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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.10.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191910023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191002
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-10
- Tag 1919-10-02
-
Monat
1919-10
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.10.1919
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Uber die vorgesehene Breite der Straße, an der die Herren Riedel, Eichler, Biirgermei- ster Dr. Patz, Freitag und Hötzsch teil nehmen. Tie Vorlage wird schließlich einstim mig genehmigt. Der Ausbau der Straße» F 3 (durch das Lieberkuechtsche Grundstück) und D 1 (längs des Köuigscheu Hauses südlich der Lu therstraße) soll unterbleiben. Herr Nudelt erllärt beide Straßen für tot, die erstere besitzt keine Baustellen, die zweite durchschneidet einen GruudslückSblock und würde ein unschönes bau liches Bild geben. Mit dem Wegfall dieser Straßen erklärt sich die Versammlung einver- stunden. Für Essenerhöhung auf dem Rathaus werden 320 Mk. ohne Aussprache bewilligt. Neubau eines Wohnhauses. Auf einem städtischen Grundstück an der Ost straße beabsichtigt die Stadt ein Sechsfamilicn- wohnbaus errichten zu lassen. Der Voranschlag stellt sich auf 000 000 Mk. Staatszuschuß ist zu erwarten. Tie Vorlage wird genehmigt. Die Stundenvergütung bei der Web- und Wirkschule wird im Einverständnis mit dein Kollegium aus 100 Mk., uach 5 Jahren auf 120 Mk. und für Volksschullehrer auf 180 Mk. festgesetzt. Teuerungszulagen werden nachträglich an den Bcamtenanwärter Metzner in Höhe von 300 Mk. und an die Pen sionäre bezw. Waisen Frau Landschulz, Scheibe und Zwiebler (zusammen ebenfalls 300 Mark) bewilligt. Beim Gewerbe- und Kaufmannsgericht soll dir Entschädigung für die Beisitzer l,00 Mk. je Stunde betragen. Auf Antrag des Herrn Wolf wird die Vergütung auf 2 Mk. erhöht. Der Weg zum und vom Gericht soll beim Ge werbegericht mit einer Stunde berechnet werden, beim Kaufmannsgericht ist diese Frage satzuugs- gemäß geregelt. Beim Versicherungsamt soll die Entschädigung für die VerhandlnngSteil- nrhmer nach dem tatsächlich entgangenen Arbeits verdienst berechnet werden. Maßnahmen gegen Wöhnungsmangel. Tas Ortsgesetz für das MieteinigungSamt ist von der Kreishauptmannschaft genehmigt worden und in Kraft getreten. Seitens des Nates smd als Beisitzer bezw. Stellvertreter ans Vermieter- kreisen die Herren BäckeroberMeisler Kreher, Ma lermeister Nudelt, Kaufmann Lange und aus den Kreisen der Mieter dir Herren Lagerhalter Hermann Meier, NadelfabrikaNt Ernst Legere und Lagerhalter Spindler vorgesehen. — Herr N iedel erwartet einen Bericht über den Stand der Wohnungsbeschasfung. — Herr V o r n - s ch legl führt Klage darüber, daß Wohnungen an Auswärtige vermietet werden. Er empfiehlt Erlaß eines ZnzNgsverbotes. — Herr Bürger meister Tr. P a tz erklärt, das; der Banansschnß, dein Herr Bornschlegl auch angehöre, zwar viel beraten, aber wenig greifbare Vorschläge unter- I breitet habe, lieber die Vewegnng des Zu- und I Fortzugs könne er unvorbereitet keine Angaben I machen. Ein Verbot deS Zuzuges