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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.07.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191907065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190706
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-07
- Tag 1919-07-06
-
Monat
1919-07
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.07.1919
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«r 53 T-nntag, de« « Juli l»1».4«. Iah», n. M EnWmii vs« MMtMtm!«Sichst«. Der EinheitSverband der Kriegsbeschädigten Tcutschlauds bat in einer Eingabe an das säch sische Gesamtmiuisicrium die Errichtung eines InvalidenamtcS für den Freistaat Lachsen ge- jordcrt. Zn diesein Zivecke haben metnlach Be- sprechnngen van Vertretern der Kriegsbeschädig ten mit maßgebenden Stellen im Ministcrinm des Inucru staitgesmedein An Inständiger Re gierungsstelle wird unserem VS Z.-Vertreter dazu folgendes »lilgeteilt: Ter vvn den Kriegsbeschädigten-Vereinigun gen lebhaft enipsuudeuc und mit Entschiedenheit geltend gemachte Wunsch nach Lchassnng von Invalidenämteni in Lackgen ist recht verstanden insofern schon erfüllt, als das Reich in seiner Verordnung vom 8. Februar d. I. mit Gesetzes kraft die Einrichtung amtlicher Fürsorgestellen vorgeschrieben hat, denen die bürgerliche Für sorge für die Kriegsbeschädigten und Kriegs- binrerbliebenen obliegen soll. Und zwar soll in jedem Bundesstaat wenigstens eine amtliche H aupt fürsorgestelle, für jeden städtischen oder ländlichen Verwaltungsbezirk eine amtliche Q r t S- fürwrgestelle errichtet werden. Wo die innere Ltaatsverwallnng dreistufig ist, soll die Einrich tung amtlicher Z w ische n stellen auf der Mit- telflltse zugelassen seiit. Demzufolge beabsichtigt die Landesregierung, an Minister»»! stelle eilte amtliche Haupisürsorgeslelle (Landesinvaliden amt), bei der Kreisbauhtmallnschaft eine amtliche Zwischcnsürsorgcstellc (KrriSinvalidenamt) und bei jeder unteren Verwaltungsbehörde jAmlS- Imuptiuauuschast, Lradtrat) eine amtliche OrlS fürsorgestelle (Ortsinvalidenamt) etnzurichten. Für die Enrrichtung dieser Steilen läßt das Reich den Landesregierungen völlig freie Hand, da fern ittir der Beirat, der jeder Fürsorgestelle zur Leite sieben soll, in seiner Zusammensetzung den Vorschriften der Reichsvorordnung allenthalben entspricht. Die amtlichen Fürsorgcstellcn würden also das, was bisher vom Heimatdanl als einer freien Organgalion geleistet worden ist, nur mit amtlichem Auftrag und amtlicher Vollmacht zu verrichten haben. Während die Handhabung de» Fürsorge durch den Heimatdanl einer amtlichen Aufsicht nicht unterlag und init Beschwerde nicht angefochten werden konnte, wird den Kriegäbe- ülmdigten und Kriegshinterbliebenen gegen die Maßnahmen der amtlichen Fürsorgestelle die An rufung des BeiratS offen stehen, der dieser Stelle zur Teile stebt und in dem sie selbst vertreten sind. Reben dieser amtlichen Organisation soll der Heimatdank weiter bestehen als ein freiwilli ger Helfer, der seine Mittel und Kräfte der amt lichen Organisation zur Verfügung stellt. Ter weitergehende Wunsch der Kriegsbeschädigten rind Kriegshinterbliebener., es möchte nun auch der Dualismus zwischen militärischer Versorgung und bürgerlicher Fürsorge beseitigt und beides bei den Invalidenämtern vereinigt werden, ist gerechtser tigt, seine Erfüllung liegt aber nicht in der Hand der Landesregierung. Die Entmilitarisierung