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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.03.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191903191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190319
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-03
- Tag 1919-03-19
-
Monat
1919-03
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.03.1919
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amerikanische Schmalz besitzt . nicht den feinen GeMmaL, welches man. von; Schweinefett ge wöhnt ist. Der amerikanische Speck ist ungern»- cherß. in. Salz und Salpeter konserviert. Es empfiehlt sich, den' Speck zu'weisser» und dann räuchern zit lassen. Das Schweinefleisch ist ge pökelt und recht schmackhast. Ausgezeichnet isi das'Dörrfleisch, das in laugen, schmalen Streifen getrocknet ist. Von kondensierter Milch ivird ae° zuäM/Hnd -utigesDte Vollmilch , gelieferl. ^ch/Mieutve Evunn wird die Frage ei wohtn, ob die Lebensmiticlvvrräte der Nieder ! lande groß genug sind, um -die ÄllneNen in der - LebtznsmMlversorgtiiig Deutschlandö zu unter- ltiKch.. Wenn Hvlland Lebensmittel entbehren könne, solle man sie sofort zur Verfügung stei lem'nm damit da« Hilfswerk der Alliierten zu beschleunigen, da es noch größeres Interesse als die"'Wrierten daran habe, daß der BvlscheioiS- mckS^vviü Hunger unterstützt, nicht weiter um sich greife. Der .Vorwort»" über dr- K-komme« Der „Vorwärts", der « als Regierungsblatt vielleicht über eingehendere Informationen ver fügt, schreibt: „Mit Ausnahme der ersten Sen dung- von 270 000 Tonnen übernimmt die En tente keine Lieferungsverpflichtung, sondern ge stattet uns nur die Einfuhr. Wir müssen also das . Ausland an der Einfuhr von Lebensmitteln nach Deutschland interessieren. Das können wir nur dadurch, daß wir dem Ausland erwünschte Gegenleistungen als Zahlung in Aussicht stellen. Nur durch gesteigerte industrielle Produktion kön nen. wir erreichen, daß aus der bloßen Einfuhr möglichkeit eine wirkliche Einfuhr wird. Die In duflrlearbeiterschaft ist es seht, die, wenn auch indirekt, für Deutschland Brot, Butler und Speck erzeugen kann und muß. Indmuiestreil in jetzt Agrarstreik." Nur verschweigt uns der „Vorwärts", wiewir bei den, gänzlichen Mangel an Rohstoffen — Cifln, Baumwolle, Wolle, usw. — wieder mit einer gesteigerten industriellen Produktion begin nen koflen. Wilson laßt sich berichte« Die Londoner Blätter melden, Wilsen have den Generalen der amerikanischen Nbeinarmce den Auftrag/ gegeben, ihm unverzüglich ein gehende Berichte über die LebenSmmellagc im be'etzten und unbesetzten Gebtcie Deutschlands ennureichcn. Ät« allmahltÄer Abban der Nl-ckade Dilm Amsterdamer „Telcgraaf" meldet aus Paris:- Bei der wöchentlichen Zusammenkunft der -Journalisten teilte Pichon - mit, daß die lo- gifthb Folge deS klebereinkommens in Brüssel die allmähliche' Nnsbebung der Blockade sei. Für die Ncw.ralM werde die Blockade bereits nach Unterzeicbmmg der Friedensprälmnuarien voll- ständig eingestellt. Pichon sagte ferner, der Pol- kerbund werde nicht in den Friedensprälimina rien formuliert sein, da der endgültige Teri nicht eber feflgcstelll werden könne, bis die Meinung der neutrale» gehört worden sei. Das Prinzip des - Völkerbundes werde in den endgültigen