Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.12.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191012285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101228
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-12
- Tag 1910-12-28
-
Monat
1910-12
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.12.1910
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ein Widerruf des Prin zen Max. Das „Dresdner Journal"' schreibt: „Der Artikel Seiner Königlichen Hoheit des Prin zen Max „Pensees sur l'union des eglises" in der neuen Zeitschrift „Roma et Oriente" ist zum Gegenstand weitestgehender Erörterungen in der Presse gemacht worden. Demgegenüber wird hiermit festgestellt: Der fragliche Artikel erörtert das Problem, in welcher Weise vom Standpunkte und aus den Auffassungen der nichtunierten Orientalen heraus betrachtet am aussichtsvollsten die Wiedervereinigung der orientalischen mit der okzidentalischen Kirche herbeigeführt werden könnte. Die zu diesem Zwecke gemachten eigenen kritischen Bemerkun gen und Vorschläge sind, insofern sie sich auf exegetischem, kirchengeschichtlichem und kirchen rechtlichem Gebiete bewegen, nicht einwandfrei und unterliegen einer wissenschaftlichen Beur teilung. Insofern sie mit den Dogmen der ka tholischen Kirche im Zusammenhang stehen, sind sie nicht nur einer sachlichen Prüfung an sich ausgesetzt, sondern sie haben auch mit der Gesamtlehre der Kirche im Einklang zu stehen. Von dieser aber abzuweichen oder mit ihr sich in Widerspruch zu setzen, lag und liegt dem Prinzen vollkommen fern. Daß die Zurück ziehung des Artikels opportun war, bestätigen die Mißverständnisse und tatsächlichen Mißdeu tungen desselben, welch letztere wiederholt dem Wortlaute widersprechen." Bekanntlich ist das „Dresdner Journal" Re gierungsorgan. Es bringt in seinem amtlichen Teile Kundgebungen der Regierung oder An gelegenheiten des Königlichen Hauses. Da die sächsische Regierung für die ganze Angelegen heit nicht zuständig ist, so kann die oben mit geteilte kritische Aeußerung über den Artikel des Prinzen Max nur so gedeutet werden, daß damit eine Angelegenheit des Königlichen Hau ses zum Austrag gebracht werden soll. Selbst verständlich muß dann auch Prinz Max zu der obigen Fassung seine Zustimmung gegeben ha ben, und deshalb ist wohl die im „Dresdner Journal" veröffentlichte Erklärung, die kriti schen Bemerkungen des in Rede stehenden Ar tikels seien nicht einwandfrei gewesen, der Prinz habe sich aber mit der Gesamtlehre nicht in Widerspruch setzen wollen und die Zurück ziehung des Artikels sei deshalb opportun, als formeller Widerruf des Prinzen Max auszu fassen. Bei der versöhnlichen Stimmung, die aus beiden Seiten hervortrat, darf man an nehmen, daß, soweit die katholische Kirche in Betracht kommt, der Konflikt zwischen dem Prinzen Max und dem Vatikan damit seine Erledigung gefunden hat. * * * Prinz Max von Sachsen ist gestern in Rom eingetroffen und im Dominikanerkloster San Vitale abgestiegen. TageSgeschichte. Am deutschen Kaiferhofe sand am heiligen Abend die Weihnachtsbesche rung, an der außer den erwachsenen Fami liengliedern auch die drei kleinen Söhne des fernen Kronprinzenpaares teilnahmen, in üb licher Weise im Neuen Palais zu Potsdam statt. In den Feiertagen widmeten sich die Majestäten ihrer Familie. Nachmittags hatte der Kaiser der Weihnachtsbescherung im ersten Garderegiment zu Fuß beigewohnt und auf der Rückkehr im Neuen Palais verschiedene