Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.03.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191903279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190327
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-03
- Tag 1919-03-27
-
Monat
1919-03
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.03.1919
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ein gesundet! Golk, ein gesundes. Recht, eine ge- sunde Kultur und ein gesundes Wirtschaftsleben als vier Säulen, aus denen sich unser Staats wesen aufbauen müsse und geht in längeren Aus- fiihrungen auf Einzelheiten dieser vier Punkte ein. Abg. F-l eißner (UnadH.) widerspricht den Ausführungen des Abg. Nitzschke vom gestrigen Tage. Er spricht dann von den Demonstratio nen von bürgerlicher Seite am letzten Sonntag in Berlin. Die politische Umwälzung müsse kommen. Die Arbeiter wollten nicht mebr arbei ten für Privatinteressen, sondern nur noch für die sozialistische Gesellschaft, für die Allgemein heit. Seine Partei trete für die Beibehaltung der Arbeiterräte ein. Abg. Löhnig (Deutschnat. Vp.) erklärt, seine aus -dem Boden der republikanischen Rc- gieningsform stehende Partei lei zur Mitarbeit am Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens be reit. Dem Regierungsprogramm könne er den Vorwurf der politischen Schwäche, der materiel len Einseitigkeit und der Verkennung der mate riellen Kräfte unseres Landes nicht ersparen. In seinen Ausführungen über die Sozialisierung be tont er, daß die Sozialisierung auch zur Bu- reaukratisicrung und zur Zersetzung und Ent- aUung unserer Wirtschaft führen würde. Darum müsse er auch die Neuratbsche Lehre für haltlos erklären und namens seiner Partei das in Aus sicht genommene SozialisicrungSamt und die Be triebsräte ablehnen. Nächste Sitzung Mittwoch nachmittags l Ubr OeffeutS. Sitzung des Stadt verordneten -Kollegiums am 25. März. Obstruktiv» brr Ksmmuuiste». Die Hoffnung, die Herr Bürgermeister Tr. Patz gelegentlich der Einweisung der neuen Stadtverordneten am t2. Februar in seiner Rede ausdrückte und die dabin ging, das; nur ein vertrauensvolles Zusammenarbeiten die' erhofften Erfolge zeitigen könne, scheint sich im Stadtpar lament nicht zu erfüllen. Schon in der ersten Sitzung am l2. Februar kani cS bei der Wahl des GelamworstandeS zu Zusammenstößen zwi schen der kommunistischen Fraktion und den an deren Parteien. Auch in der zweiten Sitzung ging es nicht ohne kleine Reibereien ab. Gestern glaubten die Kommunisten nach Ablehnung ihres Antrages, verschiedene Punkte der geheimen Be ratung in die öffentliche Sitzung zu verlegen, nicht verhandeln zu können und legten daraufhin für den Rest der geheimen Beratung ihre Tätig keit ganz nieder. Sie verließen den Saal, so das; das Kollegium die Beratungen ohne sie zu Ende führen mußte. Tie Aussprache in der öffent lichen Sitzung war recht rege und die WortdneNe wurden in scharfer Weile geführt. Selbst das Zuschauerpublikum, das entgegen trüberer Ge-. wobnbcit stark vertreten war, konnte eS ßch nicht verkneifen, in mehr oder weniger auffälli- gcr Weise den Ausführungen einzelner Rednei zuzustimmen oder dagegen Stellring zu nebmen. Wiederholt entspannen sich lebhafte Debatten zur Geschäftsordnung, nachdem die kommunistisäte Fraktion über