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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.07.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191907173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190717
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190717
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-07
- Tag 1919-07-17
-
Monat
1919-07
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.07.1919
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Gleichstellung der Männer und Frauen nur in den staatsbürgerlichen Rechten, nicht Pflichten. Mg. Frau Agnes (Unabh) und Gen. beantragen ferner die Einfügung: Aufzuheben sind alle Bestimmungen, welche die Rechtsstel lung der Frau auf dem Gebiete des bürgerlichen Rechts beschränken. Abg. Frau Juchacz (Soz.) und Gen. be antragen hinter dem Satz über die Gleichstellung von Männern und Frauen den Zusatz: Die Be stimmungen des öffentlichen und bürgerlichen Rechts sind entsprechend zu gestalten. Abg. Frau Teusch (Zsutr.): Wir können uns mit einem System der absoluten Gleich macherei nicht einverstanden erklären. Wir be grüben, daß die Frau in gleichem Matze be rechtigt. wird, mitzuarbeiten für das Volk und das deutsche Vaterland als deutsche Frau. Abg. Dr. Luppe (Dem.): Die sogenannte Adelsbezeichnung ist doch nur ein Teil des Na mens. Der Ausschuh wollte durch seinen Be schluß seststeNen, welcher Name geführt werden soll. Abg. Dr. Graf von Posadowsky (D.-N.): lieber die Abschaffung des Adels ver mag ich mich nicht aufzuregen. Hat der Antrag, ihü abzuschafscn, einen politischen Zweck? Die Gleichmacherei der französischen Revolution hat sich bitter in der Verödung des französischen Volkes gerächt. Die Verödung erst machte den Sieg des Imperialismus und Napoleons mög lich. Dieser große Menschenkenner führte den Adel sofort wieder ein. Nicht jeder Beamte macht Karriere, deshalb muß ihm der Titel oder Orden als Ausgleich gegeben werden, * Abg. Fran Zietz (Unabh.): Die Frau lei stet die schwersten Pflichten in der Geburt und Erziehung des Kindes, sic ist aber nicht der Vor mund ihres . Kindes und hat nicht das Recht, es vor Gericht zu vertreten. Abg. Heinze (Dtsch. Vp.): Dem Adel bleibt seine gesellschaftliche Stellung, ob Sie seine Abschaffung beschließen oder nicht. Die Ver leihung von Titeln bleibt ein Acquivalent für die geringe Bezahlung der Beamten. Abg. Dr. Q uarck (Soz.) stellt mit Genug tuung eine weitgehende Ucbcrcinstimmung in den Anträgen der beiden sozialdemokratischen Par teien fest. Der neue Staat soll aus der Zusam menarbeit aller Männer und aller Frauen her- vorgebeu. Abg. Dr. Quidde (Dem.): Tic sozial demokratischen Anträge lassen sich in ihren Fol gen nicht übersehen. Man bleibe bei der Ans- schußsassung. Abg. Dr. Heim (Zentr.): Das Polk er wartet von der Revolution wirtschaftliche Besser stellung- Mit Neucniugen dekorativer Art ist ihm nicht gedient. Damit schließt die Besprechung. Artikel kW wird in der Fassung des Ausschusses angenom men. Ter Antrag Agnes wird mit 149 gegen 119 stimmen abgelehnt, der Antrag Juchacz in namentlicher Abstimmung mit 144 gegen 128 Tkimmcn abgelehnt, der Antrag Auer mit 148 gegen >27 Stimmen abgelehnt, desgleichen der Antrag -Heinze. Artikel 109 handelt von der StaatSangc- börigkeit: er wird nach kurzer Aussprache ange nommen, desgleichen Artikel 110. Ministerpräsident Bauer: Ter Abg. Aß mann wünscht eine Erklärung, daß alles getan weide, um deujeuigeu Staatsbürgern, welche die polnische Nationalität erwerben müsseil, für spätere Zeit die Rückkehr in den deutschen Staats verband zu erleichtern. Ich kann, obgleich na türlich ein Beschluß der Gcsamtregiorung noch nicht erfolgt