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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.10.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191910023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19191002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19191002
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-10
- Tag 1919-10-02
-
Monat
1919-10
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.10.1919
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Dis Fiume-Frage selbst erhält jetzt dadurch eine Verschärfung, das; die Belgrader Regierung fest entschlossen ist, einer Lösung des Problems im Sinne der italieni- schen Nationalisten, die Fiume für Italien an nektieren wollen, mit Wasfengewalt cntgcgenzu- treten. Die Kammer wurde aus den 18. Oktober einberufen. Die Stimmung in südslawischen und namentlich serbischen Kreisen ist eine äußerst ge reizte, die jederzeit zu Explosionen und neuen Verwickelungen führen kann. Sozialdemokratische Gegenkundgebungen in Rom. In Rom fanden gestern große sozialdemokra tische Demonstrationen gegen das Abenteuer von Fiume statt. Unter dem Rufe „Nieder mit dem Krieg!" durchzogen Menschenmassen, Abgeordnete und Parteiführer an der Spitze, die Straßen der Stadt. Der „Avanti" schreibt dazu, daß das römische Volk endlich wieder Herr der Straße sei und seine Macht für die Unschädlichmachung der Nationalisten und der Militärclique rücksichts los benutzen werde. Massendemonstration sür d'Annunzio. Nach Meldungen aus Mailand haben in ganz Oberitalien Massendemonstrationen für Fiume und Gabriele d'Annunzio stattgefundcn. — In Fiume kam es erneut zu einer franzofenfeind- lichcn Kundgebung. Rundschau. Bervaudsrepreffalie« gege« Deutschland. Die französischen Blätter lassen keinen Zweifel, worin die Maßregeln der Entente gegen Deutsch land bestehen würden: In der vollständigen Ein stellung jeder Lieferung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen und in der Unterbrechung der Gefangenentransporte. Die Pariser Ausgabe der „Chicago Tribune" versichert, daß die Vertreter der Großmächte in Paris dieses Ultimatum be sonders besprochen haben, weil sie hinter der Unbotmäßigkeit des Generals von der Goltz einen Versuch der MilitärpaUei erblicken, die Möglichkeit zur Wiederherstellung der Monarchie in Deutschland offen zu halten. Nach Privat meldungen, die der Rat der Entente enthalten habe, betrage die Armee des Generals von der Goltz 50 000 Mann. Man befürchtet jedoch, daß es ihm ohne Schwierigkeiten gelingen werde, 500 000 Mann zusammenzubringen, für den Fall, daß er ernstlich die Wiederherstellung des Deutschen Reiches und die Annullierung des Versailler Friedensvertrages unternehme. — Die Stärke der deutschen Reichswehr beträgt 400 000, doch sind die Bestände, da Werbung untersagt, im Schwinden. Die Reichsregicrung hat sich bereit erklärt, eine deutsch-interalliierte Kommission zur Uebcr- wachung lind Durchführung der Räumung in das Baltikum zu schicken. Die Räumung ist auch in den letzten Tagen fortgesetzt worden. Zur Resiier«ugSu»bil-uusi erfährt die „Neue Berliner", daß sich Neber- raschungen eingestellt haben. Es sind sachliche und persönliche Schwierigkeiten sür den Wieder eintritt der Demokraten in die Regierung ent standen. Die Persönlichen Schwierigkeiten ergeben sich daraus, daß ein beträchtlicher Teil der deut schen Demokraten gegen Erzberger ist und das Ausscheiden des Rcichssinanzministers aus dem Kabinett wünscht. Die sachlichen