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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.01.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191901227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190122
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-01
- Tag 1919-01-22
-
Monat
1919-01
-
Jahr
1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.01.1919
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Volkspait-i 176 230, Unabhängige 39 286. 1000 Bezirke stehen noch aus. «»» Westfale« Varmen-Stadt. Dtfch.-nat. 22 986, Cbristl. Vp. 8310, Demokraten 12 669, Soz. 29 "O°>, Unabh. 10 949. Elbersold^Stadt. Dksch.-nat. und Dtsch. Vp. 22 128, Christl. Vp. 12 077, Demo- traten 9850, Soz. 35 089, Unabh. 7284. Essen-Stadt. Dtsch.-nat. und Dtsch Vp. (Koch) 33 591, Christl. Vp. (GieSbert) 79 125, Demokraten (Erkelenz) 17 648, Soz. (Obermeyer) 57 162, Unabh. (Agnes) 18 270. Ungüliig 471 Stimmen. Sieben Bezirke stehen noch aus Remscheid-Stadt. Dtsch.-nat. und Dtsch. Vp. (Koch) 4612,, Christl. Vp. (Giesberi) 3043, Demokraten (Erkelenz) 10 152, Soz. (Ober- meyer) 5634, Unabh. (Agnes) 16 891. Duisburg. Von 114 Bezirken stehen noch 21 kleinere aus. Bisher erhielten die Soz. 32 437, Christl. Vp. 26 648, Dtsch.' Vp. 12 548, Dtsch.-nat. Vp. 9953, Dtsch. dem. P. 7783 Stimmen. Herne. Dtsch. Vp. 2977, Christl. Vp 4897, Demokr. 1725, Soz. 10 428, Unabh. 353 Stimmen. Vie nem WaMWMrMlNMM Die „Deutsche ANg. Ztg." veröffentlicht den Wortlaut des am 16. Januar unterschriebenen Trierer Abkommens. Hierin heißt es u. a. über die Ablieferung der landwirtschaft lichen Maschinen rind Geräte: Die deutsche Wasfcnstillstandskommifsion soll ab heute bis zum - 23. Januar der alliierten Waffenstill- standskommission die Aufstellung darüber liefern, was bis zum 1. März übergeben werden kann, und was im Prinzip einem Drittel der Gesamt summe gleichkommen muß. Die internationale Wasfenstillsiandskommission soll ab heute bis zum 23. Januar die weitere Lieferungsfrist festftellcn, die sich iin Prinzip nicht über den 1. Juni hin aus erstrecken darf. Die Bedingungen betr. die See macht lauten folgendermaßen: Der Artikel 22 des Waffenstillstaudsabkommens vom 11. No vember wird wie folgt ergänzt: Um die Aus führung dieser Bedingung sicherzuslellcn, muß fol gendes von den deutschen Behörden gefordett werden: Atle U-Boote, welche fahrt- oder schlepp- bereit sind, müssen unverzüglich abgeliefcrt wer den bezw. den Marsch nach den alliierten Häfen antreteu. In diese Schiffe sind einbegriffen die ll-Kreuzer, die Minenleger, die U-Boot-Hebe- schiffe und die U-Boot-Docks. Tie U-Boote, welche nicht abgeliefert werden können, müssen unter der Aussicht der alliierten Kommissare voll kommen zerstört oder abgebaut werden. Der Bau von U-Booten muß unverzüglich aufhören, und die gegenwärtig im Bau befindlichen U-Boote müssen unter der Aufsicht der alliierten Kommis sare zerstört oder abgebaut werden. Der Artikel 23 des Waffenstillstandsabkom- mens vom 11. November 1918 Ivird folgender maßen ergänzt: Um die Ausführung dieser Be st inmung sicherzuslellen, muß die deutsche Kam- mi'sion der interalliierten SchiOabrtSkommission für den Waffenstillstand eine vollständige Liste aushändi'en sämtlicher Ueberwasserschiffe, die fer ig oder ini Bau sind, seien sie vom Stapel gelassen oder auf der Neeling. Diese Liste muß die vorgesehenen Daten der Fertiastelluug an- geben. Der Artikel 30 des Waifenstillstandsab« lammens vom ll. November 1918 wird folgen dermaßen