Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.08.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191908210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190821
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190821
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-08
- Tag 1919-08-21
-
Monat
1919-08
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.08.1919
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nachstehende Bekanntmachung wird in Erinnerung gebracht. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 19. August 1919. Betreten der Felder «nd 4 Betreten der Felder «nd Wiesen. Die Klagen der Landwirte über das Zunehmen der Felddiebstähl« mehren sich leider Tag zu Tag. Der Stadtrat sieht sich daher zu folgenden Anordnungen veranlaßt: von 1. Alles Betreten von Feldgrundstücken und Wiesen ist Unbefugten verboten. 2. Das Betreten der Feldraine und Feldwege, soweit sie nicht öffentliche Wege sind, ist Unbefugten in der Zeit von 7 Uhr abends bis 6 Uhr morgens verboten. 3. Anf dem Felde beschäftigte Personen haben stets einen ausreichenden Ausweis bei sich zu führen. Diese Ausweise werden in Zimmer 19 des Rathauses ausgesertigt 4. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder Hast bis zu 14 Tagen bestraft. S. Das Flurschutzkommando und die Polizeibeamten haben strenge Anweisung erhalten, jeden Zuwiderhandlungsfall zur Anzeige zu bringen. Hohenstein-Ernstthal, am 14 August 1917. ----- --- ü Der Stadtrat. Or. Patz. Frühkartoffeln, alte Bestände, jede Person 2 Pfd. ----- 44 Pfg. gegen Marke 4 (Hälfte) der Kartoffelkarte. 1—200: Lorenz, Hüttengrund, 201—640: Wolf, Zeißigstr., 641—1050: Bohne, Bismarckstr, 1051—1715: Groschopp, Weinkellerstr., 1716—2200: Meißner, Dresdner Str, 2201 bis 3062: Beyer, Bahnstr., 3063—3700: Günther, Chemnitzer Str., 4001—5850: Konsumverein. Vorzügliche Suppe, 1 Pfd. — Mk 1.75. 1—200: Lorenz, Hüttengrund, 201—400: Bretschneider, Btsmarckstr, 401—700: Wiedner, Altmarkt, 701—1200: Floß, Weinkellerstr., 1201 bis 1900: Fichtner, Dresdner Str, 1901—2300 Fechner, Dresdner Str., 2301—2900: Tröger, Schubertstr., 2901—3300: Layritz, Neumarkt, 3301-3700: Weichelt, Aktienstr, 4001—5850: in de» Geschäftsstellen des Konsum-Vereins. Marmelade. 1—200: Lorenz, Hüttengrund, 201—350: Heuschkel, Btsmarckstr, 351 bis 600: Wiedner, Altmarkt, 601—800: Bretschneider, Btsmarckstr, 801—1100: Starke, Altmarkt, 1101 bis 1500: Fechner, Dresdner Str, 1501—1800: Fichtner, Dresdner Str, 1801—2100: Rother, Limbacher Str, 2101—2700: Berger, Bahnstr, 2701—3100: Türschmann, Aktienstr, 3101-3700: Günther, Chemnitzer Str, 4001—5850: in den Geschäftsstellen des Konsumvereins. MeMimerWen." Von General Ludendorff. „Ich widme dieses Buch den im Glauben an Deutschlands Größe gefallenen Helden." Diese Worte hat Hindenburgs erster Mitarbeiter dem umfangreichen Werk vorausgeschickt, das er wäh rend seines Aufenthalts in Schweden, in der Hauptsache aus dem Gedächtnis, niedergescheie- ben hat und das heute iu Deutschland der Oef- fentlichkeit übergeben wird." Unsere Kriegslite ratur wird dadurch um ein Brich bereichert, das selbstverständlich eine GeschichtSguelle ersten Ran ges darstellt. Es ist natürlich ganz unmöglich, die ungeheure Fülle dieses vier welterschiitternde Jahre umfassenden Buches an dieser Stelle auch nur in großen Zügen anzndcuten. Wir ziehen es deshalb vor, unseren Lesern Teile des „Nach wortes" mitzuteilen. Es