die RatSvorlage hinweg gegentei liae Anträge cinbrachte, die aber sämtlich der Ablehnung verfielen. NachverwiÜi tt wurden 3(M Marl für den Arbeüer- und Soldmcnrat, -gcncw migt wurde die RatSvorlage, auch für 191!) den 3. Nachtrag zur Gemeiudcßcuerordnung in An Wendung zu bringen. Die Kommunisten wollten die Vorlage an den Finanzausschuß zurückveA Wielen haben, um sie dabin umzuändern, das; Einkommen bis zu 2000 Ml. sleuerßci bleiben. Dß gute Absicht des Antrages wurde von ver schiedeuen Rednern anerkannt, sedoch wurde, be sonders von Herrn Bürgermeister Dr. Patz, auf die praktische Undurchführbarkeit dieses Antrages — mindestens zu dein jetzigen Zeitpunkt — bm- geunesen Der Antrag wurde schließlich gegen die Stimmen der Kommunisten abgelehnt. Das gleiche Schicksal widerfuhr einem Anträge der selben Partei, bei der Erhöhung des Gaspreiscs niedrigere Sätze als die vom Rat vorgeschlagenen fesl'.usetzen. Ein Keil treibt den anderen, die erb-tuen Koblenpreile bedingen eine Erhöhung de- GaspreijeS, soll die Gasanstalt nicht ohne Gei.inn wirtschaften. Und das ist billigerweise niü t gut zu verlangen. Die Kommunisten wei ger n sich trotzdem, einem Einheitspreis von -10 Pf ', für Gas zuzustimmen, sondern schlugen eine Form vor, nach der der Einheitspreis 35 P'g benagen solle. Nachdem Herr Stadtrat Lapritz und Herr Stadtv. Stützner klargelcgt batten, das; die Erhöhung des Gaspreiscs nach der Natsvor- laae nur in dem Rahmen des unbedingt Not wendigen erfolgt sei, wurde die Vorlage gegen die Stimmen der Kommunisten angenommen. Genehmigt wurden nach längerer Debatte auch die neuen Satze für die ErwerbSlosensürsorge, Der Litz»«gsbertcht. 'bm RatSiische sind erschienen tue Herren Biagermeisler Tr. Patz, Stadttäte Anke, EberS- batt, Grießbach, Layritz, Lobse und Zwingen der er. Vom Kollegium sind 23 Damen und Herren anwesend. Vor Eintritt in dre Tagesordnung gibt Herr Stadtv.-Vorsteher Eickler bekannt, daß Herr Gcä'wirt Albin Men infolge Fortzügs aus dein Ko ßgium ausgelchieden und Herr Julius Meier an seine Stelle getreten sei. Er beiße Herrn Me- r herzlich willkommen Ke«»t«»ahme» In einer früheren Sitzung, in der man die Belegung der Sparkasse nach der Altsladt be schloßen baite, war der Wunsch ausgesprochen worden, einen anderen städtischen Vcrwaltuugs- zw-. ig nach der Neustadt zu verlegen. Der Rai bat dies, wie Herr Vorsteher E i cb l e r mß- ici'-, abgelehnt. Herr Stadtv. Stützner ßm i, welche Verwendung die durch die Ver legung der Sparkasse im Stadthaus freigeworde nen Räume finden sollen, welche Frage Herr Bürgermeister Tr. P a tz dahin beantwortet, daß die Räume vermietet werden sotten Gewriv-etag Ter Sächsische Gemeindelag will eine selbstän dige Geschäftsordnung erlichten und bittet die bc- leißgle» Gemeinden um einen Beitrag. TaS Kollegium erklän sich mit dem Satze von 5 Mk. ar,' je 1000 Einwohner cuwen'iaudcn. Vrwilli«i°a« vo» Kvsteu für te» Ardener- vnd So>daie»r->t. Ter Soldalenrat bat m der Zeit vom 13 -Nm cmbcr bis 23. Januar 967,5:5 Mk., lind der Arvesterrnt vom 13. November bis zum 1. März Utti Ml. benötigt. Hiervon iu ein Teil bereits in einer früheren Sitzung bcwiuigl worden, es besieht aber noch ein Nest von etwa 3000 Mi., zu besten Ausgabe das Kollegium ßin naebiräg lübeS Einverständnis zu erklären bat. — Herr Sladto.