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mit aller Entschiedenheit und Rücksichtslosigkeit führen im Interesse des deutschen Volkes. Die Wiederkehr der deutschnatioualen Elemente würde den politischen Ruin des deutschen Vaterlandes für alle Zukunft bedeuten. Das Deutsche Reich ist eine Republik und wird eine Republik bleiben. In langen Jahren parlamentarischer Arbeit habe ich politische Fehler began gen. Den Weltkrieg habe ich nie propagiert ich habe mich aber zuerst öffentlich von ihm zu rückgezogen. Seitdem bin ich aber immer scham los angegriffen worden. Ich habe immer das beste für das Vaterland gewollt und auch dafür gearbeitet. Ich wünschte, meine Gegner hätten ein so gutes Gewissen wie ich. Wer hat denn 4 Jahre lang unverantwortlich das deutsche Volk von einer Illusion in die andere gestiirzt? Deutsch land hatte 4 Jahre lang überhaupt keine poli tische Regierung, sondern eine Militärdiktatur. Mehr als einmal waren Friedensmöglichkeiten vorhanden. Jetzt haben wir nicht mehr zu schweigen. Mindestens zweimal konnte ein' ehrenvoller Friede zustande kommen. Die Rechte mit den Militärs zusammen hat es beide Male verhindert. Das belgische Problem war das größte Hindemis. Der Minister verliest einen amtlichen Bericht, wonach Schwerindustrielle große Werke in Bel gien zugunsten der großkapitalistischen Interessen Deutschlands erwerben wollten. Ludendorff u n d H e l f s e r i ch seien der Ansicht gewesen, daß man das deutsche Volk vor vollendete Tat sachen stellen müßte. Die Akten sind in bel gische Hände geraten. Wilson wollte 1916 mit aller Energie den Frieden herbeiführen. Das Friedenswerk Wilsons wurde sabotiert durch die Erklärung des U-Bootkrieges. Von dem Jm- mediatbericht des Grafen Czernin an den frühe ren Kaiser Karl hat Gras Wedel nur den Satz geschrieben, er habe im Hauptquartier nicht den gewünschten Eindruck gemacht. Dieser Bericht ist mir seinerzeit frei zu meiner Verfügung gestellt worden mit der einzigen Bedingung, über seine Herkunft zu schweigen. Im fühle mich zur Dis kretion verpflichtet und werde den Namen des Neberbringers nicht nennen. Im weiteren Verlaufe seiner Rede kam Erz berger auf die Vorgänge im Juli >917 zu spre chen. Am 1. August hielt der Reichskanzler seine Rede mit dem Grundgedanken, daß alle Friedens angebote aussichtslos seien. Er weigerte sich, eine klare Erklärung über die Neutralität Bel giens abzugcbcn. Am 30. August erhielt der Reichskanzler durch den päpstlichen Nuntius ein Schreibe», in dem ein Angebot Englands vor lag, dem die französische Regierung sich ange schlossen habe, die kaiserliche Regierung möge sich über die llnabhüngigkeit Belgiens erklären und garantieren, für die Politische, wirtschastlichc rind militärische llirabhängigkeit des Landes cinzu- treten. Eure versöhnende Antwort werde den guten Fortgang der Friedensverhandlurrgen er leichtern. (Große Bewegung.) Wir haben hier den amtlichen Schritt einer neutralen Macht, die durch ihre Organisation und Ideenwelt wie we nige in der Lage war, zu beurteilen, wenn ein Friedensschritt Aussicht auf Erfolg hatte, her- vorgegangen nicht aus eigener Initiative, son dern mit einem ausdrücklichen Wunsch der eng lischen Regierung, mit ausdrücklicher Ermächti gung der Tranzösischen. Die Erlaubnis, den In halt der englischen Note zu veröffentlichen, ist vom Papst eingeholt, aber noch nicht eingctrof- fen. Was aber geschieht in Berlin? Man würde es nicht für möglich halten. Vier Wochen gibt man dem Nuntius keine Antwort. In einem Schreiben vom 24. September