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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.12.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191012209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101220
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-12
- Tag 1910-12-20
-
Monat
1910-12
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.12.1910
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näre Elemente protestierte, wurde plötzlich von Studenten der radikalen Richtung, denen sich zahlreiche Nichtstudenten angeschlossen hatten, gestürmt. Es kam zu einer furchtbaren Prü- gelei, bei der zahlreiche Studenten verwundet wurden. Die Angreifer behielten schließlich die Oberhand, vertrieben die anderen Studenten aus der Aula der Universität und beschlossen einen dreitägigen Ausstand. OertNches und Sächsisches. *— Die letzte Woche vor dem Fest bringt aller weihnachtlichen Geschäftig- keit höchste Leistung; die Hausfrauen erzählen, daß sie ihre Arme gar nicht mehr suhlten, woraus zu erkennen ist, daß sie dieselben nur zu sehr fühlen, und dann kommt die festliche Ruhepause, die, wie bekannt, in diesem Jahre knapper als sonst bemessen ist, weil der effte Feiertag aus einen Sonntag fällt. Es wird in diesen letzten Tagen immer noch viel ge kauft, vor allem aber werden die meisten Weih nachtspakete versandt, die doch nun so unge fähr zum Feste am Bestimmungsorte ankom men. Dabei muß im Hinblick auf die Massen haftigkeit des Verkehrs immer wieder darauf hingewiesen werden, daß Pappkartons schlecht den Weihnachtstrubel auf der Post bestehen, sie sind zu schwächlich, und daß auch Zigarren kisten oft eine Katastrophe aufweisen. Feste Hülle, kräftiger Bindfaden oder solide Nägel bei einer Kiste, nicht zu wenig Papier oder Holzwolle, das sind bei der Weihnachtspäckerei Hauptsachen. Und wenn einzelne Dinge nicht zusammenpassen wollen, dann macht man, um sicher zu gehen, lieber zwei Sendungen oder läßt von jemand packen, der die Sache ver steht. In dieser Woche haben wir auch, am 23. Dezember, den kürzesten Tag und damit Wintersanfang. Es geht, wenn wir auch noch mancherlei an winterlichen Molesten erleben können, doch wieder nach oben, der Sonne zu, und mit dem neuen Jahre kommen, wie all jährlich, neue Hoffnungen. Bisher haben alle Wetterpropheten mit ihren Voraussagen Unrecht behalten; der Dezember sollte ein recht unge mütlicher Bursche werden, und nun ist er so milde, daß man vielfach schon blühende Schlüs selblumen gefunden hat, und die Schneeglöckchen, die leicht gelb gefärbte südliche Art, die zu uns importiert sind, sich zu zeigen beginnen. Daran hat von allen Wetterkundigen kein ein ziger gedacht. Beim Wettermachen lernt man eben nicht aus. * — Wetteraussicht für Dienstag, den 20. Dezember: Südwestwind, aufheiternd, kälter, kein erheblicher Niederschlag. * — Wahl von Handelskammer mitgliedern. In Chemnitz haben am Freitag die Wahlen zur Handelskammer statt- gesunden. Aus dem Glauchauer Bezirk wurden als Mitglieder wiedergewählt die Herren: Berg rat Jobst in Gersdorf, Kaufmann Johannes Stadlinger in Glauchau und Mühlenbesitzer H. Uhlig in Hermsdorf. * — Maul- und Klauenseuche. Am 5. Dezember ist die Maul- und Klauen seuche im Gebiet des Königreichs Sachsen in 68 Gemeinden und 116 Gehöften amtlich fest- gestellt worden. Der Stand am 1. Dezember war 82 Gemeinden und 210 Gehöfte. Die Seuche ist also erheblich zurückgegangen. * Hohenstein-Ernstthal, 19. Dez. Die Weihnachtsfeier im Frauenverein der St. Tri- nitatisparochie fand gestern nachmittag 4 Uhr im Gemeindehaus statt. Dank der Opferwil ligkeit der Mitglieder, sowie von Freunden und Gönnern des Vereins war es auch diesmal möglich, notleidenden Mitmenschen eine