Volltext Seite (XML)
bann, uni dir Zeugen dieses Verbrechen» au» der Well zu schassen, ebenfalls umgebracht worden. Vit MfftZftilmdr- VtthMlSMll. Sitzungsbericht der WassenstillstandSkomnnssion in Spa vom 29. Januar: Die deutsche Wassen- stiUslandSlouuni!sivn sah sich in der bemigcn Sitzung wieder einmal veranlaßt, gegen mehrere Per ehungen des Völkerrecht» und der Wafsen- sli slandsbedingungcn durch die Entente energi schen Protest tinzulegen. So soll die belgische Negierung beschlossen haben, alle noch in Bel gien wobnhasten Deutschen zwischen 16 und 60 Ja rcn unverzüglich auszuweisen; diejenigen un ter ebnen, welche in den Heeren der Mittelmächte dien en oder deutschen Besatzungsbehörden Dienste lenteren, sollen sogar festgenommen und intcr- nint werden. Gegen die Bestimmungen des Wa'fenstilhtandSvertragcS verstößt die von Schwei zer Blöchern veröffentlichte Anordnung der fran- zösichen Negierung, welche auch im Warcuver- tebr ziv scheu Elsaß-Lotbr noen und der Schweiz fett Mitte Dezember den französischen Zolllaris und das französi ch-schweizeri'-che Handelsabkom men anwcndcr. Gleichsalls im Widerspruch zum War'cnstillslandsnbkommcn stell die französische Maßnaome, durch welche die Verwaltung der Saar'rubcn gezwungen wird, an die deutschen Bcborden keine Koblensteuern mehr abzulie^ern. Die devt'che Kommi'sion erhob ferner Einspruch geaen Anmaßungen des Chets der französischen Mbitärverwaltung für den Unterlalmkrcis, der auf dem Gebiete des Zivilrechts und der Ver- wattuna absolute Bcseblsgewalt beansprricht, ob wohl i in nach deui Waf'enstillstaiwsvertrag nur dos Necht der Kontrolle zustebt. Entgegen den thmnestieerlasscn der dcut'chen Volksbcauf ragten vom 3. und 7. Dezember bat er-auch verboten, die im Zenttalaechnonis zu Freiendiez befind lichen, von den Amnestieverordnunoen betroffe nen ?trichgesmmenen freizulassen, Nm d'e Absicht der deutschen Negierung durchführen zu können, den Gemeindeverwaltunaen im besetzten Gebiete einen Teil der vom Reiche zu zahlenden Fami- liemmtcrstütznnocn im besetzten Gebiete zu über weisen, bat die deutsche Kommi'sion im Lause ger Vechandttmgen die Alliierten um Mitteilung ob alle in die besetzten Gebiete fließenden amt-- laben deutschen Gelder ungekürzt ihrem Zwecke uwefübrt werden. Es wurde eine allaemeine Erllürung darüber erbeten, daß die alliierten M litär- und. Zivilbchörden sich jedes Eingriffes in die dortigen öffentlichen Kassen enthalten Deutscherseits wurden den einzelnen alliierten Kommissionen sodann zwei Artikel der Frcmk- inrter Zeitung überreicht, die aus Grund fach- wi'senschastlicher Quellen die schrecklichen Folgen b-r Aushnngenma Deutschlands darlegen. Zri'n Schlüsse der Sitzung machte der Vorsitzende der ir -nzösischen Kommission daraus ausmerksam, daß die deutsche Lebensmittelversorgung des links- rl'eariäben Gebietes seit einiger Zeit stocke; er bat, ibm umaehend die neuen Maßnahmen mit- zutwlen, welche die Lebensmittelversorgung die ses Gebietes sickern sollen. Der Vertreter der deutschen Negierung in Spa sagte Aufkläruna zu, betonte aber, daß der Lebensmitlelmanael im besetzten linksrheinischen Gebiet wahrscheinlick ans die Perkchrsfperre und die LebenSmittclbei- ttmbunacn