sei nach mi- I nisterietler Entscheidung nnstatlhast, da eine Ein- ! schränknng der Freizügigkeit mit den politischen Verhältnissen nicht vereinbar sei. Mittelbar werde der Zuzug schon an sich Unterbunden durch die Verbältnisse selbst. Redner verbreitet sich des jernereu über das MieteinignngS und das Woh- I nnngsamt. Vielfach rüse der Mieter das Amt erst aN, Nachdem es zu spät sei. Hilse könne I geschafft werden, wenn von einer erfolgten Kün- I dignng sofort Meldung erstattet werde. Wegen I der Freigabe Voit Räumen hätten die Hausbe- I sitzer wenig Entgegenkommen gezeigt. Nachdem I der Stadt aber die gesetzlichen Machtmittel in I die Hand gegeben, sei er als Vorsitzender des I Wohnungsamtes bereits zu Beschlagnahmen von I Räumen geschritten. Er habe auch versucht, I Wolmnngssucheude im Mineralbad unterzubrin gen; der Versuch sei jedoch aU der Weigerung I der betr. Mieter gescheitert. Er Hosse, daß alle I Wohnungsncheuden noch Unterkommen finden. I — Herr Bormschlegl bemängelt, daß die I Wohnungsnot als solche nicht bereits früher von I der Behörde erkannt worden sei, worauf Herr I Bürgermeister Dr. P a tz erwidert, daß die Ver- I hältnisse erst zu einer Not geführt hätten. — I Herr Rndelt gibt Aufklärung über die Sta- I tistik, die seinerzeit nicht gewissenhaft genug auf I gestellt worden sei. Nach weiteren Erklärungen I der Herren G r u ber , St ü tz ner , Stadtrat I G r, ießbach , Riedel, Arthur M eier er- I klärt Herr Bürgermeister Dr. P a tz , daß er in I Zukunft die Regelung der Wohnungsbeschasfung I dem Bauausschuß übertragen werde. Die Düngerabfuhrgesellschaft bat im Jahre 008 ein Defizit von 2112 Mark I zu verzeichne», das n»s der Stadtkasse gedeckt I werde» soll. Herr Riedel beantragt, die Vor- I läge an eine» Ausschuß zurückzuvcrweise» und I die Frage der Kommuualisierlmg zu erörtern. — I Herr W o l f schließt sich dem an. — Herr Stadt- I rot G r i e ß b a ch hält die Deckung des Fehl- I betrages aus Stadtmitteln für unumgänglich, I »ritt aber ebenfalls für Kommunalisierung ei». I — Herr Bürgermeister Dr. Patz hält die Koni- I nnmalisienmgsidee nicht für glücklich. Ilm zu I einer Entscheidung dieser Frage zu kommen, sei I nicht nur theoretische Erörterung, sondern Ne I Einziehung von pkaktischcn Erfahrungen ersw I derlich; denn anderwärts habe man keine gün- I stigen Erfahrungen mit ver Kommunalisieruug I gemacht. I» Meerane soll die Düngerabfuhr I einen jährliche» Zuschuß vo» 38 000 Mk. erfor- I deru, m Alleuburg tverde für de» Kubikmeter I 8 Mk. gefordert und dabei gesagt, daß sich los I Ilutcruebuie» »icht trage. Der Fehlbetrag wird I schließlich bewilligt, gleichzeitig soll der Frage I der Verstadtlichung näher getreten werden. Die Herren Stadträle Grießbach und Lahriy. I verlassen den Saal. Das Ratskollegium I hat an den Stadtv.