scheint am besten den Geist zu kennzeichnen, in dem das ganze Bnch geschrieben ist, wie den Mann, der es versaßt hat. Nachwort. Die Ereignisse nahmen von Ende Oktober an reißenden Verlauf. Im Westen wurde das deut sche Heer ani 4. November iu fester Haltung in die Antwerpcn-Maas-Stcllung unter Drnck des Feindes von Verdun her zurückgeführt. Die Elsaß-Lothringer Front hielt sich gut geordnet eines feindlichen Ansturmes gewärtig. Die k. und k. Armee löste sich durch die Schlacht in Obcritalicn vom 24. Oktober bis 4. November vollständig auf. Feindliche Truppen schoben sich gegen Innsbruck vor. Die Oberste Heeresleitung führte umfassende Maßnahmen znr Sichernng der Südgrcnzc Bayerns durch. Gegen den Balkan wnrdc die Donan gehalten. W i r st a n d c n allein in der Welt. Ansang November brach die von der Unabhängi gen Sozialdemokratie vorberei tete Revolution zunächst in der Marine aus. Die Regierung des Prinzen Max sand nicht die Kraft, die anfangs nur örtlichen Um- stnrzbcwegnngen russischen Musters im Keim zu ersticken. Am 9. November, mittags 12 Uhr, verkündete Reichskanzler Prinz Max eigenmächtig die Abdankung dcS Kaisers. Auf deu Nat hiu, der ihm im Großen Hauptquartier in Spa er teilt wurde, ging er nach Holland. Der Kron prinz folgte ihm. Die Bundcsfürsten traten ab. Am 9- November sank Deutschland, bar jeder festen Hand und bar jedes Willens, feiner Für sten beraubt, wie ein Kartenhaus zusammen. Die staatliche nnd gesellschaftliche Ordnung wurde vernichtet. Jede Autorität hörte auf. Chaos, Bolschewismus und Terror, un- dentsch ihrem Wort und Wesen nach, hielten ihren Einzug iu das deutsche Vaterland. Ar beiter- und Soldatenräte waren in der Heimat in langer planmäßiger unterirdischer Arbeit vor bereitet und geschaffen. Hierzn waren Männer da, die an der Front dem deutschen Volk einen anderen KriegsanSganZ gesichert hätten, bis da hin aber als „unabkömmlich" galten oder Deser teure warcu. Münuer, die sich vor dem Feinde tadelfrei gehalten hatten, gaben im Nervenznsammenbrnch dieser Tage Heer nnd Vaterland preis und dach ten nnr an sich. Anch Ojsiziere waren dabei, die ihre Standcspflichten und ihre ge schichtliche Mission beiseite schoben. Um so höher ist die Treue des Offiziers, Unteroffiziers nnd Mannes zu bewerten, der sich anch unter den neuen Verhältnissen in alter Gesinnung zur Ver fügung des Vaterlandes hielt..WUeb^alb. wurde Hcercsgut verschleudert und die Verteidigungskraft des Vaterlandes vollends zcrz stört. Unermeßliche Werte gingen verloren. Das stolze deutsche Heer, das vier Jahre dem über legenen Feinde siegreich widerstanden, in der Geschichte noch nie Gesehenes vollbracht und die Grenzen der Heimat geschützt hatte, verschwand. Die siegreiche Flotte wurde dem Feinde aus- geliesert. Die heimischen Gewalten, deren Ver treter nie am Feinde gekämpft hatten, konnten Deserteure und andere militärische Verbrecher nnd bannt auch zum Teil sich selbst und ihre näch sten Freunde nicht schnell genng begnadigen. Diejenigen, die seit Jahrzehnten dem Polke den Blick getrübt und gewissenlose Persprechnn- gcn gemacht haben, die ebenso lange gegen die Autorität in Staat und Heer gehetzt und sic nnn zerstört hatten, sahen sich bald gezwungen, ihre bisher propagierten Grundsätze fallen zu lassen. Eine, neue Autorität mußte geschaffen, ein neues Heer gebildet werden, um nun im Innern Ge walt zu setzen, wie cS früher noch nie nötig war. Die Welt stand dem