Schwierigkeiten liegen im Betriebsräte- g e s c tz. — Anch in Sachs e n fanden gestern zwischen MehrheitS-Sozialdemokraten und Demo kraten Verhandlungen statt. Die Besprechungen waren streng vertraulicher Natur und haben noch nicht zu einem greifbaren Ergebnis geführt. Der Belagerungszustand in Vaüse« bleibt. vsz. Bekanntlich haben die Mehrheitssozial demokraten den Unabhängigen bei Verhandlun gen über einen Eintritt dieser Partei in die Regierung unter anderen Zugeständnissen auch die Forderung auf Aufhebung des Belagerungs zustandes angenommen. In der gestrigen Presse konferenz im Ministerium äußerte sich ein Ne- gierungsvertrcter dahin, daß die Negierung an den Verhandlungen nicht beteiligt gewesen sei und von diesem Zugeständnisse keine Ahnung gehabt hätte. Sie sehe für die Aufhebung des Belagerungszustandes die gegenwärtigen Ver hältnisse als noch zu wenig gefestigt an und erkläre ihn ohne Zweifel als zu Recht bestehend. Ev.-lutherische Landessynode. vsz. Die Tagcsordnnng der gestrigen Sitzung umfaßte eine Reihe Petitionen verschiedener Art. Von allgemeinerem Interesse sind nur die Ge suche der Vertretcrversammlung der evangelischen Vereinigungen Leipzigs um möglichst gleich mäßige Verteilung der ev.-luth. Bevölkerung in die Synodal-Wahlbezirke und auf Vermehrung dev Zahl der in die Synode zu entsendenden Laien; das Gesuch des Vereins sächsischer Kirchenbeam- ster um Zulassung der Kirchenbeamten zur Mit arbeit in Landessynode und Kirchenvorstand und das Gesuch des Kirchcnvorstandes zu Nückmars- dorf auf Verleihung des Bischoss titels an den Vizepräsidenten des Landcs- konsistoriums. Sämtliche Eingaben wurden dem Kirchenregiment als Material überwiesen. EiuschrSutuug des Verbrauchs elektrischer Arbeit. vsz. Vom sächsischen Arbeitsministerium, Lan- dcskohlenamt, wird eine Bekanntmachung des Neichskommissars für die Kohlenvcrteilung über die Einschränkung des Verbrauchs elektrischer Arbeit veröffentlicht. Danach wird der Verbrauch elektrischer Arbeit bei allen Verbrauchern, die sie von einem Stromversorgungsunternehmcu be ziehen, eingeschränkt. Das Maß der Einschrän kung ist abhängig von der jeweiligen Kohlen lage, der Leistungsfähigkeit und dem Bctricbs- zustande des liefernden Elektrizitätswerkes und der Wichtigkeit des Verbrauchs. Wegen der Autonomie Oberschlesiens ist cs zu einer das Reich und die Provinz be friedigenden Einigung gekommen, wonach Obcr- schlesien keinerlei besondere Vorrechte gegenüber . anderen Provinzen erhält. Zusammenstoß zwischen Arbeitern vnd französischen Soldaten. In der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen kam es beim Schichtwechsel zu einem schweren Zusammenstoß zwischen Arbeitern und französischen Soldaten. Ein Mann hatte im Gedränge einen Posten unvorsichtigerweise angestoßen. Es entstand ein Wortwechsel, der zu einer großen Schlägerei führte, wobei auch Frauenzimmer eine üble Rolle spielten. Die Franzosen zogen sich vor der Menge nach dem Wachtlokal zurück, worauf der Wachtyabendc auf die Menge schießen ließ. Zwei Zivilisten wur den getötet, eine Anzahl verletzt. Die Gewerk schaften haben sich der Sache angenommen und verlangen die Beseitigung der französischen Wache. Abstimmungsergebnis in Luxemburg. Nach einem Privaltelegramm des „Echo de Paris" aus Luxemburg waren bis gestern nach mittag 3 Uhr folgende Abstimmungsergebnisse des Referendums bekannt: für Großherzogin Charlotte kl 504 Stimmen, für die Republik 3078 Stimmen, für die Zollunion mit Frank