-Vorsteher ein Schreiben 'gc- I richtet, in dem die Ratsmitglieder sich bereit cr- I klären, ihre Aemter niederzulegen, sie bis zur I Neubesetzung aber weiterführen zu wollen. Des I weitere» bri»gt Herr Vorsteher E i ch l e r de» I 15. Nachtrag zum OrtSgesetz zur Verlefuug, der I die Wahlen zuni Stadtrat neu regelt. Das Kolle- I ftium erklärt ohne Aussprache seine Zustimmung hierzu. Eingänge. Ju der persönlichen Differenz zwischen dni Herren Riedel und Stadtrat Grießbach (R. war von G. nachgesagt worden, daß er mit Stadt baumeister Matziuger als Mitglied des Kartof felausschusses zusammen gespeist habe und in einem Wage» gefahren sei) sollte ein Brief des Stadt- rat Grießbach zur Verlefuug gebracht tverde». — Herr Stütz » e r bittet, vo» der Vcrlesmig Abstand nehmen zu wollen, da es eine persön liche Angelegenheit sei. Tas Kollegium vertrete städtische Interessen, aber keine persönlichen; cs habe keine Ursache, das Schreibet; anzuhören. — Herr Fank h ä n e l bittet das Kollegium, dar über abstimmcn zu lassen. — Herr Riedel bemerkt, daß er als Mitglied des Kartoffelaus schusses angegriffen worden sei. — Herr E i ch - ter bringt den Brief zur Verlesung, aus dem hervorgeht, daß Herr» Stad trat Grießbach die Mitteilung von Herrn Stadtv. Wolf zugegangen war. — Herr Riedel glaubt den Vorwurf der böswilligen Verleumdung nicht zurücknehmen zu können, weil Herr G. den Saal verlasset; habe und demnach keine Aussprache herbeigcsührt werden könne. — Herr Wols hält Herr» 01. für unschuldig uud bleibt bei seine» ihn; von Herr» Koch (Ortskra»ke»kasse) gemachten Mit teilungen. Der Verband der Kinobesitzcr C h c m n i tz hat in einer längeren Beschwerde schrift Stellung gegen den Besitzer der hiesigen Kammerlichtspiele genommen. Den; Stadtrat wird hierbei der Vorwurf gemacht, das; zwei hiesige Einwohuer (Braune und Lanr) zugunsten eines Auswärtige» benachteiligt worden seien. — Herr Bürgermeister Dr. P a tz hält das Kollegium nicht für zuständig. Er bewundert die Geduld des Kollegiums, das sich überhaupt mit solchen Beschwerden, die morgen jeder Privatmann ci»- reichen könne, befasse. Es würde zn weit fäh- ren, würden in Znknnft auch solche Emgabe» das Kollegium beschäftigen. Er empfiehlt Ueber- weisung an die zuständige Stellt. Ein Beschluß wird nicht herbeigeführt. V o n H errn Sanitätsrat D r. E i ch- hoff ist ein Schreiben eingegangen, in dein H e r r Bürge r m e i st e r D r. Patz i n scharfer Weise angegriffen wird. Seitens des Stadtrates ist in; August dem Kinde der ans der König-Albertstraße wohnende» Frack Mehlhorn, das als lungenkrank in der Behand lung des Sanitätsrats Tr. Eichhoff war, die Weüergcwäürung der Kosten für die ärztliche Be handlung abgelehnt und das Kind dem. Tuber- kn koscansschuß zur weiteren Verfügung überwie sen wordett. Ter Zustand des Kindes verschlim merte sich aber dann derart, daß es, nachdem es 20 Tage ohlte ärztliche Behandlung war^ Mitte des vorigen Monats verstarb. — Frau Glöckner äußert sich hierüber in ausführlicher Weise. -- Herr Bürgermeister Tr. P a tz gibt auf Grund der Akten eine erschöpfende Auskunft, aus der bervorgelü, das; dem Kind durch die ilebenvei- sung an den Tuberkuloseausschuj; eilte durchgrei fende Hilse zuteil werden sollte. Redner stellt es anbeim, ei» Disziplinarverfahren gegen ihn einznleiten. Tie llntersuchung werde jedenfalls zeigen, wen die moralische Hauptschuld trisst. Nachdem sich über diese Angelegenheit noch mehr fach Frau G l ö ck ner , die die Schuld au die sem bedauerlichen