ist, erklären, das; nach meiner Ueber- zeugung die Regierung die Auffassung hat, daß diesem Wunsche nach Kräften Folge geleistet werden soll. Artikel 112 bestimmt den Schutz der freien voltstümtichen Entwickelung der fremdsprachigen Polksteite. Abg. Tr. E o b n (Unabh.) befürwortet einen Antrag seiner Partei, statt fremdsprachige Volks teile zu sagen nationale Minderheiten. — Nach der Abstimmung erklärt Präsident F c h x e n - b a ch den Antrag Eohn für abgelelmt. — Dar- auf be;mcifelt Abg. G eyer (Unabh.) die Be schlußfähigkeit des Kaufes. Präsident F e h r c n b a ch : Die Bezweiflung der Beschlußfähigkeit ist mir vor eiuer Abstim mung möglich. Ich hatte geglaubt, daß die Be ratung mindestens Artikel 118 erledigen würde. Wenn aber, wie bisher, gesagt wird, was schon hundert- und tausendmal gesagt wurde, so ist das nicht möglich. Dieses Reden läßt alle Rück sichtnahme ouf die Kollegen und die Stimmung im Polke, jede Rücksicht auf die großen Auf gaben, zu deueu wir berufen sind, vermissen. Ich möchte um Abstellung dieser Riicksichtslosia- leit dringend bitten. Ich bedauere, so deutlich sprechen zu müssen, aber diese Art zu debattic- reu bringt uns nicht zu Ende, und wir wissen doch vor Arbeit nicht wohin. Abg. Geyer (Unabh.): Es liegt uns sern, die Beratung der Verfassung zu verschleppen, doch müssen wir in der Spezialberatnng der zweiten Lesung eingehende Besprechung verlangen. Rach einer längeren Entgegnung des Präsi denten Fehrenbach, an deren Schluß die- ser erklärt, er tue seine Pflicht vor dem Hause der Sache zuliebe uud der öffentlichen Meinung, ihn treffe keine Verantwortung, aber seine Pflicht habe er zu tun, wird 8 118 beraten. Die Un abhängigen beantragen dazu die Aufhebung der Ausnahmegesetze gegen die Prostitution. Abg. Frau Z i c tz (Unabh.) begründet den Antrag und spricht unter dauernder Unruhe des Hauses über Einzelsragen der Prostitution. Präsident Fehrenbach weist die Redne rin darauf hin, daß zu einer so ausführlichen Behandlung dieser 'einen Frage die Beratung des Verfassungsentwurses ungeeignet sei. Abg. Frau Zietz (Unabh.) fährt unter an dauernden Schlußrufen des Hauses in ihren Aus führungen fort. — Nach längerer Debatte wird Artikel 113 unter - Ablehnung des Antrages der Unabhängigen angenommen. Präsident »Fehrenbach: Wir kommen jetzt zur Todesstrafe. Wir müssen da abbrechen. Nächste Sitzung: Mittwoch. OrrtlicheS und LLchstfche». * — Bezirksausschuß - Sitzung. Am Montag fand unter dem Vorsitze des Amts hauptmanns Freiherrn von Welck Bezirksaus schuß-Sitzung statt. Genehmigt wurden die Ge suche um Uebertragung von Schankerlaubnis des Emil Kühnert-Bernsdorf für das Grundstück Ortslisten-Nr. 32, des Max John-Oberlungwitz, für die Gastwirtschaft „Zum Hirsch", Ortslisten- Nr. 602, des Arthur Wilhelm Schätzle-Ober- lungwitz für den Gasthof „Sängerhalle", Orts- listen-Nr. 584, des Georg Beil-Gersdorf für den Gasthof „Teutonia", Ortslisten-Nr. 676. Bewil ligt wurden u. a. Kurbeihilfe aus der Otto Viktor-Stiftung und aus Mitteln der Wohlfahrts pflege für lungenkranke Personen aus Berns dorf. Befreiung wurde erteilt zu Abtrennun gen des Trennstücks „zu 292a" von Blatt 101 — Alken. Abgelehnt wurden das Gesuch des Artur Nothe-Oberlungwitz um Uebertragung der Schankerlaubnis für das Grundstück, Örtslisten- Nr. 41 für Oberlungwitz, das Gesuch des Na- tnrheilvereins Gersdorf um Befreiung von der Vergnügungssteuer bei Abhaltung von Konzerten im Garten. Beschlossen wurde, denjenigen Ge meinden, die sich benachbarten städtischen Pflege bezirken angeschlossen haben, 80 Prozent der Ver gnügungssteuer vom Tage der Erhebung ab zu überlassen unter Anrechnung etwaiger Zuwen dungen. Den Bezirksangestellten wurde im