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Butteroerkauf Der SemeiaVevOrftaaU. . »e, 17 J»uar ISIS, wk sollt statt D e »b'z^n H itru ftud ft eng «i HuyaUk-i. Oberluagwi», an, 16 Ja ar 1919 Die Au»g«be von Bul-er st o. In der Nacht vom S. bi« 6. Januar haben ruchlose Vubenhände sechs Erbbegrilbnisstiltten geschändet. Wir sichern denen eine Belohnung bis zu 10« Mark zu, die uns feste Anhaltepunkte zur Ermittlung des oder der Täter gebe« können. Der t tra-envorpand zu Gersdorf. I» K»s»mv«rel> „Haushalt" vorm. von 8—9 Uo 1—40, »I 9—lO 41-82, 10—11 I» », »» »81-»70, 11-18 »» »» « »7 t—6l0, nach«. S-4 »s »» und 6tl—6Sov 640-6S7. I» h«r Filiale »et Kaasamvereia» I vsr«. von 8—0 U,l 84—12», 0—10 t, »t 126-170, 19-11 t» I» I7>—22». 11—12 »» t» t» 468-MO, nach«. 8 4 „ und Im Kousuwverei« I »Oi—»30 621-627 8 vorm. von 8—9 2-8—264, v—>0 »s »» »» 266—80» 10—11 ?» »» 316- 3508, 1l—l2 »t n '» 85.—400 nachm 8-4 »» »» 401—467L Siel §ligei Erzberger; M i»e Emme. Die Verhandlungen zur Verlängerung des Wassensiiustondsabtommens wurden geslern vor- nüt ag in Tr er im Salonwagen des Marschalls Foch durch Ansprachen der Vorsitzenden der bei derseitigen Wafscnstillslandskommisfionen eröffnet. Die Ansprache des Vorsitzenden der deurschen Wa;fcnsli.>standskommission, Staatsselretär Erz berger, ent ielt u. a. folgende Gedanken: Das deutsche Volk will Frieden. Die alliier ten Negierungen haben es anders gewollt. Eie sprechen auch yeure noch nicht vorn Frieden, son dern nur von einer Verlängerung deS Waffen- slillslandes. Das deut che Volk hat die Wallcn- slillstanvs.edingungen bis zur Grenze des Mög- liwen erfüllt. Wo Bedingungen nicht eingehalten worden sind, tragen unsere Gegner fast aus schließlich die Verantwortung, so namentlich in der Frage der Abnahme des Ver^ehrsmaterialS. Am 5. Januar waren von den Alliierten über nommen 1821 Lokomotiven und 63 30-1 Wagen, zur Uebernabme vorgefuhrt aber waren 4007 Lo omotiven und 105 523 Wagen. Taber muh eine Konventionalstrafe deutscherseits abgelehnt und eine weitere Verlängerung der Frist für die llclergabe des Verlehrsmaterials gefordert wer den. Deutschland ist entschlossen, die Vervsiih- lungcn des Waffenstillstandes loyal zu erfüllen. Aber die Alliierten haben ihrerseits das Waism- stillstandSabkommen systematisch verletzt. Unge binderter Verkcbr und wirtschaftliche Bewegung sHbeit zwischen den besetzten Gebieten und dein übrigen Deutschland sind vernichtet worden. Mit Entrüstung erfüllt uns das Vorgehen der fraa- z'si chen Besatzungsbehörden in Elsaß-Lothrin gen. Alle Maßregeln der verbündeten Regierun gen in Elsaß-Lothringen beweisen, daß .Frank reich darauf ausgeht, der Entscheidung der Frie denskonferenz borzugreüen und Elsaß - Lo th r i n g e n zu annektieren, ohne daß das von Frankreich so ost nnd so laut gefor derte Eclbslbeslimmungsrccht der Völker auch nur im geringsten geachtet wird. Derselbe Protest muß gegen das von der Entente angebotcnc oder vielmehr aufgezwungene Finanzabkommen erho ben werden, welches Deutschland der finanziel len und wirtschaftlichen Diktatur der Entente aus- lieferl. Zum Schluß lege ich der Entente drei Fragen vor. Tie erste lautet: Wann wer- oen Sie die Blockade aufheben? ^ie Ernährung Deutschlands verschlechtert sich von rag zu Lag. Von dem Stande der Ernährung wird es^zum großen Teil abhängen, wie die innere Lage Deutschlands sich gestaltet. Das wutsche Volk