Frie- denSvertrag attfgenomtnvn werden. Ua'erzetchvung d 4 Frikde-SoertrageS zn Oüei»? „Echo de Paris" glaubr zu wißen, das; die Verbündeten- im- April den deutschen Beoollmäch- , tigten ihre Beschlüße miueilen können. Tie Ver- ß Handlungen werde», in Versailles statt »wen, wo - gegcp Ostern das Friedensdotumem - unterzeichnet werden wird, dann, noch den Parlamenten zur Bes-tätcgung voi gelegt iverden muß. 9cacki einer Vleldung des „Lo'alangngers" ! find laut „Dail,; Mail" in, Oirand Holet Vloderne § in Versailles 66 Zimmer- für. die deutschen Tete s gienen, die iibernäeNsie Woche aus Paris ein treffen sotten,^ in Bereich-Hast gesetzt worden. Ter-' Aufenthalt der deutschen Telegierten werde vor aussichtlich nur -1 Tage, dauern. We>» Deutschlavd de« FrtedenSosrschla- «icht a«»tmwt. Dem Kopenhagener „Ekstrablad" wird aus Stockholm gemeldet: In hiesigen unterrichteten deutschen Kreisen verlautet mit größter Bestimmt heit, daß Deutschland eS ablehnen werde, einen Frieden zu unterzeichnen, der nicht in Nebereiu- ßimmnng mit Wilsons II Punkten stellt. Man lall fick, über die Folgen einer solchen Ableh. nung vollkommen klar sein und wird unter kei nen Umständen einen Frieden annehmen, der den Keim zu neuen Kämpfen in sich trägt. — „Eks- irablad" bvmerit hierzu u. a.: Sollte der Frie den ..derartig werden, daß die deutsche Negie rung .sich weigert, ihn anzunehmen, würde hie Lage für' Deutschland kaum schlimmer werden können, als sie gegenwärtig ist. Ein Millionen- lleer, das erforderlich wäre, uni das ganze Neich m besetzen, kann von den Alliierten zu solchem Zwecke ganz sicher nicht geschaffen werden. ES wird sich, unzweifelhaft zeigen, daß inan früher oder später gezwungen ist, gegenüber der deut schen Republik Gerechtigkeit zu üben. Natürlich ist eine gewiße Gesabr damit verbunden, zu den, Friedensschluß nein zu sagen. Aber in Anbe tracht der Zustände in den Entcnteländenr ist die Gefahr einer . solchen Lemonstrmion in Wirk lichkeit doch nicht so groß, wie sie im ersten Augenblick Zu sein scheint. Stjährige Schuldknechtschaft Deutschlands. . „Echo de Paris" schätzt die Ansprüche Fraß reichs an Deutschland auf 2-50 Milliarden. Wenn Deutschland eine Frist von 50 Jahren zur Be Zahlung hallen müsse, dann würden Schuld und Zinsen auf 8-50 Milliarden anstcigen. Es »M»'- den drei- oder vierjährige Zahlungen vorgesehen Tie erste Zahlung' habe 1922 zu erfolgen, 1972 sei Deutschland durch die Zahlung der letzten 26 Milliarden frei. M künftige ZstkmrssWNf!. Tic Versorgung der Bevölkerung mit Zucker wird durch die allgemeine Wirtschaftslage nicht unerheblich beeinträchtigt. Diese Beeinträchtigung findet in der Bevölkerung mit Rücksicht auf viel- lach vorhandene falsche Vorstellungen über die Verhältnisse der Zuckererzeuaung wenig Verständ nis. Ter Umstand, daß vor dem Kriege grö ßere- Mengen Zucker aus Deutschland ausgeführt wurden, wird immer wieder ins Feld geführt, um die zeitweilige Zuckerknappheit als Ergebnis mangetbcßler Organisation der Kriegswirtschaft darzustellen. Tic Erzeugung von Zucker ist je docki, wie bekannt, in den Kriegsjallren außer ordentlich zurückgeganaen. Ter Rückgang in der Nübenverarbeilung und der Rollzückerllerslclluug ist durch die Schwierig leiten veranlaßt, die sich nach den, Abschluß des