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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.05.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191905255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190525
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-05
- Tag 1919-05-25
-
Monat
1919-05
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.05.1919
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likUM M MrMHVllMIMN -KüMIs' 5 Mr ZIS Sonutag, den 25. Mai 1V1V - 4S Jahvtzarrg MtW ließt er? Im demschen Volle ist während des ganzen Krieges ein mßinttiver Älbscheu gegen die Zwcmgswßtschafl, besonders soiveit sie sich ans die Lebensmittel erslreckte, wach gewesen. Immer nneder lonnle inan die Vehaupttmg hören, das: die Gründung einer nenen >!riegsgesellsä'ait zur Veivirtlchastnng 0on Lcbeusmittelu mit dem Ver schwiudcu der Lcbcnsmitiel gleichbedeniend wäre, llud iiiän nnr vom Volk wurde die spärliche Einlnhr ans Veunnlien den bureaukratischeu Mc rboden der Z. E. G. in die Schube geschoben. Es häkle Nächstens noch historischen Belang, zn untersuchen, ob hier „des Volkes Stimme Gottes Stimme" gewesen sei. ES soll zngestanden wer den, dal; z. B. der stets wachsende Druck Eng lands ans die Neutralen eine? der wichtigsten .Hemmnisse für eine einigermaßen ansreichende Einfubr gewesen ist. Heute aber, da 'vir wieder tu größerem Umfange Lebensmittel ans den neutralen Ländern kamen können, ist die Frage dringlicher denn je, ob unsere in der Hand des Staates konzentrierte Einfuhrorganisation im stände iß, sich die nolwendigen und zur Verfü guug stellenden Mengen des notwendigsten Wa reu- und Lebensmittelbedarfs zn verschaffen Immer lauter werden die Stimmen derienigen, die fordern, daß a Nein d e r Pri v a t e E infn b r l> n ndel in der Lage ist, das komische ÜNll zu verwegen, nud daß der Ltaal s'üne Vaud van dein Einkauf aus neutrale« LäiEcru laben möge. Würde das Geschäft heute BEB nviielien deu Staaten abznschließen sein, würden also auch in deu neutralen Ländern die Neaierunaen nur du>ch AuSfuhrorgauimtioucu ve>kansen, dann würde . inan wenig gegen die Eignung der deutschen Bebenden als Einfuhr Vermittler sagen könnep. Tatsächlich muß aber unsere zentrale EinkaufSee'eltschaft mit dem prß vMen Handel der Neutralen arbeiten, und dabei stellt sieb immer mehr heraus, daß dieser sieb daeegeu sträubt, seine Geschäfte mit dem deut- sch»u ^taaie m'mßbüeßcu. Denn eS ist traurig, aber es mnß gesagt werden: der Kredit, den nnwie kliegierung im ?luslande bat, ist sehr ge- rina; aber der neutrale Händler wäre gem be reit, >uit dein deutschen, ibm oft noch tvährend der Zeit vor dem Kriege befreundeten, znsam , ulen ;u arbelten. Das WTB. gab neulich eine Unterredung 'eines Nmßerdamer Korrespvlldenten ulit einem amerikau'icheu «Kroßlaufiuaun uüeder, der Be nelulngeu ni viele!' bolländischen und Übersee neben Iabrilanten sowie Importeuren nnd Er I»or:eu>eu bal. Der Amerikaner bezeichnete c- als erste Bedingung für die Sanierung der Lage in Deutäblaud, daß die beliebende EinkaMSzen träte nnd Einfuhrverbote aufgeboben werden nnd Ser freie Handel uüeder eiuoeßibri wird. So lange Deutschland die iel.