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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.12.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191012304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101230
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-12
- Tag 1910-12-30
-
Monat
1910-12
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.12.1910
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ligung bedeutender Mittel zur Ausgestaltung der Marine die wichtigste Ausgabe der Dele gationen sei. Die bosnische Annexionssrage sei abgetan, jetzt komme es darauf an, zwi schen der Doppelmonarchie und dem Auslande gute politische und Handelsbeziehungen zu un terhalten. Danach legte der Minister des Auswärtigen, Gras Aehrenthal, mit einer Darstellung der auswärtigen Beziehungen Oesterreich-Ungarns ein dreimonatiges Budget- Provisorium für 1911 vor. — Am heutigen Donnerstag empfängt der Thronfolger Franz Ferdinand, der kurz vorher in Budapest ein- trisft und bald daraus die ungarische Haupt- stadt auch wieder verläßt, die Delegationen in feierlicher Audienz in der Hofburg. England. Gegen Persien, dessen Regent Nassr el Mulk angeblich zurückzutreten entschlossen ist, scheint die englische Regierung eine große Aktion zu planen. Unlängst hatte ein blutiger Zusam menstoß zwischen englischen Marinetruppen und Wassenschmugglern stattgefunden, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Die englische Regierung forderte daraus von der persischen in einer Art Ultimatum, bis zu einem bestimmten Termin die nötigen Garan tien für die Erhaltung der Sicherheit zu be schaffen. Diesem Verlangen hat Persien bis her noch nicht entsprochen, und daher ist seitens Englands eine größere Flottendemonstration oder dergleichen im persischen Golfe nicht unwahrscheinlich. — Im Randminen-Gebiete von Transvaal hatte englische Kolonial polizei heftige Zusammenstöße mit rebelli schen Eingeborenen zu bestehen, wobei drei Schwarze getötet wurden. Bei einer anderen Mine wurden gleichfalls 3 und wieder bei ei ner anderen sechs Eingeborene getötet, von denen auch viele verwundet wurden. Bulgarien. Wie aus Sofia gemeldet wird, ordnete der Staatsanwalt infolge des Verdachts einer Ver giftung die Untersuchung der Leiche des in der Kammer plötzlich verstorbenen ehemaligen Ministers Pajakoss an. Türkei. Von einem schweren Kampf mit den Dru sen bei Korak berichten Konstantinopeler Blät ter. Die Drusen, die in die Flucht geschla gen wurden, verloren 450 Tote und Verwun dete; 600 Mann ergaben sich. Die türkischen Truppen hatten 84 Tote und Verwundete. — Nach weiteren Meldungen aus Sofia ist mit den wichtigen Dokumenten der Gesandtschaft auch der Chiffreschlüssel des Auswärtigen Am tes gestohlen worden, den man über Rumä nien nach Bulgarien gesandt hat. 1«. öffentliche StadtverordneteustHung zu Hohenstein-Ernstthal am 28. Dezember 1910. Vorsitzender: Herr Stadtverordneten-Vorsteher Redslob. Am Ratstische sind erschienen Herr Bürger meister Dr. Patz, sowie die Herren Stadträte Anger, Bohne, Layritz und Schneider. Vom Stadtverordneten-Kollegium sind 20 Herren an wesend. Zu Punkt 1 der Tagesordnung: Kenntnisnahmen gibt der Herr Vorsitzende bekannt, daß zwei Dankschreiben für bewilligte Gehaltsaufbesserungen eingegangen sind und bezüglich der Landgraff- stiftung die Erbschaftssteuer mit 750 Mk., das sind 5 Proz. von 15000 Mk., bezahlt worden ist. — Der Stadtrat hatte den Hinterbliebenen des früheren langjährigen Stadtverordneten und Vizevorstehers Herrn Johs. Koch seine Teil nahme beim Heimgange desselben ausgesprochen. Die Hinterbliebenen haben hierfür in einem Schreiben besonders gedankt. 