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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191902203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190220
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-20
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.02.1919
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zur Verfügung stellen, und zwar in einem sol chen Umfange, daß wir vor dein Hungertode vor der Ernte gerettet sind. Nur eine kurze Frist ist gestellt, die Finanzierung der Lebensmittel sicher zustellen. Wenn der Appell der Negierung kciue Wirkung hat, mich sich die Regierung vorbehal- ten, Zwangsmaßnahmen zu ergreifen. Jeder Deutsche muß sich klar sein, daß er sein Privat- kapital nur retten kann, wenn er cS in den Dienst der Gesamtheit stellt. Wir haben gegen über dem Drange der Alliierten erreicht, daß die Handelsflotte nicht eher auszulaufen braucht, als bis Uebereinstimmung über die Ernührungs- und Finanzfragcn herbcigeführt ist. Wenn diese lieber- einstimmung aber nicht bald, vielleicht in vier Tagen, erzielt wild, dann laufen wir große Ge fahr, keine Lebensmittel zu kriegen und die Flotte schließlich doch los zu werden. Der Abg. Vogler hat in seiner Rede immer noch die nicht ganz unwesentliche Tatsache vergessen, daß wir den Krieg verloren haben, sonst hätte er eine solche Rede nicht balten können. Boni deutschen Volke bangt es ab, ob es wieder aufwärts gehen soll. Ich habe das Vertrauen zu unseren, Volke, daß es sich wieder mstrichteu wird. Ich glaube an unser Volk wie an seine Zukunft. (Lebhaftes Beifall bei der Mebrheit, Zischen rechts.) Abg. M.ü llcr - Breslau (Soz.): Soweit die Interpellation die vermehre Zuziehung von Sach verständigen fordert, unterstützen »wir sic. Aber das Neichsministerium muß bei der Auswahl äußerst vorsichtig vorgehen. Wir haben die schwer- sten WafsenstiUstandSbedingungrn aus unS neh men müssen, weil wir eben dem Diktat de-S Sie gers unterliegen. Wir müssen in allen unseren Worten und Taten der Welt zeigen, daß man es wir lich mit einem neuen Deutschland zu tun hat. Wenn uns der versprochene Rechlsfriede nicht gewährt wird, wenn uns der Gcwaltßieden aufgezwungcn wird, so handelt es sich dabei nicht um Deutschland allein, eS handelt sich um den Untergang der gesamten europäischen Kultur. Abg. Grober (Zeutr.): Von den Behaup tungen des Interpellanten ist so gut wie nichts übrig geblieben. Wir freuen uns, in unserer Mitte ein Mitglied, wie Herrn Erzberger zu ga ben, der mit seiner außerordentlichen Begabung und seinem riesigen Fleiße für das Vaterland leistet, was lein anderer zu leisten imstande ge- we'en wäre. Das Vaterland ruf: uns alle in tiestter Rot zur Einigkeit. Wir im Zentrum sind bereit, diese Einigkeit zu wahren und dcsbalb Weißm wir den Angriff auf Erzberger als durch aus ungerechtfertigt mit aller Entschiedenheit zurück. Abg. Haußmann (Demolrat): Wir ver stehen eS, daß der Außenminister dreimal sich besonnen hat, ehe er die neuen Zumutungen hinnahm. Aber die Verantwortung für die Ab lehnung wäre noch größer gewesen. Die Inter pellanten haben ja auch das Abkommen nicht angegriffen als vielmehr den Unterhändler, der es abgeschlossen hat. Das beißt unseren Unter händlern in den Rücken fallen, wo alles daraus ankommcn muß, ihre Slellung zu stärken. Der Angriff der Rechten ist völlig zusammengebro chen.. Unser Volk will keine Streitigkeiten im Innern. Unser wehrloses und leidendes Volt fragt uns vielmehr, weshalb es weiter hungern und frieren muß, nachdem es die Wassen nieder gelegt hat. Wir haben ein Recht und einen An spruch auf Frieden. Wir wollen auch besiegt stolz sein, Deutsche zu sein, und dieser Stolz muß uns durch alle Leiden führen rind emvorführen. (Bei fall bei der