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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.08.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191908172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190817
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-08
- Tag 1919-08-17
-
Monat
1919-08
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.08.1919
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Wage W MenM-WUM WnUr Tageblatt. »r. 18« Sonntag, den 17. Angnst 1»1». 4« Jahrgang Vie leMm Mepberi-ie. -^on Gena«! Ludendorff. Au« den am SO. August bei G. Mittler u. Sohn erscheinenden Erinnerungen de» General«. Meinen Heeresberichten ist Unausrichtigkeit vorgeworfen worden. Sie sind einwandfrei wahr gewesen und wur« den so adgefaßt, wie «S unser Gewissen gegen- Aber dem Heer, dem Volk daheim und unseren Verbündeten gebot. Die Abendmeldungen gaben nur in kurzen Nörten die Tagesereignisse wieder. Die Mittagsbericht« gründeten sich auf den Meldungen, die bei der Obersten Heeresleitung bi» zur Zeit meiner Unterschrift — in der Re gel 10 Uhr 30 Min. vormittags — vorlagen. Ich schrieb sie vornehmlich für das Heer. Der Soldat hat da» Recht, das, was er geleistet und erduldet hatte, erwähnt zu wissen. Der Truppenteil, der Offizier oder Mann, der im Heeresbericht genannt wurde, war stolz darauf: E» war doch etwas Erhebendes, den eigenen Ruhm der Welt verkündet zu sehen. Ein für die Kriegführung nicht unwesentlicher Ansporn, ein wichtiges psychologisches, die Leistung förderndes Moment lag darin. Auch die Heimat war mit Recht stolz auf die öffentliche Anerkennung ihrer Löhne. Jedes Wort des Heeresberichtes war sorg sam abgewogen. Große Ereignisse wurden aus führlich gewürdigt; von kleineren Gefechtshand lungen konnten nur die wichtigsten Erwähnung finden. Die in ruhigen Zeiten häufige Mel dung: .Nichts Besonderes" oder .Keine wesent lichen Ereignisse" sagte dem Kundigen, daß an jeder Stell« der ausgedehnten Fronten wiederum durch Nacht und Tag deutsch« Männer in treue- st«r Hingabe ihre schwere Pflicht gegen da» Va- ttrland erfüllt hatten. Gewiß hätte ich in Zeiten der Spannung lie- de» in lapidarem Stil als ausführlich gemeldet; dazu gehörten Ereignisse, die auf die Sprache zugeschnttten waren. Eine Meldung au» 'Ler Flandernschlacht: „Langemarck ist gehalten oder verloren", hätte niemand befriedigt. Verluste an Gelände wurden, wenn sie von Einfluß auf die Gestaltung der Kampftage wa ren, erwähnt, allerdings erst dann, wenn für die kämpfenden Truppen kein Nachteil daraus er wachsen konnte. Daß ich die Zahl der Geschütze und Gefangenen, die uns der Feind abgenom men hatte, melden sollte, konnte kein Mensch er warten, doch auch der leider objektiv denkende Deutsche nicht! Wir waren nicht das starke Volk, von dem mir gerade in jenen Tagen so oft ge sprochen wurde! Das dauemde Lesen der feind lichen Heeresberichte hatte schon genug Schaden getan. Das Mißtrauen gegen die Meldungen der Obersten Heeresleitung ging stellenweise so weit, daß sie an der Hand der feindlichen Hee resberichte verglichen wurden. Das war so recht deutsch! War es nicht ein großer strategischer Sieg, wenn wir die Flandernfront z. B. 