der militärischen Versorgung (Heilversorgung, Kunst- gljederversorgung, Rentcnversorgung) kann nur durch Ncichsgesetz erfolgen. Sicherem Vernehmen nach ist aber die Landesregierung gewillt, den Rahmen der Im alidenämter so weit zu ziehen, das; auch die seht noch militärische Versorgung mit der Entmilitarisierung ohne Verzug aus die Invalidenämter übergehen kann. ES liegt daher lein Grund vor, mit deren Einrichtung noch zu warten, da den weüergebenden Wünschen der Be teiligten damit in keiner Weise vorgegrissen wird. Möchte die neue Einrichtung dazu Helsen, das; die berechtigten Interessen der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen, denen das Vaterland so großen Dank schuldig ist, in allenthalben sach gemäßer und befriedigender Weise wahrgenom men werden. Dit Lavdttsttlle für TexMirtMt LtWs. Im Anschluß au unsere Meldung über die Errichtung einer gemeinsamen Landestextilstelle für den Freistaat Sachsen und die thüringischen Staaten erführt unser VSZ.-Vertreter an zu ständiger Stelle im Wirtschaftsministerin»;: ES ist erfreulich, daß hier eine Stelle geschaffen wor den ist, die berufen ist, die gemeinsamen wirt schaftlichen Interessen Sachsens und der übrigen sächsischen und thüringischen Staaten ans dem wichtigen Gebiete der Textilindustrie zu fördern. Wir kommen dadurch in engen Konnex mit den benachbarten Staaten. Durch diese gemeinsame Arbeit wird wohl auch das GemeinsamkcitSge fühl zwischen diesen und uns gestärkt werden. Tic LandesßeUe ist in der Hauptsache berufen, die besonderen Interessen und Wünsche der säeh fischen und thüringischen Textilindustrie für die llebcrgangswirtschast nmhrzunehmen und in Ber lin zu vertreten. Hierdurch wird eine gewiße Dezentralisation bewirit, die sicherlich der Textil industrie Sachsens und Thüringens von Vorteil sein wird. ES wird natürlich besonderer Wert darauf gelegt werden müssen, daß die Landes stelle. fich in engster Fühlung mit der Reichtzstelle und den ReichswirNchastsslellen in Berlin hält. Ferner ist notwendig, daß ein besonders enges Zusammenarbeiten der Landesstelle mit den für ihr Gebiet zu ernehlenden Iweigwirtschaslsstellen erfolgt. Dein Vernehmen nach soll eine Zweig wirtschansstelle für Baumwolle mit dem Sitze in Ehemnitz errichtet werden, während über die Errichtung von ZweiMurtschafiSslellcu für andere Faserstoffgebiete noch nichts bekannt ist. Tie Hauptaufgaben der LandeStertilftcllen, die aus Grund der BundesrarSverorduung vom 27. Juni 1918 für die liebergangswirtschast auf dein Textilgebiete geschaffen sind, dürsten in der Beschaffung und Verteilung der Rohstoffe zu er blicken sein. Außerdem jit den NeichSwirtschasls stellen durch die BundesralSverorduung die Preis festsetzung übertragen worden. Wahrscheinlich wird sich die Zentralbewirtschaftung auch noch auf das Halbfabrikat, die Garne und deren Verteilung auf die Webereien erstrecken, während für die Fertigfabrikate völlig freie Wirtschaft eintrilt. Tie Neichswirtschafisstellen und die Zweigwirt schaftsstcllen sind Selbstverwattungskörper der be teiligten Wirtschaftskreise, während die ReichS- stekle für Tertilbewirtschaftung in Berlin rind die Landesstellen behördenarligen Eharalter tragen. Gleiche Landesstellen wie jetzt in Leipzig für wachsen und Thüringen sind bereits sür Preu ßen, Bayern und Württemberg errichtet worden. Tort befinden sie sich am Sitze der Landesregie rung, während es hier wegen des Anschlusses der