ergänzt: Um die Ausführung dieser Bestimmung sicherzustellen, seht das alliiertv Ober kommando das dcnische Oberkommando davon in Kenntnis, daß diese unverzüglich alle mög lichen Maßnahmen ergreifen muß, um die noch in deutschen Häfen liegenden alliierten Handels schiffe in den alliierten Häfen abzulicfern. Die etwa beabsichtigte Besetzung der durch die Forts des rechten Rheinufers gebildeten Abschnitte der Festung Straßburg wird vom Oberkommando der Alliierten 6 Tage vorher angezeigt werden Et, »rat cher Pr»teft. Während der Verhandlungen in Trier wurde eine Protestnote der Regierung über die Frage der Ablieferung von nicht fertigen U-Booten verlesen. Darin wird besonders daraus hinge- wicsen, daß nach der Erklärung des Admirals Wemyß Artikel 22 nur gegen das Wiederauf leben des U-Boot-Krieges sichern soll, daß durch die Einbeziehung der U-Boot-Neubauten Deutsch land aber gezwungen würde, U-Boote für feine Kriegsgegner fertig zu bauen, und daß die Zer störung der nicht abzugebenden N-Boots-Neu- bauten einen Eingriff in den Privatbesitz der Hauwerften wäre. Deutschland sei bereit, die vorgeschrittenen U-Doote zurllckzubauen, insbe sondere die Maschinen daraus zu entfernen, pro testiere aber gegen die beabsichtigte Vergewalti gung und müsse es den Alliierten überlassen, für die Abholung der unfertigen und unerprobtcn U-Boote selbst zu sorgen. Foch »»vachflckttich. In einem Interview Fochs gesteht man zu, daß allerdings in Deutschland und Oesterreich Not herrscht. Trotzdem will Foch sofort die Feindseligkeiten wieder aufnehmen, wenn Deutsch land nicht die Waffenstillstandsbedingungen ein ballen werde. Er gibt aber zu, daß Deutschland trotz der bestehenden Schwierigkeiten nach Mög lichkeit sie zu erfüllen hofft. Zur Laie. Ei», Ver!ra„»te«k»,u,« de» sIMsische« Ze»tralr»te« Mr 8»e i„»rh-i»»f«z1a1istfich» D,Ik«b»aaftragte«. Aus Dresden wird gemeldet: Der Vollzugs rat (Zentralrat) des LandeSratcö der Republik Sachsen nimmt Kenntnis von dem Rücktritt der Volksbeaustragtcn Fleißner, Geyer und Lipinski. Er ersucht die Minister Buck, Gradnaucr und Schwarz, ihre Ministerien weiter zu behalten. Tie zurückgctretenen Minister werden ersucht, ihre G-sch'fte in die Hände der verbleibenden Mini- i ster sofort zu übergeben. Als einstweiliger vor- > sitzender Minister wird Tr. Gradnauer bestimmt. : Die Neubildung des Gesamtminifteriums behält sich der Vollzugsrat vor. Als Verwalter des Ministeriums für Militärwesen wird bis zur end gültigen Regelung Herr Gustav Neuring bestimmt. La« Schicksal der deutsch'» Krt-«Sg»fa»g*»e« Pichon teilte auf eine Anfrage dem Vor sitzenden der Lina für Menschenrechte mit, die Frage der deutschen Kriegsgefangenen werde erst auf der Friedenskonferenz entschieden werden. Ein Beschluß, die deutschen Kriegsgefangenen j M'ä ^cü're lang rum Wiederaufbau Belgiens , und Frankreichs zu beschäftigen, liege von seiten i der Alliierten nicht vor. Vr»klomie*o»g »er »tei»ikch «estfältsche» R»p«»likf In einer Wählewersammlung des Zentrums erklärte der Schriftleiter Joest aus München- s Gladbach unter großem Beifall, in noch nicht vierzehn Tagen werde aus einem von allen Par teien gebildeten Komitee die Republik Rheinland- Westfalen verkündet werden. „Mehr Ordou»- iu D-stschlaird, al« wir wL«s»e».» Wie aus Genf gemeldet wird, bedauert die „Action Franeaise* die Wiederherstellung der Ord nung in Berlin und schreibt u. a.: Morgen wer den wir vielleicht mebt Ordnung in Deutschland haben, als wir wünschen. Die Revolution in Berlin hätte den Auseinanderfall des Reiches herbeiführen können. Von Schlesien aus hätte sie begonnen. Die Alliierten werden niemals wieder das Ende der Gefahr eines Groß-Deutsch land so nahe gerückt haben. 