WaßenflütflandeS und uatzll der Umwälzung be sonders im Verkehrswesen, 'aus dem Gebiet der Kohlenförderung und auf dem Arbeitsmarkt er gaben. Die Nübenenue des letzten" Jahres konnte oiettach nicht ganz eingebrnebl und den Zucker fabriken zugefillut und die herangebrachun Rüben konnten in großen,. Umfange nicht auf Zucker verarbeitet werden-ATer Ausfall ift erheblich und begründet die heutigen Schwierigkeiten. Tic durch das Kriegsende bedingten und viel- farb sellr -überschätzten Ersparungen an Zucker können eine Verbesserung der Lage nicht herbei führen. Tie für die MuuilionSllcrslcllnug verß » wendete Zuckermeuge betrug im letzten Jabre nur 65 000 Tonnen und fäll! für die Gesamtocncl- lnng wenig inS Gew chr. Für Heer und Marine wnrden bisher, einschließlim des für Marmelade, Kunsthonig- und Keksberstclluiig benötigten Zuckers, insgesamt 226 000 Tonnen verbraucht. Auch hieraus kann eine Verbesserung der Zucker- versorgung nicht ermöglicht werden, da nennens werte Mengen nicht erspart werden können: den K-ommunalverbänden nüissen die Mengen Jucker, die für die ans den, Heeresdienst entlassenen Mannschaften bejümml sind, zür Versagung ge stellt werden. Die Hage der Zuckerversorgung ist aus all diesen Gründen eine äußerst gespannte. Es be steht die begründete Hoffnung, daß die Ration des Verbrauchszuckers für die Bevölkerung nicht herabgesetzt zu werden braucht. In Ausnahme sällen wird eS, weil die Raffinerien infolge des Koblenstreiks kein Brennmaterial erhalten, und ihnen andere Schwierigkeiten erwachsen, uvtwcn dig werden, sür den Pcrbrauchszucker zur Ec gänzung der fälligen Ration Rohzucker zur Vc, teikung zu bringen. Für die Herstellung bon Marmelade bezw. zur Herstellung von Kunsthonig ist nicht ge nügend Zucker vorhanden, um die Verteilung von Brotaufstrich im bisherigen Umsange bis zum Ende des Wirtschaftsjahres festzusetzen. Die Zuweisung von besonderen Mengen Einmacbe- zucker wie in den Vorjahren kann nicht in Aus sicht gestellt werden, die Hausfrauen werden sich zweckmäßig aus das zucke,lose Eintocheu vorbe- reiten oder versuchen müssen, sich aus den mo natlichen Zuteilungen Zucker zu ersparen. PMlWe BttsmiulW. Hohettstein-Ernstihal, 18 März Die Kommunisten entfalten nach wie Por eine rege Tätigkeit, um Propaganda für ihre Panei zu machen ünd die bolschewistischen Ideen wci ter in da-S Volk lßneuizmragem So batte auch die hiesige Ortsgruppe der Tparlänslcn für ge stern abend nach dem SchützcnbauS wieder zu einer politischen Versammlung cingeladen. Ter Saal war, wie bei säst allen kommunistischen Versammlungen, wieder dickst besetzt; diesmal dürfte wobl auch schon der Name dcS Redners — R ühte aus Dresden - allein einen solchen Massenbesuch bewirkt liabeig Das Tbema, über das Herr Rüble sprach, lautete: „ R evolu - tion u n d G e g e n r e v o l u t i o u". Er verbreitete sieb zunächst darüber, wie die Revo lution entstanden sei, daß der Krieg den Boden sür die Umwälzung geschaffen habe, nannte aber die Revolution vom November nur einen mili tärßchen Putsch, eine große Friedenökundgebuug. In die Zweite Phast der Revolution sei man erst nach den, 10. November eingelreteu. Tic Revolution nicht zu Ende geführt, d. b. den Kapitalismus nichl beseitigt und den Sozialis mus nicht eiugefübrt zu haben, machte