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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191902152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190215
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-15
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.02.1919
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sorge, Regelung des Arbeitsnachweises aus ossent- ltcher, rechtlicher und paritätischer Grundlage, Schaffung eines freiheitlichen Beamten, rind Disziplinarrcchts, Steigerung der landwirtschaft- lichen Erzeugung, verschärfte Erfassung der Kriegs- gewinne und wiederholte Erhebung einer Mehr- einkormnenstener, Heranziehung der Vermögen znr Verminderung der Reichsschnldenlasi, Sicher stellung der Gewissensfreiheit und Freiheit der Meinungsäußerung in Wort und Schrift, Frei heit der Presse, Wissenschaft und Kunst, der Ver sammlung und Vereinigung. Es folgten dann die politischen Ausführungen Im Verlaufe seiner Rede erklärte bei Bespre chung der inneren Wirren Scheidemann noch: Wir haben zur Vermeidung des Bürgerkrieges alles getan, nicht zuletzt auch, weil wir wußten, daß nach Entfesselring des Bürgerkrieges Scheuß lichkeiten auf beiden Seiten nicht zu vermeiden sein würden. Man kann nicht neben den Sol daten einen Minister stellen, der arispaßt, daß der Soldat nicht über die Stränge schießt. Die alleinige Schnld für das, was geschehen ist, trifft ausschließlich diejenigen, welche allen Warnungen nnd Beschwörungen zum Trotz da? Verderben entfesselt haben. (Lebhafte Znslimmung.) Von dein Programm des Präsidenten Wilson sagte Scheidemann: Es ist von uns aus innerer Neberzeugung angenommen worden. Tas deutsche Volk bat sich das Selbstbestimmungsrecht nach furchtbaren Kämpfen errungen, wie sollte es an ders als freudig dem Gmndsatz huldigen, daß Völker und VolkSteile nicht wie Bauern auf dein Schachbrett verschoben werden dürfen. Aber eS darf auch keine nene Sklaverei aufgerichtet wer den. Das deutsche- Volk soll und wird das Va- lerland aller sein, die deutsch sein und bleiben wollen. Keines seiner Mitglieder soll in Schmach nnd Not verkümmern. Die Machtpolitiker der Entente können uns Wohl zum Frieden zwingen, aber sie werden niemals 70 Millionen Menschen zwingen können, einen solchen Frieden im Inner sten ihres Herzens als ehrlich und gereckt anzu- erkennen. (Allseitige lebhafte Zustimmung.) Un ter lebhaftem Beifall richtete Scheidemann einen warmen Appell an alle Neutralen, die sich ein Gefühl der Menschlichkeit bewahrt baven. nns in der Forderung aus sofortige Heimsendnng der deutschen Kriegsgefangenen zu unterstützen. Tie große Aufgabe, sagte Scheidemann im weiteren Verlause seiner Rede, die wir unS ge stellt baden, ist die Beseitigung der Klassennnter- schiede. Ich will an dieser Stelle ein offenes Wort zu Ihnen sagen. Es würde sinnlos nnd unnütz sein, die Tatsacke verdunkeln zu wollen, daß innerhalb der neu gebildeten Regierung über das Ideal der künftigen Gesellschaftsordnung ver schiedene Auffassungen Herrscher:, aber ich glaube sa^en zu dürfen, kein Mitglied der Negierung verfchlicßt sich der Erkenntnis, daß wir uns im Zuge einer Entwickelung befinden, die weder zu- rückgelckraubl, noch Hme die sckwerstc Gefahr für . das Ganze übersehen werden kann. Was uns zusammenführte, das war das harte Muß, die bittere Nuß. (Lebhafter Beifall.) Der