ügen Jammt, Mono pob n«d Devisenschwierigkeiteu nicht ändert, v''ren die bolländischen nud überseeischen Fabri kanten und .Kaufleute gezwungen, sich andere Abscß'.gebicte und Erparlaelegenheiten zu suchen Mau mß,lu bei dieser t^eleaeubeil, daü in Hol land be!räck>t!iche lleber'chüsse an inländischen Erzeugt'issen, toie Butler, Margarine, Eier, Käse. Hammelfleisch, Kartoffeln, Konserven, frische nnd eingemachte Gemüse, Früchte Mm «Iven« da nicht das Wasser im Munde zusammen?) nnd «roße Partien' von Waren aller Art lagern, die mährend des Krieges eingeführl wurden. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" bemerkte zu die- sen Nussübrungen, daß die Aufhebung der Ein subrverbote nach Deutschland bei der Knappbeü der Lebensmittel zurzeit nicht möglich sei, da die Bewirtschaftung der Lebensmittel in Deutsch laud uoch durch die vssentliche Hand ersolgt. Man sieht die Stichhaltigkeit dieser Begründung nicht ein; denn die Regierung kömne wohl dein freien Eiufuhrhandel die Beschasfnng der Waren und Lebensmittel überlassen lind doch die Per leittmg irgendwie in der Hand behalten. Die „Deutsche Allgemeine Zeitnng" führte dann wei ter ans, daß über den Kauf von in Holland lagernden Lebensmitteln nnd über die Einfuhr nach' Deutschland mit den zuständigen Stellen bereits Verbandlungen schweben, deren Schutte rigkeilen säst ausschließlich in der Finanzierungs srage beruhen. Das Zugeständnis von den Schwierigkeiten in der Finanzierungssrage iß selw bezeichnend und beantwortet mit einem Schlage die Itter zur Erörterung siebende Frage. Denn es besagt nichts weiter, als daß man dein Deutschen Reiche im neutralen Ausland nnr sehr widettvillig Kredit einränmt. Kommt noch hin zn, daß der Staat die spärlichen ZabluNgSmit lel nur auf dem umständlichen amtlichen Wege anfbringen kann, da die Reichsbank daS Devisen gefchäst noch immer in der Hand hält, so iß hier eine weitere Hemmung für die Beschasfnng der Zahlungsmittel gegeben. Nnn würde der holländische Kammann auch von dem dentschen Händler Garantien und teilweise sofortige Be zablung verlangen. Aber diese Garantien be heben doch zum guten Teil in dem privaten Kredit, den der deuttebe Kaufmann im Ausland genießt. Das, was dein Deutschen Reiche vor enthalten wird, würde man dem deutschen Kanß mann gern bewilligen. In den, Hinweis, daß der freie Handel zu teuer einkaufeu würde, 'veil seine einzelnen Glie der sich gegenseitig überbieten, iß übrigens die bureaukratische Engherzigkeit «ressend zpm An. druck gebracht. Denn diese übersieht es ganz, das! jede Steigerung des Warenangebots eine Aussicht auf Preissenkung in sich birgt. Die Teuerung des Kriege-? berußte — das ist eine Binsenwahrheit — in der Hauptsache doch ans der das Augedot übersteigenden Ngchsrage. Wenn nun durch gesteigerte Einfuhr von allem mebr hereinkommt, dann mnß notwendigerweise ein Neberstnß eintreten. Dadurch wird ganz von selbst eine PrcisrcgMieruug in absteigender Linie eimeben, aber weit besser, als sie dnreb Höch« preise erzielt werden kann. Der Einfnbrbandel wird gezwungen, um seiue Waren los zu wer den, nur so viel zu zablen, als er aut Grund der Absahmöglichkei'en zablen kann. Diese Preis fenlung mnß da am schnellsten einseheu, wo es sicki um leicht verderbliche Lebensrnittel handelt Bei der Verewigung des VerteilnngSmechaniS mns wird die natürliche Preisreanliernng des freien Marktes, für die kein bnreaukratischer Av parat daS Gefühl haben kann, unmöglich gemach! Mit dem Eintritt Dernburgs in die Regie ruug scheint sich jetzt so etwoS