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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.10.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191910212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191021
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-10
- Tag 1919-10-21
-
Monat
1919-10
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.10.1919
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Dieses Vorgehen des argentinischen Ministers wird für außerordentlich wichtig erachtet, da es als der erste Schritt gilt, eine Herabsetzung der Preise in der ganzen Welt zustande zu bringen. H'Amumzw diNiert! Den Blättern zufolge melden „Newyork Li mes", daß d'Annunzio Fiume zum Freihafen erklärt habe. Wilsons «rsok-eit »d ihre Folge». „Centtal News" meldet aus Washington, dah unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Lansing ein Kabinettsrat stattsand, der sich mit dem Ge sundheitszustand des Präsidenten Wilson und den sich daraus ergebenden staatsrechtlichen Fol gen beschäftigte. Die offiziellen Krankheitsbe richte besagen, daß vorläufig keine Besserung im Befinden des Präsidenten zu erwarten ist. In Washingtoner Regierungskreisen wird damit ge rechnet, daß Wilson seine Tätigkeit überhaupt nicht wieder aufnehmen könne. Stitf-e «MiMkkfaimlW. Berlin, 18. Okt. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung. Die Aussprache über den Haushalt des Reichsarbeitsmini st erium wird fortgesetzt. Abg. Müller-Potsdam (Soz.): Das Ge setz über die Betriebsräte hätte viel eher in An« griff genommen werden müssen. Die Umgestal tung der Reichsversicherungsordnung ist not wendig. Abg. Tremmel (Zentr.): Wir begrüßen die Schaffung des Reichsarbeitsministeriums. Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Schaffung eines ausgeprägten Arbeitsrechtes. Den Bestim mungen der Verfassung mutz durch das Reichs arbeitsministerium oem Terrorismus gegenüber energisch Geltung verschafft werden. Dem Ter ror gegenüber müssen wir dem Reichsarbeits ministerium andere Mittel zur Verfügung stellen. Abg. Frl. von Gierke (D.-N.): Es ist dringend zu wünschen, dah die Sozialpolitik im Einklang mit der Wirtschaftspolitik getrieben wird. Air werden dem Hause folgende Ent- schlietzung unterbreiten: Die Nationalversamm lung wolle beschließen, den Reichsarbeitsminister um Vorlegung folgender Denkschrift zu ersuchen: 1. Ueber die bestehenden Schlichtungsausschüsse unter Angabe der Spruchkammern für Land- und Forstwirtschaft. 2. Ueber Anzahl und Sitz der Vertrauenskommissionen in Lohn- und Ta rifangelegenheiten. Z. Ueber die Pläne des Reichsarbeitsministers zur Förderung der Ar beitsnachweise. Ferner fordern wir die Herauf setzung der Schulpflicht bis zum 15. Lebenssahr. Unbedingt wünschen wir für Jugendliche beider lei Geschlechts den Zwang zum Besuch des Fort bildungsunterrichts aufrcchtzuerhalten. Dringend müssen wir davor warnen, daß die Erwerbs- losenunterstlltzung bei Streiks irgendwie zur Ent lastung der Kassen der Streikorganisationen ver wendet wird. Reichsarbeitsminister Schlicke: Bei der Neuordnung des Arbeitsrechts wird ein Aus schuß zur Vorberatung der Vorlage gebildet, zu dem sachverständige Mitarbeiter herangezogen werden sollen. Einzelne Materien müssen aber bald begonnen werden, so die Einrichtung von Schlichtungsausschllssen, die Arbeitsvermittlung und die Arbeitsversichcrung. Eine Reichszentral- stelle für Arbeitsvermittlung mutz schleunigst in Gang gesetzt werden. Die Erwerbslosenuntcr- stühung kann nur durch eine strenge Kontrolle abgebaut werden, aber gleichzeitig müssen die Einzelstaaten und Gemeinden für