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pik 61, 16. März 1910 Nichtamtlicher Teil, s, d, Dttchn, Buchb»ndU, 3305 durch andere Kosten wieder ausgehoben, und vor allem würde der Bergbauliche Verein sich nie dazu bereit finden, seine Bücherbestände außerhalb seines Geschästsgebäudes aufstellen zu lassen. Hier ist sie in den Souterrainräumen allerdings nicht sonderlich günstig untergcbracht, aber die Beamten des Vereins und die Redakteure der Zeitschrift »Glück auf haben sie dort jederzeit zur Hand, während die Beschaffung aus einer Zentralbibliothek mit Zeitverlust, Kosten und manchem Arger verknüpft wäre. Was zuletzt die Essener Stadtbibliothek betrifft, so enthält diese nur sehr wenig technische Werke, so daß ihre Bestände für eine technische Zentralbibliothek gar nicht in Betracht kämen. Sie besteht einerseits aus der städtischen Bücherhalle mit volkstümlicher Literatur, andrerseits aus der Bibliothek der Stadtverwaltung, des Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen, des Lehrervereins usw. An sie könnte sich allerdings eine technische Zentralbibliothek anschließen; aber dazu besitzt sie keine Mittel, und es ist auch keine Aussicht vorhanden, daß die industriellen Werke und die wirtschaft lichen Körperschaften und Verwaltungen, zu denen außer den genannten noch die Eisenbahndirektion und die Handels kammer kämen, zu gunsten derselben auf ihre Bibliotheken verzichten werden. Es ist gar nicht zu verkennen, daß für die Bibliotheken infolge der großen Produktion und der gestiegenen An forderungen eine gewisse wirtschaftliche Not vorhanden ist, aber wenn Bibliothekare erklären: »Man dürfte im allge meinen in einer Stadt kein Werk kaufen, ehe man nicht weiß, ob und wie oft es an anderen Stellen der betreffenden Stadt schon vorhanden ist-, so gehen sie damit doch zu weit. Die meisten technischen Werke und Zeitschriften sind geradezu auf den Bezug von Bibliotheken angewiesen, und wenn diese sich so zentralisieren, daß schließlich nur mehr einige wenige Bibliotheken gewisse Werke und Zeitschriften anschaffen, so unterbinden sie damit geradezu die Lebenskraft der betreffenden Verlagsbuchhandlungen und schädigen damit die betreffenden Wissenschaften, Man darf auch in der Zentralisierung nicht zu weit gehen und nicht vergessen, daß es geradezu Pflicht der Interessenten ist, gewisse Werke und Zeitschriften an zuschaffen. Zudem handelt es sich dabei, wie wir gesehen haben, um durchaus leistungsfähige industrielle Unter nehmungen und wirtschaftliche Verbände, die die Mittel, die sie bisher für ihre Bibliotheken bereitgestellt haben, auch in Zukunft sehr wohl auswenden können. Öffentliche Bibliotheken und ihr Einfluß auf den Bücherabsatz. <Vgl, Nr, 31, 51 d. Bl,, Bei Abfassung meines in Nr. 34 d. Bl, veröffentlichten Artikels war es mir von Anfang an klar, daß die Schluß folgerungen, die aus Grund der dort veröffentlichten statisti schen Ergebnisse gezogen waren, von mancher Seite Wider spruch erfahren würden, und deshalb ist in dem Artikel auch von vornherein betont worden, daß die aus dem vorläufig zur Verfügung stehenden Material ermittelten Nachweise für die endgültige Beurteilung der Frage, ob die Einwirkung der öffentlichen Bibliotheken auf den Absatz der Literatur erzeugnisse von Vorteil oder Nachteil ist, bei weitem nicht ausreichen. Die hier veröffentlichten Ergebnisse der Unter suchung sollten in erster Linie die an einer einwandfreien Lösung der Frage hauptsächlich interessierten Verleger dazu veranlassen, durch Einführung von in ähnlicher Richtung sich bewegenden Statistiken genügendes Material zur Aufklärung dieses wichtigen Problems zusammenzutragen, und ferner sollte damit bewirkt werden, daß der Buchhändler gegenüber den häufig ins Maßlose gehenden Ansprüchen, die