wie eine Abkebr von der Zwangswirtschgtt vorznbereiteu. In der Katt rebgbten Sitzung des FriedensauS länNMW tunlich , schusseS betonte der Neichssinanzminisler die Nvt- ! wendigleit, die Fesseln zu lösen, die bisher um i seren Außenhandel gehindert haben. Hier schim mert für das deutsche Volk eiu schwacher Hofs- - mmgsßrahl. lind es sei zum Schluß ausdrück lich betont, daß die Wiedereinsetzung des pri baten Außenhandels in seine Rechte gegen leine sozialistische Forderung verstößt. Selbst Führer der unabhängigen Sozialisten haben wiederholt betont, daß eine Bindung unseres Außenhandels nicht im Interttse der Allgemeinheit läge. MSesltz Ver die Bettie-rrSte. Der Gesetzentwnrs über Betriebsräte sieht für alle Betriebe mit mindestens 20 Arbeitnehmern die Einrichtnng von Betriebsräten vor, die in Betrieben mit weniger als 50 Arbeitnehmern aus drei, mit 50 bis lOO ans stink' Mitgliedern be sieben. Bei tOO bis 100tt Arbeitnehmern erhöbt sich die Zabl der Mitglieder für jedes Hnndert weiterer Arbeitnehmer und von 1000 und mehr für jedes Fünfhundert Arbeitnehmer uni eiu Mitglied. Die Höchstzahl der Mitglieder ist 25 Die Mitgliederzahl kauu durch Tarifvertrag bis zn ÜO festgesetzt werden. Als Betriebe im Sinuc des Gesetzes gelten mich Geschäfte und Schreib ßuben von Angehörigen der freien Berufe, von Vereinen, Gesellschaften nnd Körperschaßen. Aus geschloßen sind die Schisfahrtsbetriebe, für die ein besonderes Gesetz ergeht. In Betrieben mit selbständigen Abteilungen können, in Betrieben mit mehr als 5000 Arbeitnehmern müssen Ab teiknngsräte gewählt werden. Die Arbeitern«« olieber des Betriebsrates werde« vv« de« Ar heiter«, die A«geßellie«mitglieder vo« de« A« gestellte« ans ibrer Mitte in gemeinsamer, um mittelbarer, geheimer Wahl nach den Grundsätzen der Verhältniswahl -aus die Dauer Ton zwei Favre« gewählt. Die Wahl kaim auf Mehrheit, beschluß in gemeinsamer Wahl aller Arbeitneh mer eriolgeu. Wahlberechtigt sind alle mmdeste« 20 Ialwe alte« mämttiche« u«d weibliche» Ar beimebmer, wählbar miudeßeus Mjäbrige Wahl berechtigte, die deutsche ReichSangebörige sind mrd an» Wahltag mindeßens eine« Monat dem Betrieb augebören. Die Betriebsversammlung bezw. Abteilmigs Betriebsversammlung wähl! enien dreiköpfigen Wablvorsland zum Vorsitze« den. Die Ausgabe« des Betriebsrates sind' Wahrnehmung der Interessen der Arbeitnehmer des Betriebes und Unterstützung des 'Arbeitgeber in der Erfüllung der Betriebszwecke. Ser SiulloMeOMr-Tkris M HilWstejn-ErlAW. e) Nach einem Beschlug des Srndwerord «eien.Kollegiums solle« für dieses Iabr a« Em kommenslcmer« 2ltt Prozeul vom Normalsatz er Hobe« werde«, «nd zwar 155 Prozem für die bürgerliche Gemeinde, 72 Prozent für die Schul gemeinde und >tt Prozent für die Kirchgemeinde. Eiukommen bis zu >00 Ml bleiben steuerfrei Dieser Satz hat sich durch die infolge des Krieges emßaudencn Mehrausgabe«, die die Gemeinde zu leisten hat, im Verhältnis ;n den letzten drei Jahren nm 5t) Prozent erhöh«; denn in den Jahren 1916—1918 wnrden nur 190 Prozent erhoben. Auch andere Städte haben den Steuersatz infolge der ungehenren Belastung, die der Krieg sür die Gemeinden gebracht bat, um eiu bedeutendes erhöhen müssen. So mußte z. B. Freiberg AB Prozem erhebe«, Schwarzen berg sogar 275 Prozent. Andere Gemeinden sind «licht viel darunter gegangen. Um «nm unseren Einwohnern einen kleinen Vorgeschmack zu gebe««, welche Beträge an Sien er«, zu emricbten sind, veröffentlichen wir unten stehend eine vo« amtticher Seile a«fgestellte Ta belle. Ilim die Gesamtsumme der zu entrichten den EiMommenßeuern zn ermitteln, ziehe man bei einem Einkommen bis zu 2200 Mk. die Be ¬ träge iu Spalte 1 nnd 1, bei ei«em Einkommen « von über 2200 Mk. die Beträge in Spalte -3 nnd ! 