er den MellrheiGsoziolilten im allgemeinen und der Scheidemanuschen Regierung im besonderen zum schwersten Vorwurf. Die Vorteile, die dem Pro- letariai durch die Repolution bisher zuteil ge worden seien, nannte er*mir gering, die Polin scheu Freiheiten seien leine weltl'ewegcnden und d'e Tätsacbe, das; soundsoviel Könige und Für slen beseitigt worden wäre», habe dem Arbeiier rächt viel gebolsen, da aus der kapitalistischen Monarchie eine kapitalistische Republik geworden sei, die Grundsormen des Staatswesens sich also nicht geändert -hätten. In längeren AuSjühnm gen verbreilele sich der Redner über die win schasiliche und finanzielle Lage des Deutschen Reiches, die. sich in einem so hossnungSlofeu Zu ßande befände, dal; uns nur einmal Streichung der Kriegsanleihen und dann weiteslgellende So zialisienmg daraus retten tonnten. Daß daS la- pßaliflischc Svßem wcireraefühA werden könnte, dafür bestände gar leine Möglichkeit. Ter Kapi lalismuS sei durch den Krieg bereits gebrochen, es gelle jetzt nur, seine Trümmer zu beseitigen. Ten Grundsätzen seiner Panei geireu, sagte der Redner überhaupt schärßten Kampf gegeu den Kapßalismus an, nick» mir bei uns, sondern auch im Auslande. Er stehe nicht au, zu er Ilären, das; z. B. der Krieg von Teulsälland allein Provoziert worden sei, es sei cin Kontur renzkampf uvischen deuttühcm und englischem Ka pita! gewesen. Nm solche Kriege in Zukunft un möglich zu inachen, sei die Beseitigung des kapi talislischen Svstems nötig. Tiefes zu erreichen, fei die hßwrttche Aufgabe, der Lebenszweck seN ner Partei. In längeren Ausführungen ve-rbrei- tele sich der Redner weiter über die Sozialisie rung, die er 'in weitestgehendem Umfange, also auch des Grund und Bodens, forderte. Des Wei Aren sei es auch ganz gleich, ob sich ein Betrieb dafür eigne oder nicht. Die Sozialisierung stellte er nicht nur als Netter aus Deutschlands kata- juvphalcr Finanz- und Wirtschaftslage, sonder» auch als ideal für die Arbeiterschaft dar. I» tiefem Zusammenhänge forderte er die Ausmer ging veralteter und die Einführung neuer Ma° schineu, um die Produkiivn zu steigern, ferner cin ArbeitSzwangs- und Arbeitspflichtgesetz, aller dings nicht nur allein für solche, die ErwerbS- losen-llnterslülulng beziehen, sondern für alle, die' arbeiten könßen. Des weiteren forderte er Ein führung des NätcsvslemS als Grundstock eines sozialistischen Staates und versuchte dann im Hin blick auf die in verschiedenen Städten eutftcm- dencn Ilnrüben eine Reinwaschung der Sparta tislen. Entweder seien die Meldungen von den blutigen Unruhen erfunden oder apsgebauscht oder Spartakus habe nichts damit zu tun. Am Schlüße seiner AuZfüllrungen behandelte der Red ner die Tätigkeit der russischen Bolschewisten, mit denen eine Einigung und cin Zusammcn- arbcitcn ermöglicht werdcn müßtc, nm auch dem alliierten Kapitalismus den. Garaus zu machen. Seine mebr als zweistündigen Ausführungen schloß er mit den Worten: „Uns kann nur eins retten, und das ist der Bolschewismus!" Die Ausführungen wurden, da sich die Versnmm- lungsbcsuchcr meist aus Anhängern deS Sparta lismuS zusammensetzten, wiederhol! von Beifalls hezeuguugen unterbrochen und am Ende auch mit solchen ausgenommen. Ter Redner bester ßigle sich, wenn auch spartakßlßche Schlagwör «er, wie „Bluthund Noske", „Verräter" Pw. wiederholt durch deu Saal schallic», im allge meinen einer großen Sachlichkeit. Eine Aus- fprache wurde nicht gewünscht, so daß die Ver sammlung baw ihr Ende erreichte. p—. O^rMches und SächstscheS. * — Z u in Bußtag in der Paffi onözcil 1919. „Tas deutsche Volk ift krank" — dieses Woll des Ministerpräsidenten Scheidemann in dec Naiimmlverscumnlu» spricht cine tiekernstc Wabrbeit aus. Gauz gewiß, eS ist eine furchtbar schwere Erkrankung, eine Ver wirrung der sittlichen Begriffe, eine Gleichgüß ligleil imd Blindheit gegenüber dem Verderbe», ; eiiic Erfck)laffu»g gcißigcr Kralt, wie sie er- ! ichrcckender kaum gedacht tverdeu la»». Das in - nicht eine Kinderkrankheit in Zeiten Per Nevo ! lutton, das ist eine Krisis, die den Wirtschaft- ! Üchcn luid finanzicllcn Ruin, ja den Tod der dculßhcü Volksseele herocinibreu !a>m. Wird eS cine Krankheit zum Tode sein? -- Dazu ßt heule der Bußtag gesandt sür unser ganzes fach - »sches Volk, zu all feinen Schichten und Par- leien, auch zu denen,' die von Buße und Ehrß slentlun sich inchiS crwarleü, »mi auszilrusen zur Erkemitiiis und d'eu Weg zu zeigen zur Teilung, llnieres Volkes Krantveit, so ruß uns die Pro- phewnßimme des llelittgen Bufßagcs zu, ist seine Abtrünnigkeit, sein religiöser Ablaß, sein 11nge liorsam- gegen Gott. Tarin wurzelt das äußere und innere Elend unseres armen Volkes: eS llat sich abgekelut voi, dem treuesten Freund, von dem wahren Heller, oon dem lebendige» Gott. ES bäi ialfcheS Vertraue» gehabt und gesellt auf Meiüchen und StacuSformen, aus äußere Machtmittel und politische Abmachungen Ill'd jetzt taumelt es dallin in freventlicher Go ouilfuchl, in lvalmsiuniger Gier »ach Vergnügen, eS lau;! datü» am Allgnmd, den es nicht sebe» >oill, obivolll tansend Slim,neu illm davon kün deu! Armes, krankes Volk! Wer tßlst dir? Tu llas! imr einen Heiser, den lebendigen Gott: wann wirst du endlich umkebreu und zu illm geben? Willst du warten, bis es zu spär ist? Wieder ragt in dieser PaßionSzeil das Kreuz Mühttensterne. ' j Krimiiialroiuau von M. Kossak. 9l „Sie hat gehört, wie er sich vor dec Anita seiner Betrügerei gerühmt hat. lind als ich vor- illn hiutral" — schrie OlferS, sich wieder in rasen- beu Zorn steigernd — „und ihm seine Niederträch- tiokeit vculvarf, erwiderte er mir kalt lächelnd, ich j rovch'.e ih» doch als Betrüger, bei der Polizei an-! zeigen, ich wüßte ja, was dann sür schöne Geschick;-' ;en auch in Bezug auf mich ruchbar werdeu wär- j de». Und ich" —Olfers schlug sich gegen die Stirn — „müßte schweigen — schweigen!" '-„Allervielleicht hat er doch gefürchtet, Sie möch ten ekivns-gegen ihn mtteruellmcm, und daS ivar. der Grund, warum er den Verbuch; deS Mordes dilich jenen Brief auf Sie leuie» wollte," ivarf: Vrümmel ein. „Fangen Sie schon wieder davon au ?" grollte' Ollers. ^Sie haben doch gehört, daß ich davon »ichlsprechen will.Ich bin kein versöhulicherMcuich! »ud in uieiuen Aden; fließt das rachsüchtige italie nische Blut, aber bloß auf eiueu Argwohn hi» klage ick; auch meine» Todfeind nicht einer Mord tat an. Demi das ist es doch, wozu Sie mich brin gen wollcn.