ZentrnmSabgeordncte Gröber erklärte: Es sind nun schon mcbr als -1)^ Monate, daß Deutschland nm den Frieden gebeten hat. Es ist rin Vorgang, wie er in der ganzen Geschichte dcr Well nock niemals vokgekommen ist, das; ein Volk nm Frieden bittet und mebr als Mo nate nicht e nnwl eine Antwort aus diese Bitte erhält. (Lebha'le Zustimmung.) Gröber erklärte lick im Namen des Zentrums auch heute gegen jede, auch srauzösiiche und polnische Anncrions- politik, und protestierte gegen den Plan, den Kaiser vor ein ausländisches Gericht zu stellen, wodurch nur Deutschland herabgcwürdigt und beschimpft werden soll. Gegen die Anucrionisnn nnd gegen den Bollchewismns muß fick das deutsche Volk znr Webr setzen, nnd cs braucht deshalb eine Volkswehr. Gröber dankte dann der früheren Armee für das, was sie zum Schutze für unler deutsches Volk nnd Land geleistet bat und wandte sich dann gegen die Soldatenräte, deren Wert als Vertrauensausschüsse er aner kannte, deren politische Tätigkeit aber er verlver- sen zu müssen erklärte. Den großen Grundsatz, nickt nM der.persönlichen, sondern auch der ge nossenschaftlichen Freiheit der Neligionsübung wollen wir uns, sagte Gröber weiter, für die Gesamtheit des deutschen Volkes retten. Die Re gelung der Einzelbcziehnngcn zwischen Staat und Kirche muß Sacke der Einzelstaaten sein, nur daß sic auf dem Boden der Freiheit zu erfol gen hat. , Durch unseren Antritt in die Regiemng sind mehr als drei Viertel der Nationalversammlung in der Negierung vertreten. Durch unseren Bei tritt w-ird auch die Politik der Regierung beein flußt. Das Arbeitpprogramm der, Regierung ist ein Koalilionspr»g»amm, nickt ein sozialistisches. Man wird auch kiinftig nickt mehr von einer so zialistischen Republik sprxckcn dürfen. Wir sind nicki Mitrlieder einer sozialistischen, sondern einer Koalitionsregierung.- Wir bleiben Zentrums* Mitglieder'auck In der Regierung. Wir sind auch stets Anlhinger der Demokratie gewesen. Trotz dem inißbillliger» wir die Revolution, weil sie eine gewaltsame Unterbrechung der stetigen demokrati schen Forte»kmickeiuna »var. Tic Revolution vom 0. November bat uns voliti'ch, milirärisch und finanziell aufs schtoerste gesck>ädigt. Ohne Revo lution hätven wir längst den Frieden. Meine politischen Freunde stellen sich nach allem, was geschehen ist, auf den Boden der vollendeten Tatsache. Wir wollen die demokratische Repu blik, weil "wir in ihr die einzige Möglichkeit er- blicken, aus dem Chaos dcr Revolution hcraus- znkommen. Wii' wollen die demokratische Repu- blik aus föderativer Gruadbaac. Wir sind aber Gegner einer ungesunden Lckablonisienmg und Zentralisierung. Man Kenf nicht glauben, daß der Nus Los von Berlin aus einer bloßen Oppo- lirionslnst citHandcn ist. Darum soll man auch den deutsche» Stämmen daö Reckt lallen, im Nahmen des Ganzen nach ituer Eigenart ihre Verhältnisse zu ordnen. Wir würden es begrü ßen, wenn die DemichSesterreicker zu uns lom- men würden, nachdent sie lange Iabre durch eine salsaic Machtpolitit aus Deutschland verdrängt worden sind. Nach Abstammung und Geschickte gebären sie zu uns, mögen sie reckt bald zu uns kommen. (Lebhafter Beisali l liniere Volksseele ist krank, sehr krank. Unser Polk muß zum Geiste der Arbeit und Pflichterfüllung zurüägefnhn wer den, nur das kann nns wieder ausrichten. Tie frühere Größe Deutschlands ist nicht durch mili- täröchc