Personen durch Geldspenden erfreut. Kaiser Wilhelm als Ehrendoktor der Universität Klausenburg. Ein ehrenvolles Weihnachtsgeschenk ist un serem Kaiser mit der gerade zum Feste erfolg ten Promotion zum Doktor juris an der sie- benbürgischen Universität Klausenburg gemacht worden, deren Anlaß bekanntlich die wissen schaftliche Kaiser-Wilhelmstistung bei der Hun dertjahrfeier der Berliner Universität gewesen ist. Vor allem sind aber die Worte zu begrü ßen, die der Festredner vom Kaiser sprach: „Nicht bloß politische Beweggründe, sondern auch Menschenliebe leitete den Kaiser, als er vor zwei Jahren einen blutigen Krieg von un seren Grenzen abwenden half." Das ehrt be sonders, weil es volle Wahrheit ist. Der deutsche Kronprinz verweilte in den Feiertagen in Dschaipur in Indien, wo er mit großem Prunk empfangen worden war, und besuchte von dort die be rühmte Diamantenstadt Golkonda. Auch eine Tigerjagd wurde ihm zu Ehren veranstaltet. Die Kronprinzessin war auf der Nilreise be griffen, von der sie Mitte Januar nach Kairo heimkehrt. Graf Ballestrem Der langjährige und nach Levetzow bekann teste Präsident des deutschen Reichstages, Franz Gras v. Ballestrem, ist unmittelbar vor dem Weihnachtsseste auf seinem Schlosse Plawnio- witz in Oberschlesien nach längerem Leiden im 77. Lebensjahre gestorben. Graf Ballestrem >var am 4. September 1834 auf dem väter lichen Gute, auf dem er auch aus dem Le ben schied, geboren. Auf geistlichen Anstalten genoß der junge Gras, der sich stets als treuer Sohn der katholischen Kirche bewährte, seine Erziehung. Drei Jahre lang lag er auf der Universität Lüttich juristischen und volkswirt schaftlichen Studien ob und wurde daraus Ka vallerie-Offizier. Als solcher nahm er an den Feldzügen von 1866 und 1870—71 teil. Nach dem er infolge eines Sturzes vom Pferde In valide geworden war, schied er aus dem akti ven Militärdienste aus und ließ sich in den Reichstag wählen, wo er sich der Zentrums partei anschloß. Im Reichstage nahm der Gras lebhaft an den Kulturkampfdebatten teil und hatte gelegentlich einer Auseinandersetzung über das Kullmannsche Attentat einen scharfen Zusammenstoß mit dem Fürsten Bismarck, dem er das Wort „Pfui" entgegenschleuderte. 1890 wurde Ballestrem erster Vizepräsident des Reichs tags; im Gegensatz zu seiner Partei stimmte er für die Militärvorlage und kandidierte 1895 nicht. 1898 erfolgte seine Wiederwahl in den Reichstag und am 7. Dezember die Wahl zum Reichstagspräsidenten. Als solcher wirkte Gras Ballestrem bis zum 13. Dezember 1906, dem Tage der Auflösung. Bei den Neuwahlen ließ er sich nicht wieder als Kandidat aufftellen. Als Präsident zeichnete er sich durch seine große Objektivität, Sachkenntnis und seinen schlag fertigen Witz aus. Vom Grafen Ballestrem rührt die zum Gewohnheitsrecht gewordene Anordnung her, daß im Reichstage nur die jenigen Kaiserreden besprochen werden dürfen, deren Text im Reichsanzeiger gestanden hat. Oberleutnant Drooft Wieder einer der alten Afrikaner ist mit dem Oberleutnant Edmund Droost aus dem Leben geschieden. Auch er ist in jüngeren Jahren, gleich Dominik, dahin gerafft worden und hatte eben erst das 43. Lebensjahr voll endet. Wie Dominik in Kamerun, so war Droost in Südwestafrika eine allgemein be kannte und anerkannte Persönlichkeit. Lange noch bevor der Automobilismus die jetzige Blüte erreicht hatte, versuchte er, auf mechani schem Wege die Güter zu befördern und da durch die langsamen, schwerfälligen und