manche Bibliotheken bezüglich Rabattgewährung und Überlassung von Gratisexemplaren stellen, ein festeres Rückgrat zeige. Dies hat der Herr Verfasser des Artikels in Nr. 51 d. Bl. offenbar nicht in wünschenswertem Matze berücksichtigt; doch kann ich es mir trotzdem nicht versagen, den dort erhobenen Einwendungen einige weitere Zahlen aus dem mir zur Verfügung stehenden — wenn auch beschränkten, so doch durchaus einwandfreien und zuverlässigen — Material entgegenzustellen. Dabei möchte ich aber von allem Anfang an feststellen, daß die ganze Untersuchung nichts weniger beabsichtigt, als etwa einer gegen unsere Bibliotheken gerichteten Agitation das Wort zu reden, selbst wenn sich für die auch noch von anderer Seite vertretene Anschauung, daß die Zunahme unserer Bibliotheken teilweise mit für die immer offenkundiger in Erscheinung tretende Verschlechterung der Absatzverhältniffe des Büchermarkts verantwortlich zu machen sei, positive Beweise ergeben sollten. Es wird heut zutage wohl mehr gelesen denn je; aber es werden ver hältnismäßig bedeutend weniger Bücher gelaust als früher. Diese Erscheinung ist so auffällig, daß man unwillkürlich nach ihren Ursachen sucht, und da ist es zweifellos sehr naheliegend, die Bibliotheken für mitschuldig an diesen Zu ständen anzuschen. Mag sich dieser Verdacht nun auch be stätigen, so darf dies trotzdem dem Buchhandel, der ja, wir aus einem demnächst zu veröffentlichenden Artikel ersichtlich sein wird, große Summen durch diese Institute einnimmt, keine Veranlassung geben, gegen die Bibliotheken Repressalien zu üben; denn die von ihnen geleistete, der Allgemeinheit zugute kommende Volksbildungsarbeit wiegt schließlich die unbeabsichtigten und für einen einzelnen Stand schädlichen Nebenwirkungen vollkommen auf. Nur muß der Buchhandel diese ihn etwa bedrohenden Nachteile rechtzeitig erkennen und sie durch Erschließung neuer Absatzgelegcnheiten usw. abzu schwächen suchen. Was nun das Material anbelangt, das der in Nr. 34 d. Bl. veröffentlichten Statistik zugrunde liegt, so hat man dabei in voller Würdigung der Schwierigkeit der behandelten Materie sich lediglich auf diejenigen Bibliotheken beschränkt, die aus öffentlichen, d. h, aus staatlichen oder kommunalen Mitteln gegründet sind bzw. unterhalten werden, unter Ausschluß der Schülerbibliotheken, sowie der aus Stiftungen, von Gesell schaften usw, unterhaltenen Büchersammlungen, also der Volks- bibliotheken im engeren Sinne, wie sie heutzutage auch an kleinen und kleinsten Orten bestehen. Für diese Bibliotheken sind vielfach nur unzuverlässige Angaben bezüglich des Bücherbestandes nnd des jährlichen Vermehrungsetats zu er langen. Für die in der Statistik berücksichtigten Bibliotheken da gegen waren aus den Jahresbudgets der sie verwaltenden Behörden, sowie aus den von den Bibliotheken selbst ver öffentlichten Jahresberichten zuverlässige Zahlen zu ent nehmen. Unter Zugrundelegung dieser Berichte ließ sich z. B. sür das ganze Reich ein Gesamtbücherbestand von rund 23 600 000 Bänden feststellen, so daß demzufolge auf den einzelnen Kopf der Bevölkerung Deutschlands an Bibliotheksbücher weniger als ein Buch entfällt. Für Hessen ließen sich 1 016 500 Bände ermitteln, für Bayern 3 750 000 und für das verhältnismäßig kleine Elsaß die hohe Zahl von 1 325 500 Bänden, was auf den Kopf der Bevölkerung umgerechnet nahezu ein Buch ergibt. Diesem hohen Bücherbestand des Elsaß entspricht auch der ziemlich bedeutende Vermehrungs etat der dort bestehenden Bibliotheken, der sich auf 87 450 ^ beläuft, während derjenige der Bibliotheken Preußens mit seinen nahezu 40 Millionen Einwohnern nur rund 13l4 500^k beträgt. Demnach entfallen also in Preußen von den seitens der Bibliotheken sür Bücheranschaffungen aufgewendeten 427