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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191902236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190223
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-23
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.02.1919
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Die Gie»e» tm La»dt«ge. M ii n ch c n, 21. Febr. Als der Minister Aner im Landtage seinen Abscheu über die Er mordung des Ministerpräsidenten in einer Erklä rung Ausdruck gegeben hatte, fielen Plötzlich Schüsse aus der Richtung der durch einen Schließ- Vorhang verhängten linken Eingangstür zum Sitzungssaal. Tarans stürzte ein Mann in Mili tärmantel und Zivilhuc in den Sitzungssaal lind feuerte mehrere Nevolverschüsse in der Richtung auf Auer ab. Auch von den Tribünen fielen Schüsse. Der Abgeordneten bemächtigte sich eine große Panik. Sic flüchteten durch alle Ausgänge aus dem Sitzungssaal. Auer sank, in die linke Brustseite getroffen, schwer verletzt zusammen. Durch einen der Schüsse wurde der Abgeordnete Osel von der Bayrischen Volkspartei getroffen. Er ist tot. Zwei Ministerialbeamte erlitten schwere Schußverletzungen. Tie Minister Hoff mann und Fraucndorffer, sowie inzwischen zurück- gekehrte Abgeordnete der sozialdemokratischen Fraktion leisteten den Schwerverletzten die erste Hilfe. Die Sitzung mußte aufgehoben werden. DaS Landtagsgcbände ist militärisch gesperrt. E Gre»ie»l«fe Verwirrung in München München, 2l. Febr. Arier ist schwer ver letzt, ebenso der MehrhcitSsozialist Timm. Die Verletzungen sind derartig, daß man jederzeit mit dem Ableben der Minister rechnen muß. Man erwartet für heute nachmillag in München blutige ErcigiMe, da die Kommandantur erklärt hat, sie könne keinen Schutz übernehmen und werde sich den Demonstranten nicht entgegcnstel- len. In der Stadt hat die Krisis durch die Ereignisse im Landtage ihren Höhepunkt erreicht. Ueberall bilden sich erregte Gruppen'. Sparta kisten und Unabhängige rufen zum Generalstreik und zum bewaffneten Eingreifen auf. Es herrscht eine derartige Verwirrung, daß kein Mensch eigentlich weiß, was er will. Tie Anbänger Eisners fordern Demonstrationen, als Protest ge gen die Ermordung EiSncrs, die "Anhänger Auers als Protest gegen den Mordversuch an Auer. Für nachmittags waren die Arbeiter- und 'Soldatenräte zu einer bewasfneten Demonstration aufgcboten, die sich gegen die Presse, den Kapi talismus, Studenten, Ofsiziere und den Adel richten sollten. Die Erregung ist bier überall sehr groß. Alle Geschäfte wurden geschlossen. Der Straßenbahuverkelu wurde mittags einge stellt. Ueberall wurden rote Flaggen aus Halb mast gehißt. Auf der Theresienwiese sammelte sich die Vottsmasse zu einer großen Protest demonstration. Ter Generalstreik wurde pro klamiert. Ge»e»alflreil in München. München, 21. Febr. Mittags wurden in den Straßen Münchens mit Trauerrand versehene Plakate angeschlagen, aus denen die Mordtat ge schildert und die Bevölkerung zu einer für nach mittags 1 Ubr ans der Theresienwiese angesctzten Demonstration berufen wurde. Tic Plakate, die u. a. folgende bezeichnende Sätze trugen: „ES lebe die zweite Republik!", „Es lebe die Rätc- republil!", zeigten keine Unterschriften. Tatsäch lich zogen auch seit mittags f^1 Uhr ununter brochen bewaffnete Scharen von Soldaten, Ma- tro'en, Zivilisten usw. und eine Unzahl von Lastautomobilen, m t Soldaten und Maschinen gewebren beladen, aus die Theresienwiese. Ueber all sieht man rote Fahnen weben; auch der Babu Hof hat die rote Fahne gehißt. TaS Ministerium des Aeußcrcn am Promenadenplatz, die Wohn stätte Eisners, und das Landtagsgebgude tragen schwarze Fahnen. In den Kirchen