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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.04.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191904153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190415
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-04
- Tag 1919-04-15
-
Monat
1919-04
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.04.1919
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s sterrurPS für Miliwrwesen, Oberslleutnant Kretzsch- : mar, kilnahmcn Es wurde von der Regierung 'ein ausführlicher Bericht über die gestrigen uud ! heutigen Vorkommnisse gegeben. Infolge des Belagerungszustandes hat sich heute die Lage so weit gebessert, das; überall verhältnismäßige Ruhe eingctreten ist, jedoch durchzogen vormittags noch kleinere Gruppen von Demonstranten hier rind da die Stadt und entwaffneten die ihnen cntgcgcn- iretcnden, einzeln auftretendru Polizciorgane. Die für beute nnberaumte kommunistische Verlamm luug verpuffte völlig. , Auch im Lande haben in den lehren Tagen an verschiedenen Orten Kundgebungen gegen die Lebensmittelteuerung fimtgesunden, doch bat sich auch - bier die L a g e wesentlich gebcs - s c r t, insbesondere mich im Z >v i ck a n O e l Snitz- Luganer N e v ier, wo der Streik im A b s l a n e n begriffen ist, da sich bei einer Abstimmung 90 Prozent der Ar beiter gegerr die Fortsetzung de? Streiks erklärten. Wie weiter mitgeteilt wird, wurden bisher in Dresden I Personen verduftet, die im Verdacht stehen, an der Ermordung des KricgsministerS Ncuring beteiligt gewesen zu sein. DaS Eintref- fen der zur Aufrechterhaltung der Ordnung von auswärts entsandten Truppen steln unmittelbar bevor.-. Nach eitler später eingetroffeneil Meldung ist ein Teil der auswärtigen Truppen bereits cin- gctrsffen. Dresden, Ich April. Nach einem vom Ministerium an die Presse gegebeneil amtlichen Bericht erweist es sich immer mehr, daß die gestrigen Kundgebungen der Kriegsverlchlen von spartakistischen Agitatoren in verbrecherischer Weise für idre Pläne ausgenutzt wurden. Die Kriegs verletzten Hatzen nur die Absicbt, idre allerdings .lebr .zugespitzten Fordenmgen dem Minister für Militär-Wesen zu überreichen, linier der Menge der Kriegsverletzten befanden sich amb einzelne Zwilchen; bekannte spartatiflilche Agitatoren wuchtim aus, hielten aufreizende Reden, forderten den -Sturz der Regierung und die Ausrufung d.er Räterepublik. Tie das Kriegsministerium besetzl ballenden Demoilsiranteu sandten gegen Abend eine Abordnung an die Regierung, der sic ihre Forderungen vorlegte'n. Tie Perhaildllingen zogen sich bis in die heutigen Morgenstnildeu bin.. - Di« Regierung eikläite idr bereils von Neuring bestätigtes Einverständnis, daß die Lod uung lind sonstigen Eebüdrnisse der Kriegsver letzten, in alter Höbe weitergeivädrt werden sot len. - Ferner soll eine Verbesserung der Vcrpsle gung und Gleiebsiellung der Kampl'verbände ntit den Grenzschutztruppen herbeigesührt iverdeu. Tie Beteiligung an der Temonstralion und an der Besewing des Kriegsminisleriums soll nicht straf rechtlich verfolgt werden, soweit nicht gerade Ver brechen vorliegen. Das Kriegsminislerium wurde darausbin bellte srüb von dcil