allen staunend gegen über; sie konnte das Ungchenerliche: diesen Zusammenbruch des stolzeu und mächtigen Deut ¬ schen Reiches, des Schreckens seiner Feinde, nicht ölfassen. Die Entente hatte Furcht noch vor un serer vernichteten Stärke und konnte nicht genug tun, um die Gunst des Augenblicks auszunntzcn, nns durch ihre Propaganda innerlich noch weiter zn schwächen nnd uns einen Helotensrieden anf- znzwingen. Deutschland ist dnrch eigenes Ver schulden tief gebengt. Es ist keineGroß- macht, kein selbständiger Staat mehr. Es ver liert seine Kolonien. Seine Wehrkraft ist ihm genommen. Deutschlands Handelsslolle ver- schwindct vom Weltmeer. Seine wirtschaftliche Kraft ist gebrochen, was übriggebliebcn unter des Siegers Anfsicht gestellt. Das Leben von 70 Millionen Deutschen steht auf schwankendem ? Boden. Die Kontribntionen, die wir zn zahlen ha ben, sind unerschwinglich. Die Schnld, die die Revolution anf sich ge laden, ist mit diesem Frieden allein nicht been det. In Deutschland fließt Brnderblut, dentscheS Gnt wird zerstört. Die gesnnk e n e M oral des Volkes treibt haltlos in der „Frei- heit" der Revolution; die niedrigen Instinkte deS Menschen suchen sich unbeschränkt nnd ohne jede Rücksicht nnszulebcn. Ueberall herrschen Unord nung, Arbeitsscheu, Trug und Uebervorteilnng, dabei an vielen Stellen der widerlichste Gennß- tanmel — dicht neben den Gräbern der Millio nen für ihr Vaterland Gebliebenen und im An gesicht der vielen Verstümmelten, aus denen unser Ange ruht. Deutschland bietet ein grauenvolles und würdeloses Schauspiel, das unsagbare Trauer in jedem deMsehfühlenden Herzen anslöst, beim Feinde und Neutralen aber Verachtung erweckt. „In zwanzig Jahren, wird das deutsche Volk die Parteien verdammen, die sich rühmen, die Revolution gemacht zn haben." Ein wahres Wort nngchenrer Schwere, gesprochen auf dem 2. Nätekongreß in Berlin im April 1919 von einem Sozialdemokraten an seine Genossen. Anderes ist nötig: Unerschrockenes Denken nnd männliches Handeln jedes einzelnen und doch selbstloses Unterordnen durch Zurückstellung des eigenen Jchs in nationaler ManncSzncht sind Erfordernis. Sie allein können uns die völkische Würde wiedergeben, deren Rückgewinn Vorbe dingung deutschen Anferslehens ist. Sie sind das c r st e Gebot. Liebe znr Scholle und zum Handwerk, Liebe zur Arbeit und unermüdliche Schaffensfreudigkeit, eiserner Fleiß, freie Betäti gung im Wirtschaftsleben, gepaart mit Rücksicht auf den Nebenmenschen, vertrauensvol les Z n s a m m e n w irkcn v o u a r m nnd reich, vo n Hand n n d K o p f, i cr- körpcrt in einer Arbeitspflicht, Freiheit für ehr liche Arbeit sind die Grundlage deutscher Werte imd die Voraussetzung neuen Ausstieges. Sie sind das zweite Gebot für uns! Pflichttreu, Eich und wahrhaftig, mutig muß der D'wi sche wieder werden, sittlicher Ernst ihn lAnrr- schen, das ist das dritte Gebot. FichtcS Wort, daß deutsch sein und Charakter haben ohne Zweifel gleichbedeutend sind, mnß wieder Wahrheit werden. Gewaltig waren unseres Volkes Leistungen während der vier Kriegsjahre; sie geben bered tes Zeugnis von den in uns wohnenden, heute von der Revolution verschütteten Kräften. Ein Volk, das solches vollbracht, bat das Recht zum Leben. Lernen wir nach diesem tiefen Sturz in Erinnerung an unsere im Glauben an Deutsch lands Größe gefallenen Helden, die dem Vater- lqude jetzt so fehlen, wieder Deutsche zu werden nnd stolz zn sein, daß wir cs