die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten sorgen. Es ist beab- sicbtigt, Sviuterbeihilfen für besonder» bedürftige Arbeitslose für die Monate November bis März einschließ- lichlich zu gewähren. Bezüglich der Tarifver- träge ist über Beschwerung durch Verbindlich ¬ keitserklärungen geklagt worden. Einsprüche wer- den berücksichtigt werden,* wenn sie daraus be ruhen, daß ein Terror ausgeübt worden ist. Leider steht mir keine Exekutive zu, ich mutz mich an die Einzelregierungen wenden. Hier hat es oft an der nötigen Energie gefehlt. Die Gewerkschaften sollten ihren ganzen Einflutz gel tend machen, um hier Ordnung zu schassen. Der Neuaufbau - des Schlichtungswesens ist im ersten Entwurf fertig, der der Versammlung in nach ster Zeit vorgelegt werden wird. Die von Frl. von Gierke angeregte Denkschrift wird der Na tionalversammlung ebenfalls zugchen. Die Wah- , rung des Koalitionsrcchtes mutz den Betriebs räten überwiesen werden. Für die Tarifverträge müssen künftig Lebenshaltung und Lohnstatistik die Grundlage bilden. Eine gesetzliche Regelung der Arbeitszeit ist beabsichtigt. Ferner ist eine umfassende Revision der Reichsversicherungsord nung vorgesehen. Die soziale Kriegsbeschädig ten- und Hinterbliebcnenfürsorge ist Aufgabe des Reiches unter Mitwirkung der Länder. Dringend nötig ist die Neuregelung des Versorgungswesens für Offiziere, Mannschaften, Hinterbliebene usw. Noch in diesem Winter wird eine Vorlage kom men. Tie Frauenarbeit muh im Interesse der Gesundheit und der Bevölkerungspolitik neu ge regelt werden. Ich beabsichtige, darüber und über die weitere Einstellung von Frauen im öffentlichen Dienst mit Vertretern von Frauen vereinen eine Konferenz im Ministerium abzu halten. Nm ^6 Uhr erteilt Präsident Fehrenbach dem Abg. Eichhor n (Unabh.), dem früheren Berliner Polizeipräsidenten, das Wort. Dar auf verlassen die wenigen i in Saale anwesenden Abgeordneten mit dem Minister und seinen Ge heimräten den Saal. Im Sitzungssaal verbleiben nur noch sechs unabhängige Abgeord nete, zwei Regierungskommissarc und der sozial demokratische Vizepräsident Löbe. Abg. Eichhorn (Unabh.): Ich werde nun dem leeren Hause meine Ansicht über das Reichsarbeitsministerium vortragen. Der Redner richtet dann scharfe Angriffe gegen die Mehr heitssozialisten. — Ilm ^6 Uhr hat der Abg. Eichhorn seine Rede beendet. Es treten nur we- nige Abgeordnete wieder in den Saal. Abg. Henke (Unabh.) bezweifelt die Be schlußfähigkeit des Hauses. (Heiterkeit.) Montag 1 Uhr: Weiterberatung. Pikttitaq der Seuschei VMmrtei. Der zweite Parteitag der Deutschen Volks- Partei wurde am Sonnabend im Kristallpalastt zu Leipzig unter zahlreicher Beteiligung eröff net, nachdem bereits am Freitag eine Sitzung des Zentralvorstandes der Partei vorausgcgan- gcn war. Nach einer Begrüßungsansprache des 1. Parteivorsitzcndcn Dr. Stresemann wur- > de» zu Vorsitzenden des Parteitages Geh. Rat Dr. Kahl- Berlin, Frau Bassermann- ' Mannheim, Chefredakteur Dr. Piper und j Reichsgerichtssenatspräsident Königs- Leipzig ! gewühlt. j Den Bericht über die politische Lage erstat tete der Führer der Partei Dr. Strcse - m a n n in einer grotzangclegtcn Rede. Er führte aus, daß seit dem Jenaer Parteitage zwei große politische Ereignisse cingetrcten seien, das eine auf außenpolitischem Gebiete, der FriedenSschlutz zu Versailles, das andere im Bereiche der In nenpolitik, die Annahme der neuen Neichsver- fassung. Man habe hierdurch vom alten Deutsch land Abschied genommen, sowohl von seiner Machtstellung nach außen, wie auch vom Bis- marckschen Geiste der alten ReichSversasfung. Für die Deutsche Volkspartei sei die Ablehuung