Freude zu bereiten. Mehr als friiher waren aber auch in diesem Jahre Unterstützungen zu gewähren nicht nur an alte, hilfsbedürftige Personen, es gab Familien, die durch den Tod oder die Erkrankung des Ernährers wirklich in Not ge raten waren, und der Verein versagte seine Hilfe nicht. Die Feier wurde eröffnet mit gemeinsamem Gesang, stimmungsvolle Weih nachtsgesänge folgten, dargeboten von dem gut geschulten Kinderchor unter Leitung des Herrn Kantor Fischer, abwechselnd mit Deklamationen von Konfirmandinnen, die von eigenartig tie fer Wirkung waren. Auch eine Lichtbildervor führung, die die Weihnachtsgeschichte darstellte, trug zur Unterhaltung wesentlich bei. Den Mittelpunkt der Feier bildete die zu Herzen gehende Rede des Herrn Pfarrer Schmidt, die vom Fest der Liebe sprach, der Liebe, die auch den Armen und Hilfsbedürftigen sich er schließt. Im Gemeindehaussaale hatten mit viel Fleiß und Liebe treue Hände einen Christ baum geschmückt und die Gabentische gedeckt. Dank der zahlreichen Spenden bekam jedes eine reichliche Bescherung und in allen Herzen klang das Weihnachtslied wieder: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit." An die Bescherung, bei der 40 Personen (ins gesamt 84 Personen, davon 44 zu Hause) mit nützlichen Sachen beschenkt werden konnten, schloß sich die übliche Bewirtung. Möge dem Frauenverein auch in Zukunft das gleiche Wohlwollen und die nötige Unterstützung zu teil werden wie bisher. * — Der „goldene" Sonntag ist nun auch vorbei, der Tag, der den Hauptge- schästsoerkehr im ganzen Jahre, der den Höhe punkt im Weihnachtsbetrieb bringen sollte, der der Tag der großen Pakete, der vollen Ge schäftskassen und der stark in Anspruch genom menen Portemonnaies sein soll. Wohl herrschte in den Nachmittagsstunden ein recht lebhafter Verkehr, aber unter der Menge der Passanten gab es wieder viele Neugierige, sodaß wir die Frage, ob unsere Geschäftsleute allenthalben zufriedengestellt worden sind, leider nicht zu be jahen vermögen. Es fehlte, so wenig Stun den vor dem astronomischen Wintersanfang und so wenig Tage vor dem Fest, am rech ten Weihnachts Wetter, an Schnee und herzhaf tem Froste, der ersten Vorbedingung für ein wirklich gutes Weihnachtsgeschäft. Die milde Witterung wirkt höchst nachteilig ein auf den sehr großen Teil des Weihnachtsbetriebes, der sich mit der Equipierung der Menschheit für winterliche Temperaturen beschäftigt. Hoffent lich holen die verantwortlichen Wettergeister rasch nach, was sie uns im November schon versprachen, dann aber zu halten versäumten! Wir Nordländer wollen uns nun einmal die „fröhliche, selige Weihnachtszeit" schwer an ders vorstellen als mit einer Landschastsstaf- fage von Schnee und Eis. * — 'Achtuhrladenschluß. Um Irrtümern zu begegnen, weisen wir darauf hin, daß die Einsicht in die Liste allen Geschäftsinhabern zu gestatten ist, mithin auch denjenigen, die nicht in der Liste stehen; da in dem Einspruch nach Befinden ge rade der Umstand, daß eine Person trotz ge stellten Antrages sich nicht in der Liste einge tragen befindet, geltend gemacht werden kann. Personen, die nicht Geschäftsin haber sind, kann die Einsicht ver weigert werden, da sie bei diesem Ver fahren als beteiligt nicht anzufehen sind. * — Butterrevision. Bei der heute vormittag auf dem hiesigen Wochenmarkt statt gefundenen Buttergewichtsrevision wurden 30 Stückchen Butter wegen Mindergewichts zer schnitten und den Händlern zurückgegeben. * — Die Kanarienausstellung im „Deutschen Haus" hatte sich gestern eines guten Besuches zu erfreuen. Heute abend um 6 Uhr erfolgt die Ziehung der mit der Ver losung verbundenen Lotterie. Die hierfür an gekauften Kanarienhähnchen sind mit ausge stellt. Die Gewinnliste wird morgen in