Vorfall teils den; Bürgermei ster, teils der Schwester zuschreibt, sowie die Herren 'Riedel, Stütz«; e r, Bo r n - schlegl , Ei ch l e r geäußert, betont Herr Bürgermeister Dr. P a tz uiiter Berufung auf seine«; AmtScid, das; er nach bestem Gewisse«; das Beste für das Kind gewollt habe. Die Schuld liege a«; anderer Stelle. Vom Ministerin»; ist ei» Bescheid über die Beschlußfähigkeit des Kolleg;- u ni s eiugegaugeu. Zwei weitere Eüiftäuge werde» i»folge der vorgerückte«; Stu»de auf die TageSordmmg der nächste» Sitzu»g gesetzt. — Herr Stütz «; e r bittet, die Tagesordnung nicht derart umfang reich zusammenzustellen, während Herr E i ch - l e r die lange Dauer der Sitzung der Wcit- schweifigkeij verschiedener Redner zuschreibt. Auf Antrag des Herrn Arthur M eier wird die nächste Sitzung auf nächsten Dienstag festgesetzt. Schluß der öffentlichen Sitzung 1 U h r » a ch t S. Es folgt eine geheime Beratung. Orrtliches und EächfischeS. * -- Besseres, aber teueres B r o t. Die schon sei! geraumer Zeit viclsach dringend verlangte niedrigere Ansmahlung des Brotgetreides, die ei«; wohlschmeckenderes und be kömmlicheres Brot er-gibt, wird nach Auskunft der Reichsgetreidestellc vo«; Mitte Oktober ab verwirklicht werde». Währemd bisher Rogge«; und Weizen eine Ausmahlung vo«; 91 Prozent erfuhren, wird der Roggen nach dein 15. Okto ber nur zu 82 Prozent und der Weizen zu 80 Prozent ausgcmahlen werden. Bei Gerste er folgt die Herabsetzung bis zu 75 Prozent. Es ist klar, daß die Folgen der niedrigen Ansmah- Inng sich nicht schon vom 1<i. Oktober ab in Oiestalk eines besseren Brotes bemerkbar machen können, vielmehr müssen die vorhandenen und bis zum 15. Oktober entstehenden Mchlbestände zunächst aufgearbeitet werden. Die wesentliche Oualitätsverbessenmg des Brotes ist natürlich auch auf die Gestehungskostei; des Brotes nicht ohne Einfluß, wozu noch der gegen das Vorjahr höhere Getreidepreis, Mahllohn und sonstige Er- Höhungen der Unkosten (Kohlen usw.) treten. Ta es nicht möglich ist, die Differenz zwischen dem jetzige«; und künftigen Preise gänzlich aus Reichsmitteln zu begleichen, wird sich eine Er höhung des Brotpreises nicht umgehen lasse«;. * Hohenstein-Ernstthal, 1 Ott. Zu einer Dauersitzung gestaltete sich erneut die gestrige Tagung des Stadtverordnetenkollegiums. Die Tagesordnung umfaßte nicht weniger als 23 Punkte. Um dieses Monstrum „totzulriegen", wäre«; fünf ruckle Stnnden notwendig. Dabei nmrden noch zwei Punkte vo«; der Tagesordnung abgesetzt. Eine kürzere Dauer wäre möglich ge wesen, bei der allzu redseligen Art eines Teils der Stadtverordneten-Mitglieder aber kann; zu erwar ten. Anderseits muß aber auch hier einmal mit aller Deutlichkeit gesagt werden, das; in unserem Stadtparlament die parlamentaruche Fori«; der Verhandlungen seit der Neuzusammensetzung we- iiig gewahrt wird. Drei, vier, fünf, ja sechs Wortmeldungen eines Redners zu einer Sache sind durchaus nichts seltenes, hinzu kommt noch die Beratung von Vorlagen, die vorher anch nicht einmal eine» Ausschuß beschäftigt Habei;, und die dann im Redestrom wie ein steuerloses Schiff umhcrtrciben. Ob bei den langen Aus führungen, die