Gcwaltlcismngan. er-rungen worden, son dern durch bürgerlichen Fleiß nnd Tüchtigieit. Dr. Nan mann (Demokrat): Es wäre mich eine uuwzialnttßite Mebrhcit nach rechts hin mög- Ücy gewesen, aber diese würde zwei Hauptzwecke der Gegenwart nickt erßilten können, sie würde die Revolution nicht beendigen können und dem Anstande gegenüber würde die Mehrhcit dcr Reckten als eine Garaitic siir einen künftigen Necktsfriedcn üi keiner Weise erscheinen. Die wirtlich bis zn Ende gegangene bürgerliche Um gestaltung, die wir in Deutschland bisher nicht batten, kann jetzt dinckHNführt werden, weil So zialdemokraten, Demokraten und Zentrum fich darüber einig sind. Sic haben keine angeborenen politischen Rechte mehr, keine Kasten nnd Klas sen. Wenn die drei Parteien mit allen ihren Verbindungen im Norden nnd Süden die Hände ineinander legen nnd sägen, wir wollen trotz aller Eigenart -und T»isßrenzen eine gemeinsame Einheit der Reichsbitdung sein, dann sind sehr große Gefahren der Abspaltung von Teilenallein durch diese eine Tatsache von vornhewin über wunden, Daß die Perticler dcr drei Parteien in der Regierung ihrer Partei zugehörig bleiben, Halle ich sogar sür einen Vorteil, denn so kann die neue Negierung »o» vornherein keine Klasscn- rezieruug sein. Bestimmt und unzweideutig muß gesagt werden, daß unter die Geschichte der Für- llen der Strich gemacht ist, daß ein Traum vom Wiederlonnnen der Monmcken nur die Bedruckung mit einem Bürgerkriege ist, das Schlimmste nnd Unheimlichste, was wir erleben konnten. (Leb hafter Beifall.) Die ganz großen Schwierigkeiten, wie sie schon vor 70 Jahren vorhanden waren, bestehen auch heute, Dezentralisation, Zentrali sation, Bnndesstaaten, Zwiespättigkeitcn zwischen Nord nnd Süd. Wir sind kein einheitlich sche matisch gefügtes Volk. Ein einheitliches, repu blikanisches, deutsches Volk zu machen, das ist die Ausgabe, warum wir hierher geschickt worden sind. Wir stellen jetzt in einer Weltsituation, wo der politische Typ von Amerika ausging, Von Westen kommt jetzt Wilson mit seiner heiligen Allianz des Völkerbundes. Wir brauchen die Ein fügung in diesen Welttyp notwendig. Der Deut sche crsckxnnt in der Welt draußen als das Raub tier innerhalb der Menschheit, das vernichtet wer den muß. Wenn jetzt die draußen sehen, daß wir von dem, was von unseren Heeren noch übriggebliehen ist, wieder HecreSteile formieren, damit wir nicht ganz von Polen und Tschechen ausgekrcssen werden, ruft man in Frankreich, seht, sie wollen den Frieden nicht, es ist ihnen nickt ernst damit. "Nein, wir alle wollen ehrlich den Frieden, aber wir wollen ans deutschem Boden nicht von Fremden anigesressen werden. Wenn in dieser verzwellelten Lage die drüben nichts anderes zu sagen wissen, als Rührt euch nicht, laßt euch weiter srcssen, so kommen einem doch tiese Zweifel an der Wahrhaftigkeit dcr großen T-eklamation von der Zivilisation. (Ledhaster Beifall) Wir müssen verlangen, daß auch die andere Welt, die Wett der Sieger, daS Gefühl der Anständigkeit, der Menschlichkeit, der Noblesse uns gegenüber bcsitzt. Seit unterer Niederlage aber lernen wir die übrige Welt von einer Härte kennen, die unerhört ist. Fast scheint cs, als ob man bei der jetzt bevorstehenden Erneuerung des WasjenstillstandeS unsere dcut'chc HandelSswtie op''crn will. Sogar die lKaupläuc der Schisse, die wir ans dcn Wersten lrabcn, läßt sich