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StilM DU MküKklN-VllMMM KütttM Ne E4V. Svttnt-Hft, de^ Juni LV1V. 4V Jaheg^ng AUNikis Strlla»« M SlltLe»sschl»h. Aus 'Reivvork wird geineldeu Der aine rikanijche Eenat bat feine Zujliniinnng zmn DriedenSvertrag »gegeben. . . . r »e ainecßaniickie» Blätter vefchäfligen fick» in ganz andere» Äu!e mit dem Frieden, als dir cuotu'chc» und französischen Während die öfseim liche Meinung in England und Frankreich vor allein wissen will, was denn nun eigenNich im Dnröensvertrage stein, Halle mail in AmerUa, >oie „Ehirago !liduue" sagt, ganz aildcre Eor- neu. 'Aicht einer von huildernansend Anlerilanori» wird sich die Mähe machen, den Vertrag zu lesen, so schlecht das genannte Vlait, und so lehr man von Deutschland erhofft, daß es die Bedingungen erfüllen wird, ebenso wünsch! man aber auch nunmehr, wo die oeindsetigteiten ein gestellt sind, mit Deutschland wieder sosort in Handelsverkehr zu treten. „Back lo vusineß" („Zurück zum Geschäft"), so lautet die Parate. Das Blatt berichtet weiter, das; Echisje mil den mannigfachsten Erzeugnissen in den amerikani schen Häfen lügen, um nach Europa zu fahre», und zwar in erster Linie nach Denlschland. Wi!wn wird trotz allem Geschrei nach seiner Rückkeür leichteres Epiei haben, rind der Senat höchstwahrscheinlich mit seiner Oppchßwii ömm »allen. Wenn Deutschland unterschreibe, daß es am Kn ege der alleinige Schuldige gewesen sei und sich für veramworttich erllarl jür die vegan neuen Berbreeben, so sei der DurchschnitlSameri inner zujriedeu. Der B erb rech er hat eingeil»» den, er hat sein Geständnis und seine Niiter- nhrilt gegeben und die anderen sind schuldlos. Das genügl! Jetzt ran an das Geschäft! So ütmmnig das deutsche Volt atich dastehen ma>, Geschüfle kann man schließlich doch mit ihm machen. Die Erb äse liegen fertig da, aber nirbl. nur unsere Wilson-Verehrer glauben, um unserer EebensmiNeluot abzubelsen und dem Massenjler ben des deutschen Volkes Einhalt zu tun, so» der» nm nm Geld zu verdienen und dein inter- nationalen Kapitalismus auf die Beine zu ver helfen. Dazu werden die Banken Morgan und Warburg dem deutschen Volke auch den innigen Kredit verschaffen. lieber den Frieden lelbjt schreibt die „Ebi eagv Trivnne"» Weder die Denlschland,nuserleg- »en Drieoensvevingniigen, »»och der Volterbn»»d bringen den Frieden, von dem »»an uns vor Monaten so viel erzählte Das deutsche Volk bat die Bedingungen angenommen, weil es nickn anders lomue, aber es beiraetnet sie als eimm Weg der Gewalt "der das Acebt, als eine ibm mil tnntaler Gnvali an!gez>rn»>lgene »ritische Ve>- neinung des ilnn zngeiagteu »üeitnes. als ein unerlrägt-ches Jock», daß man bei der ersten Ge legenden adfckoiltcln mvi». Aurb i»r Italien, auf den» Ballan, in den» 'eüheren Deslerreich Ungarn und Rußland im lernen und naben Osten herrscht Unruhe. Von eiusmhen Straßenlämpsen bis zur ußenen sozialisliichen und paliiischen Re »nßmion. Die ganze Vee»l ist in »mehliger Br >ve<iln»g. VöGr lämpieu gegen Volker, Klaßen gegen Klassen. Kein Landler allen Welt be findet sich im Znßond der Aube. Den er und Ranch am ganzen Horizont nnd Denerlrände ! und bis au untere Küste geflogen , An unsere Leser! Die andauernde Preissteigerung der Materialien, vor allem des Drurkpapieres, wie die vor wenigen Wochen mit Rückwirkung vom 5. Mai euigetretenen Gehalts- und Lohnerhöhungen der Angestellten, der Gehilfenschaft und des übrigen Arbeitspersvnals zwing'n uns, am 1. -e« monatlichen Bezugspreis unsere» Blatter auf Mt. 