2 . Wasserzinsablösung. Die Stadt hatte bisher für Ablösung all jährlich 3,08 Mk. an die Kirchgemeinde Ober lungwitz zu zahlen. Es ließ sich nicht bestimmt feststellen, ob dieser Betrag für Wasserzins sein sollte, und wird vorgeschlagen, diese jährliche Abgabe durch eine einmalige Kapitalzahlung von 88 Mk. abzulösen. Das Kollegium tritt dem Beschlusse des Rates einstimmig bei. 3 . .Herabsetzung des Leuchtgaspreises. Im Zusammenhang mit der am 1. Januar 1911 in Kraft tretenden Verbilligung des elek trischen Lichtes wird vorgeschlagen, den Preis für Leuchtgas um 10 Proz. zu ermäßigen. Der bisherige Preis von 20 Pfg. pro Kubikmeter würde hierdurch auf 18 Pfg. herabgesetzt werden und hofft man, den Ausfall von jährlich 5500 Mk. durch vermehrte Abgabe wieder hcreinholen zu können. — Herr Stadtrat Anger bemerkt hierzu, daß man schon seit etwa 6 Jahren fort gesetzt zu kämpfen hatte, doch habe man der Neuerung (Elektrizität) nicht entgegenarbeiten wollen. Erst habe man im Bahnhof einen großen Konsumenten verloren und späterhin seien noch verschiedene größere Fabriken dazu übergegangen, selbst Anlagen zu bauen. Ohne die elektrische Konkurrenz hätte man bedeutend größere Ueberschüsse erzielt, indessen könne man mit den ganz nennenswerten Ueberschüssen des Vorjahres sehr zufrieden sein. Es sei kein Rück gang, sondern ein stetiger Fortschritt zu ver zeichnen. Redner gibt sodann eine Uebersicht der Gaspreise in verschiedenen sächsischen Städten bekannt. Hiernach werden gezahlt pro Kubikmeter in Annaberg Leuchtgas Heftg. Betriebs«. Pfg- 20 12 13 „ Bautzen 18 13V, 13'/, „ Chemnitz 18 13 13 „ Döbeln 20 13 13 „ Glauchau 20 12 12 „ Limbach 18 13 13 „ Oschatz 20 14 14 „ Plauen 18 13 13 „ Werdau 18 13 13 „ Zwickau 17 12 12 Das Kollegium genehmigte hierauf die vorgeschlagene Ermäßigung. einstimmig 4 Ermäßigung des elektrischen Licht strompreises und der Zählermiete. Das Elektrizitätswerk bittet, den Preis für Licht auf 45 Pfg. pro Kilowattstunde und die höchste zur Berechnung gelangende Zählermiete auf 30 Mk. pro Jahr für Hohenstein-Ernstthal ermäßigen zu dürfen. Einstimmig genehmigt. 5 Zaunerrichtung am ehem. .Heldschen Hause. Den früheren Zaun beschließt man zum Preise von 36 Mk. von dem Eigentümer anzu kaufen und anbringen zu lassen. 6 Baufluchtlinie für die östliche Lung- witzerstrafle. Herr Kommerzienrat Pfefferkorn beabsichtigt sein an der Lungwitzerstraße Nr. 19 liegendes Hausgrundstück niederzureißen und einen Neubau ausführen zu lassen. Entgegen einem früheren Beschluß bezgl. des Beckertschen Grundstückes wird vorgeschlagen, dort Vorgärten festzulegen. Das Straßenbild würde hierdurch bedeutend verschönert. — Herr Bürgermeister Dr. Patz be merkt hierzu, daß man ursprünglich die Flucht linie für diese Straßenstrecke in gleicher Richtung wie das alte Beckertsche Hausgrundstück festge legt habe. Der Fußweg würde hierdurch beim Pfefferkornschen Grundstück etwa 5—6 Meter, mithin unnötig breit, da auch die Straße dort eine genügende Breite habe. Ein Fußweg von 2 Metern Breite genüge und lasse dann noch Platz zur Anlage von Vorgärten. Der Vertrag mit Herrn Stadtrat Beckert sei bei An nahme der Vorlage noch zu ändern, da hier durch weniger Areal zu Straßenzwecken abge treten zu werden brauche. Beim oberen Teil bleibe