oft zweimal dasselbe besaget;, etwas Positives herauskommt, darüber kant; mm; ge teilter Meimmg sei». Fest steht jedenfalls, daß daS Interesse der Mitglieder des Kollegiums bei derartigen Sitzungen mit den; Fortschreitcn der Zeit schwindet, fest steht weiter, das; darunter auch die Beratuug wichtiger Angelegenheiten (gestern z. B. Arbeitslosen- und Krtegsgcscmge- nen-Frageu) leiden, fest steht endlich, daß auch die Berichterstattnug der Presse bei derartigen Dauersitzungen beschnitten werden mnß. Und das; dies ebenfalls nicht im Interesse der Ein- wobnerschast liegen kalt», dürste auch von den „Stadtvätern" anerkannt werde» . . . * — Ein Transport h e ; m k e h - r e n der Kriegsgefangene r in Stärke von 200 Mani; passierte in den gestrigen Nach- mittagSstnnden unsern; Bahnhof. Es handelte sich um deutsche Krieger, die seinerzeit in ame rikanische Gefackgenschast geraten waren. Sie käme«; aus de»; Lager Lechfeld und hatte,; als Ziel die Stadt Breslau. —z. Qbcrluugwih, 1. Ott. Den; Guts besitzer Lüder wurden in einer der letzten Nächte 3 junge Schweine gestohlen, die sofort im Stalle abgeschlachtet wurden. , v. Gersdorf, 1. Okt. lieber die neuen Lohnforderungen der Bergarbeiter fanden gestern in Zwickau Verhandlimgen mit den; Bergbau- ' liche» Vereiu statt. Wie mitgeteilt wird, ist ii; . allen strittigen Punkten eine Verständigung er- > zielt worden. Die Arbeitgeber haben in; Prin- j zip den Lohnfordenmge» ziigestimmt. Wege,; der Genehmigung zu einer die Lohnerhöhung aus- gleichenden Preissteigerung der Kohlen soll im Laufe der Woche eine ernannte Kommission bei den zuständigen Reichsslellen vorstellig werden. j st. Erlbach-Kirchberg, 1. Okt. Am Sonn- i tag tagte in Gablenz die Herbstbezirksversamm lung des Militärvereinsbundesbezirks Stollberg, i Dom Bezirk waren 1928 Kameraden zum Heere einberusen, 208, also rund 11 Prozent, fanden den Heldentod. Der Antrag auf Errichtung einer Bezirksbegräbniskasse wurde zurückgestellt. ' Der Bezirksvorsteher bat zur Besetzung ein oder zwei offener Stellen im Beirat der Kriegs- beschädigten an der Amtshauptmannschaft bis Ende dieser Woche um Mitteilung schriftlicher Vorschläge. Hierauf wurden den Vereinen, die noch nicht im Besitze ihrer abgegebenen Gewehre sind, die entsprechenden Anweisungen erteilt. * Glauchau, 1. Okt. Die Arbeitslosenzahl beträgt jetzt hier 1539. Die bisher von der Stadt gezahlte Unterstützungssumme stellt sich auf 3130 775 Mark. An eine Unterbringung der Arbeitslosen ist in absehbarer Zeit nicht zu denken. * Glauchau, 1. Okt. Ein in einem hiesigen Kolonialwarengeschäft in Stellung befindlicher 16jähriger Lehrling stahl fortgesetzt Zuckerkarten, )ie nicht ungültig gemacht worden waren, und betrieb damit einen schwunghaften Handel. Ein 18jähriger Handlungsgehilfe, der solche Zucker- Karten gekauft hatte, erhob darauf den Zucker und brachte ihn nach Chemnitz, wo er ihn zu Wucherpreisen absetzte Er wurde verhaftet. Durch das Gebaren der beiden Burschen sind der Allgemeinheit mehrere Zentner Jucker ent zogen worden. * Mosel, 1. Okt. Aus Schwermut erhängte sich der 63 Jahre alte Fabrikarbeiter Louis Georgi von hier. * Niederhaßlau, 