1,20 zu erhöhe«. Wl- hoffen, daß mit Eintritt des Flirdenszustaudes di Besserung der witt- schastüchen Verhältnisse den allmählichen Abbau der hellte nahezu unerschwinglich hohen Her ¬ stellungskosten del Zeitungen ermöglicht und daß wm dann imstande sein werden, den Bezugspreis wieder herabzusetzen. Unsere Leser aber werden sich der Einsicht nicht verschließen, daß uns nur bittere Notwendigkeit die abermalige Erhöhung auserlegt und werden nns die Treue bewahren, die seit vielen Jahren zn so innigen Beziehungen zwischen Leserschaft nnd uns gefühlt hat. Hohenstein-Emstthaler Anzeiger. Lichtenstein-lMnberger Anzeiger. Meeraner Tageblatt. Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt. Mstenstein-Callnberger Tageblatt. Meeraner Zeitung. Schönburger Tageblatt. Die Amcrikaner werde» übe, die Ausfuhrm» s ge» der „Evieago Triv»»e" binwegfebe». Eie werde» sie mehl lese». Eie si»d ans dos Ge ßhäßeiimebeir eimzesleUt. Rundschau Ein Landesinvalidenamt imrb für Eachken erlichtet werden. Ihm werden für die KeeislwuMMMMlämNe» Kreisiiivolide» ä»iiler, für die Amtsvauptmamifevaste» bezlv. die revidierten Etäbte Bezirks- und Ortsiiwalideu - ävner ilmeljiebe». Die Draanisolio» und die mibereii Aufgabe», der mme» i'tei»ler si»»d i»»i ei» zekmm »oeb »lieh! festgelegl. Eie solle» i» der Hn»pls»el»e die Interesse» der KriepSbeschädßüe» vert'ele» »»d alle sie betreffende» A»geß-ge»vei »e» bearbeilem Der Volkskirchltche Laicnbnnd für Sachsen hat a» die Eächsisckie VoNslämmer das nael' stebeude Delegram»»» geräbie» „Der Vollslireb kiche Laieiibimd für Eackiien, der über Huaderl tausend wahlbereck'täUe Männer »»V Drain» DmMeiis zu seine» MiigHedern zäblt, »ufl der Eäehsische» Vollskaiiiiner vor ihrer Beßblaßjm sang über das Echnlgescß. »ochmats zu» äiieie»» groß ist die Verautwornmg der AvgeordnKen bei der i>Ibjiimm>mg gerade i»» dieser Drage. Es handelt sick) mn die seeOickoe Z,nknnst wijeie-. Volkes! Wir torder» jür unsere Binder die ckirtstliche Schule und als ibre Eeele de» evangeliselien Religümsuutennhl." Verhandlungen zwischen deutschen und polnischen Volksräten. Die Absicht, die Ostgebiete als selbständige j Republik erstehe»» zu lassen, ig aufgcgeben. Die s deutsche» Volksräre l'abe» i ut dem polnische»» - Vol Siru bereus Drihlung genommen. Beibe s VoOsräte jorderii in gemeinselmittiche»» R>i»»»f. die Bevölkerung zur Rube nnd Ansrechterhallnng der Ordnnng ans. Zar Sicherheit svll eine de»»tsch polnische Bürgerwehr gebildel >verde»>, die »»ter dem Kom»»»a»ido je ei»ies polnischen und denlichen Offiziers stehen wird. Z» weitere» Ver- vaiidlniige» mir dem obersten polnischen Volksral »ind Mitglieder des Dlwrner delilschen nnd Pol-, nismeii Vol>sra,es nach Posen abgereijt. Das Prädikat „Frau" keine Personenstands- Bezeichnnng. Der pre»»s;ische Minisler des Kunern Heine bat ans 2li»Iaj; eines Einzelfaltes folgende Ve» jügl»ng erlaße»» „Tie Bezeichnnng „Draii" sä» eine Angehörige des weiblichen Geseblechls ist nicht gleichbedemend illit „Ehefrau". Sie iß weder eine Personenßandsbezeichnnng, noch ein Teil des Ramens, noch ein Titel, der verliehen werden müßte oder könnte. Es kann deshalb auch leiuer ledige»! Drau verwehrt werden, siel» ..Drau" zu neuneu. Die Versägung des preußi »len Miuistertz des Inner» vom ßl. Inli l^lu. die der entgegengesetzte» A»ficht A»sdruck gab, »nd die darai» aestätzle Praris, »voaach das Präditä' „Drau^ ats .Titel oder königliche Gnnß Wwnmulg rwrlie-en ivnrde, entbehrten eines Reeiitsgrnndes nnd cnisprechen nicht den hemigen Vebensveriiältnissen