß bildeten somnambule Tränmtänze von Rose-Provence. Die Darbietungen dcS Abends fanden bei der Mehrzahl der Besucher Anerkennung und Beifall. (*) Oberlungwitz. 23. Okt. Bei der am 8. Oktober stattgcfundenen Volkszählung wurdn; in unserem Orte 2013 Haushaltungen mit 7471 Einwohnern (3546 männliche und 3925 Weib- liehe) fcstgestellt. Gegen 1910 ist ein Rückgang von 186 eingctreten. Bei der Volkszählung am I. Januar 1905 wurden 8724 Einwohrrer mit 2089 Haushaltungen gezählt. Letztere haben sich 'also in den letzten 14 Jahren um 46 vermin dert. An; 1. Dezember 1885 zähste unser Ori 8251 Einwohner. Der Rückgang seit dieser Zei diirfle den verschiedentlich vorgenommcncn Aus flurungen zuzuschreibcn sein. Immerhin zeigen diese Zahlen, wie einflußreich der wirtschaftliche Auf- und Niedergang in unserem Orte auf die BevölkcrungSzahl gewesen ist. C) Oberlungwitz, 23. Okt. Im seht gut besetzten Saale des Gasthofes „Zum Lamin" spielte gestern abend die Hvhenstein-Ernstthaler Ltadtkapelle zum zweiten Kirmes-Konzert. Die Portragssolg« enthielt Werke erster Komponisten und die Durchführung unter der Leitung des Herrn Stadtmusikdirektor L. Schäffer zeigte das Ganze in; Spiegelbild einer wirkungsvollen Wie- * Vergabe. Einen besonderen .Einschlag nach der künstlerischen Seite erhielt das Konzert durch ein Violin-Loko des Herrn Franz aus Chemnitz. Die Stadtkapelle erfreute besonders durch das technisch wie rhythmisch gleich vollendet wieder- gegebene Mansche Streichquartett „Süßer Traum" und die Vollstedtsche Phantasie „Im Walde". Während des Balles unterzog man Küche und Keller des Herrn Böttcher als Wirt einer Prü fung, die mit einein anerkennenden Urteil ab- schloß. Ein Wort der Anerkennung sei auch noch d e m Teil der Zuhörer gezollt, der seine Liebe zur Musik im allgenreinen und das Verständnis für das Konzert -im besonderen nicht anders als durch lebhafte Unterhaltung zum Ausdruck brin gen zu können glaubte und dadurch dem ande ren Teil der Zuhörer den Genuß empfindlich verleidete. ):( Oberlungwitz. 23. Okt. Im Heimats- orle nach langer fremder Knechtschaft trafen die- ser Tage wieder ein: Kurt Bergert, Nr. 399, Erwin Weber, Nr. 87, und Otto Har laß, Nr. 275. ):( Oberlungwitz, 23. Olt. Die Herrn Gutsbesitzer Arnold hier vor einigen Tagen ab handen gekommenen Schafe haben sich noch nicht wieder eingestellt. Der Verlustträgcr setzt auf ihre Wicderherbeischaffung eine Belohnung von I00 Mk. aus Daß die Schafe für ihr eigen mächtiges Entfernen gerade die ungünstige Zeit der Kirmes gewählt haben, läßt den Verdacht wach werde», daß sie besonders „dunkle" Wege gegangen sind Das; die Liebe zu Dingen frem den Eigentums in der heutigen Zeit besonders vorherrscht, mußte auch ein anderer Einwohner erfahren, dein aus dem Garten die Wäscheleine von guter Friedensqualität nachts gestohlen wurde. * * Gersdorf, 23. Okt. --ci der dies jährigen Volkszählung hatte unser Ort eine Ein wohnerzahl von 6945 Personen, und zwar 3278 mäimljchc und 3667 weibliche. Bewohnte Häu ser waren 528, .Haushaltungen 1921 vorhanden. Im Verhältnis zu der Einwohnerzahl vor den; Kriege ist auch hier ein Rückgang von etwa 1000 Personen zu verzeichnen. Mit der Zahl von 6945 ist man noch nicht der Einwohnerzahl vom Jahre 1900 »abc gekomme», wo 7007 Ein wohner gezählt wurden, obwohl diesmal die Zahl der Haushaltungen um 297 höher ist als 1900, wo 1624 gezählt wurden. 