1 zusammen.) 2 jährliches Einkommen Alk. Normol- Ttcuersay Mk. "5 ui bvppjnß Staats- *) Steuersatz um Zuschlag Mk. ! (Gemeinde- I Steuer (24O°.g vom! Aonnalsa!;) I i Äl. über 400— 500 1 500— »00 2 2 N«0— 700 3 3 700— 800 4 4 800— 950 / 10,80 .') 950— 1100 10 eyl teil 24,— t! 1100— 1250 13 ! u 31,2« 7 1250— 1400 10 38,10 8 1400— ttiOO 20 Z'h 48,— U ttiOO— 1900 2» 02,40 IO 1900- 2200 30 80. M II 2200— 2500 40 10 50 121,4 » 12 2500— 2800 50 10 01 i 147,89 >3 2800— 3100 07 10 73 176,09 14 3100— 3400 78 10 85 ! 205.9 > 15 3400— 3700 90 10 9!» 237,6 > tti 3700— 4000 105 10 115 276,9' > 17 4«>00- 4300 120 15 138 331,20 18 43« O— 4800 140 15 101 386,40 1« 4800— 5300 100 15 184 441,60 20 5300 5800 ' 180 15 207 496,80 21 5800— 0300 200 15 230 552,- 22 '«300— 08M 221 15 254 »c>9,60 23 , U8M— 7300 242 15 278 <>»7,c ' 24 7300— 7800 203 15 302 725 < 25 7800— 8300 285 2c» 342 786 : 20 8300— 8800 307 20 308 847 27 8800— 9400 330 20 390 910 > 28 9400— 10000 354 2« 424 976 20 10000— 11000 380 20 450 >048. 30 11000 12000 420 20 504 1159. ' A Hierzu sind, wie wir seinerzeii bereits mittel , weitere Zuschläge beabsichtigt, die bei einem Eiukvm. .m von -1N00—7809 Alt. 20 Prozent nnd von 7800.—1'.'«-0 Alk. »0 Prozent betragen. Vermischtes. * I ul F ! u g z e u g über d e u O z e a «. Nach einer Meldnng aus Washington, haben d« i Flng;euge, die in Trepassh zum Flug über Em Ozean anfgesliegeii sind, das Ziel, die Azo:, .>, erreicht. — Eilier 'ltentermelduug aus 'Nelvuor! ziikolge ijt das zum Ozeanslug geßarlen . zeug Nr. 1 als erstes in Horla ai«s de«i A . . i eingetroffcn. Der Ozeauflug wurde iu 15 de« Ist Miumen ausgesührl Troh deu gr i Flugleißungeu während des Krieges, au k u die deutsche« Flieger nicht zuletzt Anteil tu wird dieser erste Ozeanslug über 180«« Kilo« in der Geschichte des Fliegens seiue« Platz nehmen. j Zer Kampf um das Testament. Roman von Carola v. Etzimtten. 43 „lind «vas sollen EüttlovaryZ von uns denken, Onkel Ludwig?" rief sie einige Stunden danach, als sie mit ihrem Bormund allem ivar. „Was Csaltovarys denken, mein gutes Kind, kann imS gleichgültig sei«, weil wir wissen, was wir von ihnen z»denken haben. Wenn Dein Onkel nichi davor znrückjcheut, eine« Beßechuuasoersnch bei einem allgemein geachteten Arzt zu mache«, daim schadet es durchaus nichts, wenn er uns be reit sieht, ihn an den Pranger zu stelle«, sobald er! im - dazu zwingt. Diese Gejahr wird ihmzurWar-I innig, uns zimi Schut; dienen !" Szarolta, die uoch immer nicht befriedigt war,« fragte: „Was willst Tu tun, weil» wir wegen Be leidigung verklagt werden ?" „Davon kann keine Rede sei«, mein Kind, denn erttens sind die Namen der Beteiligten nicht ein-j w.al »«gedeutet, dann beruht alles Gesagte auf Wahrheil!" Szarolla vermochte sich aber nicht zu beruhigen. Es war ihr nubegreislich, wie ihr Pflegevater ein derartiges Feuilleton hatte inspirieren können, imd während einiger Zeit war sie nahe daran, ihm zn zürne«, weil er es getan hatte. Tief