sächsischen und thüringischen Staaten an den Freistaat Sachsen geboten erschien, die Landes- steile an einen für die sämtlichen beteiligten Bun desstaaten zentraler gelegenen Sitz, nämlich nach Leipzig, zu verlegen. Der Vorsitzende ist, wie bereits berichtet, Ministerialdirektor im sächsischen Wirtschaftsministerin»; Geh. Rat Tr. Klien, sein Stellvertreter. Rcgierungsrat Dr. Florey als Fachrescrent für die Textilindustrie im Wirt schaftsministerium. Außerdem entsendet jede be teiligte Bundesregierung einen RegieruugSvertrc- ler in die Landesstelle. Ferner gehören der Lan desstelle au als beratende Mitglieder die Vor sitzenden der Zweigwirtschastsstellen und Vertre ter der beteiligten Wirtschaslslreise, deren Ernen nung durch die sächsische Regierung mit Zustim mung der übrigen beteiligten Negierungen er folgt. Es ist zu Hosse», daß die gemeinschaft lichen wirtschaftlichen Interessen der beteiligten Staaten durch die neue Einrichtung eine ersprieß liche Förderung erfahren werden. Für uns ist dieser Zusammenschluß von Bc- oeurung, weil ans dem Gebiete der Textilindu strie die Iutcressengcmeiusch^ außerordentlich groß ist. Denn gerade auf dem Textilgebietc bleiben sächsische und thüringische Fachverbändc nicht auf einen Bundesstaat beschränkt, sondern erstrecken sich auf das Gebier mehrerer Bundes staaten. So z. B. hat der Verband sächsisch- würinginber Webereien seinen Sitz in Leipzig, keine Geschäftsführung in Greiz und Ortsgruppen in Meerane-Glauchau, Reichenbach-Mylau-Netzsch- taik, Elsterberg. Nonneburg-Weida und Pößneck. Ebenso umfaßt die Konvemion sächsisch-thürin gischer Färbereien mit dem Sitze in Greiz auch eine größere Anzahl sächsischer Betriebe. Tie neue Landesstelle bat als Geschäftsführer den bisherigen Direktor der KriegSseil Aktiengesell schaft in Leipzig, Rechtsanwalt Dr. Tbieme, gewonnen. Zur Lage der sWW Wirk- mm-MMie schreibt inan der Leipziger Monatssckni t für Texlitindnflrie: Leider sind noch immer keine Anzeichen vor handen, die ans eine Besserung der Verhältnisse ui der sächsischen Wirkwarenbranehe schließen lie ßen, der Beschäftigungsgrad ist nach wie vor sebr ungenügend, und der größte Teil der Be triebe steht still, teils fehlt es an Koblen, teils an Rohmaterialien, teils fehlt auch die richtige Arbeits- und Knternehmerlnß, was auf die un gesunden und unsicheren politischen Zustände zu rückzuführen ist. Die ProdultionSvertcuerungen sind zu bobe. so daß eine Konkurrcmzmöglichkeit im Exporte jetzt ausgeschlossen erscheint. In Strumpfwaren war während der letzten Wochen ein merklicher Rückgang in den Preisen bemerk bar, aber immerhin waren letztere noch hoch genug. Auch tauchten wieder größere und llei nere Posten in baumwollenen wie auch wollenen Dualitäten auf. Selbst in Florware, die so stark in Begehr stand, wurden wiederholt Keine Posten offeriert, letztere Sorten aber leider noch zu unheimlich hohen Preisen. Man interessierte sich meist fiir feinmaschige, zum Teil auch für mittelfädige Artikel; feine wollene Strümpfe wnr- den gleichfalls verlangt. Die glatten Waren herrschten in der Nachfrage ganz bedeutend vor, die Petinets sanden, trotz der vorgerückten Jab reszeit nnd der warmen Witterung, nur geringe Aufnahme. Schwarz war tonangebend, verlangt wurden ferner braun und auch weiß. Reinseidene Artikel gingen wenig, und die kunstseidenen Ta maststrümpfe, in welchen Artikel man so große Hoffnungen gesetzt hatte, sind so gut