Hin blick auf die neuerlichen Teuerungszulagen der staatlichen unteren und mittleren Staatsbeamten bis zur Einkommensgrenze von 5700 Mk. eben falls ein Teuerungszuschlag bewilligt. Zuge stimmt wurde der Einleitung von Verhandlun gen über Ausbeutung eines Torflagers im Erz gebirge behufs besserer Versorgung des Bezirks mit Brennstoffen, sowie den Beschlüssen des Lteuerausschusses über Aendcrung des Bezirks- steuerfnßes. —l. Der Niedere rzgebirgische Tnrngau führt nächsten Sonntag, den 20. Juli, seine diesjährige Gauturnfahrt durch. Sie besteht aus Wandern uud Turnen. Ziel ist St. Egidien. Als Treffpunkte der Eiauvereine sind der Gasthof Hermsdorf und der Krystallpalast Lichtenstein bestimmt. Von dort erfolgt der Ab marsch um 9 Uhr vormittags. Tas Turnen be sieht in allgemeinen Freiübungen nud Mann- schaflskämpfen im Hochsprung, Eilbotenlauf und Tauziehen. * — Die Beschränlu n g e n im Pa- ketocrkehr mit Berlin sind wieder aufgehoben. * Gersdorf, 16. Juli. Zu den Forde rungen der Bergarbeitcrswaft gehört bekanntlich auch die Gewährung von Urlaub. ES dürfte deshalb von Interesse sein, zu erfahren, daß in einer vor wenigen Tagens in Berlin stattgefun denen Sitzung der Reichsarbeitsgemciuschast für den Bergbau, dem Verlangen nach Urlaubsertei lung von Arbeügcberscite grundsätzlich znge- stimmt wurde. Allerseits aber wurde anerkannt, daß die überaus ernste Lage der gegenwärtigen Kohlenversorgnng sich unter dem Einfluß der FriedcnSbedingungen zu einer fürchterlichen Ge fahr für unser gesamtes Wirtschaftsleben aus wachsen wird. Die sofortige Einführung des Urlaub--' würde einen erheblichen Fördernngsaus- fall znr Folge haben. Arbeitslosigkeit, Verkehrs- schwierigkeiten, namentlich in den Großstädten, würden sich unausbleiblich noch weiter ver schlimmern, tuen» nicht alles mögliche znr Stei gerung der Kohlenförderung und besseren Be- liefernng geschehe. Es ist beschlossen worden, nach Klärung der Verhältnisse in den einzelnen Bezirken in: September crnent über die Art und Weise der Durchführung der Urlaubsgewährung zu verhandeln. r. Gersdorf, 16. Juli. Tie schon vorige Woche in Anssicht genommenen Schnlausflüge sind nun gestern ausgeführt worden. Das Wett ter ließ zwar anfangs zu wünschen übrig, doch trat bald schönes Wetter ein, so daß die Teil nehmer — es beteiligten sich auch eine größere Anzahl Erwachsener — ihre Wanderringen nach den verschiedenen Zielen dnrchführen konnten. Die Straßenbahn brachte die Teilnehmer in tarkbcsetzten Zügen zum Bahnhof Hohenstein- Ernstthal nnd gm Abend wieder wohlbehalten zurück. r. Gersdorf, 16. Juli. Das alte Spritzen haus im unteren Ortsteil, das viele Jahrzehnte einem Zweck gedient hat, wird gegenwärtig ab gebrochen. Ein Einwohner erwarb es von der Gemeinde und beabsichtigt es als Schuppenge- bäudc auf seinem Grundstück aufstellen zu lassen. ):( Oberlungwitz, 16. Juli. Bei nicht besonders schönem Wetter unternahmen gestern die .Schulklassen unter Führung ihrer Lehrer und Beteiligung von zahlreichen Angehörigen der Kinder ihren Ausflug. Man hatte diesmal das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und als Ziel das Naturtheater Rabenstein ge wählt. So hatten die Kinder Gelegenheit, auch einmal einen Blick in das Reich der Kunst zu werden. Bei Einbruch der Dämmerung kehrte man befriedigt vom Ausflug zurück. —p. Oberlungwitz, 16. Juli. Sonn abend, den 26. Juli, 8 Uhr abends wird im hiesigen Landwirtschaftlichen Verein (Saal des Gasthauses „Zur Post") Herr Baurat Professor Kühn aus Dresden einen Vortrag über Futter silos mit Lichtbildern halten. Da die Aufbe wahrung und Erhaltung des Griinfutters für die Winter- nnd Frühjahrszcit von hoher Bedeu tung für die Landwirtschaft