wird abgelclmt, eine Erklärung abzugebcn, weil die Vorbedin gung für die Abgabe einer solchen Erklärung noch nicht geklärt sei. Also ein amtlicher diplo matischer Bericht für ein Volk, das in höchster Not liegt, wird vier Wochen lang nicht beant wortet. Dann erklärt man ihn nicht sür ge nügend. (Große Bewegung.) Damit war der von England über den Heiligen Stuhl eingelci- tete Versuch erledigt. Das ist das Tragische, das Entsetzliche, man kämpft für den Frieden und dann kommt cs so. Wir müssen dem deutschen Volkseigen, wie cs zwei Jahre lang gewissenlos irrege - sührt worden ist. Hätte es diese Dinge besser gewußt, so hätte es den Frieden einfach erzwungen. Ende September war die vom ehr lichen Willen des deutschen Reichstages getra gene Friedenspolitik des verständigen Ausgleichs durch die Agitation erledigt. Die Hoffnung, die auch die anderen Völker hatten, war mit einem Schlage vernichtet. Deutschland ist mit offenen Augen in den Tod hincingcrannt. So kam 1918. Jeder Versuch, in diesen Zei ten zur Vernunft zu kommen, wurde mit mili tärischen Mitteln niedergeschlagen. Und dann kam im September der restlose militärische Zu sammenbruch. Wir haben unsere Armee vor einem neuen Jena bewahrt. Am 6. November bekam ich den Auftrag — ich habe mich nicht dazu gedrängt —, die weiße Fahne am 8. No vember morgens zu hissen, also die Kapitula tion mit Zustimmung der Obersten Heereslei tung. Hätten Sie (nach rechts) es verantworten wollen, daß die Feinde verwüstend durch unser Vaterland ziehen? Der Umsturz soll den Waf fenstillstand erzwungen habe». Aber Hindenburg dekretierte: Wenn unsere». Forderungen nicht durchzusetzen seien, so sei trotzdem der Waffen stillstand abzuschließcn. Ich stelle fest, die Frie densresolution habe Erfolg haben können und müssen, wenn ihre Grundsätze bei Gelegenheit der Friedensnote des Papstes angenommen wor den wären. Der Zusammenbruch Deutschlands ist nicht durch die Revolution, sondern durch die konstante Täuschung durch das Militär herbei geführt worden. Nicht die Friedensrefolution hat den Widerstand brachgelegt, sondern der Zu sammenbruch ist erfolgt durch Mangel an innerer und äußerer Einsicht der konservativen deutschen Heeresleitung, die das deutsche Volk einschüch- terte und terrorisierte nnd dieses Spiel auch heute noch fortsctzt. Die Geduld der Regierung und dar Mehrheitsparteien hat ein Ende. (Die Sitzung dauert an.) Rundschau. Der Streik im Boruaer Revier. Nach längeren Verhandlungen ist zwischen den Organisationen der Arbeitnehmer rind dem Berg baulichen Verein Borna als Vertreter der Ar beitgeber im Bornaer Braunkohlcn-Revier inso fern eine Einigung erzielt worden, als ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen worden ist. Für alle zurzeit gezahlten Löhne wird ein Zuschlag von drei Mark auf die Schicht, vom 19. Juli an rückwirkend, gezahlt; das bisher gewährte Kin dergeld ist von fünf auf acht Mark pro Kind erhöht worden. Für Sonn- und Feiertagsarbeit wird ein Lohnzuschlag von 100 Prozent, fiir sonstige Ueberarbeit von 50 Prozent gewährt. An Deputatskohle erhalten verheiratete Berg arbeiter 70 Zentner Briketts zu 40 Pfennige, auf Wunsch noch weitere 30 Zentner zu 50 Pfennige. Je nach der Dauer der Beschäftigung bei einem Werk sollen Ferien von drei bis sechs Tagen unter Fortzahlung des Lohnes gewährt werden. Ferner wurden noch einige andere Forderungen der Arbeiter bewilligt. Die Gewährung sämt licher Zugeständnisse an die Arbeiter war an die Wiederaufnahme der Arbeit am gestrigen Freitag gebunden. Trotz