1917 hiel- t«n, obschon wir taktische Mißerfolge hatten, die uns Gefangene und Materialverluste kosteten? Wenn ich meldete, der Feind wäre in unsere Artillerie eingebrochen, so ergab sich hieraus der Verlust an Gefangenen und Geschützen. Genügte da» nicht? Wollte man noch im Unglück wühlen? Die Oberste Heeresleitung hatte den Abdruck der feindlichen Heeresberichte im Vertrauen auf die Einsicht des deutschen Volkes zugelassen. Ich hatte später die Empfindung, daß es ein Fehler war. Der Feind trieb mit seinen Berichten förm lich Propaganda bei uns und drückte unsere Stimmung. Ein nachträgliches Verbot, die Be richte wiederzugeben, erschien mir allerdings noch fragwiirdiger. Frankreich wußte sehr gut, warum eS den Abdruck unserer Heeresberichte nicht zu ließ, obwohl wir keinerlei Propaganda dadurch trieben. Daß ich auch Rücksicht auf den Eindruck der Heeresberichte bei den Verbündeten zu nehmen hatte, habe ich dargelegt. Dies war schwerwie gend in einer Lage, in der unsere Bundesge nossen alle Hoffnungen auf uns setzten. Eins muß unbedingt zugegeben werden: die Wolfsschen Koinmentare zu meinen Heeresberich ten, die in Berlin entstanden und lediglich für daS neutrale Ausland bestimmt waren, hatten keine glückliche Fassung. Für' den Ton der Tele gramme lagen gute Gründe vor. Als ich aber die sich hieraus ergebenden Mißstände erkannte, stellte ich sie sofort, wenn auch zu spät, ab. M MM TextiliMstrit M-rnd der SriM. vsz. Die sächsische Textilindustrie, die vor dem Kriege mit der Beschäftigung von 31,2 Prozent aller Fabrikarbeiter die Hauptindustrie unseres Landes war, ist im Laufe der Kriegsjahre in eine außerordentliche Notlage geraten. Während im Jahre 1914 in 6724 Betrieben annähernd 254 000 Personen beschäftigt waren, fanden im Jahre 1918 in nur 2074 Betrieben etwa 1l2 000 Arbeiter und Arbeiterinnen- Beschäfti gung. Schon im Mai 1914, also vor dem Kriege, machte sich ein leichter Rückgang in die ser Industrie bemerkbar, teils infolge Modewcch- sels, teils aber auch infolge der lähmend vor wirkenden Unsicherheit der Lage, die sich beson ders in einzelnen Zweigen dieser ungemein stark nach dem Auslande arbeitenden Industrie aus prägte. Nach Kriegsausbruch (vom 1. Mai 1914 bis zum 1. Mai 1915) ging die Zahl der Betriebe zunächst um etwa ein Drittel zurück, die Zahl der männlichen erwachsenen Arbeiter um rund 36 000, die Zahl der weiblichen Ju gendlichen um etwa 20 000. In den ersten Kriegsmonaten hielt sich jedoch diese Industrie nach Ueberwindung der ersten allgemeinen wirt schaftlichen Lähmung in den meisten Zweigen, abgesehen von der gleich zu weitgehenden Bc- triebSeinschränkungen und -cinstellungen genötig ten Stickerei-Industrie, noch leidlich, rind war in solchen Zweigen, die nach ihrer Art Hecresauf- träge hereinnehmen konnten, sogar sehr stark be schäftigt und zu lieber- und Nachtarbeit genö tigt. Das Bild änderte sich aber mit dem Augen blicke, als sich Italien auf die Seite unserer Gegner schlug, und damit die Rohstosfeinfuhr im allgemeinen abgeschnitten wurde. Ein weiterer Nachteil erwuchs dieser Industrie aus der Ein ziehung der Heerespflichtigen und waffenfähigen Männer dieses Industriezweiges und aus dem Uebertritt