unserer Zeitung veröffentlicht werden. * — Schön ist das Zechen, aber nicht das Blechen, dachte ein hiesiger Handarbeiter, als er gestern vormittag im Bahnhofsrestaurant eine größere Zeche gemacht hatte und lärmend, ohne zu zahlen, abrücken wollte. In der Trunkenheit verübte er so dann noch Straßenskandal und mußte schließ lich zur eigenen Sicherheit durch die Polizei ins Arrestlokal abgeführt werden. * — Eine diebische El st er wurde gestern in einem Geschäft der Weinkellerstraße beim Ladendiebstahl überrascht und überführt, trotzdem sie einen Diebstahl entschieden in Ab rede stellte. Die gestohlenen Waren im Werte von ca. 10 Mark wurden bei ihr vorgesunden. Die auf der Dresdnerstraße wohnhafte Frau wurde zur Anzeige gebracht. * Oberlungwitz, 19. Dez. Im Anschluß an den gestrigen Vormittagsgottesdienst erfolgte die Wieder- bezw. Neuverpstichtung der Kir chenvorstandsmitglieder Herren Schuldirektor Dr. Groschopp, Fabrikbesitzer Wilhelm Bahner, Fabrikbesitzer Robert Götze, Gutsbesitzer Paul Wagner, Sparkassenkassierer A. Franke und Strumpfwirker Carl Roder. Herr Pfarrer von Doskh hielt eine kurze Ansprache und ver pflichtete die Genannten durch Handschlag. * Oberlungwitz, 19. Dez. Am Sonn abend abend kurz nach 9 Uhr erklang plötzlich Feueralarm. Es brannte die mit Futtervor räten 'gefüllte, am Gemeindeweg liegende Scheune des Herrn Gutsbesitzers Lindner. Tie hiesigen Wehren in Gemeinschaft mit den aus Ursprung, Wiistenbrand und Mittelbach her beigeeilten bekämpften das Feuer recht tatkräf tig, doch ließ sich die Erhaltung der Scheune nicht durchsetzen. Man mußte sich vielmehr darauf beschränken, die benachbarten Gebäude zu schützen, was, da Windstille war, auch ge lang. Die Scheune, deren Besitzer versichert hatte, brannte vollkommen nieder und wird als Entstehungsursache Brandstiftung vermutet. Die 1. Löschprämie erhielt die Ursprünge!, die 2. die Wüstenbrander Feuerwehr. * Oberlungwitz, 19. Dez. Das vierjährige Töchterchen des Herrn Lagerhalters llnger war auf dem Eise des oberen Mühlenleiches einge brochen und wurde noch rechtzeitig von dem fünfjährigen Sohn des Färbereiarheiters Keil ans dem Wasser gezogen. * Rabenstein, 18. Dez. Heute nachmittag wurde im Rabensteiner Wald ein Mann, anschei nend dem Arbeiterstand angehörend, tot aufge funden. Die Todesursache konnte noch nicht festgestellt werden, wahrscheinlich liegt Selbstmord vor. * Lichtenstein, 18. Dez. Bei den Stadt verordnetenwahlen, die infolge Einführung des Klassenwahlrechts vollständig neu vorgenommen werden mußten, wurden in der 1. und 2. Klasse 10 Kandidaten der Ordnungsparteieu und in der 3. Klasse 5Vet1retcr der Sozialdemokratie gewählt. — Gestern abend in der siebenten Stunde brannte die Scheune des Oekonomen Otto Beckert mit sämtlichen Vorräten vollständig nieder. Ehe die Feuerwehr an der Brandstelle erschien, war das Gebäude bis auf die Umfassungsmauern nieder gebrannt. * Mittweida, 19. Dez. Ueber den be reits kurz gemeldeten Ueberfall auf die 61jäh- rige Zimmervermieterin Frau Haupt ist noch folgendes zu berichten: Der Amtsgerichtssekre tär a. D. Haupt bewohnt das ihm gehörende große Eckgrundstück Weitzelstraße 15, in un mittelbarer Nähe des Technikums gelegen. Das Parterre ist an einen Geschäftsinhaber vermie tet. In der ersten Etage bewohnt Haupt mit seiner Frau einige Räume, zu denen man durch einen Vorsaal gelangt. Alle übrigen Wohnräume des Hauses sind von Haupts an Techniker, meistens Ausländer, vermietet. Als nun am Sonnabend früh ein Bäckerlehrling, der täglich das Frühstücksgebäck zu Haupts bringt, den Vorsaal betrat, dessen Tür stets unverschlossen blieb, bemerkte er aus der Diele Blutspritzer und im Hinteren Teile des Rau mes, dicht an der Küchontllr, sah er Frau