Mebrheit.) Abg. v. Gräfe (deulschnattonali: Graf Po- sadowsky hat treffend nachgewiesen, daß die Be zeichnung Waffenstillstand geradezu 'ein Holm ist für den Zustand der tatsächlichen Untenversung, der damit gemeint ist. Bedauerlich ist es, daß der Vertreter der Negierung gestern die Wafsen- stillstandsbedingungen in einem Tone vorlrug, an welchem nichts zu merken war von dem Zorn, der das ganze Volk durebzittert. Wir lehnen Mhnensterne. Kriminalroman von M. Kossak. l2 „Wie sollte ich nicht! Ganz Wien spricht ja von nichts anderen:. Aber sagen Sie, Fräulein Lina — ob die Signora wirklich nicht weiß, wer ihren BiäMigam umgebracht hat?" Die Köchin zuckte die drallen Schultern. „Aus der Signora ist nicht klug zu werden. So verschlos sen wie die ist! Nicht ein Wort spricht sie mit un- ,e:einem.llud manhatdoch auch seine Bildung—" „Natürlich, natürlich!" ergänzte der Pseudo kommis. „Sie wären doch so 'ne angenehme Ge sellschaft tür die Signora, Fräulein Lina. Aber um auf die Mordsache zurückzukommeu — haben Sie denn gar keine Vermutungen darüber, was? Sie sind doch immer um die Signora und sehen so manches. Ich meine immer —" Herr Brümmel sagte dieses, bereits auf einem der moosgrünen Dämastfanteuils in Anitas Salon sitzend, aus den Fräulein Lina ihn genötigt hatte Platz zu nehmen — „daß einer den Grafen aus Eifersucht umge bracht hat und die Herren voin Gericht scheinen auch derselben Ansicht zu sein, da sie den OlferS verhaftet haben. Aber warum lachen Sie, Fräulein Lma?" unterbrach er sich, da die Köchin spöttisch anflachtc. „Ja nun, ich finde es ganz verdreht, daß sie auf den OlferS einen Verdacht geworfen haben, denn die Signora verkehrt ja gar nicht mit ihm. Nicht ein einziges Mal ist er in ihrer Wohnung gewesen, so lauge s«e in Wien ist l" „Empfängt die Signora viel Herrenbesuch?" erkundigte sich Brümmel. „Ach nein, so lange der Gras noch lebte, kam er jeden Lag um die Mittagszeit, aber der Herr Gras war auch ihr Bräutigam. Sonst kommt niemand, die Signora ist ja viel zn ängstlich-aus ihren Rus bedacht. Es ist wie im Kloster" — äußert« Lina verächtlich — „außer Ihm», Herr Smetana, und dein Kunsthändler, dem Herrn Rochus, ist noch Om Lerr daaewescu — bloß so Leute, wie der icdensalls die Verantwortung sür das neue Ab kommen ab'. Ministerpräsident Scheidemann hat dock' gesagt, daß der Tag kommen könnte, wo wir Rein sagen müßten; worauf wartet mau mich? Ministerpräsident Scheidern« n n : Daß ich gesagt haben soll, eS würde der Augenblick kom men, wo wir Nein sagen müßten, mag sein, denn es entspricht ganz meiner Ausfassung. Aber dieser entspricht es auch ebenso vollkommen, daß wir in diesen Tagen zu deu Bedingungen, so schwer sic waren und so schwer cs unseren Un terhändlern cmgckommen sein muß, sie zu unter zeichnen, Luc Verantwortung sür ein Nein nicht übernehmen konnten. (Lebbastc Zustimmung.) Ich erfülle nur eine Pflicht der Loyalität, wenn ick, seststelle, daß Sie der Politik des Prinzen Max von Baden unrecht tun, wenn Sie ibn nm im geringsten sür sich in Anspruch nehmen wol len Er gehörte schon lange zu der kleinen Gmppe von Diplomaten, die für einen Berstäu- digungSsrieden waren Glauben Sie (zu Herrn Gräfe gewandt), daß Sie bessere Bedingungen berauSgclwlt hätten? Wären Sie zu Foch gc- kommeu, Sie wären einfach zum Teufel gejagt worden. Ihre Rolle ist auSgcspielt. Die Demo kratie ist jetzt so fest verankert in Deutschland, daß Ihre Zeit endgültig vorüber ist. (Beifall links ) Minister Erzberger (zur Rechten ge wandt): Sie haben bicr kein Nechl, Anklagen zu erbeben, denn Sic sind dic Schuldigem, dic das deutsche Vvlk ins Unglück hineingcsührt haben. Unerhört ist cS, wenn Herr v. Gräfe hier auf- tri t und unsere Feinde geradezu aufsiachelt, uns die Handelsflotte wegzunebmen, indem