teuren Ochsenkarren entbehrlich zu machen. Die Ein geborenen, die ja außer dem Ochsen kein Transportmittel kannten, nannten die Lokomo tive den „Dampfochsen". Frankreich. Die Deputiertenkammer erledigte die Wa- dai-Jnterpellation am Weihnachts-Heiligabend und vertagte sich dann. Das Hauptinteresse richtet sich gegenwärtig auf die Frage, ob Präsident Fallieres dem von der Deputierten kammer ihm unterbreiteten Antrag stattgeben und den von den Geschworenen zum Tode ver urteilten Hafenarbeiter Durand begnadigen wird, der bekanntlich zur Ermordung des Ar beitswilligen Donge aufgesordert hatte, welcher Aufforderung auch entsprochen wurde. Die Verhältnisse der Republik bringen es so mit sich, daß der Präsident einem derartigen Ver langen nicht ausweichen kann. Durand wird also wahrscheinlich zu lebenslänglicher Zwangs arbeit verurteilt werden. — Für die Größe der Kriminalität in Frankreich spricht die Tat sache, daß kurz vor dem Feste ein Transport schiff 226 Verbrecher schlimmster Sorte nach der Sträflingskolonie Guyana brachte, derselben Strafkolonie, zu der die Teufelsinsel gehört, auf welcher Dreyfus Jahre lang gefangen ge halten wurde. Der Exfchah Mohamed Ali Mirza von Persien traf zuni Weihnachtsfeste in Nizza ein, wo er längeren Aufenthalt zu nehmen gedenkt. Po litische Absichten verfolgt er dort nicht. Er hat auf eine Zurückgewinnung des Thrones in Teheran, aus den er so leicht verzichtete, auch keine Aussicht. Serbien. Wie aus Belgrad gemeldet wird, wurde Vassitsch in dem am Donnerstag begonnenen Prozeß zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Vassitsch stand unter der Anklage, Dokumente gefälscht zu haben, um eine Verbindung zwi schen serbischen Amtspersonen und der serbisch- kroatischen Koalition herzustellen. Griechenland nimmt eine Reorganisation seiner Armee vor, zu deren Ausführung es sich an Frankreich gewendet hat. Der ehemalige Generalstabschef des 13. französischen Armeekorps, Brigadege neral Edmond, geht in Begleitung eines Ge neralstabsoffiziers und eines Militärintendanten mit Genehmigung seiner Regierung in den nächsten Tagen nach Athen, um einen Plan zur Reorganisation zu entwerfen, die von ver schiedenen französischen Offizieren durchgeführt werden wird. Für die Entwickelung der Bal kanfrage ist es nicht ohne Interesse, daß die türkische Armee von deutschen, die griechische aber von französischen Jnstruktionsoffizieren ausgebildet sein wird. Unruhen am persischen Golf. Ani persischen Golf sind im Zusammenhang mit der Unterdrückung des Waffenhandels in Persien Unruhen ausgebrochen. Der englische Kreuzer „Hyacinth" hat eine Truppenabteilung gelandet, die auf Widerstand stieß, wobei vier Matrosen getötet und neun verwundet wur den. Ein Mann wird vermißt. Unruhen auf Kuba. Auf der Insel Kuba, die seit dem spanisch amerikanischen Kriege eine Art Selbständigkeit besitzt, brachen neuerliche Unruhen aus, so daß die Regierung der Vereinigten Staaten zum Schutze der Fremden Truppen landen lassen will. Die Union soll sogar die Annektierung Kubas beabsichtigen, wenn eine längere mili tärische Besetzung der Insel nötig werden sollte. Oertliches ««d Sächsisches. *— Nach dem Feste. Nun sind die Feiertage vorüber, und wer nicht imstande ist, sich des inoffiziellen „dritten Festtages" zu freuen, der hörte heute schon wieder des Dien stes ewig gleichgestellte Uhr schlagen, der nun einmal die weitaus allermeisten Menschen zu gehorchen haben. Schnell wie ein Traum, wie eine