-Vorsteher Eichler bemerkt hierzu, daß der Arbcsterrat feil 1. März nur noch in bc- ßUrän'tcm Umfange tätig istz — Herr Stadtv. G r u ber erklärt sich mit einer Nachverwilligung dicßS Betrages einverstanden, will jedoch in Zu- lunß weitere Kosten ablehnen. Tie Arbeiterräte, dß bei Ausbruch der Revoluiion als Verwal- tungsbebörde fungierten, festn nach und nach in die Mission einer AlNüchlsbehörde verdrängt worden. ES sei zwar noch ungewiß, in welcher Weise die Arbesterräle in der neuen Verfassung verankert werden, aber wenn sic schon bestehen bleiben sollen, dann möchlen ihre Milgliedcr ehrenamtlich tätig sein, wie sonst jede Gemeinde oenretung. — Herr Stadtral Grießb a ch glaubt für den Bestand der Arbesterräie noch ein Bedürfnis, zu setzen, jedenfalls harte der hiesige Arbcsterrat no-tz dauernd Anfragen seilens der Einwohnelächast in städtischen Angelegenheiten zu erledigen. Bis zu einer ministeriellen Entschei dung müßten Vie Arberterräte bestehen bleiben. In kurzer Zeit sei übrigens eine Entscheidung durch die Volkskammer zu erwarte». — Herr Stadtv. B o r u s ch l e g l fragt au, aus wel chen Gründen die Auszahlung von 120 Mk. Ent schädigung für das Arbeitcrratsmitglied Krauß vom Stadtrat verweigert worden sei. — Herr Bürgermeister Dr. P a tz erklärt hierzu, daß Hera Kraus; als geborener Lcslerreicher nicht bcrech-, ligt war, dem Arbeiterrat anzugehörcn. Laut einer ministeriellen Verfügung sei Herr Krauß aufgesordett worden, sein Amt niedcrzulegen. Nachdem diesem Ersuchen nicht stallgegeben wor den war, sei die Bezahlung eingestellt worden. Ter Ral habe dann aber trotzdem beschlossen, die 120 Mk. nuszuzatzlen. Daraufhin zieht Herr Stadtv. B o rnschIegI leinen Antrag, die Entschädigung an Herrn Krauß auszuzahlen, zu rück. — Herr Stadtv. S t ü tz u e r stellt sich gleichfalls aus den Standpunkt des Herrn Gru ber. Nachdem die Arbcuerschast im S-tadtparla- ment genügend vertreten sei, halte er den Arbei ter rat sür überflüssig. Er verweigere die Nach- verwillignng des geforderten Betrages nicht, wenn aber die Arbeirerräte als notwendig erach- ct werden, dann möchten sie mit Rücksicht ans die hohen Kosten, die hierdurch der an und für sich schon überlasteien Stadtverwaltung entstän den, ehrenamtlich täiig fein. — Herr Stadtv. Riedel crklärie, der Arbeite!rar sei bei uns ailf dein loten Plinst angelangl. Er könn e ibm jedenlalts keine Träne nachweinen. Vielleicht ent stände in kurzer Zeil ein neuer Arbcuerrcü. Im Falle Krauß wars er dein Stadtrat uukorreucs Handetn. vor. Gegen diesen Vorwurf verwahrte sich Herr Bürgermeister Tr. P a tz gauz entschie den. Er legte nochmals den Esting der Sache dar nnd wies ernent darauf hin, daß Herr Krauß trotz der ministeriellen Bestimmung sein Amt nickst niedergelegt habe. — Nachdem in die ser Angelegenheit abermals Herr Stadtv. R i e- del gesprochen, erfolgte die einstimmige Bewil Uguna des angeforderten Betrages. Für Beschlet.ssvft«art»iten auf der BtSmarckstraße werden 1320 Mk. angesordert Es handelt sich nach dem Rest rat des Herrn Smdirat E b c r S- b a ctz um Erweiterung des Einsattlochcs vor dem Strubeschen Hallst', gieichzeitig sollen die Schleusenanlagen des Reinbardhaufes verbettert werden. Tie Ausführung der Beschleuß»»; 'st als