hat es ertragen waffenlos zu wer den, aber eS würde nicht ertragen, brolloS zu werden. Der Hunger würde einen seelischen Zu stand hervorimsen, dessen Folgen auch die Alli ierten nicht wünschen können. Ich warne Sie. Auch Ihre Völker sind nicht gefeit gegen die Weltrcvolution. Die zweite Frage: Wird die Entente jetzt bindende Verpflichtungen eingehen über die so- iortige Rückgabe der in ihren Händen befind- lieben deutschenKriegSgelangenen? Eie Regelung der Zurückführung unserer Kriegs- e'nngenen sollte im Präliminarfrieden erfolgen. ?o fübrt die Fra'e der Kriegsgefangenen zur drit en und letzten Frage, die ich an die Entente :u richten habe: Wann werden wir in der Lage sein, den Präliminarfrieden zu schließen? Mehr als sechsmal bat die deut sche Regierung versucht, die Verhandlungen über den Abschluß des Präliminarfriedens cinzuleiten. Es ist keine Antwort erfolgt. Der Gewalt des Wieners stellt sich das ewige Recht des deutschen P>4'es gegenüber, das Recht auf Fortentwickelung. Dieses Recht ist heilig und unantastbar. SM Ker AmMe. In einer Sitzung der Vereinigten Aerztlichen Gesellschaft in Berlin ist um die Mitte des Mo nats Dezember das statistische Material über die Bevölkerungsbewegung der letzten Jahre, das der Oefjentlichkeit bisher nicht zugänglich war, be- kanntgemacht worden. ES eröffnet geradezu furchtbare Einblicke in die Wirkungen der eng- ü'chen Hungerblockade. Schon in den Jahren >015 und 1016 hgite sie eine Erhöhung der Stcrbefälle gegenüber dem Jahre 1913 um 9j^ und 14 Prozent zur Folge. Die schwersten Wir kungen sind aber statistisch erst in den beiden letzten Kriegsjahrcn erkennbar, als die Wider standskraft d.w Bevölkerung durch die langandau- eruden Eut ehrungen bereits stärker geschwächt worden war. 1917 zeigte sich eine Zunahme der Sterbefalle in der Zivilbevölkerung um 32 Pro zent und 1918 um 37 Prozent. Dabei sind die durch die Grippe verursachten Todesfälle, die zum großen Teil ja auch auf die durch schlechte Ernährung hervorgerufene geringere Widerstands kraft des Körpers zurückzusllhren sind, nicht ein mal mitgerechnet. Insgesamt ergibt sich eine Zahl von 7«»«0« »sr «lv«ad». Davon entfallen auf 1917 260 000 und aus 1918 294 000 Todesfälle. Die Sterblichkeit an Tu berkulose hat sich in den Städten unter dem Ein fluß der Hungerblockade mehr als verdoppelt. Im Jabre 1917 hat man eine Feststellung der Sterblichkeit nach Altersklassen vorgenommen und dabet die trostlose Feststellung gemacht, daß bei den Kindern von 1 bis 5 Jahren die Sterbe fälle um rund 50 Prozent, bei denen von.6 bis 15 Jahren um 55 Prozent gestiegen waren. Tie Heranwachsende Jugend hat also unter den Ent behrungen in wesentlich höherem Maße gelitten als der Durchschnitt der Bevölkerung. Es wäre überflüssig, diesen zahlenmäßigen Wirkungen der englischen Hungerblockade noch ein Wort hinzuzusügen. Die ganze Scheinheilig keit der englischen Politik, die von Moral' über- flietzt, aber dabei ruhig zusieht, wie fast eine Million unbewaffnete Menschen zugrunde gehen, wird dadurch in ihrer ganzen Brutalität bloß gelegt. Zv kW. H»s««M»iit,itt Ke» N«lio»l»ers»»«D«»i Tos Ergebnis der Wahlen wird am Sonn abend, den 25. Januar, verbündet werden. Die Nationalversammlung wird Anfang Februar, je denfalls frühestens am 4. Februar zusammcntrc- ten. Uebcr den Zeitpunkt ist noch kein Beschluß gefaßt. Die Entscheidung liegt in den Händen der Volksbcauftraaten in Gemeinschaft mit dem Staatssekretär des Rcichsamts des Innern. Auch über den Ort des Zusammentritts der National- verwmmlung ist noch kein endgültiger Beschluß gc'aßt. Jedenfalls halten die maßgebenden Stel len der ReichSrcgicrung an Berlin fest, zumal jetzt ausreichende Truppen verfügbar sind, um jeden Versuch von Wahlstörungen zu verhindern. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Wahlen nicht überall glatt pcrlaufen; mit absichtlichen Störungen seitens der Spartakusleute in einzel- nen Orten ist nach den in dieser Beziehung offen ausaesprochenen Absichten zu rechnen. Die Ent scheidung über Gültigkeit der Wahlen liegt, da das Wahlgesetz nichts anderes vorschreibt, bei der Nationalversammlung selbst. Kommt in einem Wahlbezirk die Wabl nicht oder nicht ordnungs mäßig zustande, dann müssen die Wahlen in dem ganzen Wahlkreis wiederholt werden. GL»«'« Gefah'«» für De«is»tood. Norwegische Stimmen weisen darauf hin, daß an einzelnen Stellen, wo in Rußland gearbeitet wird, Munit onsfabriken sind. Die Bolschewiki rüsten aus aller Kraft, um sich ihre Macht zi erhalten. Cie haben bereits eine Armee von 1 Million Mann aufgestellt und wollen sie vor Ende März auf 3 Millionen bringen. Die Disziplin wird mit rücksichtsloser Strenge aufrecht erhalten. Tie Bewaffnung, Bekleidung und Verpflegung der jungen Truppe ist nach übereinstimmenden Meldungen vorzüglich. Mit dieser Armee will Trotzki die bolschewistische Idee über ganz Europa verbreiten. Feindliche Armeen, z. B. die der Entente, fürchtet er nicht, weil er damit rechnet, daß die werbende Kraft der bolschewistischen Pro paganda so groß ist, daß zwei Drittel der sich ibm stellenden Gegner ohne weiteres kampflos überaehen werden. T<iß eine solche Armee für unsere Ost'eeprovinzcn, für ganz Deutschland eine lebr große Gefahr bedeutet, liegt auf der Hand Gebt es nach Trotzki, dann wird Deutschland wieder, ganz besonders in seinen Grcnzprovin- zcn, wie im 30jährigen Krieg der Tummelplatz fremder Krieasvölkcr. Es gilt daher, die Augen offen zu halten und mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß unserem schon schwer geschlagenen Vaterlandc diese neue Prüfung erspart bleibt. »>r»el«s« Kertsch» Frmm«. Zuverlässige Nachrichten aus dem besetzten Gebiet berichten, daß sich die deutschen Frauen und Mädchen in Mainz und Köln, besonder» aber in Aachen der feindlichen Besatzung gegen über zum Teil recht würdelos benehmen. Dies« Frauen, die vergessen haben, daß ihre Männer und Brüder noch bis vor kurzem mit den feind lichen Besatzungstruppen in blutigem Kampfe standen, find sich anscheinend nicht bewußt, wie Vw sie durch ihr Betragen nicht nur sich selbst, sondern auch das ganze deutsche Volk dem Spott und Hohn der Mitwelt aussetzen. Es ist daher wobl angebracht, diese unwürdige Haltung ein zelner deutscher Frauen vor aller Oesfentlichkeit zu brandmarken und die deutschen Frauenvercine aller politischen Parteien, sowie die Geistlichkeit auf diese Schmach aufmerksam zu machen, damit sie diesem Treiben Einhalt tun. Ski «ufovf an d » Oftvtkeuß«»'. Das „B. T." meldet aus Königsberg: Ter Soldatcnrat der Armee Libau erläßt einen Aus- inf an die Ostpreußen um Hilfe gegen die hcr- anrückenden Bolschewisten, deren Angriff man nicht an der Grenze erwarten dürfe, wenn man nicht Raubmord und Plünderung im Lande ha ben wolle. Der Soldatenrat sei mit dieser Bitte um Hilfe in allen Gauen