migkiicklich fühlte sie sich aber, und sie war clwttch geling, mm wenigstens ktch selbst einzuge- stt'heu, daß ihr Kummer eigeiitlich uur Jenö Csal- toiv'ry galt. Seit dem Abschied vor mm schon länger als drei Woche«, halte sie ihren Vetter nur in flüch tigem Vmüoergelpm wiedergeseyen. Einen Versuch, sich ihr zu näher«, sie an pisprcchem hatte er bisher «ich! gemachi, wohl aber stand er znr Stunde, ivo sie heumimg, so häufig a« der bekannten Straßen ecke, daß Szarotta sletS eine Cmpfindmig imangc- >iel«me«> EMaiusclNseius hatte, wenn er einmal nicht da war, und sich bc«v»mb«gic, wenn Ne ihnanz.vei miieiuauüer iolaeuden Tagen verluißte. sotand er o ec da, s» tauickgen sie einen Gruß, einen rasche« Buck, emLächeln und Szarolla eilte slammeii- deu Gesichts und slnrn isch pochenden Herzens heim-; wäcts. Wie hätte sie nach solchen Beweisen von Aus-; dauer und Opferwillen uoch an seiner Liebe zwei feln dürfen? Sie bewunderte, sie bedauerte ibn; das stumme Vortiberstrcifen wurde ihr mit jedem Mal schwerer, und immer drückender der Gedanke, das; so gar keine Hoffnung auf eine Aendernng zum Besseren bestand. Szarolta hatte nach ihres Vaters Tode zn viel Hartes erlebt; sie mar auch von einem zu imiigen Daulgefüht gegen Hornbostel und ihre übrigen Freunde beseelt, um nicht mit allen ihre«, leider noch immer geringen Kräfte« gegen dieses hoff nungslose Sehnen anzukämpfem lsnd Szarolta warf sich mit verdopveltem Ei fer auf die Arbeit. Jede freie Stunde gehörte jetzt dein Studium; vorbei die Plauderstündchen in de« RtelierS der Fremde, vorbei die Spaziergänge auf der Margareteninsel und im Stadtwäldche»! Nnr mit dem Stizzeubnch ging sie noch hinaus. „Was haben Sie uur, Szarolta; Sie sind gar nicht mehr, wie Sie waren?" fragte Mayerstein öfter besorgten Tones. „Nichts habe ich, aber ich will iuchie Höhe — will so hoch steigen, wie mein Talent es mir nur erlaubt!" erwiderte sie daun glühend. „Das werden Sie auch, Kleine, aber nur, wemi j Sie Ihre Kräfte richtig anweuden, sie nicht bis j zur Erschöpfung anstren'geu." Szarolla sah wohl ein, daß ihr Lebrcr recht hatte, aber die Arbeit allein bot ihr em wirksames Gegenmittel gegen die iu ihr stürmende«: Gefühle, j 14. Kapitel. Das Gesundheitsattest, ausgestellt vom Direk-, tvrderLandes-Jrrenaustalt und dem leitenden Arzt! der mit ihr vettnmdcneu Beobachtnugsjtation, das glänzende Militär,pmgniS. nnd die übrigen Zeug- j nisschriste«,die Pista Niellik norweisen konnte,hat-, tenDr. Esallovarys EiMprache gegen seine eidliche, Vernehmung in Sachen VaroS kontra Csallouarr; zu Nichte gemacht, nnd Mellik sollte um« morgen j um zehn llhr vormittags seine Aussage über deu j Inhalt des verschwundenen Testaments und alles' dessen, «vas damit zusammenhing, vor Gericht durch einen Eid bekräft»gen. Er sah diese««« bedeuttmgtzvolleu Akt in größter Ruhe entgegen, und wurde er gefragt, ob ihm nicht unheimlich zu Mute sei, so erwiderte er kopfschiil- tettid: „Wegen was soll's mir mcheinttich sein? Ich habe nichts gesagt, als das, was ich bestimmt weiß, was wahr ist, nnd das kann ich auch beschwö- ! re«, atme daß mir dabei warm wird." j Anders stand es um Hornbostel, der sich diesen ganzen Tag in einer Aufregung befand, die allen mn so mehr aujfiel, als niemand weniger zur Ner- ' vosßät ncigcm konnte als er! . Mellits Aussage war, das bestätigte auch Dr. ! Lazar, das