die Emente geben. Wenn die Entente ihre Hand so ans unsere Flotte legt, was nützt uns dann die Freiueu der Meere. Unter diesen Umständen müsien wir auch als Freunde dor Mitglieder der Negierung fragen, wie werden diese Dinge ge- macht nnd venvaltet, und ist es möglich, daß man die deutscher. Schiffe ausfahren läßt, obne zu willen, ob man sie jemals Wiedersehen wird. (Lebbaßer Beiiall und Zustimmung.) Wit haben versprochen, aus die Wßsonschen Punkte cinzu- gehcN, mögen sie saner odcr süß sein, sic wer den gestalten werden bis aufs letzte, aber dar über hinaus ist nichts bisher versprochen wor den, und ich frage, wo liegen die Rechte sür die Polen, jetzt, vor dem FriedenSschluß, unsere Osl- grenze zu überfluten? (Lebhafter Beifall.) Wir wollen das Wort vom Scstbslbesümmungsreckl der Völler angcwcndct lotsten. Tas gilt vor allem von Elsaß-Lotbringen. Vor allein müssen wir auck denken an unsere deutsthen Brüder in Ocslcr- :cick>. Wir müssen jeden üdenriebcncn Pesjimi 7- mus überwinden und dürfen den Glauben an unS nick! verlieren. Wir lw'fep, als Voll noch ein mal aufzusieben nnd lcbncn gerade desl>alb mit aller Entschiedenheit ab, daß man uns mit Nu belgold von onßen ber den Aufbau stör!. (Leb hafter Beifall.) Reichsminister Erzberger gibt eine Dar stellung der Verhandlungen über die deutschen ?ckll''e und erklärt: Tie in der Ocsscntlrckkci! au "getauchten Behauptungen, daß die dentscixm Schiffe auSoeliefert seien, sind vollständiger Irr tum. Die Schiffe find nicht ausgeliefen, sondern werden nur zur Verfügung gestellt. Daö Eigen tum an den Sausten ist für uns gesichert, mit der Sicherheit, die jeder internationale Vertrag besitzen uniß. Es entspricht dcr Absicht der Ne- gieruno, und dem Sinn des Abkommens, daß die Schiffe vorerst nickt ausfahren bis nach dem Ernährnngsablommcn, das bereits abgeschlossen ist. Auch das Finanzabkommen ist geschlossen. Am Schlüsse seiner Rede erklärte Erzberger: Seit dem 11. Januar befindet sich kein alliierter KriegSgcsangener mcbr in Teulsckland. llm so berechtigter ist dic eimnütigc Forderung, daß noch vor dem, Präliminarfrieden die deutschen Gefangenen h?räuSgegeben werden: ' .^7 Uhr würde die Beratung abgebrochen - Nächste Sitzung Freitag 2 Uhr Rr« MMWaidMr-M. l«W» w Trier. Die' französische Delegation in Spa bat am 13, Februar, morgens 3 Uhr M telephonisch die deutsche Vertretung in Spa benachrichtigt, daß vom französischen GeneraPab, General Weygand, bei ibr folgendes Telegramm eingclaufen ist: Der an; 16. Januar erneuerte Waffenstillstand läuft am 17. Fcbrüar ah. Die Verlängerung über diesen Termin hinaus bis zur Unterzeich nung des PrälunmcU'friedenS is: von den alli ierlen Regierungen nicht gebilligt worden. In folgedessen baden jick die Alliierten und die deutschen Bevöllmächtiglcn,' welche die Verein barungen Pom )I. November, 13. Tezcmbcr und 16. Januar getrosfen haben, zu einer Konferenz zu vereinest, um über die Verlängerung dcS WaffenslillsjandeS über den l7. Februar hinaus zu beschließen DaS Oberkommando der Alli ierten hat die Ebre, dem deutsche» Oberkommando v nzuschlagen, die Konserenz am Ist. Februar nackmittags in Trier stattfinden zu lassen, rind zwar unter denselben Umständen wie rm Ja nuar. Es wird um unverzügliche Antwort gebeten. Die Abreise der deutschen Delegierten ersolgte Donnerstag nachmittag st Uhr vom Anhalter Vahnlwsc. in