Haupt neben einem großen Haufen alter Wä sche in einer Blutlache liegen. Die sofort her beigerufene Polizei veranlaßte zunächst die Ueberführung der schwer verletzten, bewußtlo sen Frau ins Stadtkrankenhaus. Die ärztliche Untersuchung ergab, daß von der Schädeldecke der Frau ein Stück direkt weggeschlagen war. Der Ueberfall in der Wohnung scheint sich vorn an der Vorsaaltür abgespielt zu haben; Frau Haupt ist dann offenbar nach der Küche zu gewankt und dicht vor deren Tür zusammengebrochen. Bis gestern nachmittag hatte die Verletzte das Bewußtsein noch nicht wieder erlangt. Das Verbrechen ist noch in tiefes Dunkel gehüllt; es läßt sich nicht sagen, ob eine Beraubung in Frage kommt, ebensowenig besteht noch kein bestimmter Verdacht, wer der Täter sein könnte. Der Vorgang muß sich auch verhältnismäßig geräuschlos abgespielt haben, denn der Ehe mann der Ueberfallenen, der im anstoßenden Zimmer schlief, hat nichts gehört. Die Haupt- schen Eheleute waren als Sonderlinge bekannt, sofern ihre häuslichen Verhältnisse in Betracht kamen. * Dresden, 18. Dez. Der frühere Kul tusminister Exzellenz Dr. Paul von Seydewitz, ein Bruder des jetzigen Finanzministers, ist gestern nachmittag nach kurzer Krankheit hier gestorben. — Der große Fleischdiebstahl auf dem alten Schlachthofe in Dresden, wo einem Fleischermeister Fleischwaren im Gesamtwerte bis zu 10 000 Mark gestohlen wurden, führte am Sonnabend sieben Fleischergesellen und ei nen Fleischermeister vor das Dresdner Land gericht. Verurteilt wurden die Fleischergesellen Tippmann zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis, Härtwig zu 2 Jahren Gefängnis, Göhler zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus, Rost 1 Jahr Zuchthaus, Völkel 4 und Dittrich nnd Rönsch je 3 Monate Gefängnis; Fleischermeister Leut hold erhielt 1 Jahr Zuchthaus. Er und Rost, die sich noch auf freiem Fuße befanden, wur den in Hast genommen. * Leipzig, 18. Dez. Gestern vormit tag wurden an der Ecke der Lößniger- und Arndtstraße die 53jährige Frau Friederike Heyne aus der Arndtstraße und ihr 5 Jahre altes Enkelkind von dem Gefährt eines Flei schermeisters überfahren. Die Frau erlitt meh rere Rippenbrüche und eine Gehirnerschütterung. Das Kind ist ebenfalls schwer verletzt. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht. — Das Opfer eines raffinierten Betrügers wurde eine in der Berliner Straße wohnhafte Schlossers ehefrau. Bei ihr wohnte seit längerer Zeit ein 27 Jahre alter, wiederholt vorbestrafter Kell ner aus Neustadt a. d. Orla. Unter dem Vor wand, er sei mit einem Leutnant v. Ullen dorf, der gegenwärtig die Kriegsakademie in Potsdam besuche, eng befreundet und solle für diesen Geld schaffen, verstand es der Mensch, der Frau nach und nach Beträge in der Ge samthöhe von 9000 Mark abzuschwindcln. Mit dem Gelde lebte er herrlich und in Freuden. Als man jedoch dem Betrüger auf den Fersen saß und er dieses merkte, verließ er schleunigst Leipzig und reiste nach Weimar. Hier hielt er sich dann unter einem falschen Namen auf, der jedoch zur Kenntnis der hiesigen Krimi nalpolizei gelangte, die dann auch sofort seine Festnahme in Weimar veranlaßte. Von dem Gelde war nichts mehr vorhanden. Der Ver haftete hat bei der hiesigen Staatsanwaltschaft noch ein altes Konto zu begleichen und wird außerdem noch von der Dresdner Gerichtsbe hörde steckbrieflich verfolgt. Der hineingefalle nen Frau hatte der Gauner weisgemacht, daß sic durch das Geldleihen einige Tausend Mark verdienen würde. — Freiwillig stellte sich der hiesigen Kriminalpolizei der 29 Jahre alte Holzbildhauer Ermisch aus Wernigerode, der zum Nachteil des Sparvereins „Vater Jahn" in Leutzsch 2000 Mark Spargelder unterschla gen und dieses Geld in seinem