Notstandsarbeit gedacht Tie Kosten werden olmr An-spratte öcwitttgl. Ausbau drS ReinhardsaostS Es handelt sich um Einrichtung der Spar kajßnränme, Aboriban und Ausführung vo» eßt trischcn Arbeilen. Veranschlagt hierfür sind 3500 bezw. 5310 bczw. 1300 Mk. Auch diese Vorlage -mW einsiimmigc Annahme. Ankauf v«n Baumaterial. Tie Herren Skadtral Ebersbacl' nnd Siaöl- baurat Matzinger babe» auf einem bei Pirna ge- leaeneil HecreKager Baumaterial im Werle r»m etwa 1 100 Mk. für die Stadt erworben, das bei WolmnugSbanten Verwendung finden soll. Herr Stadtral Ebersbach hob dabei hervor, daß es schwer gewesen sei, Baumaterial in genügen der Menge und zu billigem Preise zu erlangen Ter Betrag wurde bewilligr. c Nachtrag zur «emeiudesteuersrduuug Ter Finanzausschuß Holle beschloßen, dem 3. Nachtrag zur Gemeindeßeuerordnlmg auch sur daS Jahr 1919 Gelmng zn verschossen. Ter Rat hatte sich hiermit eümerganden erklär». Herr Siadlv. Riede! brachte hierzu einen Antrag tcincr Fraktion cm, der dahin ging, den Nach trag an den Finanzausschuß zurückzuvermeißn und dabin ninzuänden!, daß Einkommen bis zu 2000 Mk. steuerfrei bleibell und die Steuer von 2000 Mk. an allmählich zu steigern. Er degnm dele diesen Amrag eingeiend. Tie miudervemst leite Ein>vohnersct)nir lei »ich: in der Lage, die Steuern auszubrstigen. Es sei zu überlegen, ov der dadurch entstellende SteuerausfaU nicht durch schärfere Erfassung der höhereil Einkommen ge deckt werden könne. Ter Antrag sei nicht aus agitatorischen Gründen gestellt worden, sondern aiis Gründen bitterer Notivendigkeit. Seine Frak tion würde im Ausschuß dahin wirken, daß der Antrag auch praktisch durchführbar sei. — Herr Bürgermeister Dr. Patz ertlärt- zuuächst zur Geschäftsordnung, daß zuerst über die Rats Vorlage abgeslimmt werden müsse. Zur Sache selbst führte er aus, daß der Antrag der kommu nistischen Fraklion nicht durchführbar sei. Tic ganze Sleuerordnung umzuarbeiten, dafür sei Ne Zeil schon zu weil vorgeschritten, denn eS müsse bald mit Nr Ausgabe der Steuerzettel be- ,o'nnen werden. Außerdem sei die Umarbeitung der Steuergesetzgebung schon von Slaatswegen in Aussicht genommen, womit auch die Gemeinde- sleuerordnung eine neue Fassung erhalte. Uw. den Minderbemittelten zu helfen, ließen fich an dere Wege finden. — Jin gleiche«; Sinne sprach sich auch Herr Stadtrat Ebersbach aus. — Herr Stadtv. Riedel: Wcnu erst über die RatSvorlage abgeslimmt werden solle, dann wä re» ia die Anträge seiner Frakiion stelS gegen standslos. Wenn sein Antrag dadurch abgelehnt werde, müsse cr schärfsten Einspruch erbeben Er vertrete den Standpunkt, außerordenttiche Zei ten erfordern außerordemliche Maßnahmen. — Herr Stadtrat Grießbach bat gegen den Grundgedanken des lommunisiiicben Antrages nichts cmzuwenden, hält aber auch den Zeitpunkt für eure Umänderung der Gemeindesteuerordnung für ungeeignet. Um der Allgemeinheit zu die- neu, wäre es cmgebrachlcr, der Frage näherzu ueten, wie der Abbau der hoben Lebensmittel- preise lind der für sonstige Bedarisartstell begonnen werden könne. -- Nachdem zu dieser Frage die Herren Bürgermeister Tr. P a tz, Stadtv. Fank hänel , Riedel, Wenzel und Stadträw Lohse und Ebersbach nochmals Stellung genommen batten, wurde über die Ratsvorlag» abgestimmt. Tie Abstimmung ergab die An nahme der Vorlage gegen die Stimmen der acht kommunistischen Vertreter Erhöh»»« H«S Ga«pre!seS. Nachdem die Koblenprciß um ei» bedemen des gestiegen sind, hat sich auch, um die Gas anstalt lebensfähig zu erhalte», eine Erhöhung des EstrSpreiscS notwendig gemacht. Herr Gas- inspektor Manini Hal hierfür ein umfangreiches Zablenmaterial zur Verfügung gestettl, das- Herr Stadtv.