ist, werden zu dem Vorträge auch die Nachbarvcreine geladen werden. » Hohenstein-Ernstthal, 16. Juli Aus den Eintritt der Ferien ist es wohl zuriickzu führen, daß jetzt Klagen über Kirschendicbstähle von Kindern laut werden. So wmden in den letzten Tagen die städtischen Obstplantagen an der Ost- und Dresdner Straße und die an der Bismarckstraße wiederholt heimgesucht. Wenn das Verlangen der Kinder nach den Früchten in Anbetracht der Ernährungslage und der hohen Preise, die im Handel für Kirschen gefordert werden, menschlich verständlich ist, so muß doch daraus hingewiesen werden, daß diese Diebstähle nach § 7 des Feld- und Forststrafgesetzes mit Geldstrafe bis zn 300 Mk. oder entsprechender Haft geahndet werden. Tie Strafen dürften na türlich in jedem -Falle doch wieder auf die El tern der Kinder zurückfallen. Als verwerflich aber muß es bezeichnet werden, daß ganze Aeste von den Bäumen gerissen werden, wie cs verschiedent lich beobachtet werden konnte. * — Verloren gegangene Be zug s k a r t e n. Das städtische Lcbensmittcl- amt schreibt uns: Es mehren sich die Fälle, in denen Bezugskarten für die verschiedenen Lebens mittel' und Gebranchsgegenstände verloren oder abhanden gekommen sind. Es versteht sich von selbst, daß verlorene Karten nicht ersetzt werden, denn das städtische Lebensmittelamt muß damit rechnen, daß diese Karten von anderen Personen znr Einlösung benutzt werden. Die Bevölke rung wird daher gut tun, die Lebensmittelkar len sorgfältig aufzubewahren, so sorgfältig, wie man dies bei Papiergeld tut. *— Wer ist der Tote? Gestern nach mittag 'wurde in dem Müllerschen Steinbruch (Wasserloch) auf der Langcnberger Höhe ein etwa 50 Jahre alter Mann entseelt aufgefunden. Der Tote ist etwa 1,60 Meter groß, von unter- setzter Statur, hat rundes und volles Gesicht, hohe Stirn, blondes Haar, große Glatze. Er war bekleidet mit grauer Militärhose, schwarzem Tuchjackett und Weste, grauem wollenen Vor hemd, blaugestreiftem Ncsselhemd, grauwollcnen Strümpfen, guterhaltenen Militärschuhcn und trug eine graugrüne Sportmütze. Sachdienliche Mitteilungen wolle man an die Gendarmerie oder on den Gemeindevorstand zu Langenberg richten. t. Wüstenbrand, 16 Juli. Auf Blatt 891 des Handelsregisters beim Amtsgericht Limbach ist die Firma Alfred Preiß in Wüstenbrand und als deren Inhaber der Mechanikermeister Rein hold Alfred Preiß eingetragen worden. An gegebener Geschäftszweig: Manometerfabrikation. )( Erlbach, 16. Juli. Herr Pfarrer Schödel, der neben zwei anderen Bewerbern zur Besetzung des 4. Diakonats an der Markuskirche zu Chemnitz in Vorschlag gebracht worden ist, wird dort nächsten Sonntag seine Gastpredigt halten. 8 Bernsdorf, 16 Juli. Der Gutsbesitzer K. hat im Februar d. I. mehreren Personen, die auftragsgemäß eine Probemelkung bei seinen Kühen vornehmen wollten, diese verweigert Da er den Stall verschlossen hielt, mußte die Milch kontrolle unverrichteter Sache wieder abziehen. Das Schöffengericht hat auf 300 Mk. Geldstrafe oder 20 Tage Gefängnis erkannt Auf die Be rufung setzte die Strafkammer des Landgerichts Zwickau die Strafe um die Hälfte herab. * Hartmannsdorf, 16. Juli. Aus dem nach Chemnitz abgehenden Zuge sprang hier ein 16jähriyer, aus Mylau stammender Bursche vor dem Halten des Zuges von der Plattform eines Wagens 4. Klaffe ab. Er geriet mit einem Beine unter die Räder, wurde überfahren und so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt werden muß. V 82. Meerane, 16. Juli In Ponitz wurde der Konsumverein zum vierten Male von Ein brechern heimgesucht. Die Einbrecher erbrachen drei Geldkassetten, deren Inhalt jedoch über Nacht in Verwahrung genommen war. Butter-, Eier- und Quark-Vorräte sowie