der neuen Verfassung selbstvcrWindlich gewesen, was sie aber nicht gehindert habe, durch Mitarbeit im einzelnen das Schlimmste zu ver hüten. In der heutigen inneren Politik spreche man viel von der Sicherstellung der Errungen schaften der deutschen Revolution. Er selber sehe in der Revolution nur Auslösendes und vermiss« jeden aufbauenden Charakter. Di» staatliche Autorität sei geschwunden, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit auf ein Mindest maß gesunken. Allgemein herrsche tiefe Sehn- sucht nach d e in Vergangenen, nach dem alten Deutschland der Autorität, der Ord nung und der Sitte. Stresemann wandte sich scharf gegen die jetzige Rcichsregierung und vor allein gegen die Persönlichkeit des Reichssinanz- Ministers Erzberger, und wies auf die Radikali sierung der Arbeiterschaft hin, die cs noch nicht fassen könne, daß der Sozialismus bereits nach zehn Monaten abgewirtschaftet hahe. Jetzt sei man ja so weit, daß die regierende Sozialdemo kratie mit den Mitteln der Gewalt arbeiten muß, die sic früher verhöhnte. Stresemann knüpfte hieran eine eingehende Polemik gegen die jetzige Politik der Mehrhcitssozialisten, die zweideutig sei, indem sie in ihrer Propaganda auch weiter hin die Dogmen ihres alten Programms an wende, die sic in ihrer praktischen Rcgicnmgs- tätigkcit tatsächlich nicht befolgen könne. Gegen über dieser sozialdemokratischen Politik müsse das deutsche Bürgertum ohne Unterschied der Partei die Herstcllung einer bürgerlichen M ehrheit von Fall zu Fall zur Wahrung seiner Interessen erstreben. Bei dieser Aufgabe hätten die Demokraten versagt und seien zu Nach läufern der Sozialdemokratie geworden. Daher werde die Einigung dcS deut schen Liberalismus in der Wählerschaft zugunsten der Deutschen Polkspartei unter Umgehung der Demokratischen Partei, erfolgen. Der Zentrums- Partei hielt der Redner vor, daß sie sich in den Grenzfragen bei weitem nicht einmal so natio nal erwiesen habe wie die Sozialdemokratie. An der D e u t s ch n a t i o n a l c n VoIkspar - t e i hatte Stresemann auszusetzcn, daß ihr in folge ihres Ursprunges aus den verschiedensten Gruppen noch das einheitliche Programm mangle. Für die kommenden Neuwahlen empfahl Redner schärfsten Kampf gegen die heutigen Regierungsparteien, freundschaftliches, aber selbständiges Nebeneinander mit den D e u t s ch n a t i o n a l e n, Mitarbeit am Wiederaufbau des deutschen Landes und Volkes unter Betonung der nationalen liberalen und sozialen Grundsätze. Die Neichseinhcit sei zu fördern und jeder übertriebene Pessimismus ab- zulehnen. Den Bericht über die Tätigkeit der National versammlungsfraktion erstattete deren Vorsitzender Staatsmiuister a. D. Tr. H e i u z c - D r e s -: den, wobei er besonders auf die Mitarbeit der : Pnrtcü iu den Fragen der Reichsverfassung, des Friedensschlusses, der Sozialisierung und der Finanzreform einging. Für die Fraktion in der preußischen Landesversammlung legte Professor Moldenha u e r - Köln Rechenschaft ab, wäh rend iibcr die Tätigkeit des geschäftsführenden Ausschusses der Partei Geh. Nat G a r n i ch referierte. Wie er ausführte, zählt die Partei gegenwärtig rund ^Million Mitglieder gegenüber 100 000 nach den Januar Wahlen und ZOO 000 der alten Nationalliberalcn Partei. Den Referaten folgte eine lebhafte Aussprache. Dem Parteitag lag am zweiten Verhandlungs tag (Sonntag) der Entwurf der Grundsätze der Deutschen Volkspartei zur Beratung und Be schlußfassung vor. Sie wurden en bloc ange nommen. Die Ausführungen Professor Kahls behandelten den Teil des Programms, der sich auf das Staatswesen bezieht. Als Staatsform wünscht die Deutsche