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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191902180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190218
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-18
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.02.1919
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einiger Tolkköpse willen das Schicksal Hundert« tausender auf das Spiel gesetzt werden soll, dann mutz zugepackt werden. (Stürmischer Beifall.) Der Minister kam dann auf die Vorgänge in Bremen zu sprechen und stellte auf Grund der Aussagen von Soldaten fest, das; die Haupthetzer, als die Sache kritisch wurde und die Kugeln pfiffen, verschwunden waren. Aus allen Teilen des Reiches wird die Regierung bestürmt, der Unordnung, dem Wirrwarr, der Gewalttätigkeit ein Ende zn machen. Wir haben den lebhaften Wunsch, daß das durch Verhandlungen und durch Mahnungen erreicht werden möchte. Wenn aber die Verblendeten und Böswilligen nicht hören und (sie sind,ja nur eine kleine Minderheit) sich der großen Mehrheit nicht fügen wollen, dann muß und wird ibncn cntgegcngetreten werden. (Beifall bei der Mehrheit.) Abg. Nicßer (Dtsch. Vp.): Die 25-Milli- ardcn-Fordcrunq bedarf einer näheren Beleuch tung in einem Ausschuß. Meine Freunde erken nen an, daß im Hinblick auf die gegenwärtigen Verhältnisse die Beibehaltung der monarchischen StaatSlorm ausgeschlossen ist. Wir sind bereit, der verfassungsmäßigen Einführung der republi kanischen Staatsform unsere Stimmen nicht zu versagen und an dem weiteren Ausbau der Ver fassung mitzuwirkcn. Wir werden aber stets dankbar der Monarchen gedenken, welche die Kraft und die Einheit Preußens und des Rei ches begründet haben. Meine Partei begrüßt den Anschluß Deutsch-Oesterreichs an das Reich als die beste Büroschast für eine frnchtbare*und Hofs- nungSreiche gemeinsame Zukunft. Wir geben die Ho'fnung nicht auf, daß noch einmal eine ein heitliche liberale Bürger- oder VollSpartci ßch bildet, welche alle nichtsozialistischen Kreise zu sammenfaßt, die aber auch einen Unterschied zwi schen Sozialismus und Demokratie macht, der notwendig ist. Wir halten eine energische Miftcl- standspolitik für eine der wichtigsten Aufgaben. Wir »vollen einen sozialen, aber nicht sozialisti schen Staat. Redner wendet sich dann gegen die Sozialisierung, die nicht die erwarteten Vorteile bringen werde. Hierauf tritt Vertagung auf heute Montag ein. Sie imn MffkNMstMZvedtMIM, Marschall Foch übergab dem Reichsminister Erzberger folgende Vorschläge zum Zusatzabkom men über die Verlängerung des Waffenstillstandes: I . Tie Deutschen müssen alle Offensiv- bewcgungcn gegen die Polen auf geben und ihre Truppen dürfen folgende Linie nicht überschreiten: Von der russischen Grenze westlich Lniscn- selde, westlich Groß-Neudorf, südlich Brzoza, südlich Schubin, südlich Samoschin, südlich Chodziesen (Kolmar), nördlich Ezarnikau, west lick» Miala, westlich Birnbaum, westlich Brut schen, westlich Wollstein, nördlich Lissa, nörd lich Wicruszow bis zur schlesisch russischen Grenze. 2 Der Waffenstillstand wird für unbefristete Zeitdauer mit dreitägiger Kündigungsfrist ver- längert. 