er jagt, er balkc das für. ganz selbstverständlich. Tiefe Sätze werden unteren Unterhändlern als aus der Nationalverfammlnng stammend cntgcgcngehalten werden. Tic Harte der Bedingungen veruncile ich ebenso stark wie Sie, aber ich behaupte, über dic I I Wilsonsebcu Punkte' ist damit nichl bin- anSgcgangen wordcn. Und was bätten nur er reicht, wenn wir nicht unterzeichne: hätten? Dann hätte Elemeneeau triumphiert, denn damit wäre die ibm lästige Tatsache der kl Punkte Wilsons !nn einein Schlage beseitigt worden, und zwar durch unsere Schuld. (Lebhafter Beifall.) Abg. Haase (Unabh. Soz): Es wird jetzt noch viel zu sehr mit dem Säbel gerasselt. Tas Volk in seiner Maße will den Frieden. Wirsind nicht in der Lage, der alten Abenteuerpoliu, eine neue Abenteuerpolitik binzuzufügeu. Abg. Dr. Stresemann (Disch.-nal. Vp ): Der Kern der Interpellation ist nicht: Weg mit Erzberger, sondern bloß Unterstellung des Vm sitzenden der deutschen Wafsenstillstandskoinmis sinn unter das Auswärtige Amt. Minister Dr. David: Das schlimmste an der beuttgen Interpellation ist, daß sie von den Männern auSgebt, welche die Schuld an nuferen, ganzen Jammer tritt:. Wenn draußen der Ein- druck erweckt würde, daß Sie (zur Rechten ge waudli noch einen maßgebenden Einfluß babeu, so köunte uns das außerordentlich schaden. Damil schließt die Besprechung. RawjK Sitzung Mittwoch ll Uhr. * Erzberae« nicht »*hr a-^schlagaebend. Wie zuverlässig verlautet, wird die Waffen jlittstandskommi-chon auch künftig nicht dem Aus wärtigen Amr uulcrstcllt werden, jedoch hat sich f der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Graf > Brockdorff Rantzau, dic Oberleitung über dic Pc» i Handlungen Vorbehalten. In allen einscheidenden i Fragen wird natürlich die Rationalversammlung f befragt werden. BttfWWe»tMrs für dr» NeWat Sichst». Der am 25. Februar 1919 zusammentreten- ' den Volkskammer soll, wie das Ministerium des Innern mittelst, folgender im Gesamtmint- sterium beschlossener Entwurf eines vorläufigen Grundgesetzes für den Freistaat Sachsen vorge legt werden. 1. Die Vsllskammer. § 1. Die auf Grund des Landeswahlge setzes vom 27. Dezember 1918 einberufene Volks kammer iibt vorbehaltlich der Volksabstimmung nach tz 15 die gesetzgebende Gewalt aus und überwacht die Durchführung der Gesetze; sie gibt sich ihre Geschäftsordnung. 8 2. Die Wahlen der Abgeordneten wer den durch einen von der Volkskammer einge setzten Ausschuß geprüft. Jeder Wahlberechtigte kann gegen die Gültigkeit der Wahlen binnen zwei Wochen nach dem Inkrafttreten dieses Ge setzes bei der Volkskammer schriftlichen Ein spruch erheben. Der Einspruch ist zu begrün den. Das Ergebnis der Wahlpriisung ist der Volkskammer zur Beschlußfassung vorzulegen. 8 3. Die Vorschriften der bisherigen Ver fassung über die persönliche Unverletzlichkeit der Abgeordneten sind entsprechend anzuwenden. 8 4. Gesetzentwürfe werden vom Gesamt- mintsterium bei der Volkskammer eingebracht oder von der Volkskammer dem Gesamtmini sterium überwiesen. Den ihm überwiesenen Ent wurf hat das Gesamtministerium zu prüfen und abgcändert oder unverändert der Volkskammer zur endgültigen Beschlußfassung wieder vorzu- legcn. - 8 5. Gesetze kommen durch einfachen Mehr heitsbeschluß der Volkskammer bei Abwesenheit von mindestens der Hälfte der Abgeordneten zu stande. 