Tcmonslramen ge rännu und von dcil SicherycitStruppen besetzt. E»tspa«»»»- i» Dresden Alliiiäbljch beginnt sich die allgemeine Errc gung, . die die Schreckenstaten einer entmenschten bcengc in der ganzen Bevölkerung bervorgeniseii baden, wieder zu legen. Eine dumpfe Erwar lang- .ha, überall Piav gegriffen. Noch spürt man nichts vom Belagerungszustand. Tie An däna-tw des Noten - Sotdalenoundes, die seit Soni', abe-nd. nachmittag das Gebäude des Kriegsmini tterinms .besetzt biellen, sind Sonntag srüb gegen l -litzr -unter. Milnabme bei Waffen abgezoge-ir. Inr -taute--des Sountag -vvruüuagc- aber sanden üch.. viele--von ihnen wieder unter -der auf dem NezMdlcr. Hcmpimarttc vor dem .ttricgsminijir rilun sich anfcmimcttudcn ttAftuige Neugieriger ein, bekannten ÜM dein Pnblilmn gegenüber ohne Sehen und ^ebam als Teilnehmer an den Kra tvalleit und sließen Verioüiiichungen gegen die andercu Miuisker aus, „die glich noelt drankommen müßten". Zur Ueberwälliguug und Entwaffnung der" Später anrückenden Greiizschutz-Abteilung wandten die Akeinerer eine List am Z'lls die Spitze der üadldcbcftmcn Grenzjägcr an? der breiten Hauptstraße ausschwärmte und gegen die Menge vorging, rannte eine große Anzahl roter Soldatenbündler und Zivilisten, weiße Taschen tücher schwenkend, auf die Soldaten zu, die diese Leute in der Annahme, daß sie sich friedlich er geben wollten, rubig herankommen ließen. Plötz lich aber saben sie sich überfallen und der nach- drängendc große Haufe der Ausrührer übermal- ligte auch bald die übrigen Grenzjäger, ehe sic dazu kamen, das Feuer zu eröffnen. Dieser Vor- gang kann schwere Folgen haben, wenn es zu einer Auseinandersetzung mit Waffengewalt zwi scheu den von auswärts anrückenden Truppen und den Ausrührern kommen muß. Ter ganze Au'ruhr Zeigte Berliner Schule. Es bandelte sich nicht mehr um die Durchsetzung wirtschaftlicher Forderungen, sondern um einen planmäßig her beigesührtcn kommunistisch fpmkaustischen Putsch, deren Rädelsführer zum nicht geringen Teil, wic amb in München, keine Deutschen waren. Der Nachfolger Nesrins-. 'Als Minister für das Miliiärwcsen wird ver amtlich der mit der Wahrnehmung der Geschähe Beauftragte Kirchhof ernannt werden. Kirchhof ist Schneider von Beruf, Ivar bisher Verbandsbc- vollmächtigwr der Schneider in Dresden, Vor sitzender des Gewerkschaslsknrtells und hatte seit der Revolution die Stellung eines Beigeordneten des A.- und S.-Rates beim Generalkommando des 12. Armeekorps inne. Er ist Mitglied dcr sächüschen Volkskammer, gehört zur Fraktion der Mehrbeitssozialisten und ist auch Mitglied des Landesvorstandes der sozialdemokratischen Partei Saebscus. Ferner gehört er dem Dresdner'Stadt- ' verordneien-Kollcgium an. Stvrz der bayrischen MnepuM. Narb Metdung des I. Armeekorps aus Mün chen wurde die Rälcrcgicrung durch die Garnison gestürzt. Eine W iede r b c r ü c l l u n g ' l o m m t nickil m e b r i n ol r a g e. Einzel lietz.cn fehlen. N ürnb e r g , 13. 