durch di- alliierten Heere zurückzu- fübrcn sei. PMs-t »h tscheLMe Fraeu »sr dkr Niedesslittstrerz. Die A enee HavaS meldet aus Paris: Der Ve'trewraus^chuß der Großmächte hielt zwe' Wiblingen ab, die der polnischen und tschecho- lmvalischen Frage gewidmet waren. Ter Pol nische Delegierte Tmvwslp erklärte, daß eher Mangel an Munition und Material als an Mann schaften besiehe. Polen müsse ein freies Versü- gungsrecht über die Eisenbahnlinie Danzig- Thorn behalten. Zu den Gebietsansprüchen Po- lens übergehend, sagte er, daß Polen das Gc- biet vor der Teilung wiede«zuerlangen suche, die Provinz Posen-Thorn einbegrisfen. Außerdem wünsche es einen freien Zugang zum Meere über Danzig, der zur Sicherstellung der Verkehrssrage von einem GebietSsirciscn.geschützt sein müsse. VeneS setzte den tschecho-slowakischen Gesichts- puntt über die Zwischenfälle auseinander, die zu dem Zusammenstoß der tschecho-slowakischen und polnischen Streitkräfte an den böhmischen und schlesischen Grenzen sührtcn. Der Konfercnzausschuß erklärte es sür wich tig, daß diee Vorgänge aushörten, und schlug zu diesem Zivecke eine Besetzung der Zone durch alliierte Truppemeile vor. Die Frage, wem end gültig das schlesische Jndustriebecken zufallen solle, wurde nicht angcfchnil en, ebensowenig die von Polen aufgeworfene Gebietsfrage. Die Frie denskonferenz werde in dem Streite der beiden Parteien entscheiden, die erklärten, daß sie im voraus mit dem Urteil einverstanden seien. Tie po niseh-tschcchischen Grenzzwischenfälle sind also nun beigelegt und morgen werden die Vertreter der beiden Länder vor dem Ausschüsse, der na mens der Alliierten zur Feststellung der Lage nach Polen gehen soll, erscheinen. Ter Ausschuß werde sogleich Kenntnis erhalten von Pichons und sämt lichen Großmächten gebilligten Anweisungen, die seine Tätigkeit in Politik, Krieg und Geldwesen umschreiben. Während Wilsons etwa dreiwöchi ger-Anwesenheit werden wahrscheinlich auch Lloyd George nach England und Orlando nach Ita lien reisen, um ihre Geschäfte als Premiermini ster wahrzunehmcn, doch wird die Konferenz weiter arbeiten, da die meisten Ausschüsse gebil det sind. Wüit-Tri-M «ui Soajet. Zur Heimkehr des 1. Armeekorps aus der Ukraine w rd entgegen irresüyrendcu Prcssemcl- mngen folgendes milgeteilt: Unter Führung des Generalkommandos 1. A.-K. befinden sich in der Gegend -von Charkow noch Demsche, vornehmlich sächsische Truppen, ne wegen der berüchtigten Zustände in der Uk- mine noch nicht in Richtung auf Brest-Litowsk rbbefördert werden konnten. Tie Lage dieser Lruppcn wurde Anfang Januar schwierig, da nach der Einnahme von Charkow durch die Bol- schewislen un Süden und Westen alle Bahnver- oindungen durch größere bolschewistische Banden abgeschmrten worden waren. Tie Absicht des Generalkommandos, sich nach Westen durchzu- 'chlagen, scheiterte an dem Verhalten der Truppe. Taraushm entschloß man -sich zu Verhand lungen nnt der Sowjctreaierung in Moskau, mit irren Führung der Soldatenrat beauftragt wurde. Es wurde ein Vertrag geschlossen, nach dem die Bo'schewislen sich verpflichteten, die Truppen über Srel—Emolensk—Dünaburg—Wilna adzubesör- dcrn. Die Rückkehr der Unterhändler wurde nun wnutzt, um in einem