der wesentlichen wirtschastlichen Verbesserungen, welche der neue Tarifvertrag fiir die gesamte Belegschaft mit sich bringt, ist die Arbeit bisher aus politischen U^achen noch nicht wieder ausgenommen worden. Proteststreik iu Verli». Die Massenentlassuug beim Sicmcnswerk hat zu einem allgemeinen Ausstand bei diesem Werke geführt. Der Betrieb ini Siemenswerk steht still. Insgesamt handelt es sich ui» mehr als 25 000 feiernde Arbeiter. — Es wird mit einem G e - n c r a l st r c i k der Großberli n e r M e- t a l l i n d u st r i e allgemein gerechnet. — Der Verband der Telegraphenarbeitcr Großberlins ist in den Generalstreik wegen der Entlassung von 287 Arbeitern, die am 2l. Juli an dem Demonstrationsstrcik tcilgcnommen haben, eingc- treten. Gefordert wird Wiedercinstellung der Arbeiter und Lolmzablung vom Tage der Ent lassung an. ES soll solange gestreikt werden, bis die Forderung durchgesetzt ist. Ob die übrigen Postbeamten sich anschließen, ist noch ungewiß. Die endgültige Bestätigung des FriedevSvertrageS dvrch England. Das englische Oberhaus hat die Gesetzent würfe über den FriedcnSvertrag und den eng lisch-französischen Vertrag in allen drei Lesungen eiustimmig angcuommen. — Damit ist der Frie den von England als erstem der feindlichen Staaten vollständig ratifiziert worden. Die Wiederherstellung der alten Zollgrenze. Wie die „Voss. Ztg." ans Köln hört, hat die Entente bei den in Versailles gesührtcn wirt schastlichc» Verhandlunge» ihre Zustimmung ge geben, die alte Zollgrenze in der Rhcinprovinz wiederhcrzustellen. Die Nationalversammlung wird bis Milte August die Steuervorlagen ver abschieden und dann in eine Ferienpause cin- lrete». Von Milte September ab finden die Be ratungen in Berlin statt. — Zwischen Erzberger und de» süddeutschen Staaten ist cs zu einer Einigung in den Steuerfragen gekommen. — Die Zwangsbcwirtschaftrmg in der T c x t i l i » d u st r i e wird nach einem Anträge des Wirtschaftsausschusses der Natio- nalversammlung zur Aufhebung empfohlen. — Tie Ncichsregierung hat eine Denkschrift ausgc- arbeitet, die sich gegen das Z ü n d w a r c n - in onopol richtet. Wegen der Entschädigungs summen ist die Negierung zunächst auch gegen das T a b a k m o n o p o l. — Es verlautet, daß die Regierung zum Schluß der politischen Aussprache in der Nationalversammlung die Vertrauensfrage stellen wird. Scheidemann nicht in Rom! Die Meldung über Scheidemanns Tätigkeit in Nom und die Verhandlungen über ein deutsch- italienisches Bündnis ist falsch. Scheidemann befindet sich in einem Kurort in der Schweiz und lebt allein seiner Erholung. — Die Mel dung erschien von vornherein wenig glaubwür dig. Die „Münchener Post" hat sich nunmehr hierzu zu äußern. Mutige Unruhen in Slratzvurg. Nach Mitteilungen, die der „Offenburger Ztg." zugegangen sind, ist es in Straßburg zu blutigen Zusammenstöße» zwischen dem franzö sischen Militär und der Zivilbevölkerung gekom men. Anlaß war der Streik der Straßenbahner, llm den Verkehr aufrechtzucrhalten, hatten fran zösische Offiziere lind Unteroffiziere die Bedie nung der Wagen übernommen. Ties hatte eine derartige Erbitterung unter den Arbeitern zur Felge, daß sic die Straßenbahnwagen mit Stei nen bombardierten und die Leitungsdrähte zer schnitten. Bei den Zusammenstößen wurden ein Offizier und mehrere Soldaten getötet und meh rere Franzosen mißhandelt. „ Erfolge Ungarns. Die Rumänen erlitten an der Theiß erheb liche Niederlagen und mußte» sich stellenweise zurückzichen. Die französischen Truppe» räume» das