der Garten erhalten und mit ihm die alte ehr würdige Linde. Dieses schöne alte Wahrzeichen wolle man nicht ohne weiteres fortnehmen; wenn der Baum einmal altersschwach würde, sei der Frage dann näher zu treten. Ebenso könne beim Wernerschen Grundstück ein keil förmiger Streifen als Vorgarten ausgebaut bezw. eingezäunt werden, ein Wegehindcrnis würde damit nicht entstehen. Die Fahrbahn selbst wird durch die Neufestsetzung nicht berührt, sondern verbleibt in der bisherigen ausgiebigen Breite. — Herr Vorsteher Redslob regt an, für den Fall, daß Herr Kaufmann Werner den Streifen nicht als Vorgarten ausbaue, was sicher lich anzunehmen sei, um einen besseren Uebcr- gang in der Fluchtlinie zu schaffen, von dort bis zum Pfefferkornschen Grundstück durch eine Rundung einen Ausgleich herzustellen. Die Frage des Herrn Stadtv. Lange, ob es als sicher anzunehmen sei, daß nicht eine Restaurierung, sondern ein Neubau seitens des Herrn Kom merzienrats Pfefferkorn vorgenommen würde, beantwortet der Vorsitzende in bejahendem Sinne. An der weiteren Debatte hierüber beteiligen sich noch die Herren Bürgermeister Dr. Patz und die Stadtv. Lange, Ebersbach, Grießbach und Schrepel. Der Vorlage wird sodann einstimmig zugestimmt. 7 . Bauvorschriften zun» Bebauungsplan König Albertstrafle und Umgebung. Vorgeschlagen wird u. a., für die Moltke- bis Schillerstraße die offene Bauweise, desgleichen für die Bismarck- bis Moltkestraßc, für die König Albertstraße die offene und teilweise geschlossene Bauweise, für die Schillerstraße die offene Bau weise und Einzelbauten, für die Zeißigstraße die geschlossene und offene Bauweise und für die Moltkestraße die offene Bauweise zu genehmigen. Der Rat ist diesem Vorschläge des Bauausschusses beigetreten. Auf die Anfrage des Herrn Stadtv. Wächter, ob der Vauausschuß die vorgeschla genen Straßenfestsetzungen an Ort und Stelle geprüft habe, da andernfalls eine Orientierung schlechterdings nicht möglich sei, antworten die Herren Stadtv. Ebersbach und Stadtrat Bohne, daß man das Projekt schon seit Jahren bearbeite und die gesamte Gegend genau kenne. Weiter bemängelt Herr Stadtv. Wächter die Straßcnführung entlang den: Hinteren Lieber- kncchtschen Grundstück. Durch die jetzige Planung würde der Verkehr zurückgeleitet, während man durch einen straßenmäßigen Ausbau des Fuß weges eine selten günstige Verbindung mit der oberen Stadt habe Herstellen können. Diese bessere Verkehrsmöglichkeit müsse im Interesse eines bequemeren Fährverkehrs und zur Ent lastung der Straße am Bahnhof geschaffen werden, wenn nicht später berechtigte Vorwürfe laut werden sollten. Durch die Inanspruchnahme der Straße durch die elektrische Bahn sei es erhöhte Pflicht, doppelt auf eine Entlastung hinzustrebcn. Herr Vorsteher Redslob kann diese Bedenken nicht teilen, da die von Herrn Wächter ange regte Straße für den Durchgangsverkehr nicht in Frage kommen könne. Die Ausmessung habe ergeben, daß bei beiden Wegen nur ein Unter schied von 15°/„ in Frage komme; der Umweg für Geschirre sei daher als sehr minimal zu be zeichnen. Im übrigen aber habe man den Plan an dieser Stelle bereits früher festgelegt und käme dann evtl, die Aenderung eines früheren Beschlusses in Frage. An der Debatte hierüber beteiligen sich noch die Herren Bürgermeister Dr. Patz, Vorsteher Redslob, Stadtv. Wächter, Ebers bach, Grießbach, Feldmann und Schrepel. Die Vorlage wird sodann einstimmig (Herr Stadtv. Wächter stimmt nur insofern dagegen, als er einen Ausbau des Fußweges als Verbindungs straße wünscht) genehmigt. 