'Diese Gefahr wird unausbleiblich wieder kommen, wenn eine starke Regierung in B«eUn die Einigkeit der germani schen Welt wieder hergestellt haben wird. Di« LMe»smtttelv»rs«r«u»s Mitt«l-S»,»pa- Der „Temps" meldet aus Newyork: Dem Se natsausschuß wurde der Beginn der ständigen Lebensmittelversorgung Mitteleuropas durch die Union sür den 1. April bekanntgegeben. Die Transporte sollen bis September durchgesührt werden. — Ter Amerikanische Pressedienst mel det aus Washington: Eine Kabeldepesche von Hoover besagt, daß er die sür Europa in Be tracht kommende Lebensmittelmenge auf insge samt 1 400 000 Tonnen schätze. Damit solle bis zur nächsten Ernte durchgehalten werden. Er berechnet die Kosten für die zu liefernden Le bensmittel aus 351 Millionen Dollars. NufheW»»»G »»« Frt»«»»A ».» v»k«rest „Daily Mail" meldet aus Jassy: Das rumä nische Parlament hat den Friedensvertrag von Bukarest aufgehoben und die Schadenersatzan sprüche an Deutschland und Oesterreich-Ungarn auf 9 Milliarden festgesetzt. Dt« serbische Rrch»»»ß. Serbien berechnet den ihm aus der Invasion der Oesterreicher, Deutschen, Ungarn und Bul garien zugefügten Schaden auf 8 Milliarden. Wie tmchmt im tie Wshlerikbi'sst? Nach Z 51 der Wahlordnung werden die auf die einzelnen Liste» entfallenes Stiznmen nacheinander durch 1, 2, 3, 4 usw. geteilt. Hier bei werden Verbundene Listen al« eine Liste ge rechnet. FLr unsern SO. Kreis ist also folgende Rechnung «mzunrtzmm: Metz- Deutsch- Deutfchnat. u. Un«b- hntisoz. demokr. Christl. Lemok. HSngige (verbünd. Lifte») «t. 51667« 188728 12114» 558,0 Geteilt Kurch1:516675 188728 12114» 55880 durch2:258337 94 364 60571 27940 durch3:17222S 62909 4» »80 1»626 durch4:129169 47182 »028« 13 »70 durch5:103ZS5 »7746 L42»8 11176 durch«: 86112 3145« 2019« 931» d»rch7: 73810 26961 durch«: 64584 23 «91 » durch9: 57408 20S90 8 3 i — Die kleineren hierbei sich erhebenden Zahlen sind vorstehend nicht berechnet, sondem durch Paukte «»gedeutet, weil wir sie, wie »tr gleich sehen werden, nicht brauchen. A»s diesen sämtlichen Zahlen sind nun die größten herauszusuchen (die Wahlordnung nennt sie Höchsttzahlen), und zwar so viele, als der Kreis Abgeordnete zu wählen hat, bei uns also zwölf. Sie sind in der vorstehenden Aufstellung unter strichen. Sovicle Höchstzahlen auf jede Liste ent fallen, so viele Abgeordnete der Liste sind ge wählt. Wir erhalten also: Mehrheitssozialisten: 8 Abgeordnete, Deutschdemokraten: 8 „ Deutschnationale und Christliche Demokraten zusammen 1 „ Lie unabhängigen Sozialdemokraten gehen also leer aus. Nun ist noch bei den Parteien, die ihre Listen verbunden haben, »ine sogenannte „Unter verteilung" »orzu»ehmen, d»»ch die seßgestellt wirb, wievielAbgeordnete jede einzelne dieser »erblin deten Parteien erbiilt. Dies» Verteilung erfolgt nach denselben Grundsätze», wie »des angegeben. Es werden also die Etimmzahlen der in Frage kommenden einzelnen Parteien durch 1, 2, 3 us». geteilt und dann soviel Höchst,ahlen aus- gesondert, als Abgeordnete aus die »erbundenen Listen entfallen. veEch-«i» «tchstfchM» AM 2. M»»«t<tzlttk«k MO >«»»»« l»1» , »MMl All t dt« »A »ch k« G«»»«cht»rW»» k« K» t» Al«*» Mir»»- »»MM Mts 1 HM Mt«»» tu v» ^4 0 -^8« -i-3« 1» - — 1» H.A »1 1» 0« »» »1 »4. d »0 2« 15 1 l —1 0 4» 4» tU. 41 7» 72 ir. 00 »v »0 