reich 12 080 Stimmen, für die Zollunion mit Belgien 3843 Stimmen. Die Kampfe i« Rußland. Nach einer Meldung aus Warschau haben die polnischen Truppen nach zweitägigen erbit terten Kämpsen die Beseitigungen von Düna burg am südlichen Ufer der Düna genommen. Die Streiklage in England soll sich angeblich gebessert haben. Die Bevölke rung steht in der Mehrzahl nicht aus Seiten der Streikenden. MW MtMlSttsWMlW. Berlin, 30. Sept. Präsident F e h r e n b a ch eröffnet die Sitzung und begrüßt das Haus. Di: National versammlung hat den.llmzng von Wi'unar nach der Neichshanptstadt und nach dem Heim der deutschen Volksvertretung vollzogen. Der Prä sident gedenkt dann des Ablebens deS Abgeordneten Nauman n : Seitdem wix in Weimar auseinanderg-gangen sind, ist die Nationalversammlung von einem schweren Verlust betroffen worden, der Abgeordnete Fried rich Naumann, der seit 1907 Mitglied de? Reichs tages war, ist verstorben. Unser Heimgegangener Kollege war ebenso hervorragend als Mensch wie als Parlamentarier. Die Nntionalverfammlung hat in ihm ihren glänzendsten Redner verloren, zugleich einen immer liebenswürdigen und be scheidenen Freund. Mit seinen reichen GeisieS- gaben hat er der Menschheit gedient. Sie haben sich zu seinen Ehren von Ihren Plätzen erhoben. Auf der Tagesordnung stehen 25 kleine An fragen, die zum Teil schon im Juni cingebracht worden sind. Abg. Loebc (Soz.) weist darauf hin, daß Vertreter des Volksbundes zum Schutze der deut schen Kriegsgefangenen in Bonn und Köln beim englischen Gouverneur in Köln erklärten, cs sei eine Versäumnis der deutschen Regierung, wenn die Frage der Heimkehr der Gefangenen noch nicht endgültig gelöst sei. Der Reichskanzler Ahner habe auch erklärt, cs werde behauptet, man habe kein Geld für Ueberläufcr. Solchen Behauptungen solle man cntgcgentreten. Neichskommissar Stücklen stellt fest, daß tatsächlich die beiden Herren ans Bonn und Köln solche Aeußerungcn getan haben. Der Reichs kanzler hat niemals eine solche oder eine ähn liche Ncußerung getan. Er hat stets alles getan, um die Heimkehr der Gefangenen zu fördern. Das unwürdige Verhalten der beiden Herren muß daher vor aller Öffentlichkeit festgeslellt wer den. Tic Negicnmg tut alles, um zu verhin dern, daß die Kriegsgefangeucnfrage zu politi schen Zwecken mißbraucht wird. Mit Genug tuung stellt sic fest, daß der Rücktransport bisher sich durchaus glatt abgc - wickelt hat, und daß die Kriegsgefangene dankbar und erfreut anerkannt haben, daß sie von der Heimat herzlich willkommen geheißen sind. Abg. Vcrshofen (Dem.) verlangt beim ReichswirtschastSministerinm eine Abteilung zur Förderung des s c l b st ä n d i q e n g e - w e rbli ch cn und kauf m äunis ch e n M i t t e I st a u d e s. — Vertreter des RcichS- wirtschaftsamtes S ch e ch erwidert, daß diese Aufgaben den Landesverwaltungen zufallen. Der Not-Etat. Es folgt die Beratung des dritten Notetats »u diesem Jabre. Er delmt die Ermächtigung zur vorläufigen Regelung des Haushaltes aus den Monat Oktober ans, fordert I5 Milliarden sür die Ansführung des Fricdensvcrtrages und eine weitere Milliarde sür einmalige außer ordentliche Ausgaben der verschiedenen Reichs verwaltungen. Die Vorlage wird ohne Aus sprache in allen drei Lesungen angenommen. Das Tumult-Schadengesetz. Abg. Heilmann (Soz.): Für die zahl reichen Schäden, die durch die Revolution ver ursacht worden sind, sollen die Gemeinden aus kommeu. Tas ist eine Unbilligkeit. Jede Has- tung der einzelnen Gemeinden muß