von Königsberg aus ver breiteten Artikel der Sowjclregierung für die Rückführung der abgeschniltenen Truppen durch Großrußland in überschwenglicher Weise Tank zu sagen. Gegen Form und Inhalt dieser AuSlas >ung kann nicht scharf genug Stellung genom- men werden. Bedeutet sic doch nichts Weiler als eine Propaganda für den Bolschewismus in übelster Form. Warum konnten die deutschen Truppciz. nicht rechtzeitig in die Heimat zurück'cbren? Nicht, weil die Heimat sie im Stich gelassen, sondern we l einige undisziplinierte deutsche Truppcnvcr- bände obne Rücksicht auf die Kameraden gegen Re Weisung' der Führung eigenmächtig ihre -osten in der Ukraine verließen und die für -en Bahntransport nötiaen Bahnlinien preis- oben. Ferner, weil dieselben Bolschewisten, bereu internationale Solidarität gefeiert wird, ihnen zuvor jeden anderen Weg abgefchnitten hatten. Daß die Truppen vor der Abfahrt ihr ganzes Gerät und fämtlichc Kanonen abgeben mußten und nur Z0 Prozent ihrer Handwaffen behalten durften, daß dadurch die Bolschewisten sich auf ein'achsle und billigste Weise in den Besitz von Waffen setzten, die für die Kriegsführung gegen uns wichtig sind, darf nicht verschwiegen oder übersehew werden. Außerdem ist bis heute von dem Soldatenrat, der die Verhandlungen führte, noch kein Mann über die Demarkationslinie ge kommen. Vorläufig ist lediglich der Vertrag bekannt geworden. Ob und wie die Sowjetregicrung zur Erfüllung gewillt ist, bleibt nach den gemachten Erfahrungen abzuwarten. Sicher ist zu begrü ßen, daß die adgeschnittenen Truppen die Mög lichkeit erhalten sollen, überhaupt in die Heimat zu gclanaen, wenn die Rückkehr auch durch Ab- aade der Waffen und durch Märsche von über 180 Kilometer durch Schnee und Eis erlauft werden muß. Jedoch dürste das Zugeständnis dec Heim'elr über Rußland weniger dem Edel mut und der Menschenfreundlichkeit der Sowjets zu danken sein, als vielmehr dem sichtbaren Be streben in den auf diese Weise Heimbeförderten neue Parteigänger für die Sache des Bolsche wismus in Deutschland zu gewinnen. - Tktiims VN Suche M 6r«t, Trn»llii6-ilr M Kirche. , l. Wüstenbrand, 31. Jan. In einer am DicnSiag vom hiesigen Kirchen- verstände «unberufenen Einwohnerversammlung, die sich lebhaften Besuches erfreute, sprach zu nächst der Ortspfarrer, Herr Pastor Schreyer, über die T r e n n u n g von Stant und K i r ch e. In 1f/> stündigem, an Stoss überrei chem Vortrag führte er etwa auS: Daß die Trennung von Staat und Kirche einmal kom men würde, war cingeweitzten Kreisen längst be kannt. Daß sie aber so plötzlich und durch einen Willkürakt erfolgen soll, hat viel Erbitterung her- vorgerusen, da dadurch die allein zuständige Na tionalversammlung vor eine vollendete Tatsache eftellt werden soll. In der Entwickelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche ist bc- 'anders Luther wichtig, der die beiden innig ver schweißt hat. Eine eigenartige Gestaltung hat jenes in Sachsen erfahren durch den Umstand, daß das Herrscherhaus katholisch war. Religion st nicht nur Pcivalfache, sondern auch Fami lien- und Kirchen- und Volkösache. Jetzt wird sie allerdings vielfach als Nebensache angesehen, und empörende Vorgänge in Gersdorf, in Leip- ftg