sind! . N»ndscha«. Neue spartakiftische Unruhen sind nach eincr Meldung ans Weimar im gan zen Reiche geplant. Angeblich will man dnrch neue Streiks, Putsche, PlündcrungSznge und Felddiebslähle großen Stils den Boden für den Sturz der jetzigen Negierung bereiten. Glue P.Smieu-Auleihe- Der Hauptausschnß der Nationalversammlung nahm den Gesetzentwurf über einen Anleihekrc- dit für das Rechnungsjahr 1919 in Höhe von 9 Milliarden an nnd ermächtigte den Reichs- sinanzminister, eine Prämienanleihe auszugeben. Diese soll nach den Vorschlägen einer Anzahl von Bankdirektoreu in Stücken zn 1000 Mk. und in Abschnilten zn lOO Mk. mit 2 Prozent Zin sen ausgestellt werden. 100 Mk. sollen mit 110 Mark znrückgezahlt und die Anleihe in 30 Jah ren getilgt werden. Die Stücke der Prämien sol len steuerlich begünstigt werden. Die Forderungen der Gateute an Deutschland. „Daily Mail" melden: Die Schadenersatzfor- dcrnngen der Alliierten an Deutschland sollen von dem Erträgnis der deutschen Vermögensab gabe abhängig gemacht werden. Die Ergebnisse der deutschen Vermögensveranlaguug werden sür die Alliierten auch die Gesamthöhe der Forde rungen an Deutschland bestimmen. — Die c n g- tischen Einfuhrbeschränkung e n werden am 1. September aufgehoben. Mandatsniederlegung. Das Mitglied der sozialdemokratischen Frak- lion der Nationalversammlung, Geh. Regie rungsrat Magnus Haak Drcsdeu, hat sein Man dat zur Nationalversammlung infolge starker In anspruchnahme in anderen Aemtern niedergelegt. Als Nachfolger kommt Redaktenr Holzapfel-Dres den in Frage. Die Lage iu Oberschlesien. hat sich wesentlich zn unseren Gunsten gebessert. Die Vertreibung der Polnischen Putschisten dürste bald vollkommen durchgeführt sein. Die B a n- denk ä m p f c haben natürlich anf beiden Sei ten Opfer gefordert, die auf deutscher Seite mit etwa t>0 beziffert werden,^ — Auch in der Streikbc w e g u n g ist ebenfalls ein Ab flauen bemerkbar. Man glaubt, daß in den allernächsten Tagen mit dem Ende des Streiks zu rechnen ist. — Im Kreise Pleß wurden gestern an einer einzigen Stelle dreizehn s ch e ußli ch zngerichtete Lei ch e n deutscher Soldaten einer übersallencn Feldwache gefunden. Meldungen über Greuel- ta!en der Ausrührer laufen von allen Seiten ein. Die Stimmung gegenüber den Polen hat sich durch die Vorfälle nicht gebessert. Die Er bitterung der Truppen gegenüber den Aufwieg lern ist stark. Generalstreik im Oberelsaß. Im ganzen Oberelsaß ist von der Arbeiter schaft der Generalstreik erklärt worden. In Mül hausen haben Elektrizitätswerk und Straßenbahn den Betrieb eingestellt. Die öffentlichen Betriebe sind lahmgclegt. Belgier gegen Streikende in Duisburg. Anf den ausgedehnten Schachtanlagen der Zeche „Nheinprenßen" ist die Belegschaft in den Ausstand getreten. Tie Verwaltung rief die Hilfe der belgischen Besatzungslrnppen an. Die Rä delsführer wurden verhaftet. Die Belegschaft weigerte sich, die Arbeit wieder auszunchmen, bevor die Verhafteten sreigelassen sind. Die Lage is Ungarn. Der Führer der ungarischen Sozialdemokra tie, Garanü, hatte eine Besprechung mit den alliierten Missionen in Wien. Es dürste bereits Henle eine Nole an die nngarische Negierung veröffentlicht werden, in der mitgeteilt wird, daß die gegenwärtige ungarische Regierung, in der ein Teil der Bevölkerung entgegen den Wünschen der Entente nicht vertreten ist, nicht die Ge- währ für die Aufrechterhaltung von Ruhe nnd Ordnung im Lande bietet. Diese Note würde naturgemäß den Sturz des Kabinetts Friedrich und auch die Demission 'des Verwesers Erzher zog Joseph nach sich zieben, mit dessen Nolle die Entente angeblich nicht einverstanden ist. ZZergmanns Töchterlein. Roman von Martin Förster. 