ausgeschlos fen fein, nur von der Gesamtheit aller Volks genossen kann eine solche Haftung übernommen werden. Abg. Aster (Zcntr.): Das Gesetz ist eine Notwendigkeit. Eine Mitwirkung der Gemeindell ist notwendig. Die Revolntionsschäden dürfen nicht mit demselben Maße geniessen werden, wie die Kriegsschüden. Das Reich kann die finan zielle Belastung wohl ertragen und muß die Ko sten tragen, weil es sich um eine Forderung der Gerechtigkeit handelt. Tas Volk muß wissen, daß es in seiner Gesamtheit für Tumultschäden haftet, daun werden sich schon die Köpfe abküh- len. FLir beantragen Verweifung der Vorlage an einen besonderen Ausschuß von 28 Mit- gliedern. Abg. B ä r lv a l d (Dem.): Eine Haftpflicht der Gemeinden können wir in der heutigen Zeit nicht mehr anerkennen. Die Gemeinden können anch gar nicht bezahlen. Sie sind finanziell zer rüttet. Wir lehnen auch die Beschränkung der Entschädigung auf die Fälle wirtschaftlicher Not lage ab. Die reichen Leute werden damit doch geradezu vogelfrei erklärt. Wenn uicht allgemein Entschädigung geleistet wird, so besteht für Tu multuanten geradezu ein Anreiz, reiche Leute ihres Besitztums zu berauben. Unterstaatssekretär Lewald: Alle drei Re gierungsparteien haben diese Negierungsvorlaga scharf bekämpft. Eine Haftpflicht der Gemeinden besteht nach wie vor. Mögen sie sich durch Ein wohnerwehren vor Tumulten schützen. Wenn aber in einer Gemeinde, in der die Partei herrscht, die Gegnerin dieser Einwohnerwehren ist, auch weiterhin Tumulte entstehen, so mnß die Gemeinde auch dafür hasten. Abg. Warmuth (D--N.): Man wird die Haftnng der Gemeinden nicht völlig aufhalten können. Im übrigen trisft die Regierung die Schuld an solchen Zuständen. Bei 'einem schar fen Zusassen der Negierung würde mancher Aus stand vermieden worden sein. Da die Negierung nicht genug Energie gezeigt hat, muß sic jetzt auch die Folgen tragen. Üm 6^s Uhr wird die Verhandlung abgebro chen. Nächste Sitzung Mittwoch. Seffenti. SMmmiMtüWng in Hohenstein-Ernstthal am 30. September. Am Ratstische sind erschienen die Herren Bürgermeister Dr. Patz, Stadträte Grießbach und Layritz. Vom Kollegium sind 21 Mitglieder an- wesend. — Herr Vorsteher E i ch l c r eröffnet nm 8 Uhr die Sitzung. Kenntnis genommen wird von einem Dankschreiben des Herrn Bür germeisters Dr. Patz für bewilligte Gehalts erhöhung. Web- und Wirkschule. Ta die Räume für die Web- und Wirkschule uicht mehr ausreichen, sollen im ehemaligen Reiuhardhause solche eingerichtet werden. TaS Kollegium erklärt sich damit einverstanden. Wertmiinzen für die Gasanstalt. Nm die Abrechnung von ans Automaten entnommenem Gas zu vereinfachen, sollen Wert- münzen, die dem gegenwärtigen Gaspreis ent sprechen, hergestellt werden. Benötigt werden I00 000 Stück; die Kosten belaufen sich ans I500 Mk. Tic Vorlage wird genehmigt. Im Mineralbad machen sich verschiedene bauliche Veränderungen nölig (u. a. Ofenunibau, Ausbesserungen im Pferdeslall, Keller, Scheune, Erneuerung des Wandputzes). Die Kosten, aus 2000 Mk. veran schlagt, werden bewilligt. An der Wüstenbrander Wasserleitung macht sich die Auswechselung einer 200 Meter langen Tonrohrleitung nötig. Auf Anfrage des Herrn Stütz n e r erklärt Herr Bürgenneister Dr. Patz, daß die Arbeiten aus hygienischen Gründen und um Beschäftigung für Arbeitslose zu geben, notwendig seien. Die Kosten seien ans I2 87O Mk. veranschlagt gegen 2I20 im Frie den. Staat und Reich leisten einen Zuschuß, so daß sür die Stadt etwa 5000 Mk. zu decken wären. Tas Kollegium genelnnigt die Vorlage. Straßenbau. Ebenfalls als Notstandsarbeit ist der AuS- bei der Straße E (Zeißigstraße bis Bahnhos) gedacht. Tie Kosten sind auf 65 898 Mk. ver anschlagt gegen 18 130 im Frieden. Ein Uebcr- tenerungszuschnß ist seitens des Staates in Aus sicht gestellt. Es entspinnt sich eine Aussprache Sein Verhängnis. Roman von Gottfried Bruckner. 