-V. Eichler zur Verlesung hringt. Der Rat batte daraufhin beschlossen, die Gcßpreiß wie kolgt ßsrzusetzen: Für den Kubikmeter Ein heiispreis 10 Pjg., Motorengos 37 Pfg., Auto motengas N und zwei Drittel Pfg., GaS für städ'ischc Gebäude 35 P g. Herr Stadlrat L a u- r i tz nanme den Sprung von 30 aus 30 Plg zivar ehvaS hoch, »rspriinglich sei auch ein Be- traa von 35 P'g. in AnSsichl genommen gc meß», »awdem aber der Preis für Koksten am >5. Mär; abermals gestiegen sci, tzabc man nickst umhin getonnt, den GaSpreiS auf 10 P'g. fest znßtzen. Hätte man dies nickst getan, so wäre der veranschlagte Reingewinn der Gasanstalt in Höhe voil 16—I7lD0Mk. von der Kohlenpreis erhöluma verschlungen worden. In anderen Städten habe der Preis sür Gas schon seit meb rercn Wochen 30 P'g. betragen, in einzelnen Städten iogar 56- «16 Pch. — Herr Stadtv. Richter hält die (Hböwmg sür nickst gerecht- ßrligt. Tic Stadt cv.- be sür Kohlen infolge dcS aü-stiigcn ?lniu!i . .,. nicht solche Preiß zu zahlen wie andere Städie, außerdem würden in der Gasanstalt Löhne gezahlt, die man als ab- norm bezeichnen müsß. Er beantrage namens seiner Fraktion folgende Sätze: Bei einem Ver brauch bis zu 210 Kubikmeter 36 und zwei Drit tel Pfg. sür AutomateuaaS bei einem Einheils preis von 35 Pfg. Er sittwe als Beispiel dß Stadl Leivzig an, die ähnliche Sätze eingeführl bähe. — Herr. Stadtv. Freitag bezeichnet es nls einen Jrnmn, wenn Herr Richter behaupte. »MtSWEMMWW»«»» ^,1 «MU! «»»»», <1 «>»> Mühnensterne. Kriminalroman von M. Kosfat. 86 „Biganne »väre es aber doch gewesen,- sprach der Richter scharf. Todd lacht« schrill auf. „Was fragt die Anita danach? Die ist über solche Vorurteile erhaben. Ge nug. daß ich ihr eingeredet, unsere Heirat würde Ge heimnis bleiben und sie könnte daher ohne Furcht vor der irdische» Gerechtigkeit ihre» Grafe» heira ten Als ich ihn dann aber aus der Welt geschafft hatte, witterte sie doch gleich, daß ich der Täter sei nnd schrie mir das Wort „Mörder" entgegen. „Wemi ich ein Mörder bin" — erwiderte ich ihr — „scheinst Dil mir doch auch kein weißer Engel zu sein, da Du Dir ohne viele Bedenken einen zweiten Mann zn dem ersten nehmen wolltest. Und mm, mein Schätz- chen, heißt-, dem erste», nämlich mir, fei» treu blei be», de»» sonst erzäbl ich aller Welt, was sür eine Du bist." Aber sie, die Anita, hatte von Stund an «>n Grausen vor mir nnd wollte nicht« mehr von mir wissen. Wie einen Hund hat sie mich behandelt — wie einen Hund! Und ich liebte sie doch! Ich liebte das Gold, aber sie liebte ich doch tausendmal mehr !" Ter Clown biß die Zähne zusammen und starrte wie ein Wahnwitziger vor sich hin. „Ich hab das Spiel verloren —ich habe «8 verloren, noch ehe meine Schuld aus Tageslicht kam, denn maS liegt mir am Leven, wenn ich sie nicht habe l Uird mm ist daS Spiel zu Ende oder wollen Sie noch etlvaS von mir missen, Herr Richter?" Trotha