-Weiui ich frei war« und der Todd vor wir stände, so" — ei» tückisches Feuer glomm in Qßers dunklen Augen — „sp. möchte er nicht mehr Zeit, finden, ei» leistes Vakerliuser z» bete», aber — ihn des Mordes auklage» l» ich nicht. Das wäre fall-h, Vas wäre feige." ' Brummel müßte wieder denken, welch seltsame Geoenfätze »> der Brust dieses jungen Meißcheu w amten,»; del» sich das Blut zweier Rassen müchte. klüelch sonderbare Ehrbegriffe! Er verstand ihn »rot; allem »iwr. „Nim dem;, jetzt zum letzten Male adieu. Herr OkferS," . jagte er, ihm die Hind reichend. „Vielen Tälit für ihre Ankküuste. lind seien Sie gitteil Mii- tes i-, Ihre Sache steht lischt jchlecht, glaube» Sie ruß.-"-' - ,- ... Er wandte sich, niii z» gehen, als er bereits sen Türgriff in der Hand hatte, ^hörieer,wieOlßrs ihn leise, mit gäiizlich'peränderter, welcher Stimme fragte: „Haben Sie meßte Kleine gesehen, Herr — ja, ich weiß gar nicht einmal wte'Sie Heißei;." Nud ohne die Antwort abzuwarten, fügte er rasch, wie widerstrebend hinzl,: „Wem; Sie VieFrida se he» sollten, so grüßen Sie sie von mir »ud sagen Sie ihr, sie soll mich vergessen." Darauf trat er rasch zu dem kleinen vergitterten Fenster deS Raumes und kehrte Brümmel den Rücken zm Dem letztere» war es, als ob e; oo» dorther eine».halb unterdrückte» Seiüzer vernahm. „Schade, schade, »u; den Mensche»!" dachte Brüm- mcl, als er draußen war. „So viel gute Keimen;- he>; in ihm mid doch so aus dem Gelcße gebracht durch seine Leideufchasleu oder richtige» gesagt,durch seine Leidcmschast sür diese Italienerin mit ihrer fanatischen Schönheit " Eine sörmliche Wui ergriff ihn gegen Anita Brusio nicht minder, als gegen deu Clown Long- Bell, in dem er jetzt sicherer als je vorher deu Mör der des Grafen Welshofen zu finden hoffte. ES maßte ihm gelingen, jenen auf die Anklage bank zi bringen und Olfers Unschuld zu ermeße». Lauge Ing der Detektiv i» dieser Nacht wach, Fiber Mittel Und Wege stittieiid, die ihi; zu dem er- i sehnte» Ziel führe» sollte», »ud als er eiidlich ei»- f fchlief, umgaukctten Träume küuftigeu Ruhms, i» - denen er sich als ein zweiter Sherlock Holmes sah, j sein Lager. ! „Er muß wieder einer grauslichen Untat auf der Spur sei», der Hecr Detektiv," sagte am nächste» Morgen seine Zllumervenmelerin zn der Köchin im eisten Stock desselben HcußeS. „Er hat cs gar nicht hemcrkt, daß das Wasser zi> seiuciu Kaffee nickst gekocht ivar. Ich hatte eine fürchterliche Angst, daß er zanken würde, aber er hat eS nicht bemerkt. DaS bedeutet immer, daß er wieder hiuter einem her ist, der was Furchtbares auf der Seele hat, denn dann köuitte mau ihm Sohlenleder stuttHaseii- bra'e» vorsetze» — ich keime ihn." 19. Kapitel. Frcliilei»Karoline Wetzel, die Köchin der Anita ' Bciisto, war hoch erfrent, als »ach längerer Zivi- schenpailse ihr Freund Herr Camillo Smctam; sie wieder cinmal besuchte. „Gott, der Herr von Smetaua!" sagte sie, ihm! dic'Tür öffueud. „llle.in, aber, die Freudl Ahnte mir j es doch gleich, als es klingelte, daß das was An- j genehmes wäre' Aber »»» tommen Sie rein, Herr! von Smetana, und nehme» Sie Blatz, ich habe ge-> rode »och so ei» schönes Stück Luugeiibralen »ud von Mittag ein paar Kolltscheeu, das will ich sür uns ivarm machen und dann geschwind Bier für uns holen. Also, bitte, mau immer herein, Herr von Smetaua — ich bi» gleich da." Uud mm saß Brümmel, der »ach Wiener Ma- f liier in den AvelSstand