Deutschlands aus Schwierigkeiten gestoßen. Es gelte sehr schnell zwei Bataillone Ostpreußen mit aller Ausrüstung aufzustellen, wenn die Hilfe nicht zu spät, kom- :nen sollte. Aus Mitau wird berichtet, daß Vie bolschewistischen Truppensührer sich geäußert hät ten, cö bestehe die Absicht, bis zur deutschen Grenze vorzudrinaen, um sich dort mit den deut schen Spartakisten zu vereinigen. Bas unserem KrtegSPefa««rm». Tie „Uute-r'ommission für Kriegsgefangene" der Wa'fensüllstandskommission teilt in ausführ lichen Darlegungen mit, daß alle Versuche, nun, nach der Entlassung der Kriegsgesangenen in Deutschland, auch die 800 OM Kriegsgesangenen in Feindesland freizubekommcn, gescheitert sind. Die Kommission fordert das deutsche Volk aus, sür seine Brüder einzutreten und durch Massen proteste und Massenversammlungen das Gewissen der Welt au'zurütteln. Man müsse den Man uern, die soviel sür das Vaterland gelitten, tue Treue wahren. Der Aufruf der Unterkommission mahnt uns an eine große Schande, die wir fortgesetzt über uns brinaen. Es ist eine Schande, daß wir bei soviel Vollsbeglückungsbestrebungen keinen G«- 'danken für so große Volksteile übrig haben. Orrllishes «nd HÄrLM-ttseZ. * — A n u n s e r e Leser! Infolge der Verordnungen des Kriegswirtscha'tsamtes über den Vervrauch von Zeitungspapicr, der so knapp Ivie nur irgend möglich beniessen ist, sind wir in letzter Zeit genötigt gewesen, den Umsang un serer Zeitung auf nur 4 Seiten zu beschränken, was wegen angeblichem Mangel an Rohstoffen leider auch weiter ter Fall sein dürfte. Mit welch technischen Schwierigkeiten demzufolge . das Zeitungsgewerbe in einer so bewegten Zeit wie jetzt, Ivo ein großer Teil des ohnehin beschränk ten Raumes ausschließlich den Wahlen gewidmet werden muß, zu kämp'en hat, wird so manchem nicht einleuchten. Nicht nur, wie schon erwähnt, der Wahlagitation muß ein breiter Raum der Zeitung zur Verfügung stehen, sondern unsere Leser haben auch das berech igte Verlangen, über die Vorgänge im Reiche, über örtliche Vorkomm nisse, über die Verleitung der Lebeusmßtel usw. auf dem Laufenden erhalten zu werden. All das beansprucht einen größeren Raum und ist es unö dei n besten Willen, oft nicht möglich, über Wahl versammlungen ausführlich berichten zu können, ja, wir sind leider nur zu ost gezwungen, An zeigen usw., sowie de Roman-Fortsetzung für die nichsliolgende Nummer zllrückstellen zu müs sen. Wir bllten deshalb unsere geehrten Leser, die angeführten Gründe zu berricksichtigen und Ilrrter schwerem Merdacht. Roman von F. Aruefeld. 37 „Mitleids Menschlichkeit! Edelmut!" wieder holte er, bei jedem Worte hohnvoller auflachend, n ährend er sich, das Gesicht halb von ihr abwen- deud, auf einen Sessel warf. „Alle diese schönen, idealen Dinge erwarten Sie von mir?" „Die erwarte ich von Ihnen," anwortete Relha, auf die beiden Fürwörter einen Nachdruck legend, der nicht ohne Einfluß auf Geiger blieb, obwohl er bemüht war, sich dagegen zu wehren. Wieder ausspringend, rief Geiger: „Sie rufen sie an für eine Karla Edelberg und wissen doch, daß sie es gewesen ist, die alles, was davon noch vorhanden war, aus meiner Brustgetilgt hat. Wie können Sie mir zumnten, meiner Rache zu entsagen ?" „Die Rache ist mein!" kam eS unwillkürlich von Rethns Lippen, und jetzt lachte Geiger laut auf. „Was soll das heißen? Sind Sie etwa fromm geworden in Ihrer Angst nm Karla EdelbeiZ, die sich doch sonst