Polkspartei, die im Nah men ihrer politischen Grundsätze auch innerhalb der jetzigen Staatssorm Mitarbeiten wird, den E i n h c i t s st a a t mit weitgehender Selbstverwaltung und Sicherung der Eigenart der einzelnen geschichtlich, kulturell und wirtschaft lich zusammenhängenden Landschaften. Sie er strebt die Wiedererrichtung eines V o l k^S t a i s e r tumS , und zwar aus gesetz mäßigem Wege durch freien Entschluß des Vol kes. Dieses Kaisertum sei als das wirksamste Symbol der Einheit anzpsehen. Redner suchte dann nachzuweisen, daß die Monarchie die für Deutschland allein in Frage kommende Staatü- form sei, wobei er jedoch zu dem Schluß kam, daß , eine Wiederherstellung der monarchischen K l e i n st a a t e n im neuen Deutschland bei seiner Entwickelung zum Einheitsstaat nicht möglich s e i. lieber die wirtschaftlichen Fragen, insbeson dere die Arbeitsgemeinschaft, sprach dann Gene raldirektor Vögl e r. Aus seinen Ausführungen ist hervorzuhebcu, daß die Partei die Sozia lisierung der deutschen Wirtschaft verwirft. Der Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen For derungen der einzelnen Bcrufsgruppcn ist auf dem Wege gütlicher oder schiedsgerichtlicher Eini gung herbeizuführcn. Dem berechtigten Verlan gen der Arbeiter und Angestellten, verantwortlich an der Regelung der Wirtschaft und Sozialpoli tik mitzuarbeiten, soll durch eine von den Ver bänden der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ge tragene Arbeitsgemeinschaft erreicht werden. Nach ihm sprach der Abgeordnete Leidig über die Stellung der Partei zu Landwirtschaft, Handwerk, Kleinhandel rznd Gewerbe, berührte Handels- und Schiffahrtsfragen und kam dann auf die Rcichsfinanzen und Steuern, sowie auf die Bodenpolitik und andere Wirtschaftssragen zu sprechen, die alle im Parteiprogramm eine eingehende Behandlung erfahren haben. — Die Ausführungen des letzten Redners Gymnasial« j dircktors Dr. Beelitz hatten die Schule u n d K i r ch c zum Gegenstand. Tie Partei fordert die nationale Einheitsschule. Der Reli gionsunterricht soll in den öffentlichen Schulen beibehaltcn werden. Hinsichtlich der Religion und Kirche tritt die Partei für Gewissensfreiheit und Selbstverantwortlichkeit in allen religiösen und -Kirchlichen Angelegenheiten ein. Am Nach mittag fand dann unter starker Beteiligung eine vaterländische Feier i in Völkerschlacht- d e n k m c> l statt, bei der Professor Kahl die Festrede hielt. BttsWNllW der Landwirte. ( * ) Glauchau, 20. Okt. Der Klub der Landwirte zu Glauchau hielt gestern nachmittag im „Lindenhos" eine grübe- suchte Versammlung ab, in der der Vorsitzende, Volkskammerabg. Arno Leithold- Tettau nach der Begrüßung zunächst Mitteilung von einem Schreiben der Amtshauptmannschaft bezögt, der Schrotmühlen machte. Der Amtshauptmann weist darin hesouders darauf hin, daß das V e r- bot der B e u u tz nng per S chrot m ü y- l e n keine neue Verordnung sei. Bezüglich der Rückgabc d e r K leie soll seitens der Amts- hauvtmannschaft in Dresden Rückfrage gestellt werk en. Herr Leithold hält das Verbot der Benutzung der Schrotmühlen besonders sür die Landwirte als eine große Erschwernis, da deren Wohnungen zumeist weit von den Mahlmühlen ent fernt liegen. Im Allcuburgischcn sei den Land wirten das Schroten an bestimmten Tagen er laubt worden und hält er diese Maßnahme auch im Glauchauer Bezirk für durchführbar. — Wie aus der Versammlung mitgeteilt wurde, ist auch anderen Landwirten, die sich in derselben Lage befinden, von der Amtshauptmannschaft die Be nutzung grundsätzlich abgelehnt worden. Ein Redner fordert schärfere Maßnahmen gegen die Amtshauptmannschaft, evtl, solle