'April. Eine Meldung des 3. Armeekorps aus München besagt- Garni son München hat sich gegen Zeniralrat erhoben. (Garnison errichtet Militärdiktatur und tritt sür Ministerium Hassmann ein. Aktion für Wieder gewinnung der Hauptstadt ist eingeleüei nnd vcr l än't günstig. Der Minister des Aeußeren der s Räteregierung Tr. Lipp lvurde in eine Irren annaU gebracht. Tr. Lewien soll flüchtig sein. Tie Spitzen der Regierung, unter ü nen Lau dauer, Wagner und Müsam, sind verhaftet wor den. Im ganzen sind >0 PcrsoneiBKxrYaflcl. Prottamatio» »er bayrische« Re-ierv««. Die bayerische Regierung bat iolgende Pro l! nnation erlassen: 2ln das bayerische Voll! Tie Münchener Garnison bat die Gewaltherrschaft in München weggesear. Das Kartenhaus der landfr e m - d e n E indringl jngc ist zusammengeslürzi. München und' aanz Bauern atmen erleichtert aus Tie Gewalt der rechtmäßigen Regierung Hais mann bat sich mit elementarer Kraft durchgesetzt nnd sich nun auch in München wiederbergesielll. Als Vertreter der Regierung ist mit weitgcbcn den Vollmachten der Abgeordnete Vogel aus Fürtb nach München entsandt: feinen Weisungen ül bis auf weiteres unbedingt Folge zu leisten, f er vereinigt in sieh die gesamte zivile und mili tärische Vollzugsgewalt in München. Alle bis herigen Verordnungen der Räteregierung sind außer Wirkmmkeü gesetzt. Bayern, haltet treu zur Regierung Haumann, vereint alle eure Kräfte, um die Wiederkehr der soeben niedergeworsenen 'N-waltherrschgft für alle Zukunft unmöglich zu uiaeben und der Regierung den Wiederaufbau des zerrütteten bäuerischen Ttamcs zu ermög lichen. Nur Ordnung und Arbeit führt zmn Ziel. Die Regierung des Freistaates Bauern. Der Miniüerpräsident H o s f m a n n. Schwere KSayse i> DWdsrs. D üsseldorf , 13. April. Gestern sind mehrfach die Straßen der Stadt aus den Fen stern nnd von den Dächern beschossen worden. Ter Haupchahnhof wurde aus den benachbarten Häusern unter Feuer genommen, wobei eine Zivilperson getötet, zwei schwer und eine leicht verwundet wurden. In den Abendstunden und während der Nacht nahmen die Rcgierungstrup pen den Kamps gegen die Spartakisten, die sich im Stadtteil Oberbilk verschanzt batten, mit Ma schinengewchr- und Gcwchrscucr wieder auf, der bis in die frühen Morgenslunden anhielt. Heute vormittag gegen j?,9 Nlw begann eine äußerst heftige Kanonade mit Geschützen und Mincnwcr sern, die etwa Stunden lang andauerte. Hier auf drangen die RegierungStruppen von verschic denen Seilen vor nnd cs gelang ihnen nach kurzer Zeit, den Oberbilker Marktplatz zu nehmen und die Spartakisten zu vertreiben. Die Ver wüstungen, hauptsächlich in der Kölner Straße, sind sebr erheblich, Masten uud Leitungen dcr Straßenbabn liegen zcrschosscn am Boden, Fen sterscheiben sind zertrümmert, Dächer abgedeckl nnd ganze Stockwerle zufammengestürzt. Tie Rcgic rungstruppen finden keinen erheblichen Wider stand mehr. Von den RegicrnngSlruppen ist nur eine Keine Anzabl veNrmndet worden, dagegen sind zahlreiche Zivilisten, darunter mich Unbetei ligte, in die Krankenhäuser eiugettefert worden. Die Spartakisten haben sich größtenteils in dcr Richtung aut Ellern geflüchtet. MmM Wen BrMschMil Berli», 13. April. General Märker hat von dem Reichsivehrminister den Befehl erhalten, zum Zwecke der Wiederherstellung gesicherter Ver hältnisse im Eisenbahn-, Post- und Telegraphen verkehr, der seit Tagen gestört ist, sowie zur Verhinderung von Gewalttätigkeiten an Post- und