i«. —'0 »S »» »I 11 «1 20 4.0 — r.o —l'H v» vul ln.1 — 47 -f s-33 0 -t-sto 1 21 -047 -j ^-8 30 -j-» 10 * — Ein Vierteljahr i st verstri - chen, seitdem Präsident Wilson aus das Frie densgesuch d-S damaligen deutschen Reichskanz lers Prinzen Max von Baden einging, und zwei Monate sind überschritten, seitdem am MartinS- tage 1918 der Waffenstillstand begann, der nun nach den Besprechungen in Trier zum zweiten Male verbürgt werden soll. Von dem Prälimi narfrieden ist noch nichts zu erkennen, ja, wir haben noch nicht einmal die praktische Aufhebung der Blockade gegen Deutschland, die endgültige Regelung der Lebensmittelversorgung und die tatsächliche Anerkennung der deutschen Republik erreicht. Dabei ist die ganze deutsche Armee de mobilisiert, so daß "selbst der argwöhnischste Geg ner nichtn-auf den Gedanken kommen kann, Deutschland wolle die Feindseligkeiten wieder,auf- nebmcn. Freilich hat Lloyd George neulich den englischen Soldaten, die nach Hause wollten, er- llärt, man wisse nicht, was Deutschland tun werde. Daß das nur eine Ausrede ist, hat die britische Armee wohl selbst erkannt. Jedenfalls liegt kein Grund für diese Verzögerung des Prä liminarfriedens vor, wenn man nicht die Un einigkeit der Entente oder ihren bösen Willen als Anlaß nebmen will. In beiden Fällen sollen wir die Zeche bezahlen. — Durch den empfindli ch e n M a n- g e t an Heizmaterial hat ein großer Teil der Bevölkerung zur Selbsthilfe gegriffen und die Waldungen gelichtet. Dies ist jedoch nicht nur in den hiesigen Waldungen der Fall, sondem in allen sächsischen Revieren und es sind seitens der Behörden und Ueberwachungs- organe Schritte unternommen worden, um die Waldungen zu schützen. Insbesondere sollen durch einige Forslverwaltungen Holzverkäufe zu woblftilcn Preisen erfolgen, was im Interesse der unbemittelten Bevölkerung nur mit Freuden zu begrüßen wäre. * — K a r t o f f e l l i e f e r u n g e n aus den Ueberschußgebieheu an Sach - s e n. Von der für das Königreich Sachsen ins- aesamt zuständigen Lieferungsauflage von 6 515 000 Ztr. Kartoffeln, an der die Provinzen Polen mit 4 103 000 und Schlesien mit 1 112 004 Ztr. beteiligt sind, sind bisher 3 540 000 Ztr. geliefert worden. Demnach sind insgesamt noch lieferbar 2 975 000 Ztr., so daß wir aut eine Aukubr von rund 100 OOO Ztr. in der Woche angewiesen sind. Da in den letzten beiden Wo chen nur 71000 Ztr. bezw. 47 000 Ztr. herein- kamen, ist eine stärkere Belieferung dringend not wendig, falls die Kartofselversorgung. Sachsens zu dm jetzigen VertcilungSsätzen aufrechterhalten werden soll. * — R e k l a m a l i o n s g e s u ch e. Durch Verordnung des Ministeriums für Militürwesen ist befOmmt worden, daß die Jahrgänge 96 und 97 bis Ende Januar 1919 zu entlassen sind. Es bleiben sonach,.-abgesehen von den älteren Mannschaften, die aus dienstlichen Gründen zu rückgehalten werden oder sich freiwillig zur Ver fügung gestellt haben, nur noch die Jahrgänge 98 und 99 im Dienste.. Diese beiden Jahrgänge ZLttLer schwerem Verdacht. Roman von F. Aruefeld. 