wurden von Soldaten der Selmtztruppe am Nachmittag die Glocken geläutet. Die Läden und Restaurants sind geschlossen. Bereits um elf Ubr wurden geaen das Gebäude der „Münchener Neuesten Nachrichten" Handgranaten geworfen und die Fenster zerstört. Ebenfalls zog die ungeheuer ausgeregte Menge gegen das Gebäude des „Bäu rischen Kurier", des Organs der Bayrischen Polks partei. Voit der „Münchner Zeitung" wurden die noch vorhandenen MittagSeremplare heraus- geschafft und auf der Straße ün hellausslammen- den Feuer verbrannt. Ter Straßenbahnverkebr stöckle mittags bereits und wurde am Nachmittag vollständig eingestellt. In sämtlichen Betrieben ruht infolge des proklamierten Generalstreiks die Arbeit. Dem Vernel-men nach ist auch der Mi nister für soziale Angelegenheiten, Unterlegner, schwer verwundet. Von Roßhaupter beißt eS teils, cr sei tot, teils er sei verwundet. Auer liegt schwerverwnndct in der chirurgischen Klinik. Sonstige wilde unkontrollierbare Gerüchte durch schwirren natürlich wie immer bei solchen Ge legenheiten die Stadl. Tie Demonstration rich tet stch nach der angeschlagenen Bekanntmachung in erster Linie gegen die verleumderische Presse, die angeblich die Urheberin des „Meuchel mordes" sei. BelagernngSzustavd l» München. München, 2I. Febr. Durch Bekannt machung deö Stadtkommandanten, des Stellver treters des Kriegsminisicrs sowie des Vorsitzen den des Soldatenrates ist über München der Be lagerungszustand verhängt worden. Der Tram- babnverkehr ist seit 3 Uhr nachmittags plötzlich eingestellt. Auch der Bahnverkchr soll gänzlich abgeschnirtcn sein. Die „Münchner Nettesten Nach richten" uitd anscheinend auch die übrigen Blät ter außer der Staatszeitung, in der EiSncrs Sekretär, Fechenbach, das Personal zum Ver lassen des Betriebes aufgcfordert hat, sind von Spartakisten besetzt. Vor der „Münchner Zeitung" und dem „Bayrischen Kurier" wurden von Zei tungsjungen große Feuer augczündei. Bei Auer soll noch die Möglichkeit der Rettung besteben. Der Landtagsabgeordnete Hosrat Lsel soll ver wundet worden und dann einem Herzschlag er legen sein. Sntscht StttiritwersaimlM Weimar, 21. Februar. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 25 Miit. Scheid, ma» über Eitner- T«d. Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärt Ministerpräsident Scheidemann: Mit tief stem Schmerze, aber auch mit größter Empörung leite ich Ihnen mit, daß der bayerische Minister präsident Eisner, der Vorkämpfer der Revolu tion, von einem Fanatiker erschossen wurde. München befindet sich im blutigen Bürgerkrieg. Meine Freunde Roßhaupter und Auer sollen tot sein. Tie Negierung spricht durch mich ihren tie'en Schmerz und ihre Verurteilung dieser schändlichen Mordtaten aus. Nichts bezeichnet den Niederbruch einer Zeit demlicher, als wenn das Attentat zum Mittel deS politischen Kamp fes wird. Wenn der Opsertod EiSncrs eine gute Folge hat, so wird es die sein, uns alle zu- sammenzuschwcißen, uni solche Zustände zu be festigen. Es wäre der Unlergang des deulschcn Volkes, wenn auch nur ein Teil von ihm sich voll dieser Verurteilung ausschließen wollte. (Das ganze Haus hat die Ansprache stehend angehört.) Präsident Fehrenba ch teilt mit, daß am Sonnabend vormittag 10 Uhr das Uebergangs- gesetz und einige andere unerledigte Gegenstände zur Beratung kommen. Montag nachmittag werde der Minister des Illnern den VerfassungScntwurs begründen, mit dem sich die Fraktionen am Dienstag lind Mittwoch beschäftigen sollen, und am TonnerStag und die folgenden Tage soll dann die erste Lesung des Verfassungsentwurfes slattsiudeu. Darauf wird das Tiätengesetz mil einem von allen Paneien gestellten Antrag, wonach ein Abzug für das Fernbleibeil