einem Souderzuge. Staatssekretär Erzberger, der von.Weimar kam, traf mit den Berliner MimNcdcrn und Kommissaren in Kollek zusammen. TZ" WuffevsttWavd bis zum V^riedeN Nach einer. Havasmeldung wird das bcrvrn- slechcndßc Merkmal de-s WasfenstitlstandeS sein, daß er nicht urehr aus kurze Frist, sondern end gültig bis zur Unterzeichnung der Friedensprä liminarien abgeschlossen werden wird. Der oberste Kr'.egSrat war der Ansicht, daß der provisorische nwdus vivendi weder sür Deutschland nock für die Entente länger wünschenswert sei und daß es veiser sei, das Peinliche in den Beziehungen der beiden Parteien zu befestigen. Seil dein 1l November buben die Alliierten in der Tat Deutsch land aus der Nähe prüfen rmd sick genau von leinen wirklichen Absichten ihnen gegenüber Nc- ckensckaft oblegen Können. Sic müssen in dcr Lage sein, von ihm die Ausführung feiner Ve» pfl'ckumacn zu erreichen, ohne das Zwangsmil icl einer allmonatlichen Erneuerung des Nassen nuckondes zu gebrauchen. DaS gleiche einem Danwllcs-Schwerl,' das über Deutschland schwebe. Anderseits wurden die Atliiecicu genötigt, um so ernstere Bürgschaften zu forderst, als dcr Wassen- stillstand länger dauern wird. Sie wandten die Grundsätze WtOonS an, wonach Tentsckland un möglich geinackt weiden müsse, den Krieg wie der zu beginnen, und wonach die Beziehungen zwilchen Deutschland und der Entente nickt druck häufig wiederholte Wassenstillstandsbtspr'cchrmgm vergiftet werden sollten. Ferner wurde der ener- gische Wunsch Elcmenceaus berücksichtigt, Fran: reich gegen jegliche lieberraschung zu schützen, Seit er in der Mi lwochssitznug des KrieMaleS zum Ausdruck brachte. Präsident Wilson sckluß ück dieser Austastung an. Nach Anhörung der militärischen Sachverständigen nahm der Kriegs- rat schließlich folgende Entschließung an: Der gegenwärtige Wafstnstillstand wird am 17. Februar für eine sehr kurze Dauer erneuert uu-rbiu mit der Möglichkeit sür die Alliierten, >bn jederzeit anfzstheben, soweit die Klauseln nickt erfüllt werden, zu dcnen die vorher von den DeNiscken nickt auSgefüluten gehören, towic die Verpflichtung für i r Heer, unverzüglich die Feindseligkeiten' gegen 'Polen einzustellen und nickt die festgesetzte Linie zu überschreiten. Wäh- Mchn-ttsterlle. j Kriminalroman von M. Kossak. 9 j Felix' seltsame Neben, in denen er sie fragte, ob sie immer an ihn glauben möchte, gleichviel, was die Menschen über ihn sprechen würden, kreuzten ihren Sinn und ließen ihr Blut erstarren. Und dann siel ihr noch eines ein — warum hatte Felix ße au jenem Abend, dem letzten, an dem Wels» holen »och unter den Lebenden weilte, nicht nach Hculle gebracht ? Die Augenblicke, in denen sie mit iam draußen stand, auf den Fiaker wartend und WelLhiKen und Anita beobachtend, vergegenwär- liglen sichihrund ein Schänder überlies ihren zar- tK-Körper.Wiederhörte sie ihres Verlobten Stimme: „Ekelhafter Kerl!" in bezug aus den Grafen und uüeder sah sie den haßersülllen Ausdruck, mit dein seti e Äugen auf dem allen Lebemann ruhten. Wo ivar Felix hingegaugen, nachdem sie sich von ihm getrennt? War er dem Grafen gefolgt — ihm und Anita? Oder war er in Welshofen« Woh nung gewesen und hatte dort heimlich daS Mor phium m das Wasser getan? „Gotthelfe mir, cr hat ihn getötet!" schrie e» t» ihrer Seele. Ihr Felix, ihr Abgott, ein Mörder? Nein, das konnte nicht sein! Und wieder