40 ES waren nicht viele unter den gesamten Zu hörern, die nicht inniges Mitleid gefühlt hätten mit dem schönen bleichen Mädchen, dessen Mund alle diese Dinge ohne Gehässigkeit, wie längst hin ter ihr liegende Ereignisse erzichlt«. Nichtsdestowe niger lag darin ein Beweis ihrer Schuld. Welch'eine große Versuchung zu der ihr zur Last gelegten Tat halt« doch in dem Verhalten de? Verstorbenen gelegen. „Wenn sie sichso furchtbar unglücklich im Hanse Ihres BruberS fühlten, weßhalb blieben Tiedort?" ertundigte sich der Präsident, worauf sie nicht ohne Verlegenheit antwortete, sie habe oft daran gedacht fortzngehen, aber immer mit der AnSführnng die ses Vorsatzes gezögert, weil — weil — sie stockte. „Weil der Kranke doch Ihrer Hilse bedurfte?" nagle hier einhelfend der Verteidiger und mußte sich dasiir eineu verweisenden Blick vomPräsiden- teu gelallen lassen. „Rach allein, waS ich bis jetzt gehört habe," sagte der Präsident, „lag Herrn Hafner nichts da- an daß Sie bei ihm blieben?" „Er hat mir oft gesagt, daß ich ihm ganz uniiütz sei, daß er mich nur aus Erbarmen behalte, aber er würde mich dennoch nicht fortgelassen haben, weil ich ihm unentbehrlich war." „Wozu?" „llm seine üble Laune an mir anSzulassen," ant- woriete sie mit heroorbrechender Bitterkeit. „Und dennoch blieben Sie? Warum?" „Ach ich, ich weiß es selbst nicht!" seufzte sie mit niedergeschlagenen Auge». Sie schämte sich so sehr, hier öffentlich eiuzugesleheu, daß sie sich nicht die Kraft zugettant hatte, für sich allein zu sorgen, daß ihr gegraut habe vor der Dienstbarkeit in frem den Häusern, daß sie trotz aller bitteren Pillen, die sic zu schlucken gehabt, sich doch nicht von dem in dem Hanse ihres Bruders herrschenden Wohlleben halte trennen mögen. In der Einsamkeit des Ge- säugmsses hatte sie sich diese Schwäche rückhaltlos vor geworfelt, hatte sich in ihrem Charakter ein gro ¬ ßer LäuternngSprozeß vollzogen; aber eS war ihr unmöglich, eine solche Beichte 'abzulegen. Der Präsident faßte ihre anSweichende Ant wort anders ans nnd sagte: „Sie wollten sich die Erbschaft nicht entgehen lassen?" „O, daran dachte ich nicht I" sagte sie, die Hände abwehrend erhebend. „Bei einem Kranken, wie Ihr Brnder, lag die ser Gedanke doch recht nahe." „Er hat wiederholt gesagt, daß ich nach seinem Tode eine Bettlerin sein würde; er habe mich in seinem Testament vollständig enterbt." „Sie wußten aber, daß diese- Testament noch nicht rechtsgültig vollzogen war?" „Darüber bin ich nie recht ins Klare gekommen." Der Präsident schüttelte leicht den Kopf. „Am Abend vor seinem Tode hat er Ihnen doch gesagt, er würde am nächsten Tage den Jnstizrat Brann kom men lassen nnd daS Testament rechtskräftig machen." „DaS ist nicht wahrst rief sie erregt. „Wir haben dafür daS Zeugnis eines Ohren zengen und eine schriftliche Bemerkung von der eige nen Hand des Verstorbenen." . „Und doch ist eS nicht wahr," antwortete sie noch erregter. „Doktor Helmers, der bei dem letz ten Streit mit zugegen war, kann dies bezeugen I" Doktor Helmers, der Mitangeklagte, der Ver lobte. wie leicht wog dessen Zeugnis l Der Präsident ließ in Anbetracht deS schweren Geschützes, daS er in dieser Sache noch anfznfahren hatte, sie vorlänfig auf sich beruheu und fragte, zu dem Anfangspunkt des Verhörs zurilcktehreud: „Um waS drehte sich dieser Streit?" „Um deu Besuch der Oper. Mei» Bruder hatte mit mir und Doktor HelmerS die Vorstellung be suchen wollen, bekam aber kurz vorher einen Anfall seines Leidens, so daß er sich unfähig dazu fühlte." ", „Nnd nun wollte er durchaus, daß Sie anch zu Hause blieben?" „Nein, im Gegenteil, «r bestand darauf, daß wir fortgingen, allerdings in seiner Weise. Durch meine Weigerung wurde der häßliche Auftritt her vorgerufen. Wir gingen zuletzt, um ihm ein Gude zu machen?" „Gingen Sie direkt auS dem Zimmer, in dein Die mit Ihrem Bruder und Doktor HelmerS zu sammen gewesen waren, auS dein Hanse ?" fragte fixierend der Präsident. Karla ward sehr