Eisenkahnbeamten mit seinem Korps in Braunschweig einzuriicken. Das Unternehmen wird in den allernächsten Tagen vor sich gehen. M MMekstMwtt kritP- KtsSMN. Die DcutscheWastenstillstandskommisfionhalte, ivte bekannt, am 9. AprU nochmals gegen die Verschleppung der in Ungarn internierten deut schen Truppen zur Zwangsarbeit nach Serbien Verwahrung eingelegt, da nur Kriegsgefangene, nicht aber Internierte zur Arbeit gezwungen werden können Es war deutscherseits der Er wartung Ausdruck gegeben worden, daß die Anordnung zur Zwangsarbeit ausgehoben werde. Als Antwort hierauf teilten die Verbündeten in der Sitzung vom N. April mit, die deutschen Truppen, die in Ungarn interniert worden seien, würden jetzt als kriegsgefangen erklärt. Dem gegenüber führte der deutsche Vorsitzende aus, er habe in verschiedenen Roten nachgcwiesen, daß diese Internierten keine Kriegsgefangenen sind Er erhebe nochmals feierltchst Einspruch gegen diese Vergewaltigung deutscher Soldaten und halte seine Erklärung aufrecht, daß die in Ser bien zur Zwangsarbeit verurteilten unglücklichen Deutschen keine Kriegsgefangenen, sondern Inter nierte sind. MitzthMt BttkehrsStschM- kuiM l« WnbsWcllicb. Z-m Bezirk der Eiscnbahndirektiou Halle sind die Lokomotivkohlenbestände soweit zurück- gegangen, daß eine Einstellung des Eisenbahn betriebes in diesem Bezirke unmittelbar beoorsteht. Vorläufig hat die Eisenbahndirektion Halle eine tief einschneidende Einschränkung des Personen verkehrs und eine Annahmesptttt für Güter sendungen nach ihrem Bezirk und darüber hinaus angeordnet, von der nur Lebensmittel. Kohle, Saatgut, Düngemittel, Umzugsgut und Zeitungs druckpapier ausgenommen sind. Diese Maßnahme zieht die Sächsische Lisen- bahnvcrwaltung und die gesamte Sächsische Volkswirtschaft empfindlich in Mitleidenschaft. Uebrigens werden auch für den Sächsischen Zugsverkehr tiefgreifende Derkehrseinschränkungen unausbleiblich sein, wenn der Streik in den Sächs. Steinkohlengruben, die den größten Teil der Lokomotivkohle liefern, andauern sollte. SSWiht VMjyWmer. Dresden, .11. April. Auf der Tagesordnung der Yente vormittag unz nacb 9 Uhr beginnenden Sitzung steht als erster Punkt die allgemeine Vorberatung über den Entwurf eines Gesetzes über die Auslegung der Bekanntmachung vom 28. November 19k 8 über die Walllen von Siadwcrordneten und Gemeinde Vertretern, wonach zur Beseitigung von Zweifeln über die Tragwcüe des Absatzes- 10 Satz 2 fest gestellt wird, daß H 65 Abs. 2 der revidierten Städlcordnnng und tz -II Abs. I der Landge mcindcordnung aufgehoben wird. Nach kurzen BemcKungen der Abgg, Blü per (Deutsche Vp.) rind Beutler (Deutsch- nm Vp> gebt die Kammer einem eiugcgange ncn Anträge zufolge zur Schlußberatung über nnd nimmt dcn Entwurf gcgeu die Stimmen der Dcuricbncuionalcn an. Zur Begründung des Enuvurjs. einer Ver ordnung über die Errichtung einer Landcsstellc für Geiminwütjchaü, deren allgemeine Vorbc rmung als zwcilcr Puntt an; der Tagesordnung stettt, erhält Minister S cll w a r z das Worl. Tie Frage der SoziaUiierung siebt nacy seiner Ansicht jetzt im Vordergrund aller Erörterungen. Die Regierung ist sieb aber volliländig klar darüber, daß die Sozialisierung nicht das