voll einer Vollsitzung nicht stattsindet, wenn das betreffende Mitglied an jenem Tage einer Ausschußsitzung beiwohnte, debattelos in allen drei Lesungen angenommen. Darauf wird die Besvrechung der Regierungs erklärung fortgesetzt. Ministerpräsident Scheide m ann : Die junge Republik wird in kürzester Zeit vor der schwierigsten Erschütterung, wenn nicht dem Zu sammenbruch stehen. DaS Reich, das Volk, seine Einährlmgsmöglichkeiten und ArbeilSmögtichkei- len find aufs schwerste bedroht, nicht vom Feinde, sondern von Landesgenossen, weiche jetzt unsere wertvollste, wichtigste Provinz, das rheinisch wcst- süli cbe Industriegebiet, mil Zertrümmerung be drohen. Ter Boden, aus dem wir stehen, schwankt, er bricht vielleicht schon in kürzester Zeit zusam men, wenn es nicht gelingt, dem Wahnsinn und Verbrechen im Ruhrgebiet entschlossen ein Ende zu machen. (Lebhafte Zustimmung.) Bei allein Guten, was die Arbeiter- und Soldatenräte in den ersten Rcvolutionswochcn geleistet baden, cs hat uns mehr als einmal die Schamröte ins Gesicht getrieben, wenn wir von der Vergewalti gung der Presscsreibeit durch sie hörten. Erst in einer Bevölkerung, der die Propaganda des Terrors ohne jede Gegenwirkung eingchämmert werden kann, ist der Pntschismus überhaupt möglich. Ter Minister schildert die sparlakislischcu Ta ten im Ruhrgebiet und sähet fort: Die Sparta kisten des Rubrreviers sind nicht die Unschuldge- stalken, als die sie uns bier dargestellt werden, sie sind ganz geriebene Räuber, Spitzbuben und Verbrecher. Sie gehen bewaisnet von Zeche zu Zeche und zwingen die Arbeitswilligen zum Streik, obwohl 05 Prozent der Bergarbeiter gegen den Streik sind. Sie müßten die Regierung noch beute zum Teufel jagen, wenn sie nicht mit aller Kraft und Entschlossenheit Gewalt gegen Gewalt setzte. (Stürmischer Beifall.) Alle diese Gewaltsireiche, denen so viele Menschenleben zum Opfer fallen, haben sich abgespielt, ehe ein ein ziger Regierungssoldat im Industriegebiet aufge- tauckn war. Tie Negierungstruppen kommen ins Rnbrrevier als Schntztruppen der Demokratie und der vergewaltigten Arbeiter, nicht als Weiße Garde. Ich bin überzeugt, daß cs ibnen gelin- gen wird, den Spartakisten und Gewaltmenschen in kürzester Zeit das Kmndwerk zu legen. (Stür mischer Beifall bei der Mebrbeit, Zischen bei den Unabhängigen.) Ei, Autrag gegen Ze« Gewalifrtedev nn- B«tschewi4«u» Er ui ein Antrag aller Parteien (außer den Unabhängigen) eingegangen, in welchem eS heißt: Das dem sehe Volk erwartet einen Frieden des Rechts. Es hat seine Waffen erst nieder- gelcg!, nachdem es sich mit seinen Gegnern über die von Wilton ausgestellten Punkte verständigt bot. Tas deutsche Voll rechnet auf die Unver letzlichkeit dieser Zusage. Die Nationalversamm lung fordert die Anwendung aller Mittel, um die Angriffe bolschewistischer Truppen und Banden gegen unsere Oflgrenzc abzuwehren. Tie Be handlung der Entente, die fortdauernde Hunger blockade. die Zurückhaltung der notwendigen Rohstoffe und unserer Kriegsgesangenen mnß das deutsche Volt zur Verzweiflung treiben und die Nationalversammlung legt dagegen vor der ganzen Welt feierlich Verwahrung ein. Weiler ist von den Mehrheitsparteien ein Ver- trauenSvotum für die Regierung cingebracht worden. Preußischer Iustizminisler H eine: Alt allen Zeugenveinebmungen in dem Verfahren wegen der Tötung der Frau Luxemburg nimmt ein Kommissar des Staatsanwalts teil, lieber die letzten Ermittelungen etwas zu sagen, ist unmög lieb, wenn mau die Ergreikung des Schuldigen uick'l geradezu Verbindern will. Es geht ein von allen Parteien, außer den llnabhängigen, gestellter Antrag ein, welcher die "Bestrebungen cutt einen Anschluß Teutsch. Lester