6 Seines, deS HoteldirektorS, Wissens hätte der Ermordete während seiner Anwesenheit in Monte Carlo mit niemandem, außer mit einem Herrn Grasen von der Pforten verkehrt, der aber vier Tage vor der Abreise deS Andern nach Rom gereist wäre. Darauf hätte der Kriminalkommissar Ilgner an die Polizei in Rom telegraphiert und ermittelt, daß Graf von der Pforten am Tage deS MordeS und überhaupt seit seiner Ankunft unun terbrochen in Rom weilte. Dann hätte er im Ka sino Nachforschungen angestellt, aber nichts Be stimmtes ermittelt. In Paris hätte er dar auf seine Nachforschungen fortgesetzt. Der Besitzer des Hotels, in dem Herr von Foerster abgestiegen, erkannte die Photographie wieder und bestätigte, daß der Ermordete sich eine Woche lang in seinem Hotel aufgehalten, konnte aber weiter keine Aus kunft über seine Bewegungen geben. Er wäre al lein gewesen und hätte, so weit eS der Hotelbe sitzer bemerkte, keine Bekanntschaften gemacht, we nigstens hätte er im Hotel keinerlei Besuche emp fangen oder Gäste bei den Mahlzeiten gehabt. Die Pariser Polizei hätte gleichfalls keinerlei Aus kunft geben können und auch die Nachforschungen auf der Eisenbahn wären soweit erfolglos geblie ben, die Schaffner könnten sich durchweg nicht er innern, irgend einen Reisenden in daS Abteil des Herrn von Foerster einsteigen oder es verlassen zesehen zu haben. Auch diePhotographievermöch ten sie nicht mit Bestimmtheit zu erkennen. Dann teilte er noch die Namen und Adressen der Eisen- bahnbeamten mit, deren Aussagen für die Strecke von Hannover bis Berlin in Betracht kämen. Der Untersuchungsrichter wandte sich nun zu MarkwaldS Vernehmung und benutzte dabei einen Boam mit allerlei NotiE die- wie sich bald ber» auSstellte, auf Mitteilungen des Justizrats Gerhard beruhen mußten. Die Vernehmung drehte sich in der Hauptsache darum, ob Hugo von Markwald vorher gewußt hätte, daß sich der Ermordete in jenem Zuge be finden würde, und ob er die darauf bezüglichen Mitteilungen von Fräulein von Heldberg erhalten, wandte sich dann zu den persönlichen Beziehungen zwischen dem Ermordeten, seiner Tante und Cou sine und dem Zeugen, schließlich in der Frage gipfelnd, ob ihm Fräulein von Heldberg nicht mit geteilt hätte, daß ihre Tante, solange Karl von Foerster lebte, nie in ihre Heirat mit einem an deren willigen würde, und ob seine Antwort dar auf nicht gewesen märe, daß leicht noch etwas ge schehen könnte, um die Heirat zwischen Fräulein von Heldberg und ihrem Vetter zu verhindern. Nach der bejahenden Antwort auf diese, wie die vorhergehenden Fragen fuhr denn der Beamte plötzlich in scharfem Ton mit den Worten fort: ' „Sein Tod zum Beispiel?" „Das war aus meinen Worten nicht zn fol gern," entgegnete Hugo kalt. „Aber Sie bestreiten nicht, daß Frau von Foer ster, so lange der Ermordete noch lebte, in Ihre Verlobung mit Fräulein von Heldberg nie gewil ligt haben würde, und daß sein unerwarteter Tod Ihnen demnach ein Hindernis aus dem Wege räumte?" Hugo blieb stumm und antwortete nur mit einem Blick trotziger Verachtung. „Also am Sonnabend hörten Sie, baß er am Freitag zurückkehren