Werk einiger Monate sein kann, sondern daß zur restlosen Durchsüvrung Iadrzcyntc gehören. Uebcr das Problem selbst herrscht noch Unklarheit- Dcr Neurathfcye Plan kann nicht verworfen werden, denn eine ganze Nellu von ibm behandelter Fra gen ist einer Diskussion wert. Dit LandcSstclll muß von ausgesprochenen Freunden der Sozia liücrnng, von Leuten der Praxis, nicht aber von Beamten besetzl sein. Für Vic sozialdcmottaiijchc Fraktion stimmt "Aog. E a sl a n dem Entwurf zu, wobei er es für selbstverständlich hält, daß sich eine sozialtsn sehe Regierung jo - sctmcll wie möglich mit dcr Bearbeitung und Lösung des SozialtsierungS Problems beschäftigt. E'lbg. G ü n t Y c r Plauen (Dem.) bezeichnet küc Sozialisierung, Ivie sie allgemein angtstrebt wird, als Tolengrävcr unserer gesamten Volks wirtschaft. Seine Partei nt kein ausgesprochener Gegner dcr Enutt'luug cincr LandeSjtclle für <N-mcinwirkichaft, aber sie wünsch!, daß dieselbe uns Hebung dcr Produktion nnd aus strenge Un lerfchcidung von Theorie und Praxis bedacht ist und vor allem danach jlrevl, Vertrauen in die industriellen und gewerblichen Kreise zu bringen Nachdem Abg. Fleißnrr (Unabh.) den Emwnn als erste positive Leistung der Regie rung auf dem Wege zur Sozialisierung begrüßt tzat, da nur durch dieselbe dcr Ausbeutung des Menschen durch den Menschen avgclwlscn werden llmn. bezeichne! Abg. L e Y n i g (Deutichnai. Vp.) die Sozia- ttficrung als Expeliment, das- verworsen werden ums-., da iic eine Korrektur dcr menschlichen Eigeußhmlen erfireoe. In die Landc-sstclle nur isrcnndc dcr Sozialisierung zu setzen, hält er null! für raisam, sondein wünsch!, daß darin vor ollem obiekliv deillende, nücknernc Männer ver ueien sein sollen. Ebenso ncmu Abg. Tr. Kaiser (Tculschc Vi'tt die Sozialisierung ein Eipcriinent, das kill Der Kampf «m das Gellament. iliovlun von Elnolli von Eynaltcn. 15 War eine Zeichnung ihrem Empfinden nach ge- Tmu-n, jo jilhllc sic daö Trostloje ihrer Lage mir .i ch pyäliei. denn sie malle sich dann ui glühen- Kn Farben ans, welche Stufe der Vollendung sie Rne laklumncn können, wäre es ihr vergönnt ge- 'ncscn, sich llinsilerisch ausznblldcn. So schlichen die Tage langsam, cüttönig und -renolus hin, aargeiilllt »in 'SMttbwischem Wa- z-liia;!'!iiniueli ili b allcilci ähnlichcii Berrichtlm- . gen, die wohl die Hänlc, doch nicht den Geist be- jcbä!U;ien Ziarellen mnrde sie auch gerufen, >im ms Prok'ienmnnftll zu dicircn, und daL ivar nicht nur cm> langn-eiligflc, sondcrn auch die peinlichste iluci Lolicgenheilcn. Besonder-- Laun, wenn die ttmttttmicn, vor denen sie sich drehen und wenden nuchle wie eine Wachspnppe, Leute waren, die sie bei Erzellcuz Kisfalva oder bei Fräukein Ercseuye lvunen gelellli hatte. Manche gaben sich den An- i.ttzuii, sie nie gesehen zu haben, und das war, so- rrtt Bellldigeulles auch darin lag, immer nochden euk'le-ieil Fragen vluznziehcp, mit denen andere tte guätteu. —- 'Au einem 'Nachmittag zu Ende Juni stand Szyietta ^au AuSgchcu bereit, mit einer großen Kleider-chachicl, an laeilem Lederriem, mit bren- iienden Waiiacn nnd Tränen iin Auge, miilenim Ladtll. Vor ihr stand die Ncuizet, die jede Silbe N-toiiend same: „Also: Lou»ay-uttzaNt'. 