Ihrer Sympathien nicht gerade er freut hat?" „Ich habe anders über sie denken gelernt," er widerte mit niedergeschlagenen Augen und nicht otme Anstrengung Relha, denn sie fühlte jetzt, wo sie persönlich für sie eintreten mußte, wieder recht lebhaft die Abneigung gegen das Mädchen, dem der non ihr geliebte 'Mann sein Herz zu eigen gegeben batte; aber mit tapferer Selbstüberwindung sprach sie weiter: „Ich habe Ihne» bereits vondemDop pelspiel, das Emil Hafner getrieben hat, geschrie ben; Karlas Benehmen gegen Sie fällt zum größten Teil ihm zur Last. Können Sie das nicht glauben?" Wieder lachte Geiger kurz und hart. „Warum sollte ich nicht? Meinem lieben Freunde Hafner träne ich jede Bosheit, jede Niederträchtigkeit zu. Aber brauchte sie mich darum zu behandeln wie einen räudigen Hund? Nachdem mich ihr Beneh men in de» Wahn gewiegt, sie liebe mich, versetzte sie mir einen moralischen Fußtritt, den ich nie ver gessen werde. Welches auch die Beweggründe sein möge», aus denen Sie jetzt für Karla Edelbergbit ten, geben Sie sich keine Mühe, Sie bringen mich nicht dazu, einen Finger sür sie zu rühren." § „Sie geben damit also zu, daß Sie ihr helfen könnten, wenn Sie wollten!" fiel Netha schnell ein. Er machte eine abwehrende Handbewegung. „Lassen wir das. Ob ich eS könnte odernichtigleich viel, ich tue eS nicht!" „Man wird sie zum Tode oder mindestens zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilen l" „Ich kann eS nicht obwendenl" „Doch, doch, ich weiß, Sie können eS, Sie be sitzen die Beweise, daß Hafner Selbstmord beging und es so einrichtete, daß seine Schwester der Ver dacht treffen mußte, ihn vergiftet zu haben I" rief sie immer angstvoller. „Und wenn Sie es denn nicht um KarlaS willen tun wollen, so eriunern Sie sich, daß mit ihr ein Zweiter steht und fällt. Doktor Paul HelmerS Geschick ist von dem KarlaS nicht zu trennen; waS hat Ihnen der Unschuldige getan, daß Sie ihn verderben lassen wollen?" „WaS er mir getan?" fuhr Geiger auf. „Ist er nicht Karlas Verlobter?" „Als Sie sich um Karla bewarben, kannte sie ihn kaum." „Gleich viel, er ist eS jetzt. Beenden wir diese Unterredung, Retha, sie führt zu nichts. Sprechen wir von anderen Dingen." „Wollen Sie mit mir frühstücken? Wollen Sie heute mit mir den Maskenball besuchen?" Sie schauderte. „Sie sind ein Mensch? Sie kön nen mir das anbieten, wo ich in Todesangst zu Ihnen gekommen bin in elfter Stunde, wo sich jen seits de» Rheins schon das Furchtbare vorbereitet! Es ist nicht, möglich, Sie können nicht hakt, nicht gefühllos bleibe», eS ist nur eine Maske, die Sie vornehmen, um mich dann zu überraschen. Hören Sie auf mein Flehen, lassen Sie sie jetzt fallen." Sie sank zu seinen Füßen nieder und hob fle hend die Hände zu ihm empor. „Relha, stehen Sie auf," sagte er jetzt verwirrt und beugte sich nieder, um sie emporzuzieheu. Sie wehrte ab. „Nicht eher, als bis Sie versprochen haben, meine Bitte zu erfüllen." „Ja, wa» wollen Sie denn eigentlich von mir ?" „Sie sollen mit dem nächsten Zuge, den wir erreichen können, mit mir nach Deutschland, nach Leipzig reisen." „Sind Sie toll? Jetzt mitten im Karneval?" „Die Gerichtsverhandlung beginnt am 1. März, eS ist daher keine Zeit zu verlieren." „Und was soll ich dort?" „Muß ich Ihnen da? erst sagen? Ihr Zeugnis ablegen, die Schriftstücke vorlegen —" „Sie sind ja Ihrer Sache sehr sicher." „Die Karla Edelberg und Paul Helmers ent