man das Dre schen/ des Getreides einstellen. Wenn dem Land wirt keine Rechte cingcräumt würden, dann solle es für ihn auch keine Pflichten geben. — Auch Herr Leithold hält es für zweck los, mit der Amtshauptmannschaft weitere Ver handlungen zu führen. Die Sozialdemokratie habe sich jedenfalls entgegenkommender erwiesen als die alten Beamten, das habe auch die Art der Einsetzung der Kontroll- und Uebcrwachungs- Sein Verhängnis. Roman von Gottfried Bruckner. SS Der General seinerseits blieb bei der nächsten Biegung plötzlich stehen, al» ob der Gedanke, der . ihm eben gekommen, seine Schritte hemmt«; nach, denklich blickte er zurück, konnte die beiden aber nicht mehr sehen. „Ich möchte wohl wissen, ob er ernstliche Absichten hat?" murmelteer dabei vor sich hin. „Nun, wenn e» sich in der Tat so verhält, ist ihm eigentlich kein Vorwurf daran» zu machen, denn sie ist wirklich ein charmante» Mädchen. Aber eigentlich tut er mir leid, denn Cäcilie wird mei- nem Neffen nie die Treue brechen. Nun, er ist ein braver Junge, aber helfen kann ich ihm nicht, Liebe und Enttäuschung, Sonnenschein und Echat. ten gehören nun einmal notwendig zu diesem Le» den." 14. Kapitel. Die unterbrochen» Werbung. Graf von der Pforten lag auf den Decken nicht weit von CäcilienS Staffelei unter dem Schatten der weithin sich breitenden Baumkronen, welch« noch voll belaubt waren, wenngleich da» Grün der Blätter sich bereit» zu Brann und Gelb, zu Brrnsteinfarbe und Orange gewandelt hatte. Di« Sonne stand hoch am Himmel, besten leuchtende» Bla» dnrch keine Wolke getrübt war, während da» glitzernde Blau des Meeres sich beinahe unbewegt und wellenlos zu ihren Füßen auöbreitrte. Di« Luft war so still, daß man da» Zirpen der Bögel in den Bäumen ans weite Entfernungen her hören konnte, und so klar, daß da» doch in ziemlicher Entfernung au» dem Master sich erhebende Capri so nabe und deutlich erschien, al» ob man e» mit den Händen greifen könnte. Der junge Graf hatte da» Gefühl, daß er an einem so schönen, heitere» Tage ein Fehlschlägen seiner Hoffnungen kaum zu befürchten brauchte, und so begann er denn seine Unterhaltung mit ihr in freundlichem, unbefangenem Ton, mit der gan zen Geschicklichkeit und Gewandtheit de» vorneh men Manne», der seiner Stellung und Bedeutung sicher, da» Gespräch zum Anträgen seine» Herzen» und seiner Hand hinübcrzuführen beabsichtigt. Aber so geschickt und gewandt er auch war, merkte Cäciiie seine Absicht doch schon einige Zeit, ehe er zum eigentlichen Antrag gekommen war, und rief in plötzlicher Derwirrung mit bittendem Ton und flehenden Augen: „Bitte, sagen Sie nicht» weiter, Herr Graf. Ich denke, ich »ruß jetzt zu mei ner Tante zurückkehren." Aber der innige, bittende Blick ihrer Augen er mutigte ihn mehr, al» daß er ihr erschreckte, und mit leidenschaftlicher Erregung begann er: „Ich brauche nicht zu fürchten, daß ich irgend etwa» unbedachtsam sage, wenngleich ich ja nicht ganz von der Furcht frei bin, Ihre Antwort könnte mög licherweise so lauten, daß st« mir den tiefsten Schmerz bereitete. Biellricht spreche ich zu früh, aber, meine geliebte Cäcilie —" „Herr Graf!" „Nein, ich kann nicht länger schweigen. Ich muß Ihnen sagen —" Laut und kläglich schrie Cäcilie auf, denn plötz lich fiel da» beinahe vollendete Gemälde, an wel chem st« den ganzen Morgen so fleißig gearbeitet hatte, von der Staffelei und mit der feuchten Bild seite auf da» Gra». Verwirrt hielt er inne, folgte ihren Blicken und bemerkte dabei auch recht wohl ihr schuldbewußtes Erröten, dann hob er sorgsam da» Gemälde auf, stellte e» wieder ans die Staffelei und sagt«: „Ber- zeihen Sie