schüttelte den Kopf. „Für fetzt weiß ich gkimg. Morgen werde» Sie wieder verhör» wer den." „Wieder?" schrie Todd auf. „Morgen? Wissen Cie,- o.b e- ein Morgen für mich gibt?" Und mit «ruem jähe» Sprung stürzt« rr sich auf die Brusto zu und umschlang sie wild mit seinem rechten Arm. Der GcrichtSdiener wollt« rasch dazu eilen und da-Mädchen von ihm befreien, ober im selben Au genblick erklang «in gellend»« Auskreische» nnd ehe «och jemand die Italienerin au- der Umschlingung des Rasende» löse» konnte, brach sie in Todds Ar men zusammen. Ein Strom rote» Blutes, der sich als brcumroter Flecke» auf dem schwarze» Äewa»d malte, riefelte lcmgfam zur Erde. Mit Aiistreuguug aller Kraft rangen der Diener und Trotha mit"Todd, aber sie konnten die leblose Gestalt Anitas ihn, nicht entreißen. Und dann sah der Richter einen blitzende» Pimtt i» des Clowns zistammeiigepceßter Hand aufleuchte» und eine Se kunde später sank auch er, immer noch Anita hal tend, zur Erde. Ander Stelle, wo sein Herzgeschla- gcn, floß sein Blut. „Sie war mein im Lebe» und ich hab sie mit genommen in den Tod," hauchten die erblassenden Lippe» des Sterbendem „Sie, sie —" die weiter» Worte erstickte» iu seiner Kehle, mrd die Hand, welche da- Stilett hielt, saut schlaff an seiuem Leibe herab. Loug-Bell, der Clown, und die fchöire Anita Brusto waren nicht mehr - Am selben Morgen wurde auch Felix OlferS anS ferner Hast befreit, Brümmel hatte Frida Sasse von der glückliche» Wendung im Schicksal ihres Gelieb te» benachrichtigt und so stand sie vor der Tür deS Gefängnisses, um ihn zu empfangen. Unter heißen Träne» schloß sieden Wiedergemonnencn, der ab gezehrt und bleich, nur noch ein Schatten seines früheren Selbst war, in die Arme. „Kannst Du mich noch lieben, nachdem Du meine Vergangenheit keimst?" flüsterte «r ihr zu. „Was kümmert mich Deine Bergaugenheit," entgegnete sie, an seinem Halse hängend. „Und wenn Du ein Mörder wärst, so würde ich Dich lie ben, weil ich nicht ander» kann Aber Dn bist ja unschnldig.Feli^, und ich hab« «s immer und immer gewußt." „Aber ich hätte nm ein Haar zmn Mörder wer den können — damals in den Abrnzzen. Nur eine Fügung des Höchsten war e», daß er mich vor eiuer Blutschuld bewahrte. Wie soll ich leben," fügte er schaudernd hinzn, „jetzt, da meine Bergangeilheit der ganzen Wett bekannt ist» So schmachbeladen! Ich muß wieder einen andern Namen cmnehmrn, um der Verachtung zu «ntgehen." Doch cr täuschte sich l» der Annahme, daß die j Welt ihn ocrachicn würde. Es war mittlerweile im Publikum bekauut geworden, daß Felix Olfers fälschlich des a» dein Grafen Welshofen begange ne» Verbrechens ungeklagt und aus seiner Haft eutlasseu war; als die Droschke, in welcher Frida ihn bis vor die Tür seiner Wohnung gebracht hatte, dort hielt, erwartete ihn eilte große Menschenmenge, die bei seinem Anblick in stürmische Hochrufe aus brach. Von allen Seite» drängten sich die Lente a» ih» heran, um ihm die Haud zu schüttel» n»d zu seiner Befreiung zu gratulieren — kaum, daß er sich vor deu allgemeine» Sympathiekmldgebimgen zu rette» vermochte. Ei» paar Stunde» darauf erschien der Direk tor der „Kaiserhallen", um Felix zu bitte», doch am Abend dort aufzutretcn. Er war der Held des Tages und sein Erscheine» wäre sicher zu eülerSeii- sation