ungarische Gebiet, ein Einmarsch kommt für Frankreich nicht mehr in Frage. Der Hexevkefiel des Balkans.kommt nicht zur Ruhe. Der Slo wenenaufstand in Marburg wurde blutig nieder geschlagen, wobei es abermals 60 Tote gab. Die blutigen Unruhen in Agram sind auf den neuerlichen Versuch der Lerben zurückzusühren, die kroatischen Truppen aus König Peter zu ver eidigen. Die Bewegung der Republikaner macht Fortschritte. — Die russisch-rumäni- schen Kämpfe sind nach gescheiterten Ver- Handlungen wieder ausgenommen worden. Amerika baut Riesen-Schnelldampfer. Das amerikanische Schiffahrtsamt gibt be kannt, daß die Entwürfe sür den Bau von zwei Ozeandampfern fertiggcstellt seien, welche die atlantische Reise in vier Tagen machen können. Diese Dampser sind 1000 Friß lang und laufen 30 Knoten. Im Kriegsfälle sollen sie als Torpedojäger verwandt werden. I« ReiMs-Prozeß. , 5. Berhandlungstag. Die Zeugenvernehmung wird fortgesetzt. Illach der Veluehmung des Zeugen M ajor Pan - gra tz , der aber nichts wesentliches bekundet, kommt es zu einem Zwischenfall. Es tritt näm lich der Zeuge M ü hle vor und behauptet eine unzulässige Beeinflussung des Zeuge» Hahn d».rch den Verteidiger Dr. Glaser. Danach soll Dr. Glaser gestern im Zeugenzimmcr zum Zeu gen Hahn, der bekanntlich de» Angeklagten Gott löber schwer chelaslet hat, gesagt haben: „Sagen Sie doch, Gottlöber hat de» Minister nicht hin- eingestoße», sondern hat ihn zurückreißen wol- len, dann ist der Prozeß für mich gewonnen!" Es melde» sich darauf die Zeuge» Lade, Lanze und Jentzsch, die die Unterhaltung des Verteidigers bestätigen, aber einen etwas ande ren Wortlaut der Aeußerung Dr. Glasers wieder- geben. Rechtsanwalt Dr. Glaser beantragt seine Vernehmung als Zeuge; er werde seine Vertei- digervollmaebt solange niederlegen und seinem Kollegen Liebknecht übertrage». V orsi tz c » der: „Es führt jedenfalls zu außerordentlichen U »Zuträglichkeiten, wenn die Verteidigung außerhalb des Sitzungssaales mit Belastungszeuge» i» Verbindung teilt. Ich frage den RechtSaMvalt Liebknecht, ob sich die Sache nicht nmgchc» läßt. RechtSaMvalt Liebknecht: „Im Inter esse einer restlosen Klarstellung der Sache bitte ich um Vernehmung des Rechtsanwalts Dr. Glaser." V orsi tz ender : Es besteht aber »och das Bedenken der Vereidigung Dr. Glasers, da möglicherweise eine strafbare Begünstignng des Angeklagten Gottlöber in Frage kommen könne." Schließlich wird aber doch der Verteidiger Dr. Glaser als Zeuge vernommen. Die Ver eidigung wird zunächst ausgesetzt. Dr. Oi lascr bekundet: In der gestrigen Pause sei der Zeuge Mühle an ibn herangetre ten und habe ihm eine große Photographie von der Friedrich August Brücke gezeigt mit dem Be merke», er solle sie sich »ml cmsche». Da Zeuge am Tage zuvor mit Liebknecht sich die Absturz stelle angesehen gehabt hätte, sei er mit Mühle ins Zeugenzimmer gegangen und habe sich dort auf die Bank gesetzt. In diesem Augenblick habe er Hahn erblickt lind ihm zugcrufcn: „Kommen Sie doch mal her und zeigen Sie mal, von wel cher Stelle Eie den Vorgang beobachtet haben wollen." Zeuge Hahn habe die Stelle gezeigt und dabei noch bemerkt, er hätte sich über die Brückenmauer gebeugt, nm den Absturz beob achte» zu töimen. Gottlöber habe die Hand am Rücken gehabt, ob er dc» Minister habe heben oder zurückzichen »vollen, könne er (Zeuge Hahn) aber nicht sagen. Darauf habe er (Glafer) ent gegnet: „Donnerwetter, warum haben Sie das nicht in der Verhandlung gesagt, davon hängt doch kolossal viel ab. McnschcnSkind, das ge hört doch