8 6. Alle Einnahmen und Ausgaben des Staates müssen in einem allgemeinen Staats haushaltsplan oder, soweit sür ein Unternehmen des Staates ein getrennter Haushalt geführt wird, in einem besonderen Haushaltplan festge stellt werden. Die Feststellnng geschieht auf ein Jahr durch Gesetz. Nach Ablauf des Jahres bleibt das Gesamtministerium bis zum Inkraft treten des neuen Gesetzes über die Feststellung der allgemeinen oder des besonderen Staats haushaltplanes ermächtigt, die rechtlich begrün deten Verpflichtungen des Staates zu erfüllen, die Verwaltung fortzusühren und zu diesem Zwecke die nötigen Ausgaben zu leisten, die bis herigen Steuern und Abgaben weiter zu erheben, sowie Schatzanweisungen auszugeben. Der Staatshaushaltplan und der Haushaltplan des staatlichen Elektrizitäts-Unternehmens für die Jahre 1918/19 bleiben gültig. Wesentliche Ab weichungen sind der Volkskammer vorzulegen und unterstehen ihrer Bewilligung. tz 7. Auf Antrag von mindestens einem Drittel der Abgeordneten sind Untersuchungsaus schüsse aus der Mitte der Volkskammer cinzu- setzen, in denen die Parteien vertreten sein, müssen, denen die Antragsteller angehörcn. 8 8. Jeder Minister und jeder der Volks- r Kommer als Negierungsvertreter bekannte Beanite j ist berechtigt, an den Beratungen der Volks- z Kammer und ihrer Ausschüsse teilzunehmen. Die i Minister sind auf Verlangen der Volkskammer t oder eines Ausschusses verpflichtet, zu erscheinen s oder Auskunft zu erteilen. Die Minister und! die Negierungsvertreter müssen gehört werden, so oft sie cs verlangen. 8 9. Die Volkskammer vertagt sich nach eigenem Beschluß. Der Staatspräsident beruft auf Vorschlag des Gesamtministerinms die Volks kammer wieder ein. Er muß sie wieder ein berufen, wenn es von mindestens einem Drittel der Abgeordneten schriftlich beantragt wird. 8 10. Der Staatspräsident löst die Volks kammer aus, wenn sie cs bei Anwesenheit von mindestens zwei Drittel der Zahl ihrer Mitglieder durch Mehrheitsbeschluß verlangt, sonst spätestens mit Ablauf des Jahres 4920. - 2. Per L1aat<pröstde»<> tz 11. Die Volkskammer wählt mit absoluter Stimmenmehrheit einen Staatspräsidenten. Sein Amt dauert Lis zum Amtsantritt des auf Grund der künftigen Verfassung gewählten Präsidenten. Für den Fall der Behinderung wird der Staats präsident durch den Ministerpräsidenten vertreten. 8 l2. Der Staatspräsident vertritt den Staat nach außen. Staatsverträge, die sich auf Gegen stände der Gesetzgebung beziehen, bedürfen der Zustimmung der Volkskammer. Der Staats präsident ernennt den Ministerpräsidenten und ans seinen Vorschlag die erforderliche Zahl von Ministern. Er ernennt und entläßt die Beamten. Er kann diese Befugnis auf einzelne Minister und ihn: unterstellte Behörden übertragen. Er hat in strafrechtlichen Fällen das Recht der Niederschlagung, sowie der Verwandlung, der Minderung oder des Erlasses -der Strafe. Er kann die Ausübung dieses Rechts auf einzelne Minister übertragen; soweit bisher einzelne Ministerien zur Niederschlagung, sowie zur Ver wandlung, Minderung oder zum Erlaß von Strafen ermächtigt waren, bleibt es bei dieser Ermächtigung. 8 13. Der Staatspräsident hat die von der Volkskammer oder durch Volksabstimmung be schlossenen Gesetze auszufertigen und binnen Monatsfrist im Gesetz- und Verordnungsblatt zu verkünden. 8 14. Alle im Namen des Freistaates Sachsen ergehenden Anordnungen und Der- fügungen des Staatspräsidenten bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Gegenzeichnung des Minister präsidenten oder eines Ministers, der dadurch die Verantwortung übernimmt. 8 15. Der Staatspräsident hat das Recht, über Gesetze, die von der Volkskammer beschlossen sind, binnen einem Monat die Volksabstimmung anzuordnen Die Abstimmung ist binnen zwei Monaten nach der Anordnung vorzunehmen. Sie kann nur auf Ja oder Nein lauten. Ent scheidet die Volksabstimmung gegen die Volks kammer, so ist diese vom Staatspräsidenten auszulösen. Sie muß binnen drei Monaten neu gewählt werden und wieder zusammentreten. 8 16. Die Volkskammer kann bei Anwesen heit von mindestens zwei Dritteln der Zahl «ihrer Mitglieder Mit zwei Drittel-Mehrheit beantragen, daß der Staatspräsident vor Ablauf der Zeit, für die er gewählt ist, abgesetzt wird. Der An trag ist binnen zwei Monaten zur Volksab stimmung zu bringen. » Da- ttkewwtminifterittm. 