inid Talsachen. Dß» werde deshalb diese VerfäglMg nicht mebr annenden lasten." Vegierungswechscl in Ungarn. Alis Budapest wird gemeldet» Die ungarische Regierung ivnrde unter Ausscheidung sozialisti »bei Vertreter ueugebildet. Die Veranlassmig snr den Wechsel gab eine Boljehast Benins, iv.l lt»er die Ausscheidung der schwankenden joziatijä leben Elemente der ungarischen Regierung fordert. Waffenruhe an der tschechisch-ungarischen Front. Rus Gnmd des Depescheliwechsels znujcheu General Pelle und dem magharßcheu Volksbe- allttragten Bölun ivurden die Demdfeligleihm an der slmvakischcn Dront eingestellt. EtnsMsW- >l. Reklkmati«»- IlMllhfflMll lll Slllystll. Voill Gelaiullllinijterimn lft der sächsischen Volkslammer der Entwnrs eines Gesetzes über die Wabl von Mngüedern der Emjchämmgs :md ReKamatlvnslommissionen zngegaligen. Danach läuft die Wählbarer der auf Grund des Ein kommensteuergesetzes für die Jahre lvlK »nd lß20 geivählten Mitglieder und stellvertretende» Mitglieder der EittschätM»gslommissio»e» mit Ende des Dvä>ds lvlß ab. Vor Beginil des Jabres NEV sind ReMvahlen sär die Daner von zivei D-äve» vorzlmebmen. Das gleiche gilt sär die aus Grrmd des Einkommensteuergesetzes ge- ivävlteu Mitglieder und stellvertretenden Mitglie de)' der Reklamchionstommissionen. Sind mebr als ein Mitglied nnd ein stellvertretendes Mit glied der Einschätznngskommission von den Or ganen der Gemeindeverwalmng zu wählen, so iß die WaM nach den Grundsätzen der VerhäKuis wähl normnehmeu. Das Versabren bei der Ver hältniswahl durch die Gemcindeorgane ist im Entwürfe der ortsgesetzlichen Regelung überlaße». D» Znknnft sind alle zur Einkommcnsleuer bei- tragspslichtige» Mäuner und Dränen wählbar, die das 20. »öebenssahr vollendet und im Ge meindebezirk ihren wesentlichen Wohnsitz haben. Industrie Md VtttiMSte. Bekanntlich liatie die Haupwerjammlnng des Vereins Sächsischer Dvdnjlrieller die Beiriebsräle >n anderer Dorin, als von der Regiernng vor gesehen, gewünscht. In einer in Fmutenberg abgehaltenen Ortsgruppenversainmlnng des Ver bandes Sächsischer Jndnslrieäer ivnrde einslim- mig solgende Resolution beschlossen» „Die Mit glieder der Ortsgruppe Drankenberg des Verban des sächsischer Industrieller billigen nach einem Vortrag des Dr. Drmiz Drucht von der Ge- »rhästsführniig des Verbandes die Stellungnahme der Hauptversammlmig zn dem GKetzeiUwnrs iiber die Betriebsräte. Wenn das Epstem der Betriebsräie in das Wirtschastsleben lroizdeiu eaigefiigl tverden sollte, jo fordern »vir mit alter Entschiedenheit, daß dadurch die Selb ß ä » b igle > t de > kl n t e r n e I» m e r n i ck> t b e- e intr ä ck; ligl wird, da sonst die Industrie nicht in der z/age sein wird, die von Gr nach Amiabme der^ßtnveren Dr-edensbedingnilge»» zu leistenden Aufgaben >n erfüllen. Das Mitbesiiin- mungsrecht der Betriebsräie in loirtfchattlichen Dragen, insbesondere l>ei der Produltion, wie es iiii jetzigen Enlivnri vorgesehen ist, muß im Interesse der Unternelmmng«m, vor allem anch in» Inlereße der Arbeiter nnd Angestellten sei bst, nn.er allen Umständen abgelcbnt werden, da die Preisgabe der Betriebseinrichtnngen eine Gesohr- dnng für die Weilerentwickelrmg bedeutet. Den Berriebsräien isi ein VUtbeslimmnngsreckit m»r insoweit zn getvähren, als es sich nm genan uiiigrenzte technische Vorgänge der Prodnltion »iub insbe»oiidere nm zfohnvervättußse bandet»." Krnuentiebe. Ro»na»» von Clara Anlepp-SknbS. 