die sonstigen Lebensmittel blieben unberührt. — Wie verlautet, beabsichtigen die hiesigen Weber erneut Lohn forderungen in Höhe von 75 "/„ zu stellen. * Crimmitschau, 16. Juli Auf der Heim fahrt nach Stöcken stürzte der 20jährige E. F. Wunderlich so unglücklich mit seinem Rade, daß er bald starb. v-r. Dresden, 16. Juli. Nach langen Ver handlungen der Gastwirtsangestellten mit den Arbeitgebern vor dem Schlichtungsausschuß ist ein Vergleich zustandegekommen Nach diesem Einigungsvorschlag wird das Trinkgeld abgeschafft und an seine Stelle ein Bedienungsgeld gesetzt. Die Arbeit ist wieder ausgenommen worden. — General der Kavallerie Krug v. Nidda, kom mandierender General des 12. Armeekorps, ist in den Ruhestand getreten. — In Dorstadt Löbtau griff die Bewohnerschaft hinsichtlich der hohen Obstpreise zur Selbsthilfe. Aus einzelnen Geschäften wurden Kirschen uud Erdbeeren auf die Straße geschüttet, so daß schließlich die Polizei einschreiten mußte. Auch im benachbarten Gauernitz wurden die Kirschen von einer „Kommission" zum Preise von 55 Pfg. je Pfund verkauft und der Erlös an den bett Großhändler abgesührt. v Weinböhla, 16. Juli. Auf der Bahn strecke wurde die Leiche der Heizersehefrau Schneider vom Zuge überfahren aufgefunden. Ob Selbstmord oder Anglücksfall vorliegt, war nicht festzustellen. * Leipzig, 16. Juli. Wie die „Leipziger Volkszeitung" von zuverlässiger Seite erfahren haben will, sollen auf Grund von Lockspitzelbe richten über militärische Putsche, die angeblich der Leipziger Arbeiterrat plane, militärische Sicherhettsmaßregeln getroffen sein So soll Leipzig von einem Gürtel von Nosketruppen umgeben sein, die Anweisung hätten, sich beim Aufsteigen von roten Lichtsignalen in Marsch zu etzen, um dort innerhalb zweier Stunden einzu reffen. Ferner soll eine Ablösung der sächsischen Grenzjäger durch preußische Truppen in Aussicht genommen sein. * Grimma, 16. Juli. In einem Steinbruche bei Beucha wurden zwei Arbeiter aus Albrechts hain durch abbrechende Gesteinsmaffen verschüttet, wobei beide den Tod fanden. — Vom 10 —15. August findet hier anläßlich des 33. Verbands- tages des sächsischen Gastwirtsverbandes ein Warenmarkt statt. — Der Landbürgerrat im Bezirk der Amtshauptmannschaft Grimma, dem zurzeit 2828 Mitglieder angehören, beschloß auf seiner letzten Versammlung, die Abgabe der Milchberichte vom 1. August an einzustellen. An der bisherigen Lteferungsverpflichtung für Milch und Milchprodukte soll nichts geändert werden. Die jetzigen Milchberichte, so wurde betont, seien systematische Lügenberichte, zu deren Einreichung sich die Landwirte nicht mehr her geben wollten. * Aue, 16. Juli. Eine Erhöhung des Kran kengeldes von 50 auf 60 vom Hundert des Grundlohnes beschloß die hiesige Allgemeine Ortskrankenkaffe. Desgleichen wurde eine er hebliche Erweiterung der Familienbeihilfe be schlossen und eine wesentliche Erhöhung der Bei hilfe zu den Kosten für ärztliche Behandlung, Krankenhauspflege, Operationen usw. * Mühltroff, 16. Juli. Im Anschluß an eine Einwohnerversammlung, in der man eine bessere Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln verlangte, wurde der Anttag gestellt, den Bürger meister zur Disposition zu stellen und das Disziplinarverfahren gegen ihn einzuleiten. Der Anttag wurde gegen drei Stimmen angenommen. Der Bürgermeister erklärte, daß er herzkrank und infolge Ueberarbeitung nervenleidend sei. * Oberstützengrün, 16. Juli Bei dem hef tigen Gewitter am Dienstag brannte infolge Blitzschlags die Scheune des Böttchermeisters Kleinhempel hier nieder. * Plauen i. V., 16. Juli. Die Arbeitnehmer der Stickereiindusttie und Konfektion haben ein Lohntarifangebot der Fabrikantenschutzgemeinschaft