wickitigsle Moment im Prozeß. Wenn nicht alles, >o hing doch das weitaus meiste von ihr ab, und diese Gewißheit lies; vor dem ehema ligen Großbraner die wunderlichsten Schreckbilder erstehen. Alle Möglichkeiten beunruhigten ihn dermaßen, das; er gegen vier Uhr plötzlich von der Arbeit, mit der es ohnehin nicht voranging, aufstand, seinen Hut nahm und der ihm begegnenden Zenz sagte: „Wenn jemand von den Unseren nach nur fragen sollte, Zenz, ich bin zu Doktor Lazar gegangen!" Seine Besorgnis, zu spät zu kommen, erwies sich erfreulicherweise als eine unbegründete, denn er traf Dr. Lazar noch in voller Tätigkeit. „Was bringen Sie Gntes, Herr Hornbostel?" fragte er deu Eintreleuden. „Ich bringe nichts, Herr Doktor, möchte mir nur eine Auskunft holen!" entgegnete er und trug im Anschluß au dies? Antwort seiue Bedenken we gen Melliks Aussage bei der morgigen Vernehmung vor, mit der Frage schließend, ob keine vorbeugen den Maßregeln getroffen werden könnten. „Sie machen sich unnütze Sorgen, mein Ver- ehrlester," versetzte Lazar lächelnd. „Mellik ist nicht der Mensch dazn, sich anfzuregen, iu Angst zu ge- raleu oder verwirrt zu werden, weil er beschwüren soll, was er bestimmt weih!" „Herr Doktor glauben also gewiß, daß wir ge winnen werden?" fragte Hornbostel Haslip. 1 „Ich bin davon so überzeugt, wie man es sein , kann, solange eiu Prozeß noch in der Schwebe ist!" „Leider dürfte es bei einem Prozeß in Ungarn ! noch zweifelhafter sein wie erendet, als anderswo." Der Bureaudicmer kam herein und überreichte dem Rechtsanwalt eine Besuchskarte: Dr. Lazar nahm sie ihm ab und rief mit dem ersten Blick darauf: „Dmmerweller, besser konnte es ja nicht Treffen!" Damit gab er die Karte auch schon au- j Hornbostel weiter, der in grenzenloser Ueberra- > schung las: „Körös Achaz" und darunter in seine rcm Druck „Pfarrer". „Körös hier —?" „Führen Sie den Herrn herein," sagte der Advokat. Hornbostel wollte dem Diener folgen, würd' aber durch den Doktor daran verhindert. „Bleibe:' Sie ruhig hier, Herr Hornbostel, es ist ja Ihre Au gclegeiiheit, um die es sich handelt," sagte er. „Wenn ich nicht störe, bleibe ich mit Bergmi- qen. Mir ist es natürlich sebr interessant, den Herrn Pfarrer über die TestamentLangelegenheit zu hö ren und zu erfahren, wieso er hierher —" Die Tür ging auf nud herein trat ein Herr von echt magyarischem Gesichtsschnitt, in dessen äuße rer Erscheinung sich der katholische Geistliche in nichts verriet. Er trug dunkles Zivil nnd die untere Hälfte seines runden bronzehäutigeu Gesichts be deckte eiu schwarzer Vollbart vonaussallenderDichte und Länge. Auf der Schwelle den Hut abnehmend, trat er aut dm Advokaten zu und sagte: „Herr Doktor Lazar?" „Ich selbst, Hochwürden. Darf ich fragen, ob Ihr heutiger Besuch mit dem Aufruf iu Äerbiudnug steht, deu wir nnr fünf Woche» in allen möglichen amerikanischen Zeitungen au Sie erlassen haben?" erknndigte sich Lazar.il 222,17 »Ja, Herr Doktor, ich las die Aufforderung, meine Adresse an Sie zu senden, im „Milwaukee Herold," und ich habe daraus auch e.ttuomuieu, daß mein Freund Kolman Clallouary nicht mehr unter den Lebenden weilt, und daß ich wegen sei nes Testaments irgendwie nötig bin. Das be stimmte mich, schon jetzt hierher zn kommen, an statt erst im Augusts wie es meine Absicht war."
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