vieler Arbeiterinnen in damals noch gut beschäftigte andere Industriezweige. Auch be mühten ftch viele Textilindustrielle der Anpassung und Umstellung auf die neuen Verhältnisse. Bei spielsweise gingen Spitzenfabriken von der Her- stellung feiner Baumwollspitzen zu der von sei- denen über, andere Firmen suchten und sanden trotz vieler Schwierigkeiten schon damals in der später zu ungeahnter Bedeutung gelangten Pa- piergarnherstelluug und -Verarbeitung neue loh nende Beschäftigung. Daneben gewann die Ver arbeitung von Flachs und Hanf teils aus den besetzten Gebieten, teils aus der eigenen von Jahr zu Jahr gesteigerten Ernte höhere Bedeu tung. Aehulich war es mit der Wollverarbeitung, und tvo auch die beschlagnahmten Wollvorrätc der besetzten Gebiete und die eigene, nunmehr sorgfältig gepflegte Schur nicht ausreichten, da trat die Kunstwollherstellung und die Mischung von Kunstwolle mit Rohwolle immer mehr in den Vordergrund und gab den Tuchfabriken noch lange im allgemeinen recht gute Beschäfti gung. Aris zerrissenen Baumwollabfällen und ähnlichen Rohstoffen wurden in den bisher fast nur auf Sachsen beschränkten Vigognespinnereicn neue Gespinste hergestellt, die in sonst für kaum möglich gehaltenem Umfange und mit sich immer mehr den Verhältnissen anpassenden Arbeitsver fahren zur Heeresbekleidung gebraucht wurden. Einzelne Textilbetriebe aber gingen unter Aus- Nutzung ihrer alten Reparaturwerkstätten zum Teil auch unter Aufstellung neuer Maschinen zur Rüstungsindustrie über. In großem Umfange konnten dann auch an manchen Orten arbeitslos geworbene Textil- und andere Arbeiterinnen in den Betriebswerkstätten neueingerichteter Beklci- dungsinstandsetzungsämter der Heeresverwaltung, in Kriegsnähstuben und dergl. stellenweise zu Tausenden eingestellt werden. Ferner wurden Heeresnäh« und Strickarbeiten in umfassender Weise in die Hausarbeit herausgegeben und bo ten zum Teil auch solchen nadelgewandten Per- sonen, die außerhalb der Textilindustrie selbst standen, aber als Ktiegerwitwen und dergl. jetzt mehr wie sonst auf Erwerb angewiesen, durch kleine Kinder oder versorgungsbedürftige andere Familienangehörige an HanS und Scholle ge- fesselt waren, willkommene Erwerbsmöglichkeiten. Am schärfsten und eindringlichsten prägte sich die ungemein große Notlage im Auerbacher und Chemnitzer Regierungsbezirke aus. Im Chem nitzer Regierungsbezirke fiel vom l. Mai 1914 bis zum 1. Mai 1918 die Z a b l der Betriebe der Textilindustrie und der Bekleidungsindustrie von 2990 auf 1294 und jene der Arbeiter von 105 866 auf 37 799 und wurde vor allem die sonst dort blühende Stoff handschuh- und Fcinstrumpsindustrie aufs schwerste betrossen. SWschtt TWemtifttttag. Tie 12. Generalversammlung des Verbandes Sächsischer Tischlermeister fand in Chemnitz statt. Der 1. Vorsitzende, Obermeister Heinzc-DreSdcn, begrüßte die Vertreter der Innungen und er stattete den Bericht über das verflossene Ver bandsjahr. An den Bericht schloß sich eine längere Aussprache über Arbeitsmöglichkeiten, Nohstoffbeschasfung, über die Sozialisierung des Handwerks und über Arbeitszeit und Lohnsra gen des Handwerks. Ganz besonders wurde von allen Anwesenden hervorgehoben, daß