würde? Und Ihr« Skizzen in der Nähe von Hannover wurden gerade am Frei tag fertig, so daß Sie denselben Zug zur Rückfahrt benutzen konnten, mit welchem der Ermordete fuhr ? In welcher Wagenklafle reisten Sie?" .Zweiter t* „Fuhren Sie allein, oder waren sonst noch Passagiere in dem Abteil?" „Ich war allein." „Darüber wird ja die Vernehmung der Bahn- beamten das Weitere ergeben. Und auf der Station Zoologischer Garten entfernten Sie sich, ohne erst noch ein Wort des Grußes an Herrn von Foerster zu richten?" „Allerdings." „Sie waren also nicht befreundet mit einan der?" „Wir waren nur bekannt, aber einander ziem lich gleichgültig." „Aber Sie räumen ein, daß Sie Rivalen wa ren ?" , Hugo antwortete nur mit einem stummen Kopf nicken und wandte sich ab in dem Gefühl, als ob plötzlich ein dunkler Schatten auf sein Leben ge fallen wäre. Dieser entsetzliche Argwohn würde ihn von jetzt ab brandmarken und ihn von allen seinen Freunden und Bekannten trennen. Jndem- felben Augenblick sprang sein Onkel, der der gan zen Vernehmung in sprachloser Verwunderung zu gehört hatte, zornig auf, ergriff den Arm seines Neffen und zog ihn nach draußen. Sobald sie al lein waren, sagte er hastig: „Ich muß jetzt sofort zu Frau von Foerster und mit ihr Rücksprache nehmen. Sei heute abend pünktlich um sechs Uhr im Kasino am Pariser Platz, dort wollen wir dann zusammen speisen und die Sache weiter bespre chen." Hugo stimmte ihm bei und half ihm in den Wagen. Dann im Begriff sich eine Droschke zu neh men, sah er den Kriminalkommissar Ilgner, der während seiner Vernehmung das Zimmer nicht verlassen hatte, aus der Tür des Gebäudes her auskommen und wurde von demselben angere- det: „Entschuldigen Sie, Herr von Markwald, würden Sie mir vielleicht eine kurze Unterredung oeErm?''. 5. Kapitel. Die Fragen des Kriminalkommissars. Der Maler wandte sich kurz um, blickte den Mann wütend au, als ob er ihn erschlagen wollte, und fragte dann scharf: „Was wünschen Sie?" „Nur einige Minnien unter vier Augen mit Ihnen," antwortete der Kriminalkommissar in überredendem, beinahe bittendem Tone. Hugo war infolge der Vorfälle dieses Mor gens höchst verstimmt und reizbar, zögerte daher mit seiner Erwiderung, überwand dann jedoch seine erste Aufwallung über die freche Belästigung seitens dieses Menschen und sagte: „Ich fahre jetzt direkt nach Hause — wenn Sie es wünschen, kön nen Sie mit mir kommen." Ohne ein Wort weiter mit einander zu wech seln, fuhren sie in derselben Droschke nach derCor- nelinsstraße, und als sie in seiner Wohnung au- langten, bot Hugo dem Kommissar einen Stuhl an, während er selbst sich auf dein Diwan, mit dem Rücken gegen das Licht gewendet, niedecließ. Er fühlte sich ermattet, niedergeschlagen, verstimmt und voller Misstrauen, wünschte aber nicht, daß sein Besucher irgend etwas von diesen seinen Emp findungen aus dem Ausdruck seines Gesichtes er riete, und hielt sich deshalb sorgfältig im Schat ten. „Sie werden sich selber nicht verhehlen," be gann Ilgner ohne weiteres, „daß Ihre eigenen Aussagen und Einräumungen Argwohn auf Sir gelenkt haben?" „Vielleicht," antwortete der andere gelassen. „Dieser Umstand muß Sie doch anstacheln, zur Ergreifung des Mörders und Aufklärung des Ge heimnisses alles aufzubiete», was in Ihren Kräf ten steht." Hugo antwortete nicht sofort, denn er suchte sich darüber klar zu werden, ob dieser Mann ihn sür schuldig hielte und ihm nur eine Falle zn le- ÜM lucht«. 236
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