3. Die Ausführung der früheren Wafscnsiill- standsbedingungen wird fortgesetzt und zum Ab schluß geführt. Dentfchland nimmt die B dlngringen an. Die ReichSregiening hat an den Netehsmini »irr Erzberger, Wafscnstillstandslommißion in Trier, folgende Mitteilungen gelangen lassen: Bi te Abkommen unterzeichnen, aber vorher Marschall Foch folgende schriftliche Erklärung übergeben^. Die deutsche Regierung ist sich der Schwere der Folgen bewußt, die sowohl die Annahme wie die Ablehnung des Abkommens nach sich Mhnensterne. Kriminalroman von M. Kossak. 10 .Also aus dem OlferS war nichts hcrcmSzube- komme»?" fragte er nach einer Weile, während deren Heilmann sich Notizen gemacht. „Nichts," bestätigte dieser. „Ich habe den Gra fen nicht ermordet und weiß von nichts," ist alles, was- er cuft meine Fragen antwortete. Wollte ich wissen, warum er den» Grafen an dein Mordabend nack.gesahren ist oder welcher Art seine Beziehun gen zn der Brnllo sind, so verweigerte er die Aus- sa 'e. Tas ist einer.von den Menschen, mit denen ab olm nichts anzukangen ist — ich kenne diele Men schen und kann mich ans meinen Scharfblick verlassen " Wieder flog unter Vrünimels gesenkten Lidern einer seiner raschen, scharfen Blicke zu dem großen Meillchentenner Heilmann empor. „Haben Herr Doktor noch einen Auftrag für mich ?" fragte der Detektiv. „Augenblicklich nicht. Statten Sie mir morgen Nopporr ab, ob Sie etwas über das Morphium erjahren buben." Dawit war Brümmel entlasten. Als er auf der Straße stand, veränderte sich der Ausdruck seines Gesichts. Verachtung und Haß leuchteten ans sei nen Zügen. Wie ost hatte dieser Richter, über des sen Kurzsichtigkeit in allen kriminellen Fragen der Detektiv nur mitleidig die Achseln zncken konnte, nicht schon seine besten Pläne durchkreuzt durch seine lörichlen Anordnungen, wie oft ihn, Brüm- mel, nicht »in den Preis seiner Mühen gebracht! Ging die Sache dann schief, so hieß eS, des Detek tivs Ungeschick trüge die Schuld daran. Aber war er nicht zum Teil vielleicht auch verantwortlich an diesem bösen AuSgang? Warum mußte er Heil mann denn iwmer seine Vermutungen und Ab- sichten aiweinauderscljeu? Konnte er nicht schein bar seinen Weisungen Nachkommen und zu gleicher Zeit ganz still ans der gesundenen Fährte der Spur uachgehen, um, wenn er an »einem Ziel angelangt war. mit fertigen Resultats» hervorzmreteu? Nun, diesmal wollte er nicht wieder so dumm ziehen müßte. Wenn sie ihren Delegierten an gewiesen hat, zu unterzeichnen, so geschah dies in der Ueberzeugung, daß die alliierten und assoziierten Negierungen jetzt ernstlich bestrebt sind, innerhalb der kurzen Frist, für die sie den Wafienstillstand verlängert haben, der Welt den ersehnten Frieden wiederzugeben. Die deutsche Negierung ist aber genötigt, ihren Standpunkt zu den drei Bedingungen des Abkommens durch folgende Bemerkungen klarznstellen: 1. Das Abkommen ignorierck die aus dein Volkswillen in geordneten Formen hervorgegan gene deutsche Regierung. Es legt den Deutschen in^Form schroffer Befehle und Verbote zugunsten der aufständischen Polen die Pflicht auf, eine Anzahl wichtiges Plätze, darunter Birnbaum und Venftchcn, obne weiteres-zu räumen. Tiefe Plätze sind in deutscher Hand, überwiegend deutsch be siedelt rind von wesentlicher