16. Fmu :tt>erji van Äerguimln." Tas Vllidlhen nilkte ulld jchoß dann gcscuklen ft'pses zur Lademiir hinaus. .... Eiueu Kleidcrkallou durch die Stadt tragen, nach dazu in die Lanyaysiraße, in deren Nähe die ch-ustm, Ercseiihe lag, und zur Zeit des täglichen SllmIspazicrgangeS. Szarolia stoli dinch die Straßen, als wäre die gcsamle Höllenbeivohuerschaft zu ihrer Verfolgung - üiumaudiert und dabei träufelte Träne um Dräue mttcr ihren gesenkten Wimpern hervor. Wenn sic den Pei si märumcn begegnete, den Lehrcuin- nen, die sie alle kannten Man harte ihr nicht ein mal Zeit gelassen zum Ablegen dcr großen,schwar zen Kleiderschürze, die sie in» Laden stets tragen mußte, mau hatte ste Hals über Kopf sortgeschnkt. Ihre Furcht vor einer Begegnung mit Leuten, die sie von früher her kannte, ivar so^ lebhaft, daß sie ihren Weg dnrch die einsamsten Gassen und Gäß chen nahm und kein einzigeSmal in die Höhe zu schauen wagte. Zn Geschäftsgängen wurde sie oft verwendet, Waren aber hatte fie noch nie forttra- gen müssen, da§ ivar Sache der Ausläufer. An der Lvilyaystraße cmgelangt, spähte sie vor- sichlig um die Ecke, ehe ste hineinlwg. Fräulein Ercsenue nahm öfter ihren Weg dnrch diese Straße, wenn sie mit ihren Zöglingen miSgiug. Den Schritt noch mehr beschlcmrigeud, flog Szarvlta die Straße entlang, und sie war der ge suchten Hausnummer schon ziemlich nahe gekom men, cllS das gefürchtete Ereignis eiutrat. Uuidie nächst« Straßenecke bog Fräulein Ercsenyc mit ihren paarweise», marschierenden Zöglingen. An ein Ausweichen oder Verbergen war nicht mehr zu denken, denn neben Szarvlta befand sich ein Gar tengitter, so daß sie nirgends emschlüpft'U konnte, und von einigen ihrer früheren Gefährtinnei» war sie auch schon erkamit worden. Die Mädchen steck ten di« Köpfe zusammen und ein Zischen und Tu scheln neben sich und dann hinter ihr Gehende» et» paar Worte znzuflüster». „Mir bleibt auch gar nichts erspart!" und mi- endliche Bitterkeit stieg i» Szarvlta ans. De» Kopf so tiei senkend, baß man ihr Gesicht kaum »och H» sehen vermocht« unter dem breitrcm- digen Huk, glitt sie, so dicht wie möglich gegen das Gartenaitter gedrückt, an der ste neugierig mi- Huckendcn Mädcheiischar vorüber, Sie Hörle ei» Zischen nnd Tuscheln neben sich und dann Fräu lein Ercsenyes Stimme, die rascheres Gehen befahl. Szarvlta hatte erwartet, angehalten zn wer den, auf alle möglichen Fragen antworten zu müs se», daß mau an ihr vorlibergehen kömite, als sähe oder kannte man sie nicht, wär« ihr niemals in dm Silin gekommen. Rede zu stehe», Vcrsiche- rnngc» des Bedauerns und der Teilnahme anzw hören, winde ikp sehr Hari geworden scm, fehl aber, >vo man sie geradezu verleugnet batte, bemächtigte sich ihrer eine aus Berachtmig uud Empörung zu- scunmengesetzte Empfindung." Das Lehrmädchen mit der Kleiderschachtel am Arm ivar tot für jene, in deren Mitte es so laiige gelebt« hatte, dal hat ten sie ihr deutlich gezeigt! Aber ste sollten auch tot sein für sie, ivie nlles tot war — alles — al les!" Diese Begegnung hatte Szarvlta zum ersten Mal volle Klarheit gegeben über die Mensche», nnd die Wirkmig ivar eine erschütternde. Als ste mit der leeren Schachtel um Arn» heim- ging, ivar es