und an anderen Orten, sowie die hohe Kri minalität der Düsidcntcn erössnen einen trüben Ausblick auf die Zukunft, wenn auch zugegeben werden muß, daß bekannte Sozialdemokraten sür den Wert der Kirche warme Worte gesunden haben. Der Staat hat die Kirche geldlich und anderweit unterstützt, die Gegenleistung durch Hebung der geistigen Kultur, der Sittlichkeit und damit des Wohlstandes, durch LiebeStätigkeit usw. ist ungleich größer. Deshalb darf die Tren nung nicht auf Grund einseitiger Partciprinzi- pien erfolgen. Kommen wird die Trennung, und' die Kirche fürchtet sie nicht. Aber sür den Staat wird sie schlimme Folgen zeitigen. Die Tren nung von Staat und Kirche hat die von Schule und Kirche zur notwendigen Folge, und der Re- l gionSuntcrricbt soll gänzlich aus jener verschwin- 'wn. Die jetzt getroffenen Bestimmungen sind nur Vorarbeit dazu. Das dars nicht geschehen, und der Katechismusunlerrübt muß erhalten bleiben Gegen Wegfall des gesamten Religionsunterrichts wird vor allein auch der sächsische Lcbrerverein protestieren. Die Trennung ist nicht abzulehnen, aber nur durch die Nationalversammlung zu voll ziehen unter Gewährung hinreichender Ueber- gangszcft und unter Vermeidung sozialer Härten gegen die Angestellten der Kirche. In der Wechfelrede legte Herr Lehrer F r e n- k e l dar, daß die Trennung von Staat und Kirche folgerichtig das Endglied der Entwickelung ihres bisherigen Verhältnisses sei. Aus Grün den der Logik und der Gerechtigkeit stimmt die Deutsche demokratische Partei daher für ein« solche, aber unter Wahrung der sinanziellen Selbständigkeit und der Würde der Kirche. Herr Kantor Stadelmann rechtfertigte die kürzlich von den Kirchcnvorständen in Um lauf gesetzte Pct tion in Hinsicht auf die finan ziellen Schäden, die den Angestellten der Kirche durch die Maßnahmen des Ministeriums drohen. Im zweiten Teil des Abends kennzeichnet« Herr Kantor Stadelmann seinen, teilweise von dem der übrigen Lehrerschaft abiveichenden Stand punkt zur T r c n n u n g von Schule und K i r ch e. Sie ist eine alte Forderung der Leh rerschaft, für die durch die Trennung von Staal und Kirche jetzt die Vorbedingung gegeben wird. Luther ist der Varcr der evangelischen Volks schule, und daher war das Recht der Kirche aus Auswahl des Religionslehrstoffes, der Aufsicht darüver usw. gegeben. Jetzt ist durch ministe rielle Verordnung scheinbar der Katechismus- untcrricht verschwunden. Aber die Lehrer wün schen auch serner die Behandlung des 1. und 3. Hauptslückes, während die übrigen dem Konsir- mandenumerricht zugewiesen werden sollen. Ge gen Laienunierricht, wie er jetzt von der Kirche geplant ist, bestehen Bedenken. Beschneidung des religiösen MemorierstosscS "ist geboten, wenn auch das Erlernen manches unverstandenen Spruches sich später als segensreich erweisen wird. Reli gionsprüfungen und -Zensuren sind abzuschasfen, ebenso die Behandlung der biblischen Geschichte nach konzentrischen Kreisen, deren Einführung aber Schuld der Schule und der Lehrer sei. Wenn kein bekcnutniSmäßiger Unterricht mehr in der Schule erteilt wird, dann entfällt auch daZ Reckt der Kirche aus die Aussicht über deu Reli gionsunterricht. Ebenso ist die Ortsschulausficht des