8 Bauliche Ausgestaltung der ehem. Wilde-Häufer zu Hospitalzwecken. Die Kosten für Umbauten in Höhe von 1080 Mk. und für die Ausstattung von 1360 Mk. werden einstimmig genehmigt. 9 Arealverkauf in der Lichtensteiner Strafle. Es handelt sich um das früher Albrechtsche Grundstück, das, als nach dem Brande eine Neu regulierung der Straße erfolgte, von der Stadt zum Preise von 2000 Mk. erworben wurde, während es noch mit 1000 Mk. zu Buche steht. Man beschließt, das 100 djm große Grundstück zum Preise von 1000 Mk. unter der Bedingung, daß es nur mit Schuppen rc., aber nach der Lichtensteiner Straße zu nicht bebaut werden darf, an den Klempner Günther zu verkaufen. 10 Altftädter Turnhallengrundstück betr. Der Stadtrat hat das Projekt nach reiflicher Ueberlegung abgelehnt. Nach dem vom Sächsi schen Heimatschutz hergestellten Plan über die Aufschließung des Hüttengrundes kommt der städtische Bauhof bei der Straßendurchführung nicht in Gefahr, versetzt werden zu müssen. In Anbetracht der hohen finanziellen Kosten sieht der Rat deshalb von der Erwerbung des Turn hallengrundstücks als Bauhof ab. — Herr Stadtv. Schmidt hält es für bedauerlich, daß die An gelegenheit sich so lange hinausgezogen habe, und auch Herr Stadtv. Ebersbach bedauert cs, daß die Erledigung nicht schneller erfolgen konnte. Die Möglichkeit der Vereinigung der beiden Turnvereine sei durch den Nichtankauf in weite Ferne gerückt. — Herr Bürgermeister Dr. Patz betont, daß sich das Kollegium einstimmig einverstanden erklärt habe, erst den Bebauungs plan vom Heimatschutz abzuwarten, und hiermit das Tempo des Rates gutgeheißen habe. Den Vorwurf, daß es zu lange gedauert habe, müsse er deshalb zurückweisen. Er selbst sei persönlich für den Ankauf, doch halte er es nicht für rat- sam, einen Ankauf nur mit knapper Majorität vorzunehmen, da hierdurch stets Gerede uud Nörgeleien entständen. Auf die Beschlüsse der beiden Vereine habe die Verzögerung nicht ein gewirkt, auch sei von einem Verein schon seit längerer Zeit eine Absage an den Stadtrat er gangen. — Herr Vorsteher Redslob stimmt den Worten des Herrn Bürgermeisters, daß ein derartiges Projekt mit größerer Majorität be schlossen werden müsse, bei. — Gegen die Stim me des Herrn Ebersbach wurde sodann dem Natsbeschlusse beigetreten. 11 Abkommen über die Unterhaltung der Heiste und des Fuflwcgs am alten Amtsgericht. Wen die Unterhaltungspflicht trifft, geht aus den alten Akten nicht einwandfrei hervor. Es wurde deshalb ein Vermittlungsvorschlag emp fohlen; hiernach erklärt sich die Firma Gebr. Säuberlich bereit, die Unterhaltung bezüglich der Heiste und des Fußweges anzucrkennen, wenn die Stadt deu im Jahre 1899 hcrgestelltcn Fuß weg und die Steinständer nebst Geländer über nehmen würde. Einstimmig (Herr Ebersbach enthält sich der Abstimmung) wird der Vorschlag gutgeheißen. 12. Reisfstiftung betr. Wegen einer Rentenzahlung waren nachträg lich Zweifel über die Auszahlungspflicht ent standen. Man beschließt jedoch, diese Bedenken, die noch dazu zweifelhaft sind, nicht weiter zu beachten, vielmehr die Rente wie vorgesehen aus zuzahlen. Es handelt sich um 3"/^ sächsische Rente von 8000 Mk. — 240 M. jährlich. So lange die Rentenempfängerin, eine 54 Jahre alte Frau, lebt, kaun die Erbauung des gestifteten Erholungsheims nicht erfolgen. Das Gesamt vermögen nach Abzug der 6500 Mk. betragenden Erbschaftssteuer beträgt 160 