1. Okt. Im Berufe töd lich verunglückt ist der auf dem Wilhelmschacht 2 in Arbeit stehende 37 Jahre alte Bergarbeiter Max Alfred Fanghänel von hier. Er hatte an einer Arbeitsstelle Sprenglöcher gebohrt, von lenen er bereits zwei weggeschossen hatte, während ich von zwei weiteren Löchern, die er anscheinend zusammengehängt hatte, vermutlich nur ein Schuß gelöst hatte. Als dann der Verunglückte sein Ort zur Untersuchung befuhr, fiel noch ein Schuß und verletzte ihn tödlich. * Zwickau, 1. Okt. Am Montag begaben ich 120 Bergarbeiter mit ihren Familien von ster aus über Werdau—Leipzig ins Ruhrgebiet. — Auf dem hiesigen Güterbahnhof befindet sich ein Waggon Kartoffeln, etwa 30S Zentner, dessen Inhalt völlig verdorben ist, da eine faulige Brühe aus ihm herausströgit. Die Kartoffeln ollen für die Gemeinde Crossen bestimmt sein. Diese will sie angeblich garnicht bestellt haben. Eine höchst merkwürdige Geschichte! — Nun- mehr soll auch in unserer Stadt eine Einwohner wehr in Stärke von 500 Mann errichtet werden. Die jährlichen Kosten werden auf 200000 Mk. veranschlagt. * Bockau, l. Okt. Eine junge Frau ver suchte ihr einige Wochen altes Kind im Schwotzer teich zu ertränken, wurde aber von einem Fa brikarbeiter an ihrem Vorhaben gehindert Als Grund für ihr sträfliches Beginnen führte die unmenschliche Mutter an, daß sie das Kinderge- schret nicht hören könnte. * Leisnig, 1. Okt. Zu dem Mord an den Aeichswehrsoldaten wird weiter gemeldet: Die Umstände, die sich bei der Untersuchung heraus- gestellt haben, lassen bisher nicht aus die An wesenheit dritter Personen bet der Tat schließen. Es wird sür möglich gehalten, daß der eine Posten sich entfernt hatte und bei seiner Rück kehr von dem anderen Posten, dessen Anruf er vielleicht nicht richtig beantwortete, erschossen wurde, worauf der Schütze sich selbst erschoß. Es handelt sich um zwei 17jährige Jäger. — In der Nacht zum Montag ereigneten sich am alten und neuen Schießstand Schteßereien. Am alten Schießstand wollte sich eine unbekannte Person Kenntnis von den Wachverhältnissen verschaffen und unternahm aus den Doppelposten einen Angriff nach Art einer Schleichpatrouille. Der Uebelfall wurde noch rechtzeitig bemerkt. Der Attentäter ergriff, nachdem er einen Pistolen schuß abgegeben hatte, unerkannt die Flucht. Auch ein einige Stunden später auf den Posten am neuen Schießstand unternommener Angriff mißlang. Auf die Wachmannschaften wurde aus zwei Richtungen geschossen. * Dresden, 1. Okt. Hier wurde der erste sächsische Katholikentag, der aus allen Teilen Sachsens gut besucht war, abgehalten. Nach einer Begrüßungsansprache des apostolischen Vikars sür Sachsen, Bischof Dr. Löbmann, der besonders dazu aufforderte, für die konfessionelle Schule einzutreten, erhielt Iustizrat Dr. Schrömb- gens-Leipzig das Wort zu dem Hauplvortrag: „Das Papsttum in seiner Bedeutung für die gegenwärtige Zeit". Hierauf sprach Domkapitular Freiherr von Miltitz-Breslau über: „Der Boni- . faziusverein in seiner Bedeutung für unsere Diaspora, Kirchen und Schulen." Die Versamm lung nahm u. a. folgende Entschließung an: „Der Katholikentag nimmt energisch Stellung gegen die