reg ten sick andere Stimmen in ihrem Herzen, die Stirn» inen der schebe lind des Vertrauens, di« ihrem ent setzlichen Argwohn widersprachen. Er, er selbst Halle sie gebeten, ihm zn vertrauen, immer, immer und sie umckue sich eines Verbrechens an ihm schuldig, wenn sie dem M ßiranen nicht Schweigen gebot. „Er kann eö nicht getan haben, er kann nicht! Nud wenn die ganze Welt gegen ihn zeugt — ich wlll an ihn glauben," sprach sie feierlich zu sich selbst. „Er ist nicht schuldig, nur der Schein spricht gegen ihn." 4. Kapitel. Am Nachmittag desselben Tage» wurde Felix OlferS, als verdächtig des Mordes, begangen au dein Era'cn Welshofen, verhastet. Die Anklage stützte sich in der Hauptsache da rauf, daß seine Braut die Handschrift in dem Brief, den man bei dem Toten in der Nachttischschnblade gefunden, als die seinigr erkannt hatte. Außerdem waren aber auch noch eineganzeAnzahl Verdachts momente vorhanden. Verschiedene Personen hatten OlferS am Abend vor dem Mord vor den „Kaiser- hallen" stehen, anscheinend auf den Grafen war ten und ihn mit finstern Blicken beobachten gese hen. AIS Welshofen dann fvrlgcfahren war, war der junge Manu ebenfalls in einen Fiacker gesprun gen und hatte dem Kutscher befohlen, dem Gefährt WelShofenS zu folgen. Au der Mayerhofstraße, ge genüber dem Theresianum, hatte er ihn dann ent lohnt. Wo er sich hingewandt, wußte der Kutscher nicht anzugeben. Daß OlferS frijher in Beziehun gen zu Anita Brusio gestanden und ihr vor ihrer Verlobung mit Welshofen auch hier iu Wien noch Eifersuchtsszenen gemacht, war aller Welt bekannt. DaS Motiv zu dem Morde, wenn er ihn wirklich vollbracht, war demnach zweifellos in feiner Eifer sucht auf den Grafen zu suchen. Seine Kollegen sagten auch übereinstimmend au», daß er nach dein Bekanutwerden der Verlobung Anitas mit Wels hofen ein auffällig aufgeregte- Wesen zur Schau getragen hatte. Natürlich war sofort nach Olfer-' Verhaftung eine Haussuchung bei ihm vorgenommen worden, auch hatte man seine Sachen mit Beschlag belegt, aber vorläufig schien «S, alr ob nicht- Berdächti- gcS unter dtiiselbeu zu finden wäre. „Ich kann Ihnen den Vorwurf nicht ersparen, Brümmel, daß Eie sich der Sasse gegenüber unklug benommen haben," sagte in der DämmerungSstunde nach Felix OlferS Verhaftung der mit der Unter suchung im Fall Welshofen betraute Richter zu einem kleinen, schmächtigen Mann, der in schein bar unterwürfiger Haltung vor ihm stand. Beide befanden sich in dem Büro des Untersuchungsrich ter« Heilmann. „Wozu mußten Sie da» Mädchen zuerst stutzigmacheu und durch Ihre törichten Re den iu Verwirrung sehen, bevor Sie ihr die Photo graphie des Briefe» zeigten?" fuhr der Richter vor wurfsvoll fort. Der Brümmel Genannt» warf unter den gesenk« teil Lidern hervor einen raschen Blick, in dem sich alle? eher als Respekt malte, auf den Vorgesetzten, erwidert« aber nichts. Sein Gesicht war überhauvt anscheinend keines, da« seine inneren Regungen leicht wiederspiegelte. Es war im Grunde, wenn aber auch nicht direkt einfältig, so doch ausdrucks los und gleichgültig -- ein ÄllerweUSgestcht, das gewiß nicht leicht wicderzusrkcnuen sein mochte. Frida und Lontson hätten sicherlich angesichts die se« Manne» nicht geglaubt, daß der Hausierer vom Vormittag und er ein und dieselbe Person wären. „Nun, so antworten Sie doch, Brümmel," sagte der Richter jetzt ärgerlich, „erklären