8 Wer konnte den» >visse»i, Ivas Giovanni znge- ß ßen »vai Ei» Unglück vielleicht? —O, mir das tischt! — Kalle Echweißperlen nästte»! ihre Stirn, eine graste Sch»väche befiel sie, dvch das Zitier» ließ »ehl »ach, hörte ganz a»f: eine seltsame Ruhe kam plötzlich über sie, eme Art Apathie, mid langsam, ganz taugsam zog sie den Brief ans der Enveloppe. Ibre Augen überflogen die wenigen Zeilen; da»»» stutzte sie die Ellenbogen schwer ans dasPnlt, neigte do« blonde Köpfchen, legte die Hände»vor da- Gesicht »md iveiiile, weinle stritz li»n>e hetein, setzte dann seine harmloseste M-ene auf nnd drückte gelassen den anderen Flü gel der Türe von dranßen ins Schloß. Er hatte jetzt lehr viel in der Nähe dieser Tär zn tn», bewachte sie mit Argns-angen. Endlich waren sie alle gegan gen, niemand mehrda. Fritzatmete auf, blieb einen Augenblick stehen mid sah vor sich nieder ans den Bonei!, als ob er über etwas nachdente. Tenn mrkie er energisch mit dem Kopf nnd ging zn Loui hmein. Er mt eS bedächtig, trat durch aus nicht allzu leise ans damit sie hörte, daß je» wand kam und nicht erschrak. Temioch fuhr das junge Mädchen zusammen, kegle host-g die Hand über die Schrift des Briefes und slrich sick, mit dem Tascheutnch über das Ge sicht, atS ob ihr heiß wäre. Nnd siehe: Lieblich verschämte GsiickSrosen blüh ten p'tzl ans den Wangen, nnd in den Blanangen, mm lieben, Umkeße der Himmelstan, ivar ein selt sames Leuchten, »nd in der Stimme ein Klingen, wie mm einem ganz schüchternen, gedämpftenFroh- geßihl, was noch nicht recht aiiskommen konnte, noch ratlos hin- und hcrflatlerte wie ein kleiner Bogel, der noch nicht flügge ist. Und in dieser Ratlosigkeit war sie Fritz auf ein- mal fast daulbar, daß er so ah ne weiteres aus ihren oer.uvetiellett Euuvand: „Ich tmm jetzt nicht schrei ben," ruhig erwiderte k „Ich nestelte cn scheeneii Gruß und Sie würden kommen." Erst als er fort war, empfand sie das Drük- tende, ivas für sie in Fritzens Mißuissen lag, doch dies Unbehagen ging unter in der tanmelndeu Aufgeregtheit ihres ganzen Seins, in die Giovan nis Brief sie gestürzt. „Lotti, meine Lotti, ich maß Dich sprechen- Mnß — muß, mutz! Hörst Du, Lotti? Mein Ba- ter ruft mich heim; morgen reise ich, verzweifelt, wenn Du mir nicht hilfst I Ob Du es willst, will ich Dich heute frage». Lotti, darum komme, — Sei um sieben Uhr in der Fricdnchsallee. Dein Gio vanni." Wie eine heiße, lodernde Flamme schlug dem jungen Mädchen hier eine Lrideu.fchaft entgegen, vor der es scheu zuriickbelue, die es ängstigte und beklommen machte, aber dennoch wieder so unend lich beglückte. Und bei aller fieberhaften Unruhe nnd Eile- mit welcher sie jetzt ihre Sachen ordnete, dann in die Garderobe trat und den Hut auf de» tzaanvel- len befestigte, empfand sie plötzlich ein mehr und mehr zunehmendes Kraft- und Hochgefühl, indem ihre junge Liebe erstarkte und sich nnswnchs zu jener reinen GotteSslamme, die, wie das eivige Licht, nie erstirbt, sondern ruhig und klar weiter- brennt, ob auch im tiefsten Dunkel grause Schick salsstürme sie umbrausen oder langsam, tropfen weile, qualvoll, marternd, der Giftbecher über ihr geleert ivird. Und Lotti ivar «S, als schaue ihr auS dem Spie gel, vor den sie trat, ein ganz fremde» Antlitz ent gegen. Noch nie war ihr der energische Zug um den Mund so ausgefallen. Ja, die Augen zwar leuch teten in verhaltenem Glück, doch auf der Stirn la gen grübelerische Gedanken. Als sie vor die Haustiir trat, fegte ein plötzli cher Windstoß graue Staubwolken vor sich her und trieb sie ihr ins Gesicht. Sie senkte den Kopf, hielt di» Hutkrempe fest und ging hastig vorwärt». »Das