ihr ganz gleichgültig, wer sie sah, dachte sie nicht einmal daran, Nebengcißchen zu wählen oder sich an die Mauern der Häuser zu drücken. Sie ging langsam erhobenen Kopfes und schante den Entgegenkommenden fest ins Gesicht. Etwas war anders geworden in ihr, was, daS wnßle sie nicht. So betrat sie auch den Lade», in dem Herr Baczo Hcrbstjacken imd Mäntel der Durchsicht un terzog. Jähes Unbehagen durchzuckte sie, als sie seiner ansichtig wurde. Er ivar also znriickgekchrt von seiner sechswöchentlichen Geschäftsreise. Obgleich der zweite Prinzipal sich stet« sehr freundlich gegen Szarolia gezeigt hatte, empfand sie doch eiiieu imbesieglichen Widerwillen gegen ihn, beinahe etwas wie Furcht. Mit dimkelrolem Gesicht und zusammeiigepreß- ten Lippen stand Szarvlta im äußeren Kontor auf einer Treppenleiter, die Baczo mit beiden Händen festhtelt. Sie ordnete die Mnsterschachteln und Karten, die ihren Platz auf de» hohen Waudre- galen hatllm. Anstreiigend war diese Arbeit zwar nicht, des Mädchens Herz pochte aber trotzdem in beschleunigtem Tempo. ES war ihm höchst unbe haglich, beinahe imhetmlich z umute, so allein mit dem ittttgereu'Prinzipal. Er hatte sie zn Beginn der Mittagspause Hereingernfen, da dies« Arbeit, so sagte er, mir in Abwesenheit der Kontoristen verrichtet iverdeu konnte. ES ivar noch nicht halb eins, SzigelhS aßen seit tMsM- Zejt erst um ein« mid der Prinzipal gab sic sicher nicht cinc Minu!« scühcr los, als cr umßte. Warm» sie davon überzeugt war, wußte sie seiber nicht, aber sie war «S, und nichts hätte diese Uebeizeugimg zn erschüttern vermocht. „Fran Szigeth oder eine von den Ladcnmam sellS hat Dir wohl tolle Angst vor mir emgefag. schöne Szarolia, wie?" fragte Baczo, plötzlich ü- «inen Ton verfallend, der neckend sein sollte, i, Wahrheit aber lauernd tlang. „Wieso, Herr Baczo?" fragte da» junge Mäd chen, dein in der Verlegenheit nicht« bessere« ein fiel. „Weil Du solche Eile hast, fertig zn werden." „Cs gibt »»och sehr viel zu tnn, der ganz« La de» ist in Unordmmg." „Das ist weiter nicht schlimm, eS sind ja Hände genug da zum Aufrämnen." „Nur die Irma und ich, Herr Baczo." „Werdet Ihr allein nicht sertig, so helfen eben die andern." ,.Fräiilem Nemzet hat daS nicht gern, sie will—" „Sie hat nicht- zu wolle» und nichts zu beseh- le», sie ist BerkaufSdame imd damit basta!" rief Baczo ärgerlich. Szarvlta schwieg, arbeitete aber in unverän derter Hast weiter; eine Art Fieber hatte sich ihrer bemächtigt. 'Nach kurzem Schweigen begann Baczo von neuem: „Sag' mal, VaroS, wie Du, ein so feines und schönes Mäderl, Dich von der Nemzet magst kommandiere» lasse», die in» Vergleich zu Dir eine ganz ordinäre Person ,st?" „Na, warmu antwortest Du »ich»?" setzt« er Hinz», als Szarolta stumm blieb. „Sie wissen ja, Herr Baczo, das; mau mich zn Ihnen in die Lehre geschickt hat, oyn« zu fragen, ob es mir paßt oder nicht," sagte sie endlich, lang sam die Leiter heruutersteigend. „Siehst, so kommt'S, wenn man keine Schneid hat! Hättest Du — halt! Ans die Manier fallen wir herunter, ehe wir noch'in die Unfall-Verstche- nmq aufgenommeii* sind. Das wäre 'ne kostspie lige Bescherung." 22ßZ?
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