leuchtende Fata morgana sind die beiden Festtage an uns vorübergerauscht. Leider ließ das Wetter nicht nur vieles, sondern fast alles zu wünschen übrig. Es war nicht nur ein Weihnachten ohne Schnee, wie wir es seit Jahren schon gewohnt sind, es stürmte und regnete vielmehr derart, daß es uns entweder in die eigenen „vier Pfähle" zwang oder höch stens eine der nächstgelegenen Vergnügungs stätten aufzusuchen gestattete. In den Fami lien freilich sorgte die allzeit heitere, sorglose Kinderschar, die mit Spielzeug und anderen hübschen Sachen mehr oder weniger reich be schenkt worden war, mit ihrem Jubel und Tru bel dafür, daß die echte und rechte Weihnachts stimmung in Wirklichkeit da war und nicht nur durch den strahlenden Weihnachtsbaum markiert wurde. Nach den Weihnachtsgedanken kommen jetzt die für Silvester und Neujahr, die aber, als weniger umfangreich, noch am letzten Tage des alten Jahres erledigt werden können, und dann wäre es mit dem „Kometenjahr" vorbei, das genug Hallo in der Welt gebracht hat. Der Schluß von 1910 läßt übrigens wieder eine Streitfrage auftauchen: Man wird sagen, mit dem 31. Dezember 1910 sei das erste Jahrzehnt unseres Jahrhunderts zu Ende. Genau genommen stimmt das aber nicht, denn, wie erinnerlich sein wird, war die offizielle Jahrhundertfeier am 1. Januar 1900. Dar nach wäre das erste Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts also schon am 31. Dezember 1909 vorüber gewesen. Viele werden das wie der nicht wahr haben wollen und sagen, ein Jahrzehnt schließt mit der Zehn. Das ist ge nau derselbe Zwist, wie er 1900 war: Wann beginnt das Jahrhundert, 1900 oder 1901? * — Wetteraussicht für Mittwoch, den 28. Dezbr.: Nordwestwinde, wechselnde Bewölkung, zeitweise Regen und Schnee. * — In der 2. Dekade des Dezember stellten sich die Witterungsvcrhältnisse nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt: Niederschläge Niedrigste Höchste Temperatur m Lrt. pro Tem- Tem- mittags Tag Quadr. Met. peratur peratur 12 Uhr 11. -- 0.5 -f- 8.5 - >- 8.5 12. -- 3.5 9.2 9.2 13. -- 3.2 9.0 9.0 14. -f- 2.0 6.5 6.5 15. — 0.5 7.0 7.0 16. -4- 3.0 8.5 8.5 17. 2.0 -- 7.0 9.0 9.0 18. 0.0 -- 3.2 6.3 6.0 19. 4.8 -s- 1.0 4.5 4.5 20. 7.8 0.0 4.0 4.0 Sa.: 14.6 -4-22.9 -4-72.5 -1 -72.2 M.: 1.46 -s- 2.29 -s- 7.25 - f- 7.22 * — Der K i r ch e n b e s u ch Ivar wäh rend der Feiertage überaus zahlreich. Die An dächtigen saßen und standen zum Teil dicht gedrängt. Alle haben gewiß durch herrliche Predigt und herzerhebende Gesänge eine innere Stärkung erfahren, die noch anhält, wenn auch die Lichter des Christbaumes längst verlöscht sind. * — Begnadigungen. Der König hat aus Anlaß des Weihnachtsfestes 28 Straf gefangenen aus Gnaden die Freiheit geschenkt. * — Bezirksausschuß-Sitzung. Die Tagesordnung für die l4. diesjährige Bezirksausschuß-Sitzung, die am Donnerstag, den 29. d. M., vormittags ^11 Uhr im Sitzungssaal«! der Königlichen Amtshauptmann schaft Glauchau stattsindet, weist u. a. folgende Bcratungspunkte auf: Einziehung von Teilen des Weges Flurstück 682 und 1522 des Flur buches für Langenchursdorf für den öffent lichen Verkehr; Besetzung der Stelle des Be- zirksstraßenmeisters, dessen Dienstkleidung und Dienstanweisung; die Ausführung einer Zen tralheizung im Bezirksgenesungshcime; Gesuch des Gutsbesitzers Hermann Anton Friebel (Ab trennung von Blatt 1 des Grundbuchs für Reicheubach); Gesuch des Geschäftsreisenden Ernst Bruno Göthel (Abtrennung von Blatt 104 des Grundbuchs