Bedcntung für den Verkehr mit dein deutschen Osten. Dabei leisten die alliierten und assoziierten Mächte nicht ein mal die Gewähr dafür, daß die Polen cS ihrer seits unterlassen, neue Angriffe zu mrtenrehmen oder vorznbereitcn, daß sie die deutsche Bevölke rung, ans deren Schutz wir verzichten sollen, mcnschcnwürdig behandeln, daß sie die deutschen Geiseln frcigeben, deren Festhaltung jetzt jeden Sinn verliert, und daß sie den bisherigen Le- bensmitlelverkchr nach dem Westen hin aufrecht- crbaltcn. Wenn wir auch bereit sind, jede mili tärische AngrifsShandlnng in Posen und anderen (^bieten einzustellen und die gegenwärtige mili- üwucke Lage dort als Basis anzuerkennen, so müssen »vir doch erwarten, daß auch die aufstän dische» Polen die Demarkationslinie einhaltrn. Andernfalls müßten wir befugt »sein, uns mit Waf'cngewalt zur Wehr zu setzen. 2. Deutschland darf darauf Hinweisen, daß es sich bis zur völligen Erschöpfung seiner wirt schaftlichen Kräfte und bis zur Zerrüttung seiner Verkehrsverbältnissc beniübt hat, den Waffenstill- slandsbedingungen nacbznkommen. Es will auch jetzt versprechen, die Punkte zn erfüllen, in denen ibm die Durchführung bisher nicht gelungen ist. Dabei darf eS aber annehmen, daß feine Ver pflichtungen nicht in einer Weise ansgelegt wer den, die mit den beiderseitig anerkannten Grund sätzen des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika unvereinbar ist und den Gedanken des Nechls'riedenS im voraus zunichte macht. Ob »vir die in Aussicht gestellten Weisungen der alliierten oberster» Heeresleitungen in vollem Um fange zu befolgen in der Lage »sind, müssen »vir abwartcn. 3. Wenn Deutschland jetzt an Stelle bestimm ter Fristen für den Wafteustiklstand, die eS ge statteten. sich auf die Erfüllung der Bedingungen einzurichten, nur eine kurze, unbestimmte Frist mit einseitiger dreitägiger Kündigung gewährt wird, die geeignet ist, die Ruhe und Ordnung in Deutschland in hobeln Maße All gesährdcn, so bedeutet das eure ungerechEerugte Erschwerung nnserer Lage. Wir vermögen die Hoffnung nicht alUzuoeben, daß die alliierten und assoziierten Regierungen es für tunlich hallen, unter Ver längerung des Waffenstillstandes bis zum Prä- )iminarfricden in Verhandlungen über die deut schen Gegenvorstellungen cinzutretcn. Scheidemann. Schnüre Krawalle in Mabern N ü r n b erg , l6. Febr. Nach Abschluß der gestrigen Temonstranonen von Soldaten der Gar nison Nürnberg gegen das Verbleiben Roßbaup ters.in seinem Amte sanden im Lause des Nach mittags an verschiedenen Stellen der inneren Stadt Ansammlungen von Menschenmassen statt, wobei Reden ge'alten und die Vorgänge der letzte» Stunden erörtert wurden. Allgemein ist unter den Soldaten die Mißbilligung gegen die AuSfübrungsbeslimmungen RoßhaupterS über die Neuorganisation der baheri'chen Armee. Heute vormittag setzte die Gegenbewegung erneut ein. Aus dem Egtdtenplatz fand eine Versammlung unter freien» Himmel als Protest gegen die so- genannte weiße Garde und die Minister Noß- haupter und Auer statt, wobei eine Resolution angenommen wurde, die sich mit diesem Thema befaßte. Nach Schluß der Versammlung zogen die Demonstranten durch das Stadtinnere. Als der Demonstrationszug dis-.