mein« Ungeschicklichkeit, mein gnädige» Fräulein." „E» ist ganz verdorben," Nagte sie mit einem Seufzer de» Bedauern». „Hallo, Herr Gras !" ries da eine laute Stimme ganz in derNähe. Beide wandten sich erschreckt nm und sahen den General auf der anderen Seite des Graben» stehen. Der junge Graf murmelte einige zornige, aber unverständliche Worte, während Cä cilie (ich abwandte, um eiligst ihre Malutensilien «inzupncke». „Ihre Frau Mutter läßt Sie bitten, sofort nach dem Hotel zurückzukommeu," berichtete der General, nachdem er über den Graben gesprun gen. Während er dabei die jungen Lent« betrachtet«, wurde ihm di« Sachlage ziemlich klar. „Ich soll zu meiner Mutter sofort nach dem Ho tel zurückkominen ?" fragte Graf von der Pforten verwundert, dabei seiner vollen Erbitterung Raum gebend, daß je»« vielleicht ihre Ansicht, Cäcilie wäre die geeignete Gattin fH ihn, plötzlich geändert ha- ben könnte und daß« in der Hoffnung nach ihm schickte, seinen Antvag durch «ine Unterbrechung noch rechtzeitig zu verhindern. „Ja. St« erhielt soeben eine Depesche von Haus«, wegen deren sie Rücksprache mit Ihnen zu nehmen wünschte," erwiderte der General, dabei rücksichts voll sich den Anschein gebend, al» ob er van Cä- cilien» Verlegenheit und Berwirrmig gar nicht» bemerkte, und ihr unbefangen den Rücken zukeh rend. Jetzt kühlte der Graf sich überzeugt, daß sein Mißtrauen nur zu berechtigt war, denn seine Mut ter hatte sonst nicht die Gewohnheit, ihn wegen seiner Ansicht oder Meinung über irgend etwa», was sie betraf, erst noch besonder» zu befragen, eh« sie zur Entscheidung darüber gelangte. Also jetzt würde er auch noch mit dem Widerstand sei ner Mutter zu kämpfen haben. Doch wenn Cäcilie ihn nur liebte, sollte nicht« seipem Willen hin- dernd in den Weg treten. „Wo ist mein«Mutters" fragte er dann etwa» verdrießlich. „Noch im Hotel. Ich kam in dem Wagen, mit dein wir di« Ausfahrt b«abstHtiAt«N^ allein hier her, damit Sie ohne Zeitverlust nach dem Hotel zurückgclaugeu könnten." „Aber werden Exzellenz und Fräulein von Heldberg den Wagen nicht auch zur Rückfahrt be nutzen V" „Ich möchte lieber zu Fuß gehen, fall» der Herr General nicht zu müd« ist." „Müde, aber mein liebe» Kind, halten Sie mich denn für «inen alten Mann?" antwortete dieser, sich den Anschein lebhafter Entrüstung ge bend. „Dann muß ich also allein fahren," entgögnete Graf von der Pforten, lüftete seinen Hut, sprang über den Graben und stieg in den Wagen, der in nächster Nähe auf dem Fahrweg hielt. Gein« Gedanken waren in voller Verwirrung, so daß e» ihm gar nicht einftel, sich darüber zu wundern, weshalb eigentlich der Wagen geschickt worden mar, um ihn zum Hotel zurückzuholen, ja, daß ihm auch der einfache, zweifellose Umstand entging, seine Mutter würde, wenn sie wirklich den Antrag noch im letzten Augenblick hätte ver hindern wollen, jedenfalls persönlich auf der Szene erschienen sein, statt ihn blos holen zu lassen. Er mar ganz außer sich über diese unerhörte Lanuenhaftigkeit seiner Mutter und fest entschlos sen, ihr mit aller Entschiedenheit seine Meinung zu sagen. Im Hotel fand er sie allein in ihrem Salon, nnd sie begrüßte ihn sofort mit der Frage: „Nnn, Haft Du Deinen Antrag gemacht?" „Nein, sie wollte mir heute durchaus keine Ge legenheit dazu geben." . „WaS, sie — sie wollte Dir keine Gelegenheit geben? — Dir ?" rief seine Mutter entrüstet. „Ich fürcht«, sie empfindet nichts für mich und will mir da» klar nnd unverhohlen zeigen." „Torheit! Da» ist undenkbar. Das Mädchen war durch di« Ehre, di« Du ihr erweist, nur zu überrascht und zu überwältigt." - L36,1S
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