eine Ver kürzung der Arbeitszeit unter 48 Stunden zum großen Schaden des Handwerks sein müsse. Eine Entschließung, bei den Gewerbekammern Sach sens zu beantragen, daß für daS Tischlergewerb« ganz Sachsens die obligatorische vierjährige Lehr- zeit eingeführt bezw. angeordnet werde, fand einstimmig Annahme, lieber das Verhältnis der Verbandes Sächsischer Tischlermeister zum Arbeit- geberschutzverbande wurde Bericht erstattet und allseitig die Notwendigkeit erkannt, daß für Sachsen ein Zusammenschluß des gesamten Holz- gcwerbeS notwendig sei. Der Verband wurde beauftragt, an den demnächst stattsindenden Ver- baudlungen über die Lobnverhältnisse im Inter- esse der Verbandsmitglieder teilzunehmen. Der Tischlerlieferungsverband überwies dein Verband Sächsischer Tischlermeister 5000 Mk. Als Ort für den nächsten Verbandstag wurde Zittau stimmt. Vit MkmMt. Aus Berlin wird geschrieben: Die Zustände bei der Reichsgesellschaft für Obst, Konserven und Marmeladen drängen nachgerade zur sofor tigen Auflösung dieser Gesellschaft. Zunächst sind in ihr Unregelmäßigkeiten vorgekommcn und einzelne Beamte entlassen worden. Darauf hat die Gesellschaft, anstatt zum Abbau zu schreiten, sich weiter auSgedebnt und ein eigenes Pvlizei- bureau zur Ueberwachung ibrer Beamten einge richtet. Im Ausschuß der Nationalver sammlung hat der Abgeordnete Hoch nicht nur gegen die Reichsgesellschaft für Obst, Kon serven und Marmeladen und deren geradezu un glaubliche Maßnahmen, sondern auch gegen die Reich-Zstelle für Gemüse und Obst entschieden Stellung genommen. Die Unsinnigkeit der Dis positionen dieser beiden ReichSgesellschaften geht daraus hervor, daß nicht beizeiten für genügend Zucker gesorgt worden ist, so daß jetzt Uber 2 Millionen Zentner halbfertig « M a rmelade , sogen. „Pülpe", dem Ver derben ausgesetzt sind und nur noch als Dünger oder Viebfutter Verwendung finden können. Von den Streckungsmitteln, die fü» Marmelade im vergangenen Jahr hergeftellt wur den, sind etwa -1 Million Zentner übrig geblie ben, die noch bei den Fabrikanten lagern. Die Neichsgefellfchaft für Obst, Konserven und Mar melade ist jetzt gezwungen, diese StreckungSrnit- tel für 15 Millionen Mark von den Fabrikanten zu kaufen, weil sie von ihr bestellt sind. Trotz dem gebt aber die Reichsstelle für Gemüse und Obst jetzt wieder daran, weitere 3 bis 4 Milli onen Zentner Obst zu beschlagnahmen und der Volksernährung zu entziehen, obwohl ganz ge nau bekannt ist, daß kein Zucker für diese Zweck« vorhanden ist und nur die vage Möglichkeit be stellt, es könnte vom 1. Januar 1920 ab Aus landszucker geliefert werden. Die RcichSgesell- schast für Obst, Konserven und Marmelade be schäftigt bcinalle 600 Beamte, obwohl nach fachmännischem Urteil der Betrieb bequem mit 50 Leuten erledigt werden kann. Tie Reichsstelle für Gemüse und Obst beschäftigt sogar mellr al» 2000 Angestellte und in den angegliederten Pro vinzen noch viel mehr. Wenn sich diese Angaben bewgbrlleiten, ist'» allerdings höchste Zeit, daß die Negierung ein greift und die im Volk wenig beliebte Marme- ladenfabrikation zunächst gänzlich einstellt. Aergmann« Töchterlein. Roman von Martin Förster. 