rcichs begrüßt rind die zuversichtliche Hosfnung ausstnichi, daß die Verhandlungen der beiden Regierungen recht bald ein günstiges Ergebnis 1 haben Abg. Meerseld (Soz.): Dre Sozialdemo kraten des Rhcinlandes protestieren gegen jede Schwächung und Lockerung des GesügcS von Deutschland. Sie wünschen keine eigene west deutsche Republik. Wir wollen grundsätzlich leine Kulturkämpserci, sondern Lösung dcS Verhält nisses von Staat und Kirche auf dein Boden der Freiheit. Deutschland tann und soll den anderen Völkern des Sozialismus führend voran geben. Vizepräsident Schulz teilt inil, daß der Antrag über den Anschluß Deutsch-Oesterreichs auch von den unabhängigen Sozialdemokraten unterschrieben worden und somit ein gemein samer Antrag sämtlicher Parteien ist. Abg. Stegerwald (Zentr.): Tie links rheinische Bevölkerung ist stark beunruhigt, »veil die französischen Eroberungsgelüste immer deut licher hervorlreten. Sie erwartet, daß die Na tionalversammlung mit ihr fühlt und deutlich zu erkennen gibt, daß der Mein keilt Grenzfluß ist. Besonders stark treten die französischen Gelüste im Saargebiet hervor. Als Generalsekretär der christlichen Gewerkschajten sage ich den Franzosen folgendes: Tie Arbeiter an der Saar sind deutsch geboren und erzogen und wollen mich deutsch bleiben. (Lebhafter Beifall.) Im künftigen Deutschland wird eine Wirtschastssonn gesucht werden müssen, welche sich sowohl dem gesunden Kapitalismus wie dem Sozialismus anpaßl. Aber wir können uns nicht von bellte auf mor gen ans sozialistische Experimente einlassen. Erst wenn die Voraussetzungen sür eine neue Fun dierung unseres Wirtschaftslebens gegeben sind, werden wir zu einer neuen, ernsten und zielbe wussten Sozialpolitik kommen tonnen. Wir be grüßen die Bildung der Arbeitsgemeinschaft zwi schen Unternehmern und Arbeitern. Die Ein führung deS Achtstundentages wird leinen wirt schaftlichen Schaden stiften, wenn sie internatio nal erfolgt. Der Kastengeist von oben hat bei uns dcn Kastengeist von unten hervorgehoben. Wir müssen wieder zur Einfachheit zurückkebren. Ter Frack sollte endlich verschwinden, ebenso die Gesellschaftscssen mil den vielen Klängen. Was an uns liegt, werden wir tun und ehrlich und rechtschaffen Mitwirken an der Gestaltung eines neuen Lebens. Abg. Frau Bäumer (Dem.): Ter Neu aufbau unserer Zukunft ist die Hauptsache. Für diesen Neuausbau ist die Polemik, welche in den letzten Tagen hier vorgetragen wurde, völlig überflüssig. Wertlos ist die Erörterung darüber, ob die Revolution notwendig war oder nick'!. Wir sehen in der Revolution den elementaren Ausbruch eines seelisch mißhandelten Volkes. Nur eine aristokratische Auslese der Tüchtigen, obm Rücksicht auf Stand und Reichtum verbürgt die volle Verwertung unserer Polksträstc in der Zu kunft. Ich wünsche, daß inan bei allen Behör den, die mit Frauen- und Erziehungsangclegen- heilen zu tun haben, sozial geschulte Frauen be- ru'cn »löge. Wir stehen heute vor der hohen, aber auch wundervollen Aufgabe, der Gesamtheit des Volkes, nicht nur den oberen oder höheren Schichten, den Kulttn-slaat zu bringen. Hieraus wird ein Schlußantrag angenommen, lieber eine bisbcr zurückgestellte Resolution der Teutschnationalen zur Kreditvorlage wird mit großer Mehrheit zur Tagesordnung übergcgangcn. Tas Vertrauensvotum für die Regierung wird gegen die Stimmen der Unabhängigen Sozial demokraten und der beiden Parteien der Rech tcn angenommen. Nach einer längeren GeschästSordnungsdcbatte, in welcher die Unabhängigen und die Deutsche Vollspartei gegen den Schluß der Debatte pro testieren, wird der Antrag über den RechtSfriedcn mit großer Mehrheit und über dcn Anschli f; Deutsch-Oesterreichs einstimmig