Geistlichen auszutzeben. llm Gewissensnöten vorzubeugen, ist den Lebrern zu gestatten, die Erteilung von Religionsunterricht abzuletznen, ebenso den Eltern, ihre Kinder davon fernzuhal- ken. Beim Volke herrscht über diese Fragen noch viele Unklarheit. Sie zu beseitigen, ist nicht das Flugblatt geeignet, sondern die Versammlung, in der sich jeder Auskunft holen kann. Von einer Wechselrede mußte leider abgesehen werden, da die Mehrzahl der Besucher inzwischen das Lokal verlassen hatte. vl^V * — Tie Polizeistunde wird näch sten Sonntag, also am Tage der Volkskammer wahlen, bis f^12 Uhr nachts verlängert. * — Stimmzettel für die Volks- k a in ni e r.w atzlc n. Während im Hinblick auf die Stellungnahme des NeichSamls des Innern in Berlin eine Parteibczeichuung aus den Stimm zetteln sür die Nationalversammlungswahlen. sür unzulässig angefeben werden mußte, hat das Ministerium des Innern in Dresden, das für die Auslegung der gesetzlichen Bestimmungen ü.er die Vottökammerwahlen allein zuständig ist, erklärt, daß die Aufnahme einer Parteibezeich nung bei den sächsischen Volkskammcrwahlen keine Ungültigkeit herbeisührc. * — Herabsetzung der Lebens m i t t e l r a t i o n c n. In den Groß-Berliner Arbeitcrräten wurde bekannt gegeben, daß bei längerem Verzögern im Eingang der Lebens- mittelbeihil'c Amerikas mit einer allgemeinen, setzr beträchtlichen Herabsetzung der bisherigen Lebensmitteirationen für Ende März zu rech nen sei. * — Die Anrechnung der Kriegs g c f a n g e n s ch a f t als Dienstzeit. Tie Zeil der Kriegsgefangenschaft wird als Dienst- zeit angerechnet, wenn nicht nachgewiesen ist, daß eigenes Verschulden Vorgelegen hat. Tic Frage, ob jemand während der Kriegsgefangenschaft be sonderen Gefahren für Leben und Gesundheit Uuicr schwerem Ferdachl. Roman von F. Arncsekd. 47 „Netha, Rclha, wie hast Tu ihn dazu ver mocht ?" Ta hatte das fünfte Mädchen, den HalS deral- wn Frau mit beiden Hände» umschlingend, deren wi zu sich herabgedcugt und ihr inS Ohr ge- stufter!: „Ich habe ihm einen Preis gelobt und null ihn zayttm. O Mutter, Mutter, schirme mich, d H -tz ein hoher, aber kein schimpflicher werde I" Mit beiden Händen sie umfassend, hatte da F-au Helmers gelobt: „DaS will ich! O Retha, AM i, wie soll ich Dir danken?" „Nord nicht, noch nicht, da? Werk ist noch nicht u Nornchl," war ihre Antwort. „Ich mutz nach dem n -äpsgebändc, nicht bloß, weil ich eS ihm ver- u- pcheu habe, sondern weil ich mich überzeugen '«Sch, wie er sein Wort hält. Komm mit mir, Mut- lc>, laß mi-h nicht allein." „Ich gehe mit Dir, Gott segne Dich, meine O ' ter!" Mit diesen eiulachen Worten hatte Frau Hel- un ro luh zu dem schweren Gauge cmgeschickt, wäh- c-nd Juüiue der Schwester ei» wcmig hergerichtet nnd wr snst nur Gewalt einen Lössel warme Suppe e. -eftößt holte. Beide waren dmin im GerichtSsaal Ohrenzen- mn der übeirnschendcn Euthügnnae» KonltaMiu « ge> S geworden und Halle» der Entwicklungdek T inas, die unu so schnell ersolgte, beigcwohnt. Und nun saßen sie mit deu beiden Freigefpro- ck meu im Wogen, der den Weg nach der inneren S not »ahm nnd endlich vor dcrPelilan-Apolheko ru der Mnchssttoße hielt. Pconder, Lehrlinge und Arbeiter stauben schon ror . er Tür, von