000 Mk., mit welchem Betrage, wie der Herr Bürgermeister ausführt, sich nichts Besonderes Herstellen lasse. Es sei mithin ganz annehmbar, daß durch die erhöhte Zinseneinnahme eine Kapital» ermchrung statt fände. Die Verwirklichung der Stiftung könne bei normaler Berechnung vor 20 Jahren nicht erfolgen, vorausgesetzt, daß die Rentenempfän gerin nicht früher stirbt. Die Ausgabe für Stenrpel im Betrage von 800 Mk. will man durch Bildung der Stiftung in eine rechtsfähige Person ersparen. Das Kollegium stimmt dem zu. 13 Gesuche um Gehaltsaufbesserung. Die hiesigen Schutzleute haben infolge der allgemeinen Teuerung um Gehaltsaufbesserung gebeten. Die Recherchen haben jedoch ergeben, daß unsere Schutzleute miudesteus ebensogut ge stellt sind, wie die anderer Städte. Der Finanz ausschuß schlägt daher vor, die Gehaltsaufbesse rung abzulehuen, dagegen die Festsetzungen für den Dienstaufwand von 40 auf 60 Mark jährlich zu erhöhen. Das Kollegium ist hiermit einver standen. 14 Teilnahme eines Lehrers an einem Fortbildungskursus. Das Ministerium des Jnuern beabsichtigt einen auf 6 Wochen berechneten Kursus für Fach- und Fortbildungsschullehrer zu veranstalten und jedem Teilnehmer hierfür 250 Mk. zu verwilligen. Der Kursus findet bei der Technischen Staats lehranstalt in Chemnitz statt und hat sich Herr Oberlehrer Jähnig zur Teilnahme gemeldet. Hierdurch machen sich Vertrctungskvsten in Höhe von 150 Mark notwendig, die das Kollegium bewilligt. 15 Der Anstellungsvertrag mit Herrn Handelslehrer Kleeberg wird genehmigt. 16 Bewilligung von Reparaturkosten für eine Strumpfmaschinc. Eine der Webschule von der Firma Zwingen berger geschenkte Strumpfmaschine ist reparatur bedürftig. Die Kosten werden mit 280,90 Mk. genehmigt. 17 Der Richtigsprechung einer Rechnung für die Gewerbl. Fach- und Fortbildungsschule nach dem Vorschläge des Herrn Stadtv. Kretzschmar wird zugestimmt. — Herr Stadtv. Stützner fragt an, ob sein früher gemachter Vorschlag — Steuerfreiheit der Veteranen betr. — auf baldige Erledigung hoffen könne. Herr Bürgermeister Dr. Patz bemerkt hierzu, daß die Angelegenheit dem Abschätzungsausschuß überwiesen morden sei, der inzwischen noch nicht getagt habe. 18 Die elektrifche Bahn betr. teilt der Herr Vorsteher mit, daß in der Vor woche eine Sitzung stattgefunden habe, an der u. a. auch der Direktor Neufeld der „B-B-B" (Aktien-Gefellschaft für Bahn-Bau und -Be trieb in Frankfurt a. M.) teilgenommen habe. Bezüglich des Rollbockbetriebs habe man es siir richtig gehalten, diese Angelegenheit fallen zu lassen; hierdurch könne das Projekt natür lich nicht scheitern. Man habe sich mit den Interessenten (Hauptinteressent ist Herr Müh- lenbesitzer Uhlig-Hermsdorf) verständigt und will die Umladekosten tragen. Der Rollbock betrieb beansprucht 150 000 Mark Kosten, wäh rend die Umladekosten nicht einmal die Zinsen dieses Kapitals betragen. Da in letzter Zeit in Gersdorf Stimmen laut geworden sind, die Erbauung der Bahn würde nicht ernsthaft betrieben, hat Herr Direktor Neufeld namens der B-B-B. dem Bahnverbande 20 000 Mark als Kaution angeboten, die verfallen sollen, wenn die Bahn nicht innerhalb der Konzes sionsfrist durch Verschulden der Gesellschaft ge baut wird. In der Sitzung habe man ferner von der evtl, nach Hermsdorf—Oberlungwitz geplanten Abzweigung Kenntnis genommen. Aus dem gegenwärtigen Stande des Projekts sei ersichtlich, daß es nunmehr ernsthaft an die Ausführung gehe. — Herr Bürgermeister Dr. Patz fügt diesen erläuternden Worten des Herrn Vorstehers noch hinzu, daß man sich zuerst an die Siemens-Schuckert-Werke gewandt habe, die in Gemeinschaft mit der B-B-B., ihrer Schwestergesellschast, die Bahn erbauen werde. Die Deutsche Eisenbahngesellschaft-A.