mit 10 Prozent Zuschlag zu den bisherigen Löhnen abgelehnt. Sie fordern einen Mindest stundenlohn von 1,30 Mk. (bisher durchschnittlich 65 Pfg). Nichterfüllung würde Ausnahme des Kampfes bedeuten. — Der Hebammenverein Plauen-Land hat die Mindesttaxe auf 38 Mark erhöht. Das Kinderlragen zur Kirche, sowie Pateneinladen kommt in Wegfall. * Olbernhau, 16. Juli. An der sächsisch böhmischen Grenze hört mit dem 15. August der Grenzschutz auf. Das 2. Grenzjäger-Bataillon, das hier den Hauptsitz hat und über einen großen Teil der südlichen Landesgrenze verteilt ist, wird mit diesem Tage aufgelöst. Vom 15. bis 30. August bleibt nur noch ein kleines Ab wicklungskommando bestehen. Vom 1. September ab darf kein Grenzschutz mehr vorhanden sein, sondern nur noch ein Zolldienst mit wenigen Angehörigen. * Hartmannsbach b. Gottleuba, 16. Juli. Ein liebliches Naturbild kann man jetzt täglich beobachten Im vorigen Jahre wurde ein junges Rehchen von einem Fuchs angefallen und böse zugerichtet. Durch die Klagetöne aufmerksam geworden, konnte das Tierchen von einer herbei eilenden Person gerettet werden. Das Reh wurde von einem hiesigen Gutsbesitzer in sür- sorgende Pflege genommen, und man hatte die Genugtuung, es zu erhallen und wieder herzu stellen. Recht zutraulich wurde das Reh mit den Personen des Hauses, auch mit den Haus tieren machte es sich bekannt, besonders mit dem kläffenden Hunde und der fauchenden Katze. Nach völliger Gesundung ging es täglich in den Wald und kam des Abends zurück. Vor einem halben Jahre blieb es aber eines Tages ganz aus. Nun ist es vor 14 Tagen in das alte Heim zurückgekehrt und ließ sich von der Frau liebkosen. Das Hündchen kläffte und beschnup perte es aus alter Freund- und Bekanntschaft. Furchtlos geht es täglich in dem liebgewonnenen Gutshof ein und aus, als ob es mit zu dem Hause gehöre. * Zittau, 16. Juli. Im Blockhause des Waldtheaters war für 4000 Mark Theatergar derobe gestohlen worden. Die Angelegenheit hat nun eine eigenartige Lösung erfahren. Direktor Klötzel vom Oybiner Waldtheater erhielt einen Brief — von dem Einbrecher, der gelesen hatte, daß die gestohlenen Gegenstände nicht gegen Einbruch versichert waren, und der nunmehr den geschädigten Angehörigen des Waldtheaters wie der zu ihren Sachen verhelfen wollte Der Ein brecher teilte in dem Brief mit, welche Sachen er gestohlen und wo er sie verkauft habe. Auf Grund dieser Angaben konnten die gestohlenen Sachen in der Hauptsache wieder herbeigeschafft werden. Setzte Nachrichten. Berlin. Die Regierung steht zwar auf dem Standpunkt, daß die Landarbeiterstreiks unzu lässig seien, ist aber anderseits von der nicht ganz unberechtigten Forderung der Arbeiter über- zeugt. Sie trifft auch Maßnahmen, um eine Schmälerung des Koaiitionsrechtes für Arbeiter zu verhüten. Mehrere Landräte, die sich entge gen der Regierungsvorschriften aus den Stand punkt der Arbeitgeber gestellt haben, werden durch andere ersetzt. ' Oppeln. Die Kownoer amtliche Zeitung „Lituvna" meldet: Polnische Legionäre haben die von der Entente gezogene Demarkationslinie überschritten und sind in Litauen vorgedrungen. Das litauische Heer stellt sich ihnen entgegen. Verschiedentlich kam es zu schweren Kämpfen. Stellenweise wurden die Polen zurückgeworfen. Die litauische Regierung fordert alle waffen- ähtgen Männer zum Eintritt in das Heer auf. München. Tine starkbesuchte Versammlung )er Betriebsräte Münchens beschloß gegen den Willen der anwesenden Regierungsvertreier, daß ras Standrecht sofort aufgehoben und die ver hafteten Betriebsräte zu entlassen seien, widrigen falls in den Generalstreik eingetreten werden soll.
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