zur Zcugeuaussage. Sie müssen sich nochmals melden!" Da Zeuge dies »licht getan, habe er (Dr. Glaser) sich für verpflichtet gehal ten, die Sache in der Verhandlung zur Sprache zu bringen. Er habe aber nicht gesagt: „Davon hängt doch ab, ob ich de» Prozeß gewinne. So kindisch biil ich nicht." Vorsitzender: Das ist aber ganz was anderes, was die Zeugen sagen, ich mache dar auf aufmerksam, daß eine Begünstigung des Gott löber vorliegcn kann, ihn der verdienten Strafe zu entziehen. Jedenfalls ist es in höchstem Grade unzulässig, daß Sie sich als Verteidiger außerhalb des Sitzungssaales mit Zeugen ein gelassen haben. Zeuge M ühlc tritt wieder ein und sagt: „Ich bleibe dabei, daß Dr. Glaser zu mir ge sagt hat: Gehen Sie hinein lind sagen Sic das, dann habe ich dc» Prozeß gewonnen." Dr. Glaser: Ich halte es für ausge schlossen, daß ich diese Aeußerung getan habe. Ein anderer Zeuge will dem Vorgang im Zeugenzimmcr bcigcwohnt haben und bestätigt die Darstellung Dr. Glasers. Hierauf meldet sich ein weiterer Zeugc, der inl Gegensatz zu dem vorigen bekundet, Dr. Gla ser habe zum Zeugen Hahn im Zeugcnzimmer gesagt: „Menschenskind, hätten Sie das drinncn gesagt, dann war der Prozeß für mich gewonncü!" Zeuge H a h n bestreitet, gesagt zu haben, cr wisse nicht, ob Gottlöber mit der rechten Hand gehoben oder geschoben oder ob cr den Minister habe zurückzichen wollen, er (Zeugc) halte sein Zeugnis aufrecht. Rechtsanwalt Zabel bemerkt, es sei für die Verteidiger oft recht schwer, sich immer der Zeu ger», die sich mitunter stürmisch aufdrängten, zu erwehren. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück und verkündet dam» den Beschluß: Wenn es . auch unzulässig war, daß der Verteidiger Dr. i Glaser außerhalb dcS Sitzungssaales in Verkehr mit Zeuge» trat, so erscheint er doch der wis sentlichen Begünstigung des Angeklagten Gott löber nicht verdächtig. Das Gericht hat deshalb seine Vereidigung beschlossen. Der Zeuge Dr. Glaser »vird vereidigt und nimmt nun wieder am Verteidigertisch Platz. Nach Erledigung dieses Zwischenfalles wer den mehrere frühere Offiziere aus dem Kriegs ministerium vernommen, die aber nichts Wesent liches bekunden können. Der Gcrichtsarzt äußert sich dam» über die Angeklagten Bartzsch, Krebs, Schreiber »md Pietzsch, von denen nur letzterer als^crblich be lastet bezeichnet »vird. Neber die Todesursache Ncurings befragt, äußerte Dr. Oppe, daß der Tod durch einen Schuß in dei» Kops eingctrete» sei, Herzlähmung komme nicht in Frage. Am heutige» Sonnabend beginnen nach Ab schluß der Beweisaufnahme die Rede»» der Ver teidiger. OertticheS «nd Sächsisches. Ideale und Irrtümer. Blühende, leuchtende Sommertage . . . Wie grüßen sie uns an so manchem stillen, hübschen Fleckchen deutscher Erde! . . . Wohl dem, der einmal freundliche Ausruh halten kann, nmwo- ben vom sonnigen Stinnnungszauber deutscher Landschaft! lind da kommen wohl auch beson ders stille Stunden, wo man sinnt »md nach denkt über tiefste LebenSzusannnenhänge, über Welt und Ich, und lvo einem das Walten eines Ewigen nnd Wunderbare»» wie ein ganz Selbst verständliches und doch so Rätselhaftes vor die Seele tritt. Was ist der Mensch, wenn ragende Hochgebirgseinsamkett ihren weiten Mantel um ibn schlägt, oder wenn das blaue, flutende Meer ihn wundersam umrauscht? Menschliche Gedan ken — wie klein und »»»vollkommen nehmen sie sich aus! Ideale kamen und gingen, nnd hun dert und tausend Irrtümer solchen ihnen, wie der Schatten dem Reiter. Gibts denn überhaupt etwas Festes und wirklich Richtung