9 Degow wartete also geduldig. Er hörte Sachse arbeiten, wie er die Felsstücke hierhin und dort hin schob, und ganz unwillkürlich wanderten seine Gedanken anf einen Augenblick nach dem hübschen Häuschen seines Gesährten und der lieblichen In sassin desselben, als plötzlich ein lautes, dröhnen des Geräusch von niedersallenden Felsstücken ihm fast vor Schreck deu Atem benahm. Daun folgte ein heiserer Schreckensschrei, und dann war alles wteustill. „Sachse, Sachsei" riefDegow verzweifelt. „Was ist passiert ? Was gibt es? Seid Ihr verletzt?" Dabei kroch er anfHänden und Knien den Hau sen hinauf. Aber er erhielt keine Antwort, und als er oben ankam, wo er noch vor kurzer Zeit Sach les Füße gesehen hatte, entdeckte er aber zu sei nem Schrecken, daß ein neuer Einsturz der» Weg oersperrte. Mehrere Stunden später stand Jutta Sachse an ihrer kleinen Gartenpforte und schaute die Straße entlang, die nach dem Bergwerk führte, wo ihr Vater arbeitete. Es waren bereits zwei Stunden über die Zeit, wo er gewöhnlich nach Hause kam, und sie konnte sich die Verspätung nicht erkläre». Ihres Vaters einfache Mahlzeit stand für ihn ans dem Kücheutisch bereit. Das Hans sah so wohnlich und sauber aus, wie die geschickten Finger des Mädchens es nnr Herrichten konnten, und alles wartete nur anf das Nachhausekommen des Versorgers. Jutta begann unruhig zu werden, als ihr wartender Blick die Gestalt eines jungen Mannes erspähte. Sie erkannte in demselben so fort den Ressen deS BergwcrkSbesttzerS. Daß die ser Neste jetzt im Kontor beschäftigt war, hatte sie von ihrem Vater erfahren. Er hatte ihnen außer dem einmal eines Abends einen Besuch gemacht, Kei welcher Gelegenheit sie seine hewimdMden Blicke als recht zudringlich empfunden hatte. Sie clber war von der ansehnlichen Erscheinung des ungen Mannes keineswegs gefesselt worden. Sein elbstzusriedenes Wesen war nicht nach ihrem Ge- chmack, daher drehte sie sich schnell um, als wenn te ihn nicht erkannt hätte, kehrte ins Haus zurück und schloß die Tür. Aber diesmal sollte sie ihrem Schicksal nicht entgehen, denn kaum hatte sie sich in der Küche niedergesetzt, als sie ein Klopfen an 'der Haustür hörte und sich gezwungen sah, dem Resten von Albert Diedrich zn öffnen. „Guten Tag, Fräulein Sachse," sagte der junge Mann höflich und mit einem Lächeln, welches er selber sicher für unwiderstehlich hielt. „Guten Tag, Herr Diedrich," erwiderte sie kühl. „Sie wollen wohl meinen Vater sprechen?" Sie trat einen Schritt vor und zog die Tlir hinter sich zu, da sie entschlossen war, ihn nicht ins Haus kommen zu lassen. „Ja, ich wünschte Herrn Sachse zn sprechen," antwortete er zögernd. „Ist er zu Hanse?" „O nein," war die schnelle Antwort. „Mein Vater ist noch nicht hier." „Nicht ? Es ist doch aber schon ziemlich spät," meinte er. „Ja, es wnndert mich auch. Sie kommen viel leicht später wieder vor." „Ja, das werde ich tun," sagte er in einem so sonderbaren Ton, daß sie ihn befremdet ansah. Dann wandte er sich ab, tat einige Schritte vor wärts und wandte sich plötzlich um. „Hat niemand vor mir nach Ihrem Vater ge fragt, Fräulein Sachse?" „Nein, Herr Diedrich," entgegnete sie beunru higt, „warum meinen Sie