-: Teutschhaustaseme, jetzt Gebäude des GenepajkommandoS des 3. bayerischen Armeekorps, passierte, fielen angeblich einige Schüsse in die Menge, wodurch zwei Sol daten getötet und vier verletzt wurden. Nach einer Version solle»» fünf Soldaten getötet worden sei»». Tie Menge stürmte das Generalkommando, lieber dem Eingangstor hängt seitdem ein Plakat mit der Aufschrift: Besetzt voi» den Spartakisten und Unabhängigen. Die Fenster des > Generalkomman dos im ersten Stock sind mit Maschinengewehren bespickt und Bücher zum Schutze der Bedienungs mannschaften ausgeschichtet. Der die Straße und den Platz vor dem Generalkommando beherr schende weiße Turn» erhielt gleichfalls Be setzung mit Maschinengewehren. Die Straße»» ziun Generalkommando sind mir Wachtposten be stell», die zunächst damit beanftragt sind, de»» Ver kehr ausrechtzucrhalten, der infolge Ansammlung von Neugierigen sich nur schwerfällig vollzieht. Auch in der Karolinenstraße, woselbst die dort befindlichen Telephon- und Tclegraphenämter ebenfalls voi» der roten Garde gesetzt sind, wer den AbspcnnmngSmaßnalnnen getroffen. Soldaten init geschulterten, aber ungesicherten Gewehren, ebenso Abteilungen mit Maschinengewehren, die, nach den mitgesührten Holzkästen zu schließen, reichlich mit Munition versehen sind, durchqueren die Straßen, um an den ihnen zugewiesenen Posten Ausstellung zu nehmen. Hier und da rattern große Lastautos durch die Straßen, auf denen Masebinengewe'ore aufgebaut sind. Verein zelt ,erblickt man auch Handgranate,» in den Hän den der Soldaten. Bei der Erstürmung des Ge neralkommandos wurde von Handgranate»» Ge brauch gemacht. Auch der „Fränkische Kurier" und die „Fränkische Tagespost" sind mit Besatzun gen und Maschinengewehren versehen worden. Ter gesamte drahtlose Verkehr innerhalb der Stadt wie auch nach außerhalb war bis ä Mw nach mittags stillgelegt. Ter Zugverkehr, sowie der Ver lehr an» Hauvwahnbof geht seinen normalen Gang. Die schon seit beginn der Revolution tätige SichcrheitSwache, welche zrir Hälfte aus Mehrbcitssozialisten und zur anderen Hälfte aus Unabhängigen gebildet ist, versieht nach wie vor den Dienst, ebenso auf dem Balmposlamte. Wie lange der jetziae Zustand noch dauern wird, läßt sich noch nicht übersehen. Im Generalkommando finden noch Verhandlungen statt. Sie DllrWhrnig dn Sozsillfieriiiig in Suchst». Der Voklzugsrat des LandeS-A.- und S.- Rates des Freistaates Sachsen hat eine Denk schrift ausgearbei et, die der Regierung überreicht, und in der diese ersucht werden soll, der ver- fassungSmäßigen Volkskammer sogleich nach ihrem Zusammentritt ein System von Gesetzentwürfen über die Sozialisierung der gesamten sächsischen VoltSivinseba'l vorzulegen, das außerordentlich weitgehende Forderungen enthält. Tie Denkschrift behauptet, der Zeitpunkt für tue Sozialisierung sei niemals günstiger gewesen als heute und werde nach menschlichen» Ermessen nie wieder io günstig sein. Ferner ist der Verfasser der An sicht, daß »vir in der Lage sind, Hus allen Gc-' bieten des Wirtschaftslebens die weitestgehende Rationalisierung und Ersparnisse durchzusührcn. selbstverständlich, so wird weiter betont, ist die Sozialisierung ebne Schwierigkeit auch im Rat» inen eines EinzelstaateS wie der Republik Sach sen mühelos durchsührbar. Als Mittel zur Durch fühlnng eines solchen Planes werden folgenoe betrachtet: Tas Entscheidende ist die Errichtung eiltet ZentralwirtschastsamteS für das gesamte Gehict, der Republik Snchsen. Aufgabe dieses Amtes ist'zunächst eine Uebcrsicht über die pro duktiven Kräfte des. Landes und die Bewegung der Rohstoffe, und Produkte zu beschaffen. Pri- vatwirlsHaftliche GDftnMe sollen nicht mehr bestLlu-m.