lasten," fuhr sie, ohne seinen Einwurf zu beachten, fort, und so sehr sie sich in der Gewalt hatte, kannte sie nun doch nicht verhindern, daß ihre Stimme beim Nennen diese? NameuS bebte und eine hohe Nöte ihr ins Gesicht schlug. Er beugte sich ganz tief zu ihr nieder und schaute ihr forschend in die Augen. Ein Verdacht, den er schon seil den letzten Wochen ihres sehr lebhaften Briefwechsels gehegt hatte, ward ihm zur Gewißheit. „WaS ist Ihnen Paul HelmerS?" fragte er. Noch einmal versuchte sie ihm auSznweichen,in dem sie antwortete: „Er ist der Schwager meiner Schwester, er ist der Versorger ihrer unmündigen Kinder, er ist die einzige Stütze feiner betagten Mut ter, er —" „Ist der Mann, den Sie lieben I" fiel Geiger schneidend ein. „Alle Gründe, die Sie da anführen, hätte» Sie nicht dazu gebracht, hier vor mir zu knieeu, wenn dieser eine nicht wäre. Habe ich Sie durchschaut?" „Sie haben Recht, ich liebe ihn!" rief sie mit leuchtenden Augen. „Ich schäme mich derFeigheit, die mich Ihnen die» verbergen ließ, die mich noch jetzt verleitete, Ihnen andere Beweggründe für mein Bemühen um seine Rettung anzngeben. Ich liebte ihn, seit ich ihn bei einer früheren Angelegenheit in Leipzig kennen gelernt hatte." „Und er?" nnterbrach sie Geiger. „Er," antwortet« sie bitter und schneidend, „war sehr artig, sehr höflich, sehr zuvorkommend gegen mich, aber sein Herz gehörte Karla Edelberg; eS kam ihn» gar nicht in den Sinn, daß die Studentin auch ein solche» haben könne!" „Und daS wagen Sie mir zu sagen!" fuhr Gei ger auf, ihre Handgelenke so fest umspannend, daß sie mir mit Mühe einen Schmerzensschrei unter drückte, „während Sie mich glauben ließen —" Sie ließ ihn den Satz nicht vollenden, sondern rief: „Ich habe Sie nicht getäuscht; nie habe ich Ihnen Liebe geheuchelt, und ich weiß, auch Tie haben mich nie geliebt, waS uns einte, war nicht Liebe, sondern Haß — der Haß gegen Karla Edel berg, die Sie tätlich beleidigt, die mir den Mann geraubt, nach dem meine Seele schrie." „Immer besser!" murmelte Geiger und ver schlang trotz seines Zornes das vor ihm siebende Mädchen mit den.Blicken. Nie war sie ihinschöner, nie begehrenswerter erschienen, als in dieser Er regung, als in der trotzigen, rücksichtslosen Offen heit, mit der sie ihm jetzt die tiefsten Gründe ihre» Wesens enthüllt hatte. „Leugnen Sie vielleicht noch, daß Sie Hoffnung haben?" fragte er. Sie zuckte die Achseln. „Ich könnte eS in Abrede stellen, nie habe ich ein Wort gesagt, da» Sie zu solcher Sprache be rechtigte, nie ui meinen Briefen einen Satz geschrie ben, der Ihnen zu einer solchenDeutung oaS Recht gäbe. Aber lassen wir daS! Wer sagt Ihnen, daß ich die Hoffnungen, die Sie sich gemacht, nicht er fülle» will!" „Retha!" schrie er auf. „Verstehe ich Sie recht?" Sie neigte zustimmend den schöne» Kopf. „Ich bin die Ihre, wenn Sie mich noch wollen, sobald Sieden Preis gezahlt, den ich dafür verlange.Ich war mir ganz klar darüber, als ich zu Ihnen kam." Kmfftantin Geiger fühlte, wie ihm da» Blut zu Kopfe stieg, es brauste ihm vor den Ohren, eine rasende Leidenschaft. Wieder ergriff er ihre Hände, die sie vorher nur mit Anstrengung auS den seiuigen befreit hatte, »ul' brachte sein Gesicht dem ihrigen so nahe, daß sein heißer Atem sie anwehte. „Sie bieten mir also einen Handel an, meine stolze Schöne?" fragte er mit heiserer Stimme. „Wenn Sie eS so neunen wollen," erwiderte sie, „ja." LIV,17