Sie mir, wa» Sie sich dabei dachten, als Tie die Sasse mit Ihren Reden von voruhereiir darauf aufmerksam mach ten, daß e» sich mn «in Verhör handelte?" „Herr Doktor entschuldigen," erwiderte Vrüm- mel bescheiden, „aber Herr Doktor irren sich. Ich habe die Sasse nicht darauf aufmerksam gemacht, daß eS sich um ei» Verhör handelte, sondern ganz im Gegenteil hätte ich da» getan, wenn ich sofort mit dem Brief herauSgerückt wäre. Dann hätte st« doch gleich gewußt, was lo» war und wäre auf ihrer Hut gewesen. Ich würde dann nicht» von ihr er fahren haben." „Ja, was haben Sie Len» erfahren?" «rkuu- digte sich Heilmann mürrisch. „Daß sie nichts, aber mich buchstäblich .uicht» von der Mordsache weiß und daß e» daher ganz verschwendet« Müh« wär«, wenn wir in dieser Hin sicht weiter in sie dringen würde» u»d zweiten», daß sie furchtbar «iferstichtig auf die Brusio ist. Alles, wa» st« sagte, legte von dieser Eifersucht Zeugnis ab. Sie wurde blaß und rot, als ich tat, al» wäre ich mir nicht ganz klar darüber, ob sie oder die Brusio mit dem OlferS verlobt sei. Da gegen keine Spur von Besorgnis, daß man de» OlferS mit der Mordsach« in Verbindung bringen könnte. Diese Möglichkeit war ihr offenbar noch gar nicht in den Sinn gekommen. Nachdem ich diese Gewißheit gewonnen, kam ich mit dem Bries her- vor, denn etwa» anderes wollte ich jetzt nicht mehr von ihr erfahren, als die Tatsache, daß er ihn gr- schritben." Der Untersuchungsrichter biß sich t» die Lip pen, den» Brümmeltz Ausführungen waren unan fechtbar. Er, er selbst. Tr. Heilmann, hatte falscl geurteilt. Da aber kein Vorgesetzter eS seinem Un tergebenen leicht verzeiht, wenn letzterer ibin ge genüber recht gehabt hat, so steigerte diese Erkennt nis nur den Groll, dcn er gegen Brümmel hegte. Wiederholt hatte der scheinbar so demütige De tektiv ihn seine Ueberlegcnheit fühle» lasse». „Und i» welcher Richtung gedenke» Sie setzt weiter Ihre Nachforfchunge» zu nuternehmen?" fragt« Heitmann. Brümmel überlegt«. Er wollte dem Richter nicht deutlich sagen, wa« er dachte, m» besser freie» Spielraum für seine HandlmtgSweise zu behalte». „Ich meine, daß eS doch g»t wäre, sich mit OlferS' Kollegen in Berbindnna zu setzen," äußerte er dann, „Wozu? Wollen Sie Leumundszeugnisse über OlferS haben? Damit hat «S vorlänftg noch Zeit für das erste handelt eS sich darum, de» Spure» zu folge», die wir haben." „Und die sind nach der Meinung deS Herm Dok tor?" „Nun, wir missen, daß der Graf mit Morphium vergiftet ist, also wäre cS festznftellen, ob und wr der OlferS da« Morphium gekauft hat." „Sind der Herr Doktor den» wirklich sicher, daß der Graf an Morphium gestorben ist?" warf Brümmel gleichmütig ei». H«ilma»n sah überrascht auf. „WaS? Darüber besteht doch kein Zweifel." „Herr Doktor verzeihe», aber die Sektion ba5 «ryeben, daß di« Morphimn^ «in« verhältiüS- mäßig kleine war. Der Arzt sagt, daß er kamn be greife, wie diese geringe Menge des GiftS den Tod eines Mensche» zur Folge habe» konnte. Er meint, r« müßten da Komplikatiouc» hinzugetrete» sei», die Herzschag herbeiführtc» —" „Nun also?" unterbrach der Richter de» Detek tiv. 218,17 „Gewiß ja, aber dennoch meine ichBriim- melstockte und sprachnichtau«, wa«erdachte. „Wenn der H«rr Doktor wünscht n, will ich also wegen dct Morphiums uachforschen/ fügte er hiuz».
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