^ Hur DüMühning des Planes soll das ZentralrykrtschastSamt bevotlmäch.igt werden, die beschlossenen wirtschaftlichen Maßnahmei» aus alle»» Betrieben zu erzwingen, ferner ihre Durchfüh rung zu kontrolliere»» und .den gesamten Kom- pensätionsperkeh'r mit den äußerfächsischen Wirt schaftsgebieten zu leiten. .Felmer foll die Ratio nalisierung der Betriebe und der Arbeitölcitung ! dnrchgcführt werde». Im einzelnen werden der j Volkskammer über das Arbeitsgebiet dieses Am tes folgende Gesetze unterbreitet werden: I, Gesetz über Errichtung eines Zentralwirt- schastSamteS. 2. Gesetz Uber die Befugnis des Zentralwirll schastSamteS, statistische .Erhebungen zu veranlas sen oder zu beeinflussen und Enqueten und Er hebungen durchführen zu lassen. 3. Gesetz, über allgemeine AuSkunftspsticht ge genüber dein Zentralwirtschaftsamt. 1. Allgemeines A r b e i t S p f l i ch t g e f c tz für alle Sachsen. 5. Gesetz, das jedem Sachsen ein Mindestmaß von Wo'mung, Nahrung,,Kleidung, Bildung und Vergnügen sichert. 6. Gesetz über Ersorschnng und Durchführung der Betriebs- und ArbejtSrationalisiernng. 7. Gesetz über Zwangsorganisationen, der Er- zenäcr und staatliche Beaufsich.igung ihrer Orga- ! niiationen. ... - 8. Gesetz über staatlich beaufsichtigte Zwm lartekle. ' . 9. Gesetz über gewerkschaftliche Zmangsorga nisakionen. - 10 Gesetz über Zwangsorganisation der Kon- ftumenten. ' Ü. Gesetz über die Enteignung des städti sche»» Grund nnd Bodens. 12. Gesetz über die Enteignung des länd liche»» Grund und Bodens/ 13. Gesetz über Enteignung der Forsten. i i. Gesetz über Entcigmmg industrieller Be triebe kZcment, Zucker, Bausteine, Nohglas-Er zeugung, Bergbau, Erzeugung voi» Roheisen und Ha'bzeug aus Ei nm, Zeilungs- und Packpapicr-- rrzeugung, künstliche Düngemittel, Verkehrsmittel). 15. Gesetz über Enteignung der Verkehrs betriebe. Völker der Erde, gebt VM! Die lächsische Pressekonferenz hat folgende Kundgebung beschlossen: Die Ernährungsnot des Freistaates Sachsen zwingt die sächsische Presse als Vertreterin der öffentlichen Meinung zu folgender rückhaltloser Kundgebung: Das sächsische Volk hungert seit Jahren und ist jetzt am Ende seiner physischen und morali schen Kraft. Aerztliche Zeugnisse bezeugen über einstimmend: Allgemeine Unterernährung, man gelnde körperliche Widerstandskraft, verminderte Arbeitsfähigkeit, starke Ausbreitung gefährlicher Volkskrankheiten, hohe Sterblichkeit. Zugleich durchzieht ein seelischer Zusammenbruch das Volk. Geschwächte Willenskraft und vermin derte Arbeitslust bereiten im Verein mit der fort schreitenden Erschöpfung der gesamten Wirtschaft den Boden für anarchistische Zustände. Die säch sische Presse appelliert an das Gewissen der Welt, erhebt im Namen der Menschlichkeit und zur Abwehr