wie gar nicht begehrt, sie können niemals den soliden seinen Florstrumps, sür den der Kuustseideuarli- kel gedacht war, ersetzen; die Haltbarkeit des letz teren ist nur eine geringe und dazu der Preis ein zu Höber. — In Kunstseidenware gibt es ' noch zum Teil größere; Bestände, die nur schwer an den Mann zu bringen sind. — In Stoff Handschutzen sind meist bessere Atlaswaren, mer zerisiert und geschliffen, von Interesse. Milamus- tznndschuhe, besonders in Seide, blieben in der Nachfrage zurück, llebcrhaupt war die Meinung sür seidene und halbseidene Qualitäten nur ganz gering. Als Farben kamen meist weiß, Helle Straßentöne in braun und grau, sowie schwarz in Betracht. Glatt herrschte, genau wie in Slrumpßvaren, vor, die durchbrochenen Sachen haben bis jetzt nur geringen Absatz gesunden. Außer für Ballzwecke, wo man viel 8 bis l2 KL- suchte, kamen großenteils viel kurze Hand schutze mit zwei Druckknöpfen in Frage. Mila- naisstvfsc batten weiterhin großen Absatz, und die Angebote waren in der letzten Zeit wieder etwas bessere, aber immertzin überwog die Nachsrage das Angebot bei weitem. Tie gestellten und be willigten Notierungen warcm noch sehr hoch. Knnstseidene Trikoistofse schienen in der Nach frage wätzrend der letzten Wochen nachgelassen zu haben, jedenfalls war das Interesse nicht mehr io groß als m den Vormonaten. Große Dis positionen wurden mir vereinzelt darin gemacht, man vermutet, daß bei einem Preissturz gerade Kunstseide mit das erste Material sei» wird, das im Preise zurückgebt. — In Trikotagen inter essierteu meist noch Hemden, Unterhosen und Jacken, die Nachfrage darin blieb eine sehr gute, besonders auch in Filetware, worin aber, wenig slenS in den besseren Qualitäten, nur wenig zu baben war. Auch aus Nnndslublstoffen berge- stellte Trikotagen fanden Absatz- ES kamen ost mals sehr geringe Baumwoll-, Abfall und Er satzgarne zur Verwendung. Die Aussichten der Wirtwarenindustrie sind ungetlärte, es können über die zukünftige Gestaltung derselben noch Ei nerlei bestimmte Angaben gemacht werden. Mch Sil-alt»-. Der Krieg mit seinen Folgen bat im Vcr- kebrSlcben gewaltige Umwälzungen hervvrgeru- sen. In der Animbme, eine beschleunigte Bc- iörderung zu erreichen, werden Postsendungen häufig mit der Aufschrift „Durch Eilboten" ver sehen. Tie Annahme trifft jedoch nicht zu. Un terwegs werden die Eilbotenfendungen vielmehr zusammen und vermischt mit den anderen Sen dm,gen befördert Erst am Bestimmungsorte IranetttieSe. Roma» von Clara Ai»lepp-StübS. 15 „So, so t Na, da ist ja nun wohl alles klar und der Anker kann gelichtet werden. Glück ans zur Fabri, alter Junge! Weun's so ist, dann nur im mer oc» Kaps oben behalten nnd ruhig Blut, dann kommst Du auch durch." Heinz Holm schüttelte Gio vanni aufS neue die Hand und sah ihm bewegt in die Augen. „Einen Moment lang wollte mich vor hin die Augst packen. Tein heileres Temperament l alle Dir vielleicht einen Streich gespielt, so was kommt vor — ober, Gott sei Dank, jetzt bin ich ru hig, und wen» Onkel gar zu viel Schwierigkeiten ,mubt. daun Helse ieb auch noch ein bißchen und solch ein frisch ans Afrika heimgekehrter Leutnant ist wirklich au ein heißes Gefecht gewohnt, daS lmmst Du'glauben, lieber Junge!" „Tu guter, lieber Heinz! Ach, wie bin ich froh, daß Tu zurück bist; ich habe mich oft um Dich ge- soigt!" „Ach was, das muß man nicht tim! Wen «» trifft — Soldatenlos — den Tod sür Kaiser und Vaterland; was