1905 wurden 1710 HanSbaltungen mit 7132 Einwohnern gezählt. Die Zahl der bewohnten Häuser ist in den letz ten 14 Jahren um 28 gestiegen. (:) Gersdorf, 23. Okt. Von ihren Ange hörigen herzlich empfange», trafen dieser Tage aus der Gefangenschaft ein: Erich Hübsch, Nr. 106B, Walter Arnold, Nr. 220L, und Max Friedrich, Nr. 156B. Damit hat sich die Zabl der Heimgekehrtcn auf 35 erhöht. —1. Wüstenbrand, 23. Okt. Hier find einige Fälle von Ruhrerkrankungen bet Kindern zn verzeichnen, von denen zwei bereits tödlich verlaufen sind. )( Meinsdorf, 23. Okt. Bei der Volks- zählung am 8. Oktober wurden hier 327 Ein wohner gezählt und zwar 147 männliche und 180 weibliche. Haushaltungen sind 75 vorhan den. Anfang 1914 betrug die Einwohnerzahl 339, so daß auch in unserem Orte ein Rückgang eingeketen ist. * Glauchau, 23. Okt. Unter dem Ver dacht, an den im Frühjahre d. I. lm Zwickauer Krastwagendepot vorgekommenen Kraftwagen- diebstählen beteiligt zu sein, wurde ein 34 Jahre alter Klempner von hier, der einen Lastkraft wagen für 10000 Mark zum Kaufe ausgeboten hatte, verhaftet. * Leipzig, 23. Okt. Die Leipziger Beamten schaft hat in einer von über 3000 Reichs-, Staats-, Gemeindebeamten, Lehrern und Gemeinde-Ange stellten besuchten Versammlung zu der Ablehnung der Beschaffungsbeihilfe an die Leipziger städtischen Beamten und Angestellten Stellung genommen und eine Entschließung gefaßt, wonach die Be troffenen unter keinen Umständen auf die Be schaffungsbeihilfe verzichten können und ihre Forderung durch Ergreifung der äußersten zu lässigen Mittel verwirklichen wollen. Die Reichs und Staatsbeamten erklärten, mit allen Kräften die Forderung der städtischen Beamten usw. zu unterstützen. — Man muß demnach mit einem Beamtenstreik in Leipzig rechnen, wenn auch die Stadtverordneten dem Ratsbeschluß aufAblehnung der Beschaffungsbeihilfe sich anschließen sollten. * Oschatz, 23. Okt. In der Mügeln-Oschatzer Gegend glaubte man auf Grund alter Abbauten an das Vorhandensein großer Kohlenschätze. Be sonders nahm man das von der Gegend um Kreischa, Saalhausen und Thalheim an. Das Bergamt Freiberg hat sich nun mit der Frage dieses Kohlenvorkommnisses befaßt und festgestellt, daß dort in früheren Zeiten nicht, wie man an- nahm, Braunkohlen, sondern Brandschiefer ab- gebaut worden ist, der auch teilweise sehr gutes Brennmaterial geliefert hat. Der Bezirksverband Mügeln hat das Finanzministerium ersucht, die Frage umgehend zu prüfen, ob es möglich sein wird, die Förderung von Brandschiefer wieder aufzunehmen. * Bautzen, 23. Okt. Eine Lohnbewegung ist im hiesigen Schneidergewerbe ausgebrochen. Da die Verhandlungen bisher zu keinem Ergeb- nis geführt haben, haben die Arbeitnehmer die Arbeit niedergelegt. Verantwortlich für di, Schriftlettung: Dagobert Lulp, für Orrtltche« u An,eigen: Bruno Preiß, «erlag und Druck: Gustav Hohenstein, Hohenstein-Ernstthal.
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