weisendes? Oder ist alles, alles nur ein Fließen, ein Ta sten, ein schließlich doch vergebliches Suchen und Schassen? Trübe Stimmungen könnten einem kommen. Die deutschen Ideale scheinen nur sür Schönwetterzeiten dagewesen zu sei»». Taufende unserer Volksgenossen haben sich dem alten gro ßen Jrrlnm einer nur aufs gröbste, handgreis- lichste Diesseits gerichteten Weltanschannug ver schrieben. Man könnte bitter werden, wenn »na» sieht, mit welcher Leichtfertigkeit sittliche Werte überrannt werden, und Ivas für ein materieller Genußtaninel in weitesten Kreisen seine mehr oder weniger schamlosen Betätigungen zeigt. Sind die Ideale tot? Haben sie sich zn Idolen gewandelt? Ach, »vir »vollen hier ein ideales Dennoch sprechen. Und wir wolle» an das schlichte, starke Christentum erinnern, das ein großes Ideal bedeutet — nnd noch mehr, eine attergrößte HeilSwirklübkeil, eine Gottesgnade, eine auch für trübste Zeilen stärkende, tröstende Lebenskraft. Im Sonnenlichte der ewig gülti gen Erlösung durch den Mann von Nazareth, der mehr war als ein bloßer irrender Mensch, schaue»» »vir das Leben als eine heilige Per- pflichtnng an: Immer »nieder hoffen, schassen, kämpfen, opiern sür ein innerstes Aufwätts und Vorwärts! „Heil dem, der reines Sehnen in tiefer Seele trägt nnd es, wenn auch iu Trä nen, ehi-fürchtig Hegt und Pflegt!" So bat sichs einst Er»»st von Wildeubruch als „Trost in Hoff- mmgslosigkeit" gesungen. Trostsrendig »vollen »vir den Glanben an die Ideale bewahren — im lichtstarken Bannkreise eines Glaubens, der sich an den dorngekröntcn Heiland hält, de»' ein Sieger war und ci» Sieger bleibt! Dr. A. Sch. * — Auskunft über M arine - A n- gehörige dcrScap a - Flow-Flott e. Das Neichs-Marineamt, Zcntral-Nachweise-Bn- rcau, teilt init, daß über die ii» Scapa Flow geretteten Marincangchörigen, sowie deren gegen wärtigen Aufenthaltsort trotz vieler Bemühungen irgendwelche -Auskunft nicht erhalten werden konnte. 'Airgehörige der betroffenen Marinc- mannschafte» werden ersticht, Anfragen unmittel bar an das Ncichs-Marineamt, Zentral-Nach- Wcisebureau, Berlin, zu richten. ):( Oberlungwitz, 26. Juli. Unter dem Geflügelbestande des Herrn Gustav Walther liier ist der Ausbruch der Geflügelcholera amt lich festgestellt wordem * .Hohenstein-Ernstthal, 26. Juli. Mor gen Sonntag findet die Platzmusik von 11—12 Uhr auf dem Neumarkt statt. Es werden gespielt: 1. Treu deutsch, Marsch von Teike, 2. Utilaneßc, Ouvertüre von Baumann, 3. „Groß- mütterchen mir erzählte", Märchen a. d. Opttc. „Der Prinzregcnt" von Gilbert, 4. Strand-Jdvl- len, Walzer von Fetras, 5. Trinklied und Arie a. d. koni. Op. „Das Mädchen von Elizondo" von Offenbach, 6. Alte Kameraden, Marsch von Teike. * — Der n» a r k c n f r e i e Speck hat nm», wie aus dem Anzcigcnleile ersichtlich ist, auch bei uns seinen Einzug gehalten. Dem Schleichhandel »vird dadurch allmähliche aber sicher der Garaus gemacht. * — Einbru ch. Vergangene Nacht ist ein unbekannter Dieb in die hiesige Bahnhofs wirtschaft eingedrungcn und hat Zigarren und Zigaretten im Werte von etwa 300 Ml. sowie ein Herren-Jackett, dem Kellner gehörig, gestohlen. * — Sportliches. Eil» gestern abend auf dein Platze des Turnerbundes ausgctragenes Faustballwettspicl zwischen den .ersten Mann schaften der Riege „Frohsinn" und der Riege „Friesen", beide von» Turncrbund, gewann „Frohsinn" mit 123 : 113. Ein zweites Wett spiel zwischen der zweiten Mannschaft der Riege „Frobsinn" »md der erste»» Mannschaft der Riege „Siegerkranz" von» Turnverein von 1856 gewann