geworden, meinte der Direktor. Felix aber war durch lein Zureden zn bewegen, sich jetzt schon als Schanobjekt vor dein Publikum auszustelle», lieber wollte er eine hohe Konventionalstrafe be zahlen. Der Direktor war jedoch entgegenkmumend genug, ihm diese zu erlassen und erklärte sich damit zufrieden, daß jener in eüugen Tagen erst seine künstlerische Täligkeit wieder aufuahm. Er wollte bei dem Varietee bleiben, so lange sein Kontrakt lief,dann aber dem Artistentnin, vordem ihm nach seinen furchtbare» Erlebuisse» graute, cutsage» und seine akademischen Studie» vollenden. Er wie Frida besaßen einige Ersparnisse, nm währendessen ihren Lebeitsunterhalt z» decke», u»d was noch da zu fehlte, koultte er sich durch Sprachstunden er werben. Frida aber wollte einstweilen noch beim Varietee bleiben, dabei aber im Geigeuspiel Unter richt nehme», um sich tmlstlerisch für de» Kcmzert- saal auszubilden. Es märe ein leichtes für die bei de» gewesen, die Mittel zu haben, um jetzt schon einzig und allein ihrer Ausbildung leben zu kön nen, denn in Anbetracht der allgemeinen Teilnahme, deren si« sich zurzeit erfreuten, machte man ihnen von allen Seiten diesbezügliche Anerbietungen, aber Felix blieb fest — er wollte seine Zukunft ein zig und allein auf seiner eigenen Kraft und Arbeit aufbauen, ohne fremde Hiße m Änspinch zn nch men. Frida aber war alles recht, was ihm gm schien, sie hatte keinen, Willen liebendem Gelisb te». Sechs Wochen später sand Felix'« und Friva'S Trauung in aller Stille statt. Nur Louison, Brüm mel und ein Ehepaar wohnte» dem feierlichen Ak» bei. Das letztere aber war P inla Hardegg nnd ch'- Gatte. Ja, di« geniale, lebhafte Flau war wcedkk mit dem Manne veceinigi, dem allein ihr leidcw schastlichesHerz gehörte! Er hatte im Anstande dß Berichte über den Fall Welshofen gelesen und darin anch denNamen jeinerjjGattin gefnnden Alle?, was Paula über ihre Erlebuisse in Neapel anSgcsagi, war in den Zeitungen wiedergsgeben, nnd als «r daraus ersah, daß sie daznmal bei dem Auftritt zwischeu Todd uud OlferS in seiner nächsten Nähe gestanden, da« Herz voll Sehnsncht und Eifersncht erfüllt, die ihm galten, war die heiße, nie erstorbene Liebe zn ihr mit solcher Gewalt erwacht, daß er dem Verlcmgen, sie wieder in seinen Armen zn hal ten, nicht widerstehen konnte und Tag und Nacht gereist ivar, um bei ihr zn sein. Während der Geist liche Felir' und Fridas Hände vor den» Altar ver einigte, sande» sich auch die des Doktor Hardegg und Paula»; beide tauschten ein stummes Gelübde ans, einander nie mehr zn lassen nnd ihre beider seitigen Fehler zn ertragen in immerwährender Ge duld und Liebe. Feierlich klangen die Töne der Orgel, als Felix OtferS und seine junge Frau Ar.m iu Arm deinAuL- gang dec Kirche znschritten. „Fortau soll die Vergangenheit wie ein boßr Tranm hinter nnS liegen — diese Vergangenheit, in welcher die verblendete Leidenschaft fnr eine nun mehr Tote mich in Schuld und Jrrnugeu führte," flüsterte Felix seinem lieblichen blonden Weib zu. „In der Gegenwart und Zukunft habe ich um ein« Geliebte, die mein guter Euael, mein Stern ist — Dich!" v - Und Frida nickt« und blickte m» unter Tränen leuchtenden Augen vertrauensvoll zu ihm auf, — Endel— SIS,17
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)