6 „Wie geht e«, Sachse? Schöner Abend? WaS?" Die Augen de« Angeredeten durchdrangen da» Zwielicht und erblickten Herrn Diedrich, welcher sich mit den Armen ans die Gartenpforte lehnte. „Eilt prächtiger Abend, Herr Diedrich," erwi derte der Bergmann,Minter. „Kann ich Euch einen Augenblick sprechen, Sachse," sagte der Minenbesitzer, während er die Vsorte öffnete und auf den anderen znschritt. „Gewiß, Herr Diedrich, gern. Aber, e« ist doch nichts passiert?" „O nein, scheint Such mein Besuch s« ttb«rr«. scheud? Ich wünsche nur, mit Tuch über «ine Pri- vatsache zu sprechen. Ich will mich zu Euch setzen." Er nahm ohne weitere Einladung Platz undfragt« daun, als der andere schwieg: „Ist daS Eure rochier, die da so hübsch spielt?" „Ja, es ist Jutta. Gefällt Ihnen da« Spiel?" „Sehr gut. Ich hatte keine Ahmmg, daß sie auch das verstände. Aber, wa« ich sagen wollte, ich beabsichtige bedeutende Veränderungen indem Bergwerk zu machen." „Oben oder unten?" „Beides. Ihr habt vielleicht gehört, daß der Uuteraufseher im Kohlenhof forlgeht?" „Ja, ich hörte davon." „ES ist ivahr, und ich möchte Euch fragen, ob Ihr einen passenden Mann für diese Stelle emp- fehlen könnt." Sachse sah seinen Herrn erstaunt an. ES ivar eine bisher ungekannte Auszeichnung, in einer so wichtigen Dache um Rat gefragt zn werden. Wa« bedeutete dies? " „Ich glaube, Herr Diedrich, daß Sie gut tun würden, einen von den Fener » Leuten zu wäh- len. Sie haben die beste Erfahrung." „Wie steht e« aber mit Tnch, Dachs«? Hättet Ihr nicht selbst Lust, die Dtelle anzuuehmen?" fragte der Miuenbesttzer uud heftete seine scharfen Augen auf daS erstaunte Gesicht des Bergmanns. „O, wenn ich die Wahl hätte, vielleicht möchte ich, vielleicht aber auch nicht," meinte Sachse zö» gernd. „Aber Die scherzen, Herr Diedrich?" „Ich spreche im Ernst, Dachse. Wenn Ihr den Posten haben wollt, dann ist er Euer. Ich kam deshalb her. Jedenfalls überlegt Euch die Sache. ES bedeutet für Euch dreißig Mark mehr wöchent lich und kürzere Arbeit«dauer. Es ist eine gute Stelle, und wenn Ihr mir nicht gefielet, würde ich Euch das Anerbieten nicht gemacht haben." Der Minenbesitzer hielt inne nndSachse schwieg auch. „Ich weiß, warum Ihr zögert," rief Diedrich daun. „Warum?" „Weil es Euch eutgegen ist, den Arbeitern be fehlen zu sollen, die sonst Cure Kameraden wa ren." „Ja, da« ist der Grund," antwortete Sachse. „DaS laßt Euch nicht kümmern und glaubt mir auf mein Wort, daß ich nicht knansern werde. Nehmt die Stelle an, und ich will die Leitung de« ganzen Platze« in Eurer Haud lassen. Die Leitte sollen ui« wieder zu murren haben, daß sie von ihrem Herrn unbillig behandelt werden. Versteht Ihr? Nnn, Dachse, gebt mir Eure Hand." „Ich will die Stell« anilehmen." „Da« fr«nt mich. Hier ist meine Hand daranf. Ihr werdet e« niemals bedauern." Di« Männer drückten sich die Hände. Nach einigen Minutin begann der Minenbesitzer wie der, diesmal in veränd«rtem Tone. „Dachse," sagte «r leise und ein wenig nusicher, „bei mir ist noq eine andere Dtelle zu besetzen, wobei Ihr mir helfen könntet." „Ich verstehe nicht, welch« Stelle Di« meinen, Herr Diedrich/ »Ich Mtiue djk Gtche in meiner Häuslichkeit im Herrenhanse. Ich glaube, e» wird nach gerade Zeit, anS Heiraten