immer unverhüllter heroortretende Ent sittlichung von Theater und Kino und gegen die Schund- und Schmutzliteratur Er fordert, daß die Reichsregierung gegen diese volksvergiftende Seuche endlich mit allem Nachdruck einschreitet." Ferner erhob der Katholikentag Protest gegen die Vorschriften des sächsischen Uebergangsge- setzes sür die Volksschulen, die gegen die Be stimmungen der Reichsverfassung verstoßen. ' * Birkigt, 1. Okt. Im angrenzenden Pot- schappel sind in den letzten Tagen mehr als 30 Personen schwer, zum Teil lebensgefährlich er krankt. Diese plötzlichen Erkrankungen sind aus Fleischvergiftung zurückzuführen. Vermischtes. * Tic R i« h r. I» zahlreichen Orte» des BreisgaueS isi die Ruhr i» erschreckender Weise ansgebroche». Jin Dorfe Ihringen sind der Krmuheit 50 Personen erlegen. Schwer heimge- siicht wurde das ini Eßlinger Bezirk liegende Dorf Herdholzheii», «vo der Krankheit 22 Men- scheiilebe«; Zinn Opfer fiele». Aber mich in an deren Orlen des Bezirks greift die Krankheit weiter um sich. Die betreffende» Gemeinde» suche» durch Errichtung von Notlazarettcn die Erkrankte«; zu isoliere«; und so der Epidemie Einhalt zn tu«;. I»; Geiscltal bei Merseburg siud >0 Todesfälle an Ruhr zu verzeichne;;. * ll n t e r s ch l a g n i; g einer hal - b e n M i l l i o n. Bei der Zentralkricgskasse in der Köiuggiäher Straße in Berlin sind Unter- sckilaftunfteii in Höhe von einer halbe«; Million Mark entdeckt, die der dort eingestellte Buchhalter Jung in Gemei»schaft mit vier Fremrden seit April dieses Jahres begangen hat. Jung und seiire Freunde sind verhaftet. Letzte Nachrichten Berlin. Auf Anregung des Reichsarbeits- mtnisters haben heute vormittag zwischen Ver- tretern der Metalltnduftriellen und der Metall- arbeiter neue Verhandlungen wegen des Metall- arbeilerstreiks begonnen. Inzwischen hat sich die Zahl der Streikenden erhöht, ebenso die der Ausgesperrten. Karlsruhe. Die sehr zahlreich besuchte Ver sammlung des Verbandes WestdeutscherIndustriel- ler bezeichnet in einem einstimmig gefaßten Beschluß den Entwurf über ein Gesetz über die Betriebsräte in seiner heutigen Fassung als für die Industrie unannehmbar. Der Verband erhebt schärfsten Protest gegen das vorgesehene Mitbestimmungsrecht der Arbeiter und Ange stellten bei der Leitung der Betriebe und befürchtet von einer Verwirklichung des jetzigen Gesetzent wurfes den vollständigen Ruin unseres Wirt schaftslebens. Genf. Clemenceau hatte gestern eine Unter redung mit Viviani und Barthou, dem Vorsitzen den und Berichterstatter der Friedenskommission. Man rechnet damit, daß die Annahme des Friedensvertrages durch die Kammer sehr schnell erfolgen und daß die Ratifizierung noch heute beschlossen wird. Alsdann erwartet man den Rücktritt Clemenceaus. Für den Fall aber, daß Clemenceau sich nicht dafür entschließen sollte, hat die Opposition die Absicht, sofort eine Inter- pellation über die allgemeine Politik der Regie rung einzubringen. Verantwortlich für die Schriftleitung: Dagobert Eulp, fit? OertlicheS u Anzeigen: Bruno Preiß Verlag und Druck: Bust an Hohenstein, Hohenstein-Ernstthal.
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