für Oberlungwitz); Mit teilungen über die Bezirksanstalt Lichtenstein und das Bczirksgenesungsheim „König Georg- Stift". * — Staatliche Schlachtvieh- Versicherung. Das Königliche Ministe rium des Innern hat bestimmt, daß für die im Jahre 1911 zu schlachtenden Tiere an Ver sicherungsbeiträgen 2 Mark für ein männliches Rind, 3 Mark für ein weibliches Rind und 80 Pfennige für ein Schwein zu erheben sind. * — Verpflichtung. Der Tierarzt Fritz Busch in Obcrfrohna ist als zweiter stell vertretender wissenschaftlicher Fleischbeschauer für die Orte Falken, Langenberg und Langen- chursdors in Pflicht genommen worden. * Hohenstein-Ernstthal, 27. Dez. Der Achtuhrladenschluß ist abge - lehnt, wenigstens hat die in der Zeit vom 10. bis mit 23. Dezember erfolgte Abstimmung der Geschäftsinhaber nicht die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für denselben ergeben. Hieraus ergibt sich, daß die Antragsteller (135 von 315 hiesigen Geschäftsinhabern) selbst nicht alle für den Achtuhrschluß gestimmt haben. Die Mehrzahl der hiesigen Geschäftsleute ist demnach für die bisherige Ladenschlußzeit, die denn auch, solange keine reichsgesetzliche Aen- derung eintritt, beibehalten wird. * — Für das Milchfrühstück an der 2. Bezirksschule gingen ferner bei uns ein: Schuhmacherobermeister John 1 Mk., R. M. 50 Pfg., Ungenannt 20 Pfg. Weitere Ga den, auch die geringsten, werden in der Expe dition dieses Blattes gern entgegengenommen. * — Weihnachtsvergnügen. Der Turnverein von 1856, der im Neustädter Schützenhause, und die „Turnerschaft", die im „Logenhause" öffentliche Aufführungen veran stalteten, hatten sich, wie stets bei solchen Gele genheiten, eines großen Zuspruchs zu erfreuen und fanden die gutvorbereiteten Darbietungen regen Beifall. Auch das Richtersche Theater im Hotel „Drei Schwanen", das am 1. Feier tage Doppelvorstellungen bot, hatte einen gu ten Besuch zu verzeichnen. Gespielt wurde mit dem bekannt guten Erfolge. Für heute sind noch eine ganze Anzahl Festivitäten angesetzt und werden hoffentlich Wirte und Veranstalter auf ihre Rechnung kommen. Das Wetter hat einen leichten Umschwung zu verzeichnen. Nach dem es in der letzten Nacht etwas gefroren hat, siel heute früh ein leichter Schnee, der auf den Straßen jedoch bald wieder ver schwand. * — Das Weihnachtsgeschenk auf der Straße. Ein Oberlungwitzer Einwohner kaufte am Sonnabend abend in ei nem Geschäft der Dresdnerstraße ein. Ein Paket, enthaltend seine bisherigen Einkäufe, lieh er einstweilen vor dem Schaufenster des Ladens liegen, vergaß aber bei seinem Fort gang aus dem Geschäft, dasselbe wieder an sich zu nehmen. Als er nach einer Stunde seines Versehens inne ward, war das Paket natürlich verschwunden. * — Theater im Hotel „Drei Schwanen". Mittwoch abend geht als Benefiz für Fr. Eckhardt „Unser Lorchen", Lustspiel in 4 Akten von Lindau, in Szene. Der Benefiziantin ist an ihrem Ehrenabend ein volles Haus zu wünschen. h .— Oberlungwitz, 27. Dez. Eine in einer hiesigen Fabrik beschäftigte 19jährige Arbeiterin aus Hermsdorf erlitt am Sonn abend in ihrer Arbeitsstelle einen schweren Krampfanfall. Die Bedauernswerte mußte, da sie bewußtlos blieb, mittels Geschirr in ihre Wohnung gefahren werden und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Das Mädchen, dessen Vater in einem Krampfanfall verstarb, ist nur zeitweilig bei Besinnung und klagt über schlech tes Augenlicht und Gefühllosigkeit der Glieder. * Oberlungwitz, 27. Dez. Die