kann es schöneres geben?" Ueber die scharfen, eingefallenen Züge deS jun gen Offiziers zuckle flammende Begeisterung. ES litt ihn nicht mehr in seinem Sessel; er erhob sich nnd trat an die Kaimauer. Sich leicht an dieBrüstnng lehnend, sah er ans die schimmernde Wasserfläche hinan«. „Dort kommt Euer Motor," rief «r Giovanni zi». Dieser trat neben ihn und sah das elegante, iu hellbraun nnd gold gehaltene Bootpfcilschuell den Hafen kreuzen und feinen Kurs auf die »ebendem Garten der Billa belegene nnd zu dieser gehörigen Landungsbrücke nehmen. Anßer der Bedienmigsah man nur zwei Herten in demselben sitzen, vonwel« chen der Aeltere jetzt scharf herüber sah. Heinz Holm, der ganz in weißen Flanell ge kleidet war und Gionouni im hellgrauen Reisean- -»»g, zog»" die Hille nnd schwenkten sie grüßend den »'»fassen entgegen. Giovamu fühlte ein warm«» Gefühl in seinem Innern aujstcigen. — Es war doch sein Bater, der dort Iain ! Ein größeres Dampfboot fuhr »»weit vorüber. Der Bcamtenstab der Arnheimschcn Werft befand sich an Bord. Unzählige Häupter entblößten sich, neigten sich vor dem Erben. Giooauui sah nun dort hinüber, dankte ver bindlich, wandte seine Angel» aber sofort wieder dein Motor zn. Seine Brust hob sich iu eiuem tie fe» Aufseufzen: „Heinz, warum ist Papa nur so hart, — ich liebe ihn doch sv!" Es klang so erschüt ternd von innen heraus, fast wie ein Schrei. „Ein gütiges Geschick helfe nur, daß eS anders wirk zwi schen iniS; ick, ertrage cs nicht, kann eS nicht ertra gen, Heinz! Lotti war cs, die mich vor dem Tode bewahrte, dem Tod« durch — eigne Hand! Hörst Di«, Heinz?" ES war, als ob der Anblick des BaterS dem Sohne plötzlich wieder all die furchtbaren Qualen vergangener Stnnden ins Gedächtnis zurückrief. Heinz war tief erschrocken, sah ihm bittend in die- Augen. „Gio! Um Botieswillen ruhig! Sprich jetzt nicht so, mäßige Deine Aufregung, sie verdirbt al les! Tritt Deinem Vater rnhig nndherzlich entge gen, komm, laß uns ihn beim Anssteigen empfan gen." Giovanni halt« sich so weit beruhigt, daß man seine Erregung ihm wenigstens äußerlich nicht gleich ansah, nur sein Gesicht war sehr blaß nnd in den Angen flackerte eS. „Er sieht beinah« nnheimltch an»," sagte sich Heinz. Ob das der Kommerzienrat anch dachte? Fast schien eS so, denn seltsam forschend ruhte sein Ange auf seines Sohnes Antlitz, welche» dem sei nen so gar nicht glich. Nnr die hart« Stirn« hatten beide gemein. Vielleicht milderten die blauschwar- zen Locken, die bei Giovanni ein wenig die Ecken verdeckten, di« Breit« derselben, während das schlicht zurückgetragcn«, melierte Blondhaar des Kommer zienrats dieselbe scharf hervortreten ließ.JedeLinie des Gesichts aber paßte zn dieser Stirn. Und den noch war etwa» in demselben, wa« merkwürdig qnmutete. Es waren die Augen. Wi« wechselnd doch Farbe und Ausdruck derselben war! Gewöhn lich ruhig imd ernst blickend, erschiene» sie von einem matten, fahlen Blau, da» sich aber in der Er regung verdunkelte, sodaß man meinte, in schwarze Augen zu schauen, auS denen ZorueSblitze sprüh te», welchen auch der Unbeteiligte nnr selten stand hielt. Und dach konnten dieselben weich und zärtlich blicken, daS wußte niemand besser als Giovanni. Aber wie lange war r» her, daß er einen solchen Licbesblick aus Dalerraugeii gesehen? Ja, früher, als die Mutter noch unter ihnen weilte, waren sie nicht selten gewesen, aber seitdem die schöne, junge Südländerin die