8 17. Jedes Mitglied des Gesamtmintste- riums bedarf, zu seiner Amtsführung des Ver trauens der Volkskammer. 8 18 Der Ministerpräsident führt den Vorsitz im Gesamtministerium und ernennt für den Fall der Behinderung seinen Stellvertreter. Das Gesamtministerium beschließt Hiber die Ver keilung der Geschäfte. .§19 . Der Ministerpräsident ist sür die Po litik des Gesamtministeciums, jeder Minister für die Leitung feines. Geschäftszweiges der Volks kammer verantwortlich. Die Volkskammer kann durch ausdrücklichen Beschluß die Entlassung des Ministerpräsidenten oder einzelner Minister fordern. Der Antrag aus Entlassung ist auf die nächste Tagesordnung zu setzen. Jeder Minister ist berechtigt, jederzeit seine Entlastung zu for dern. Der Staatspräsident hat den Anträgen aus Entlastung stattzugeben. Wird der Mini sterpräsident entlasten, so ist das Gesamtministe rium neu zu bilden. § 20. Die zuständigen Minister führen die Gesetze und Beschlüsse der Volkskammer aus. Sie erlassen die Ausführungsverordnungen und die Verordnungen, zu deren Erlaß sie besonder» ermächtigt sind; soweit nicht dic Zuständigkeit einzelner Minister gegeben ist, ist da« Gesamt ministerium zuständig. § 21. Die Bezüge der Minister werden durch besonderes Gesetz geregelt Milchmann und laMer sv was, was doch keine Bildung hat. „Der Herr Rochus?" fragte derPsendokommiS. „Wer ist das?" „Ja, das ist ein Kaufmann, der mit Kunstsa chen handelt — Ringen und Porzellan und so die kleinen Bilder aus Elseubein — aber tcmtcr Zeug ist «S, wofür unsereius nicht einen Heller gebe» möchte und was doch sehr teuer ist." „Ach so, ein Antiquitätenhändler ist es? Und der kommt ost zu der Signora?" „Na, oft grad' nicht, aber —" die Lina stockte und schlug sittig die Augen nieder. „Na, davon kann ich doch nicht reden," meinte sie geziert. „Sprechen Sie nur nngescheut, Fräulein Lina, mir können Sie alles sagen," redete Brümmel ihr zu. „Landsleute dürfen sich alles sagen —" „Landsleute?" fiel das Mädchen ein. „Wirklich? Ich bin Sie nämlich aus Ostpreußen—" und nun kau: eine lange Geschichte, in der sie ihren: neuen Freund auseinandersetzte, durch welche Fügungen sie hierher nach Wien verschlagen ivar. Eigentlich war sie nicht aus Ostpr eußen, soudern von der pol nischen Gr cnze, woher ihre Sprache denn auch kein richtiges Ostpreußisch, sondern ein Gemisch von verschiedenen Dialekten war, aus denen der ur sprüngliche sich schwer herauskenuen ließ. Brüm- mel hörte diese Auseinandersetzungen mit inner licher Ungeduld au, aber er bezwang sich und heu chelte tiefes Jutereste, denn erdurfte die Maid nicht erzürnen. „Also Landsleute!" schloß die letztere. „DaS hätte ich nun wirklich nicht gedacht, daß Sie auch ein Ostsreuße sind, Herr Smetana — nein, das hätte ich nicht gedacht." „Nun, ein Ostprenße bin ich nun auch gerade nicht," entgegnete Brüinmel, „sondern ein Böhme von Geburt. Di« Böhmen und die Polen sind Brü der und ihre Sprache ist sich sehr ähnlich und da her sind wir so aut wie Landsleute. Aber nun,Fräu lein Lina, müssen Sie mir auch die Geschichte von dem Herrn Rochus erzählen, der manchmal zu der Signora kommt. Es ist gewiß eine sehr kuriose Ge schichte, was?" Das Mädchen zögert« immer noch, aber ihr Drang »ach Mitteilung übcrwaud doch ihre Be deute». „Ja, stellen Sie sich nur vor, Herr Sme tana," begann sie, „vor uiigesähr acht Wochen, also in den erste,: Tagen, nachdem die Signora hier her nach Wien gekommen war, klingelte es eines Vormittags und als ich öffne, steht ein Herr da — ein ganz komisch auSsehender Herr mit einem Gesicht wie aus Leder, nud so dürr, der Mensch