allen Seiten eilten Hausbewoh ner und Nachbaru herbei, nnd jetzt stürzte auch Jn- s. ne uul deu jttudern aus dem Hause. Zu einer so sc nelttn Gaugorh wie der Kutscher die Pserde auch m guiel nd c a? C-rücht war doch noch schneller , u scu und l,.mle den Schluß der Verhandlung und me Freypiechuug verkündet. Wie im Trünnph wurden die Heimgekehrten die Treppen himnifge- leitet; jubelnd umsprangen die Kinder den solange vermißten Onkel Panl nnd die liebe Tante Karla. Lange, sehr lange dauerte et, bevor man sich soweit gefaßt hatte, nm, wenn auch vorläufig, nnr im allgemeinen, durch Reden und Gegenreden Klar heit über die Vorgänge gewinnen zu können. Alt dies aber geschehe», da rief Karla i» Träne» a»S- brechend: „Mei» Tram»! Mei» Tranml" U»d sie erzählte, wie sie Netha gesehen, die ihr die Ket ten abgenommen nnd sich selbst angelegt habe. „Dat letztere walle Gott verhüte»!" sagtePanl, RethaS Hand ergreifend mid an seine Lippe» drük- keiid, während diese imd sein« Mittler einen recht bcdentmigSvolleii Blick mit einander tauschten. Nun eilte auch Karla herbei, uuüchlang Netha und flüsterte: „Wie soll ich Dir danken 7" „Dadurch, daß Du glücklich wirst imd glücklich machst!" entgegnete, sie fest an sich drückend, Retha ebenso leise. „Laß nnS Hinfort Schwestern sein." ES war ei» Gelühl über sie gekommen, dem sie keinen Namen zn geben wußte, daS aber etwa? ungemein Beseligender hatte. Irdische Wünsche nnd irdische Sorgen schienen von ihr abgcfallen, hoch schien sie im Aether zn schweben. Eine Aenßernug KarlaS weckte fieunsanft anS ihrem HimmelSlranm, denn diese sagte: „Panl, wir habe» Retha nicht allein zu daukei», auch in eine« anderen tiefer Schuld sind wir. Ich muß auf der Stelle zn ihm gehen, mutz kmeeud um seine Verzeihung flehen, er hat feurige Kohlen auf mein Haupt gesammelt. Ich vermag mich der Freiheit nicht zu freuen, will mein Haupt nicht unter dem gesegneten Dache Deiner lieben Matter zur Ruhe legen, bi» ich Konstantin Geiger gesprochen habe. Willst Dn mit mir gehen?" „Kannst Du fragen ?" antwortete Panl nnd er hob sich. Alle Anwesenden waren aber sehr erstanut, als die alle Frau ebensallS ansstand und sagte: „Ich begleite Euch." Niemand wagte fedach eine Eimvcndimg zu mache». DaS Zutrauen, dar Soh» »»d Schwie gertochter u»d auch die beide» jungen Mädchen zu der Einsicht der alten Frau HelmerS hegten, mar so groß, datz man sich ihren Anordnungen willig fügte, selbst dann, «wenn man sie nicht sogleich zu begreifen vermachte. Ein Blick, ein Händedruck,den sie schnell mit Retha anStanschte, verständigte we nigstens diese, in ilSlcher Absicht sie den Gang un ternahm. Sie blieb in einer großen Aufregung, in schwe rer, seelischer Pein zuruck und ei kam ihr sehr zu statte», daß Jastme alle Hände voll z» tun hatte, »in sür den Abend ein Mahl herzurichten,erschien ja, als ob sie die Einzige sei, die bis jetzt daran gedacht batte, daß Esse» und Trinken dem Men- schen ein Bedürfnis ist, besten Befriedigung man ungestraft incht allzu lange aufschieben darf. ES währte recht lange, bis die drei zurückka men; die Dnnkelbeit mar schon geraume Zeit her- eingebrochen uud die ganze Hclmersche Wohnung von Justine festlich beleuchtet worden. Endlich, als