Nutzen verwen det hatte. * Oschatz, 18. Dez. Als gestern vormittag gegen 9 Uhr ein Kutscher des Stadtgutsbcsitzers Stoisch mit seinem Wagen in der Bahnhofstraße das Gleis der Kleinbahn Wermsdorf—Oschatz passieren wollte, überhörte er das Klingelzeichen des 8 Uhr 55 Min. fälligen Zuges. Die Loko motive fuhr auf den Lastwagen auf und zertrüm merte ihn vollständig. Die Pferde hatten das Gleis schon überschritten und gingen durch. Der Kutscher kam mit dem Schrecken davon. * Schneeberg, 18. Dez. Von der Schütz mannschaft in Johanngeorgenstadt wurde in dem 51 Jahre alten Handarbeiter Edelmann derjenige Mensch ermittelt, der einem hiesigen Fleischermeister einen Wagen mit Pferd und zwei Kälbern von der Straße weg gestohlen hat. Die Kälber hatte der Dieb bereits „ver silbert", Pferd und Wagen wurden wieder erlangt. ' Plauen i. B., 18. Dez. In einem Teiche an der alten Straße, die nach Mechelgrün führt, ist der 28jährige Zeichner Matthes non hier als Leiche aufgefunden worden. Er wurde schon seit acht Tagen vermißt. Da der junge Mann an .Krampfanfällen litt, ist es nicht ansgeschlossen, daß er bei einem solchen Anfälle in das Wasser gefallen und umgekommen ist. * Bergen i'. D-, 18. Dez. Ans der Haft entlassen ist der MonteuURennert, der"bcschnldigt wird, den Unglücksfall an der Hochspannleitung der Ueberlandzentrale "^durch"''Ableittlng des Starkstromes verursacht zu »haben. Man hat ihm bisher nichts beweisen können. * Markneukirchen, 18. Dez. Das Groß feuer, durch das hier 17 Scheunen mit Inhalt vernichtet wnrden, hat einen Schaden von 125000 bis 150000 M. verursacht. Es liegt zweifellos Brandstiftung vor. Meine Chronik. * Die Orkane an der englischen Küste und über der Nordsee nehmen kein Ende. Der letzte hat eine große Zahl von Häusern in England zerstört, über zwanzig Personen sind getötet. Auch sind viele Ge schäfte durch Sturmfluten schwer beschädigt. Der Passagierdampfer-Verkehr war erheblich gestört. Auch an der Etbmündung herrschte grobe See. * 115 Prisour« tnfol-c schlechter Wurst ers krault. In Protivin in Bödmen sind 115 Per- sonen infolge Genusses schlechter Wurstware zum Teil schwer ellrankt. Eine umfassende Untersuchung ist eingeleitet. * Die Leiche deS Hauptmanns Lange vo« Ballou „Saar" gefunden. Wie dem Luftschiffer, verein in Saarbrücken auS Bremerhaven telegraphiert wurde, ist am Somabend die Leiche des Haupt manns Lange von dem F'schdampjer „Kailsburg" gesunden und wieder in die Nmdlee versenkt worden. Hauptmann Lange nahm, wie noch erinnerlich sein dürste, am l3. November im B-llon Saar" an einem Wetlflicgcn des Niederrhelmschen Vereins für Lusischiffahrt teil, das von Gelsenkirchen ausging. Ler Ballon „Saar" wmde zuletzt vom Loiscn- schoner „Rchebüttel" beim Feuerschiff von Norderney gesichtet, als er in 200 Meter Höhe in der Richtung nach Nordwest auf die See hinausflog. Insassen des Ballons waren Leutnant Romeler, Hauptmann Lange und ein Herr Zimmermann. ' vom Zuge kberfahrcu und getötet. Bei Potsdam fiel ein Passagier nachts aus einem Per sonenzuge heraus und so unglücklich aus daS zweite Gleis, daß ihm von einem gerade herankommenden Gülerzug der Kopf glatt abgejchnitten wurde. * vlrr Ardciter vou einer Tchnrelawine ver schüttet. Wie auS Innsbruck gemeldet wird, ging am Freitag nachmittag am Hitzbachgraben im Fusche» tale eine kolossale Schneelawine nieder, die vier mit Holzarbeiten beschäftigte Bauern verschüttete. Zwei konnten noch lebend, die andern beiden nur als Leichen geborgen werden. * vier Arbeiter erstickt. Aus dem Gute Ludorf in Mecklenburg sind vier Arbeiter durch vorzeitiges Schließen der Ofenklappe durch Kohlengase erstickt. ' Die Ltebeskataftropheu nehmen auch ange sichts de- Weihnacht-festes kein Ende. Im Berliner