Gewilter kommt! Wir unangenehm, da können wir doch nicht in der Allee bleiben," sagte sie sich. Su bog um di« Eike, «nd tonnte nun die Frie« drichsallee in ihrer ganzen Länge übersehen Kindermädchen schoben in größter Hast die Wa gen mit den schreienden Babys vorwärts. Alte Damen mit großen Pompadours, der die unentbehrlich« Handarbeit und auf dem Hinweg auch das Stückchen Kaffeeknchen barg, standen einen Augenblick still, um Atem zu schöpfe», und wäh renddessen ivarf ihnen der Wind die Mantille iiber den Kopf, daß ihnen derselbe erst recht anSging und sie sich nun hilflos nach allen Seiten drehten und mit ihren alten, zitternden Händen daran her umnestelten, um sie wieder los zu werden. Elegante Gespann« sausten vorüber, vermehr ten den Stand nnd erfüllten die Herzen der müh sam gegen den Wind Kämpfenden mit Neid. Kampf, Kampf, Kampf! Wer ihm nicht trotzen kann und Ausdauer eutgegensetzt, dem geht ek wie den alten Damen: sie kriegen die Mantille tiber den Kops! Das waren Lottis Gedanken, als sie zum ersten Stelldichein des Lebens schritt. Nicht« von der unruhig verschämten LiebeSglut der auf verbotenem Wege gehenden juitgeuDame, nichts von der ohne viel Skrupel und Nachdenken gewährten Gunst leichter LiebeStändelei, sondern von vornherein — klares VorauSsehenschwererund schwerster Kämpf« mn alle« und jedes, um Herz, Seele und — Leben l Nnd für sie fast symbolisch ward dieser zum Sturm anwachsend« Gewittrrwind. Sie hatte ein paar Mimten lang nicht aufge sehen, um die Gtmrbköruer nicht tn di« Augen zu bekommen. Jetzt hörte st« dicht vor sich «in Knir schen des Kieses, mit welchem der Prommaden- weg bedeckt war. Da hob sieden Blick und sah nun voll Ueberraschnng Giovanni mit einer merkwür digen Bürde daherkvmmen. Er trng ein etwa zweijährige» Bübchen auf dem Arm, da» sein Gesichtchen fest an sein« Schult« gepreßt, di« Aermcheu um srincnHalS g«schlung«n Neben ihm ging eine schmächtige, junge Frau ans deren blassem G 'stcht Schweißtropfen perlten Sie schob einen kleinen Sitzwagen, der mit Betten gefüllt, da» Lager eines kaum mehrere Monat» zählenden Kindchens bildete, vor sich her. „Ach Gott, nein, lassen Sie doch, nun kann er ja ivieder laufen! — Karlchen komm, sei brau, nun lauf' wieder, kriegst auch einen feiueuvoubou. Komm 'runter, lauf' l" Mit einer Hand versuchte sie des Kindes Arm zn lösen, mit der anderen schob sie den Wagen wei ter. Da blieb Giovanni stehen. Er war ganz rot im Gesicht. Mit halbem Lächeln und einer gewis sen Verlegenheit streckte er LottidieHand hin. „Der Klein« konnte nicht mehr weiter!" E» klang fast wie eine Entschuldigung. „Ja, aber nun muß er doch ivieder lausen. Karl chen, komm, der Herr kann Dich doch nicht mehr tragen." Anch die Frau war stehen geblieben, nun angst voll bemüht, da» Kind zum Lösen der auf Giovan- ui» Nacken fest verkrampften Händchen zn verau- lassen. Vergeblich« Mühe! Karlchen schrie und hielt sich nur noch fest«. Nnd während die Mutter mn ihn bemüht war, erfaßt« der Sturm den leichtenWagen, den niemand mehr hielt, «nd schlenderte ihn krachend gegen «inen Baum. Lotti stürzt« darauf ^n. Gott sei dank, daS Babv schien unverletzt; die Kissen hatten wohl den Stoß gemildert. Die jung« Frau weinte, zitterte am ganzen Kör per. Kurz entschlossen sagte Lotti hastig: „Rasch, kom me« Die; ich fahre de« Wage«!" Sie gingen «ilig vorwärt«. Lin« jäh« enisetz- liche Zickzackflamme blend«t« ihre Augen, ein Don- nerschlag fokal«, daß st« alle drei, wle von dem Schreck«» gelähmt, «in«u Augmblick stehen blie- den. ruv.l?