angenommen. Nächste Sitzung Montag 2 Uhr. Spartaks Im Westen. Der Generalstreik aescheiteri. Da die Zabl der Streikenden im Rubrbczirk leine wesentliche Veränderung erfahren bat, kamt es keinem Zweifel mehr unterliegen, daß der feit langem geplante, forgsom vorbereitete General streik gesebestert ist. Die Höchstzahl der Ausstän digcn bat etwa fürtt Prozent der Gesamtbelcg schäft betragen. Dabei ist zu berücksichttgeu, daß der weitaus größte Teil der Feiernden durchaus arbeitswillig war, sich jedoch in Ermangelung jculicheu Schutzes den; von wenigen, meist nicht zur Belegschaft gebärenden Spartakisten auSge- übten Zwang gelugt hat. Berschlcppung ven Boitrsper Bürgern. Wie aus Bottrop gemeldet wird, haben die Spartakisten die ganze Stadt, die von jedem Verkehr abgeschnitten ist, beseht. Die Kämpse haben, soweit das bis jetzt festgestellt ist, lö Tote gekostet. Die Mehrzahl der Toten und Ver letzten befindet sich aut Seilen der Verteidiger VoktropS, der Bürgcrwehr und der Polizeibeam len. .Von den Bürgern wurden etwa dreihundert, die sich zur Wehr gesetzt hatten, von den Spar-' takislen nach Sterlrade abgesührl. DaS Borrücke« »er R'gterangStrvpne» Wie in den Fraktionssitznngen in Weimar mitgeteilt wurde, sollen die gegen das Ruhr revier vorrückeuden Negieruugstruppen aus eine Stärke von insgesamt 35 000 Mann gebracht werden. Das milstäri'che Gesamtaufgebot soll jedoch erst Mitte der nächsten Woche beendet sein. Wie Wester mitgeteilt wird, beabsichtige die Reichsregierung gegenüber den Forderungen de> Spartakisten im Rubrrevier nicht nachzugeben OertllcheS undLätistsches. * HahcustcinErnstthal, 22 Febr In dem gestern abend abgehallenen zweiten Vortrag des Lehrganges zur Schulung des politischen Verständnisses sprach Herr Pastor P o l st e r über die preußische Verfassung und die Grün düng des Deutschen Reiches. Ta der Redner bei seinem ersten Vortrag die sächsische Verfas sung ausführlich behandelt hatte, erwähnte er gestern von der preußischen Versassung mir das, was von der sächsischen Versassnng abwich. Bei seinen Ausführungen über die Gründung des Deutschen Reiches ging der Redner bis aus das Jahr 1806 zurück' Er schilderte dann die deutschen Staatsgebilde und ihre Stellung zu einander bis zum deutsch-österreichischen Krieg, legte auch hier die Gründe, die zu diesem Kampf führten, dar und ging dann besonders aus die poliiistheu Verhältnisse nach dem 70er Krieg eilt. Hier verbreitere sich Herr Pastor Polster über den Zusammenschluß der Bundesstaaten, erklärte die Zusammensetzung und die Aufgaben des Bundes rates, des Reichstages und der einzelnen Reichs- behörden und die Stestnug des Reichskanzlers. Im zweiten Teil seines Vonrages behandelte Herr Pastor Polster die U m w ä l z u n g und den damit gegebenen staatsrechtlichen Zustand. Er griss dabei bis in das Jahr I7d9 zurück, wo sich allmählich die Idee des allgemeiueu Staats- bürgenums durchraug, d. h., diejenigen, die nicht zum Hoden Adel und zur hohen Geistlichlest ge- hötlen, traten in den Vordergrund. Den Grund glaulue der Redner darin zu finden, daß die große Mafse, die bisher in dumpfer Bedeutungs losigkeit dainngedümmert war, answachle und die Enttcheidung über das Wohl des Staates an sich zn reißen, suchte. Im Zusammenhang damit Naben auch die Forderungen von l8-18 gestan den: Preßfreiheit, freies Vereinsrech!, allgemei nes Wahlrecht, vottsiümliche Verfassung, Schwur gerichte. Ta diese Forderungen aber meist nicht freiwillig gegeben worden, so habe das Volk sie mit Gewalt zu erzwingen gesucht: durch die Ne- rwttuion. Tas sei die innere Ursache der Revo lution. Auf den Umsturz vom November des vergangenen Jahres eingehend, sprach der Red ner einen Teil der Schuld am Zusammenbruch der mituärttchen Führung, dem Betragen des SfZzierkorps, den Etappenlruppen und manchen Leuten im Hürtcrlandc zu, verurteilte aber trotz dem die Revolution, die Teutschlaud dadurch den feindlichen Machthabern ausgeliefert habe. Des weiteren verbreitete jich der Redner über die A. und S.