das?" „Nun, Fräulein Sachse — ich —" er hielt inne, sah verlegen aus und fuhr dann fort: „Ich dachte, es würde Ihnen jemand mttgeteilt haben, daß Ihr Vater — ich — ich weiß nicht recht, wie ich mich auSdriicken soll — „Was ist mit meinem Vater?" ries sie erblei chend. „Was meinen Sie? Gütiger Himmel I Ich verstehe jetzt. Mein Vater 1 Was ist ihm passiert? Ist er —" Sie konnte nicht vollenden. ES war plötzlich, als wenn sich ein Nebel vor ihre Angen legte. Sie zitterte heftig nnd mutzte sich an den Türpfosten lehnen. Er wollte ihr zn Hilfe eilen, ihr Beistand lei sten. Aber sie nahm sich gewaltsam zusammen nnd streckte abwehrend die Hände gegen ihn ans, dann sagte sie mit bebender Stimme: „Es ist nichts, Herr Diedrich. Aber erlösen Sie mich ans dieser Angst. Was ist geschehen?" „Ich fürchte, Sie sind nicht stark genug." „Aber bitte, bitte! Diese Ungewißheit ist das Schrecklichste von allem. Was ist es? Sehen Sie, ich bin jetzt ans alles gefaßt und ganz ruhig." „Ihr Vater ist unten im Schachte vcrnnglückt, aber —" „Tot!" schrie sie auf. Ihre Stimme klang so gellend, daß sie selber davor erschrak. „Nein, nein! Nur ein wenig verletzt. Ihr Va ter nnd einer von den Leuten mußten die alten Lichtgänge untrrsnchen und ui einem fiel die Decke ein, nnd ein Stein traf Ihren Vater." „Aber es ist nicht gefährlich?" fragte sie atem los. „O, sagen Cie es, sagen Sie es mir l Ver hehlen Sie mir nichts! Mein armer, armer Va ter!" „Er ist jetzt in Sicherheit. Ich schwöre es Ih nen. Es ist nicht gefährlich." „Gott sei Dank! Gottsei tausendmal Dank! Bringen Sie ihn jetzt nach Hause?" „Sie werden bald kommen." „Ist er zu sehr verletzt, um allein gehen zn kön nen?" „DaS weiß ich wirklich nicht so genau. Aber mein Onkel sagte mir, ich könnte Sie vollständig beruhige»" „Gott sei Dank," murmelte sie. Dann wandte sie sich ab, wie um ins HanS zu gehen. „Fräulein Sachse, was kann ich für Sie tun?" fragte er, indem er seine glühenden Augen aus ihr bleiches Gesicht heftete. „Nichts, Herr Diedrich, ich wüßte nichts," ant wortete sie hastig.^,Ich danke Ihnen." „Mein Onkel läßtJhnen sagen, das Sie nicht- sparen sollte», nm es Ihrem Vater behaglich zn mache». Alles, wns er sich mir wünschen mag, sag er erhalten." „Dasist sehr gütig von Herrn Diedrich. Bitte, bestelle» Sie ihm meinen Dank. O, mein armer, armer Vater!" „Und Sie werden doch Gebrauch machen von meines Onkels Anerbieten?" „Das kann ich nicht versprechen. Ich werde es meinem Vater mitteilen und er mag entscheiden Ach, ich weiß ja noch gar nicht, was ich Hosse» darf. Sie — Sie werden mich gewiß enlschntdi- gen!" Sie streckte die Hand ans in dem unbestimm ten Gefühl, sich erkenntlich zn zeigen,nnd erdrücke sie fester als sie erwartet hatte. Sie mußte sie ihm entziehen. „Fräulein Sachse!" rief er ans, als er ihre Hand freigab. „Sie können sich nicht denken, wie lies, wie aufrichtig ich in diesem traurigen Fall mü Ihnen empfinde." „Ja, ja, ich glaube es. Ich danke Ihne», Herr Diedrich!" „Ich würde so glücklich sei», wenn ich Jhpen dies so recht zeigen dürste, Fräulein Sachse, haben Sie Vertrauen zn mir." „O, Herr Diedrich, lassen Sie mich! Ich bü so in Angst. Es ist alles so plötzlich über mich ge kommen." „Aber gerade deshalb, lasten Sie mich Ihnen beistehen, Ihnen helfen! Ich meine es ja so gnt mit Ihne», so treu! Fräulein Sachse, ich —" „Lasten Sie mich, ich flehe Sie an." 237, lg
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)