beiden hiesigen Turnvereine, Turnverein 1 und Turn verein „Germania" veranstalteten am 1. Weih nachtsfeiertage in der „Post" und im „Casino" gutbesuchte Aufführungen. Für beide Veran staltungen war eine äußerst reichhaltige Dar bietungsfolge aufgestellt worden und kamen die zahlreichen Besucher voll und ganz auf ihre Kosten. Das Bestreben, einige genußreiche Stunden zu bieten, ist beiden Vereinen ge lungen. O Gersdorf, 27. Dez. Der Turnverein hielt am 1. Weihnachtsfeiertage im Teutonia saale eine gutbesuchte Abendunterhaltung ab. Alle Nummern des sehr reichhaltigen Pro gramms wurden gut zur Ausführung gebracht und mit großem Beifall ausgenommen. Auch die turnerischen Darbietungen zeugten von gro ßem turnerischen Fleiß. — Am Weihnachtsfest konnten abermals auf dem Gersdorfer Stein kohlenwerk Pluto und Merkur eine größere An zahl Bergarbeiter aus den Orten Gersdorf, Bernsdorf, Erlbach, Oelsnitz und Lugau, die 25 Jahre ununterbrochen daselbst beschäftigt sind, ausgezeichnet werden. Gelegentlich dieser Feier wurde jedem der Jubilare ein namhaftes Geldgeschenk durch die Werksverwaltung ein gehändigt. x. Langenberg, 27. Dez. Einen gutbe suchten Familienabcnd veranstaltete am erste» Weihnachtsfeiertag der hiesige Männergesang verein im Rauschen Gasthofe. Mit dem Theo Nestlerschen Männerchor „Meine Heimat" wurde der Abend recht wirkungsvoll eingeleitet. Ver schiedene gemischte Chöre von Fr. Hugo kamen gut zur Geltung, während 12 Weihnachtsbilder „Am heiligen Abend" von R. Matthes reichen Beifall hcrvorriefen. Männerchöre, Doppelquar tctts und Solis wechselten in bunter Reihen folge. Mit dem gemeinsamen Schlutzgesange „O Tannenbaum" sand der schön verlaufene Abend seinen Abschluß. x. Falken, 27. Dez. Der hiesige Turn verein veranstaltete am ersten Weihnachtsfeier tag im hiesigen Gasthof eine öffentliche Abend unterhaltung, die sich eines guten Besuches zu erfreuen hatte. Die turnerischen und gesang lichen Darbietungen fanden reichen Beifall; be sonderen Anklang fand das urkomische Gesamt spiel „Der Lobfrosch". * Lichtenstcin-E., 26. Dez. Die Kunde von einem Mord und versuchten Selbstmord rief heute vormittag in unserm Ort die größte Aufregung hervor. Um 9 Uhr vormittags wurde im hiesigen Stadtwald eine in den 30er Jahren stehende Frau Leichsenring erschossen aufgefunden. Neben der Leiche lagen ein Sei tengewehr, Mütze und Rock eines Soldaten vom 139. Infanterie-Regiment. Gegen 11 llhr wurde im Seidclschen Park der Soldat Neef aufgefundcn, der sich ebenfalls geschossen, aber nur verletzt hatte. Neef sagt aus, er habe Frau Leichsenring auf deren ausdrückliches Verlangen erschossen. Die Tat dürfte um Mit ternacht geschehen sein. Jedenfalls handelt es sich um ein Liebesdrama, doch war der wahre Grund bis jetzt noch nicht zu ermitteln. Neef wurde in das Zwickauer Garnisonlazarett trans portiert, während die Leiche der Leichsenring in die hiesige Leichenl;alle kam. — Von an derer Seite wird hierzu noch berichtet: Der Soldat Nees hat vor seiner Militärdienstzeit bei dem Leichsenringschen Ehepaar in Gers dorf logiert. Er hatte mit der Ehefrau ein Liebesverhältnis angeknüpft, das vom Ehe mann, der Bergarbeiter ist, bemerkt wurde, worauf es zu ehelichen Zerwürfnissen kam. Das Liebespaar beschloß deshalb, gemeinschaft lich aus dem Leben zu scheiden. Dieser Plan sollte jetzt, wo Neef auf Weihnachtsurlaub nach Gersdorf kam, verwirklicht werden. Neef und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)