der immer deutlicher Hernortretenden bolschewistischen Gefahr für die gesamte Zivili sation bei der Waffen stillstandskommtssion in Spa die -dringende Forderung, sofort die ver hängnisvolle Absperrung Deutschlands von der Ernährungsmittelzufuhr aufzuheben. Die Waf fen ruhen. Völker der Erde, gebt Brot! I „Ungefähr acht Monate. Veröffentlicht haben § wir nnsere Verlobmig allerdings erst nnmittelbar vor des Grafen Tode." ^„Glauben Sie, daß OlferS des Grafen Mörder „Nein,, ich glaube es nicht. Ich wüßte nicht den mindesten Grund, warum OlferS den Grafen er mordet haben sott." „Halten Sie es für möglich, daß dec Graf selbst - seinem Leben ein Ende gemacht Hal?" „Ich kann nicht die geringste Vermutung in die ser Richtung hin hegen, denn wenn ich auch de» Grafen Braut war, so hat er mir nie einen Ein blick in seine persöiitichen Verhältnisse gewährt. Un sere Beziehungen waren nie derartig intime ober vertrauliche." „Aber Sie waren doch seine Brant —" „Gewiß — ich qefiet ihm, er huldigte mir, warb nn» meine Hand nnd ich gab ihm mein Jawort. Dann verkehrte» wir streng formell nnter Wah rung der in decgittcu Gesellschaft üblichen Forme» mit'einander,. Mas. Wershofen besuchte mich am Vonuiltag auf cm bis. zwei Skuiwou, doch waren »vir selten allein--^u'cuic Gesellschafterin Mariette ' Verdi war stets bei mi^ Außerdem haben »vir zu- sammen zuweilen" Spazierfahrten mlternoinmeir oder in Nestaurmfts zmammcii gespestt. Taräni be- schränkte sich »tnser Bertebr. Gräf Welshofen wünsckllc denselben so z» gestaftcu, damit niemand den Na men seiner künftigen Gemahlin »vagen durfte zu' verunglimpfe» mW ich - ich war dmchcms seiner Meinung." Anderes war ans dcr Italienerin nicht heraus» zubckomme». Sie machte in» großen mW gcmzen den Enwcnck einer kühle», berechnende» mW ehr geizige» Persv», i» deren Herze» w<mig Bedürf nis »ach Liebe mW Htng'ebnng herrschte. Sie wollte Gräfin Welshofen werde», eine angesehene gesell schaftliche Stellung eumehmcn, in» Reichtum leben mwsich die Aufregungen des Daseins möglichstferm hallen— bas war die Ansicht, welche der Umcr- snchnngsrichter von ihr gewann. Trotz ihrer feuri gen Auge» mW ihres südliche» Aussehens schlum merte wenig mm südlicher Glut in ihr. L18,17 sein, diesmal wollte er seinen Borteil wahren. Er war cS müde, sich Heilmanns törichten Weisungen mUerzuordne». Ter Mann verdarb ihm ja seine Karriere. Eine Stunde später promenierte vor der Woh nung der Anita Brnsio ein Mann vom Aussehen eines Kommis oder kleineren Buchhalters. Sei»s Kleidnug war schon ein wenig abgenutzt, aber pein lich sauber mW ei» wenig stutzerhaft. Der Hut saß ihm keck aus der Seite mW in der Rechten schwang er unternehmend ein Spazierstvckche». Niemand würde in diesem fesche» Ha»dl»»gsbe- flissenen.dem inanes ansah, welche Mühe er sich gab, sich das Aenßere eines Kavaliers zu verschaffen/deii bescheidenen, milerwürstgeu Detektiv Brümmel er kannt haben. Einmal warf er einen flüchtigen Blick auf die Photographie des Briefes, de» Frida Sasse ! als vo» ihrem Verlobte» herrühreiw erkannt halte Es fehlte» ihm, wie gesagt worde», Datum, Anrede, mW Unterschrift sowie Anfang und Ende,das ganze Schriftstück bestand aber, streng genommen, nm aus einigen