sah aus wie eiue Bohnenstange nud fragte nach der Signora. Ich will wissen, wie cr heißt, damit ich ihn doch melden kann, aber er sagt mir nicht seinen Namen, sondern verlaugt immer bloß zu der Siguora geführt zu werden. Während ich noch mit ihm streite, geht die Stubenliir auf und die Sig nora tritt heraus, blaß, mit fuukeluden Augeu, wie ich sie nie »eschen habe. Und sie und der Fremde schanten sich an, als ob sie sich auffrcssen wollten, sprechen aber nichts, bis er daim endlich, immer noch, ohne ein Wort zu sagen, an ihr vorbei i» den Salon geht und sie «hur folgt. Da Habs» sic denn wohl eitle Stunde zusammen geredet — was, weiß ich «richt, aber daß es «licht friedlich zwischen ihnen hergegaugcn ist, daS kann ich beschwören —" „Wissen Sie wirklich nicht, Fräulein Lina, was die beiden geredet haben?" uulerbrach sic der De tektiv. „Aber ivie soll!« ich, Herr Smetana?" ereiferte sich das Mädchen, „die Tür war zn und so eiue, di« horchen tut am Schlüsselloch, bin ich nicht. Au ßerdem," setzte sie naiv hinzu — „sprachen sie auch eilte fremde Sprache — eS wird wohl Italienisch gewesen sein — und daS verstehe ich nicht." Ueber BlllinmclS Gesicht flog ein leichtes Lä cheln, welches ihm das unbewußte Eingestäuduis Linas, dennoch gehorcht zu habe», entlockte. „Nun und iveiter —" drängte er. „Naja, dann nach einer Stunde ging derFremde fort, aber die Signora war so aufgeregt den gan zen Tag über, daß sie alle Tassen und Teller zer brach, die sie in die Hand bekam. Das ist nämlich immer die Act, in der sie ihre üble Lanne zeigt. Seitdem kam der Mensch aber noch mehrere Male und stets sprachen Hann er und die Signora hinter geschloffenen Liften, Als ich einmal die Kam» merjungfer von der Signora, die Mariette Verdi, die doch ihre Vertraute ist, fragte, wcr der Mensch wäre, sagte sie, daß el eulKottege lwndcr Siguora sei, den sic vou frühe: her kannte. Nud nun denken Sic sich die Geschichte -- vor kurzer Zeil erst — eS wird so zwei Woche» her sein — kommeich abends — ich hatte nämlich meine» Ausgehtag—-»achHause und wer kommt mir da aus dem Schlafzimmer der Signora entgegen? Ein Mcusch, vou dein ich hätte schwöre» mögen, daß er jener Kollege von der Signora sei — er war zwar in eme» lauge«» Mantel gewickelt imd hatte den Hut übers Gesicht gezogen, auch war eS ziemlich duukcl in« Vorsnal — aber die Figur vou dem Meuschcu und die Be- wegungeu vergißt einer nicht so bald. Wieeineiu- gewickelter Hering sieht «licht so leicht jemand aus, gerad wie der. Ich war ganz eriMmken und sagte zu der Verdi: „Ja, was wollte «Wollcge von der Siguora so spät noch? Und inr Schlafzimiuer der Signora?" „Ach was, meinte die Verdi, „das war doch nicht der Kollege von der Siguora, sondern der Kunsthändler Rochus, der der Siguora ein al- tes Halsband zeigen wollte, das sie bei ihm bestellt. Und da die Siguora nicht ganz wohl war, hat sie ihn im Bett empfangen — was ist denn dabei?" Na, ick dachte mir meiii Teil, aber nnsereinS muß jazi« allen« schweigen. An» nächsten Tage aber sprach die Signora, ganz gegen ihre sonstige schweigsame Art, mehrmals so recht absichtlich in meiner Gegen wart voll dein Knnsthändler RochnS, der ihr ei» altes Halsband gebracht haben sollte. Ich laß mich hängen, weil» der Kollege und der Kunsthändler Rochns nicht ein und dieselbe Person gewesen sind." „Und nachdem ist er nie wieder hier gewesen?" forschte nun Brümmel in gemacht gleichgültigen» Tone. > Die Lina hielt die Hand vor den Mund, als wen» sie verhütest wollte, daß jemand sollst ihre Worte hörte. „Ja, am nächsten Abend — und noch einmal noch — wahrhaftig, au»Abend des TageS, an den» mau morgens den Graf tot gcsimden — ivar «r noch da und wieder aanz spät." L18.17
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