Vorort Erkner vergifteten sich ein Gürtlergehilfe und ein junges Mädchen auS unglücklicher Liebe. " Hiogkrichlet wmde am Sonnabend in Kiel ein Landarbeiter, der einen Kameraden ermordet und beraubt hatte, um seiner Liebsten Geschenke kaufen zu können. * Zur Berliner Mordaffäre. Den unausge setzten Anstrengungen der Berliner Polizei ist es am Sonnabend in später Abendstunde gelungen, den mutmaßlichen Mörder der Frau Heffmann aus der Blumenthalstroße zu verhaften. ES ist der stellen lose frühere Wäschckulscher Otto Schulze, der am 1 . Januar 1887 geboren, also jetzt fast 24 Jahre alt ist. — Nach einer späteren Meldung konnte der Verhaftete sein Alibi nachweisen. Trotzdem wur de er in Hast behalten, weil er der Mitlälerschast verdächtig ist. ' Eelbstmordversuche Hofrichter-. Wie aus Wien gemeldet wird, machte Hofrichter in der Strafanstalt aus Trübsinn zwei Selbstmordversuche. Er wurde in eine andere Zelle gebracht, in der er besser überwacht werden kann. * Der Elsässer Weitzrock von der französischen Fremdenlegion ist wirklich in Afrika von seinen Kameraden im Stich gelassen worden und »mge- kommen; dar ist der Kern der Erklärungen, die der französische Kriegsminister Brun abgab. Die übrigen Soldaten haben geglaubt, Weißrock sei nicht ernstlich unwohl, sie haben geglaubt, er werde von einer folgenden Kolonne ausgenommen, und darum hat man ihn liegen lassen. Daß da- in Afrika keine Hirmlosigkcit bedeutet, mußten sie wissen, durften sie nicht glauben. * Eta Bürgermeister als Ränder. In Sisini auf Sardinien mißhandelte eine Räuberbande einen älteren Grundbesitzer und seine Frau, dann zogen sie mit einigen Tausend Lire ab. Der Neffe des Ueberfallenen verfolgte die Banditen und erschoß einen von ihnen. Der Gelötete war der Bürger meister von Sisini. * Jugendlicher Verbrecher. In Hamburg überfiel ein Siebzehnjähriger mit einer schwarzen Marke vor dem Gesicht eine Zigarrcnhändlerm in ihrem Laden und versuchte sie zu erwürgen. DaS Hilsegeschrci der Frau verscheuchte ihn, doch wurde er mit einem Komplizen,derPostenstand, festgenommen. * Nusfische Eifersucht. Der russische Garde hauptmann Fürst Dolgorukow unterhielt ein Liebes- Verhältnis mit einer Bretlsängerin in Wilna. Jetzt überraschte er sie in der Eeparatloge eines Rauch- theatcrs, als sie mit einem Herrn soupierte. Von Eifersucht gepackt, ergriff der herkulisch gebaute Offi zier die ungcireue Geliebte und schleuderte sie über die Brüstung der Loge hinunter in- Parkett, wo sie mit dem Schädel derart auf einen Tisch auf schlug, daß sie mit gebrochener Hirnschale liegen blieb. " Unehrliche Wett. Der vornehme Falsch spieler Graf Wolff-Metternich wird in dieser Woche aus Wien nach Berlin au-geliefert, ebenso auS Petersburg der berüchtigte Hochstapler Margulin. Beide behaupten nach wie vor, unschuldig zu sein. — In Petcr-burg wurde der Geheime Staatsrat Neratow, früher Präsident der Wolga-Vogulmyn- schen Eisenbahn, wegen Betrügereien in diesem seinem Amt verhaftet — In Konstantinopel ist der frühere türkische Konsul in Athen, Osman Senai, wegen Unterschlagung von 40000 Pfund fcstgenommen worden. Er will die Summe für Spionazezwccke ausgegeben haben. — Gegen den Moskauer Stadt» Hauptmann General von Rhechbott und dessen Ge hilfen Oberst Korotky beginnt dieser Tage der Pro zeß wegen Bestechlichkeit, Erpressung, Unterschlagung usw Unter den von dem wackeren Sladthauptmann Gerupften befindet sich auch der deutsche Klub in Moskau; er mußte jährlich über 13000 Rubel als Beteiligung für die Zulassung gewisser gesellschaft licher Glücksspiele an den Gewaltigen zahlen. * Was die Kraue« alle- werde«. Wir haben geprüfte Meisterinnen in der Uhrmacherei, Schnei-
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