Augen zmn ewi gen Schlaf geschlossen, da war eS anders gewor den. Alle Wärme, alte Liebe des BaterS schien mit ihr eingesargt zn sein. Die stürmische Bewegung, mit welcher «r den damals Sechzehnjährigen nach dem Begräbnis an seine Brust riß, der heiße Kuß, der von zuckenden Lippen gegeben wurde, war der letzte ZärtlichkcitSbcweis. Mar der Kommerzienrat früher schon wortkarg nud verschlossen gewesen, so wurde er es nach dem Tode seiner Gemahlin noch mehr. Er widmete seine ganze Zeit nur geschäftliche» Interessen »nd weit» er dann heimkehrte mit fest znsamu,«„gepreßten gippeu nud stusterm Blick, dann ging man ihm ängstlich anö den» Weg, verrichtete jede Bcjchäf- tigimg in seiner Nähe sv lautlos wie möglich. Die Dienerschast des Hanfes bedauerte deuIimg- lütg, dessen leidenschaftliches Tcuipermmmt schwer unter dem Druck litt, besonders seit iHv» der Kom merzienrat die Ausübung seines musikalischen Ta lents verboten hatte. Es bildete sich eine stillschweigende Berabre- duttg in» Souterrain der Billa, wo dieWirtschaftS- räum« lagen, daß jemand auf Posten stand, wenn obe» im Mnsikzimmer Giovanni den» Verbot des Vaters zuwider handelte. Krenzle daS Motorboot den Hafen, dann steckte der alte Klans den Kopf zur Lür herein. Oft mußt« er den jnngeu Herren energisch anrufen, ehe dieser ihu in seinem ivelt» vergessenen Hingertssensei» hörte. Und dann war es einmal geschehe«, — daß d«« Alte sich etwa? versäumt hatte, Giovmmi auch gar kein Ende finden konnte, da seiner Au ficht nact» das Boot noch fern sein mußte, sein Bater bei der Lan dung die Musik hörte. Er stand plötzlich oben hin ter dem entsetzte» Diener. „Hinaus!" Eine gebietende Haudbeweguug Klans schlich mit schlotternde» Kmec» hinaus. Einen Moment spater hörte mm» eine» Schrei dann noch einen nud mm wurde die Tür aufgeris- sen und Giüvcnmi stürzte, hochrot in» Gesicht, mit schmerverzogeueu Zügen, wild nm sich schmnmden Blicken imd halb abgerissenem Kragen au ihn» vor über. — „Ach Gott, ach Golt, wem» daS seine Mut ter erlebt hätte," jammerte der Alte und schlich sich, so rasch er konnte, die Treppe himuller. Ob auch der alte Diener jetzt der Szene gedachte, als er Giovanni mit seinem Bater zusaminenfah ? — ES schien fast so, den» sein faltemeicheZ, gutes Gesicht sah sehr sorgenvoll auS. Er war seinem jungen Herr» sebr zngetan, aber auch an dem Kommerzienrat hing fei» Herz mit dr» Gewohnheit und Zähigkeit alter, mit der Familie seit einem Menschenalter verwachsener Leute. Zwischen Giovanni und seinen» Vater waren mir wenige Worte gewechselt worden. Die Gegen wart eines zweite» Herrn, eincS leitende», Direk tors, verbot wohl uo» selbst jede rein privateMit- teilmig. Auch das Abeudrsseu, au welchem dieser sowohl wie Heinz teilnayme», bot keilte Gelegen heit zi» einer Aussprache. Nach demselben aber zo gen sich die beiden älteren Herre» in das Arbeits zimmer des Kommerzieuratü zurück. Heiuz verabschiedete sich. Er ging nicht ohne Sorge. „Gio, ich bitte Dich nm alles i» der Welt, bleib« ruhig! Wem» Ihr zwei aueiuauder geratet — di, Folgen sind nicht abzusehen. Komm doch morgen zu mir nnd berichte, ja?" „Wenn iiltch mein Vater nicht gleich wiedcr an den Kontorbock schmiedet," höhnte dieser. „Na uu, nur nicht gleich cmffahren," beschwich tigte der Vetter. „Sei doch gut, alter Junge, er gilt doch Dein LebenSglück!" „Hast «ch«! Daran null ich auch denk»!" St- >7
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