Zeilen, die völlig ans dem Zusammenhang gerissen waren. Diese läuteten: — „nnd so sag ich Dir noch einmal, hüte Dich! Mein Blnt ist heißer als Deines, das nur trag' mW dick in Deinen Adern fließt. Ich bin nicht znm Dulden geschaffen — ich nicht! Alles habe ich Dir geopfert —alles! Nicht viel hat gefehlt, daß ich Deinetwegen zum Schuft wurde — das vergesse ich Dir nie nnd auch Du darfst cs nicht vergessen. Dafür will ich sorgen.Führst Dn Dein Vorhaben aus, so wird meine Rache Dich treffen I Magst Dn noch so vorsichtig sein, Dich mit Wällen von Schutzmaßregel» umgebe»» — mujoiist, ich »verde Dich doch zn treffen wissen. Mu mW meiner Rache entrinnst Du nicht! Ich »vill den Preis meiner Qualen, meiner Opfer. Darum »och einmal „hüte Dich!" Denn —" An dieser Stelle brach daS Schriftstück ab. „Unbegreiflich, daß niemand anfgesalleu ist, »nie siimlos dieser Brief erscheint, sofern man aunimmt, daß Oliers ihn an den Grafen Welshofen geschrie ben haben soll!" dachte Brümmel, indes er baS Papier wieder znsammenfaltete und in die Tasche steckte. „Freilich wnndern sich alle, daß OlferS den Grafen mit „Du" anredet, aber da» ist auch alle», was ihnen ansfällt. Als ob das der Brief eine? jungen, heißblütigen Mensche» an einen alten Mann wäre! Lächerlich! Ein Liebhaber hat ihn ge schrieben — ein Liebhaber an seine ungetrene Liebste mW diese Liebste ist die Anita Brnsio! Für die Anita ivar dieser Brief bestimmt — für niemand sonst! Und die Anita hat ihn dem Grafen gegeben! Aber warn»»? Was bezweckte sie damit? Wollte sie sei ne» Schutz gegen die ihr angedrohte Rache ihres Landsmannes anrufen?" Brümmel ging in tiefe»» Gedanken hin und her Daß OlferS der Mörder des Grafen ivar, schien auch ihm zweifellos, aber dicseUeberzcmgung nützte ihm nichts, sofern er sie nicht zn beweisen vermochte. Man hatte dis Italienerin natürlich einem Ver- ! hör mltcrworfen, aber sie hatte so kühl und sicher ausgesagt, daß sic nichts über den Mord wüßte, nnd alle ihre Worte trugen derart de» Stempel der Wahrheit, daß niemand an ihnen ziveifclte. Auf die Frage, wie ihre Beziehungen zu Öfters gewe sen, hatte sie zur Antwort gegeben, daß sic bis vor einem Jahrc ein Freuudschoftsverhältuis mit ihm verknüpft, daß ihre Beziehungen aber nie über die Grenzen desselben hinansgegangcn seien. Sie wä ren an veischicdeueu Varietees Anstimmen enga giert gewesen nnd hätten sich ans Grmw der Tat sache, daß sie beide italienischer Abknnst waren, einander genähert; Öfters hätte zwar, wie sie bald erkannt, eine Leidenschaft für sic gefaßt, da sie die selbe jedoch nicht erwidert, so hätte er sie, wie sie fest cmgev.omme», bald unterdrückt. „Aber nuter Ihren Kollegen herrschte doch all gemein die Annahme, daß Sie verlobt gewesen wä ren?" fragte der Untersuchungsrichter. „Das ist eitles Geschwätz gewesen." entgegnete Anita.„Wo entstehen nicht derartige Gerüchte, wenn zwei jnngc Menschen beiderlei Geschlechts srenud- schaftlich miteinander verkehren? Zudem waren Misere Beziehungen längst abgebrochen, als wir nach Wien kamen. OlferS verlobte sich mit Frida Sasse nnd ich mit dem Grafen Welshofen." ' „Und wie lange sind Sie mit Graf Welshofen verlobt gewest?" -
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