-Räte, die stch nickt immer und überall der Schwere ihrer Verantwortung bewusst ge wesen seien, und laut dann auf die National versammlung zu sprechen, die durch daS sreieste Wahlrecht der Welt gewählt worden sei. Er schilderte Weiler die nächsten Aufgaben der Na tionalversammlung, die vorläufige Verfassung und ihre Bedeutung. Ter dritte, nächsten Milt woch gehaltene Vortrag wird „Tie Parteien vor Ser Umwälzung" umfassen. * — Kriegsgefangene h e r«r u s! Eine öffentliche Versammlung, in der Herr Di rc"tor Burkhardt aus Ehcnrnitz über die Tätig keil des Volksbundes zum Schutze der deutschen Kriers- und Zivttgesangenen sprechen wird, sin de! am Mittwoch im Allstädter Schutzenhaus statt. Alle Angehörigen von Gefangenen, sowic alle, denen die Sorge um unsere sich nach der Heimat sehnenden Gefangenen am Herzen liegt, sind Ungeladen. s. B efitz iv e ch s e l. Ter Gasihos „Teut- übec Haus". Breite Straße, seitheriger Eigen tümer Herr A. May, ist durch Kauf in den Be ün eines Herrn aus Siegmar übergegaugen. a Wüstcnbrand, 22. Febr. Nach dein am Montag in Kraft tretenden neuen Fahrplan werden aus der Strecke Wüstenbrand—Limbach die Personenzüge ah Wüstenbrand 1,32 nachm und ab Limbach rl,35 Vorm, (in Wüstenbrand 12,32k in Fortsall kommen. b Zschopau, 22. Febr. "Aus dem Bahubos iu Wiliickstal ereignete sich gestern abend ZH8 Nbr ein schweres Eisenbahnunglück. Ter von Wei pert-Annaberg kommende nnd nach Ebemnitz fah rende Pcrsonenzug juhr, weil das Einsahrtssig- oal nicht zurückgezogen worden war, ans einen ans dem Bahnhof flehenden Güterzug auf, wo bei verschiedene Wagen beschädigt wurden. Ge töttl wurde -ine Hittsbabnschasfneriu aus Hil- bersdott, schwer verletzt wurden acht Personen, mehrere leicht. Von den Schwerverletzten ist noch eine Person gestorben. Depeschen SSW 22 Februar Münchcu Tie heutige Nacht ist sehr un- nwm verlauten. E- ist viel geschossen worden. Einiae Hotels wurden gestürmt. Etwa 20 Offi ziere sollen verhaftet worden fein. Man glaubt einem arislokratisch-rovalislisebeu Komplott auf die Spur gekommen zn sein. Gerüchte behaup len, daß unter den Verhafteten sich ein Gras Erailslwim nnd ein Gras Almaya befunden ha ben. Der frühere bayrische Kronprinz wird jetzt gesucht. Heute wurden Plakate mit der Unter schrift Fechenbach angeschlagen, in denen die Einigung der sozialistischen Massen zu gemein samem Kamps gegen die Reaktion als Vermächt nis des ermordettu Kml Eisner bezeichnet wird. Unter den bei den blutigen Vorfällen im Land- larsgebäude Schwerverwundctcn befindet sich auch Generalmajor Köberle vom Militärministerium. Augsburg. Aus Erregung über die Er nwrdung Eisners rotteten sich gestern abend un gefähr tansend Unabhängige nnd Spartakisten, Imme Militär und Malrosen zusammen und stürmten die PerlagSbäuser der Zentrumsblätier, die „Neue Augsb. Ztg." uud „AugSb. Post". Sie zerstörien fast alles. Die Zeittmgeu l^uneu in den nächsten Tagen nicht erscheinen. Die Menge zog dann zum Perlagsgebäude der „Augsb. N. N.", die aber gewarnt worden war und ge schlossen batte. Die Menge drang aber in das Haus ein uud bereitete dem Blatt das gleiche Schicksal wie. den Zentrnmüblätlern. Tas alte berühmte Hotel „Drei Mohren", dessen Einrich- nmg einen hohen Wert hat, sowie das Geschäfts haus Landauer wurden ebenfalls gestürmt und onsgeplündertz
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