-G. in Frankfurt a. M. wird die Finanzierung vornehmen und soll evtl, eine besondere Ge- sellschaft unter der Firma Sächsische Ueber- landbahnen G. m. b. H. mit dem Sitz in Frankfurt a. M. gegründet werden, die dann den Bahnbau zur Ausführung bringen wird. Er hoffe bestimmt, daß, wenn bis April 1911 die Landerwerbun gen erledigt sind, dann schon im November 1911 fahren zu können. Herr Stadtv. Resch kommt sodann auf die in voriger Sitzung von Herrn Stadtv. Grießbach gebrauchten beleidigenden Aus drücke zurück. Diese hätten eine besondere Spitze gegen ihn gehabt. Er st e l l e hier mit f e st, daß er sein Amt weder mißbraucht noch sich einer Pflichtverletzung schuldig ge macht habe. Die betr. Familie Dörfeldt habe die Wohnung in der Carlstraße auf ge sundheitspolizeiliche Anordnung hin räumen müssen. Ein Bewohnen derselben durch 7 Per sonen sei nicht statthaft gewesen. Herr Grieß bach habe deswegen auch Anzeige bei der Kreishauptmannschaft erstattet. Herr Grießbach halte oft lange Reden, ohne zu prüfen, ob seine Worte Wahrheiten oder Unwahrheiten enthalten.. Nur um Propaganda für seine Per son und seine Partei zu treiben, würden manche Angelegenhellen von ihm zur Sprache gebracht. Sache des Rates sei es, deswegen 'mit Herrn Gr. abzurechnen. — Herr Stadtv. Grieß bach führt aus, es sei ihm nicht eingefallen, jemanden persönlich zu beleidigen; er habe nur das System geißeln wollen. Eine Anzeige bei der Kreishauptmannschast sei nicht von ihm erstattet worden. Er müsse dann fragen, wer den Oberwachtmeister Noack beauftragt habe, den Vermieter Funke derart zu beeinflussen, daß er die Leute nicht aufnehmen solle. — Herr Bürgermeister Dr. Patz verliest hierauf eine protokollarische Aussage des Herrn Funke, worin derselbe erklärt, weder von einem Polizeibeamten noch von einem in der öffentlichen Armenpflege ft ehe n den Herrn beeinflußt worden zu sein. Er habe sich in privaten Kreisen erkundigt und gehört, daß die Familie früher bereits ein mal herausgesetzt worden sei und deshalb die Wohnung nicht hergegeben. Oberwachtmeister Noack hat hierzu niedergeschrieben, daß er mit Funke überhaupt nicht gesprochen habe. Er habe nur mit Frau Scheibner gesprochen und betont, daß der Stadt durch die Aufnahme derartiger Familien neue Lasten entständen. — Die für die Räumung der Wohnung in der Karlstraße maßgebend gewesenen Gründe könnten nur anerkannt werden. Die früher von 7 Familiengliedern innegehabten Räume werden heute von einem jungen Ehepaar mit einem Kinde bewohnt. Er st eile fest, daß der Behörde nicht die Schuld beiz umessen ist, die Herr Grieß bach ihr gab. Von einem Gesuch an die Kreishauptmannschast sei ihm nichts bekannt. Festgestellt sei ferner, daß die Schutzleute nicht über das Unglück der Familie sich lachend im Fenster der Wache amüsiert hätten. Dieses sei ganz entschieden in Abrede gestellt worden. Die Behauptungen des Herrn Grießbach fal len hiermit vollkommen zusammen. — Herr Stadtv. Grießbach entgegnet, daß, wenn Funke in seiner Gegenwart vernommen würde, er sicherlich die soeben bekannt gegebene Aus- sage umstoßen würde. Er halte es für wün schenswert, daß eine allgemeine Revision der
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