erhobene Herr von Sme- j tana, in dem reizenden Speisezimmcrchender Brnsto,! ans das Ecscheiilei; der Kiichenfee wartend mid zimß soiindsouiel himdertste» Male über diejenige» Zu- j fammeuhänge im Fall Welshofen grübelnd, die ihm trotz allen; »och dunkel waren. Wie so oft schon war es wieder die Frage? „Woran ist der Graf ge storben?" die ihn vor allem beschäftigte. Wäre seine Frenndin anstelle der harmlosen Karoline Wetzel die ikachsüchtige und geldgierige Verdi, so wollte er dem Geheimnis rasch gemrg auf der Spur sein. „Nun, wie ist es Ihne» inzwischen gegangen, Fräulein Lina?" erkundigte er sich, alt, die Ge nannte mit einem Tablett voll angenehm duften der Speisen zurückkehrle. „Wie steht das werte Be finde;;?" „Danke sür die gütige Nachfrage, Herr von Sme tana, aber wie soll es stehen ? Unsereins hat Aer- ger über Aerger, den» mit der Verdi, dem tückischen Frauenzimmer, ist das gar nimmer inehr «mSzn» halten. Seit sie mit der Signora verzankt ist."— „Wie?" fiel der Detektiv interessiert ein. „Die Beziehungen der Signora zu ihrer Dienerin haben sich gelöst?" „Na, wenn auch das nicht gerade, so sind sie doch beide schlecht aufeinander zn sprechen. Ich habe immer gehofft, daß die Verdi fliegen würde — sie ist ein paarmal wirklich impertinent zu der Signora gewesen, so daß ich glaubte, die würde sich daS nicht gefallen laß.» -- aller, nicht doch, di« läßt sich alles gefalle» vo» dem Frauenziiume». Sie zanken zusammen, aber hmteehsr vertragen sie sich auch wieder — eS ist gerade, als ob sie uichtloS kouuten, eine vo» der andere». Doß die Verdi aber eine» furchtbare» H iß gegen die Signora hat, weiß ich sicher." . . „Abe: war »m den»; mn,Fr iulemLina?" dräugtt Brümmel. Tie Köchin inwhte ein geheimnisvolles Gesicht. „Na, Sie weide» uttck) ja nicht vertraten, Herr von Smetana, Ihne» km»; ich es am Ende erzählen. Die S;gnora ist dahinter gekommen, wie grausam die Verdi sie bestiehlt, ;;ud da hat sie nun ihre Sachen durchsucht und allerlei gefunden, was ihr gehört. ES gab eißen furchtbaren Auftritt zwischen deu beiden, und wenn ich auch nicht italienisch ver» stehe, so weiß ich doch, daß die Mariette der Sig nora gedroht hat— womit »veiß ich nicht, Daranf» hin nahm die Signora ihr nicht, wie sie zuerst wollte, die gestohlenen Sachen fort, aber sie läßt ihr nicht inehr die Schlüssel zu ihrer Toilette und zum Schreibtisch, wo sie ihr Geld uud ihre Juwe len ausbewahrt. Auch de» Schlüssel zu deu; Schränk chen" — fügte Lina, auf eine;; schön geschnitzten Hängeschcauk weisend, der sich »eben dem Büfett befand — „hat sie abgezogen." „WaS ist den» da drin?" forschte der Detektiv gespannt. Lina ttcheUe. „Weil; und Likör ift drin. Dei. trinkt die Verdi für ihr Lebe»; gern, und daß di-. Signora den Schlüssel abgezogen hat, verzeiht kie ihr niemals. Der Likör ist nach vom Herrn Grase», her, di r hat ihr oster welchen geschickt nud auch davon getnuikcii. Die Verdi hat aber de» ineistcm getrunken. Ja, ja, für Likör uud sowaS, da gibtdst Mariette ihr Lebeu her." Ji» BriimmelS Seel? keimte eine Idee „Be- rauschle sie sich dem» cm den Getränke»;?" fragte er. „Na und ob l So gerade betrunken ist sie nicht, aber nüchtern auch nicht — bloß schwatze» tut sie viel." 218.17
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