zu deuken, uud eS gibt mir etn weibliches Wesen in der ganzen Welt, daS ich z»r Frau möchte." „Uud die wäre?" „Eure Tochter." Eine» Augenblick stand Sachse wie vom Don ner gerührt, völlig sprachlos vor Ueberraschim,. Dann gewann er mühsam seine Fassung wieder und sagte mit zitternder Stimme: „Jutta? Meine Julia? Aber Herr Diedrich!" „Sachse, es ist mciu heiliger Ernst. Ich habe sie seit Jahren gekannt, wie Ihr wißt, und sie mit jedem Jahre reizender gefunden. Ich sage Euch die reine Wahrheit, wenn ich behaupte, daß sie die einzige in der Welt ist, die ich zur Fran möchte. Ich hoffe, Sachse," fügte er bittend Hinz», „daß Ihr gegen mich als Schwiegersohn keine Einwen dungen habt." „Nnn," war die zögernde Antwort, „ich kann nickt sagen, daß ich etwas gegen Euch eiuzuweii- den hätte. Natürlich bin ich sehr überrascht, aber —" „Jutta," ergänzte der andere, „sollte sie etivaS gegen mich haben?" «Ja, Herr Diedrich, sie mag anders darüber denken," sagte Sachse ehrlich. „Meine Tochter hat . ihren eigenen Willen, und um die Wahrheit zu sage», ich möchte nicht versuchen, sie auf irgend eiue Weise zu beeinflusse»." „Natürlich nicht, und ich will Euch auch nicht darum bitten. Aber ich hielt es für meine Pflicht, zuerst Eure Zustimmung einzuholen. Ihr müßt zugeben, daß die Verbindung in vieler Hinsicht sehr vorteilhaft für Eure Tochter sei» würde." „Ja, gewiß," gab Sachse mit eiuer gewissen Zurückhaltung zu. „Sie würde Herrin eines der größten und schönsten Häuser der ganzen Gegend sein. Sie würde alles haben, waS «ine Fran sich mir wün schen kann, feine Kleider, Juwelen, Wagen und Pferde. O," setzte er mit «inem Ausbruch van Enthusiasmus hinzu, ,,e« tzibt nicht», was ich nicht tun würde, nm sie glücklich zu machen." „Ich glaube eS," war alle«, waS der Berg- mauu hervorbringeii kounte. „Ich darf es also Eurer Tächter sagen?" „Natürlich." „Ihr würdet nicht oorzieheii, zuerst mit ihr zi. spreche» ?" „Nein, ich möchte lieber, daß Sie die Sache unter sich abmachten," war die zögernde AMwart. „Ihr glaubt doch nicht, daß sie bereits eiue andere Neigmig hat?" „Gewiß nicht. Daranf könnte ich schwöre». Jy glaube nicht, daß Jutta je an eine» Mauu ge dacht hat." Diedrich atmete erleichtert auf, uud beide ver- sanken i» Schweige». Dam> bemerkte der Mmen- besitzer: „Glaubt Ihr, Sachse, daß eS gut sei» würde, gleich mit ihr zu spreche»?" „DaS müsse» Sie selbst entscheide»? Weil» Sie es wünsche», will ich sie zu Jh»e» schicke», oder vielleicht gehe» Sie lieber z» ihr hinein. Wer nicht wagt, gewinnt nicht," sügte er in scherzendem Tone hinzu. „Ihr werdet mich doch keinen alten Mam, neime», wie, Sachse?" „Gewiß ilicht, Sie sind ja in Ihrem bestell Mannesalter, vielleicht fünfzig, nicht ivahr?" „Ich werde im September fünfzig imd bin überzeugt, daß ich noch viel jüngere Leute überle ben werde. Ja," sagte er mit plötzlicher Emschie- denheit, „ich will jetzt mit Eurer Tochter spreche». Wollt Ihr sie bitte», auf einige Mumten heraus» zukonlme»?" „Ja." Der Bergmann ging in sein HauS imd betrat da» kleine Borderzüumer, wo Jutta am Pumc saß und ahnungslos ihre Finger Uber die Taste» gleite» ließ. 237,lt
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