unruhig; ihre Gesichtsfarbe spielte jetzt iuS Grnnlichblane und nur mit Anstren- guug brachte sle die Worte hervor: „Ich ging vor her uoch einmal in daS Schlafzimmer des Bru ders, um ihm das Pulver zurecht zu machen, da» er jeden Abend nahm." „Dieses Pulver war durch wen verschrieben?" „Durch den HauSarzt Doktor Weber." „Und wo gemacht?" „In der Pelikan-Apotheke, wo alle im Hause gebrauchten Arzeneien augefertigt wurden." „Und Sie haben diesem Puloer nichtS beige mischt ?" Der Präsident erhob bei dieser Frage unwill kürlich die Stimme uud alle Augen wandten sich in großer Spannung auf die Angeklagte. Sie mochte daS fühlen, denn sie zitterte, zögerte und stam melte endlich : „Nein, nein, ich habe nichts beige mischt — ivaS, waS hätte schädlich wirken können." Bei diesen Worten sprang Paul HelmerS von seinem Sitze ans und machte eine Bewegung, al» ob er sprechen wolle, wurde jedoch vom Präsideu- deu bedeutet, er habe zu schweigen uud zu warte», bis die Reihe au ihn komme. Er schien sich aber nur schwer zn beruhigen, obwohl sein Verteidiger beschwichtigend ans ihn etuspiach. Inzwischen nahm KarlaS Verhör seinen Fort gang. Sie erzählte, wie sie mit Doktor Helmer» nach dem Theater gefahren und dort erst angekom- meu sei, als die Ouvertüre bereit» begonnen hatte, wa» ihr sehr peinlich gewesen. „Sie sollen mährend der ganzen Vorstellung sich in großer Aufregung befunden haben," bemerkte der Präsident, aber sie fragte dagegen: „Ist da» nicht ganz natürlich, da ich den Kranken so elend verlassen hatte?" „Nicht ganz, Tie waren an solche Zustände ge wöhnt." Karla blieb darauf die Antwort schuldig und die nächste Frage lautete: „Die gingen nach Be endigung der Vorstellung in Begleitung der D»k- tor» HelmerS nach Hause ?" .Ja" „Und begäbe» sich sogleich i» Ihr Zimmer?" Wieder war jenes Zögern bemerkbar, da» fie schon einmal an den Tag gelegt hatte nnd fast unhör bar kam die Aittwort: „Ich — ich ging zuvor noch eur- mal an meines Bruders Zimmer und lauschte hinein." „War das eine Gewohnheit von Ihnen?" „Nein." „Wie kanten Sie darauf?" »Ich — ich war so besorgt uni ihn." „Hatte Sie nicht vielmehr Ihr Begltiler dazu veranlaßt?" Karla antwortete nicht. „ES muß so sein, da er vor dem Hanse gewar tet hat und Sie ihm den Bescheid zngernfen haben." Karla senkte deu Kopf tief uud flüsterte ein lei se» „Ja." „Warum haben Sie über diesen Vorfall und auch darüber, daß Sie dem Kranken vor Ihre», Fortgehen da» Pulver eiugeriihrt haben, geschwie gen?" fragte der Präsident weiter und er sowohl wie Beisitzer und Geschworene waren sehr wenig befriedigt von dem Bescheide, daß ihr diese Dinge so unwesentlich vorgekommen wären. Die ungün stige Stimmung hinter den Schranken fand ein Echo im Znschanerraum, man sah darin einen un verkennbaren SchnldbeweiS, nnd einZolcher oder vielmehr solche fanden sich denn anch in Karla- Verhalten ain anderen Morgen. Warnni hatte sie nicht Anzeige bei der Polizei erstattet? Warnm wäre» alle im Schlafzimmer vorhandenen Geräte vor dein Eintreffen der Be hörde gereinigt worden?" Sie mochte beteuern, daß sie an Siueu natürli chen Tod geglaubt, weshalb sie an eine Aeuach« richtianug der Polizei nicht gedacht habe, nnd daß die Geräte ohne ihr Wissen von der Köchin gerei nigt worden waten, man glaubte ihr nicht, uns ebenso wenig fand ihre Angabe Glauben, daß sie von dem geheimen Fach in ihrem Schreibtisch nud noch weniger von dem darin gefimdenen Gifte et wa» gewußt hab«. 218,17
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