die junge Fran schon in tausend Aengsten war, ihr Braten könne verbrennen und ihre Speise ver derben, kamen sie, — aber nicht allein. In ihrer Begleitung befand sich Konstantin Geiger. Auch an diesem hatte sich die Wahrheit deS al ten Satzes bewährt, daß man diejenigen unwill kürlich lieb gewinnt, denen man Gutes erweist. Obwohl er sich durch Netha hatte bestimmen lasten, das entscheidende Zeugnis für Karla abzn» legen, war sein Haß gegen sie noch immer recht le bendig gewesen und auch ihre so bejammernswerte Erscheinung im Gerichtssaal hatte rhn nicht viel milder zu stimmen vermocht, besonders, da er sich nicht verhehlte, daß er selbst doch eine recht tran- rige Figur gespielt. Als sie mit ihren Begleitern ihn im Hotel de France, wo er Wohnung genom- men, anssnchte, war sein erster Gedanke gewesen, sie gar nicht auzunehmen, und er hatte sie dann nnr uorgelassen, weil eS ihn kitzelte, sie so gebrochen vor sich zu sehen. AiS daun aber daS junge Mädchen ihm zn Fü ßen lag, sich auklagend nno entschuldigend, seine Verzeihung erflehend und ihm anS der Tiefe ihres Herzens dankend, da ging eine wunderbare Per- ändernng mit ihm vor, Der Haß schwand, die Liebe, die er einst für Karla empfnudeu, erwachte wieder, aber wunschlos, ohne Leidenschaft, brüder lich. Er hob sie ans, drückte einen Kuß aus ihre Stirn und legte fie dann in HelmerS Arme, während er ihm gleichzeitig warm mW fest die Hand schüttelte. Don dem Inhalt der Unterredung, die zwischen ihm und Frau HelmerS unter vier Augen statt fand, hat niemand etwa; erfahren, aber auch sie mußte sehr befriedigend verlaufen sein, denn Paul und Karla wurden durch die Nachricht überrascht, daß Geiger eiiigewilligt habe, mit ihnen nach der ReichSstraße zu gehen uud für den Abeud Gast der alten Fran zu sein. Wenn Justine und ihre Köchin beim endlichen Erscheinen der Tischgäste anfacatmet hatten, sa war die Gefahr für ihre Speisen dadurch aber nach nicht abgewendet, denn Geiger und Reiha hatten zuvor einander noch viel allein zu sagen. AIS k!c endlich sich wieder den anderen zugesellteu, da lag aus Re thaS Gesicht ein Ausdruck, der wesentlich abstach von dein der Angst und der inneren Qual, deu es bisher gezeigt harte. Ju ihrer Brust schien Friede eingezogeu zn sein. Einen Blick 'mischte Fran HelmerS mit Gei ger, dann nahm sie ihn an die linke, Netha au die rechte Hand nud sagte: „Lieben Kinder, ich stelle Euch hier ein zweite- Brautpaar vor nud gleich zeitig mich als Brautmutter, auS deren Händen Herr Geiger seine Gattin empfangen will." In dem freudigen Tnmnlt, den diese Mittei lung erregte, ging cS verloren, daß Geiger der al>» ten Frau zuflüslerte: „Sie machen mit mir, war Sie wollen; eS ist die Heimatlnst, die so mächtig ans mich einwirkt, eS ist daS Bewußtsein, recht ge handelt zu haben, oder ist eS Ihr Einfluß ? Ave? gleichviel, ich fühle mich frei mW glücklich." Ihm die Hand drückend, zitierte Fran Helmer-, ohne recht zu wissen, wie sie dazu gekommen war, den Anssprnch der Antigone: „Nicht nützuhafseu, mitznlieben bin ick; dal" AnS der Poesie in die Prosa übergehend, fügte fie laut hinzu k „Jetzt ist e-aber hohe Zeil, daß wir Justine an- ihren Aengsten befreien. Zn Tische! Zu Tische!" rib,17